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Berlin, vom Brocken gesehen

Monster-WG
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07.01.2018
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Berlin, vom Brocken gesehen

Goslar, früher
An Charlottes achtzehntem Geburtstag trank ich Wodka. Anton, ihr Bruder, schenkte mir zwei Finger breit ein. Er rief nach ihr, fragte, ob sie auch etwas wollte, aber sie tanzte. Und wenn sie tanzte, konnte sie nichts erreichen. Die Hitze des Wodkas wanderte durch meinen Körper. Breitete sich bis in die Fingerspitzen aus.

Berlin, heute
Der Wodka kommt mir wieder in den Sinn – Jahre später –, als Anton die Wohnungstür öffnet. Er sieht müde aus.
»Hi«, sage ich. Möchte etwas hinzufügen, etwas Unverfängliches, doch ich finde keine Wörter.
Er sagt nichts, und ich trete an ihm vorbei in die Wohnung.
Ich hole tief Luft. Ich bin mit dem festen Vorsatz hier, ihm schnell meine Schlüssel zu geben, die Sache hinter mich zu bringen. Doch der Anblick der gerahmten Bilder im Flur lässt mich erstarren. Das Einschulungsfoto hängt noch hier: Charlotte und ich mit Schultüten im Arm auf einer Mauer, Schulter an Schulter, Hüfte an Hüfte, Knöchel an Knöchel.
»Möchtest du was trinken?«, fragt Anton.
Ich halte ihm den Schlüssel hin. »Bin gleich wieder weg.«
»Simi. Nur einen Moment.«
Ich seufze tiefer, als nötig wäre. »Wodka, bitte.«
Seine Mundwinkel zucken, beinahe lächelt er.

Brocken, früher
In unserer Schulzeit wanderten Charlotte und ich fast jede Woche auf den Brocken. Wir saßen immer auf dem gleichen Felsen. Als wir älter wurden, teilten wir uns meistens eine Zigarette, legten unsere Beine übereinander und ignorierten die glotzenden Touristen.
Es war ein besonderer Felsen: Brockengranit, das gibt es nirgendwo sonst. Der Brocken hat sogar ein eigenes Klima, und als wir nach ihrem Geburtstag auf dem Felsen saßen, trieb der Brockenwind die ersten Schneeflocken vor sich her. Unter uns erstreckte sich der Wald: blaue Tannen und schwarze Berghänge.
Trotz der schneidenden Kälte zogen wir die Handschuhe aus und knüpften unsere Freundschaftsbänder. Ich hatte blaue und rosafarbene Fäden für Charlotte ausgesucht, Charlotte rote und grüne für mich.
»Rot für die Liebe und Grün für die Hoffnung«, sagte Charlotte. »Weil ich hoffe, dass du die Liebe findest.«
Ich konnte nicht sagen, was die Farben bedeuteten, die ich für sie ausgesucht hatte. »Ich glaube, Blau und Rosa passen zu dir«, sagte ich.
»Schau mal nach Osten.« Sie streckte die Hand aus, als könnte sie damit die Wolken am Horizont beiseiteschieben. »Ich kann Berlin sehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Viel zu weit weg.«
»Ich kann es sehen.«
Die Haut unter meinen Fingernägeln hatte sich bläulich verfärbt, und ich pustete auf die Finger, bevor ich weiterknüpfte. »Kommst du in den Herbstferien wieder mit?«, fragte ich. »Meine Oma muss das bald wissen.«
»Nee.« Charlotte beugte sich zur Seite und flüsterte mir ins Ohr: »Ich fahre nach Berlin. Zum Casting.«

Berlin, heute
»Weißt du noch?«, fragt Anton, als er das Glas vor mir abstellt. »An Charlottes Geburtstag? Da haben wir Wodka getrunken.«
»War mein erstes Mal«, sage ich.
Er setzt sich nicht, lehnt sich an die Anrichte. Stößt nicht an, sondern nippt bereits an seinem Glas. »Simi, ist das wirklich die richtige Entscheidung?« Er holt tief Luft. »Du wolltest doch nie nach Goslar zurück.«
Ich trinke, und der Wodka brennt durch mich hindurch. Von der Straße wirbelt Motorenlärm herauf.
Anton streicht mit gespreizten Fingern das Haar zurück, bis es nach allen Seiten absteht. »Ich dachte, wir könnten vielleicht neu anfangen. Wenn wir bloß aufhören, über Charlotte zu reden …«
»Ich will nicht aufhören, über sie zu reden.« Ich nehme einen weiteren Schluck, einen größeren diesmal. »Und ich gehöre eben nicht nach Berlin.«

Nordsee, früher
Jeden Herbst besuchte ich meine Großmutter an der Nordsee. Zweimal war Charlotte bereits mitgekommen, doch meine letzten Herbstferien verbrachte ich dort allein.
Ich saß auf dem Sofa, einen heißen Kakao in der Hand, während der Sturm an den Fenstern rüttelte. Charlotte rief an, im Hintergrund das Zischen der Züge, das Stimmengewirr, die hallenden Gleisdurchsagen.
»Ich bin da«, sagte sie feierlich. »Ich bin in Berlin!«
»Toll«, sagte ich. »Wie hast du das Geld zusammenbekommen?«
»Sei keine Spaßbremse, Simi. Ich melde mich wieder.«

Als später mein Handy klingelte, war es nicht Charlotte, die anrief. Es war Anton.
»Weißt du, wo Charlotte ist?«, fragte er. Seine Stimme klang gepresst. Seltsam, wenn ich ihn nicht für einen so coolen Typen gehalten hätte – er war schließlich schon zwanzig –, hätte ich schwören können, dass er Tränen unterdrückte.
»Nein«, sagte ich. Mein Magen zog sich zusammen. »Keine Ahnung.«
»Sie war zum Abendessen nicht da. Sie geht nicht ans Handy. Meine Mutter …« Er atmete tief ein.
Eine schmerzende Gänsehaut breitete sich auf meinen Oberschenkeln aus, und ich rieb mit den Händen über den Jeansstoff, als könne ich sie dadurch vertreiben. Vor meinem inneren Auge erschien Charlottes Mutter Regina – wie sie, wenn sie die Treppe hinunterging, die Kante vom Foto berührte, das Charlottes Vater zeigte. Und das Schimmern in ihrem Blick. Seltsam, Mitleid mit einer Erwachsenen zu haben.
»Simone, wenn du weißt, wo sie ist, musst du es sagen.«
Mit schwitzigen Händen umklammerte ich das Handy. »Vielleicht kann ich etwas rausfinden.«

Berlin, heute
»Ich dachte immer, Berlin wäre dein Traum«, sagt Anton. Er berührt das Wodkaglas, lässt dann die Hand wieder sinken.
Ich nehme noch einen Schluck. »Ich konnte Charlotte und mich nicht auseinanderhalten.«

Goslar, früher
Charlotte kam früher als geplant aus Berlin zurück. Anton holte sie mit dem Auto ab, und ich befürchtete, dass er wütend auf sie sein würde. Oder sie auf mich.
Ich kehrte auch früher als geplant nach Goslar zurück. Charlotte antwortete nicht auf meine WhatsApp-Nachrichten und ging nicht ans Telefon. Also lief ich die zwei Straßen zu ihr.
»Sie ist oben«, sagte Charlottes Mutter, als sie die Tür öffnete.
Charlotte saß auf dem Boden in ihrem Zimmer, den Rücken ans Bett gelehnt. Sie schaute nicht auf, sagte nichts, also setzte ich mich neben sie, lehnte den Rücken ans Bett. So hatten wir dort schon als Erstklässlerinnen gesessen.
Mein Knöchel berührte ihren Knöchel, die Farben der geknüpften Fußbänder waren schon verblasst.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich hab nichts von dir gehört. Ich hab mir Sorgen gemacht.«

Charlotte hörte auch in den folgenden Wochen nicht auf, von Berlin zu reden. Sie hörte sowieso nie auf zu reden. Je flacher das Land, desto tiefer die Seele, pflegte mein Vater zu sagen. Er fand es lustig, schließlich lebten wir im Harzvorland. Vielleicht war Charlottes Seele nicht tief genug. Das hat ein Mitschüler mich später einmal gefragt: wie man sich aus lauter Oberflächlichkeit umbringen könne.
In der Schule schwärmte sie für Markus, einen Typen aus der Parallelklasse. Nach den Herbstferien nannte er sie eklig, und dann eilte er davon, und sie stand wie angewurzelt da, mit zitternder Unterlippe. Ich legte ihr den Arm um die Schulter, fühlte die Knochen durch ihren übergroßen Pullover.

»Hast du dich mit Anton getroffen?«, fragte Charlotte.
Wir saßen wieder an ihr Bett gelehnt, vor dem Fenster wirbelten Schneeflocken. Wir blätterten in Modezeitschriften, doch ich las nicht wirklich. Diäten, Stars, Kleidung — dafür konnte ich heute keine Konzentration aufbringen.
»Ja«, sagte ich.
»Finde ich nicht gut.«
Ich hob den Kopf. »Was?«
Sie schaute mich an. Ich hatte flüssigen Lidstrich um ihre Augen gemalt. Zu viel. Sie sah wie ein Panda aus. »Ich find’s komisch, dass ihr euch ohne mich trefft.«
»Entschuldige mal …« Ich rang nach Luft, suchte nach Worten.
»Seid ihr zusammen?«
»Nein«, entfuhr es mir. Und dann noch einmal, weniger heftig: »Nein. Wir … haben nur Spaß.«
»Cool. Dann kann ich ja beim nächsten Mal dabei sein.«
Ich klappte das Heft zu. »Und wenn ich mit Anton zusammen wäre, was dann?«
Ihr Blick folgte der Bewegung meiner Hände. »Liest du das nicht mehr?«
Wortlos reichte ich ihr das Magazin und erhob mich.
»Gehst du schon?«
»Muss noch lernen. Meine Mutter wünscht sich …« Ich holte tief Luft. Wappnete mich für die Explosion »…, dass ich es an die FU Berlin schaffe.«
»Du willst nach Berlin?«, fragte sie mit blitzenden Pandaaugen.
»Meine Mutter wünscht sich das. Ich …« Ich sah mich im Zimmer um, als könne ich irgendwo die rettenden Worte finden. »Ich denke eher an Braunschweig«, schloss ich.
»Das passt auch besser zu dir«, sagte sie und schlug die Zeitschrift auf. »Dieses Low Carb, denkst du, ich sollte das mal ausprobieren?«
Ich zuckte die Achseln und schluckte säuerlichen Speichel herunter. »Ich hab keine Ahnung von so was.«
»Eh klar. Madame hat es ja nicht nötig.«

Berlin, heute
Anton blickt ins Leere. Schließlich sagt er: »Ich weiß, was du meinst. Und deshalb denke ich auch, sie sollte kein Teil unseres Lebens mehr sein.«
»Es gibt kein unseres.« Ich trinke den Wodka leer. Als ich aufstehe, dreht sich das Zimmer um mich. »Wir haben Schluss gemacht.« Ich lege die Schlüssel auf den Küchentisch. »Mach’s gut.«

Goslar, früher
Ich bin ein Einzelkind, und ich dachte, Geschwister würden einander nie verlassen. Geschwistern konnte man nicht einfach Adieu sagen, man konnte nicht mit ihnen Schluss machen. Ein Irrtum, wie sich herausstellte.
Vor Weihnachten besuchte ich Charlotte im Krankenhaus. Sie saß auf dem Bett, und wir tranken Ingwertee. Sie durfte nicht so viel trinken wie sonst, aber dieser Becher Tee vor dem Mittagessen war ihr heilig.
»Anton versteht nicht, wie hart es ist«, sagte sie. »Wie hart ich arbeite, um das zu erreichen, was ich will.« Sie strich sich mit dem Handrücken über die geröteten Augen. »Er hat gesagt, er will mich nicht mehr sehen.«
Ich blickte auf ihre Fußknöchel. Sie waren so stark geschwollen, dass Charlotte das Bändchen nicht mehr tragen konnte. Das rosablaue Bändchen, das nun von ihrer Nachttischlampe baumelte. Ich nippte am Tee, doch der Ingwer spülte den bitteren Geschmack in meinem Mund nicht weg.
»Ja, es ist harte Arbeit«, sagte ich. »Das Hungern.«
Und diesmal sagte sie nichts.

An Heiligabend war sie zu Hause, wir saßen auf dem Balkon und blickten auf die Berge, die blauen Tannen. Den Wald, in dem die Luchse und Hexen lebten.
»Wenn ich gesund bin, ziehe ich nach Berlin«, sagte Charlotte.
»Und das Abi?«, fragte ich.
»Ich kann nicht noch ein Jahr hier festsitzen.«
Ich drückte ihre kalte Hand, und dann schauten wir beide nach Osten, auf die wolkenumhüllten Berge, und sie sagte: »Aber du kannst mich vom Brocken sehen.«

Berlin, heute
Im Flur nehme ich das Einschulungsfoto von Charlotte und mir von der Wand. Warum Anton es nicht längst abgenommen hat?
Ich drehe mich um, und er steht in der Küchentür. »Was willst du eigentlich wieder in Goslar?«, fragt er.
Er ist ihr so ähnlich. Aber das ist das Letzte, was er hören will.
»Vom Brocken aus kann ich Berlin sehen«, sage ich. »Das genügt.«
Denn was ich von Berlin aus nicht sehen kann, das sind die Bäume, der Nebel, die Luchse, der Hexentanzplatz. Berlin ist so laut und wuselig, ständig geschieht etwas. Dem Harz ist das alles gleichgültig.
»Weißt du noch, Bosse?«, frage ich. Ein anderer Niedersachse, der über Berlin sang. Leise summe ich: »Und Berlin war wie New York. Ein meilenweit entfernter Ort.« Ich schaue Anton an, doch er weicht meinem Blick aus. »Ich glaube, ich verstehe jetzt, was damit gemeint ist.« Verstehe, was Charlotte nie verstand. Was die Sehnsucht bedeutet.
Anton runzelt die Stirn. »Man kann Berlin vom Brocken nicht sehen.«
»Ich schon.«

Goslar, früher
Sie sah Berlin nicht wieder. Ihre Mutter rief am Neujahrsmorgen an, und sie sagte nichts, ich hörte bloß ihren Atem in der Leitung. Ich starrte auf das Foto an der Wand, das Foto von unserer Einschulung. Charlotte und ich, Schulter an Schulter, Hüfte an Hüfte, Knöchel an Knöchel.
Ich fuhr ins Krankenhaus und stand wie erstarrt im Zimmer, während die Mutter Charlottes Sachen zusammenräumte. Auf dem Nachtschrank lag der giftgrüne Apfel, den ich ihr an Silvester mitgebracht hatte.

Berlin, noch
Die Zugbremsen lösen sich zischend, und an der Scheibe zieht das blaue Schild vorbei. Das gleiche blaue Schild, das an jedem Bahnhof in Deutschland hängt, in Berlin aber immer ein bisschen blauer aussieht.
Vom Bahnhof in Berlin aus kann ich alles sehen: die Leute, die Tauben, die Farben. In Goslar werden es die Berge sein, die Kirchtürme. Ein Sehnsuchtsort. Ich komme nach Hause.

 
Quellenangaben
"Schönste Zeit" von Bosse (Album: Kraniche (2013))
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Ich will diesen Absatz nicht verteidigen, doch ich finde es wichtig, sorgsam und klar mit dem Begriff Perspektive in der Analyse umzugehen.

Ich glaube, ich habe, wie Fliege ebenso, den Begriff hier intuitiv verwendet. Perspektive meint ja nicht nur und ausschließlich auktorial, personal oder Ich, sondern auch mit welchem Fokus, oder Fokalisierung. Man könnte dann nach Genette hier noch trennschärfer unterscheiden zwischen homo, hetero oder autodiegetisch. Und dann noch die Fokalisierungstypen - da sind wir dann im Pro-Seminar.

Natürlich meint die Perspektive doch auch die Zeit, also die Form und Distanz, in der erzählt wird. Hier war gemeint: Das erzählende Ich näher an die tatsächliche Zeit, die aktive Zeit sozusagen, heranrücken. Unmittelbarkeit. Das inkludiert meiner Meinung nach die Perspektive. Ist doch eine vollkommen unterschiedliche Dynamik, wenn ein Ich im Präsens oder in der Vergangenheit erzählt. Nicht nur wer sieht, wer sagt, sondern wann wird etwas gesagt? Wie steht der Erzähler dazu, ist es ein reflektiertes Ich, oder ein fühlendes, aufsaugendes, repräsentierendes Ich?

Mit dieser Erinnerung - einer Außensicht und einer Innensicht, einem nicht näher definiertem Gefühl, – steht sie vor der Tür im Jetzt.

Da gibt es meiner Meinung nach auch keine zwei Ansichten. Das ist alles die Welt der Erzählerin. Sie verfügt Wissen über Charlotte, das sie dem Leser mitteilt. Vielleicht ist das auch nur eine Annahme, aber das wissen wir nicht, ob diese Aussage zuverlässig ist oder nicht. Die Frage wäre, ob dies schon eine Binnenerzählung ist - etwas, was der Erzähler über eine andere Figur erzählt. Man kann in einem Text auch mehrere Formen der Diegese durchlaufen.

Ich weiß aber, was du meinst. Für mich wäre auch Erzählposition oder Erzählebene der treffendere Begriff. Nur klingt es in meinen Ohren irgendwie logischer, wenn unter die Perspektive auch die zeitliche Distanz fällt. Perspektive inkludiert das für mich. Zeit, Rahmen, wer erzählt, und über wen? Außerdem glaube ich, das doch im weiterführenden Posting ausreichend erklärt zu haben, was ich spezifisch meinte im Kontext, auf diesen Text bezogen, deswegen ist mir der Sinn deines Postings nicht so ganz klar. Worum geht es dir genau?

Gruss, Jimmy

PS; gegoogelt, das gefunden.

Ich-Formen der Erzählperspektive

auktorialer Ich-Erzähler
Der sich erinnernde Ich-Erzähler („erinnerndes Ich“) erzählt eine vergangene Geschichte, in der er als „erinnertes Ich“ selbst auftritt. Er erzählt aus seiner Erinnerung, somit liegt die Erzählsituation außerhalb des Geschehens.
Bewirkt erzählerische Distanz.

personale Ich-Erzählperspektive
Der Ich-Erzähler steht direkt im Geschehen und erzählt unmittelbar daraus: Die beiden
Ausprägungen des Ich („erzählendes Ich“ und „erlebendes Ich“) fallen zusammen.
Bewirkt erzählerische Unmittelbarkeit.

Ich revidiere: Ich glaube, Fliege und ich haben den Begriff "Perspektive" doch ziemlich sorgsam und klar verwendet.

In der Hoffnung, nicht mehr Verwirrung zu stiften, verschwinde ich wieder ...

Ist übrigens ziemlich billig, deinen Kommentar im Nachhinein noch so zu verändern, das es dir dann alles doch irgendwie in den Kram passt.

.In meinen Augen ist das kein "Beschiss".
Das interessiert niemanden, ob das in deinen Augen so ist oder nicht. Hier geht es doch um subjektive Meinungen über den Text, die nicht von anderen Kommentatoren gewertet werden. Leider verhinderst du mit deiner schulmeisterlichen Art konstruktive Textarbeit. Sag doch lieber was zum Text an sich, und warum deiner Meinung nach etwas nicht funktioniert oder eben gerade funktioniert, anstatt den Besserwisser raushängen zu lassen und Fliege und mir vorzuwerfen, wir wüssten im Grunde eigentlich gar nicht so recht, wovon wir da reden. Schon auch ein wenig anmaßend. Ach, ich sehe, hast du schon. NA DANN nehme ich das zurück. Brav.

 

Hi @Fliege

Ach, habe mich gefreut, dass Du Deinen Weg hierher gefunden hast. Und eigentlich habe ich mich auch über die Nachträge von Bea Milana (hat ihr Profil gelöscht?) und @jimmysalaryman gefreut. Da ist mir noch einiges klarer geworden. Aber dazu unten mehr.

Dachte ich mir, die Maria ist ja eine ganz eifrige bei der Überarbeitung,

Ogottogott, ich habe die ganze Zeit die große Überarbeitung versprochen, und ich habe es immer noch nicht gemacht. Tatsächlich saß ich am Tag vor Deinem Kommentar vor dem Text und wusste echt nicht, wie ich das angehen soll. Und nun muss schon wieder ein neuer Text fürs Copywrite geschrieben werden ... Anyway, Kleinscheiß habe ich ja schon gemacht, zum Beispiel:

Was sofort auffällt, sind die Zeit-/Ortseinschübe. Ja, kann man machen.

Wow, das klingt ja enthusiastisch von Dir ... :lol: Ungefähr so enthusiastisch, wie ich mich deswegen fühle (manchmal, ich schwanke nämlich gegenüber dem Text).

Ich weiß nicht, ich mag den Einstieg nicht besonders. Das ist so brutal kurz. Da kommt nix auf, das kann nichts. Keine Athmo, keine Charakterisierung, keine Spannung.

Das ist ja das große Thema Deines Kommentars, und mir wurde sofort klarer (oder auch nicht, wie sich unten zeigen wird), wie ich die Überarbeitung angehen muss. Da steht nämlich die Beziehung zwischen Anton und Simi ganz oben auf der Liste, mehr Tiefe, Gefühle, Intimität schaffen.

Bisschen unklar bleibt mir nach wie vor die Beziehung von Anton und Charlotte.

Anton und Charlotte, ja, hier ist das Problem ja ein bisschen, dass Simi bei vielem nicht dabei war. Aber das lässt sich ja auch mittelbar verarbeiten. Ich werde da auf jeden Fall weiterbohren. Eine Sache hat bei mir Klick gemacht:

Da wird viel angerissen, viel Blitzlicht, und für mein Empfinden zu viel mit drauf auf den Bildern. Oder zu wenig, je nachdem, was man alles erzählen will.
Von mir aus dürfte der Text gern fünf Mal so lang sein. Ich mag die drei. Ich würde gern bisschen mehr Zeit mit ihnen verbringen;).

Ich habe den Text tatsächlich nach dem ersten Aufschreiben stark gekürzt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Fehler war. Ich werde jetzt erstmal ein paar Arbeitsversionen aus der Schublade ziehe. Anton war in dieser Version aber auch neu, das heißt, ich werde neue und vor allem längere Szenen schreiben. Das wäre zumindest eine Möglichkeit.

Mag ich. Aber ich hätte auch wirklich nichts dagegen, wenn die Szenen bisschen mehr Szenen wären und nicht nur Blitzlichter. Kaum eingelesen ist immer schon wieder zu Ende.

Ich bin mir nämlich noch nicht sicher, wie ich das machen soll. Zwischendurch denke ich beim Lesen Deines Kommentars, dass ich die Rahmenhandlung einfach weglassen und mich auf das Damals konzentrieren sollte. Erzählerisch ändert das aber natürlich einiges: Simi würde dann zur unmittelbaren Erleberin werden, und die ganze Reflexion über Vergangenes würde ausfallen. Dafür könnte alles ausführlicher, klarer, weniger orientierungslos ...

Ja, mir fehlt nach wie vor der Focus.

... mit mehr Fokus sein. Aber ich mag meine Rahmenhandlung auch. :cry: Ich weiß nur leider gar nicht, wie ich sie so unterbringen soll, dass sie nicht verwirrt, sondern dass sich alles intuitiv ineinander fügt. Vielleicht kann ich mich aber auch besser entscheiden, wenn ich abwäge, welche Geschichte ich eigentlich erzählen wollte:

Wenn Charlotte einfach an einer Krankheit oder nach einem Unfall sterben würde, der Verdacht nicht auf Magersucht gelenkt werden würde, wenn man sich also nicht auf Charlottes Geschichte fokussieren würde, sondern auf die der beiden am Leben gebliebenen und ihre unterschiedliche Art zu Trauern und das die Trauer ihre Liebe kaputt macht, da wäre doch genug übrig.
Oder eben auf Chrlotte und ihren Drang nach Freiheit, nach der großen Welt, nach ... wo die beiden Mädchen eben so gar nicht gleich sind ...

Eigentlich will ich das alles erzählen. Charlottes Sehnsucht, ihr Scheitern, die Ungleichheit, die Freundschaft, die Trauer und Verarbeitung. Und vielleicht reicht es schon, wenn ich dem allen mehr Raum gebe (ganz ohne direkt alles umzuwerfen):

Da sind schon schöne Stellen drin, die mit wenig viel Emotionen erzeugen, nur irren die bisschen orientierungslos durch meine Lesezeit.

... die schönen Stellen besser aneinander knüpfen. Das muss ich irgendwie hinbekommen. Mir fallen dafür viele Möglichkeiten ein, aber momentan weiß ich einfach nicht, welches die beste ist: ganz neue Szenen, Szenen verlängern, andere streichen, Rahmenhandlung auslassen ... Tja, das muss ich mir noch überlegen (entschieden habe ich mich nämlich trotz all der vergangenen Zeit immer noch nicht).

Zu den kleineren Dingen:

Sportlich. Und das auch noch, obwohl er doch so oft im Nebel hängt.

Ein Freund von mir fährt regelmäßig aus Braunschweig nach Bad Harzburg, um von dort aus loszuwandern. Ich nehme auch mal an, dass die Mädels nicht in Goslar losgehen (das wäre ja wirklich weit). Übrigens war ich selbst noch nie auf dem Brocken, sondern bin mehrmals wegen extremen Wetterbedingungen am Fuße des Berges gescheitert. Glaubt man gar nicht.

Die sind jetzt 18, ja? Nach der Wodkaparty? Okay.

Ja, genau. Ist das ein Problem? Wegen der Bänder? Wegen des Wodkas?

Berlin als Sehnsuchtsort, das kommt bei mir total an. Mit so paar Worten.

Schön! So soll es sein.

Diät und Sterben - ja, Magersucht liegt in der Luft. Und das mit ihrem Bruder setzt ihr zu.

Auch das. Gut, dass das bei Dir ankommt. Über diese Gespräche könnte ich die Anton-Charlotte-Beziehung noch besser vermitteln. Darum werde ich mich kümmern.

Warum? Er kann doch nicht loslassen?

Ich dachte mir, dass Simi das denkt, weil Anton über Goslar und Berlin das gleiche denkt wie Charlotte. Er kann nicht nachvollziehen, was Simi zurück nach Goslar zieht. Charlotte hat da auch nichts Gutes gesehen.

Hat sie sich umgebracht? Obwohl sie noch Pläne und Träume hatte? Irgendwie macht nur Selbstmord für mich hier einen Sinn und eben auch gleichzeitig nicht.

Nein. Sie ist einfach gestorben. Auch das werde ich klarer machen.

Ich liebe es! Best Satz!

Dankeschön! :herz: Freue mich ja, dass es keine totale Qual ist, sich durch meinen Text zu wühlen (das kriege ich ja auch immer wieder hin).

Und wenn die beiden als Paar nach Berlin gegangen sind, dann kennt sie doch das Foto im Flur, sie hat in der Wohnung gelebt, warum also erstarrt sie dann davor?

Sie hat ja eigentlich damit gerechnet, dass er alles abhängt. Aber ich weiß schon, was Du meinst; hier hat sehr viel die Autorin ihre Finger im Spiel. Sind alles Dinge, an die ich dringend ran muss.

Vielen Dank, Fliege, für Deinen super umfangreichen Kommentar. Du siehst, Du gibst mir einiges zum Nachdenken, und Du schiebst mich in eine Richtung, in die ich ohnehin gehen wollte. Nun muss ich leider schauen, ob ich das auf die Zeit nach dem Copywrite verschieben muss ... Aber ich schreibe ja bloß eine Masterarbeit, bin also zeitlich super flexibel. ;)

Cheers,
Maria

Zur Perspektivendiskussion, @jimmysalaryman nochmal: Ich picke mir jetzt nur das Wichtigste raus, muss aber sagen, hat mich sehr gefreut, dass Du nochmal vorbeigeschrubbt bist. Das hat mir ein paar Dinge klar gemacht, die mir an Deinem ersten Kommentar noch nicht ganz klar waren:

Das erzählende Ich näher an die tatsächliche Zeit, die aktive Zeit sozusagen, heranrücken. Unmittelbarkeit.
Ist doch eine vollkommen unterschiedliche Dynamik, wenn ein Ich im Präsens oder in der Vergangenheit erzählt. Nicht nur wer sieht, wer sagt, sondern wann wird etwas gesagt? Wie steht der Erzähler dazu, ist es ein reflektiertes Ich, oder ein fühlendes, aufsaugendes, repräsentierendes Ich?

Zum Beispiel war mir vollkommen unklar, warum Du erst meine Zeitform kritisiert hast. Nun verstehe ich es. Ich weiß aber noch nicht genau, wie ich das lösen soll, wenn Simi aus der Gegenwart von der Vergangenheit erzählt (wie Du sagst: damals, aus der Perspektive von heute). Das muss sie ja eigentlich in der Vergangenheit erzählen, oder?

Und eigentlich gefällt mir diese Erzählform ganz gut, das wollte ich unbedingt ausprobieren. Sie ist mir allerdings noch nicht so gelungen, und nun überlege ich, ob ich die Rahmenhandlung komplett wegwerfe und direkt aus der Situation heraus erzähle: Aber das würde halt eine komplett andere Geschichte draus machen, und mein Versuch, Neues auszuprobieren, wäre dann auch vorbei ... Schwierig. Habe mich noch nicht zu einer Entscheidung durchgerungen. Wenn ich die Zeit hätte, würde ich beides ausprobieren. Vielleicht nehme ich mir die Zeit einfach.

Cheers,
Maria

 

Ich weiß aber noch nicht genau, wie ich das lösen soll, wenn Simi aus der Gegenwart von der Vergangenheit erzählt (wie Du sagst: damals, aus der Perspektive von heute).

Nein, das wäre dann einfach Präsens ( so wie ich es meinte) Als würde es jetzt passieren. Das ist natürlich auch ein Effekt, den der Leser kaufen muss. Manchmal hat man das ja in Texten, die in der einfachen Vergangenheitsform geschrieben worden sind, dass man bei einzelnen Passagen plötzlich im Präsens ist. Das ist vom Autor ja durchaus so beabsichtigt, als würde der Erzähler explizit DIESE Situation jetzt nochmal nacherleben, und zwar in einer ähnlich intensiven emotionalen Verfassung.

Ich meinte nicht: Den Erzählrahmen im Präsens, dann würde ja der Erzähler sich dem Leser zwar vergegenwärtigen, aber doch wieder die Situation in der Vergangenheit erzählen. Diese kurzen, Stroboskop-artigen Blitze, wie diese Wodka und Tanzsituation, die kann, wie ich finde, ruhig radikaler und näher erzählt werden, dann halt komplett im Präsens, als würde Simi es jetzt erleben. Da denke ich, kann man auch drüber hinwegsehen, ob das noch regulär ist - heute werden alle Perspektiven munter gemischt, das kann kein Argument sein. Hier, in deinem Text, sind die Zeiten sowieso schon ein struktureller Effekt, du bedienst dich ja dieser narrativen Strategie um eben genau diesen Schlaglichtcharakter zu etablieren. Da kann man auch ruhig mit den Zeiten experimentieren.

Also, nochmal, ich finde das ist ein Text, der sich etwas wagt, du riskierst hier ja auch was, und das finde ich prinzipiell gut. Wie du das austarierst, den gewichtest, das ist natürlich schwierig, und ich glaube, es wird da auch nicht für alle eine befriedigende Lösung geben. Ich würde da auf meinem Bauchgefühl vertrauen.

Gruss, Jimmy

 

Hi @jimmysalaryman

Diese kurzen, Stroboskop-artigen Blitze, wie diese Wodka und Tanzsituation, die kann, wie ich finde, ruhig radikaler und näher erzählt werden, dann halt komplett im Präsens, als würde Simi es jetzt erleben.

Freue mich, dass wir nochmal darüber reden, sodass mir die Sache klarer wird. Das ist noch eine Möglichkeit, die ich ausprobieren sollte. Wahrscheinlich erst nach dem Copywrite (blöde Theateraufführungen, aber danach bin ich ja sooo frei), doch das mache ich auf jeden Fall. Mal gucken, wie ich das hinbekomme.

Hier, in deinem Text, sind die Zeiten sowieso schon ein struktureller Effekt, du bedienst dich ja dieser narrativen Strategie um eben genau diesen Schlaglichtcharakter zu etablieren. Da kann man auch ruhig mit den Zeiten experimentieren.

Finde ich gut. Es geht mir ja darum, immer etwas Neues auszuprobieren. Bloß nicht in der Komfortzone bleiben und dort ... verfetten. :lol:

Also, nochmal, ich finde das ist ein Text, der sich etwas wagt, du riskierst hier ja auch was, und das finde ich prinzipiell gut.

Denn wenn ich nichts wagen würde, würde ich nicht weiterkommen, und ums Weiterkommen geht es mir ja. ;) Das ist wieder eine Herausforderung, aber eine, die ich bewältigen können sollte ...

Wie du das austarierst, den gewichtest, das ist natürlich schwierig, und ich glaube, es wird da auch nicht für alle eine befriedigende Lösung geben. Ich würde da auf meinem Bauchgefühl vertrauen.

Mit dem Bauchgefühl ist das ja immer so eine Sache. Nach super viel Feedback von super vielen Leuten muss ich immer erstmal wieder in mich gehen. Ich hoffe, da bald eine Strategie entwickeln zu können, wie ich die Geschichte jetzt aber wirklich überarbeiten werde, aber wie gesagt, momentan ist es etwas viel, weil die nächsten drei Wochenenden komplett für Theater draufgehen werden.

Aber ich weiß ja, ihr wartet alle ganz geduldig. Und ich fange jetzt an, meine Copywrite-Geschichte zu entwerfen, sodass ich den Abgabetermin schaffe. :bounce:

Bis später dann und danke, dass Du diese Sache mit den Zeiten nochmal ausbreitest. Ich war da ja wenig experimentell bisher, bei meinen ersten Geschichten sagte @Friedrichard, ich würde doch so an der Schulgrammatik festkleben. Aber das habe ich hoffentlich schon hinter mir. Nun geht es weiter.

Cheers,
Maria

 

Liebe @TeddyMaria
Ort und Zeit zu kennen, ist zum Verstehen hilfreich. Aber ich bräuchte es nicht. Mich nach ein oder zwei Sätzen reinzufinden ist früh genug und macht mir Freude beim Lesen.
Ich kann dir erzählen, was die Geschichte mit mir macht. Sie fesselt mich. Für mich ist es ein wunderbares Leseerlebnis, über den Genuss kleiner treffender Worte, die Atmosphäre schaffen, in mir eine Geschichte entstehen zu lassen. Und dass ich sie ab und an revidieren muss, tut dem keinen Abbruch. Und dass ich vielleicht auch das Eine oder Andere anders verstehe und lesend erlebe, als du es beim Schreiben im Kopf hattest, auch nicht. Im Gegenteil. Ich bin auch gern als Leser Autor.
Je mehr du dem Anspruch genügen wolltest, den Handlungsaspekt der Geschichte zu klären, desto mehr würdest du sie entzaubern.
Aber jeder liest anders. Ich mag Puzzles, ich mag auch meine Verwirrung. Ich mag beim Lesen diese Prozesse in mir.
Sehr gern und mit Genuss gelesen.

wander

 

Hi @wander

Vielen Dank für Deinen superfreundlichen und auch wichtigen Kommentar.

Je mehr du dem Anspruch genügen wolltest, den Handlungsaspekt der Geschichte zu klären, desto mehr würdest du sie entzaubern.

Du setzt Dich dafür ein, dass die Geschichte trotz Überarbeitung ihren Zauber nicht verliert. Und es ist gut, dass Du mich daran erinnerst, denn solche Dinge verliere ich tatsächlich gerne aus den Augen. Ich bin noch nicht gut mit Feedback, könnte man sagen. ;)

Ich kann dir erzählen, was die Geschichte mit mir macht. Sie fesselt mich. Für mich ist es ein wunderbares Leseerlebnis, über den Genuss kleiner treffender Worte, die Atmosphäre schaffen, in mir eine Geschichte entstehen zu lassen.

Es freut mich sehr, dass die Geschichte so bei Dir wirkt. Das Schöne ist eigentlich, dass sie bei mir so auch wirkt. Ich habe es genossen, sie zu schreiben, und ich habe sie immer gerne Korrektur gelesen. Ich hoffe, mit einer behutsamen Überarbeitung (für die ich mir nun viel Zeit nehme), diese Aspekte zu verstärken und nicht, ihnen die Kraft zu nehmen. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Deshalb auch meine Langsamkeit. Ich will die Geschichte auch nicht für mich selbst entzaubern.

Ich mag Puzzles, ich mag auch meine Verwirrung. Ich mag beim Lesen diese Prozesse in mir.

Und es ist schön, dass Du das so fühlst. Ich bin da als Leserin, glaube ich, auch verzeihender als einige andere. Meine Theorie ist ja, dass manche Leser/innen bei Verwirrung rückwärts lesen, sich also alles angucken, was sie schon wissen, und manche Leser/innen bei Verwirrung vorwärts lesen, also darauf warten, dass die Verwirrung sich im weiteren Text auflöst. Ich gehöre zur letzteren Sorte, deshalb verzeihe ich selbst Puzzles sehr viel leichter.

Aber auf der anderen Seite: Lesen sollte sich nicht wie puzzeln anfühlen. Und deshalb lässt sich der Text sicherlich noch verbessern. Ich mache es ganz vorsichtig. Danke für die Erinnerung und die Bestärkung. Hat mich sehr gefreut!

Cheers,
Maria

 

Hallo TeddyMaria,

ich habe deine Geschichte vor einigen Tagen schon gelesen und sie hat mich, aus persönlichen Gründen, sehr angesprochen.

Die Erzählstimme kommt sehr authentisch rüber, da hatte ich sofort einen echten Menschen vor Augen. Und dazu noch diese vielen stimmigen Details, das hat mir wirklich gut gefallen. Also, ich habe es gerne gelesen.

Mir war es aber insgesamt ein bisschen zu reduziert und mir ist am Ende auch nicht so wirklich klar geworden, worauf du hinaus willst. Berlin scheint hier Ort der Sehnsucht zu sein - sowohl für Simi als auch für Charlotte. Charlotte suchte dort ein neues Leben (da das alte ja irgendwie ihre Probleme verursacht hat) - und Simi wollte wohl weg von Daheim. Will sie Charlottes Traum leben oder dort neu und unbelastet anfangen. Und am Ende kehrt sie zurück, da wird plötzlich die alte Heimat wieder zum Sehnsuchtsort oder vielleicht vielmehr die eigene Jugend. Essstörungen betreffen immer auch das Umfeld, vor allem wenn die Krankheit so endet wie hier. Wahrscheinlich wäre sowohl Simis als auch Antons Leben sonst ganz anders gelaufen.

Aber vielleicht ist meine Interpretation auch totaler Quatsch. Deine Geschichte lässt da viel offen und es ist einerseits schön, weil es so eben auch nachwirkt, andererseits hätte ich mich eben über ein bisschen mehr “Futter" von Autorenseite gefreut.

Liebe Grüße
Bella

 

Hi @Bella

Freue mich sehr, dass Du reingeschaut hast. Ich habe momentan so viel um die Ohren, ich komme nicht einmal zum Copywrite, geschweige denn, diese Geschichte zu überarbeiten. Na ja, so wie immer im Leben denke ich mir: Bald wird alles entspannter. In diesem Fall ist "bald" wohl der 6. Juli. Klappt aber eh nie.

Anyway, zur Geschichte (die ich dann ab 6. Juli hoffentlich überarbeiten kann):

ich habe deine Geschichte vor einigen Tagen schon gelesen und sie hat mich, aus persönlichen Gründen, sehr angesprochen.

Das freut mich sehr. Ich habe hier selbst viel Persönliches einfließen lassen. Das war ein Wagnis, weil ich auch Angst hatte, dass das Leute bei der Besprechung und mich bei der Überarbeitung blockiert. Aber ich habe die Geschichte dann auch so weit von meinem Persönlichen entfernt, dass das kein Problem war.

Die Erzählstimme kommt sehr authentisch rüber, da hatte ich sofort einen echten Menschen vor Augen. Und dazu noch diese vielen stimmigen Details, das hat mir wirklich gut gefallen.

Ich bilde mir ja ein, dass ich dadurch die vielen stimmigen Details erzeugen kann. Freut mich, dass es Dir gefällt, vor allem auch die Erzählstimme. Das war mir wichtig, und daran werde ich auch noch weiter arbeiten.

Mir war es aber insgesamt ein bisschen zu reduziert und mir ist am Ende auch nicht so wirklich klar geworden, worauf du hinaus willst.

Ich habe die Geschichte sehr oft geschrieben und dann stark gekürzt. Ich denke, Letzteres war ein Fehler. Für die Überarbeitung werde ich einige Vorversionen aus der Schublade holen und gucken, womit ich diese Version noch füttern kann.

Aber vielleicht ist meine Interpretation auch totaler Quatsch. Deine Geschichte lässt da viel offen und es ist einerseits schön, weil es so eben auch nachwirkt, andererseits hätte ich mich eben über ein bisschen mehr “Futter" von Autorenseite gefreut.

Ich finde Deine Interpretation total sinnvoll. So oder so ähnlich hätte ich es wahrscheinlich auch erklärt. Ich habe hier die Themen aber bewusst nicht eingegrenzt, einfach weil ich etwas Echtes erzählen wollte, etwas, das die Erzählerin erzählen würde, wie sie es erzählen würde. Und im echten Leben grenzen wir unsere Themen ja auch nicht ein.

Aber ich wollte die Geschichte auf jeden Fall noch weiter aufpolstern, die Szenen länger erzählen, mir mehr Zeit nehmen. Ich vermute, das wird in Deinem Sinne sein. :D Ich sage bescheid, wenn es soweit ist. Erstmal Copywrite.

Danke für Deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

Cheers,
Maria

 

Hallo @TeddyMaria

ich bin spät dran und es wurde schon viel zum Text gesagt. Mal sehen, was ich (noch) habe.

Im Einzelnen:

Goslar, damals
An Charlottes achtzehntem Geburtstag trank ich Wodka. Anton, ihr Bruder, schenkte mir zwei Finger breit ein. Er rief nach ihr, fragte, ob sie auch etwas wollte, aber sie tanzte. Und wenn sie tanzte, konnte nichts sie erreichen. Die Hitze des Wodkas wanderte durch meinen Körper. Breitete sich bis in die Fingerspitzen aus.

Berlin, heute
Der Wodka geht mir wieder durch den Kopf – Jahre später –, als Anton die Wohnungstür öffnet. Er sieht müde aus.
Hier habe ich ein "Problem", wenn man das so sagen kann.
Ich stelle mich auf eine Geschichte ein, die im Hier und Jetzt spielt (bzw. zu einer fast definierten Zeit), und werde sofort zurückgeschleudert in die Vergangenheit.

Ich hätte mit "Berlin, heute" angefangen und dort den kleinen obigen Teil als Erinnerung mit hineingepackt.
Also generell hätte ich versucht, nur wenige Rückblick zu verwenden. Mir sind das zu viele Sprünge, wobei die Stellen ja oft auch noch sehr kurz sind und ich da nicht so richtig reinkomme – Denn schon werde ich wieder woanders hineinkatapultiert :Pfeif:

Und wenn sie tanzte, konnte nichts sie erreichen.
Hier musste ich an den Max Giesinger-Song denken ("Und wenn sie tanzt, ist sie woanders ...") :)

Der Wodka geht mir wieder durch den Kopf – Jahre später –, als Anton die Wohnungstür öffnet. Er sieht müde aus.
»Hi«, sage ich. »Alles klar?«
Er sagt nichts, und ich trete an ihm vorbei in die Wohnung.
»Ich … äh …« Ich hole tief Luft. Ich bin mit dem festen Vorsatz hier, ihm schnell meine Schlüssel zu geben, die Sache hinter mich zu bringen. Doch der Anblick der gerahmten Bilder im Flur lässt mich erstarren. Das Einschulungsfoto von Charlotte und mir hängt noch hier.
»Möchtest du was trinken?«, fragt Anton.
Wenn ihr der Wodka wieder einfällt, gehe ich davon aus, dass sie nun zum ersten Mal nach der Sache "Goslar, damals" wieder bei ihm ist. Oder war sie seit dem öfter da und denkt jedesmal an den Wodka?
Andersherum: Warum denkt sie gerade jetzt an den Wodka? Ich sehe hier keine Hinweise.

und als wir nach ihrem Geburtstag auf unserem Felsen saßen, trieb der Brockenwind die ersten Schneeflocken vor sich her. Unter uns erstreckte sich der Wald: blaue Tannen und schwarze Berghänge.
Trotz der schneidenden Kälte zogen wir die Handschuhe aus
Hier habe ich ein "Bezugsproblem".
An dem gewissen Tag ist es windig und es schneit, sie zogen die Handschuhe aus. Alles Dinge, die sich auf den speziellen Tag beziehen.
Dazwischen steht, dass sich der Wald erstreckte ... Aber das macht der Wald doch immer, nicht nur am Geburtstag. Ich würde diese Info an anderer Stelle bringen. (Ich weiß, wahrscheinlich sehr kleinlich von mir.)

Trotz der schneidenden Kälte zogen wir die Handschuhe aus und knüpften unsere Fußbänder. Ich hatte blaue und rosafarbene Fäden für Charlotte ausgesucht, Charlotte rote und grüne für mich.
Ja, kann man als junge Frau machen – mit genügend Wodka intus. Das würde ich verstehen.
Aber sie hat die Fäden ja schon eingepackt, als sie noch nichts getrunken hatte. Daher: Wie alt sind die beiden?

Ich trinke, und der Wodka brennt durch mich hindurch.
durch ... durch. Vielleicht gibt es eine Alternative.

»Weißt du, wo Charlotte ist?«, fragte er.
Hier habe ich mich gefragt, warum sie gelogen hat.
Ich finde dafür keinen Hinweis. Es wurde nicht erwähnt, dass sie heimlich abhauen wollte, ihr Bruder oder sonst wer nichts wissen durfte, Simone sie decken sollte.

Zumal es ja doch herauskam (s.u.). Wie eigentlich? Mir fehlt da was.

Charlotte kam früher als geplant aus Berlin zurück. Anton holte sie mit dem Auto ab,
Und: Wieso werden nie Eltern erwähnt? Wenn meine Teenie-Tochter einfach mal eben weg wäre, würde ich mir Sorgen machen. Dann würde ich als Vater sie abholen.
Ah, später wird Mutter erwähnt. Aber mehr als "Sie ist oben" bringt sie nicht raus. :confused:
Ich meine, wenn Simone und Charlotte so dicke Freundinnen sind, sollte da etwas mehr kommen ...

Ich nehme noch einen Schluck. »Ich konnte Charlotte und mich nicht auseinanderhalten.«
Das verstehe ich nicht.

Ich kehrte auch früher als geplant nach Goslar zurück.
Von wo? Vom Nordsee-Urlaub? Das ist das Problem, das ich mit den kurzen Rückblicken/Zeitblenden habe.

Das hat ein Mitschüler mich später einmal gefragt: wie man sich aus lauter Oberflächlichkeit umbringen könne.
Völlig aus dem Nichts kommt diese Aussage, der Hinweis auf ihren Tod. Hm, weiß nicht recht ...

Sie blätterte in einer Zeitschrift, und ich versuchte, die Broschüre, in der ich las, so zu halten, dass Charlotte nicht mitlesen konnte.
Genauso plötzlich kommt die Uni-Broschüre zum Vorschein.
Charlotte antwortete nicht auf meine WhatsApp-Nachrichten und ging nicht ans Telefon.
Simone macht sich ernsthafte Sorgen, will Charlotte sehen und sprechen, fragen, was mit ihr los ist – und nimmt dann mal eben die Unterlagen von der Uni mit, holt sie mal eben heraus und blättert darin? Nö.

»Dieses Low Carb, denkst du, ich sollte das mal ausprobieren?«
Soll das der Hinweis auf ihre Krankheit sein, von der später erzählt wird?
Für mich persönlich wäre das kein entsprechender Hinweis. Meine Frau nervt mich auch andauernd mit Low Carb-Rezepten. :D

Berlin ist so laut und wuselig, ständig geschieht etwas. Dem Harz ist das alles gleichgültig.
Schöne Stelle.

Gerne gelesen.

Wünsche dir ein tolles Wochenende.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Hi @GoMusic

Gerne gelesen.

Schön, dass Du reingeschaut hast. Habe Deinen Kommentar auch gerne gelesen und Kleinigkeiten widerspruchslos eingearbeitet. Eigentlich plane ich seit Wochen eine größere Überarbeitung und weiß auch schon, was zu tun ist. Zwischen damals und dem nächsten Einsendeschluss einer Ausschreibung, die ich beobachte, waren zwei Monate frei. Aber dann kam mir das Copywrite dazwischen, und deshalb habe ich die große Überarbeitung auf die lange Bank geschoben. Es tut mir total leid, dass ich bei ganz vielen größeren Kritikpunkten deshalb einfach sagen muss: Weiß ich. Will ich auch überarbeiten. Schaffe ich aber gerade zeitlich nicht.

Also generell hätte ich versucht, nur wenige Rückblick zu verwenden. Mir sind das zu viele Sprünge, wobei die Stellen ja oft auch noch sehr kurz sind und ich da nicht so richtig reinkomme – Denn schon werde ich wieder woanders hineinkatapultiert :Pfeif:

Das ist nämlich so ein Ding. Natürlich kann die Geschichte nicht ohne viele Rückblicke funktionieren, denn um die Verschränkung der beiden Zeiten geht es ja; so ist sie aufgebaut. Also, ich KÖNNTE das natürlich ganz anders machen, aber dann wäre es halt eine ganz andere Geschichte. Davor schrecke ich ja normalerweise nicht zurück, also weißt Du: Mir gefällt es so, und so soll es sein.

Was ich verbessern möchte, ist, dass ich die Szenen verlängere. Ich denke nach all dem Feedback, dass die Geschichte ruhig länger sein darf. Ganz viele Probleme resultieren daraus, dass es jetzt alles so knapp ist.

Ja, kann man als junge Frau machen – mit genügend Wodka intus. Das würde ich verstehen.
Aber sie hat die Fäden ja schon eingepackt, als sie noch nichts getrunken hatte. Daher: Wie alt sind die beiden?

Hier zum Beispiel. Das ist nicht der gleiche Tag wie der Geburtstag. Genau das gleiche hier:

Simone macht sich ernsthafte Sorgen, will Charlotte sehen und sprechen, fragen, was mit ihr los ist – und nimmt dann mal eben die Unterlagen von der Uni mit, holt sie mal eben heraus und blättert darin? Nö.

Der Tag mit der Broschüre ist nicht der gleiche Tag wie der, an dem Simone und Charlotte nach Goslar zurückkehren. Ich habe versucht, das Vergehen der Zeit durch das Wetter deutlich zu machen. Als Simi und Charlotte nach Goslar zurückkehren, sind ja noch Herbstferien. Als Charlotte die Broschüre entdeckt, schneit es bereits. Natürlich schneit es vorher schon auf dem Brocken, aber das Extreme seines Wetters wurde ja hervorgehoben.

Aber ich möchte Dir nicht die Schuld dafür geben, dass es bei Dir nicht ankommt.

Das ist das Problem, das ich mit den kurzen Rückblicken/Zeitblenden habe.

Die Szenen sind für sich einfach zu kurz. Ich werde einzelne Szenen ausweiten und dafür vielleicht andere streichen. Genau weiß ich es nicht. Ich habe noch nicht einmal wirklich Zeit, mir Gedanken darüber zu machen. :D

Hier habe ich mich gefragt, warum sie gelogen hat.
Ich finde dafür keinen Hinweis. Es wurde nicht erwähnt, dass sie heimlich abhauen wollte, ihr Bruder oder sonst wer nichts wissen durfte, Simone sie decken sollte.

Zumal es ja doch herauskam (s.u.). Wie eigentlich? Mir fehlt da was.


Auch Probleme wie dieses resultieren aus der extremen Kürze und daraus, dass ich viel weglassen wollte. Natürlich lügt Simi, weil sie ihre Freundin deckt. Weil eine Freundin das so macht. Sie fühlt sich deswegen aber so schlecht, dass sie Anton schließlich doch die Wahrheit sagt. Sie setzt sich also über den Freundschaftskodex hinweg, um ihre Freundin zu schützen. Das ist etwas, das Simi im Verlaufe der Geschichte lernen soll. Aber das muss ich besser schreiben, nicht bloß anreißen.

Ich hätte mit "Berlin, heute" angefangen und dort den kleinen obigen Teil als Erinnerung mit hineingepackt.

Du wirst lachen: Genauso war es am Anfang auch. Aber das hat wiederum andere gestört. Nun ja, man kann es nicht jedem/jeder recht machen.

Hier musste ich an den Max Giesinger-Song denken ("Und wenn sie tanzt, ist sie woanders ...") :)

Das passt wirklich gut. Diese ganzen modernen Popschnulzen, eben auch Bosse, was ich später zitiere ... Sehr schön, dass es so ankommt!

Wenn ihr der Wodka wieder einfällt, gehe ich davon aus, dass sie nun zum ersten Mal nach der Sache "Goslar, damals" wieder bei ihm ist. Oder war sie seit dem öfter da und denkt jedesmal an den Wodka?
Andersherum: Warum denkt sie gerade jetzt an den Wodka? Ich sehe hier keine Hinweise.

Das wurde auch schon angesprochen. Ich merke, dass gerade die Beziehung zwischen Simi und Anton von mir vernachlässigt wurde. Da werde ich in der Überarbeitung auch nochmal rangehen.

Ja, kann man als junge Frau machen – mit genügend Wodka intus. Das würde ich verstehen.
Aber sie hat die Fäden ja schon eingepackt, als sie noch nichts getrunken hatte. Daher: Wie alt sind die beiden?

Ich glaube, irgendjemand hatte diese Kritik schonmal geäußert. Ich verstehe sie aber nicht. Sagst Du mir ernsthaft, Simi und Charlotte wären zu alt, um Fußbänder zu knüpfen? Glaube ich nicht. Ich habe als Achtzehnjährige noch mit Videokameras Jagd auf Geister gemacht. DAS würdet ihr mir in einer KG niemals abnehmen. An einem besonderen Ort ein Symbol von Freundschaft zu erschaffen, erscheint mir beinahe zwangsläufig, vor allem in einer Lebensphase, in der solche Jugendfreundschaften zu Ende gehen müssen.

Und: Wieso werden nie Eltern erwähnt? Wenn meine Teenie-Tochter einfach mal eben weg wäre, würde ich mir Sorgen machen. Dann würde ich als Vater sie abholen.
Ah, später wird Mutter erwähnt. Aber mehr als "Sie ist oben" bringt sie nicht raus. :confused:
Ich meine, wenn Simone und Charlotte so dicke Freundinnen sind, sollte da etwas mehr kommen ...

Charlotte hat keinen Vater. Ich habe unzählige Vorversionen dieser Geschichte geschrieben, und in einer davon bin ich stärker auf die vereinsamte und hilflose Mutter eingegangen. Die gibt es in dieser Geschichte noch, aber sie hat sich erfolgreich unsichtbar gemacht. Das will sie wahrscheinlich auch so, aber auch darauf werde ich stärker eingehen.

Das verstehe ich nicht.

Dieser Satz, dass Simi Charlotte und sich nicht auseinanderhalten konnte, ist total zentral. Kommt bei einigen Leser/inne/n super an und bei anderen nicht. Es bedeutet ja, dass Simi ihre eigenen Wünsche mit denen von Charlottes verwechselt hat. Sie lebt Charlottes Traum, bis ihr klar wird, dass das gar nicht ist, was sie wirklich will.

Völlig aus dem Nichts kommt diese Aussage, der Hinweis auf ihren Tod. Hm, weiß nicht recht ...

Ich fand's nicht schlecht, wie das da so reinkracht. Ist ja auch völlig direkt von diesem Mitschüler. Und bestimmt auch für Simi überrumpelnd.

Soll das der Hinweis auf ihre Krankheit sein, von der später erzählt wird?
Für mich persönlich wäre das kein entsprechender Hinweis. Meine Frau nervt mich auch andauernd mit Low Carb-Rezepten. :D

Es gibt für mich alle möglichen Hinweise, denn das Wichtige an einer solchen Krankheit ist, dass sie nicht durch einen einzigen Faktor ausgelöst wird und sich nicht in einem einzigen Symptom äußert. Charlottes Sturheit, ihre Unfähigkeit, mit der Realität umzugehen, ihre Abwendung von Simi, die Gehässigkeit, die geschwollenen Knöchel, die Diät, das sind für mich alles Hinweise. Und ein Hinweis allein wäre natürlich wertlos, denn irgendwas davon hat jede/r von uns.

Vielen Dank für Dein ultraumfangreiches Feedback. Wie gesagt, es tut mir wirklich leid, dass ich so viel davon schon wusste. Ich komme momentan einfach sehr wenig zum Schreiben und konzentriere mich deshalb erstmal auf die Deadlines, die ich noch einhalten muss.

Aber bestimmt kommen wieder bessere Tage. Ende September will ich meine Masterarbeit abgeben.

Cheers,
Maria

 

Hallo, meine Lieben

Ich habe ja vor Monaten eine Großüberarbeitung dieser Geschichte versprochen. Hier ist die Überarbeitung. Ihr werdet sie aufschlagen und denken: "Hm, aber normalerweise schreibt Maria doch eine komplett neue Geschichte. Das hier ist kaum anders." Zumindest denke ich, dass ihr das denken könntet. :p

Folgendes ist passiert: Ich habe eine komplett neue Geschichte geschrieben und sie dann EXTREM lange liegen lassen. Dann habe ich sie einigen Leser/inne/n geschickt und ein Feedback gekriegt, mit dem ich schon gerechnet habe: Die neue Geschichte ist der alten unterlegen.

Ich habe gelernt, dass ich, um meine Überarbeitungsziele zu erreichen (vor allem mehr Fokus auf Anton und Simi), Vieles wegwerfen müsste, was mir an der aktuellen Version persönlich sehr gut gefällt. Ich habe deshalb die Version, die ihr kennt, kaum geändert, lediglich einige Sätze und Bilder aus der komplett neuen Version übernommen. Und die komplett neue Version verworfen.

Heute denke ich, das dies die Form ist, in der diese Geschichte größtenteils bleiben wird. Sie ist nicht perfekt. Aber sie gefällt mir persönlich. Wahrscheinlich könnte ich sie GANZ anders erzählen. Vielleicht erzähle ich diese ganz andere Geschichte eines Tages noch. Aber nicht heute.

Das nur zur Erklärung, warum die Großüberarbeitung nicht kommt. Und als Zeichen, dass ich diese Geschichte und euer Feedback nicht vergessen habe. ;)

Cheers,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Du Liebe @TeddyMaria ,

da noch kein Komm von mir hier drunter ist, will ich Dir wenigstens jetzt nach der Überarbeitung ein paar Lieblingsstellen raussuchen. Und davon gibt es immer noch viele, ich mag diese Geschichte wirklich sehr.
Lass mal schauen:

Ich seufze tiefer, als nötig wäre. »Wodka, bitte.«
Seine Mundwinkel zucken, beinahe lächelt er.
Ich finde da fängst Du die Stimmung, dieses Wiedersehen, was doch ein Abschied ist, toll ein, man lebt in der Erinnerung, kennt sich so gut ...

Als wir älter wurden, teilten wir uns meistens eine Zigarette, legten unsere Beine übereinander und ignorierten die glotzenden Touristen.
so ein schönes Bild, ich sehe sie vor mir

Ich schüttelte den Kopf. »Viel zu weit weg.«
»Ich kann es sehen.«
Auch das hat mich tief berührt, ja, die Kraft der Gedanken

flüsterte mir ins Ohr: »Ich fahre nach Berlin. Zum Casting.«
schön, jetzt das Casting zu benennen, verdeutlicht mein Bild im Kopf

Vor meinem inneren Auge erschien Charlottes Mutter Regina — wie sie, wenn sie die Treppe hinunterging, die Kante vom Foto berührte, das Charlottes Vater zeigte. Und das Schimmern in ihrem Blick.
auch das finde ich sehr gelungen, es gibt halt nicht nur die Ebene der Freundschaft, da hängt mehr dran ...

»Hast du dich wieder mit Anton getroffen?«, fragte Charlotte.
Wir saßen wieder an ihr Bett gelehnt,
Vielleicht doch noch Lust auf einen Mini-Feinschliff. Sonst soll es natürlich so sein :-)

Ich bin ein Einzelkind, und ich dachte, Geschwister würden einander nie verlassen. Geschwistern konnte man nicht einfach Adieu sagen, man konnte nicht mit ihnen Schluss machen. Dachte ich.
Da Du auch viel zeigts, mit schwingen lässt, mag ich diesen Tell anteil einfach sehr gerne. Und die Erkenntnis dahinter tut weh, berührt also auch in dieser Form.

»Ja, es ist harte Arbeit«, sagte ich. »Das Hungern.«
Und diesmal sagte sie nichts.
Finde ich gut, das Du es hier noch abschwächst, die Entwicklung der Geschichte erleben lässt.

»Aber du kannst mich vom Brocken sehen.«
Ich kann mir richtig vorstellen, wie dieser "Redewendung" zwischen den Mädchen eine feste Größe wird, schöne Wiederholungen.

Ein Sehnsuchtsort. Ich komme nach Hause.
Okay, das wäre jetzt Wunschkonzert. Ich fände hier ein "Mein Sehnsuchtsort" als Abgrenzung zu Charlotte schöner.

Liebe Teddymarie, vielen Dank für diese sehr berührende Geschichte in genau dieser Version
Beste Wünsche
witch

 

»Vom Brocken aus kann ich Berlin sehen«, sage ich. »Das genügt.«
Denn was ich von Berlin aus nicht sehen kann, das sind die Bäume, der Nebel, die Luchse, die Hexentanzplätze. Berlin ist so laut und wuselig, ständig geschieht etwas. Dem Harz ist das alles gleichgültig.

Moin, Maria,

klar, vor die Wahl gestellt, Berlin oder Harz – ich entschiede mich immer für den Harz, bevorzugt Osterode (nicht nur, weil Heine dort war, sondern weil ich in Ürde das erste Mal Milane gesehen hab – und nebenbei so‘n bissken den dortigen sächsischen Dialekt versteh, aber selbst wenn ich ihn so korrekt wie möglich sprechen könnte, jeder würd den Rheinländer aus meinem Singsang heraushören ... Tatsächlich kann ich vor allem den "Sehnsucht"s-Kommentar unverändert beibehalten. Aber warum ich vorbeischau - vorbeischauen muss(te), darf ich itzo sagen, obwohl ich die Fassung "vorletzter Hand" nicht vorliegen habe zum direkten Vergleich, jede größere Änderung birgt ihre Gefahr und erzeugt neue Fußfallen. Hier ist es eher ein Hauch von Flüchtigkeit, wenn es heißt

Wir saßen wieder an ihr Bett gelehnt, vor dem Fenster wirbelten Schneeflocken. Sie blätterten in Modezeitschriften, doch ich las nicht wirklich.
Was kümmert den Schee eine Modezeitschrift ... Es werden ja nicht die Scheeflocken geblätter haben ...

Bis bald

Friedel

 

Hi @greenwitch

da noch kein Komm von mir hier drunter ist, will ich Dir wenigstens jetzt nach der Überarbeitung ein paar Lieblingsstellen raussuchen. Und davon gibt es immer noch viele, ich mag diese Geschichte wirklich sehr.

Wow, dabei hast Du den Text ja nun schon häufiger hinter den Kulissen gelesen. Ist mir gar nicht aufgefallen, dass hier im Forum gar kein Kommentar von Dir hier stand. Vielen Dank auf jeden Fall für die viele Arbeit, die Du Dir damit gemacht hast.

Und natürlich für diesen Streifzug durch Deine Lieblingsstellen. Das kann einer Autorin ja nur gefallen, da mache ich auch keinen Hehl draus, zumal viele dieser Lieblingsstellen auch meine Lieblingsstellen sind. Danke! :herz:

schön, jetzt das Casting zu benennen, verdeutlicht mein Bild im Kopf

Ja, eigentlich fand ich es ja völlig vernünftig, Charlottes Krankheit klarer zu machen, wie hier angeregt wurde, und da gehört das Casting eben dazu, genauso wie das Hungern:

Finde ich gut, das Du es hier noch abschwächst, die Entwicklung der Geschichte erleben lässt.

Eigentlich habe ich das Ersetzen von "Sterben" durch "Hungern" nämlich nicht als Abschwächung, sondern eben als Konkretisierung gedacht. So wie Du das siehst, kann ich es aber gerne stehenlassen. Es ist eben doch noch nicht so endgültig.

auch das finde ich sehr gelungen, es gibt halt nicht nur die Ebene der Freundschaft, da hängt mehr dran ...

Es wurde ja auch kritisiert, dass die Eltern wenig vorkommen. Natürlich habe ich aber über die Eltern nachgedacht. In der Überarbeitung, die mir dann doch nicht so gelungen erschien, mochte ich den Teil, in dem es um Charlottes Mutter geht, um ihre Einsamkeit und Zerbrechlichkeit. Das habe ich dann versucht, in diese Version zu übertragen.

Vielleicht doch noch Lust auf einen Mini-Feinschliff. Sonst soll es natürlich so sein :-)

Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich überhaupt gar nichts mehr machen werde. Das wäre ja Quatsch. Habe ein "wieder" gestrichen.

Ich kann mir richtig vorstellen, wie dieser "Redewendung" zwischen den Mädchen eine feste Größe wird, schöne Wiederholungen.

Eigentlich finde ich das an dieser Stelle richtig grausam. Egal wo Charlotte hingeht, vom Brocken aus wird Simi sie sehen können. Und ich denke ja, dass Charlotte hier gar nicht mehr wirklich von Berlin redet. Natürlich gibt sie ihren Traum nicht auf – das kann sie ja nicht, das ist ja ihr Ding –, aber sie entfernt sich vollkommen von der Realität und vom Leben. Und dieser Ort, der Brocken, wird ja für Simi immer auf diese Weise aufgeladen sein, mit der Deutung, mit der Charlotte ihn versehen hat.

Okay, das wäre jetzt Wunschkonzert. Ich fände hier ein "Mein Sehnsuchtsort" als Abgrenzung zu Charlotte schöner.

Ich glaube, ganz ursprünglich hieß es: "Mein Sehnsuchtsort." Ich lasse es erstmal so, wie es jetzt ist. Vielleicht ist das auch die "Lehre", dass eben viele Orte auf der Welt Sehnsucht verströmen können, auf ganz unterschiedliche Weise.

Vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Hilfe. Hat mich wirklich sehr gefreut.

Cheers,
Maria

Hi @Friedrichard

klar, vor die Wahl gestellt, Berlin oder Harz – ich entschiede mich immer für den Harz,

Auch im Herbst? Puh. Da kommste nicht einmal ins Trockene, weil alles geschlossen hat. :lol: Nein, als Menschenmengenverabscheuerin kann ich Deine Wahl natürlich verstehen. Auch was den Dialekt angeht. Ab nächster Woche lebe ich ja in Magdeburg, also auf der anderen Seite (diese Geschichte und mein Leben spielen ja bisher größtenteils (bis auf Brocken und Berlin, hm) in Niedersachsen). Aber wie die Magdeburger sprechen, das ist wunderbar kernig. Vielleicht schaffe ich irgendwann eine An'er Elb-Geschichte. ;)

Was kümmert den Schee eine Modezeitschrift ... Es werden ja nicht die Scheeflocken geblätter haben ...

Ist mir super peinlich, da habe ich wirklich gepennt. Danke! Hab's schnell geändert, bevor es noch jemand merkt. :Pfeif:

Cheers,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @TeddyMaria,

ich hatte deine Geschichte ja schon damals gelesen und kommentiert, hatte anfangs Probleme damit, aber nachdem du Ort und Zeit hinzugefügt hattest, fand ich sie viel besser zu verstehen. Und inzwischen, wo ich sie natürlich kenne, kann ich nicht sagen, wie ich sie jetzt beim ersten Lesen empfinden würde. Sie ist jetzt eben wie eine alte Bekannte, die man mag.
Ich habe noch etwas Krümelkram gefunden:

Der Wodka geht mir wieder durch den Kopf
Würde hier besser finden: “Der Wodka kommt mir wieder in den Sinn.” Sonst klingt es nach jahrelangem Restalkohol in Endlosschleife. :D
Ich trinke, und der Wodka brennt durch mich hindurch. Motorenlärm wirbelt durch das angelehnte Küchenfenster.
Anton fährt sich durchs Haar.
Durchaus machbar, aber nicht so schön.
Charlottes Mutter Regina wie sie,
Riesengedankenstrich, oder? (aber wenigstens kein Komma dahinter! :lol:)
Seltsam, Mitleid mit einer Erwachsenen zu haben.
Finde ich klasse.
Das hat ein Mitschüler mich später einmal gefragt: wie man sich aus lauter Oberflächlichkeit umbringen könne.
Das auch.
Ich bin ein Einzelkind, und ich dachte, Geschwister würden einander nie verlassen. Geschwistern konnte man nicht einfach Adieu sagen, man konnte nicht mit ihnen Schluss machen. Dachte ich.
“Dachte ich“ finde ich überflüssig, ich weiß zwar, wie du es meinst, aber ich finde es etwas zu geschwätzig. Steht ja schon im ersten Satz.
An Heiligabend war sie zu Hause, wir saßen auf dem Balkon ihrer Mutter
Wohnt Charlotte nicht in derselben Wohnung? Hat die Mutter einen extra Balkon?
Charlotte und ich hörten uns Bosse an,
Weil dieser Satz unter dem Absatz „Berlin, heute“ steht, passt er nicht so ganz von der Zeit, für mein Empfinden zumindest. Würde besser finden „Damals hörten Charlotte und ich uns Bosse an ...“

Das war‘s schon. Ich könnte nicht ganz genau sagen, was du noch verändert hast, aber meiner Meinung nach macht jetzt alles ganz gut, was es soll. Schöne Geschichte!

Viele Grüße von Raindog

 

Liebe @Raindog

Vielen Dank, dass Du nochmal reingeschaut hast.

Ich habe noch etwas Krümelkram gefunden:

Ich habe den ganzen Krümelkram umgesetzt. Danke für Deine Hinweise.

Riesengedankenstrich, oder? (aber wenigstens kein Komma dahinter! :lol:)

Ich hoffe, das klappt jetzt. In meinem Schreibprogramm sahen die Gedankenstriche alle gleich aus, nur hier bei WK leider nicht (wobei ich dafür auch eine Lupe gebraucht habe: Chapeau).

hatte anfangs Probleme damit, aber nachdem du Ort und Zeit hinzugefügt hattest, fand ich sie viel besser zu verstehen.

Ich find's nach wie vor schade, dass es ohne nicht ging, und Du hast ja auch noch an einer Stelle gemerkt, dass der Text so ursprünglich nicht geplant war. Das kann ich hoffentlich alles noch glattstreichen, sodass es wirklich gut und überall passt.

Und inzwischen, wo ich sie natürlich kenne, kann ich nicht sagen, wie ich sie jetzt beim ersten Lesen empfinden würde. Sie ist jetzt eben wie eine alte Bekannte, die man mag.

Das ist ein schöner Vergleich und freut mich sehr. Vielen Dank! :herz:

Das war‘s schon. Ich könnte nicht ganz genau sagen, was du noch verändert hast, aber meiner Meinung nach macht jetzt alles ganz gut, was es soll. Schöne Geschichte!

Ich bin froh, dass Dir die Geschichte gefällt und sie für Dich funktioniert. Bei Deinen rausgepickten Stellen, die Du als hübsch benannt hast, ist sogar eine ganz neue dabei. Das heißt für mich, es geht weiter in die richtige Richtung.

Schön, dass Du hier warst, und bis bald,
Deine Maria

 

Liebe @TeddyMaria ,
ich frage mich, ob es inzwischen nicht doch möglich wäre, auf die Ortsangaben zu verzichten. Es ist natürlich superschwer, sich in jemanden hineinzuversetzen, für den die Geschichte neu ist, aber in den einzelnen Abschnitten wird es ja doch deutlich, wo das jeweils spielt und du unterscheidest ja auch in den Zeiten. Und du hast auch mit den kleinen Änderungen mehr Klarheit geschaffen, wo man vorher evtl. inhaltlich mehr am Schwimmen war.
Die Ortsangaben machen es doch ziemlich abgehackt.

Ansonsten mag ich die Geschichte immer noch sehr und finde, sie hat noch gewonnen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @TeddyMaria ,

tja, eigentlich bin ich froh, dass Du nicht zu viel geändert hast an der Geschichte. Ich kenne das Gefühl, da kommen so viele tolle Vorschläge und plötzlich merkt man, dass dann etwas ganz anderes aus der Story wird. Und machmal will man das einfach nicht. Das ging mir mit "Ghost" so (aus den besagten Gründen) und ich denke, dass es Dir bei Deiner Geschichte ähnlich geht. Mir sind ein paar wenige Details aufgefallen:

Und wenn sie tanzte, konnte nichts sie erreichen.

Über die Satzstellung bin ich gestolpert. Es ist grammatikalisch richtig und nur so halb Yoda, aber irgendwie klingt es für mich nicht flüssig.

und als wir nach ihrem Geburtstag auf unserem Felsen saßen,

Das ist eine Stelle, wo das Possessivpronomen dringend hin muss. :)

Das mit der Farbbedeutung ist ja regional verschieden. Aber bei uns steht blau für die Treue. Ich weiß nicht, ob Du das intendiert hast bei der Farbwahl, aber ich finde es sehr schön deswegen.

Seltsam, Mitleid mit einer Erwachsenen zu haben.

Der Satz stört mich irgendwie. Warum ist das seltsam?

»Du willst nach Berlin?«, fragte sie mit blitzenden Pandaaugen.

Das frage ich mich jetzt gerade (zum ersten Mal) auch. Warum will Simi eigentlich nach Berlin. Charlotte ist ja gerade nicht mehr da. Oder hofft sie, dass Charlotte nachkommt?

»Eh klar. Madam hat es ja nicht nötig.«

Das finde ich nach näherem Nachdenken auch komisch. Ich hätte so verstanden, dass Charlotte Low Carb probieren will, um wieder regelmäßig zu essen anstatt nichts zu essen. Oder täusche ich mich da? Bei Simi wäre es jedenfalls umgekehrt (sie müsste das machen, um abzunehmen). Wobei ich mich gerade frage, ob Magersüchtigen auch einen verzerrten Blick auf Dritte haben. Also jemanden als dünner empfinden, der objektiv schwerer ist. Da solltest Du die Fachfrau sein. Grundsätzlich sollten sie als beste Freundinnen ja so pi x Daumen wissen, in welcher jeweiligen Gewichtsklasse sie rangieren.

So, das war es von mir. Ich mag die Geschichte immer noch!

Liebe Grüße
Mae

 

Liebe @TeddyMaria ,

krass, mit so einer Geschichte habe ich nicht gerechnet. Ich bin mehrmals drauf gegangen, aber war gerade irgendwie in einer anderen Richtung unterwegs und habe mich nicht hinreißen lassen bzw. es auf später verschoben – also jetzt. Ich hab die Geschichte gelesen und auch einige Kommentare. Das ist so ein Schreibstil, der auf jeden Fall polarisiert. Nicht jeder kann was damit anfangen – die, die können, können sich regelrecht verlieben, denk ich.
Mir gefällt, dass das alles um drei Personen kursiert. Bei der Länge ist das vielleicht auch meine Lieblingszahl, wenn man das so sagen kann :lol: Du baust eine schöne, wohlige Stimmung auf, indem du – was einige kritisieren – vieles im Vagen lässt.

Mir gefällt das leise Drama, dass mitschwing. Der Tod einer geliebten Person, Selbstmord etc. gehören zu meinen »Lieblings«Themen. Das bietet genug Schwere, um eine lose Geschichte zusammenzuhalten, oder wie auch immer (kein Formalismus). Die Zeitsprünge haben mir auch gefallen. Das alles führt dazu, dass es irgendwann eigentlich nicht mehr möglich ist, Zeiten, Orte und Personen zu "prozessieren" (hat Jimmy, glaube, mal gesagt), also zu verdauen. Das ist bewusst, macht, dass Leser und Schreiberin tiefer in die Geschichte eintauchen.
Hier höre ich auf. Bringt einfach nichts, Texte dieser Art totzuquatschen. Das einzige, was dadurch passiert, ist, dass sie ihren Zauber verlieren.

Wir blätterte in

blätterten

Also schön. Ich glaube, ich bin nicht der richtige, um diese Art von Geschichte zu kritisieren. Es gibt ungefähr fünfzig Stellen, vor denen ich mich verneige und fünfzig, die mir gar nicht behagen. Aber das ist so subjektiv. Wenn du das hören willst, such ich dir was raus. Habe aber nicht das Gefühl, dass das super konstruktiv wäre; ist irgendwie keine Verhandlungssache.

Also. Ich konnte mit der Geschichte total was anfangen, bin gerne auf den Vibes herumgetrieben.

LG und viel Spaß beim NaNoWriMo!
Carlo

(bin auf deine nächste gespannt)

 

Liebe @Chutney, liebe @Maedy, lieber @Carlo Zwei

Ich habe euch und den Brocken nicht vergessen. Letzten Samstag habe ich einen dritten Anlauf für meine Brockenbesteigung geplant (nicht metaphorisch gesprochen), die ist aber ins Wasser gefallen, bevor ich mich überhaupt um 06:30 Uhr aus dem Bett geschält habe (auch nicht metaphorisch gesprochen).

Es ist momentan leider alles sehr viel mit Start ins Berufsleben, Umzug und NaNo, deshalb nutze ich jede freie Minute, um ... ja, um durchzuatmen. Eure Kommentare stehen aber für Montag, wenn ich hoffentlich abends nicht in den Zug springe, sondern fünfhundert Meter nach Hause in meine neue Wohnung laufe und mich auf mein neues Sofa kuschle, ganz oben auf der To-Do-Liste. Eigentlich war das schon dieses Montag dran, aber der Vermieter hat den Umzug verschoben und mein Pendlerinnen- und Aus-Kartons-Leben-Leiden verlängert. :cry: Aber bald!

Bis dahin,
Eure Maria

 

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