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Bahnschranken und Milchkaffee

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Bahnschranken und Milchkaffee

Bahnschranken und Milchkaffee

Immer, wenn sie zu Besuch bei den Großeltern waren, schauten sie aus dem Erkerfenster ins Tal hinunter, auf die andere Seite des Flusses. Durch die sonnenflirrende Juliluft hindurch hörten sie das dreimalige Schrillen des Fernsprechers am Wärterhäuschen des kleinen Bahnhofes auf der anderen Seite des Flusses.
Nun wuchs die Spannung.
Die Buben hatten nämlich mittlerweile herausgefunden, dass immer, wenn diese Glocken schrillten, kurz danach ein Zug kam. Nun begannen sie darüber zu disputieren, was das für ein Zug sein würde und aus welcher Richtung er wohl käme.
„Er kommt von rechts und er wird halten.“
„Ach quatsch, er kommt von links und fährt durch.“
„Wetten, dass nicht?“
„Wetten, dass doch?“
Mittlerweile hörten sie das leise „Ping, ping, ping“ der Bahnschranke.
Die Spannung stieg.
Der Zug kam von rechts, aber er fuhr durch, denn es war ein langer Güterzug mit zwei mächtigen schwarzen Dampfloks davor und nun musste gezählt werden, aus wievielen Waggons der Zug wohl bestünde. Der vorige Streit war schon vergessen. Nun galt es zu erraten, wer den Zug am besten einschätzte und mit seiner Schätzung am genauesten lag.
„40 Waggons höchstens“,
„50 Waggons mindestens“.
Gleichzeitig begannen sie zu zählen.
Bei 52 Waggons war der Zug zu Ende.
„Gewonnen!“, trumpfte der Kleinere auf, “Gewonnen, gewonnen!“ und hüpfte auf einem Bein durchs Zimmer. Dann kehrten sie zum Fenster zurück, denn nun war in der Ferne das Schnauben eines weiteren Zuges zu hören. Es war ein Vororte-Zug; er kam von links und hielt.
Danach hielten es die beiden nicht länger in der stillen Stube aus. Sie bestürmten die Oma, ob sie nicht nach draußen dürften, bekamen ihre Erlaubnis und rannten selig aus dem Haus. Draußen angekommen schauten sie sich kurz verschwörerisch an und rannten los. Mit laut klatschenden Sandalen rannten sie den Berg hinunter, an der Kirche vorbei, über die Brücke, unter der der Fluß träge seine schlammigen Fluten bergab wälzte und kamen atemlos am Bahnwärterhäuschen auf der anderen Seite der Schienen zum Stehen.

Die Türe des Wärterhäuschens stand offen und drinnen sahen sie einen älteren Mann mit einer Zeitung in der Hand an einem kleinen Tischchen sitzen. Über die in der Hitze flirrenden Bahngeleise taumelte ein Paar gelber Kohlweißlinge und das leise Summen von Insekten lag in der Luft. Das dumpfe Tuckern eines Flußkahns war zu hören, und jäh wurde die Ruhe durch ein neuerliches, dreimaliges Schrillen der Glocke durchbrochen, welches sich kurz darauf wiederholte.
Der Schrankenwärter legte die Zeitung weg, warf einen prüfenden Blick auf die Wanduhr, stand auf und ging zu einem Kasten an der Wand, an dessen Seite eine Kurbel herausragte.
Er drehte sie dreimal hintereinander, hielt kurz inne, um sie dann nochmals dreimal zu drehen. Dann kam er mit einem freundlichen Lächeln nach draußen auf die beiden Buben zugelaufen, die wie angewurzelt neben den beiden nebeneinander aus dem Bahnsteig emporwachsenden Bahnschrankenkurbeln standen. Für jede der beiden Schranken gab es eine Kurbel und man konnte sogar die Zugseile sehen, die in den Boden hinabführten um hinter den schweren Gegengewichten am Schrankenende wieder aufzutauchen.
„Na Jungs,“ fragte er die beiden, “wie geht’s?“ und begann zu kurbeln, worauf sich beide Schranken pingend zu senken begannen. „Er kommt von rechts“, sagte der Kleine und puffte den Großen in die Seite. „Von links“, knurrte der Große und puffte zurück.
Amüsiert schaute sich der Schrankenwärter die beiden Bengels an. „Wer von euch beiden als erster herausfindet, woher ICH weiß, von wo der Zug kommt, der darf mir beim Kurbeln helfen.
„Eecht?“ Zwei ungläubige Gesichter starrten ihn an.
„Versprochen“, sagte der Schrankenwärter und lächelte.

Der Zug kam von rechts (was vom Fenster aus links gewesen wäre) und hielt, denn es war ein weiterer Bummelzug.
Grollend und dampfend rollte er an ihnen vorbei und kam mit einem letzten, empört-kreischenden Quietschen seiner Bremsen zum Stehen. Türen klappten, eine Stimme rief etwas, die Lokomotive gab ein langgezogenes „Pam..- Pah..“ von sich, welches sich anhörte als wolle die Lok Atem schöpfen, bevor sie wieder weiterfuhr. Leute begannen aus und einzusteigen, dann trillerte es kurz und schnaubend setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
Mit jedem Puffen stieß er dicke schwarze, wunderbar nach Steinkohle riechende Qualmwolken in die Luft, wurde schneller und verschwand schließlich hinter der Biegung in der Ferne. Die Zeit verflog in Windeseile für die beiden Buben, und noch immer hatten sie nicht herausgefunden, woher der Mann wusste, von wo der Zug kommen würde.
Es war wie Magie.

„Ich weiß es, ich weiß es!“ rief der Kleine plötzlich und begann um den Großen herumzuhüpfen.
„Nichts weißt du, du Dreikäsehoch“, brummte der Große verstimmt, denn er hatte sich auch sehnlichst gewünscht einmal die Schranken kurbeln zu dürfen.
„Doch, wenn er von rechts kommt, klingelt es sechsmal, und wenn er von links kommt, klingelts nur dreimal“, trompetete der Kleine und strahlte den Großen triumphierend an.
„Stimmt genau. Du hast aber gut aufgepasst“, sagte der Wärter und lächelte den Kleinen an, welcher gerade begann, einen erneuten Indianertanz aufzuführen. Der Schrankenwärter bemerkte jedoch schnell das unglückliche Gesicht des Großen und deshalb fügte er noch hinzu: “Also, der Kleine darf herunterkurbeln und der Große darf heraufkurbeln, denn da geht es viel schwerer. Seid ihr einverstanden?“

Und ob sie das waren. Alle beide strahlten voller Eifer wie zwei kleine Sonnen. Und so geschah es dann auch:
Der Kleine kurbelte hinunter und der Große hinauf, und man hatte fast den Eindruck, dass die Schrankenglocken schon lange nicht mehr so fröhlich gebimmelt hatten wie an diesem denkwürdigen Tag.

Als krönenden Abschluß bekamen beide noch einen Schluck Milchkaffee aus der Thermoskanne des freundlichen Schrankenwärters und mit jenem seltsamen, so „erwachsenen“ Geschmack noch auf der Zunge, rannten sie gemeinsam den Berg hinauf, zurück zur Oma, die sich schon die Stimme aus dem Halse gerufen hatte.

Beim Abendessen erzählten sie der Oma alles haarklein, und sie bemerkten nicht, dass der Opa öfter als sonst seine Serviette zum Munde führte, um ein glückliches Lächeln zu verbergen.
In der Nacht träumten sie alle beide von Bahnschranken und Milchkaffee.

08.04.2002 AP

Editiert am 10.04.02

<span class="ssilver">[Beitrag editiert von: Lord Arion am 10.04.2002 um 01:25]</span>

[ 25.05.2002, 12:28: Beitrag editiert von: Lord Arion ]

 

Hallo Lord Arion,

eine nette Geschichte und als "Jugenderinnerung" sicherlich gut erzählt. Das verspielte und aufgeregte Verhalten der Kinder ist leicht nachzuempfinden gewesen.
Hat mir gefallen.

Ein kleiner Tipp am Rande:
Mir ist aufgefallen, dass du vor jedem "und" ein Komma setzt.
Bei Satzteilen, die durch das Bindewort "und" getrennt werden, wird dem "und" kein Komma vorangestellt; es sei denn, es handelt sich bei diesem Satzteil um einen Hauptsatz - aber diese Regelung wurde sowieso mit der neuen Rechtschreibreform abgeschafft. Also, je nach dem, welche Rechtschreibregel du anwendest; bei der neuen ohne Komma, bei der alten mit Komma - vorausgesetzt, es handelt sich dabei jeweils um einen Hauptsatz.

Beispiel:

Zug am besten einschätzte, und mit seiner Schätzung am genauesten lag.
Hier kommt das Komma also weg, da es sich im zweiten Teil nur um einen Nebensatz handelt. ;)


Gruß, Hendek

 

Kommas fehlen auch bei fast allen direkten Reden.
Hier nur ein Beispiel:

„Er kommt von rechts“ sagte der Kleine,

Nach den Schlußzeichen gehört ein Komma hin.


Unlogisch liest sich für mich die Sache mit dem Schrankenwärter.

„Wer von euch beiden als erster herausfindet, woher ich weiß von wo der Zug kommt, der darf mir beim Kurbeln helfen.

Der Schrankenwärter erwähnt kein einziges mal, aus welcher Richtung der Zug nun eigentlich kommt.

L.o.C.

 

My Lord, :cool: ob diese Erzählung taugt (ich schließe aus dem letzten Satz), übermäßigen :smokin: Zigarettenkonsum zu begründen...?.. :susp: :naughty: :rolleyes: :cool:

Ich würde die Geschichte ohne den letzten Satz eher ins --> Kinderforum stellen, mit einem für Kinder beruhigenden Abschluß, wie

"..zurück zur Oma, die schon mit dem Abendessen auf sie wartete."
(Laß Dir was originelleres einfallen...)

Im Kinderforum ist eh so wenig los und das ist doch eine schöne Geschichte, wie die beiden nicht zu streiten beginnen....

Korrektur kommt noch - vermutlich heute abend, spätestens morgen.

Liebe Grüße
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 09.04.2002 um 10:17]

 

Hi Ihr lieben,Rechtschreibung war schon immer meine schwache Seite, danke fürs erste fürs lesen, und die positive kritik.
@Hendek ich werde es editieren, danke dafür, ich fürchte, ich werde diese Fehler noch öfter machen, bis es in mein Hirn vorgedrungen ist...
@Lady
Nee, das ist ja das Mysterium, welches die beiden herauszufinden versuchen, was den Reiz auslöst ihnen das Kurbeln als Belohnung zu versprechen. Sie finden es ja dann tatsächlich heraus, der Rest war für mich dann eher unwichtig, aber ich denke noch über einen erklärenden Satz nach.
Danke für die Anregung
@ Häferl
gute Idee, ich denk übers verschieben nach

Lord ;) ;)

[Beitrag editiert von: Lord Arion am 09.04.2002 um 11:40]

 

Sodele,jetzt hab ich´s nochmal editiert, und der neue Schluß gefällt mir nun selber besser.

Wenn einer der Mods der Meinung ist, daß die Geschichte auch bei "Kinder" stehen könnte, dann hab ich nix dagegen, wenn sie verschoben wird.

Lord :) ;)

 

Hi Lord!

Schön geschrieben, ich hab mich so richtig in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt (in der des leider viel zu wenig Bahnschranken gab)! Meiner Meinung nach darf die Geschichte gerne ins Kinderforum, ich werde sie also gleich mal - mit Deiner im Voraus erteilten Erlaubnis - verschieben.

Das Schriftbild hat hier im Forum etwas gelitten, gelegentlich sind Absätze entstanden, die sich nicht gehören (mitten im Satz). Wenn du die noch heruasnimmst, liest es sich flüssiger.

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Liebe Chaosqueen!

Arvid kriegt eine Korrektur von mir, dann sind die Absätze auch weg - hab bitte noch Geduld. ;)

Möchte an dieser Stelle anmerken, daß ich es sehr lobenswert finde, wenn jemand Geschichten schreibt (und oft gar nicht so kurze), obwohl er kein Zehn-Finger-System beherrscht, sondern alle diese Buchstaben einzeln im Adler-Suchsystem findet und ertippt.... :thumbsup:

Liebe Grüße
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 09.04.2002 um 14:52]

 

Hi Häferl!

No Prob, das war ja auch nur so eine fEststellung mit den Absätzen - aber wieso korrigierst Du die? :confused:

Und das mit dem Zehnfingersuchsystem kenne ich auch noch, hat sich inzwischen zu einem Viereinhalbfinger-Wissen-wo-die-Tasten-sind-System entwickelt... ;)

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Lieber Lord,

warst du der Kleine von den beiden? Irgendwie bin ich mir da sicher.
Danke für diese schöne Kindergeschichte. Sie hat mir sehr gut gefallen und dir ist es gelungen, mir längst Vergessenes in Erinnerung zu rufen. Bei meinen Großeltern konnte man aus der Wohnküche auch auf Bahngleise und einen kleinen Bahnhof und Schranken gucken und ich hab auch immer, allerdings für mich selbst, gewettet, woher er nun kommen wird, der Zug und vor allen Dingen, obs ein langer oder ein kurzer Zug sein wird.
*schmunzel* Gräbt der Arvid bei mir noch glatt vergessene Erinnerungen aus!

Liebe Grüße
elvira

 

Hihi...hätt ich nicht gedacht, ehrlich..gestern hat mich ne gute Freundin gefragt, ob ich ihr ihre Geschichte/Erinnerung geklaut hätte, denn sie war der Meinung, dass nur sie als Kind geraten, und gekurbelt hat...

Sowas ist mir echt ein inneres Fest :D :D

Danke...

ergebenst
Arvid/Lord :D

 

Sehr hübsche Geschichte. Lässt sich auch gut vorlesen. Am Anfang steht eine unnötige Wortwiederholung (auf der anderen Seite des Flusses), die man durch "am anderen Ufer" o.ä. ersetzen sollte. Und:

Der Schrankenwärter legte die Zeitung weg, warf einen prüfenden Blick auf die Wanduhr, stand auf und ging zu einem Kasten an der Wand, an dessen Seite eine Kurbel herausragte.
Er drehte sie dreimal hintereinander, hielt kurz inne, um sie dann nochmals dreimal zu drehen. Dann kam er mit einem freundlichen Lächeln nach draußen auf die beiden Buben zugelaufen, die wie angewurzelt neben den Bahnschrankenkurbeln standen.
Das erscheint mir verwirrend. Sind verschiedene Kurbeln gemeint? Er kurbelt in A und geht dann nach B, wo die Jungs neben einer Kurbel stehen. Jedes Kind ( :lol: ) wird Dich das fragen, weil es sich die eschichte viel bildhafter vorstellt als der erwachsene Leser.
Nur so bin ich überhaupt darauf gekommen... :D

Vorschlag: Er nimmt die Kurbel aus dem Kasten im Häuschen, geht damit nach draußen. Das macht dann Sinn (könnte ja sonst jeder kommen und sich einen kurbeln).
Die Klammern samt Inhalt streichen! Rechts reicht; "vom Fenster aus links" (oder so) ist überflüssig. Zudem haben Klammern in Prosa nix zu suchen. Einschübe - so wie diesen hier - nur mit Bindestrichen!

 

Hi Alpha...ich denk mal drüber nach, wie ich das mit den Kurbeln deutlicher erklären kann...danke einstweilen für´s lesen, und die Anregung.

Lord ;)

 

Auch mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Das mit den Kurbeln ist wirklich etwas verwirrend, solltest Du ändern.

 

@Alpha& hexa.
das mit den Kurbeln ist jetzt geändert..ich glaub es is besser..danke für den Tip.

Lord

 

Hallo Lord Arion,


Nun wuchs die Spannung.
Die Buben hatten nämlich mittlerweile herausgefunden, dass immer, wenn diese Glocken schrillten, kurz danach ein Zug kam. Nun begannen sie
Du hast zweimal den gleichen Satzanfang.

Die Spannung stieg.
Oben steht schon einmal, dass die Spannung wuchs. Dann steigt sie. Das ist fast das gleiche. Ich würde eher schreiben: "Sie waren gespannt, wer Recht hatte."

Der Zug kam von rechts, aber er fuhr durch, denn es war ein langer Güterzug mit zwei mächtigen schwarzen Dampfloks davor und nun musste gezählt werden, aus wievielen Waggons der Zug wohl bestünde.
Ich würde nach davor ein Punkt machen und den folgenden Satz mit Jetzt beginnen.

Dann kehrten sie zum Fenster zurück, denn nun war in der Ferne das Schnauben eines weiteren Zuges zu hören.
Schnauben ist nicht das richtige Wort dafür.
Es war ein Vororte-Zug; er kam von links und hielt.
Ich weiß nicht, was ein Vororte-Zug ist. Mama sagte mir, dass damit ein Bummelzug gemeint sei. Schreib doch das.
Mit laut klatschenden Sandalen rannten sie den Berg hinunter, an der Kirche vorbei, über die Brücke, unter der der Fluß träge seine schlammigen Fluten bergab wälzte und kamen atemlos am Bahnwärterhäuschen auf der anderen Seite der Schienen zum Stehen.
Der Satz ist zu lang.

Über die in der Hitze flirrenden Bahngeleise taumelte ein Paar gelber Kohlweißlinge und das leise Summen von Insekten lag in der Luft.
Für mich kann das Summen nicht in der Luft liegen, sondern es ist nur zu hören. Ein Streit zB liegt in der Luft.


Das dumpfe Tuckern eines Flußkahns war zu hören, und jäh wurde die Ruhe durch ein neuerliches, dreimaliges Schrillen der Glocke durchbrochen, welches sich kurz darauf wiederholte.
Ruhe wird für mich unterbrochen, nicht durchbrochen.

Leute begannen aus und einzusteigen, dann trillerte es kurz und schnaubend setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
Nochmal schnaubend, was mir nicht so gefällt.

Mir gefällt an der Geschichte, dass sie nicht in der Ich-Form geschrieben wurde, sondern aus einer anderen Perspektive.
Mir fiel auf, dass es oft lange Sätze waren, die sehr ausführlich geschrieben waren. Manchmal sogar zu ausführlich.

Das wars.

Liebe Grüße
Marlon

 

Hallo,

Lord Arion,

Du führst uns mit Deiner gelungenen Kindheitserinnerung in eine idyllische Zeit zurück, zu der es überhaupt noch Schrankenwärter gab, die zudem ihre Arbeit manuell verrichten mussten und Zeit fanden, sich um Kinder zu kümmern.

Verdammt lang her!

Ob die Zeit wirklich idyllisch war, ist nebensächlich: den Kindern war’s eine aufregende und spannende Zeit, in der man noch spielen konnte, was man wollte, und oft genug auch, wo man wollte. An die es sich später einmal zu erinnern lohnt(e). Zumindest haben wir heute das Gefühl. Wir fielen noch nicht unter das Schicksal vieler heutiger Kinder, erfahren zu müssen, vor videotischen Gerätschaften geparkt oder in der Kindertagesstätte abgegeben zu werden, wir mussten nicht zu Spielen animiert werden durch Profis, die dann schon darauf ausrichten, dass man sich zum Wohle der Wirtschaftsgesellschaft entwickele.

Die Geschichte gefällt vor allem in ihrem leisen Ton und in ihrer Unaufgeregtheit.

Dennoch fällt mir ein kleiner Hang zu zusammengesetzten Wörtern auf, die wie eine eigene Kurzschrift ausschauen:
sonnenflirrende Juliluft ist wohl ein Kürzel für die Luft im Juli, wenn sie in der Sonne flimmert, wie's hier zufällig heute geschieht;
das Schrankenende ist kein Schrank, der ans Ende stolpert, sondern das Ende der Schranken.
Natürlich erschließt sich der Sinne der (noch kleinen) Wortungetüme aus dem Zusammenhang der Erzählung,
aber bei „wievielen Waggons“ nehmen wir ein Spaltung vor: wie viel sollte m. E. und i. a. R. getrennt werden und bleiben.
Der „Vororte-Zug“ mag zwar Vororte miteinander verbinden, kann aber getrost „Vorortzug“ oder auch „Vorortszug“geschrieben werden.
Und so gern ich das „ß“ habe, für den stimmlosen s-Laut nach kurzem Vokal sollte doppel-s verwendet werden. Also: Fluss & Abschluss.

Aber das sind alles Kleinigkeiten, Marotten, die jeder auf irgendeine Weise hat. Und wenn Du weiterhin den Fluss als Fluß schreiben willst, so tu es, denn es zeigt nur, dass Du Deine eigene Grammatik hast. Dann müsstest Du aber zu Beginn der Geschichte einige Korrekturen vornehmen.


Gruß

FRD

 

Hallo Lord,

eine ruhige, harmonische Geschichte, die mir in ihrer Gesamtheit sehr gut gefallen hat. Sie war zwar nicht spannend, aber Dein Erzählstil, Deine Beschreibungen haben eine schöne Athmosphäre geschaffen, in die man sich gut hineinversetzen konnte.
Man konnte quasi mit den beiden Jungen mitfiebern und gut nachvollziehen, was sie an Zügen und dem Bahnübergang so fasziniert hat.
Übrigens ist die Idee niedlich, zu raten, woher die Züge kommen. Habe ich als KInd auch immer gemacht, wäre aber nicht mehr darauf gekommen. Schöne Idee, wenn ich mit meiner Tochter im Auto sitze und auf den Zug warte.

Gruß,
hörnchen

 

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