Bahnstreik
Wieder ging ich diese Straße entlang. An ihrem Ende sah ich schon die Lichter vom Bahnhof. Langsam ging
auch die Sonne auf. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. 7:45 Uhr. Schon wieder zu früh. Ich
seufzte und verlangsamte mein Tempo ein wenig.
Kurz darauf traf ich auf dem Bahnsteig ein. Ein vertrauter Geruch empfing mich und ich atmete tief ein, bevor ich mir meinen Schal über den Mund zog. Ein schwarz gekleideter Mann saß auf der Bank. Ich nickte ihm zu und setzte mich drei Plätze
neben ihn. „Kalt heute...“ Nuschelte ich. Er nickte, kramte in seiner Tasche und zog eine Zeitung heraus. Konzentriert blickte er auf das Papier.
Ich träumte mich heimlich davon. An einen schöneren Ort, an dem die Sonne scheint. Ein Geräusch holte mich zurück in die Realität. Der Mann hatte seine Zeitung zusammen gefaltet. Ich sah auf meine Uhr. 10:12 Uhr.
„Die Züge fahren heute nicht.“ Sagte der Mann. Ich nickte wissend.
Langsam füllte sich der Bahnsteig. Wichtig aussehende Männer in Anzügen und Frauen, die mit ihren hohen Schuhen einen furchtbaren Lärm machten, kamen und gingen. Ich beobachtete das Treiben regungslos.
12:30 Uhr zeigte meine Armbanduhr an. Ich kramte in meiner Tasche und nahm mein Mittagessen heraus. Das Brötchen
schmeckte trocken. Ich aß es dennoch. Der Mann neben mir schien etwas sehr obligatorisches an
seinem Laptop zu machen. Da viel mir noch etwas ein und ich tat es ihm gleich.
Auf meiner Uhr war es nun 17:40 Uhr. Langsam war ich ziemlich durchgefroren. Ich packte meine Sachen
zusammen und stand auf. „Bis Morgen Tim!“ Rief ich dem Mann noch zu. „Selbe Uhrzeit, Konrad?“ Ich nickte.