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Becky
Der 22jährige Hugo Schmid, ein grosser, aber nicht überdurchschnittlich schöner Mann, ging eines fröhlichen Nachmittags aus seinem Haus, um spazieren zu gehen. Dabei traf er auf dem Weg Becky, eine junge Frau die offenbar neu im Dorf war. Sie war nicht sehr gross und hatte schwarze, lange Haare. Ihr schönes Gesicht gefiel Hugo. Die Beiden wechselten ein paar Worte miteinander, dann gingen sie weiter. Hugo hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt, traute sich jedoch nicht, ihr etwas zu sagen.
Bis an diesem Freitagabend, als sie sich per Zufall in der Bar trafen. Becky war mit einem Kollegen unterwegs, Hugo war allein. In dem Lokal spielten hauptsächlich Rockbands. Offenbar hatten sie also schon mal denselben Musikgeschmack. Als Hugo auf sie zukam, hatte sie ihn bereits gesehen. Sie lächelte ihm schon von weitem entgegen, und Hugos Herz begann schneller zu schlagen. Er setzte sich, und die beiden begrüssten sich. Becky stellte Hugo ihrem Kollegen vor, nicht jedoch umgekehrt. Hugo fürchtete, dass dies ihr Freund war. In diesem Moment fühlte er sich auf einmal sehr leer und war ziemlich traurig, liess sich aber nichts anmerken. Beide wunderten sich, dass der andere auch gerade hier war, und unterhielten sich ziemlich lange miteinander, während Beckys Kollege jemanden sah, den er kannte und sich dann mit diesem unterhielt. Endlich war Hugo mit ihr allein, doch was sollte er tun? So wie es schien war ihr Herz bereits vergeben, und so versuchte er, die Sache einfach zu vergessen und ihre Gegenwart solange zu geniessen, wie es möglich war. Er wusste ja nicht, wann sie nach Hause gehen würde.
Nach etwa zwei Stunden, die Hugo jedoch nur wie fünf Minuten erschienen, kam Beckys Kollege zurück. Der andere war nach Hause gegangen, wie die meisten anderen auch. Die Bar war inzwischen schon fast leer, nur noch Becky, ihr Kollege, Hugo und ein paar andere Leute sassen noch plaudernd an ihren Tischen oder an der Bar. Becky machte ihrem Kollegen deutlich, dass sie langsam müde wurde und bald nach Hause wollte. Hugo passte dies gar nicht, er hätte sich noch stundenlang mit ihr unterhalten und ihr fröhliches Lächeln bewundern können. Es waren keine besonders tiefgründigen Gespräche gewesen, aber er genoss es trotzdem, ihr gegenüber zu sitzen.
Als die drei schliesslich aufstehen wollten, klingelte plötzlich das Handy ihres Kollegen. Er schaute kurz auf das Display und nahm den Anruf an. Becky und Hugo setzten sich nochmals hin, während Beckys Kollege sich etwas von ihnen distanzierte um kurz ungestört telefonieren zu können. Es dauerte nicht lange und er kam zurück zum Tisch. Becky wollte wissen, wer angerufen hatte. Ihr Kollege erklärte kurz, dass es seine Freundin gewesen wäre die wissen wollte wann er nach Hause käme. Hugo fiel ein Stein vom Herzen, als er das hörte. Offenbar spürte Becky das irgendwie, und auf dem Weg zum Nachtbus fragte sie ihn so ganz nebenbei, ob er eine Freundin hätte. Hugo wurde natürlich gleich etwas nervös, er wusste ja nicht, ob es tatsächlich nur Neugier war oder ob Becky vielleicht auch etwas für ihn empfinden würde. Nachdem er ihr kurz von seiner Trennung erzählt hatte, die inzwischen schon fast ein Jahr her war, wechselten sie dann aber doch das Thema. Trotzdem hatte Hugo das Gefühl, dass zwischen ihm und ihr vielleicht doch etwas mehr war als nur Sympathie. Die beiden gingen nebeneinander her, während Beckys Kollege, der anscheinend schon ziemlich angetrunken war, in ein paar Metern Abstand hinter ihnen vor sich hin torkelte und Selbstgespräche führte. Als sie schliesslich im Nachtbus waren, setzten sie sich nebeneinander, wobei sie sich auf den doch recht engen Sitzen ziemlich nahe kamen. Hugo genoss die Wärme, die sie ausstrahlte... Dabei erzählten sie sich gegenseitig auch einige sehr persönliche Dinge, die man wohl nicht ohne weiteres ausplaudern würde. Hugo hatte zunehmend das Gefühl, dass auch sie etwas für ihn empfand. Als der Bus schliesslich kurz vor Beckys Haltestelle war, fragte sie ihn, ob sie ihm ihre Nummer geben sollte, um sich vielleicht wieder mal zu treffen. Hugo freute sich natürlich riesig und gab ihr sein Handy, damit sie ihm ihre Nummer eintragen konnte. Als der Bus schliesslich anhielt und die Türen aufgingen, sprangen Becky und ihr Kollege jedoch hinaus und rannten mitsamt dem Handy weg. Hugo wusste nicht, was los war und blickte sich verwirrt um. Er sah nur noch Becky und ihren Kollegen in der Dunkelheit verschwinden, bevor die Türen wieder zugingen und der Bus weiterfuhr. Hugo hasste es, Aufsehen zu erregen, und blieb deshalb ruhig sitzen, anstatt den Busfahrer darum zu bitten, anzuhalten. Hugo war verwirrt. Was hatte sie vor? Vielleicht erlaubte sie sich nur einen Scherz und würde ihm das Handy am nächsten Tag vorbei bringen, um danach mit ihm noch etwas in die Stadt zu gehen und zusammen einen schönen Nachmittag zu verbringen.
Dies geschah jedoch nie. Hugo sah Becky nie wieder, und sein teures UMTS-Handy genau so wenig.
Ende