Was ist neu

Betäubung, Stille, Einsamkeit...

Mitglied
Beitritt
28.02.2006
Beiträge
9

Betäubung, Stille, Einsamkeit...

Es gibt Momente, da kann ich nicht lächeln, in denen ich mich so einsam fühle, dass ich schreien möchte. Aber da mich niemand hören würde, kann ich es auch gleich lassen. Diese Gleichgültigkeit zerfrisst mein Herz, während ich an meinem viel zu vollen, unordentlichen Schreibtisch sitze und die Feder meines Füllers über das Papier kratzen lasse.
Einsamkeit, Stille, Leere...
Wenn meine Freunde nicht bei mir sind, kenne ich nichts anderes mehr. Ich starre mit einem leeren Blick zum Spiegel, stehe langsam auf und überlege. Kurz darauf durchquere ich mein Zimmer erneut und lasse meine Gedanken erneut schweifen. Nach einigen Minuten öffne ich die Augen und erneut beginnt der Füller wie von selbst zu schreiben.
Wenn ich in den Spiegel starre, sehe ich etwas Erstarrtes und Kaltes wie eine Puppe zurückblicken. Ein blasses Grinsen, eine flüchtige Bewegung... Zu spät wird mir klar, dass ich das bin.
Der Spiegel liegt in Trümmern und mein Gesicht spiegelt sich tausendfach wieder, dunkelrotes Blut glitzert im Licht. Ich brauche mehr Betäubung, will nicht mehr in die kalte, stille, einsame, leere, verhasste Wirklichkeit - in diese Welt - zurückkehren.
Ich schlage die Hände vor dem Gesicht zusammen, fühle mich auch weiter so alleine...
Auf einem Berg aus blutverschmierten Splittern sitze ich, die Knie angezogen und nachdenklich, den Kopf auf die Arme gelegt. Auch weiter rinnt das Blut an meinem Arm herab, ich starre aus dem Fenster. Weit kommt mein Blick nicht, er endet schon am gegenüberliegenden Haus. Die Sonne strahlt in mein unordentliches, leeres Zimmer. Sie spiegelt sich in den Scherben, tanzt auf den Wänden und auf den Gläsern meiner Brille. Bis in mein Selbst...
Mir ist kalt, ich beginne zu zittern. Egal, wie sehr ich auch schreien will, niemand würde es hören, niemand würde reagieren, niemand...
Ja, niemand.
Ein leichtes Grinsen setzt sich auf meine Lippen, ich beobachte, wie die Wolken vorbeiziehen, die Scherben des Spiegels unter mir knirschen leise, wenn ich mich bewege.
Ich greife zum Telefon, wähle die nächstbeste Nummer. Es piept lange, bis ich begreife, dass es besetzt ist. Ich wähle eine neue Nummer. Erneut besetzt. Wieder eine neue Nummer, diesmal komme ich durch. Ich lasse lange klingeln, dann lege ich auf. Sie geht nicht dran, bin ich denn auch ihr egal...?
Ich überlege lange, erinnere mich, dass sie nicht gestört werden will und werfe das Telefon von mir. Ich bebe am ganzen Körper, meine Lippen sind blau, das Blut tropft längst auf den Teppichboden meines Zimmers.
Erneut sehe ich aus dem Fenster, das Licht der Sonne fließt zwischen die zartrosa Wolken, die sich wie Banner am Himmel ausbreiten.
Dann schließe ich die Augen, genieße die Stille, nur gelegentlich unterbrochen vom Kratzen des Füllers. Nach einer Weile höre ich nur noch das Rauschen meines Blutes in den Ohren, das Pochen meines Herzens, der stetige Puls...
Irgendwann, ich achte schon lange nicht mehr auf die Zeit, verstummen auch die letzten Geräusche, sie verklingen, hallen lange in meinem Inneren nach, bis auch das letzte Echo verklingt.
Ich rutsche von meinem gläsernen Thron hinab in das Reich der Stille, spüre wie das Blut an meinem Handgelenk klebt, merke, wie ein leichter Wind mit meinen Haaren zu spielen beginnt.
Dann wird es sehr, sehr still um mich herum. Und kalt. Ich erinnere mich an den Satz, den ich aufgeschrieben hatte, während ich die Kälte und Dunkelheit zu vertreiben suche, mich irgendwann hinsetze und mein letzter Satz zu meinem letzten Gedanken wird.
Wenn ihr später an meinem Grabe sitzt und weint, wird euch ein leiser Wind umwehen und niemals alleine lassen.

 

Betäubung Stille Einsamkeit

Hallo BlackMilan,

es ist schwer auf deinen Beitrag zu antworten, er macht betroffen. Hoffentlich ist er nicht autobiografisch. Ich finde, du bist ein großes Talent! In deinen Alter solche Gedanken und fehlerfrei umgesetzt. Gewiss, drehte ich jedes Wort dreimal um, fände ich sicher etwas.
Dein mit Herzblut geschriebener Beitrag hebt sich wohltuend von manchen schludrig hingeworfenen, so zwischen Tuer und Angel, verfassten Erguss ab.

Viele Gruesse vom Brunnengeist

 

Hallo BlackMilan,

Erstmal Glückwunsch zu dieser Geschichte. Für dein Alter ist wirkt sie ausgesprochen tiefgreifend und melancholisch (in dem Alter habe ich Darkwing Duck-Fanfiction geschrieben :lol: , kein Vergleich). Trotz (oder vielleicht gerade wegen) einfacher Sprache sehr anschaulich und nachvollziehbar, auch wenn ich, wie Brunnengeist, hoffe, dass die Geschichte nur Fiktion ist.

Ein paar Verbesserungsvorschläge:

  • Kurz darauf durchquere ich mein Zimmer erneut und lasse meine Gedanken erneut schweifen - Wortwiederholung
  • Ja, niemand. - Kann man weglassen
  • "eine flüchtige Bewegung..." ; "bin ich denn auch ihr egal..."; "der stetige Puls..." - Leerzeichen vor den Punkten (kein Leerzeichen, wenn nur ein Wort gekürzt wird), ist aber nicht so wichtig
Hier und da kannst du versuchen, Wörter wie "auch" (kann man weglassen oder genauer werden) und "da" vermeiden.

Ich kann nur sagen: Die Geschichte zeugt von Talent. Nur weiter so! :thumbsup: (vielleicht beim nächsten Mal mit einer hoffnungsvollen Geschichte?)


Gruß,
HienTau

 

Hallo ihr Beiden!
Erst einmal vielen Dank, dass ihr euch meine Geschichte durchgelesen habt! :)
Sie ist nicht autobiographisch, daher müsst ihr euch keine Sorgen machen. (Ich hab auch mal Darkwing Duck-Geschichten geschrieben, aber... *hust* :D)
Bei der Wortwiederholung werde ich das nächste Mal besser achten, mir ist das erneut gar nicht aufgefallen... Vielen Dank für den Hinweis.
Leider ist meine Tastatur auch nicht mehr die beste, und kleine Mädchen tippen nicht mehr ganz korrekt wenn sie müde sind! ;)
Trotzdem werde ich in Zukunft natürlich besser aufpassen. Und meine nächste Geschichte steht noch halb in den Sternen und halb in meinem Füller. ;D
Nochmals vielen Dank für eure freundliche Kritik und einen schönen Tag wünsche ich euch!
Eure BlackMilan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi BlackMilan,
deine Geschichte lässt mich etwas zwiegespalten zurück.
Einerseits eine sehr, sehr schöne Formulierung, was zeigt, dass du dich sehr gut in eine Situation hineinversetzen kannst (... hoffe ich wenigstens :D ) andererseits ist das "Außenseiterthema" schon mehr als ausgelutscht.
Den letzten Satz allerdings finde ich richtig stark, der haut rein!
Bruder :sad: Tserk
P.S: Fehlerliste kommt per PN
EDIT: Wow, hab grad gesehen, dass du erst 13 bist. Dann kriegst du für die Geschichte den hier: :thumbsup:

 

Hallo Tserk!
Erstmal vielen Dank für's Lesen! :)
Es freut mich, dass dir die Formulierung gefällt, ich hatte zuerst Sorge, dass sie zu einfach strukturiert und daher etwas langweilig wirken könnte.
Ja, das "Außenthema" ist natürlich nicht besonders aktuell, allerdings ging es mir in meiner KG darum, das Gefühl eines Mädchens zu vermitteln und darzustellen, das sich von seinen Freunden im Stich gelassen fühlt, und daher nicht mehr lächeln kann.
Ich zitiere: "Einsamkeit, Stille, Leere...
Wenn meine Freunde nicht bei mir sind, kenne ich nichts anderes mehr."
Damit wollte ich darstellen, dass sie zwar Freunde hat, sich aber trotzdem einsam fühlt, wenn sie gerade alleine ist und niemanden erreichen kann (die verschiedenen Telefonnummern, die sie wählt). Sie beginnt zu zweifeln und überlegt, ob sie ihnen (den Freunden) etwa egal ist.
Die Vermittlung dieser Geschichte war das eigentliche Ziel dieser KG. :)
Es freut mich sehr, dass dir der letzte Satz gefällt. :D
In ihm klingt dieser leise Vorwurf mit: "Wenn ihr mich nicht alleine gelassen hättet, wäre das nicht geschehen. Damit euch aber nicht das selbe geschieht, werde ich euch nicht verlassen, sondern als leiser Wind begleiten." So lautet meine Interpretation, aber wenn ihr noch andere Wirkungen entdeckt, freut mich das nur umso mehr! ;)
Danke auch für die Fehlerliste, ich werde mich bemühen, aus diesen Fehlern zu lernen. (Wow, die erste KG und schon so viel dazu gelernt!! :D)
Vielen Dank für den Smilie! :D Und nochmals für's Lesen!
Deine BlackMilan

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom