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Bahnstreik

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18.07.2015
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Bahnstreik

Wieder ging ich diese Straße entlang. An ihrem Ende sah ich schon die Lichter vom Bahnhof. Langsam ging
auch die Sonne auf. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. 7:45 Uhr. Schon wieder zu früh. Ich
seufzte und verlangsamte mein Tempo ein wenig.

Kurz darauf traf ich auf dem Bahnsteig ein. Ein vertrauter Geruch empfing mich und ich atmete tief ein, bevor ich mir meinen Schal über den Mund zog. Ein schwarz gekleideter Mann saß auf der Bank. Ich nickte ihm zu und setzte mich drei Plätze
neben ihn. „Kalt heute...“ Nuschelte ich. Er nickte, kramte in seiner Tasche und zog eine Zeitung heraus. Konzentriert blickte er auf das Papier.

Ich träumte mich heimlich davon. An einen schöneren Ort, an dem die Sonne scheint. Ein Geräusch holte mich zurück in die Realität. Der Mann hatte seine Zeitung zusammen gefaltet. Ich sah auf meine Uhr. 10:12 Uhr.
„Die Züge fahren heute nicht.“ Sagte der Mann. Ich nickte wissend.

Langsam füllte sich der Bahnsteig. Wichtig aussehende Männer in Anzügen und Frauen, die mit ihren hohen Schuhen einen furchtbaren Lärm machten, kamen und gingen. Ich beobachtete das Treiben regungslos.

12:30 Uhr zeigte meine Armbanduhr an. Ich kramte in meiner Tasche und nahm mein Mittagessen heraus. Das Brötchen
schmeckte trocken. Ich aß es dennoch. Der Mann neben mir schien etwas sehr obligatorisches an
seinem Laptop zu machen. Da viel mir noch etwas ein und ich tat es ihm gleich.

Auf meiner Uhr war es nun 17:40 Uhr. Langsam war ich ziemlich durchgefroren. Ich packte meine Sachen
zusammen und stand auf. „Bis Morgen Tim!“ Rief ich dem Mann noch zu. „Selbe Uhrzeit, Konrad?“ Ich nickte.

 

Hallo Molly

Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich bin etwas ratlos mit deinem Einstand. Einerseits erzeugt dein Text bei mir eine coole Grundstimmung, gewissermassen "Die grosse Kapitulation der Pendler", andererseits wirft die Geschichte viele Fragen auf, die es unbedingt noch zu klären gilt, um das ganze eine runde Geschichte nennen zu können.

Warum geht Konrad noch regelmässig zum Bahnhof, wenn er schon weiss, dass die Züge nicht fahren? Wegen Tims Gesellschaft kann es nicht sein, der bleibt ja für sich.

Weshalb kommen und gehen Leute auf einen Bahnsteig, an dem weder Züge ankommen, noch abfahren?

Das ganze erscheint mir wie eine Ideenskizze, bzw. eine kurze Szene während des Bahnstreiks, ein Schlaglicht auf ein gesellschaftliches Thema, dass aber in dieser Form noch zu wenig Geschichte bietet.

Versuche mir Konrad näher zu bringen, wer ist er, was zieht ihn an diesen trostlosen Ort, um mit seinem Laptop zu arbeiten, gibt es doch denkbar schönere Plätze fürs Homeoffice.

Ein vertrauter Geruch empfing mich und ich atmete tief ein, bevor ich mir meinen Schal über den Mund zog. Ein schwarz gekleideter Mann saß auf der Bank. Ich nickte ihm zu und setzte mich drei Plätze
neben ihn. „Kalt heute...“ Nuschelte ich.
Heisst das, er mag den Bahnhofsgeruch und fühlt sich hier zu Hause?
Direkte Rede: "Kalt heute", nuschelte ich.

12:30 Uhr zeigte meine Armbanduhr an. Ich kramte in meiner Tasche und nahm mein Mittagessen heraus. Das Brötchen
schmeckte trocken. Ich aß es dennoch. Der Mann neben mir schien etwas sehr obligatorisches an
seinem Laptop zu machen. Da viel mir noch etwas ein und ich tat es ihm gleich.
Bei den beiden Beispielen sieht man gut, dass du den Text einfach schnell hingetippt hast. Auch die Formulierung "etwas sehr obligatorisches" ist recht holprig.
Und Konrad kennt ja den Mann neben sich, warum begrüsst er ihn nicht.

Auf meiner Uhr war es nun 17:40 Uhr. Langsam war ich ziemlich durchgefroren.
Langsam? Der sitzt bei der Kälte nun schon knapp zehn Stunden auf einem zugigen Bahnsteig, nix getrunken, EIN trockenes Brötchen, c'mon!

Nein da passt noch vieles nicht, also da musst du noch einmal drüber, muss mehr Fleisch an die Knochen.

Möglicherweise wolltest du mit deinem Text das Brechen mit eingefahrenen Abläufen thematisieren, dass es manchen Menschen nicht gelingt, bei drastischen Veränderungen ihrer Gewohnheiten einfach umzudenken.
Doch dazu braucht es mehr Text, sprich mehr Geschichte.

Also, ran an die Arbeit und viel Spass noch hier.
Liebe Grüsse,
dot

 

Hallo Molly,

ich kommentiere jetzt einfach mal, ohne den anderen Beitrag gelesen zu haben. Hoffentlich wiederhole ich nichts.

Der Anfang erzeugt eine sehr ruhige, melancholische Stimmung. Mir ist aufgefallen, dass die ersten 3 Anfangssätze ungefähr gleich lang sind... Vielleicht varierst du sie ein wenig in der Länge, dann klingt der Anfang flüssiger.

„Die Züge fahren heute nicht.“ Sagte der Mann. Ich nickte wissend.

Langsam füllte sich der Bahnsteig. Wichtig aussehende Männer in Anzügen und Frauen, die mit ihren hohen Schuhen einen furchtbaren Lärm machten, kamen und gingen.


Warum füllt sich der Bahnsteig, wenn doch gar keine Züge fahren?

Der Mann neben mir schien etwas sehr obligatorisches an
seinem Laptop zu machen.

Etwas sehr obligatorisches, passt meiner Meinung nach nicht ganz. Vielleicht einfach etwas sehr wichtiges? Oder etwas anspruchvolles?

Ich habe ein bisschen Probleme den Sinn der Geschichte zu verstehen und ihre Handlung nachzuvollziehen. Es fehlt dem Text ein bisschen an Hintergrund, der die Sache interessanter machen würde. Geheimnisse können schon spannend sein, aber nicht wenn man überhaupt nicht weiß, wer der Kerl ist, der jeden Tag zum Bahnhof geht, sich neben Tim setzt und sein Mittagessen verspeist. Und warum er das tut.
Der Leser muss ja nicht alles wissen, aber ein klitzekleiner Sinn, sollte schon durchscheinen.

Ansonsten erzeugt dein Text aber eine recht nette Atmosphäre, aus der du sicherlich noch einiges machen kannst.

Liebe Grüße

Lucinda

 

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