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Bandit

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19.08.2015
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Bandit

Es quietscht und zischt, als der ICE in den Bahnhof einfährt. Ich presse die Hände gegen meine Ohren und schließe die Augen. Aber es hilft nicht. Den Lärm kann ich nicht leiser drehen, die Bilder im Kopf nicht ausblenden.
Ich atme, wie es mich die Psychologin gelehrt hat. Tiefe Atemzüge, eine Pause nach dem Ausatmen. Entspannung - nicht nur fürs Zwerchfell. Dann öffne ich wieder die Augen. Sehe Fahrgäste auf dem Bahnsteig an mir vorbeieilen: Frauen in bunten Kleidern, Männer die Koffer tragen, Kinder mit Basecaps; und Bandit. Er überragt sie alle um Haupteslänge.
Ich streiche meinen Rock glatt, löse mich aus dem Schatten des Fahrkartenschalters, schiele kurz nach allen Seiten und gehe ihm entgegen. Er sieht mich und bleibt stehen, lässt Sekunden verstreichen, bevor er seine Arme öffnet. Die letzten Meter renne ich.
»Danke fürs Abholen.« Er grinst und reicht mir einen Strauß weißer Nelken.
»Kein Problem«, sage ich und lächle ihn an. »Warum die Bahn? Musstest du den Mustang zu Geld machen?«
»Nee, niemals. Hab den Lappen weg. Endgültig.« Er schultert seine Sporttasche. »Frag nicht«, sagt er, noch bevor ich Luft geholt habe.
»Mensch, Bandit, immer baust du Scheiße.«
Mein Onkel schneidet eine Grimasse und folgt mir zum Ausgang.

Bandit heißt eigentlich Konrad und ist das Nesthäkchen unter den Geschwistern meiner Mutter. Da er oft bei uns zu Hause herumlungerte, wurde er für mich mehr ein großer Bruder als ein Onkel. Seinen Spitznamen bekam Bandit von mir – wegen der Ähnlichkeit zu dem jungen Burt Reynolds. Als Kind hatte ich keine Ahnung davon, dass der Name bereits Programm war.
»Hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen«, sage ich und führe ihn durch die Wohnung. »Ralf nimmt Auszeit. Wollten nächste Woche zum Zelten nach Holland. Gestern ist er nach Lloret geflogen.«
»Ui. Ärger?«
Ich zucke mit den Schultern, nehme den Bilderrahmen vom Schreibtisch und fahre über Ralfs Konterfei. »Verflixtes siebtes Jahr. Wird wieder.«

Der Mond hat die Form einer Sichel und leuchtet hell. Wir gehen auf einen Absacker. Mir schwebt das urige kleine Lokal an der Straßenecke vor, in dem morgen das Familienfest stattfinden soll, doch Bandit will in die Stadt.
Ich parke den Wagen am Neckarufer, und wir schlendern Richtung Altstadt. Über unseren Köpfen, beleuchtet wie eine riesige Skulptur, die alte Schlossruine.
Mit dem Abbau des Stützpunktes ist der Glanz der Manhattan-Bar verschwunden. Jeder wollte ihn hier erleben, den American Way of Life, der von den Wänden widerhallte, beim Spiel der Bands oder auf dem Parkett zu spüren war, über das man beim Tanzen hinwegfegte. Dort, wo früher Sitzplätze reserviert werden mussten, haben wir heute freie Auswahl. Das Licht ist schummrig, der Samt unserer Sessel verschlissenen.
»Neun Jahre, Katja«, sagt Bandit, hebt sein Whiskyglas und betrachtet die schimmernde Flüssigkeit. »Auf die alten Zeiten.«
Ich nicke, proste ihm zu und nippe am Cocktail.
»Hast ordentlich gebechert an dem Abend. Konntest mithalten«, sagt er.
»Du weißt, warum.«
Bandit leert sein Glas in einem Zug und knallt es auf den Tisch, dann beugt er sich zu mir und mustert mich. Lang und durchdringend, als wolle er in mich hineinsehen. Ich habe meine Hände im Schoß gefaltet und halte Bandits Blick stand. Seine Augen sind dunkel, Haare, Schnauzbart und Koteletten leicht ergraut. Mein Onkel seufzt und fragt: »Dieser Typ … Mal was gehört?«
Meine Finger fangen an zu zittern. Ich schiebe sie in die Taschen meiner Latzhose und sehe über Bandits Schultern hinweg eine Animierdame, die sich mit wiegenden Hüften einem Gast nähert. Ihre Oberweite droht aus der Korsage zu fallen; blonde Locken hüpfen auf und ab.
»Zum Glück ist morgen Taufe und keine Beerdigung«, sage ich und spüre, bitter schmeckender Saft die Kehle aufsteigen.
Mein Onkel lehnt sich zurück und sieht mich mit gerunzelter Stirn an. »Du steckst hinter der Einladung, nicht wahr?«
Wir zucken zusammen, als an der Bar etwas zu Bruch geht. Eine Brünette im Negligé-Kleid sammelt Scherben ein und erregt Bandits Aufmerksamkeit.
»Ich hab Lisa gesagt, sie kann sich ’ne neue Patin suchen, wenn sie dich nicht einlädt.«
Bandit lacht auf. »So was dacht ich mir«, sagt er und stiert jetzt ungeniert die Bardame an.
»War nicht leicht, an deine Adresse zu kommen – immer nur Ansichtskarten. Hättest mir ruhig schreiben können, dass du wieder in Deutschland bist.«
Als die Frau ihm zuzwinkert, greife ich nach seinem Arm.
»Drei Jahre haben sie dir aufgebrummt. Warum bist du untergetaucht nach der Haft? Warum wolltest du mich nicht sehen?«
»Du hast sie gehört, die liebe Familie«, sagt er. »Allen voran deine Mutter.«
»Aber ich doch nicht – ey, wir sind Kumpel.«
»Eben«, sagt Bandit und tätschelt mir die Hand.

In der Nacht schlafe ich schlecht. Meine Finger greifen suchend auf die andere Seite des Bettes. Sie ist kalt und leer wie mein Inneres, seit Ralf gegangen ist. Mehr als ein Jahr musste er warten, bis ich mit ihm schlafen konnte. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, dass es auch schön sein kann.
Tränen laufen mir übers Gesicht. Ralf. Er hat mich nie bedrängt, über meine Pein zu sprechen. Aber immer gehofft, ich würde es eines Tages tun. Mein Schweigen käme ihm wie eine Lüge vor, sagte er beim Abschied. Und damit könne er nicht umgehen.
Ich stehe auf, gehe barfuß ans Fenster. Die Nacht ist sternenklar, die Straße leer – auch die Stelle neben der Straßenlaterne, am Haus gegenüber. Ich seufze, laufe im Zimmer umher, öffne eine der Schwebetüren des Schranks. Im untersten Regal finde ich das Kästchen, in dem ich Persönliches aufbewahre. Ich hebe den Deckel an. Das schwarz geränderte Kuvert liegt obenauf. Ich entnehme die Karte, stelle sie wie ein Foto auf den Nachttisch und lasse mich auf den Boden sinken.

Wir trauern um
Katja Bold,
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen wird.

Heidelberg, im April 2005


Viermal hat die Kirchturmuhr geschlagen, als ich schlurfende Schritte auf dem Flur höre. Die Klospülung geht, und Bandit schleppt sich zurück in sein Zimmer.
Ich schlage die Bettdecke zur Seite, stapfe durch Schlafzimmer und Korridor. Ohne anzuklopfen öffne ich die Tür. Mit angewinkelten Beinen sitzt er auf dem Bett und raucht. Seine Haare sind zerzaust wie die eines schlafenden Kindes, der Blick hellwach.
»Hast du eine für mich? Ich kann nicht pennen.«
Die Camels kommen samt Feuerzeug angeflogen. Ich lehne mich gegen den Türrahmen, brenne mir eine Zigarette an und nehme ein paar hastige Züge. Dann laufe ich auch in diesem Zimmer umher, bis Bandit nach meiner Hand greift und sie festhält.
Ich setze mich ans Ende der Schlafcouch, schiebe die Füße unter die Decke, die neben meinem Onkel liegt. Auf seinem Knie balanciert er den Aschenbecher. Bandit raucht und taxiert mich. Ich lege den Kopf in den Nacken, inhaliere jetzt tief. Betrachte den Rauch, wie er meinem Mund entweicht und sich seinen Weg nach oben sucht. Ralf und ich haben das Zimmer renoviert. Die Decke weiß gestrichen, die Wände in diesem Wahnsinnsgelb, das uns anfangs die Gesichter verziehen ließ, weil wir das Gefühl hatten, in Zitronen zu beißen.
Erst als Bandit auf meine Hände starrt, wird mir bewusst, dass ich sie auf dem Bauch liegen habe. Wärmend, schützend. Doch da ist nichts mehr, was es zu behüten gibt. Weil ich es nicht retten konnte vor den Fäusten und Füßen seines Erzeugers.
»Was weiß Ralf?«, fragt Bandit.
»Nur, dass ich ’nen Freund hatte, der grob war.«
»Grob?« Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. »Und die Todesanzeige in deinem Briefkasten war ein Glückwunschtelegramm, oder was?«
»Das geht nur dich und mich was an.«
Bandit tippt sich gegen die Stirn. »Du irrst dich gewaltig, Katja.«
Ich nehme einige Züge und denke an Ralf, der mir immer zur Seite stehen wollte und jetzt alleine in Spanien ist. »Ja, sieht so aus«, sage ich.
Mein Onkel greift nach den Zigaretten. »Der Dreckskerl hat sich in die Hosen geschissen, hast du’s gesehen?« Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.
»Hab ihn wimmern hörn«, sage ich, beuge mich zu ihm und streife Asche ab. »Die Kripo hat mich befragt, gleich am nächsten Morgen. Ob ich was zum Verbleib der Waffe sagen kann, mit der du rumgeballert hast oder zu deinen Urlauben in Tschechien.«
»Und?«
»Was 'und'? Hab ich Ahnung von deinen Geschäften?«
Bandit zieht die Mundwinkel zu den Ohren. »Der war gut, Katja. Sag schon, wo isse?«
»Da, wo’s keiner vermutet.«

Schon lange sitze ich in der Küche und sehe dabei zu, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt. Ich rauche Bandits Kippen und trinke Kaffee. Zu gerne würde ich mein Gesicht an der Scheibe kühlen. Aber ich weiß, wen ich sehen werde, sobald ich mich dem Fenster nähere.
Er lauert vor dem Haus, ist in der Stadt, im Supermarkt. Er hat mich nie angesprochen, nur beobachtet und Präsenz gezeigt.
Der Kaffee ist kalt geworden. Irgendwo klingelt mein Handy. Am Ton höre ich, dass es Ralf sein muss. Dem Zug an der Zigarette folgt der Schluck aus dem Becher. Ich bin zu müde, um aufzustehen.
Die Tür vom Arbeitszimmer wird geöffnet. Bandits Schritte, erst auf dem Flur, dann im Schlafzimmer. Ein verhaltener Fluch. Das Klingeln wird lauter, unerträglich, als er neben mir steht. Ich strecke ihm die Hand entgegen und sehe auf. Seine Stirn ist gerunzelt, die Lippen aufeinandergepresst.
»Souvenir, oder was?«, zischt er. In der Rechten hält er die Todesanzeige, wedelt mit ihr vor meinem Gesicht. »Ich mach den kalt – noch mal so ’n Ding und ich mach den kalt.«
Bandit gibt mir das Telefon, zündet die Karte mit seinem Feuerzeug an und wirft sie ins Spülbecken.
Mein Mund ist trocken. Ich räuspere mich, nehme ab und sage: »Hallo.«
»Wie geht’s dir, Katja?«
»Geht so. Und dir?«
»Du fehlst mir.«
»Echt?«
»Mensch, was denkst du denn? Aber so kann’s nicht weitergehen. Ich will Antworten, verstehste?«
Ich nicke, ziehe noch mal an der Zigarette.
»Katja
»Komm bald zurück. Bitte. Dann wird alles gut.«

Bandit kommt aus dem Bad, mit ihm eine Wolke von Ralfs Cool Water. Nur mit einer Jogginghose bekleidet setzt er sich an den Tisch. Ich bringe ihm Kaffee und leiste Gesellschaft. Er ist schlank und drahtig wie Ralf, die Arme voller Tattoos. Das Bild auf seiner Brust kenne ich nicht: Ein Wolf mit hochgezogenen Lefzen. Seine Augen drohen mir. Gleich wird er aus Bandits Körper springen. Spitze Zähne mir die Kehle durchbeißen, scharfe Krallen den Körper aufschlitzen. Nein, ein Herz wirst du bei mir nicht finden.
»Seit wann ist der Wichser zurück?«, fragt mein Onkel.
»Zwei Wochen.«
»Was wirst du tun?«
»Abwarten.«

Graue Wolken schieben sich vor die Sonne, als ich auf die Straße hinaustrete. Bandit lehnt im dunklen Outfit an der Hauswand und raucht.
»Hab das ganze Viertel abgesucht – da is keiner.«
Ich nicke, knöpfe meine Kostümjacke zu und verschränke die Arme vor der Brust. Während wir nebeneinander Richtung Kirche laufen, blicke ich mich unentwegt um.
»Entspann dich, Mädel. Du siehst Gespenster«, sagt Bandit.
»Ich bilde mir das nicht ein. Oder meinst du, ich bin verrückt?«
Bandit bleibt stehen und schaut mich aus zusammengekniffenen Augen an. Dann legt er einen Arm um mich. »Nein, aber ich hab dem meine Knarre ins Maul gestopft und gesagt, beim nächsten Mal drück ich ab. So was vergisst man sein Lebtag nicht.«

Die Kirchenglocken jubeln zum Freudenfest. Bandit und ich sind die Letzten, die ankommen. Unsere Verwandtschaft wartet vor dem Seitentor. Meine Onkel in Anzug und mit Krawatte, die Frauen tragen Zweiteiler. Der Täufling schläft im langen Spitzenkleid auf dem Arm meiner Cousine. Ich muss mir auf die Lippen beißen, um beim Anblick des Babys nicht loszuschreien. Mutter winkt und kommt auf uns zu.
»Dass Ralf jetzt krank werden musste«, sagt sie und nimmt mich zur Seite. Ihrem Bruder schenkt sie einen kurzen Blick mit verkniffenem Mund. »Wolltet ihr morgen nicht in Urlaub fahren?«
Ich nicke und sehe zu Bandit, der bei seinen Geschwistern steht. Die Hände in der Jeans vergraben, seine Stiefel ziehen Kreise. Sie haben ihn per Handschlag begrüßt. Flüchtig, mit gerümpfter Nase und vorgeschobenem Kinn. Er hat ihren Namen beschmutzt und dem Gerede der Leute ausgesetzt. Das können sie ihm nicht verzeihen.
Ich werfe einen letzten Blick über die Schulter, bevor ich das Gotteshaus betrete und erschauere. Greife nach dem Arm meines Onkels.
»Wo?«, fragt er.
»Rathaus.«
»Geh rein und bleib drin«, sagt Bandit und schiebt mich durch die Tür.

Ich verlasse die Kirche lange bevor der Pfarrer Amen sagt. Die wenigen Meter zur Gaststätte renne ich, um mich auf der Toilette endlich auszukotzen.
Als ich zurück in den Schankraum komme, sitzt mein Onkel am Tresen, ein leeres Schnapsglas vor sich. Dreht es, wie ein Roulette-Rad.
»Für mich auch«, sage ich zu dem Mann hinter der Theke. »’nen Doppelten.«
Bandit dreht sich um und blickt in mein Gesicht. »Nee du, der machste ’nen Tee«, sagt er, zieht den Barhocker zu seiner Rechten zurück und wartet, bis ich Platz genommen habe. »Ist gleich stiften gegangen«, raunt er mir zu. »Auf ’n Friedhof gerannt.«
Als der Keeper das heiße Getränk vor mich stellt, verlange ich nach Rum. »Hast ihm ’ne Abreibung verpasst?«, frage ich, nehme den Hochprozentigen entgegen und leere ihn löffelweise ins Glas.
»Nee«, sagt mein Onkel. »Totenruhe is mir heilig.« Er wirft den Kopf nach hinten und lacht. »Was für ’n Schisser. Der hat die Schnauze voll und haut ab, wirst sehen.«

Nach und nach trudelt die Familie ein. Es gibt nur den einen Weg in die Gaststube und der führt an Bandit und mir vorbei. Sie schauen zur Seite, auf Schuhspitzen oder fummeln an Smartphones, bevor sie sich am Fenstertisch niederlassen.
Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was sonst noch war, in dieser Nacht, wissen nur drei Leute.
»Ich mach ’nen Abflug«, sagt er. »Das wird nichts mehr mit denen.«
»Nein, bleib doch. Wir haben uns lange nicht gesehen«, sage ich und halte ihn am Arm fest. »Bitte. Onkel Konrad – Konni.«
»Lass gut sein, Katja. Das steht dir nicht.« Er greift seine Jacke, geht zum Ausgang, ohne Brüder und Schwester anzusehen. Ich folge ihm vor die Tür.
»Wartet ein Mädchen auf dich?«
Mein Onkel grinst und schüttelt den Kopf. »Nee, was Wichtiges«, sagt er. »Business. Ist echt dringend.«
»Du und deine Geschäfte«, murmle ich und umarme ihn.
Mein Onkel tippt mir auf den Rücken und sagt: »Vergiss nicht, du hast noch was, das mir gehört.«
Ein Taxi kommt um die Ecke und bleibt am Straßenrand stehen. Der Fahrer öffnet von innen die Tür.
»Einer meiner Jungs ist unterwegs. Der bleibt, bis Ralf zurück ist.« Ein kurzes Festhalten, bevor er sich aus meiner Umklammerung löst.
»Nicht nötig. Ich komm klar«, sage ich und blinzle Tränen weg.
»Keine Widerrede. Und für später gilt: Ruft an, wenn was is, verstanden?« Er steigt in das Auto und zwinkert mir zu. »Meine Karre hab ich ja noch.«

Mitternacht ist längst vorbei. Ich stehe vor dem Küchenfenster, hebe mit dem Handrücken die Gardine an. Ralf hat die Kawa vor dem Haus abgestellt. Ihr grüner Lack glänzt im Schein der Straßenbeleuchtung. Seit einer Woche ist er von der Costa Brava zurück und fürs Erste bei seinem Bruder eingezogen. Für mich ist das in Ordnung, denn wir sehen uns täglich. Es ist schön. Ein bisschen, wie sich neu verlieben. Dass er heute Nacht geblieben ist und im Arbeitszimmer schläft, liegt an seinen Kumpels, die vorbeigekommen sind und mit denen wir ein paar Bier gehoben haben.
Als er in die Küche kommt, lasse ich die Hand sinken. Atme durch.
»Hab dich rumlaufen hören«, sagt er, tritt hinter mich und schlingt die Arme um meinen Leib. Seine Berührungen sind sanft und ich weiß, der Schmerz ist in meinem Kopf. Nur in meinem Kopf. Als ich dennoch zusammenzucke und leise keuche, lässt er mich los. Ich spüre, wie sich Ralfs Muskeln anspannen. Eine Bewegung, weg von mir. Nein. Nein. Ralf soll bleiben. Er soll bleiben. Ich taste nach hinten, greife seine Hand und umschließe sie. Halte ihn fest. Atme ein und wieder aus. Lösen. Alles lösen. Dann fange ich an zu sprechen.

Abba singen Dancing Queen. Ich fühle mich wie eine Königin, tanze durch meine Wohnung, wedle mit dem Staubtuch und kreische: Young and sweet, only seventeen … oh yeah! Es riecht nach Putzmittel. Ozean-Frische im Bad, Limette in der Küche und Orange in Wohn- und Schlafzimmer. Ich habe den freien Vormittag genutzt und die Bude auf Vordermann gebracht. Auch das Bett ist frisch bezogen – man weiß ja nie. Heute Abend treffe ich mich mit Ralf in der Stadt. Essen beim Italiener, danach ins Kino. Ich bin aufgeregt wie ein Teenager.
Bevor ich in die Firma gehe, will ich zu C&A. Eine neue Bluse muss her, am besten mit Rüschen. Ralf gefällt das.
In die Stadt fährt man zweispurig und zur Mittagszeit ist wenig Verkehr auf der Umgehungsstraße. Ich sehe in den Rückspiegel und überlege, wie lange der Golf schon hinter mir ist. Sein Nummernschild hängt schief und ich könnte wetten, dass ich es schon gesehen habe. Gleich, als ich aus meinem Wohnviertel herausgefahren bin. Meine Hände werden immer feuchter und als ich auf den Parkplatz des Bekleidungshauses einbiege, tropft mir Schweiß von der Stirn. Der Golf fährt weiter. Ich warte fünf Minuten und beobachte die Straße. Als er nicht wieder auftaucht, steige ich aus.

Ich streife durch die Reihen und finde schnell zwei schöne Oberteile. Vor dem Spiegel halte ich sie hoch und vergleiche sie miteinander. Eine der Blusen ist hinten zum Knöpfen. Ich lächle, schließe die Augen und stelle mir vor, wie Ralfs Finger über den glatten Stoff fahren. Wie er langsam einen Knopf nach dem anderen öffnet. Wie er meinen Rücken entblößt, ihn mit den Lippen liebkost. Als ich Atemluft im Nacken spüre, brauche ich einen Moment, um zu verstehen. Mein Herz rast, die Beine knicken weg. Ich halte mich an einem Wühltisch fest, und in meiner Lunge kommt kein Sauerstoff an.
»Bin wieder zurück, Katilein. Hab dich vermisst«, flüstert er mit rauchiger Stimme in mein Ohr. Dann fasst er grob an meine Schultern und dreht mich zu sich. Zusammengekniffene Brauen, die Augen zu Schlitze verengt. Meine Arme legen sich auf Brust und Unterleib. Ich krümme mich zusammen. Sein Lachen klingt heißer. Dann ist er weg.

Die kurze Fahrt in den Betrieb gleicht einer Ewigkeit. Ich bin nassgeschwitzt und vergesse zu atmen. Schloss-Brauerei. Dabei sieht man hier den alten Kasten nicht mal. Erleichtert fahre ich auf das Gelände des kleinen Familienbetriebes und parke neben dem Firmenschild.
Meine Kollegen sind in der Pause. Ich renne ins Büro zu meinem PC, starte das Programm, hacke in die Tasten und lasse den Drucker rattern. Jetzt noch schnell die Ränder zuschneiden.
Ich durchwühle die Stiftehalter auf dem Schreibtisch, finde und greife den winzigen Ring, an dem zwei Schlüssel baumeln, renne wieder. Diesmal die Treppen nach unten. Der Keller riecht muffig, und es ist kalt. Mit zitternden Fingern öffne ich die Tür, hinter der wir alte Unterlagen horten. Die Wände sind aus Ziegelstein gemauert, Fenster gibt es keine. An der linken Seite Regale bis unter die Decke, rechts stehen Aktenschränke. Aus Stahl. Wuchtig und robust wie Panzer. Vor einem dieser Monster gehe ich auf die Knie und schließe die unterste Lade auf. In ihr liegen gebündelte Kataloge. Ich schnaufe durch, umklammere das Schubfach und versuche, das Ungetüm nach vorne zu ziehen. Nur ein Stück. Nur ein klitzekleines Stück. Ich beiße die Zähne aufeinander, blase Luft in die Backen und spanne den Bizeps an. Es quietscht als würden Fingernägel über eine Wandtafel kratzen. Ich bekomme Gänsehaut davon. Aber egal. Ich kann hinter den Schrank fassen, an die Stelle, wo früher ein Durchgang zum Nebenhaus war. Jetzt ist dort eine Nische. Blind taste ich das Mauerwerk ab, finde was ich suche und zerre es hervor.
Oben höre ich die Stimmen des Braumeisters und der Sekretärin meines Chefs. Ich stehe auf, schnaufe hektisch und klopfe mir den Schmutz aus den Klamotten. Als Ruhe eingekehrt ist, schleiche ich aus der Firma.

Ich sitze im Auto und fahre über die Autobahn. Auf dem Beifahrersitz Vaters alter Rucksack. Bisschen verstaubt, aber eine Brauerei ist auch kein Bankschließfach. Aus der Seitentasche lugt die Karte mit dem schwarzen Rand.

Wir trauern um
Katja Bold,
die uns im Alter von 30 Jahren verlassen wird.

Heidelberg, im August 2014


Es wird Zeit, Bandit sein Eigentum zu bringen.

 

Hallo @Kanji,

der Tonfall und die Authentizität der Figuren haben mich gleich angezogen und es mir leicht gemacht, dem Leiden zu folgen.

Sind schon mal gut Voraussetzungen :-)

Ich hab dem die Knarre an den Schädel gehalten und gesagt, die Welt wär nicht groß genug, als dass ich ihn nicht finde, wenn er nochmal Hand an dich legt." Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.

"Hand an dich legt" klingt aus Bandits Mund für mein Empfinden nicht ganz passend. Er wirkt bis dahin zumindest nicht als jemand, der so reden würde, schon gar nicht unter "Dampf".


Hast recht, danke. Ist geändert. Jetzt sagt er kurz und knapp:

Mein Onkel greift nach den Zigaretten. "Der Dreckskerl hat sich in die Hosen geschissen, hast du's gesehen?" Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.

Ich habe mir die gesamten Dialoge nochmals angesehen, nachgebessert und da wo es mir sinnvoll erschien, gekürzt.

So, nachdem ich einen guten Draht zu deinen Protagonisten bekommen habe, bin ich komplett irritiert mit dem Schluss. weiß nicht, wer Frau Schwab ist, ob ich das wissen muss, bin nicht sicher, ob es den Verfolger wirklich gibt, weiß nicht, was sie mit einer Mörderwaffe in Frankfurt will ...

Ja, kann ich verstehen, Kanji. Ich hoffe der neue Schluss entschädigt Dich und lässt keine Fragen mehr offen :-)

Danke fürs Durchhalten, Deine Zeit und Gedanken.

Lieber Gruß
Tintenfass

Hallo @Bea-Milana,

ich habe deine Rachegeschichte zwei Male gerne gelesen. Rache ist immer ein gutes Motiv und Katja hat allen Grund dazu. Ich bin absolut bei ihr.

Gleich zwei mal hast Du die Geschichte gelesen, obwohl die Handlung doch sehr verwirrend war - das freut mich sehr, wenn Dich das nicht abgehalten hat.

Katja kann durch einen gewalttätigen Ex nie wieder Kinder bekommen, wurde von Ralf, ihrem Freund, vor einem Jahr verlassen und trifft kurz vor einer Tauffeier ihren Onkel und Beschützer Bandit wieder. Dieser hat wegen ihr und der Schießerei oder anderen Delikten eine achtjährige Haftstrafe abgesessen und ist das "geächtete schwarze Schaf" der Familie.

Stimmt soweit. Nur war nicht gedacht, dass Ralf sie vor einem Jahr verlassen hat. Ich vermute mal, das war wegen dem:

Ich nicke und nehme das Foto in die Hand. "Letztes Jahr in Italien", sage ich.

Soll nur heißen, dass der letzte Urlaub in Italien war. Ich denke nochmal drüber nach, wenn das verwirrend ist.
Ralf hat sie nicht verlassen, nahm sich eine Auszeit und ist am Tag vor Bandits Ankunft alleine nach Spanien in Urlaub.
Wie lange die Haftstrafe war, weiß ich nicht. Glaube aber nicht, dass Bandit acht Jahre dafür bekam. Ein Zeitungsbericht hat mich zu dieser Geschichte inspiriert, der Mann bekam drei Jahre und drei Monate. Kann bei Bandit anders sein, wegen der Vorstrafen. Katjas Onkel ist nach dem Knast erst mal abgetaucht.

Die Druckerei ist irgendwie irreführend. Frau Schwab bekommt eine Bedeutung, weil sie so explizit erwähnt wird. Warum Druckerei?, fragte ich mich. Ich ahne, du brauchst sie für die Karte, aber das scheint mir doch zu sehr um die Ecke gedacht.

Da hast Du recht. Inzwischen habe ich das geändert.

(das kannst, nein, das musst du spannungsgeladener erzählen!)

So nach und nach kommen mir Einfälle, wie ich den Text noch spannender machen kann. Gestern Abend habe ich ein bisschen daran gearbeitet. Der Ex wird vor der Kirche gesehen und Bandit hetzt ihm hinterher …
Auch wegen der Waffe habe ich mir etwas überlegt, das werde ich später bei Achillus ansprechen.

Du erwähnst den Stalker bei C & A (der gleiche Mistkerl von früher, stimmt´s) und am Ende den grauen Golf mit dem kaputten Außenspiegel. Sie fühlt sich verfolgt.

Ja, es ist der Mistkerl von früher.
Die Verfolgungsszene ist der Überarbeitung zum Opfer gefallen. Gestern schrieb ich noch zu barnhelm, dass ich sie wegen der Spannung nicht im neue Ende untergebracht habe. Doch am Abend las ich nochmal Deinen Komm und habe alles neu durchdacht. Sie ist nun wieder dabei, findet jetzt auf dem Weg zu C&A statt, denn die Bedrohung wird in der neuen Fassung deutlicher gezeigt.

Es wird Zeit, Bandit die Pumpgun zu bringen.

Ist ein guter Schlusssatz, weil er auf eine Tat in der Zukunft hinweist. Und Bandit ist ihr Verbündeter. Alles sauber geplottet, mit einem starken Motiv! Kompliment!


Genau, ich wollte, dass der Leser sich im Anschluss fragt: "Wie wird es wohl weitergehen?"
Danke für das Kompliment!

Aber die zweite Karte steckt voller Andeutungen. Womöglich wegen dem Challengethema? Ihren Sinn habe ich nicht verstanden, sorry.

Mein Gedanke war der: Karte Nr. 1 diente Katja dazu, Bandit auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie wusste oder hoffte, dass er das Richtige tun würde. Andere Alternativen sah sie nicht.
Die zweite Karte soll zuerst mal auch voller Andeutungen stecken. Wie interpretiert der Leser jetzt Karte 1, nachdem er weiß, Katja druckt Karte Nr. 2 selbst?
Doch wie auch immer gedeutet wird, Bandit glaubt, beide Karten seien vom Ex und im Zusammenhang mit der Waffe hofft Katja, dass er wieder für sie den Rächer spielt. Doch diesmal richtig.

Die Verabschiedung von Bandit ist, naja, ein wenig nichtssagend. Das könnte verschwörerischer sein. Der weiß doch genau, was kommt, oder? Was für ein netter Onkel!

Auch da habe ich nachgebessert. Danke für den Hinweis. Im Moment verabschieden sie sich so:

Ein kurzes Festhalten, bevor er sich aus meiner Umklammerung löst.
"Ruf an, wenn was is, verstanden? Meine Karre hab ich ja noch", sagt er und zwinkert mir zu.

Doch gut möglich, dass das auch noch ausgebaut wird :-)

Vielen Dank für Deine Zeit und Hilfe, Bea.

Lieber Gruß
Tintenfass


Hallo @Achillus,

nochmals herzlichen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen zu den Waffen.

Zusammengefasst: Ich würde die Waffe von Bandit gegen eine Pistole tauschen und die Verwendung des Begriffs Pumpgun überdenken. Warum müssen es überhaupt zwei Waffen sein. Weshalb kann Katja nicht die Waffe von Bandit versteckt haben und jetzt wieder rausholen?

Hier möchte ich gerne @peregrina hinzuziehen, die sich auch an dem Begriff und den beiden Waffen gestört hat.

Ich bin davon ausgegangen, wenn nachts Schüsse fallen, gleich die Polizei anrückt, den Schützen aufspürt, ihm die Waffe abnimmt und verhaftet. Daher brauchte ich eine zweite Waffe, von deren Existenz Katja wusste und die sie dann vor der Polizei versteckte. Inzwischen ist mir aber klar, dass das ein Denkfehler war. Es dauert ja seine Zeit, bis die Polizei alarmiert wird und an Ort und Stelle ist. Bandit kann in dieser Zeit sonst wo sein. Es gibt jetzt eine Waffe, die am Schluss Pistole genannt wird. Im Moment heißt es jetzt so:

Es wird Zeit, Bandit die Pistole zu bringen.

"Pistole" finde ich jetzt aber nicht sehr spannend. Da hat doch die Pumpgun mehr her gemacht :-) Ich bin jetzt am überlegen, ob man da nicht doch eine Waffe beim Namen nennen könnte. Wer hier kennt sie nicht, Giuseppes Beretta? Ich denke, auch er wird sie sich unter dem Ladentisch gekauft haben. Habe auch mal ein wenig im web gesucht. Bekannt (aber nur vom hören) sind mir Walther, Heckler & Koch und Colt. Aber ich habe natürlich keine Ahnung, ob ein kleiner Krimineller wie Bandit, mit Connections in der Tschechei, an solche Waffen herankommen könnte.
Andererseits, ist heutzutage denn nicht alles möglich?

Lieber Achillus, es hat mich gefreut, dass Du Dich nochmals und in solcher Ausführlichkeit gemeldet hast. Danke für Deine Zeit und Interesse.

Ebenso meinen Dank an Dich, peregrina, fürs Dranbleiben und Nachdenken.

Liebe Grüße an euch
Tintenfass


wird fortgesetzt …

 

Hallo @Friedrichard,

ich habe mich sehr gefreut von Dir zu hören und bedanke mich für das freundliche "Willkommen".

Ich wusste nicht, woraus "Bandit" abgeleitet wird und bin jetzt ein ganzes Stück gescheiter. Du scheinst ein umfangreiches Wissen zu haben und ich bin stolz, dass Du Deine sechzig Minuten meiner Geschichte gewidmet hast.

Die Geschichte erinnert mich, trotz aller Abweichung und Reduzierung auf deutsche Verhältnisse, entfernt an Clint Eastwoods „Erbarmungslos“, wenn auch dort „Brüder-/Onkelschaft“ überhaupt keine Rolle spielen und durch Kopfgeld ersetzt werden.

Da wäre ich im Leben nie drauf gekommen, aber jetzt, wo Du es sagst … :-) Auch Bandit musste sich, ähnlich wie Clint Eastwood, erst besaufen, bevor er zum Rächer werden konnte.

Und beginnt nicht die Geschichte wie mancher ordentliche Western am Bahnhof, ohne dass man unbedingt einer Fliege was zu Leide täte?

Ich wüsste wirklich gerne, wie viel Unterbewusstsein beim Schreiben anwesend ist.

Und - ein uralter Schachzug in Heldensagen - überragt der titelgebende Held nicht alle anderen, wie schon der alttestamentarische Saul?

Auch hier wieder meine Frage nach dem Unbewussten.
Tatsache ist, dass ich, als ich mich entschieden habe am Wettbewerb teilzunehmen, lange keine Ahnung hatte, welcher Art mein Beitrag sein soll. Habe die ersten Tage mit Recherchen im Internet zugebracht. Eines Tages hatte ich die Bahnhofszene im Kopf und schrieb sie auf, ohne zu wissen, wohin die Reise führt. Eines wusste ich aber: Bandit muss sich von der Masse abheben. Zuerst dachte ich dabei an Machete. Ich weiß nicht ob Du den Darsteller Danny Trejo kennst. Der hat, wie ich finde, ein beeindruckendes Gesicht. Ich entschied mich aber dagegen, denn Trejo ist Jhrg. 1944 und war schon einiges über sechzig Jahre alt, als er den Film drehte. Passte also vom Alter nicht zu Onkel Konrad. Ein: Seinen Spitznamen bekam … wegen der Ähnlichkeit zu … hätte hier nicht gepasst. Dann fiel mir Mr. Burt Reynolds ein, ich hatte meinen Held und Titel, fing an zu schreiben, und eins kam zum anderen. Heute bin ich froh, denn der Titel Machete hätte eine ganz andere Geschichte gegeben.

Die Trivialitäten habe ich verbessert. Danke für die ausführlichen Erläuterungen dazu.
Dieses Frühjahr habe ich mit büffeln der Zeichensetzung verbracht. Die Kommata mir ihren tausend Ausnahmeregeln, haben mich dabei an den Rand der Verzweiflung getrieben.

Aber noch ein zwotes: "Manhattan", wobei ich um das Risiko weiß, dass Eigennamen oft sehr eigenwillig sind ... Warum nicht Mainhattan?

pure Schlamperei, sonst nix.

Wie sähe denn da die Negation „Das geht dich und mich (nix) an“?

Unter dem Aspekt betrachtet hast Du vollkommen recht. Ist geändert.

Friedel,
der sicherlich in absehbarer Zeit wieder in die gute Stube hereinschauen wird

worüber ich mich sehr freuen würde. Ich reiche Dir dann Tee und Plätzchen.

Lieber Friedel, hat mich sehr gefreut Deine Bekanntschaft zu machen.

Liebe Grüße
Tintenfass

und nochmal @Bea-Milana,

Hallo Bea,

der Satz

Ich nicke und nehme das Foto in die Hand. "Letztes Jahr in Italien", sage ich.

lautet jetzt:

Ich nicke und fahre über Ralfs Konterfei.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

von mir nur ein kurzer Eindruck zu deiner Geschichte: Habe sie mit Spannungen in einem Rutsch durchgelesen. Fand das sehr gekonnt, wie du Schnipsel für Schnipsel hinwirfst und dem Leser das Bild selbst zusammensetzten lässt. Die Figur des Onkels ist toll. Obwohl ich es mag, mit Andeutungen gefüttert zu werden, hätte ich mir doch ein bisschen mehr gewünscht, was die Auflösung anbelangt. Braucht gar nicht viel, aber ein Hauch zu sehr hängt es mir dann doch in der Luft. Da hätte ich mir beim Ende etwas mehr gewünscht. Also ich meine, das ist dann sehr abgebrüht, wie sie mit der Situation umgeht. Überhaupt, also ihr schlimmster Alptraum wird wahr, bzw wiederholt sich, und sie denkt Scheiße?
Das ist mir dann doch etwas zu knapp und oberflächlich abgehandelt, vor allem wenn vorher so viel angedeutet wird ...
Bis zu diesem Punkt finde ich die Geschichte jedoch sehr stark. Sehr gerne gelesen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo @weltenläufer,

Habe sie mit Spannungen in einem Rutsch durchgelesen. Fand das sehr gekonnt, wie du Schnipsel für Schnipsel hinwirfst und dem Leser das Bild selbst zusammensetzten lässt. Die Figur des Onkels ist toll.

Danke, freut mich sehr, wenn Du keine Schwierigkeiten mit den Schnipsel hattest.
Bandit ist mein absoluter Liebling. Ich hab viel Spaß mit ihm.

Obwohl ich es mag, mit Andeutungen gefüttert zu werden, hätte ich mir doch ein bisschen mehr gewünscht, was die Auflösung anbelangt. Braucht gar nicht viel, aber ein Hauch zu sehr hängt es mir dann doch in der Luft. Da hätte ich mir beim Ende etwas mehr gewünscht.

So ganz verstehe ich nicht was Du meinst, weltenläufer. Meinst Du mit Auflösung am Ende, die Szene in der Brauerei? Wäre es besser, hier mehr zu zeigen, was Katja druckt? Ich dachte, ich ziehe das so lange wie möglich hinaus.

Also ich meine, das ist dann sehr abgebrüht, wie sie mit der Situation umgeht. Überhaupt, also ihr schlimmster Alptraum wird wahr, bzw wiederholt sich, und sie denkt Scheiße?
Das ist mir dann doch etwas zu knapp und oberflächlich abgehandelt, vor allem wenn vorher so viel angedeutet wird …

Da hast Du recht. Ich habe mal nachgelegt. Die Szene bei C&A lautet jetzt so:

Danach geht es schnell. Ich bekomme den Mund zugehalten und werde in eine Umkleidekabine gezerrt, bevor ich Scheiße denken kann. Ich winde mich in seinem Griff, bin ihm jedoch ausgeliefert wie eh und je. Zusammengekniffene Brauen, die Augen zu Schlitze verengt. Den Versuch, ihm das Knie in den Unterleib zu rammen, sieht er kommen. Er drückt mich gegen die Wand, drängt ein Bein zwischen meine Schenkel. Mir wird übel, als er mit rauchiger Stimme in mein Ohr flüstert: "Die Party geht weiter. Ich freu mich drauf, mit dir zu tanzen."

Hat mich gefreut von Dir zu hören. Vielen Dank für Deine Zeit und Anregungen.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo liebe Tintenfass,

nun habe ich endlich die Zeit gefunden, Deine Geschichte zu lesen (keine Sorge, es kommt keine Retourkutsche, sowas läge mir völlig fern). Die Ursprungsfassung kannte ich nicht.

Ich fand Deine Geschichte gut zu lesen, auch spannend, aber nicht so spannend, wie ich es vermutet hätte. Ein wenig habe ich das Gefühl, auch wenn das völliger Blödsinn sein mag, dass Du mit einer ähnlichen Schwierigkeit kämpfst, wie ich bei meiner Geschichte: Sie wabert ein wenig zwischen einer Art Actiongeschichte, Beziehungsgeschichte, Missbrauchsgeschichte und Thriller, ohne etwas davon eindeutig zu sein. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass sich mein Genrekompass ständig neu ausrichten muss.

Beim Ich-Erzähler bin ich immer empfindlich, was die Sprache anbelangt. Am Anfang kommt

Er überragt die meisten Fahrgäste, die an ihm vorbeieilen, um Haupteslänge.

und zwischendrin mal
Die Decke weiß getüncht

Das klang für mich unpassend zur sonstigen Sprache der Protagonistin. Ich habe irgendwo in Deinen Kommentaren gelesen, dass Du das absichtlich gemacht hast. Dann müsste für mich aber noch eine explizite Erklärung in die Geschichte für die unterschiedliche Sprache, sonst verwirrst Du mich als Leser. Ich schreibe das absichtlich so auf meine Person bezogen, da ich keine Ahnung habe, wie das auf andere Leser wirkt. Ich denke aber, Achillus hatte ein ähnliches Problem.

Soviel von meiner Seite. Hoffentlich kannst Du damit etwas anfangen.

Wie gesagt, ansonsten habe ich die Geschichte gerne gelesen.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Tintenfass!

Eine gute Geschichte. Und gleich mal ein direkter Einwand zum Kommentar von Achillus - SCHAAAADE, dass du die Pumpgun wieder rausgenommen hast. Ach Mann, da ließen sich sooooo coole Szenen beschreiben. Ein Showdown in einer alten Turbinenhalle, wo Bandit seine Pumpgun hat und dieser Dreckskerl hätte z.B. ne schicke, handliche Uzi. :D

Na gut - ich sollte mal das "Action-Strib-Langsam"-Kino ausmachen und mich deiner Story zuwenden.

Eine gute Geschichte bleibts auch ohne Pumpgun. Dafür finde ich den bad boy Bandit zu lässig und die Handlung zu ergreifend. Du verstehst es sehr gut, viele Situationen auch indirekt zu schildern. Den Verlust des Babys, Bandits Racheaktion, die Trennungsprobleme mit Ralf, die ablehnende Familie - alles ein gutes Beispiel für eine schön durchdachte Erzählweise. Besonders gut gefallen hat mir die Idee mit dem eigenen Nachruf, den Katja für sich selbst verfasst hat - traurig, wütend machend, sehr bildhaft. Allein solche Szenen zeigen deutlich, dass es weitaus schlimmere Verbrechen gibt als Mord und Totschlag - den Mord an einer Seele! Scheiß Drecks-Vergewaltiger-Drecksau!!! Mann, die Pumpgun muss wieder her!!

Ein wenig Kritik habe ich leider dennoch anzubringen. Mir ist beim Lesen der Vergewaltigungsszene im Kaufhaus leider ein wenig der Bezug zur Realität abhanden gekommen. Ich meine, da wird dieser Scheißkerl von Bandit (mehrfach) bedroht, in den Schwitzkasten genommen, es wurde sogar auf ihn geschossen - und trotzdem vergeht er sich an Kati? Obwohl er weiß, dass Bandit in der Gegend ist? Hm ... Ooookay?!

Und die Vergewaltigungs-Szena an sich - mitten in nem Kaufhaus? Also wenn ich mir vorstelle, was bei Karstadt oder Galeria Kaufhof immer so los ist - da kann man ja noch nicht mal ungestört die Waren betrachten. Und dann wird sie in der Kabine vergewaltigt? So was kommt vor, keine Frage! Ich finde es halt nur ein wenig seltsam, dass sich das Opfer nicht irgendwie bemerkbar machen kann. Aber gut, es wurden ja schon Mädels mitten in der Straßenbahn vergewaltigt! Also da wirken die liberalen amerikanischen Waffengesetze auf einmal gar nicht mehr soooo verachtenswert für mich!!

Anyway - wenn man von diesen Punkten einmal absieht, dann hast du eine wirklich ergreifende, sehr gut erzählte Geschichte mit glaubhaften Charakteren, solider Erzählweise und stimmigen Handlung geschrieben.

Viele Grüße vom EISENMANN

 

Hallo @Geschichtenwerker,

Ich fand Deine Geschichte gut zu lesen, auch spannend, aber nicht so spannend, wie ich es vermutet hätte.

In erster Linie wollte ich hier dem Leser Schnipsel (wie weltenläufer es so schön genannt hat) geben, damit er sich die Zusammenhänge selbst erarbeiten kann. Ich denke, nach der Überarbeitung ist das jetzt auch eine einigermaßen stimmige Geschichte geworden. Die Spannung, so wie Du sie empfunden hast, lässt sich wohl auf diese Art des Erzählens zurückführen. Dass es nicht mehr geworden ist liegt vermutlich an dem Thema der Geschichte. Oder, und das ist wohl wahrscheinlicher, ich hab das einfach noch nicht drauf :-)

Sie wabert ein wenig zwischen einer Art Actiongeschichte, Beziehungsgeschichte, Missbrauchsgeschichte und Thriller, ohne etwas davon eindeutig zu sein. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass sich mein Genrekompass ständig neu ausrichten muss.

Ich habe die KG wegen der Konflikte in Familie und Beziehung sowie der Gewalt an einer Frau, unter "Gesellschaft" gepostet. Für den Rest habe ich "Sonstige" gewählt - eben weil es weder Action noch Thriller ist. Es ist natürlich nicht gut, wenn Dich das beim Lesen störte.
Ich versuche mir vorzustellen, wie sich das anfühlen mag, seinen Genrekompass immer wieder neu auszurichten. Im Moment mag mir das aber nicht gelingen. Kann sein, dass ich anders lese als Du. Da fällt mir leider nichts Gescheites ein, was ich sagen oder besser noch, an der Geschichte ändern könnte. Ich werde das aber im Hinterkopf behalten, kann ja für die Zukunft wichtig sein. Danke für den Hinweis.

Beim Ich-Erzähler bin ich immer empfindlich, was die Sprache anbelangt. Am Anfang kommt
Er überragt die meisten Fahrgäste, die an ihm vorbeieilen, um Haupteslänge.
und zwischendrin mal
Die Decke weiß getüncht
Das klang für mich unpassend zur sonstigen Sprache der Protagonistin. Ich habe irgendwo in Deinen Kommentaren gelesen, dass Du das absichtlich gemacht hast. Dann müsste für mich aber noch eine explizite Erklärung in die Geschichte für die unterschiedliche Sprache, sonst verwirrst Du mich als Leser … Ich denke aber, Achillus hatte ein ähnliches Problem.

Ich habe Achillus Komm eben nochmal angeschaut und verstehe ihn nach wie vor so, dass damit Katjas teilweise derbe Aussprache gemeint war. Das "absichtlich gemacht", bezog sich auf Ausdrücke wie Schlampe, Titten usw. Inzwischen ist das aber geändert.
Du störst dich an "getüncht", findest es passt nicht zur sonstigen Sprache der Protagonistin. Hm. Ich wollte nie das erstbeste Wort nehmen, habe versucht, eher selten Gebräuchliche zu benutzen. Zunächst dachte ich an "weißeln", doch das ist zu regional. Wird häufiger in Süddeutschland, Österreich und Schweiz benutzt. "Tünchen" ist mir zwar nicht fremd und ich finde, es passt auch zu Katjas Sprache, doch ich ändere es in "streichen" um. Das ist dann auch ein starkes Verb :-)

Ich danke Dir sehr für Deine Zeit und Gedanken, Geschichtenwerker. Hab mich gefreut.

Lieber Gruß
Tintenfass


Noch ganz kurz zu @Eisenmann, weil ich Deinen Komm eben grad sehe:

da habe ich wohl ganz großen Bockmist geschrieben. Katja wird NICHT vergewaltigt, "nur" bedroht.

Großer Gott, wie bügle ich das wieder glatt?
Ah, ich glaub ich weiß was …

Ich melde mich noch ausfühllicher, lieber Bruce, äh Eisenmann.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfass,

ganz kurz noch dazu:

Ich versuche mir vorzustellen, wie sich das anfühlen mag, seinen Genrekompass immer wieder neu auszurichten. Im Moment mag mir das aber nicht gelingen. Kann sein, dass ich anders lese als Du. Da fällt mir leider nichts Gescheites ein, was ich sagen oder besser noch, an der Geschichte ändern könnte. Ich werde das aber im Hinterkopf behalten, kann ja für die Zukunft wichtig sein. Danke für den Hinweis.

Ich bin mir sicher, dass wir anders lesen, aber ich möchte schon halbwegs verstanden werden. Mit "Genrekompass ausrichten" meine ich in etwa folgendes:

Als Leser habe ich eine Erwartungshaltung, die geprägt ist durch meine Leseerfahrung, meine kulturelle Erfahrung, etc., die sich aus der Erfahrung mit Genres speist. Wenn ich z. B. weiß, dass ich eine Liebesgeschichte lesen, dann würde es mich stören, wenn plötzlich ein Monster auftaucht und dem Protagonisten den Kopf abreißt. Ganz einfach, weil das Monster dort nichts zu suchen hat (außer ist eine Liebesgeschichte mit einem Monster).

Vereinfacht ausgedrückt, bei einer Liebesgeschichte stehen die Gefühle im Vordergrund, bei einem Thriller, der Thrill usw.

Dementsprechend ist die Ewartungshaltung, die man als Leser hat.

Bei Mischgeschichten, wie es Deine ist, die unterschiedliche Aspekt haben und nicht an einem Genre ausgerichtet sind, habe ich als Leser trotzdem eine Erwartungshaltung, das kann ich gar nicht abschalten. Wenn ich also gerade über Beziehungen lesen, dann erwarte ich eine Beziehungsgeschichte. Wenn Waffen im Vordergrund stehen vielleicht einen Thriller oder eine Actiongeschichte, etc.

Und so richte ich, je nach Abschnitt Deiner Geschichte meinen "Genrekompass" und meine Erwartungshaltung immer wieder neu aus, je nachdem, welcher Aspekt gerade im Vordergrund steht.

Ich glaube nicht, dass Du das in Deiner Geschichte einfach beheben kannst, ohne Dich für ein Genre zu entscheiden und sie dann daran ausgerichtet neu zu schreiben. Mir ist das Problem nur bei meinem Kommentaren klar geworden, die in unterschiedliche Richtungen gingen und der Grund dafür scheint mir, dass je nach Leser der Genrekompass durch die Geschichte anders eingestellt wurde und so will der eine mehr Action, der andere mehr Gefühl, der dritte mehr Spannung, etc.

Bei den Kommentaren zu Deiner Geschichte habe ich einen ähnlichen Eindruck.

Übrigens ist mir auch aufgefallen, dass die Geschichten, die ich bisher gelesen habe und die nach meiner bescheidenen Meinung zu den Favoriten gehören, in dieser Hinsicht sehr genau ausgerichtet sind.

Vielleicht ist es jetzt ein wenig klarer, was ich meinte.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Eisenmann,

Ach Mann, da ließen sich sooooo coole Szenen beschreiben. Ein Showdown in einer alten Turbinenhalle, wo Bandit seine Pumpgun hat und dieser Dreckskerl hätte z.B. ne schicke, handliche Uzi.

Du hast mich auf eine Idee gebracht. Ich taste mich an einen Schlussszene mit shoot down heran. Im Moment ist es mir aber noch zu brav. Außerdem muss das im Text auch schon angedeutet werden, wegen der Waffen und so. Hans und Franz haben ja keine Uzi zuhause.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Dich die Geschichte auch ohne diese Effekte ergriffen und, wegen der Thematik, wütend gemacht hat.

Mit dem Nachruf sollte Katjas Verzweiflung gezeigt werden. Ich denke, man muss sich selbst schon in einer hoffnungslosen Situation sehen, um diesen Schritt zu tun. Es ist toll, wenn Du das nachvollziehen konntest.

Besonders gut gefallen hat mir die Idee mit dem eigenen Nachruf, den Katja für sich selbst verfasst hat - traurig, wütend machend, sehr bildhaft. Allein solche Szenen zeigen deutlich, dass es weitaus schlimmere Verbrechen gibt als Mord und Totschlag - den Mord an einer Seele! Scheiß Drecks-Vergewaltiger-Drecksau!!!

Mann, Eisenmann. Du schaffst es so oft mit Deinen Kommentaren, mir die Tränen in die Augen zu treiben. Auch jetzt, wenn ich das wieder lese und zitiere: "Den Mord an einer Seele". Du hast ja so was von recht.
Du hast echt den falschen Nick gewählt, ehrlich.

Mir ist beim Lesen der Vergewaltigungsszene im Kaufhaus leider ein wenig der Bezug zur Realität abhanden gekommen. Ich meine, da wird dieser Scheißkerl von Bandit (mehrfach) bedroht, in den Schwitzkasten genommen, es wurde sogar auf ihn geschossen - und trotzdem vergeht er sich an Kati? Obwohl er weiß, dass Bandit in der Gegend ist? Hm ... Ooookay?!

Also da hat mich fast der Schlag getroffen: "Vergewaltigungsszene". Aber im Nachhinein dachte ich: "Ja, so kann man's lesen." Hab das gleich verbessert. Ich hoffe mit dem letzten Satz wird es jetzt deutlich, dass Katja bedroht und eingeschüchtert wird. Jetzt heißt es so:

Ich winde mich in seinem Griff, bin ihm jedoch ausgeliefert wie eh und je. Zusammengekniffene Brauen, die Augen zu Schlitze verengt. Den Versuch, ihm das Knie in den Unterleib zu rammen, sieht er kommen. Er drückt mich gegen die Wand, drängt ein Bein zwischen meine Schenkel. Mir wird übel, als er mit rauchiger Stimme in mein Ohr flüstert: "Die Party geht weiter. Ich freu mich drauf, mit dir zu tanzen." Noch ein Schlag in die Rippen, dann ist er weg.

Und warum der Scheißkerl trotz mehrfacher "Belehrung" durch Bandit immer noch keine Ruhe gibt - dazu habe ich hier einen Hinweis gegeben:

Ein Taxi kommt um die Ecke und bleibt am Straßenrand stehen. Der Fahrer öffnet von innen die Tür.
"Wir müssen nicht hierbleiben. Los, gehen wir heim."
Ein kurzes Festhalten, bevor er sich aus meiner Umklammerung löst.
"Der Hurensohn scheint schwer von Kapee zu sein. Ruf an, wenn was is, verstanden?", sagt er und zwinkert mir zu. "Meine Karre hab ich ja noch."

Besser jetzt?
Ich denke schon, dass es Leute gibt, die es wirklich nicht kapieren wollen. Bandits und Katjas Erfahrung mit dem Typen hat ihnen gezeigt, dass er unbelehrbar ist.

Aber eins muss ich klarstellen: Es wurde nicht auf den Drecksack geschossen. Bandit hat ihm die Waffe nur ins Maul gestopft. Danach auf eine Kneipe und in deren Hinterhof wild um sich geballert.

Ich hoffe, Deine Frage nach dem fehlenden Bezug zur Realität hat sich hiermit in Luft aufgelöst, auch wenn ich den Standpunkt vertrete: es gibt nichts, was es nicht gibt.

Anyway - wenn man von diesen Punkten einmal absieht, dann hast du eine wirklich ergreifende, sehr gut erzählte Geschichte mit glaubhaften Charakteren, solider Erzählweise und stimmigen Handlung geschrieben.

Dankeschön. Ich habe mich über Dein Kompliment sehr gefreut. Kam grad zum richtigen Zeitpunkt. Ich weiß nämlich, warum ich so Spaß daran habe, Bandit richtig fies sein zu lassen :-)

Ich danke Dir für Deine Zeit, den wichtigen Hinweis, die Inspiration für einen knallenden Schluss und natürlich für das große Lob.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hey Tintenfass,

ich hab die Tage eine Menge Geschichten gelesen und jetzt muss ich mich mal ans Kommentieren machen, bevor ich alles wieder vergesse ;). Und das wäre doch sehr schade.
Dies ist eine wirklich spannende und gut erzählte Geschichte, auch wenn ich beim Ende bisschen auf dem Schlauch stand und erst mal in den Kommentaren nachgelesen habe, was es denn damit auf sich hat. Aber der Reihe nach.

"Danke fürs Abholen." Er grinst und reicht mir einen Strauß weißer Nelken, der schon bessere Zeiten gesehen hat.
"Kein Problem", sage ich. "Warum die Bahn?"
"Hab den Lappen weg. Endgültig." Er schultert seine Sporttasche. "Frag nicht", sagt er, noch bevor ich Luft geholt habe.
"Immer baust du Scheiße, Bandit."

Sehr schön! Zieht in die Geschichte, stellt die Figuren vor, ich seh die beiden direkt auf dem Bahnhof.

"Ich hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen", sage ich und führe ihn durch die Wohnung. "Ralf nimmt Auszeit. Wollten nächste Woche zum Zelten nach Holland – gestern ist er nach Lloret geflogen."
"Ui. Ärger?"

Hier habe ich erst nach "Ui. Ärger?" den Satz davor überhaupt kapiert, was sie da gesagt hat. Darf ich das mal so hinpuzzeln, dass es dem Leser gleich aufgeht? Mach ich einfach:

"Ich hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen", sage ich und führe ihn durch die Wohnung. "Wollte nächste Woche mit Ralf nach Holland. Zelten. Gestern ist er nach Lloret geflogen. Er nimmt eine Auszeit."
"Ui. Ärger?"

Wenn da so viele wichtige Informationen so dicht in einem Satz stehen, läufst Du immer Gefahr, dass der Leser eine davon überliest. Von daher mach Punkte. Da weiß man hier Info, Info zuende, nächste Info.


Ich ziehe die Schultern zu den Ohren. "Verflixtes siebtes Jahr. Wird wieder."
"Ist er das?" Bandit zeigt auf den Bilderrahmen neben dem Computer.
Ich nicke und fahre über Ralfs Konterfei.

"War nicht leicht, an deine Adresse zu kommen – immer nur Ansichtskarten. Hättest mir ruhig schreiben können, dass du wieder in Deutschland bist."
Als die Tussi ihm zuzwinkert, greife ich nach seinem Arm. "Warum bist du untergetaucht, nach der Haft? Warum wolltest du mich nicht sehen?"
"Du hast sie gehört, die liebe Familie", sagt er. "Allen voran deine Mutter."
"Aber ich doch nicht – ey, wir sind Kumpel."
"Eben", sagt Bandit und tätschelt mir die Hand.

Ich finde, Du hast es echt gut drauf, die Figuren über die Dialoge vielschichtig zu machen, sie zu zeigen, sie interessant zu machen. Mir gefallen die beiden echt gut. Schon wieder.

In der Nacht schlafe ich schlecht. Meine Finger tasten auf die andere Seite des Bettes. Sie ist kalt und leer wie mein Inneres, seit Ralf gegangen ist. Mehr als ein Jahr musste er warten, bis ich mit ihm schlafen konnte. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, dass es auch schön sein kann.

Und Du legst schön Spuren, die den Leser in die Geschichte ziehen, Fragen, auf die man nach Antworten sucht. Den Spannungsaufbau finde ich wirklich gut gemacht.

"Grob?" Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. "Und die Traueranzeige war ein Glückwunschtelegramm, oder was?"
"Das geht nur dich und mich was an."

Okay, hier steht es. Hab ich überlesen. Da steckt grad so viel drin im Text, da ist das verlorene Kind, die Probleme in der aktuellen Beziehung, die Gewalt des Ex - die seltsame Traueranzeige. Auch "verlassen wird" habe ich überlesen, weil es eben so klassisch beginnt. mein Fehler, aber Du verlangst hier echt eine super hohe Konzentration vom Leser. kannst Du, dein gutes Recht, aber eben auch Risiko. Dabei wäre auch hier, mit ein bisschen Strukturveränderung die Aufmerksamkeit wieder besser lenkbar.


Wir trauern um
Katja Bold
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen
wird.

Heidelberg, im April 2005​


Und für Ungeduldige wie mich dann noch den kleinen Nachtritt:

"Und die Traueranzeige in deinem Briefkasten war ein Glückwunschtelegramm, oder was?"

Schon wäre für mich alles viel klarer und ich hätte da nicht so drüber weg gelesen.

"Seit wann ist der Wichser zurück?", fragt mein Onkel.
"Zwei Wochen", sage ich.
"Was wirst du tun?"
"Abwarten."

Wieder nur - sau gut.

"Ne. In Schwitzkasten genommen", sagt er grinsend und formt mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole. "Meine Wumme an den Schädel gedrückt und gesagt: 'Beim nächsten Mal macht's peng.'"

Er hat noch eine? Na gut. Hat mich nur überrascht an der Stelle.
Siehst selber das '" doof aussieht oder? Deshalb würde ich einfach auf die einfachen verzichten, die Doppelpunkte machen ja alles klar.

Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was davor war, wissen nur drei Leute.

Für mich ist er deswegen in den Knast gegangen. Weiß nicht wie ich drauf komme, steht ja so nicht im Text. Trotzdem.
Wieder für so Dummis wie mich: Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen, und war danach neun Jahre abgetaucht.
Aber vielleicht bin ich auch die einzige und es war echt spät und all das brauchts gar nicht wirklich. Aber es sortiert sich halt besser.

Mir wird übel, als er mit rauchiger Stimme in mein Ohr flüstert: "Die Party geht weiter. Ich freu mich drauf, mit dir zu tanzen."
Noch ein Schlag in die Rippen, dann ist er weg.

Da frag ich mich doch, warum er sich nach all der Zeit wieder bei ihr meldet. Mir fehlt das Motiv des Typen. Mir wäre lieber, er sagt da was anderes. "Bin zurückgekommen, mein Mäusezahn. Hab dich vermisst", oder so was in der Art. Dann wüsste ich, er war auch weg, ob aus Schiss oder im Knast, egal. Übrigens fände ich es hier logischer, wenn Bandit ihn nicht zuvor erwischt hätte. Er die Verfolgung aufnimmt, aber ihn nicht zwischen die Finger bekommt. Beim ersten Mal verpisst er sich für neun Jahre und jetzt nur für ein paar Wochen. Das passt nicht wirklich.

Es wird Zeit, Bandit die Pistole zu bringen.

Aber er hat doch eine. Er hat sie ihm doch gegen den Kopf gedrückt :confused:

Ich würde den Satz aber weglassen und mit der Traueranzeige enden. Schon klar, was sie damit bezwecken will.

Trotz meiner Verwirrung ein sau guter Text. Tolle Figuren, schlimme Geschichte, schöner Plotaufbau - Szenenauswahl, gute Spannungsarbeit.

Gern gelesen!

Fliege

 

Hallo Tintenfass,

Die anfangs etwas undurchsichtige Beziehung zwischen Katja und ihrem Onkel gefällt mir gut. Ich kann auch mitfühlen, warum sie es nicht dem Rest der Familie erzählt hat.

Wir zucken zusammen, als am Tresen etwas zu Bruch geht.
Das gefällt mir. Sie zucken beide zusammen. Bandit ist nicht so cool wie es anfangs scheint.

Dass die Taufe nur so nebenbei als Rahmen für das Zusammentreffen dient, finde ich sehr gut. Die anderen Figuren/Familienmitglieder müssen auch gar nicht weiter beschrieben werden.

Schon lange sitze ich in der Küche und habe dabei zugesehen, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt.
Eine der schönen Formulierungen.

"Die Knarre, die ich ihm ins Maul gestopft hab', vergisst er seiner Lebtag nicht."
seinen Lebtag

Bandit steht bei seinen Verwandten.
Hat Bandit eigene Verwandte, die nicht Katjas Verwandte sind? :lol:

"Wo?", fragt er.
 "Rathaus."
Woher weiß sie das?

Im Schankraum sitzt mein Onkel, ein leeres Schnapsglas vor sich. Dreht es, wie ein Roulette-Rad.
Wie soll das denn gehen?
Du meinst sicher wie einen Spielzeugkreisel? :Pfeif:

Was mich ein wenig stört ist Katjas Sprache in der Kneipe.
Auf einmal sagt sie abwertende Begriffe wie Kerl, Heini. Das passt m.E. nicht zu ihr.

Dann steige ich ins Auto, um nach Frankfurt zu fahren. Auf dem Beifahrersitz, Vaters alter Seesack. Bisschen verstaubt, aber eine Brauerei ist auch kein Bankschließfach. Aus der Seitentasche lugt die Karte mit dem schwarzen Rand.
Wir trauern um
Katja Bold
die uns im Alter von 30 Jahren verlassen wird.
Heidelberg, im August 2014
Was soll das mit dem Seesack? Er ist verstaubt, weil er in einer Brauerei (versteckt?) war und enthält eine Pistole? Aber die kann man doch einfach in die Handtasche oder ins Handschuhfach stecken, da braucht man doch nicht so einen Riesending mitschleppen.

Den Text auf der Karte hinterlässt bei mir dann nur Fragezeichen.

Deine Geschichte ist flüssig geschrieben und spannend. Sie hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo Tintenfass!

Vielen Dank für deine schöne und sehr nette Antwort auf meinen Kommentar. Ich freue mich, dass ich dir den ein oder anderen Impuls geben konnte. Besonders freut es mich natürlich stets, wenn ich mit meinen Kommentaren auch helfen kann.:)

Mir gefallen deine Klarstellungen bzw. das Fein-Tuning an der Geschichte übrigens sehr gut. Deine Geschichte ist dadurch nicht unglaublich besser geworden, weil sie auch vorher schon sehr gut war, sondern du hast die (in meinen Augen) noch unklaren oder missverständlichen Stellen glattgebügelt. Sehr gut!:thumbsup:

Und das Bandit schön fies ist, gefällt mir so richtig gut! Wie gesagt - ich mag die bad boys und fand den Joker immer vieler cooler als Batman!!:D

Das freut mich, dass mein Lob da das richtige Timing hatte!

Einen schönen Abend wünscht dir der EISENMANN

P.S.

Du hast echt den falschen Nick gewählt, ehrlich.

Na ja, ich hätte mich ja auch viel lieber Mad-Chainsaw-Killer-Maniac-with-a-hockey-mask genannt, aber weißt du, wie lange ich dann jedes mal an den Grüßen am Ende zu schreiben hätte?!:D

 

Hallo @Geschichtenwerker,

nett, dass Du Dich nochmals gemeldet hast, um für Erleuchtung zu sorgen.

Ich bin mir sicher, dass wir anders lesen, aber ich möchte schon halbwegs verstanden werden.

Danke, ich habe das aber schon verstanden, wie Du liest. Ich kann es nur nicht nachvollziehen, wie sich das anfühlt, wenn sich der Genrekompass ständig neu ausrichten muss. Ist bei mir eben anders.
Möglich, dass ich das bei Bandit schlecht gemacht habe. Jedoch sagen die Kommentare, die ich bisher erhalten habe, nichts dergleichen. Du hast Dich daran gestört, ist natürlich schade. Hier werde ich am Text diesbezüglich nichts ändern, mir gefällt er so sehr gut. Ich werde es aber künftig im Auge behalten.

Übrigens ist mir auch aufgefallen, dass die Geschichten, die ich bisher gelesen habe und die nach meiner bescheidenen Meinung zu den Favoriten gehören, in dieser Hinsicht sehr genau ausgerichtet sind.

Na super, freut mich für Dich. Es ist doch sehr schön, dass es unterschiedliche Ansprüche gibt. Wo kämen wir denn sonst hin, wenn es anders wäre?

In diesem Sinne, noch viel Spaß beim Lesen.

Lieber Gruß
Tintenfass

wird fortgesetzt ...

 

Hallo Tintenfass,

ganz kurz:

Möglich, dass ich das bei Bandit schlecht gemacht habe.

So war es nicht gemeint. Wer sagt denn, dass es schlecht ist, wenn sich die "Genrekompassnadel bewegt"? Vielleicht ist das genau der Punkt, weswegen Deine Geschichte bestimmten Lesern gefällt? Vielleicht ist das auch ein Stilmerkmal bei Dir, was Dich unverwechselbar macht?

Ich kann Dir nur schreiben, was mir auffällt und will das nicht als Wertung im Sinne von "gut" oder "schlecht" verstanden wissen. Für mich gibt es kein "gut" oder "schlecht", sondern nur Wirkungen auf den bzw. mich als Leser.

Also bitte, nicht denken, dass ich Dir Deine Geschichte "schlecht machen wollte". Das liegt mir völlig fern.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Fliege,

Wenn da so viele wichtige Informationen so dicht in einem Satz stehen, läufst Du immer Gefahr, dass der Leser eine davon überliest. Von daher mach Punkte. Da weiß man hier Info, Info zuende, nächste Info.

Werde ich mir hinter die Ohren schreiben. Danke auch für deinen Beispielsatz:

"Ich hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen", sage ich und führe ihn durch die Wohnung. "Wollte nächste Woche mit Ralf nach Holland. Zelten. Gestern ist er nach Lloret geflogen. Er nimmt eine Auszeit."
"Ui. Ärger?"

Nach langem Überlegen und Ausprobieren, kann ich mich aber mit ihm nicht anfreunden. Das "Zelten" mittendrin finde ich nicht schön – es stört meinen Lesefluss. Außerdem finde ich es wichtig oder richtiger, wenn zuerst erwähnt wird, dass Ralf nicht da ist. Wenn ich mir überlege, wie ich das sagen würde, dann käme von mir zuerst die Info an den Onkel: "Ralf nimmt Auszeit." Möglich, ich liege daneben, aber für mich klingt es natürlicher. Ich habe nun den Gedankenstrich durch einen Punkt ersetzt.
Jetzt heißt es so:

"Ich hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen", sage ich und führe ihn durch die Wohnung. "Ralf nimmt Auszeit. Wollten nächste Woche zum Zelten nach Holland. Gestern ist er nach Lloret geflogen."
"Ui. Ärger?"

Ich finde, Du hast es echt gut drauf, die Figuren über die Dialoge vielschichtig zu machen, sie zu zeigen, sie interessant zu machen. Mir gefallen die beiden echt gut … Und Du legst schön Spuren, die den Leser in die Geschichte ziehen, Fragen, auf die man nach Antworten sucht. Den Spannungsaufbau finde ich wirklich gut gemacht.

Danke, das freut mich ungemein, wenn Du das sagst. Ich habe auch eine Mordgaudi beim Schreiben. Macht mir grad total viel Spaß. Da nutze ich doch geich die Gelegenheit, Dir für die Challenge zu danken. Bandit wäre sicher nie entstanden, ohne Deinen Aufruf.

Dabei wäre auch hier, mit ein bisschen Strukturveränderung die Aufmerksamkeit wieder besser lenkbar.

Wir trauern um
Katja Bold
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen
wird.

Heidelberg, im April 2005


Ich übernehme es dankend. Ebenso:

"Und die Traueranzeige in deinem Briefkasten war ein Glückwunschtelegramm, oder was?"

"Ne. In Schwitzkasten genommen", sagt er grinsend und formt mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole. "Meine Wumme an den Schädel gedrückt und gesagt: Beim nächsten Mal macht's peng."

Er hat noch eine? Na gut. Hat mich nur überrascht an der Stelle /
Aber er hat doch eine. Er hat sie ihm doch gegen den Kopf gedrückt.

Das ist jetzt zwar weg, aber das Markierte sollte zeigen, was die Wumme ist, die Bandit dem Kerl an den Schädel drückt.

Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was davor war, wissen nur drei Leute.

Für mich ist er deswegen in den Knast gegangen. Weiß nicht wie ich drauf komme, steht ja so nicht im Text. Trotzdem.
Wieder für so Dummis wie mich: Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen, und war danach neun Jahre abgetaucht.

Richtig, dafür ist er in den Knast gekommen. Steht nicht direkt im Text geschrieben, doch ich hoffte, man könne es ihm entnehmen :-)
Dein Vorschlag, wie man es machen könnte, ist mir fast zu erklärend. Ich möchte, dass man das auf andere Weise herausliest und habe es mal vorerst in die Manhattan-Bar-Szene eingebaut:

Als die Tussi ihm zuzwinkert, greife ich nach seinem Arm. "Drei Jahre haben sie dir aufgebrummt. Warum bist du untergetaucht, nach der Haft? Warum wolltest du mich nicht sehen?"
"Du hast sie gehört, die liebe Familie", sagt er. "Allen voran deine Mutter."
"Aber ich doch nicht – ey, wir sind Kumpel."
"Eben", sagt Bandit und tätschelt mir die Hand.

Später erfährt man ja etwas über die Waffe und dem Herumgeballere im Hinterhof.
Ja ich weiß, ich verlange viel vom Leser. Hohe Konzentration und womöglich – nein, sicher überschätze ich mich auch. Doch ich würde das hier gerne mal so durchziehen, dem Leser wenig zu erklären. Ihn selbst die Schlüsse ziehen lassen. Die müssen ja nicht mit meinen übereinstimmen, es sollten halt am Ende keine Fragen offen bleiben. Ich will hieraus lernen, was ich künftig anders machen muss.

Übrigens fände ich es hier logischer, wenn Bandit ihn nicht zuvor erwischt hätte. Er die Verfolgung aufnimmt, aber ihn nicht zwischen die Finger bekommt. Beim ersten Mal verpisst er sich für neun Jahre und jetzt nur für ein paar Wochen. Das passt nicht wirklich.

Deswegen hatte ich schon lange Bauchweh. Habe immer gedacht, bald kommt ein Kommentar in dem steht: "Aber so nicht, liebes Fräulein … "
Die "Verfolgungsszene" ist auch relativ neu. Gabs anfangs nicht. Ich wollte die Bedrohung zeigen, um Katjas Reaktion am Ende nachvollziehbarer zu machen. Und ich hatte einen Riesenspaß mit Bandit.
Ich habe das jetzt so geändert:

Bandit wendet sich zu mir. "Mach ihr Tee", sagt er, zieht den Barhocker zurück und wartet bis ich Platz genommen habe. "Ist gleich stiften gegangen", raunt er mir zu. "Auf'n Friedhof gerannt."
Der Heini stellt tatsächlich ein Glas Tee vor mich. Ich verlange nach Rum. "Hast ihm 'ne Abreibung verpasst?", frage ich.
"Ne", sagt mein Onkel. "Totenruhe ist mir heilig." Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht. "Was für ein Schisser."

Mir wird übel, als er mit rauchiger Stimme in mein Ohr flüstert: "Die Party geht weiter. Ich freu mich drauf, mit dir zu tanzen."
Noch ein Schlag in die Rippen, dann ist er weg.

Da frag ich mich doch, warum er sich nach all der Zeit wieder bei ihr meldet. Mir fehlt das Motiv des Typen. Mir wäre lieber, er sagt da was anderes. "Bin zurückgekommen, mein Mäusezahn. Hab dich vermisst", oder so was in der Art. Dann wüsste ich, er war auch weg, ob aus Schiss oder im Knast, egal.

Ist auch noch eine Baustelle, an der ich arbeite. Gut zu wissen, dass Dir der Grund für die Abwesenheit egal ist. Ich habe es so umgearbeitet:

Mir wird übel, als er mit rauchiger Stimme in mein Ohr flüstert: "Bin wieder zurück, Katilein. Hab dich vermisst."
Sein Lachen geht mir durch und durch. Noch ein Schlag in die Rippen, dann ist er weg.

Es wird Zeit, Bandit die Pistole zu bringen.
Ich würde den Satz aber weglassen und mit der Traueranzeige enden. Schon klar, was sie damit bezwecken will.

Da hadere ich. Einige Kommentatoren fanden den Satz gut, weil es auf eine Tat in der Zukunft hinweist - was mir erstens gut gefällt und ich zweitens befürchte, dass der Bezug zum Seesack verloren gehen könnte. Ich will's ja gerne knapp und knackig, aber hier bin ich mir echt nicht sicher. Muss noch darüber nachdenken.

Trotz meiner Verwirrung ein sau guter Text. Tolle Figuren, schlimme Geschichte, schöner Plotaufbau - Szenenauswahl, gute Spannungsarbeit.

Darüber freue ich mich wirklich saumäßig, Fliege. Ist ja mein erster Text in dieser Art und ich bin stolz wie Bolle, dass ich so tolle und hilfreiche Kommentare und immer wieder Lob bekommen habe.

Vielen Dank für Deine Zeit und Verbesserungsvorschläge sowie Gedanken, die Du Dir gemacht hast.

Lieber Gruß
Tintenfass

P.S.: Ich denke übrigens darüber nach, die Geschichte meinem Onkel zu schenken. Du weißt ja, dem Nesthäkchen unter den Geschwistern meiner Mutter :-)

wird fortgesetzt …

 

Hallo Tintenfass,

wow, was für eine spannende Story!
Guter Spannungsaufbau, schnell rein, schnell den Spannungsbogen begonnen und flott spannend weiter erzählt.
Hat mir ausnehmend gut gefallen, wie du das aufgebaut hast.


Klar, hab ich auch was Kritisches anzumerken und das sind drei Dinge:

1.) ich habe eine ganze Weile benötigt, um herauszufinden, dass es sich um eine Katja handelt. Klar, da bekommt die Person, die Bandit vom Bahnhof abholt, einen Blumenstrauß, aber das bedeutet für mich heutzutage nichts mehr in puncto Geschlechtszugehörigkeit des Blumenempfängers.

Ich habe folglich eine Weile benötigt. Vielleicht ist das mit einem einfach irgendwo reingesetzten "sie" sofort erledigt? Aber vielleicht stand ja auch nur ich so auf dem Schlauch. Ich finde nur, dass ihre Sprache weder besonders weiblich, aber auch nicht besonders männlich ist. Daher habe ich halt eine ganze Weile lang gerätselt.

2.) Die bedrohliche Situation, in die Katja wieder gerät und die Bandit entschärft, indem er den Täter verjagt, ist absolut gelungen. Dennoch hatte ich fest erwartet, dass sich Bandit nicht sofort aus dem Staub macht. Für meine Begriffe hat er a) zu wenig Lebenserfahrung, er kann sich ausrechnen, dass sich der Täter sofort wieder an Katja heranmacht, sobald er wegfährt, b) er müsste doch Katja eigentlich kennen und wissen, dass sie jetzt sich höchst unwohl fühlt, zumal sie ihn ja auch noch fast flehentlich darum bittet, zu bleiben. c) zeugt es von null Beschützerinstinkt, sofort wegzufahren. So handelt kein Beschützer.

Vielleicht baust du einfach einen Satz ein, in der wörtlichen Rede, wonach Bandit geradezu wegen etwas sehr Wichtigem nach Frankfurt zurückfahren muss, er einfach nicht bleiben kann. Dann wird das runder und man weiß als Leser, dass vermutlich jetzt was passieren wird, denn der Retter ist weg.

3.) Die Sache mit der Traueranzeige, da stand ich komplett auf dem Schlauch als ich las, dass Katja die letzte selbst geschrieben hat. Mir kam sofort der Gedanke, dass sie auch die erste Anzeige geschrieben haben könnte, was ja wohl von dir nicht beabsichtigt war oder doch? Also an dieser Stelle schwimme bzw. schwamm ich ein büschen.

Aber ansonsten perfekt durchgezogene Geschichte. Wirklich gut gelungen. Schön verdichtet dargestellt. So mag ich Texte ungemein gern. :thumbsup:

Der Titel ist, wenn auch treffend, so doch nicht treffsicher genug. Es geht ja nicht nur um Bandit, sondern auch um Katja und den Täter und somit betrifft dein Titel nur einen Ausschnitt der Geschichte.
Aber ich habe schon reichlich unpassendere Titel hier bei uns Wortkriegern gesehen. ;)

Das Challengethema ist erfüllt, denn die beiden Traueranzeigen stehen ja eindeutig als sehr wichtige Aussagen im Text.

Prima Geschichte! Sehr gut gemacht!

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Tintenfass,
schöne, ausgesprochen spannende story. Besonders gefielen mir das Verhältnis zwischen Bandit und seiner Nichte und die Charakterisierung der beiden überhaupt. Ich hab ja gelesen, dass du sehr reduziert schreiben möchtest und das ist dir auch gelungen.
Ohne auf Details einzugehen - du schaffst das super, in die Geschichte reinzusaugen und den Leser durch die eingeworfenen Häppchen und kleinen Verzögerungen und durch die Dialoge bei der Stange zu halten.

Die Stelle, als Bandit wieder nach Frankfurt fährt, ist jetzt klarer, weil er durch die Verfolgungsjagd davon ausgehen muss, den Fiesen vertrieben zu haben.
Die Beweggründe des Fiesen finde ich eigentlich nicht so nachvollziehbar, auch durch die Änderung des Satzes nicht, aber ich find das eh nicht besonders wichtig, der Fiese ist momentan eigentlich nur eine übel bemalte Wand für mich, vor deren Hintergrund sich die Ereignisse abspielen.
Ich hab also die Handlung verstanden, auch wenn es oft nur angedeutet ist, finde sie nachvollziehbar, habe trotzdem immer noch ein Problem: das Ende.

Du wirst mich verfluchen, aber vielleicht hilft dir das ja, diese Meldung von mir zu kriegen, gerade weil du die Aufmerksamkeit deiner Leser brauchst und wissen musst, wann du sie überforderst.

Ich schreib mal ,was das Ende betrifft, meine Gedanken auf:
Und zwar ist mir klar, sie fährt in die Brauerei, weil sie dort die Pistole aufbewahrt hat. Und den letzten Satz brauchst du, so sehe ich das zumindest, weil man sonst nicht rafft, dass sie die Pistole zu Bandit bringt. Man denkst sonst, sie fährt nur zum Drucken der Anzeige in die Brauerei. Man wird zwar auf den Seesack aufmerksam, aber was drin ist, das rafft man so wirklich erst durch den letzten Satz. Wenn du das Ende abänderst, den letzten Satz weglässt, würde ich den Pistolenhinweis irgendwo anders in diesem Abschnitt unterbringen, vielleicht durch die Form des Seesacks oder sie hat was an den Händen, keine Ahnung, ob Pistolen irgendwie geölt werden müssen oder stinken, also mit sowas könnte man dann spielen. Aber einen Hinweis würd ich reinquetschen. Unbedingt. Man steht sonst noch mehr auf dem Schlauch.

Mein Problem sind aber eher die beiden Todesanzeigen. Die erste habe ich zunächst so interpretiert, dass der Fiese sie geschrieben hat, als Drohung, zumindest denkt das Bandit. Die zweite schreibt definitiv sie. Dadurch gerät auch die erste Anzeige in Verdacht, sie stamme auch von ihr. Dann müsste das Motiv deutlicher werden. Für beide Karten. Die erste für das Ende der Beziehung zu dem alten fiesen Freund? Der Verlust des Kindes?
Was, so frage ich mich, bezweckt sie nun mit der zweiten Anzeige? Das geplante Ableben des Fiesfreundes? Eine Info an Bandit kanns ja nicht sein. Der weiß ja Bescheid. Oder doch ja, sie setzt Bandit damit unter Druck, loszulegen. Und zwar final. Jetzt hab ichs gerafft. So geht das. Ach du scheiße, da hab ich aber ganz schön lang gebraucht. Das ist ja ein ganz schön durchtriebenes Miststück. Die erste Karte war vielleicht wirklich von dem Fiesling, und die Icherzählerin hat die wunderbare Wirkung auf Bandit erkannt, weshalb sie wieder auf dieselbe Wirkung setzt. Es macht auch nichts, wenn sie auch die erste schon selbst geschrieben hätte, um die Bedrohung zu erhöhen und entsprechenden moralischen Druck auf Bandit auszuüben. Das muss sich nicht auflösen. Aber hmmm, die Funktion der Karte, wenn ich sie jetzt endlich recht verstanden habe, die sollte schon ein bisschen doller vorher angedeutet werden? Oder? Du machst das ja schon, wenn sie die Karte rausholt und lässt sie liegen und Bandit sieht sie dann und verbrennt sie. Jetzt interpretiere ich das so. Aber jetzt weiß ichs ja auch. :D Vielleicht noch ein Quäntchen mehr zeigen, wie sie B. damit manipuliert.
Jetzt kriegt sogar der Satz

"Zum Glück ist morgen Taufe und keine Beerdigung", sage ich.
eine ganz neue Bedeutung. Aber das hattest du bestimmt nicht so geplant. :)

Also ich lasse diesem gesamten Erkenntnisprozess einfach mal stehen, obwohl ich ihn ein bisschen peinlich für mich finde. Denn jetzt, wo ich drauf gekommen bin, finde ich es einerseits sonnenklar.
Wenn ich dir trotzdem noch einen Tipp geben darf, ich würde vielleicht vorher die Wirkung, die die Karte auf Bandit hat, ein bisschen erhöhen, denn du kannst nicht davon ausgehen, dass alle so lange rumdenken und ihre Gedanken gar aufschreiben, wie ich das jetzt gemacht habe. Na gut, vielleicht hab ich einfach auf dem Schlauch gestanden, bin zu müde oder zu erkältet. Aber ich denke schon, ist nicht so ganz einfach.
Jedefalls stehts hjetzt hier und ich hoffe, du hast ein bisschen Spaß an deiner verwirrten Leserin mit der endlich erleuchteten Glühhbirne auf und in der Birne.

Und noch zur Druckerei: Warum das ganze Bohei mit dem Drucken der Anzeige in der Brauerei? Einfach weil das nah ist? Oder befürchtet sie, wenn sie die Anzeige zuhause druckt, kommt man ihr drauf? Wer denn? Bandit? Die Polizei? Der Betrieb, in dem sie ja wohl auch öfters ist, käm doch da auch infrage. Oder gibt das noch einen anderen Grund? Das wird so hervorgehoben, erhält eine derarige Wichtigkeit, dass es zu einem Haken innerhalb der Geschichte wird. Und dann muss sich das auch irgendwie ein bisschen mehr zumindest auflösen? Oder?
Auch das lass ich mal stehen. ich weiß nicht, ob sich das jetzt doch auch erklärt.


Dann hab ich noch ein paar Klitzekleinigkeiten, wenn ich schon mal lese, kann man ja auch ein bisschen was verbessern, hab ich schon lang nicht mehr gemacht.

"Hab den Lappen weg. Endgültig."
Oh weh - und dann auch noch Fahren ohne Führerschein zum Mordort. :D

Als Kind hatte ich keine Ahnung davon, dass der Name bereits Programm war.
Streicherle


Am Abend gehen wir auf einen Absacker. Mir schwebt das urige KOMMA kleine Lokal an der Straßenecke vor, in dem morgen das Familienfest stattfinden soll;

"Hast ordentlich gebechert Kein KOMMA an dem Abend. Konntest mithalten", sagt er.
"Du weißt KOMMA warum."
Du trennst manchmal Satzteile ab, die eigentlich nicht abgetrennt gehören von der Grammatik her. Allerdings hat man ja mittlerweile eine erhöhte Freiheit, durch seine Kommasetzung Satzteile auch als nachgestellte Zusätze kenntlich zu machen. Ich hätte es in den von mir angemerkten Fällen nicht getan, aber das ist sicherlich auch Geschmackssache.

Als die Tussi ihm zuzwinkert, greife ich nach seinem Arm. "Drei Jahre haben sie dir aufgebrummt. Warum bist du untergetaucht KEIN KOMMA nach der Haft? Warum wolltest du mich nicht sehen?"

Wir trauern um
Katja Bold KOMMA
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen
wird.
Heidelberg, im April 2005
Auch bei der letzten Anzeige. Muss nicht sein, kann aber. Mir kommt deine Protagonistin komischerweise ziemlich rechtschreibsicher vor, selbst wenn sie den Fiesling nachahmt.


Ohne anzuklopfen KOMMA öffne ich die Tür.

Erst als Bandit auf meine Hände starrt KOMMA wird mir bewusst, dass ich sie auf dem Bauch liegen habe.

Mein Onkel greift nach den Zigaretten. "Der Dreckskerl hat sich in die Hosen geschissen, hast du's gesehen?" Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.
"Wimmern hör'n", sage ich, beuge mich zu ihm und streife Asche ab.
Hä?? Das ist mir zu abgehackt.


Schon lange sitze ich in der Küche und habe dabei zugesehen, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt.
warum nicht "sehe dabei zu", passt doch zeitlich und klingt schöner.

"Die Knarre, die ich ihm ins Maul gestopft hab', vergisst er seiner Lebtag nicht."
sein Lebtag (von der Lebtag) - du würdest ja auch nicht "vergisst er keiner Sekunde" sagen

Die wenigen Meter zur Gaststätte renne ich, um mich auf der Toiletten endlich auszukotzen.
der Toilette


Bandit wendet sich zu mir. "Mach ihr Tee", sagt er, zieht den Barhocker zurück und wartet KOMMA bis ich Platz genommen habe.

Seit einer Woche ist Ralf von der Costa Brava zurück und fürs Erste bei seinem Bruder unter gekrochen.
muss zusammen - auch wenn es die Rechtschreibhilfen oft falsch anzeigen.

Ich bin aufgeregt Kein KOMMA wie ein Teenager.

Mir wird erst kalt KOMMA dann heiß, als ich seinen Atem im Nacken spüre.

Danach geht es schnell. Ich bekomme den Mund zugehalten und werde in eine Umkleidekabine gezerrt, bevor ich begreife KOMMA was los ist.

Auf dem Beifahrersitz Kein KOMMA Vaters alter Seesack.

Hat Spaß gemacht, hinter die Kulissen zu steigen. Ich hoffe, dir auch.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo @GoMusic,

Die anfangs etwas undurchsichtige Beziehung zwischen Katja und ihrem Onkel gefällt mir gut. Ich kann auch mitfühlen, warum sie es nicht dem Rest der Familie erzählt hat.

Das ist schon mal gut, wenn du damit keine Schwierigkeiten hattest. Auch, dass Du Katjas Verhalten gegenüber der Familie nachvollziehen kannst.

Wir zucken zusammen, als am Tresen etwas zu Bruch geht.
Das gefällt mir. Sie zucken beide zusammen. Bandit ist nicht so cool wie es anfangs scheint.

Da habe ich zuerst überlegt, ob nur Katja zusammen zuckt. Aber Bandit, so wie ich ihn sehe, ist ja nicht so cool, wie er tut.
Sollte er jedoch mal zu einem Killer werden der eiskalt Rache nimmt, dann wird er hier nicht mal merken, das etwas gescheppert hat :-)

Dass die Taufe nur so nebenbei als Rahmen für das Zusammentreffen dient, finde ich sehr gut. Die anderen Figuren/Familienmitglieder müssen auch gar nicht weiter beschrieben werden.

Den Familienmitglieder wollte ich keinen Raum geben. Sie dienen als Statisten. Wichtig war nur noch Katjas Beziehung zu Ralf.

Schon lange sitze ich in der Küche und habe dabei zugesehen, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt.
Eine der schönen Formulierungen.

Danke. Sie ist nach Novaks Komm etwas umformuliert. Es heißt jetzt:

Schon lange sitze ich in der Küche und sehe dabei zu, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt.


hoffentlich magst Du sie noch :-)

"Die Knarre, die ich ihm ins Maul gestopft hab', vergisst er seiner Lebtag nicht."
seinen Lebtag

Das "seiner Lebtag" ist umgangssprachlich. Wir sagen das so und, wenn man Google glauben darf, die Bayern auch. Ich bin jetzt aber Duden und Novak gefolgt und habe "sein Lebtag" daraus gemacht.

Bandit steht bei seinen Verwandten.
Hat Bandit eigene Verwandte, die nicht Katjas Verwandte sind?

Du Scherzkeks :-) Hast ja recht. Früher hieß es mal "Bandit steht bei seinen Geschwistern." Ist ein Überbleibsel aus der Zeit. Jetzt steht er bei "den Verwandten."

"Wo?", fragt er.
 "Rathaus."
Woher weiß sie das?

Das kann man mMn den beiden Sätzen davor entnehmen:

Ein letzter Blick über die Schulter bevor ich das Gotteshaus betrete. Ich erschaure und greife nach dem Arm meines Onkels.

Was glaubst Du, sieht Katja, wenn sie über ihre Schulter sieht und zu Bandit "Rathaus" sagt? Genau – den Ex am Rathaus stehen.
Ich dachte, in vielen Orten ist das Rathaus nahe der Kirche.

Im Schankraum sitzt mein Onkel, ein leeres Schnapsglas vor sich. Dreht es, wie ein Roulette-Rad
Wie soll das denn gehen?
Du meinst sicher wie einen Spielzeugkreisel?

Nein, ich meine Roulette-Rad. Da habe ich ein ganz klares Bild vor mir, wie er das macht. Eine drehende oder von mir aus auch schraubende Handbewegung. Bei den Spielzeugkreisel die ich kenne, wäre das aber eine pumpende Bewegung.

Was mich ein wenig stört ist Katjas Sprache in der Kneipe.
Auf einmal sagt sie abwertende Begriffe wie Kerl, Heini. Das passt m.E. nicht zu ihr.

Die unterschiedliche Sprache von Katja wurde schon öfters bemängelt. Mir scheint, ich habe da Schwierigkeiten, sie durchweg gleich sprechen zu lassen. Liegt vermutlich daran, dass ich sie anfangs ein bisschen wie Bandit haben wollte.
Also aus dem "Kerl" wurde ein "Mann". Den "Heini" habe ich aber gelassen, schließlich ist sie verärgert, weil sie Teetrinken muss.

Was soll das mit dem Seesack? Er ist verstaubt, weil er in einer Brauerei (versteckt?) war und enthält eine Pistole?

Richtig. Katja hatte die Waffe nach er Schießerei vor neun Jahren an sich genommen und im Keller der Brauerei versteckt, in der sie auf dem Büro arbeitet.

Aber die kann man doch einfach in die Handtasche oder ins Handschuhfach stecken, da braucht man doch nicht so einen Riesending mitschleppen.

Aber nicht wenn es schnell gehen soll. Was spricht dagegen? Ich würde mich da sicher nicht mit aufhalten wollen. Gut man kann darüber nachdenken, ob der Seesack überdimensioniert ist. Aber selbst wenn es eine Plastiktüte wäre, würde sie die nur auf den Beifahrersitz legen.
Es gibt doch sicher auch kleine Seesäcke? Ich schau aber mal, ob ich was anderes nehmen kann.

Den Text auf der Karte hinterlässt bei mir dann nur Fragezeichen.

Der ist schlichtweg als Morddrohung zu verstehen. Oder was würdest Du denken, wenn Du eine Trauerkarte bekämst auf der steht: "Wir trauern um GoMusik der uns im Alter von xxx verlassen wird"?
Aber ich nehme Deine Frage ernst. Ich weiß mir im Moment nur keinen Rat, weil für mich da absolut keine Fragezeichen stehen. Aber ich werde auch darüber nachdenken. Oder hättest Du einen Vorschlag?

Deine Geschichte ist flüssig geschrieben und spannend. Sie hat mir sehr gut gefallen

Super! Es freut mich sehr, dass Dich die Unklarheiten nicht rausgeworfen haben. Ich danke dir vielmals für Deine Zeit und Rückmeldung.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt …

 

Hallo @Eisenmann,

Mir gefallen deine Klarstellungen bzw. das Fein-Tuning an der Geschichte übrigens sehr gut. Deine Geschichte ist dadurch nicht unglaublich besser geworden, weil sie auch vorher schon sehr gut war, sondern du hast die (in meinen Augen) noch unklaren oder missverständlichen Stellen glattgebügelt. Sehr gut!

Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich habe beim Überarbeiten immer ein wenig Angst, alles noch schlimmer zu machen. Von daher bin ich über Deine Rückmeldung, wie auch die der anderen Krieger, sehr, sehr dankbar. Das lässt mich nachts gut schlafen.

Und das Bandit schön fies ist, gefällt mir so richtig gut! Wie gesagt - ich mag die bad boys und fand den Joker immer vieler cooler als Batman!!

Ich mag Bandit auch, ist ein cooler Onkel, aber wer ist Joker? :-)
Ne, ganz so schlimm ist es nicht, aber ich habe wirklich noch keinen Batman-Film gesehen. Nicht mal, als Heath Ledger besagten Joker gespielt hat. Da wär ich eh nur enttäuscht gewesen … :-)

Na ja, ich hätte mich ja auch viel lieber Mad-Chainsaw-Killer-Maniac-with-a-hockey-mask genannt, aber weißt du, wie lange ich dann jedes mal an den Grüßen am Ende zu schreiben hätte?!

Ich verstehe jetzt Dein Problem …

Lieber Eisenmann, nochmals vielen Dank für den neuen Post. War eine wichtige Nachricht, über die ich mich sehr gefreut habe.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo @Geschichtenwerker,

Möglich, dass ich das bei Bandit schlecht gemacht habe.
So war es nicht gemeint. Wer sagt denn, dass es schlecht ist, wenn sich die "Genrekompassnadel bewegt"?

Nein, das sagt niemand. Doch Du hast auch geschrieben:

Übrigens ist mir auch aufgefallen, dass die Geschichten, die ich bisher gelesen habe und die nach meiner bescheidenen Meinung zu den Favoriten gehören, in dieser Hinsicht sehr genau ausgerichtet sind.

Daraus habe ich entnommen, dass Du bei Deinen Favoriten mehr Lesegenuss hattest. Daraus schließe ich eben, dass die Autoren es Deinem Empfinden nach besser gemacht haben. Ich habe mich auf Deinen Kommentar bezogen, vllt hätte ich obiges Zitat so schreiben sollen: Möglich, dass ich das bei Bandit für Dein Leseempfinden schlecht gemacht habe.
Dann wäre es klarer gewesen, was ich gemeint habe.

Vielleicht ist das genau der Punkt, weswegen Deine Geschichte bestimmten Lesern gefällt? Vielleicht ist das auch ein Stilmerkmal bei Dir, was Dich unverwechselbar macht?

Schon möglich, vllt ist das ein Merkmal von mir bzw. wird es mal werden. Das wird sich in der Zukunft zeigen.

Ich kann Dir nur schreiben, was mir auffällt und will das nicht als Wertung im Sinne von "gut" oder "schlecht" verstanden wissen. Für mich gibt es kein "gut" oder "schlecht", sondern nur Wirkungen auf den bzw. mich als Leser.

Ja, man schreibt dem Autor, was einem auffällt. Positives wie Negatives. Aber ich denke, irgendwo stempelt man es doch als gut oder schlecht für sich selbst ab. Man hat eben seine Vorlieben, was einen anspricht und was nicht. Das hat für mich aber nichts mit "eine Geschichte schlecht machen" zu tun. So habe ich Deine Kritik auch nicht aufgefasst. Von meiner Seite aus ist alles gut.

Danke, dass Du das nochmal klarstellen wolltest.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt ...

 

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