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Berufswunsch

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16.08.2008
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Berufswunsch

Nicht, dass ich mir diesen Beruf ausgesucht hätte, ich kam dazu buchstäblich wie die Jungfrau zum Kind. Bevor ich ihn ausübte, gab es glaube ich auch noch keinen Mückenstichanlecker. Nein, so etwas gab es sicher nicht.

Es fing ganz klein an. Ich war noch ein Kind, das noch nicht einmal zur Schule ging. Wenn ich einen Mückenstich hatte, sagte meine Großmutter „Musst du drauf Spucken.“ Es half auch immer sofort, den Juckreiz zu beseitigen. Meine kleinen Spielkameradinnen versuchten es auch, aber ihre Spucke war irgendwie nicht so wirksam wie meine. Also musste ich auch auf ihre Mückenstiche spucken. Als wir in die Schule kamen, wurde unser Benehmen deutlich besser. Ich spuckte nicht mehr auf die Stiche, sondern machte einen Finger nass mit Spucke und tippte dann auf den Mückenstich. Und je älter ich wurde auch nur noch auf meine eigenen Stiche. Es half aber immer noch perfekt. Ich vergaß, dass meine Spucke auch bei anderen besonders mückenstichfeindlich war.

Irgendwann als Erwachsene, landete ich dann in einem Großraumbüro mit zweihundert Angestellten. In jedem Sommer war dieses Büro der totale Albtraum, weil es an einem sumpfigen Seengebiet lag, also die reinste Mückenzuchtfarm darstellte. Ich leckte häufig mal meinen Finger an und tippte damit auf meine zahlreichen Mückenstiche. Die Kollegen in den Nachbarbuchten wurden bald aufmerksam und fragten, was ich da mache. Ich erklärte ihnen den Tipp meiner Großmutter und wie gut er mir half. Nun fingen die Kollegen also auch an, ihre Finger mit Spucke zu nässen und ihre Mückenstiche damit zu behandeln. Bei einigen half es wenigstens etwas, aber bei den meisten juckte es trotzdem wie verrückt.

Schließlich fragte mich eine befreundete Kollegin, bei der das Jucken mörderisch zuschlug, wie sie mir beteuerte. „Bitte, hab ein Herz. Bitte, mach mal deine Spucke drauf, ich halt es nicht mehr aus.“ Ein wenig unwohl war mir zwar dabei, aber was war schon in Wirklichkeit dabei? Das Jucken hörte auch sofort auf, wie sie sagte. Leider erzählte sie es im ganzen Büro herum. Nach knapp zwei Wochen war ich spätestens zur Mittagspause umzingelt von Kollegen, die mir ihre angestochenen Körperteile hinhielten. Vom ständigen Händewaschen zwischendurch, hatte ich schon ganz trockene Hände. Auch meine Zunge klebte dauernd am Gaumen. Meine Spucke brauchte ich ja für meine Kollegen.

Offenbar war eine meiner Kolleginnen mit einem Journalisten verheiratet. Sie fragte an, ob ich ihm ein Interview geben würde. Ich dachte mir nicht viel dabei und stimmte zu. Er würde schon merken, dass ich völlig uninteressant war. Allerdings sorgte dann das übliche Sommerloch für eine Veröffentlichung des Interviews und prompt fing mein Telefon an zu läuten. Es kamen zunächst Anfragen aus Deutschland, dann aus der ganzen Welt. Ich sollte meine Spucke zur Verfügung stellen. Einige Wissenschaftler wollten sie analysieren, ein Milliardär wollte mich einstellen. Man stelle sich vor, mit einem sechsstelligen Monatsgehalt! Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ich stellte erst einmal den Wissenschaftlern einige Proben zur Verfügung, in der Hoffnung, die mückenstichabheilenden Wirkstoffe könnten im Labor synthetisch nachgebildet werden. Keine Chance! Die Wissenschaftler fanden nicht einmal heraus, warum meine Spucke etwas Besonderes war. Sie bestätigten allerdings, dass darin irgendetwas anders war. Dieser unbekannte Wirkstoff war nur leider nicht besonders stabil außerhalb meines Körpers. Also konnte man die Spucke weder in Flaschen noch in Tiegel abfüllen. Ich musste wirklich zu den „Angestochenen“ reisen.

Der Milliardär wiederholte sein Angebot mit einigen zusätzlichen Annehmlichkeiten, wie einem eigenen Jet, ausgezeichneter Krankenversicherung und eigenen Angestellten. Ich kaufte mir also eine Grosspackung von diesen Holzspateln die Ärzte benutzen – ich konnte doch einem Milliardär nicht mit meinem angeleckten Finger betatschen - und sagte zu. Den Jet konnte ich auch privat nutzen, um überall in der Welt, anderen Menschen zu helfen. Diese Behandlungen machte ich dafür aber völlig umsonst. Meine Gabe brachte mir schließlich mehr als ausreichende Geldmittel ein, da sollte ich der Menschheit ein wenig zurückgeben. Aber die Aufgabe ist für einen einzelnen Menschen einfach zu groß. Die Wissenschaftler arbeiten weiter an einer anderen Lösung, damit ich irgendwann in ein normales Leben zurückkehren kann.

Aber so oder so, in spätestens zehn Jahren werde ich in Rente gehen. Die Nebenwirkungen sind eben recht unangenehm. Ich darf nicht viel trinken, sonst werden die Wirkstoffe verdünnt. Daher klebt ständig meine Zunge am Gaumen und ich haben einen enormen Verbrauch an Lippenpflegestiften. Das Rumreisen ist auch nichts für mich, ständig falle ich von einer Zeitzone in die Nächste. Es gab schon Tage, da wusste ich nicht auf welchem Erdteil ich war. Reich zu werden hatte ich mir anders und erheblich leichter vorgestellt.

 

Hi MrsMurphy,

ich weiß nicht, warum mir dein Text beim Lesen so stakatisch vorkommt, die Sätze sind ja nicht mal besonders kurz. Trotzdem hatte ich, gerade, wenn ich versucht habe, ihn laut zu lesen, immer das Gefühl, es wäre irgendwie alles abgehakt. Inhaltlich finde ich die Idee witzig, auch wenn ihr zum Ende hin die Luft ausgeht und ich den Eindruck hatte, du wusstest nicht ganz, wie du elegant und humorvoll aus der Nummer wieder rauskommst.
Einige Details:

Ich vergaß, dass meine Spucke auch bei anderen besonders Mückenstichfeindlich war
mückenstichfeindlich (ist ein Adjektiv)
die Mückenstichabheilenden Wirkstoffe könnten im Labor synthetisch nachbildet werden
nachgebildet
Reich werden hatte ich mir anders und leichter vorgestellt.
Reich zu werden

Lieben Gruß
sim

 

Hallo Sim,

vielen Dank für deinen (leider wahren) Kommentar! Beim laut lesen musste ich feststellen, dass es wirklich total abgehackt klingt. Also habe ich mich rangesetzt und hoffe, dass es jetzt weicher ist. Deswegen hat es so lange gedauert. Auch am Ende hab ich noch ein wenig rumgeschraubt, glaube es ist so ausgewogener.

Würde mich freuen, wenn es jetzt besser ist.
@ALLE: Wenn nicht, sagt es mir bitte trotzdem!

Schöne Grüße
MrsMurphy

 

Hey Mrs Murphey

Ich finde die Idee auch witzig und ja originell, das trifft man hier so selten an.
Aus der Geschichte könnte man sicher noch mehr machen, mir fällt nur gerade nicht ein, was.
Also stilistisch las sie sich ganz gut, ich konnte nix Abgehacktes erkennen, aber wenn es um Stil geht, bin ich da auch eher unsensibel. ;)
Und ja, das Ende? Das war kein Ende, das ist eine Notlösung, das wird der Geschichte nicht gerecht, da erwarte ich eine Auflösung, keine Pointe, aber schon eher in die Richtung.
Titel ist grauenhaft. Ehrlich.
Der hat mich jetzt solange davon abgehalten die Geschichte zu lesen.
Nu ja, lass dir was einfallen. Hol dir Hilfe bei dein Gatten, Eddie, und sag ihm, dass ich ihn super lustig finde.

JoBlack

 

Hallo JoBlack,

nee, nee nicht der Eddie - als Ehemann wär der bestimmt nicht lustig! Ich bin eher mit dem Murphy´s Law verwandt ;o))

Tja, schlag mir doch mal einen Titel vor und dann kannst du mir bitte auch gleich verraten wie man einen Titel hier ändern kann. Mir fällt ausnahmsweise mal gar nichts ein.

Schön, dass dir die Story vom Thema her schonmal gefällt. Mit dem Ende bin ich inzwischen auch unzufrieden, hab aber noch nichts besseres. Bin diese Woche wohl nicht kreativ.

Schöne Grüße
MrsMurphy

 

Mückenstichanlecker ist ein super Wort, nur so nebenbei. :P (Titel für meine Geschichten zu finden, darin bin ich super, aber so für fremde Geschichten, mein Gott, da muss man doch selbst halt so eine Bindung zu der Geschichte haben, keine Ahnung, mir gehts aber so. Das ist wohl der Grund, warum ich es nie begreifen werde, dass Leute keine Titel für ihre Texte finden können)

Und den Titel selbst kannst du nicht ändern, musst dich da an einen Sonstige-Mod wenden.

JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo MrsMurphy,

die Änderungen haben zumindest bewirkt, dass ich ein bisschen spüre, wodurch die Sprache etwas abgehackt wirkt. Ähnlich wie einige Kabarettisten baust du Sätze auf, die du nicht zuende führst. Gleich dein erster zum Beispiel:

Nicht, dass ich mir diesen Beruf ausgesucht hätte, ich kam dazu buchstäblich wie die Jungfrau zum Kind.
Die Einleitung "Nicht dass ich ..." lässt ein "aber" erwarten, das nicht eintritt. Auch gibt es keinen inhaltlichen Grund, so unklar einzuleiten. Im Grunde würde es reichen, zu schreiben: "Ich kam zu meinem Beruf, wie die Jungfrau zum Kind. Bevor ich ihn ausübte, gab es - glaube ich -auch noch keinen Mückenstichanlecker.

Manche Formulierungen werden verstanden, obwohl sie unpräzise sind. Der Einstieg in den zweiten Absatz ist dafür ein gutes Beispiel: "Es fing ganz klein an" drückt nicht aus, was es ausdrücken soll und was der nächste Satz fortführt. Nämlich, es fing an, als die Erzählerin noch ganz klein war.
Auch verwendest du hier drei Sätze für eine Information. Ich würde "Es fing ganz klein an" ganz streichen und gleich in den Rückblick gehen.
Ich ging noch nicht einmal zur Schule, da griff der Beruf schon das erste Mal nach mir. Hatte ich einen Mückenstich, sagte meine Großmutter, wenn ich daran kratzte: "Musst du drauf spucken." Es half immer sofort.
Vielleicht verstehst du, worauf ich hinaus will. Weniger plaudern, mehr erzählen. Der Spruch der Großmutter braucht eine Motivation, deshalb das "kratzte", "den Juckreiz zu beseitigen" ist aber eher überflüssig, weil jeder weiß, dass Mückenstiche jucken und "es half immer sofort" entsprechend ohne Erklärung zuordnen kann.
Vielleicht hast du ja Lust, dich auf die Weise noch einmal durch den Text zu arbeiten?

Der Titel ist natürlich in sofern falsch, dass es sich ja eben nicht um einen Berufswunsch handelt, ist sie doch wie die Mutter ....

Mein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag: Lass jucken ... ;)

Lieben Gruß
sim

 

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