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Big Little Homes

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04.03.2018
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Big Little Homes

Baschar steht vor der abschüssigen Zufahrt. In der einen Hand hält er einen Zettel, mit der anderen trägt er einen Koffer. Er schaut auf das Holzschild über ihm, dann auf das Papier und geht weiter.
Vor ihm öffnet sich eine Senke, auf deren Flanken sich ein Dutzend Holzhäuser, Zirkuswagen und umgebaute LKW verteilt. Über einigen Dächern steigen schmale Rauchsäulen in die Morgensonne. Irgendwo in der Nähe hört er das leise Knurren von Hunden.
Er geht hinab zu der Feuerstelle in der Mitte des Camps. Ein verkohlter Ast ragt aus dem Steinring. Asche weht über den Rand. Um die Feuerstelle stehen Hocker aus Baumstämmen. In einem steckt ein Beil. Holzscheite liegen im Gras daneben. Durch die Pappeln hinter dem Steinring schimmert ein Arm des Stausees, der sich wie ein grünlicher Tentakel in die Senke schiebt. Auf dem Wasser schweben Nebelschlieren.
Baschar hört etwas. Einige Schritte entfernt steht ein Schuppen, der mit groben Brettern verkleidet ist. Reif liegt auf dem Teerdach, das Kaminrohr raucht, die Fenster sind beschlagen. Ein Keil steckt unter der Tür, sie ist halb nach außen aufgestellt. Aus dem Innern dringt Wärme und Gelächter.

»Hallo, bitte … « Baschar nähert sich vorsichtig, klopft an den Rahmen, hält den Zettel ausgestreckt vor sich, wartet. Das Lachen erstirbt, Stühle werden gerückt, Schuhsohlen quietschen. Baschar fröstelt.
Der erste, der an die Tür kommt, verschränkt die Arme, als er ihn sieht.
»Grüß Gott, der Herr, wie können wir ihm weiterhelfen?«
Baschar sieht die Camouflage-Hose, eine Welle geht durch seinen Bauch. Als er ihm den Zettel hinhält, schaut Baschar zur Seite. Der junge Mann macht keine Anstalten zu lesen. Er mustert ihn, das gebügelte Hemd, die gescheitelten, glänzenden Haare.
»Suche eine junge Frau. Lo … kemper?«
»Lokemper?«, der Mann schüttelt den Lockenkopf. »Kenn ich nich.« Bevor er wieder hineingeht, zieht er mit einem Ruck die Tür vom Keil.
»Mensch, Morschi!« Hinter ihm kommt eine ältere Frau aus der Tür, die Baschar anlächelt, die Schultern hebt und ihm den Zettel aus der Hand nimmt. Sie zieht eine Brille aus der Wolljacke und liest.
»Lodenkemper. Das ist die Tina, die schläft noch, was willst du denn von der?«
Baschar schrumpft, sein Mund kämpft mit den Worten.
»Hab sie getroffen … früher.«

Der Koffer mit den Aufklebern gehört zu ihm, seit Großvater ihn vererbt hat. Als Junge fuhr Baschar mit der Fingerspitze über die bunten Bilder, sog die Buchstaben auf, las Tripolis und Rabat am Meer, Namen wie aus tausendundeiner Nacht. Er mochte Málagas Wappen aus Wellen und Burg, aber auch den einsamen Eisenpickel des Tour Eiffel, die Eule namens Athena vor den aufstrebenden Säulen im Hintergrund, und wo Großvater außerdem war. Er dachte, wenn Fingerspitzen sich im Himmel berührten, hieße das Vatikan.
Später hat er Stadt für Stadt laut gelesen, hat sie auf Vaters Mittelmeer-Karte mit Fingerstrichen verbunden und sich das Land passend zum Klang der Namen vorgestellt. Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie bestand aus Tönen, die sich an manchen Stellen zu Melodien vereinigten. Sah er Berge, hörte er ein weißes Pinselstrich-Zermatt über die Schneestille wehen. Sah er ein Karussell, hörte er Vienna wie ein Liebeslied aus dem Riesenrad schallen.
Als später vorbei war, übertönten Bomben die innere Musik, der Regent seiner Heimat führte Krieg gegen das eigene Volk.

Der Seelenverkäufer, mit dem er übersetzte, hatte weder mit den Gondeln aus Venezia, noch mit den stählernen Ozeandampfern der Hamburg-Amerika Linie etwas gemein. Seit der Überfahrt hörte er die Karte nicht mehr. Deutschland war keine Melodie, es war geschäftig und laut. Und Europa war ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde.
Jetzt sitzt Baschar vor dem Bretterschuppen und wartet. Durch Gischt, Sonne und Regen sind die Farben der Aufkleber verblichen, die Kanten lösen sich ab. Das genarbte Leder der Kofferhülle ist an den Ecken mit Zwirn vernäht. Der Koffer ist der seidene Faden, der sein Leben in der Senkrechten hält. Mit den Jahren wurde er leichter, der Griff kleiner. Hier in der Fremde ist er alles, was ihm bleibt.

»Machst du dir das nicht zu leicht, Morschi?« Abel hat wieder diesen säuselnden Ton. Das Feuer spiegelt sich in seiner Nickelbrille. »Weißt du, es ist doch viel einfacher, jemanden abzulehnen als Gutes an ihm zu finden.«
»Stimmt, scheiße finden ist einfacher.« Karla lacht weinselig und hebt einmal kurz die Beine. Der Klotz, auf dem sie sitzt, wackelt.
»Ich mein ja nur«, sagt Morschi. »Der stellt sich dahin mit seinem Koffer und dem Zettel in der Hand …« Morschi stochert im Feuer, die Glut knistert.
»… und dann nimmt die Tina den auch noch auf.« Sein Blick wandert über den Platz hinüber zu Tinas altem Bremach-LKW mit Aufbau. Die Gardinen dämpfen das Licht der Fenster, sie leuchten weich in die Nacht wie Positionslichter.
»Da, wo er herkommt, ist Gastfreundschaft heilig.« Abels Miene verbirgt sich hinter dem Vollbart. Einen Moment lauscht er dem Knacken des brennenden Holzes.
»Was würdest du machen, Morschi, … an seiner Stelle?«
»Abel, spar dir das Pädagogen-Gequatsche, ich kann es nicht mehr hören.«
Er will noch mehr sagen und lässt es doch, wieder flackert sein Blick zum Bremach, der neben seinem hölzernen Tiny House steht, gespaltene Lärche an Wand und Dach, traditionell, wie er es in Kärnten gelernt hat, als seine Welt noch in Ordnung war.
»Ich würde zum Amt gehen und mir helfen lassen.«
»Ach so, und du meinst nicht, dass er da schon war?«, Abel lässt nicht locker, »vielleicht läuft er gerade davor weg?«
»Den Grund wüsste ich gerne, weshalb er vor dem Amt wegläuft«, sagt Morschi.
»Hat er dir eigentlich was getan?« Karla läuft eine feine Spur Rotwein aus dem Mundwinkel. Sie wischt mit dem Wollärmel über das Kinn.
»Nee, natürlich nicht, aber darum gehtʹs auch nicht.«

Referendar. Das Wort klang wie eine Drohung. Als Abel das erste Mal vorne stand, überfiel ihn die Hitze. Er entschuldigte sich höflich, ging auf die Toilette, riss sich den Pullover vom Leib und hielt den Kopf unter kaltes Wasser. Nach einer halben Minute bekam er wieder Luft. Er trocknete die Haare mit der Leinenrolle aus dem Spender, ging vor die Tür und lief los. Er lief weg von der Klasse, weg von dem Betonklotz, in dessen Innern sein zukünftiges Leben stattfinden sollte. Erst vor der Wohnungstür fiel ihm auf, dass der Schlüssel in seiner Tasche steckte, die verwaist am Lehrerpult lehnte.
Er holte sich den Notschlüssel vom Nachbarn, klappte das Laptop auf und buchte einen Flug nach British Columbia. Sieben Tage später kaufte er in Whitehorse ein Kanu und ließ es in den Yukon gleiten. Bis Hootalinqua waren die Blasen an den Händen verheilt. Allmählich löste sich der Krampf in den Eingeweiden.
Länger brauchte er, um sich an die schmerzenden Arme und die immergleichen Bewegungen zu gewöhnen. Zugleich spürte er, wie jeder Paddelstich ihm half, die Balance wiederzuerlangen.
In Dawson City hörte er nicht auf. Er ließ die bunten, lauten Kanuten in den Camps hinter sich und paddelte weiter gen Norden. Er blieb allein. Polarlichter, Wracks mit Schaufelrädern, Geisterstädte – all das hatte er gesehen, nichts davon berührte ihn. Er wusste nicht, was er noch suchte, die Einsamkeit tat ihm gut.
Nach weiteren zweieinhalb Wochen bekam er eine Ahnung. Das Paddel ins Wasser zu stechen war gleichbedeutend mit Atmen. Seine innere Unruh richtete sich neu aus und gab die Schlagzahl vor. Unaufhörlich trieb sie ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie der Takt eines Metronoms. Abel paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Er konnte nicht aufhören, der Rhythmus war zu seinem Herzschlag geworden. Als der erste Schnee fiel, lachte er und paddelte weiter. Dass sie ihn in der Einöde fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall.

Zurück in Deutschland mietete er einen Schuppen an der Müritz und baute sein erstes Leistenkanu. Er fuhr die bauchige Form mit den Fingerspitzen ab, wusste, wie es fahren würde, erfühlte, wo er schleifen musste, um es zu trimmen. Von den Kanus, die er in den folgenden zwei Jahrzehnten baute, kam keines zu ihm zurück. Im Netz überschlugen sich Abnehmer mit Lobeshymnen. Abel las nichts davon. Zuletzt hatte ʹAbels Canadierʹ Lieferzeiten von mehreren Jahren – bis es genug war.
Abel Scharchmann kaufte den kleinen Campingplatz am See und baute ihn zum Tiny-House-Park um. Sein letztes Kanu lag vertäut am Steg. Ab und an stieg er noch hinein, doch der Eifer hatte ihn verlassen. Hier in ʹBig Little Homesʹ war er angekommen .

»Worum gehtʹs denn dann?« Abel muss nicht laut werden. Die Worte, die er spricht, sind deutlich.
»Das müsstest du doch am besten wissen«, Morschi deutet mit dem Kinn zu Abel, »du hast beschlossen, keinen mehr auf den Platz zu lassen.«
»Keinen mit Gefährt oder Hänger, das stimmt«, sagt Abel, »… aber der Baschar, der hat nur seinen Koffer.«
»Kommst du jetzt mit sonner ʹBoot-is-voll-Scheißeʹ?« Karla schwenkt den Rotwein, als würde sie fechten.
»Ihr beide wollt das nicht verstehen.« Morschi steckt den Stock tief in die Glut, knetet die Hände. »Ich denk halt auch an Tina.«
»Ah, da liegt der Hase im Pfeffer!«, sagt Karla.
Abel versucht den väterlichen Ton: »Du, die Tina ist alt genug, die weiß, was sie tut. Die war mit dem Bremach bis Mauretanien. Alleine.«
»Weiß ich doch, aber trotzdem: Bei denen zuhause müssen die Frauen Burka tragen, nur ein kleiner Seeschlitz bleibt frei.«
Abel schüttelt den Kopf, atmet laut. Karla ist schneller.
»Aha, bei denen, alles klar. Und du? Du würdest die Frau an den Herd stellen und nebenbei ne Hand voll kleine Morschis werfen lassen. Auch nicht besser.«
»Das sagt die Richtige. Bei dir haben ja alle bisher die Flucht ergriffen.«
Morschi nimmt das Beil und fängt an, von einem Scheit kleine fingerdicke Stücke zu schlagen.
Es dauert ein paar Hiebe, bevor Karla antwortet.
»Das ist nicht fair, Morschbacher, das weißt du auch. Du weißt genau, was bei mir gelaufen ist.« Die Stimme klingt belegt. »Und nur, weil du bei der Tina nicht landen kannst, musst du nicht blind um dich schlagen.«
Morschi springt auf, drischt das Beil in den Hauklotz.
»Der bleibt hier nicht. Dafür sorge ich.«
Er stapft durch das Gras und verschwindet in der Dunkelheit. Nur Momente später knallt die Tür. Außen fällt eine Schindel von der Wand.

Karla war als letzte dazugestoßen. Nach dem Notverkauf des gemeinsamen Hauses hatte sie irgendwo ein klapperiges Wohnmobil aufgetrieben, mit dem sie im Dunkeln aufgetaucht war, weil es keinen TÜV mehr hatte. Ein Haufen Glasfaser und rostiges Blech, der ohne Tape auseinandergefallen wäre. Bis Ende November musste sie es darin aushalten.
Den Stellplatz für das bestellte Tiny House hatte sie direkt in Beschlag genommen, oben am Hang mit Blick über die Dächer zum See. Mit Maßband und Daumen hatte sie die Ausrichtung gepeilt und das Fahrzeug so abgestellt, dass die Tür dort war, wo später der Eingang sein würde. ΄Fürs Feeling΄, wie sie meinte.

Karla steht in der Tür, sie ist in eine Decke gewickelt, der Kaffee in der Hand dampft. Sie schaut über Tinas Bremach zum Bootssteg. Auf dem See hängt früher Nebelflaum. Weißgrau wie seine Haare, als sie ihn verließ. Ein Ziehen in der Leiste, sie atmete es weg. Sie versucht, nicht an ihn zu denken, es geschieht dennoch, einfach so, überfällt ihre Arme mit Nadelstichen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Seinen Namen versucht sie nicht zu hören, doch er ist in ihrem Ohr. Sie spürt seine Hände, wie sie streicheln, wie sie zu Fäusten wurden. Sie weiß, wenn sie kratzt, wird es schlimmer. Dennoch, manchmal hilft nichts anderes.
Rauch steigt aus Abels Schornstein. Schnarchel sagen die anderen nur, wenn er nicht in der Nähe ist. Die beiden Mischlinge liegen am Fuß der kleinen Stiege. Die Köpfe ruhen auf den Vorderläufen, ab und an zuckt ein Ohr.
Asche vom Vorabend weht über Gras, einzelne Flocken kleben an leeren Rotweinflaschen. Im Steinring glimmen unter weißgrauen Ascheflocken Glutnester.

»Dieser verdammte Kaffer!« Morschi kommt in Gummistiefeln und Bademantel aus dem Sanitärhäuschen geschossen. Er hält unterhalb von Karlas Wohnmobil inne.
»Der hat heute Nacht das Fenster aufgemacht und das Licht angelassen. Auf dem Klo sind alle Falter und Mücken vom ganzen See versammelt. Der Spiegel ist schwarz. Absolut ekelhaft.«
Karla geht den Weg hinunter. Als sie bei ihm ist, liegt ihre Stirn in Falten.
»Woher weißt du, dass er das war?«, sagt Karla.
»Gibtʹs sonst noch jemand, der das nicht weiß?«, sagt Morschi.
»Ja, du letzten Sommer«, kommt es von hinten. Abel steht in der Tür seines Fichte Leichtbau-Tiny. Vom Aludach tropft der Tau. »Wenn ich mich recht entsinne, wusstest du das auch nicht.«
»Das ist doch was anderes.«
»Wieso ist das was anderes?«
»Weil ihr mir das nicht gesagt hattet.«
»Aha, also waren wir eigentlich schuld«, Abel nickt und schiebt die Unterlippe vor, »interessant − so hab ich das noch nie gesehen.«
»… und jetzt die Tina, weil sie dem Baschar auch direkt gesagt hat, wie enorm wichtig das ist«, sagt Karla.
»Wie kann man nur so blöde sein!«, zischt Morschi und geht hoch zu seiner Hütte. Diesmal fällt keine Schindel, als er die Tür schlägt.
»Habe ich was falsch gemacht?« Baschar wirkt vor dem sandfarbenen Bremach wie ein Zwerg.
»Nee du, alles okay, der Morschi ist nur gerade mies drauf, das legt sich wieder.« Karla hustet, zieht die Decke enger.
»Kann ich Frühstück machen?«
»Gerne, kannst mir helfen. Ich zieh mir nur eben was an.«

Monatelang bauten sie den alten Bremach auf, setzten eine Wohnkoje auf die Pritsche, schweißten Bodenbleche und versteckten Reservetanks unter den Bänken. Bei schönem Wetter schraubten sie Solarpaneele aufs Dach, montierten weitere Scheinwerfer und lackierten die Kiste sandfarben.
Tina schoss von allem Fotos. Zusammen wollten sie die Weltreise bloggen und dadurch finanzieren. Crowdfunding, wiederholte er ständig. Crowdfunding, als wäre es eine Zauberformel, die durch häufige Verwendung an Wirksamkeit gewinnt. Nach sechs Wochen hielt er die Enge der Behausung und die Nähe zu Tina nicht mehr aus und floh. Sie wartete eine Weile, er kam nicht zurück.
Tina fuhr alleine weiter, schwebte mit achtzig durch die flirrende Hitze Andalusiens, lenkte den Bremach auf eine Wolke und ließ sich Richtung Süden treiben, über die Straße von Gibraltar, durch rote Königsstädte mit bunten Souks und vorbei an den kargen Hügeldörfern des Atlas.
Butterweiche, einfache Tage, die sich auflösten in nichts, die auf der Zunge schmolzen und nach Fata Morgana schmeckten.
Tablet und Handy lud sie nicht mehr, das Radio ließ sie ausgeschaltet. Sie hielt den Blick gerichtet auf das, was hinter der Landschaft vor der Scheibe lag, als würde der Sand nur eifersüchtig vor ihr verstecken, was er zuvor begraben hatte.

Kurz vor Agadir wurde sie wach, als die Autobahn endete und sich leckende Sandzungen über die Straße legten. Tina füllte sämtliche Kanister und fuhr weiter, bis der Asphalt endete und nur zwei Fahrspuren im Sand blieben.
Der Sand stillte das Blut, trocknete die Schwären in ihrem Innern und half der Haut, durch sein feines Schmirgeln die Taubheit zu verlieren. Sie ritt auf Dünenkämmen, driftete durch die Wüste wie auf Treibsand und hoffte, irgendwann anzukommen, wenn sie nur weit genug führe.
Timbuktu war Richtung, nicht Ziel und tief unten ahnte sie, sie würde es nie erreichen. Ihn und alles Gemeinsame ließ sie in der Staubwolke hinter sich.

»Das Rührei ist köstlich, Baschar.« Tina hat die Haare in einen Handtuch-Turban gedreht. Die Ringe an ihren Fingern klimpern, als sie in den Korb mit den Aufback-Brötchen greift.
Abel braucht nur einen Kaffee und raucht an der offenen Türe.
»Weiß jemand, wo der Morschi bleibt?« Karla werkelt an der Kaffeemaschine.
»Hab gesehen, wie der mit der Karre weg ist«, sagt Abel. »Einkaufen will der bestimmt nicht, … ist ja auch nicht dran.«
»Na, vielleicht ist der nur mal kurz lüften, oder Kippen holen«, sagt Karla.
»Der kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst.« Tina ist sauer. »So wie der drauf ist, meldet er den Baschar beim Amt.«
»Nee du, das macht der nicht.« Karla schüttelt den Kopf. Ihre Stimme klingt ungewöhnlich hoch.
»Bitte, nicht das Amt«, sagt Baschar, schüttelt den Kopf. »Ich gehe nicht zurück.«
Tina schaut ihn an. Unter ihren Augen dunkle Ringe. In ihrem Blick liegt Melancholie und ganz hinten etwas wie Wüstenflimmern.
»Baschar, wir müssen eine Lösung für dich finden.«
»… für uns alle finden«, sagt Karla.
»Und woran hast du da gedacht, Tina?«, Abel schnippt den Stummel in den Rasen.
»Ich dachte …«, Tina zögert, »ich dachte, vielleicht kann der Baschar erst mal hier schlafen, im Schuppen?«
»Im Schuppen? Du weißt selbst, wie schweinekalt es hier morgens ist, bevor wir den Ofen anmachen«, sagt Karla.
»Als Notlösung für ein paar Tage … okay. Aber wenn sich einer beschwert, kann es auch sein, dass der Platz Schwierigkeiten bekommt«, sagt Abel.
Draußen schlagen die Hunde an, ein Motor brummt und kommt zum Stillstand, die Handbremse knarzt.

Zu Beginn räumte Morschi mit den anderen die marode Almhütte leer, fegte zwischen huschenden Mäusen Spinnweben aus den Zimmerecken, schleppte Bodendielen und Schutt durch die Eingangstür. Dann trugen sie Lehmwände und Außenhaut ab, bis das nackte Balkengerüst vor ihnen lag. Er sah die Würfel, die der Pilz gefressen hatte und die Stellen, wo Bock und Wurm sich ins Fleisch gebohrt und stehendes Wasser die Fasern zersetzt hatte.
Nach einer Weile bekam er ein Gefühl für die Arbeit. Er tauschte Verfaultes gegen Frisches, schäftete Balkenenden an, setzte neues Holz ein und heilte das Gerippe Stück für Stück.
Mit dem kleinen Latthammer klopfte er das Skelett ab und erst, wenn das Holz nicht mehr dumpf antwortete, sondern kräftig unter seiner Hand federte und sang, gab er es frei.
Wochenlang nagelte er Lärcheschindeln aufs Dach und setzte Querlatten vor die Stützbalken. Wenn die letzte Lücke geschlossen war, und das Haus fortan das neue, straffe Kleid herzeigte, zog er weiter zum nächsten Haus, das mit seinem Können geheilt werden wollte.

Morschi liebte den Geruch des frischen Nadelholzes, wenn es im Sonnenlicht seinen Harzduft entfaltete. Es erinnerte ihn an Waldspaziergänge, Hand in Hand mit Vater, der ihm erklärte, wie er an Blatt und Stamm den Baum erkennt. Vater, der ihm sagte, auf welchem Boden welches Gewächs gedeiht und der selbst so früh ging, weil etwas im Boden an seinen Wurzeln nagte. Vater, der sich in Zell am See nicht mehr wohlfühlte, seit Frauen vermummt Motorboot fuhren und Restaurants Speisenkarten in arabischer Schrift auslegten. Und der nach der Sache mit Mutter nichts mehr wollte, noch nicht mal sein.
Ganz tief in seinem Innersten glaubte Morschi, wenn er das Holz mit Kenntnis und Liebe bearbeitete, wenn er alles richtig machte, würde es eine Brücke schlagen. Eine Brücke über die Klamm in seiner Seele, die dort war, seit Mutter mit einem ging, der die neuen Speisekarten las, und Vater ihn zum Halbwaisen machte.
Er stellte sich vor, wie seines Vaters Hand über das geriffelte Holz strich, wie er schnupperte und prüfte, leicht mit dem Kopf nickte, über seine Bartstoppeln kratzte und endlich lächelte.

»Baschar schläft bei mir, nicht mit mir.« Tina ist bedient. Sie kann nicht fassen, wie Morschi sich aufführt.
»Na immerhin schläft er mit dir in einem Bett – oder hast du ein Gästezimmer?«
»Selbst wenn, was geht dich das an?«
»Ich will hier keine Probleme. Der soll dahin zurück, wo er herkommt.«
»Er ist also ein Problem, ja? Wie wärʹs denn, wenn du dich verziehst?«, sagt Tina. Ihre Kiefernmuskeln treten hervor. »Ich kann dich eh nicht mehr ertragen.«
Morschis Hand trifft Tina nicht im Gesicht, sondern wischt an der Schläfe vorbei. Er hebt nochmal die Hand, dann blinzelt er und fällt in sich zusammen. Tina reißt den Mund auf, fährt mit der Hand an die Stirn, sie bringt keinen Ton heraus.
»Nicht schlagen ...« Baschar drängt sich zwischen Tina und Morschi, hebt die Arme. »Ich gehe ..., ich gehe schon.«
»Du bleibst. Wir reden mit Morschi.« Abel steht in der Tür, schaut Morschi an und deutet mit der Hand nach innen. »Jetzt.«
»Leute, Leute.« Karla schüttelt den Kopf, dann geht sie hinein. Die anderen folgen. Abel als Letzter schließt die Tür.
»Ich hab das alles schon erlebt, ich weiß, wie das endet«, sagt Morschi.
»So, du hast schon alles erlebt«, sagt Tina, »und du meinst, du musst uns arme, germanische Frauen beschützen? Und wenn wir nicht gehorchen, schlägst du uns?«
»ʹTschuldige, ich wollte das nicht.« sagt Morschi. Er faltet seine Hände, drückt die Nägel in den Handrücken.
»Glaube ich dir aufʹs Wort«, sagt Tina.
»Meine Mutter ist mit so einem weggegangen«, sagt Morschi und schaut auf seine Hände.
»Na und? Durfte sie das nicht, sollte sie dich fragen oder was?«, sagt Karla.
»Du musst unterscheiden lernen«, sagt Abel, »das Leben ist selten einfach und viele Dinge sind auf den zweiten Blick doch ganz anders.«
»Und deshalb hast du keinen Kontakt mehr?«, sagt Tina. »Verstehe ich nicht, absolut nicht.«
Morschi springt auf und schreit: »Verdammt, mein Vater wollte danach nicht mehr, der ist vom Berg gesprungen.« Tränen laufen über seine Wangen. Sein Blick wandert zu Tina, die Hände reden mit. »Nichts kann je wieder gut werden«, sagt er und fährt leise fort: »Es schien nur so, für einen Moment.«

Als sie eine halbe Stunde später aus dem Schuppen treten, ist von Baschar keine Spur zu sehen. Etwas liegt im Feuer und qualmt. Abel zieht mit dem Schürhaken den rauchenden Koffer aus dem Feuer. Das Beil steckt im Deckel, zwischen Tripolis und Rom. Als er ihn aufklappt, sehen alle, dass der Koffer leer ist.
Die Hunde bellen übers Wasser. Tina schlägt die Hand vor den Mund und stöhnt. Den Grund sehen die anderen erst, als sie ihrem ausgestreckten Arm folgen und zwischen den Bäumen hindurchsehen. Abels Kanu dümpelt draußen auf dem Arm des Stausees. Es ist leer. Das Paddel treibt davor, neben einem dunklen Fleck, der ein Baumstamm sein kann und auch alles andere.

 
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Hallo linktofink, ganz grundsätzlich gefällt mir Deine Geschichte sehr gut. Das Szenario auf diesem Campingplatz ist gut gewählt, mal kein normales Haus, keine Wohnung, aber auch keine Hütte im Wald. Campingplätze sind hybride Sehnsuchtsorte – ein bisschen Wildnis, aber dann doch nicht ganz auf die Sicherheit der Gemeinschaft und den Komfort der Zivilisation verzichten müssen. Gefällt mir sehr, das als Örtlichkeit für die Geschichte zu wählen.

Dann die Aussteiger mit ihren individuellen Biografien, Motivationen und Anschauungen. Auch das passt wunderbar als Setting für eine spannende Geschichte.

Jetzt kommt der Fremde, und an ihm kristallisiert sich ein Konflikt. Dieser Punkt ist diskussionswürdig, finde ich. Literatur, die brandaktuelle Themen behandelt, begibt sich immer in Gefahr, als Wortmeldung zu laufenden gesellschaftlichen Diskursen verstanden zu werden. Und das ist häufig ein Problem.

Denn natürlich ist der Fremde Deiner Geschichte schutzbedürftig. Er ist ein ehrlicher Kerl, wir Leser sympathisieren mit ihm. Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsdebatte wäre alles andere reaktionär.

Doch da liegt der Punkt. Der aktuelle gesellschaftliche Kontext verbietet gewissermaßen, den Fremden als Bedrohung zu zeigen. Das ist die Crux mit Geschichten, die Themen der Tagespolitik behandeln.

Die Angst vor dem Fremden ist ein evolutionär bedingter Impuls, der durch kulturelle Bemühung überwunden werden muss. Hunderttausende von Jahren bedeutete das Aufeinandertreffen verschiedener Stämme in den meisten Fällen Kampf, Vergewaltigung, Raub, Sklaverei.

In den prähistorischen Jäger-, Sammler- und Kriegergemeinschaften starben prozentual mehr Menschen durch Gewalt als in den modernen Gesellschaften des Westens. Die Quoten lagen bei jährlich 50 bis 500 Toten pro 100.000 Menschen. In den modernen Gesellschaften des Westens liegt sie bei unter 1. (Siehe Steven Pinker, Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit)

Menschen in rechtsfreien Räumen, die gegen Hunger und Durst kämpfen, tendieren dazu, sich zusammenzurotten und Krieg gegen andere Menschengruppen zu führen, um Ressourcen zu rauben, um abzuschrecken und um Rache zu üben. Deshalb war über hundertausende von Jahren der Fremde automatisch der Feind.

Dieser Impuls ist so nachhaltig in unseren Köpfen verkabelt, dass ein paar Jahrhunderte moderner Kultur das nicht löschen können, auch wenn es heute viel sinnvoller wäre, in Begriffen von Kooperation und Solidarität über diese Dinge nachzudenken.

Es wäre erfrischend, all dies einmal gesinnungsfrei in einer Geschichte nachzuerleben, aber das scheint in diesen Jahren sehr schwierig zu sein. Um so problematischer ist, dass es in Deiner Geschichte überhaupt keine nachvollziehbare Motivation für Morschis Fremdenangst/ hass zu geben scheint. Es ist einfach ein Faktum, das nicht näher beleuchtet wird. Ich denke, da sollte unbedingt noch etwas passieren.

Ein letzter Punkt. Obwohl ich einige der poetischen Passagen sehr schätze, hat der Text etwas Disparates. Der Sound wirkt nicht wie aus einem Guss. Gerade der erste Abschnitt holpert mächtig, da stimmt der Rhythmus nicht. Da könntest Du noch nachbessern.

Ansonsten: Gut gemacht!

War schön, das zu lesen, linktofink.

Gruß Achillus

 

Offtopic: Hab ich da gestern iwo was von Geburtstag und reinfeiern gelesen? Wenn du gemeint bist, dann >Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag< lieber Friedel!
Peace, linktofink

"Offtopicer"!
Nee, verwitwte Schwägerin wurd 65. Ich bin Fisch und Dutschke, Einstein und vor allem Michelangelo (schon mal seine Gedichte gelesen?) schau'n vorbei.

Also keine Panik,

Friedchen

 

Hi linktofink!

Ich steig mal direkt ein:

Aus der Ferne hört er das leise Knurren von Hunden.
Knurren aus der Ferne? Wohl eher das Bellen ... nur ein Knurren von allen Hunden und dann auch noch aus der Entfernung, hmm

Er geht hinab zu der Feuerstelle in der Mitte des Camps. Ein halbverkohlter Ast ragt aus dem gemauerten Steinring. Asche weht über den Rand. Um die Feuerstelle stehen Hocker aus Baumstämmen.
Vorschlag

Baschar hört etwas. Einige Schritte entfernt steht ein Schuppen, der mit grob gesägten Brettern verkleidet ist.
Ich würde einfach sagen, einige Schritte entfernt steht ein Holzschuppen. Was sind denn grob gesägte Bretter? Entweder sind sie gesägt oder nicht oder ungeschliffen oder schief gesägt - meiner Erfahrung nach.

Als Junge hat Baschar die Bilder und Buchstaben aufgesaugt, las Tripoli und Rabat am Meer, Namen wie aus tausendundeiner Nacht. Er mochte Málagas Wappen aus Wellen und Burg, aber auch den einsamen Eisenpickel des Tour Eiffel, die Eule namens Athena vor den aufstrebenden Säulen im Hintergrund, und wo Großvater außerdem war. Er dachte, wenn Fingerspitzen sich im Himmel berührten, hieße das Vatikan.
Achso!, Baschar hat sich Sticker auf dem Koffer angesehen. Boah, ich muss sagen, das hab ich erst jetzt beim dritten Lesen festgestellt. Ich finde das sehr umständlich ausgedrückt, was passiert. Wieso sagst du nicht: Als Junge hat Baschar die Aufkleber auf Opas Koffer aufgesagt - las Namen wie Tripoli und ...
Irgendwie so. Ansonsten finde ich es wirklich sehr verkompliziert. Auch dieses Sprechen der Namen, das daraus resultiert, hab ich deswegen nicht verstanden zuerst.

Der Seelenverkäufer, mit dem er übersetzte,
Das könnte missverständlich sein, gerade am Anfang des neuen Absatzes.
Zweitens: "Seelenverkäufer" - wieso? Also klar, Menschenschmuggler sind gemeint. Aber wieso "Seelenverkäufer"? Also, sie verkaufen ja keine Seelen, das Wort passt mir nicht ganz als Bezeichnung für Schieber.
Und: Es ist das einzige Mal im Text, wo der Erzähler klare Position einnimmt und jemanden beleidigt. Wieso muss das sein? ich spüre da den Autor durchkommen, der eine Meinung zu Schiebern hat. Aber wieso muss sich hier der Erzähler positionieren? Ich würde es ganz neutral halten, wieso nicht

Deutschland war nicht bunt, es war grau. Und Europa war ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde.
Hm, ja. Schwierig.

Später hat er Stadt für Stadt laut gelesen, hat sie auf Vaters Mittelmeer-Karte mit Fingerstrichen verbunden und sich das Land passend zum Klang der Namen vorgestellt. Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie war lautmalerisch. Sah er Berge, hörte er ein schwarzes Pinselstrich-Zermatt über die Schneestille wehen. Sah er ein Karussell, hörte er Vienna wie ein Liebeslied aus dem Riesenrad schallen.
Ich muss etwas zur Figur Baschar sagen. Ich finde Baschar sehr klischeehaft gezeichnet. Und auch sehr "deutsch" - das klingt paradox, aber es kommt mir vor wie ein Flüchtling, den ein Deutscher zeichnet. Nimm es mir nicht übel, aber auch so, wie es sich ein Deutscher vorstellt, der noch keinen großen Kontakt mit Flüchtlingen oder arabischen Migranten der letzten Jahre gemacht hat. Also, mir ist das viel zu eindimensional. Er kommt hier her - und natürlich ist alles grau und herzlos. So stellt sich das ein Deutscher vor, weil er selbst das Land hier vielleicht grau findet usw. Die Flüchtlinge, mit denen ich mich unterhalten habe, finden es hier zum Teil extrem gut (gut, kommt natürlich immer auf die Situation an, aber man möchte in Literatur ja auch Klischees brechen) und finden es total interessant, was es alles an Möglichkeiten und Angeboten gibt. Da gibt es eine Millionen Schlag Menschen, wie eben überall. Gibt natürlich auch die, die auf Alkohol nicht klar kommen oder die schon davor super abgefucked waren usw. Aber so wie ich Baschar hier gezeigt bekomme, ist das für mich ein absolutes Klischee, wie viele es sich hier vorstellen mögen. Der nette liebe Junge, der von Alpen träumt und dann nach Europa kommt und hier ist alles grau und unfreundlich. Nee, das ist mir zu flach. Ich meine es nicht persönlich, ich hoffe, du kriegst die Kritik nicht auf den falschen Fuß. Aber danach, Abel, der ist doch super gezeichnet, wie ein echter Mensch, wie er die Boote baut usw. Solche Figuren möchte ich sehen, eigene Menschen. Trau dich ruhig auch, bei Flüchtlingen "Negatives" zu zeigen - ja, ein Tabu, Rechten keinen Wind geben - aber das sind nun mal auch einfach Leute, wo viel Negatives stattfindet, wie in jedem Menschen. Sei mutig. Zeig mir einen echten Menschen Baschar.

Bei schönem Wetter schraubten sie Solarpaneele aufs Dach, montierten vorne weitere Scheinwerfer und lackierten die Kiste sandfarben.
Wieso nur bei schönem Wetter?

Zusammen wollten sie die Weltreise bloggen und dadurch finanzieren. Crowdfunding, widerholte er ständig.
Hä, Moment mal. Entweder wollen sie über die Weltreise bloggen und sie dadurch finanzieren. Oder sie machen Crowdfunding. Aber die Teile haben sie ja schon gekauft und verbaut, also Crowdfunding macht man ja eigentlich vor einem Projekt, sie haben schon gestartet. Wirkt gerade etwas paradox auf mich. Er könnte es mit Youtube und Werbeeinnahmen dadurch probieren, machen gerade viele in die Richtung.
und: wiederholte

Nach sechs Wochen hielt er die Enge der Behausung und die Nähe zu Tina nicht mehr aus und floh.
Mir ist diese Stelle zu uneindeutig. Wenn ich das als Leser lese ist mir nicht klar, was damit jetzt gemeint ist, dass er floh. Wie sah das aus? Wohin? Bricht er die Reise deswegen ab oder verschwindet er für eine Nacht und kommt am nächsten Tag besoffen zurück? So meine ich das. Das ist für mich ein wenig eine sprachliche Schwäche, dass sie an der Stelle unpräzise ist. Ich fände es schön, wenn das ein wenig mehr "auserzählt" wäre; "packte seine Tasche und setzte sich in das nächste Tramperauto, das an der Tankstelle hielt" oder irgendwie so etwas, dass ich an der Stelle schon weiß als Leser, was passiert ist. Ich kann mir vorstellen, dass du an der Stelle, an der du "floh" geschrieben hast, eine ganz spezifische Szene vor Augen hattest und auch noch hast, aber ich als Leser hab da nichts vor Augen, weil "fliehen" ein sehr allgemeiner Begriff ist, der viele Szenarien bedeuten kann

Ihn und alles Gemeinsame ließ sie in der Staubwolke hinter sich.
in den Staubwolken? Es ist ja mehr als eine :)

»Der kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst.« Tina ist sauer.
Tina ist sauer. braucht es für mich nicht, das ist ja mehr als klar :)

Ok, gelesen. Ich hab es nicht ungern gelesen und ich sehe Potential in der Geschichte. Abel hast du toll gezeichnet, auch das Mädchen, das mit dem Bus fährt, fand ich gut. Aber Abel ist wirklich richtig gut gezeichnet, als Feedback für dich. So wünsche ich mir alle Figuren deiner Geschichte - originell, organisch, menschlich. Ich weiß, das ist ein hoher Anspruch. Aber würdest du Baschar auch so zeichnen, wäre das eine starke Geschichte. So bleibt er für mich leider sehr eindimensional. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte ist er nur der arme, bescheidene Fremde, der sagt "Baschar geht schon". Nee. Das ist doch Stereotyp.
Zweiter Kritikpunkt: Wieso ist Baschar eigentlich obdachlos? Er hat doch einen Fluchtgrund, ich schätze, er ist Syrer. Wieso wurde er rausgeschmissen, wenn er so nett ist und kein Alki oder ähnliches? Ah, mir gefällt die Figur als Figur nicht. Sie ist auch so arm, arm, arm, dass ich förmlich vom Text gezwungen werde ihn zu bemitleiden. Ich hab da gar keine Wahl. Und wenn ich so dazu gezwungen werde, ich weiß nicht, dann will ich es nicht. Das ist mir zu viel.
Was ich wirklich mag, sind die Switches zwischen den Figuren. Ich mag das auch in Romanen oder Episodenromanen, das gibt einen guten Drive und das machst du hier auch gut.
Drittens: Was findet Tina eigentlich an Baschar? Was ist das Besondere an ihm, weswegen will sie ihm helfen? Das unterschlägt der Text vollkommen, aber das wäre sehr wichtig, um einerseits die Dynamik der Gruppe noch mehr zu erfühlen und zweitens, um Tina als Figur plastisch vor Augen zu haben. Ich spüre das beim Lesen irgendwie nicht, und ich merke, wie ich das gerne wissen würde als Leser.
Sprachlich würde ich mir wünschen, dass du oft noch präziser formulierst, dass du dir bei Verben/Adjektiven genau überlegst: Welche Szene hab ich da eigentlich vor Augen, wenn ich schreibe: "Er floh." Wie sieht eine abschüssige Zufahrt eigentlich vor meinem inneren Auge aus? Könnte ich das nicht auch beschreiben? Im Grunde ist das Show don't tell im Kleinen: Beschreibend ist: "Er floh", geshowed ist: "Er nahm seine Tasche und lief die Straße zum Rastplatz entlang. Sie hat ihn seitdem nie wieder gesehen."
Aber ich tue mir auch schwer, sowas zu schreiben, weil ich dich in deinem Stil und deinen Vorstellungen, wie du schreiben möchtest, nicht bevormunden will.
Aber vielleicht kannst du etwas mit anfangen.

Viele Grüße,
zigga

 
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Hallo lieber @linktofink,

um den Kommentar zu Deinem Text schleiche ich schon eine ganze Weile herum, weil ich letztlich nicht so genau weiß, was ich sagen soll.

Ich möchte Dir nicht in Deinen Stil reinreden, aber, wie auch schon andere gesagt haben, manchmal ist Deine Sprache einfach etwas unsauber. Wenn ich die Autorenbrille abnehme, kann ich das aber bis zu einem gewissen Grad ausblenden.

Naja, und dann gibt es natürlich Längen bei einem solchen Text. Aber irgendwie passt das auch zu Deinem Stil und der Geschichte, weswegen das gar nicht so ein großer Punkt ist und letztlich, glaube ich, weißt Du das selbst, und ich beiße mich da auch durch, ohne hinterher zu denken: warum tue ich mir das an? Also, alles noch im grünenorangenen Bereich.

Was mir aber tatsächlich fehlt, und da wiederhole ich ein wenig die anderen Kommentatoren, sind mir Einsichten in Deinen Protagonisten (Baschar) und seinen Antagonisten (Morschi). Ich empfinde den Konflikt zwischen den beiden eigentlich als das zentrale Ereignis Deiner Geschichte, aber ich kann das nicht richtig greifen, weil ich zu wenig über die beiden Personen erfahre, was die antreibt, woher diese Ängste kommen, etc.

Wenn es mein Text wäre, dann würde ich ihn mehr auf diesen Konflikt und die beiden Personen fokussieren. Und ich würde mir wahrscheinlich eine Prämisse suchen, anhand derer ich den Text durchgehen würde. Ich weiß, dass das viele nicht wollen, aber ich lese immer wieder Texte so wie auch hier, die so zerfasern und Details enthalten, die nichts beitragen, und mein Eindruck ist, dass man solche Probleme mit einer Prämisse in den Griff bekommen kann.

Tja, sehr viel mehr ist es auch nicht. Trotzdem war Dein Text ein schönes Leseerlebnis.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @linktofink

nach dem Disput kürzlich bin ich mit aller Vorsicht an deine Geschichte gezoomt und will versuchen, die Stärken und Schwächen sachlich darzulegen.

Stark finde ich beispielsweise, dass der Text relativ komplex wirkt. Einerseits Selbstverwirklichungsideen schildert, andererseits unterschwellige Vorurteil sichtbar macht. Auch die sprachliche Gestaltung passt zu dem Thema, liefert Stimmung und Bilder.

Kritisch sehe ich andere Punkte: der Text klingt langatmig, die Handlung zerfleddert, weil kein einheitliches Zeitgefüge beibehalten wird, die Erinnerungen teilweise zusammenhanglos eingebaut sind. Besser hätte ich eine einzelne Szene gefunden, worin alle Ebenen, alle Erzählperpektiven zusammenkommen. Ist aber nur ein Gedanke. So wie ich den Text jetzt lese, gibt es mMn zu viel Leerraum, zu wenig Konzentration.

Richtig schlimm finde ich allerdings wie Baschar geschildert wird: als Stammler ohne eigenes Profil. Das hat er, das hat die Geschichte nicht verdient und daran ließe sich eine ganze Menge ändern, wenn er was zusammenhängendes sagen, denken dürfte, das nicht nach Pidgin klingt.

Er geht hinab zu der Feuerstelle in der Mitte des Camps. Ein halbverkohlter Ast ragt aus dem gemauerten Steinring. Asche weht über den Rand. Um die Feuerstelle stehen Hocker aus Baumstämmen. In einem steckt ein Beil. Holzscheite liegen im Gras daneben.
an sich hübsch, wie du das Bild aufbaust. Durch die kurzen Sätze aber wenig geschmeidig.

Reif liegt auf dem Teerdach, das Kaminrohr raucht, die Fenster sind beschlagen. Ein Keil steckt unter der Tür. Aus dem Spalt dringt Gelächter.
hier dasselbe. Warum verbindest du die Kurzsätze nicht? (natürlich ein wenig Geschmackssache)

»Lokemper?«, der Mann schüttelte den Lockenkopf. »Kenn ich nich.« Bevor er wieder hineingeht, zieht er mit einem Ruck die Tür vom Keil.
schüttelt

Deutschland war nicht bunt, es war grau. Und Europa war ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde.
mm, ziemlicher Gemeinplatz

Das Feuer spiegelt sich in seiner Nickelbrille.
müsste auf der Nickelbrille heißen und das Possesivpronomen könnte du auch streichen

»Der stellt sich dahin mit seinem Koffer und dem Zettel in der Hand … tse.«
tse?

Zugleich spürte er, wie jeder Paddelstich ihm half, die Balance wiederzuerlangen.
wirklich ein kräftiges, wahrhaftiges Bild

Seine innere Kurbelwelle richtete sich aus und nahm den neuen Rhythmus auf. Unaufhörlich trieb er ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie ein Metronom. Er paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Als der erste Schnee fiel, lachte er. Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall.
und mit dem letzten Satz konterkarierst du den Eindruck ein wenig, warum stirbt er beinahe, wenn er doch die Balance wiedergefunden hat?

Er fuhr die bauchige Form mit den Fingerspitzen ab, wusste, wie es fahren würde, erfühlte, wo er schleifen musste, um es zu trimmen. Von den Kanus, die er in den folgenden zwei Jahrzehnten baute, kam keines zu ihm zurück.
mm, das glaube ich nicht. Oder reicht es etwa Kunst zu verstehen, zu erspüren, um Künstler zu werden?

»Weiß ich doch, aber trotzdem: Bei denen zuhause wird den Frauen ein Sack übergeworfen, nur ein kleiner Sehschlitz bleibt frei.«
mm, na ja, Klischee halt

Abel schüttelt den Kopf, atmet laut. Karla ist schneller.
»Aha, bei denen, alles klar. Und du? Du würdest die Frau an den Herd stellen und nebenbei ne Hand voll kleine Morschis werfen lassen. Auch nicht besser.«
»Das sagt die Richtige. Bei dir haben ja alle bisher die Flucht ergriffen.«
an so einen Dialog glaube ich nicht, da will der Autor was unterbringen

»Habe falsch gemacht?« Baschar wirkt vor dem sandfarbenen Bremach wie ein Zwerg.
O je, der arme Kelly, warum kriegt der nicht mehr Sprechzeit und bessere Sätze

Tablet und Handy lud sie nicht mehr, das Radio ließ sie ausgeschaltet. Sie hielt den Blick gerichtet auf das, was hinter der Landschaft vor der Scheibe lag, als würde der Sand nur eifersüchtig vor ihr verstecken, was er zuvor begraben hatte.
mm, auch der Einschub ist hübsch, ähnelt aber doch der Paddelgeschichte

»Der kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst.« Tina ist sauer. »So wie der drauf ist, meldet er den Baschar beim Amt.«
»Nee du, das macht der nicht«, Karla schüttelt den Kopf. Ihre Stimme klingt ungewöhnlich hoch.
»Bitte, nicht … Amt«, sagt Baschar. »… not go back.«
geht echt nicht, was Baschar da von sich geben soll

»Nicht schlagen ...« Baschar drängt sich zwischen Tina und Morschi, hebt die Arme. »Baschar geht, Baschar geht schon.«
wie auch hier...

viele Grüße
Isegrims

 
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Hallo @Achillus,

vielen Dank für deinen Komm. Ich hab ein paar Tage Zeit und Abstand gebraucht, um eine Position zu den Kommentaren zu finden.

Campingplätze sind hybride Sehnsuchtsorte – ein bisschen Wildnis, aber dann doch nicht ganz auf die Sicherheit der Gemeinschaft und den Komfort der Zivilisation verzichten müssen. Gefällt mir sehr, das als Örtlichkeit für die Geschichte zu wählen.
Ja, diese Tiny-House-Welle finde ich auch megaspannend, es gibt etliche Kollegen, die nur noch diese Hausanhänger bauen. Ist für mich auch bezeichnend, im Sinne von Abkehr vom Arbeiten für Auto, Haus und Überfluss. Zurück zum einfachen Leben. Dass sowas immer ganz spezielle Pflänzchen anzieht, liegt in der Natur der Sache und machte den Reiz beim Fabulieren aus. Das schreibst du treffend:
Dann die Aussteiger mit ihren individuellen Biografien, Motivationen und Anschauungen. Auch das passt wunderbar als Setting für eine spannende Geschichte.

Doch da liegt der Punkt. Der aktuelle gesellschaftliche Kontext verbietet gewissermaßen, den Fremden als Bedrohung zu zeigen. Das ist die Crux mit Geschichten, die Themen der Tagespolitik behandeln.
Dennoch wollte ich genau diese Konstellation mit dem Flüchtling, der in Deutschland nicht ankommt, weil es hier keinen Anleger für ihn gibt. Die Prämisse war die Frage: Sind wir nicht alle zu busy, zu gefangen in unseren eigenen Kämpfen, unseren Alltags-Filmen, um jemandem wie Baschar die Hand hinzuhalten?

Es wäre erfrischend, all dies einmal gesinnungsfrei in einer Geschichte nachzuerleben, aber das scheint in diesen Jahren sehr schwierig zu sein. Um so problematischer ist, dass es in Deiner Geschichte überhaupt keine nachvollziehbare Motivation für Morschis Fremdenangst/ hass zu geben scheint. Es ist einfach ein Faktum, das nicht näher beleuchtet wird. Ich denke, da sollte unbedingt noch etwas passieren.
Ja, diese Ablehnung hängt zu sehr im Nichts. Ich bin mir nur nicht sicher, wie viel Raum ich der Motivation geben, wie explizit ich das im Text sehen möchte. Ich habe jetzt den Morschi-Einschub mit einer Andeutung ausgestattet. Würde mich natürlich brennend interessieren, ob das die gewünschte Wirkung erzielt.

Ein letzter Punkt. Obwohl ich einige der poetischen Passagen sehr schätze, hat der Text etwas Disparates. Der Sound wirkt nicht wie aus einem Guss. Gerade der erste Abschnitt holpert mächtig, da stimmt der Rhythmus nicht. Da könntest Du noch nachbessern.
Ich weiß nicht, warum ich mich gerade mit dem Einstieg so schwer tue. Ich doktere weiter, mal sehen, wann es fließt.

Ansonsten: Gut gemacht!

War schön, das zu lesen, linktofink.

Vielen Dank, Achillus

Peace, linktofink

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Hallo @zigga,

danke für deinen kritischen Kommentar. Manches habe ich genommen, bei anderem liegen wir quer. Später dazu mehr.

Aus der Ferne hört er das leise Knurren von Hunden.
Knurren aus der Ferne? Wohl eher das Bellen ... nur ein Knurren von allen Hunden und dann auch noch aus der Entfernung, hmm
geändert, jetzt ist es in der Nähe.

Baschar hört etwas. Einige Schritte entfernt steht ein Schuppen, der mit grob gesägten Brettern verkleidet ist.
Ich würde einfach sagen, einige Schritte entfernt steht ein Holzschuppen. Was sind denn grob gesägte Bretter? Entweder sind sie gesägt oder nicht oder ungeschliffen oder schief gesägt - meiner Erfahrung nach.
Wenn der Stamm im Sägewerk mit der Gattersäge aufgetrennt wird, sind die Bretter feiner gesägt als wenn er mit einer Hilfskonstruktion wie z.B. Kettensäge auf Schiene gesägt wird. Tut aber nix zur Sache, was ich sagen wollte: Der Schuppen ist kein glattes Obi-Gartenhaus, sondern eine einfache, sägeraue Bretterbude.

Wieso sagst du nicht: Als Junge hat Baschar die Aufkleber auf Opas Koffer aufgesagt - las Namen wie Tripoli und ...
Irgendwie so. Ansonsten finde ich es wirklich sehr verkompliziert. Auch dieses Sprechen der Namen, das daraus resultiert, hab ich deswegen nicht verstanden zuerst.
Das habe ich insofern versucht zu verdeutlichen, indem ich jetzt die Fingerspitze drin habe, mit der Baschar über die Bilder fährt. Das sollte es tun.

Der Seelenverkäufer, mit dem er übersetzte,
Das könnte missverständlich sein, gerade am Anfang des neuen Absatzes.
Zweitens: "Seelenverkäufer" - wieso? Also klar, Menschenschmuggler sind gemeint. Aber wieso "Seelenverkäufer"? Also, sie verkaufen ja keine Seelen, das Wort passt mir nicht ganz als Bezeichnung für Schieber.
Da bist du auf der falschen Fährte. Mit Seelenverkäufer ist ein nicht mehr seetaugliches Schiff gemeint, nicht ein Menschenhändler/ Schieber. Insofern ist auch die Aufregung über die Beleidigung obsolet.

Aber so wie ich Baschar hier gezeigt bekomme, ist das für mich ein absolutes Klischee, wie viele es sich hier vorstellen mögen. Der nette liebe Junge, der von Alpen träumt und dann nach Europa kommt und hier ist alles grau und unfreundlich. Nee, das ist mir zu flach. Ich meine es nicht persönlich, ich hoffe, du kriegst die Kritik nicht auf den falschen Fuß. Aber danach, Abel, der ist doch super gezeichnet, wie ein echter Mensch, wie er die Boote baut usw. Solche Figuren möchte ich sehen, eigene Menschen. Trau dich ruhig auch, bei Flüchtlingen "Negatives" zu zeigen - ja, ein Tabu, Rechten keinen Wind geben - aber das sind nun mal auch einfach Leute, wo viel Negatives stattfindet, wie in jedem Menschen. Sei mutig. Zeig mir einen echten Menschen Baschar.
Ich möchte den Baschar so lassen, so vage als Projektionsfläche, denn er als Person steht nicht im Zentrum der Geschichte. Allerdings geben mir deine späteren Bemerkungen zu denken.
Aber würdest du Baschar auch so zeichnen, wäre das eine starke Geschichte. So bleibt er für mich leider sehr eindimensional. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte ist er nur der arme, bescheidene Fremde, der sagt "Baschar geht schon". Nee. Das ist doch Stereotyp. ...
Ah, mir gefällt die Figur als Figur nicht. Sie ist auch so arm, arm, arm, dass ich förmlich vom Text gezwungen werde ihn zu bemitleiden. Ich hab da gar keine Wahl. Und wenn ich so dazu gezwungen werde, ich weiß nicht, dann will ich es nicht. Das ist mir zu viel.
Damit bin ich noch nicht durch, vermutlich hast du recht und es wäre besser, den Baschar als weitere ambivalente Figur mit stärkerem Profil darzustellen. Das ist einerseits nicht schnell hingehext, andererseits würde es den Baschar weniger hilfebedürftig erscheinen lassen und somit die anderen Akteure aus der Verantwortung entlassen. Ich überleg mal.

Bei schönem Wetter schraubten sie Solarpaneele aufs Dach, montierten vorne weitere Scheinwerfer und lackierten die Kiste sandfarben.
Wieso nur bei schönem Wetter?
Außenarbeiten bei schönem Wetter, Innenausbau bei Regen?

Hä, Moment mal. Entweder wollen sie über die Weltreise bloggen und sie dadurch finanzieren. Oder sie machen Crowdfunding.
Erst Crowdfunding, um die Finanzmittel locker zu machen, dann der Reiseblog, um im Gegenzug auch Spender-Werbung zu platzieren.

Nach sechs Wochen hielt er die Enge der Behausung und die Nähe zu Tina nicht mehr aus und floh.
Mir ist diese Stelle zu uneindeutig. Wenn ich das als Leser lese ist mir nicht klar, was damit jetzt gemeint ist, dass er floh. Wie sah das aus? Wohin?
Andere haben bemängelt, dass die Geschichte durch zu viele Nebenfiguren zerfasert. Genau das würde passieren, wenn ich was von Tasche und Rastplatz erzählte. Der Fokus würde sich verschieben. Es geht ja um Tina, nicht um den Freund, der sie verlässt. Ich hab jetzt "floh" durch "trampte zurück" ersetzt, weiter auserzählen will ich das nicht.

Zweiter Kritikpunkt: Wieso ist Baschar eigentlich obdachlos? Er hat doch einen Fluchtgrund, ich schätze, er ist Syrer. Wieso wurde er rausgeschmissen, wenn er so nett ist und kein Alki oder ähnliches?
In meiner Vorstellung flieht er die Zustände im Flüchtlingsheim, in dem er war. Deswegen will er auch nicht zurück.

Drittens: Was findet Tina eigentlich an Baschar? Was ist das Besondere an ihm, weswegen will sie ihm helfen? Das unterschlägt der Text vollkommen, aber das wäre sehr wichtig, um einerseits die Dynamik der Gruppe noch mehr zu erfühlen und zweitens, um Tina als Figur plastisch vor Augen zu haben. Ich spüre das beim Lesen irgendwie nicht, und ich merke, wie ich das gerne wissen würde als Leser.
Kann ich verstehen, allerdings hat das bislang niemand sonst vermisst. Ich schwanke, ob ich die Verbindung in der Vergangenheit darstellen soll, ob das wichtig genug ist.
Sie findet nichts an ihm, fühlt sich ihm verpflichtet, weil er ihr (undefiniert) geholfen hat. Klassischer Fall von unterschiedlicher Wahrnehmung. Für Baschar ist die Adresse etwas, das Hoffnung verspricht, während Tina das schnell vergessen hat. Ich selbst hab das in Kairo erlebt, dass ein Mädchen um die fünfzehn ihre Armbanduhr herschenken wollte, nur um im Gegenzug einen (Brief-)Kontakt, eine Adresse in Europa zu bekommen. Daher der Zettel.

Aber ich tue mir auch schwer, sowas zu schreiben, weil ich dich in deinem Stil und deinen Vorstellungen, wie du schreiben möchtest, nicht bevormunden will.
Wieso bevormunden? Ich kann selbst entscheiden, was und in welchen Dosen ich das annehme. Und wenn es besser ist, nehme ich es gerne. Ich selbst schreibe oft Formulierungsvorschläge, weil ich denke, das könnte ev. hilfreich sein.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,

eine kurze Rückmeldung: Ich finde den Einstieg jetzt insgesamt besser, bleibe nirgends mehr hängen (und wenn, dann sind das Kleinigkeiten die eher unter die Rubrik Geschmackssache fallen).
Was ich beim ersten Lesen tatsächlich nicht kapiert hatte: dass es bei Karla zuvor eine Mißhandlungsgeschichte gegeben hatte. Jetzt ist es aber deutlich.
Bin gespannt, wie du die Geschichte Morschis Hassmotivation noch weiterentwickelst.

Viele Grüße und einen schönen zweiten Advent

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Geschichtenwerker,

schön, dass du bei mir vorbeischaust und dich zu einem Kommentar durchringst.

um den Kommentar zu Deinem Text schleiche ich schon eine ganze Weile herum, weil ich letztlich nicht so genau weiß, was ich sagen soll.
aber da Challenge-Zeit ist … :D

Ich möchte Dir nicht in Deinen Stil reinreden, aber, wie auch schon andere gesagt haben, manchmal ist Deine Sprache einfach etwas unsauber.
Hättest du da mal was für mich? Wir können über alles reden, auch über grünorange.

Was mir aber tatsächlich fehlt, und da wiederhole ich ein wenig die anderen Kommentatoren, sind mir Einsichten in Deinen Protagonisten (Baschar) und seinen Antagonisten (Morschi). Ich empfinde den Konflikt zwischen den beiden eigentlich als das zentrale Ereignis Deiner Geschichte, aber ich kann das nicht richtig greifen, weil ich zu wenig über die beiden Personen erfahre, was die antreibt, woher diese Ängste kommen, etc.
Kann ich verstehen, ich wollte da einen gewissen Spielraum lassen und es eben nicht fix an die Wand nageln, sehe aber, dass viele diese Lücke nicht selbst füllen möchten. Für mich ist Morschi jemand, der seine Welt sortierten, alles in feste, traditionelle Strukturen bringen muss, damit er klar kommt. Jemand, der sein Inneres heilen will, indem er die äußere Welt in Ordnung bringt. Da wirkt Baschar schnell als Störfaktor, der ungefragt Bestehendes gefährdet. Die Eifersucht als Motiv ist gar nicht mal vorrangig gemeint, das kommt on top. Reicht das alles als Motiv für Hass? Vermutlich nicht, da muss schon eine konkrete Verletzung oder eine existenzielle Gefährdung vorliegen. Ich hab da jetzt was angedeutet mit dem Vater, bin aber nicht sicher, ob das den Konflikt verständlicher macht. Der große Wurf ist es noch nicht. Forsche weiter ...

Tja, sehr viel mehr ist es auch nicht. Trotzdem war Dein Text ein schönes Leseerlebnis.
Danke, was will ich letztlich mehr?

Peace, linktofink

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@Raindog

eine kurze Rückmeldung: Ich finde den Einstieg jetzt insgesamt besser, bleibe nirgends mehr hängen
schön zu lesen, mir gefällt er selbst auch besser, dennoch werde ich noch am Flow feilen.

Was ich beim ersten Lesen tatsächlich nicht kapiert hatte: dass es bei Karla zuvor eine Mißhandlungsgeschichte gegeben hatte. Jetzt ist es aber deutlich.
Steht auch erst seit heute drin … :D Mal im Ernst, der Hinweis, dass nicht beide Frauen das gleiche Schicksal teilen sollten, war schon wichtig.

Bin gespannt, wie du die Geschichte Morschis Hassmotivation noch weiterentwickelst.
Ich auch, bisschen was hab ich schon dazu geschrieben, ich lass mich da von mir selbst überraschen.

Dir auch einen besinnlichen zweiten Advent und vor allem
Peace, linktofink

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@Isegrims, ich hab dich nicht übersehen, ich denke noch. Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink ,

so, jetzt ist endlich deine Geschichte dran, die ich schon zweimal gelesen habe, dann aber, weil ich doch einiges dazu schreiben wollte, wieder beiseite gelegt habe.
Ich bin etwas uneinig mit mir selbst, ob ich sie richtig gut oder nur gut finden soll, deine Geschichte. Sie hat mir gefallen und doch sind hie und da wiederum Punkte, die mich störten. Sicherlich aber alles Dinge, die man beseitigen könnte.(soweit du es willst natürlich nur).
Ich wünschte einerseits, deine Geschichte hätte etwas mehr Tiefgang, aber sie ist auch keineswegs flach oder gar niveaulos. Im Grunde genommen schilderst du das ganz banale Leben, das aus Menschen besteht, die Toleranz leben können und solchen, die es nicht schaffen.
Und genau bei diesem "Nichtschaffen" habe ich etwas Tiefgang vermisst. Du beschreibst alle Figuren wunderbar und sehr stilsicher in ihren Eigenarten und Besonderheiten und findest teils genial gute Formulierungen, um ihnen einen Charakter zu geben.
Aber exakt in dem Punkt, der vielleicht für die Geschichte hilfreich wäre, nämlich dem Aufzeigen der Ablehnung Morschis fehlt mir etwas. Einerseits legst du ihm so ein wenig Eifersucht bei, verfolgst diesen Grund aber nicht weiter, der bleibt so einfach liegen, andererseits findet sich in Morschis Historie nichts, was auf diesen Fremdenhass, ist es überhaupt Hass? belegt. Klar, der Vater war schon ein Ablehnender, aber ist das immer so ein Automatismus, dass Kinder die Gesinnung der Eltern übernehmen?
Du verschenkst hier bei Morschi grandiose Möglichkeiten, ihn zu einem zerissenen Menschen darzustellen. Vielleicht einem, der im Grunde seines Herzens kein schlechter Mensch ist, der auch Toleranz leben kann, aber dem vielleicht ein schweres Pfund in die Wiege gelegt wurde.
Vielleicht ist dem Vater durch einen sog. Kaffer etwas zuleide getan worden? Vielleicht fühlt sich Morschi immer noch verantwortlich, posthum etwas Rache üben, Genugtuung zu schaffen?So wäre meine Idee dazu. Seine Motive bleiben im Dunkel.

Trotzdem, das möchte ich auf jeden Fall an dieser Stelle betonen, habe ich deine Geschichte gern gelesen und mich auch gut in die von dir geschaffenen Bilder einfinden können. Ich mag deinen Schreibstil. Er liegt mir.
An manchen Stellen ist es mir ein bisschen zu viel der Milieuschilderung gewesen, aber das kommt gleich, ich gehe mal Stück für Stück vor, um dir innerhalb des Textes das aufzuzeigen, was mir aufgefallen ist.
Ich hoffe, dass sich meine Anmerkungen nicht allzu sehr mit denjenigen der Vorkritiker überschneiden, weil ich nämlich aus Zeitgründen diese Kritiken nicht gelesen habe. Sorry, aber bei rund 40 Challengegeschichten fällt das leider flach.

Ein halbverkohlter Ast ragt aus dem flachen Steinring. Asche weht über den Rand. Um die Feuerstelle stehen Hocker aus Baumstämmen. In einem steckt ein Beil. Holzscheite liegen im Gras daneben. Durch die Pappeln hinter dem Steinring schimmert ein Arm des Stausees, der sich wie ein grünlicher Tentakel in die Senke schiebt. Auf dem Wasser schweben Nebelschlieren.
Ein Keil steckt unter der Tür. Aus dem Spalt dringt Gelächter.
Das kommt mir ungenau vor. Der Keil steckt unter ! der Tür und aus dem ! Spalt kommt Gelächter? Die Tür ist auf? Dann gibt es keinen Spalt, allerdings einen Keil, der sie hält, damit sie nicht zu fällt. Mit anderen Worten, ich konnte mir da kein Bild machen.

»Hallo, bitte … « Baschar nähert sich vorsichtig, klopft, hält den Zettel ausgestreckt vor sich.
Wenn er klopft, dann von aussen an die Tür? Aber gleichzeitig ist Platz um den Zettel hinzustrecken? Auch hier scheint es mir unstimmig.
»Grüß Gott, der Herr, wie können wir ihm weiterhelfen?«
Das ist einer dieser beeindruckend treffenen Sätze bei dir, die ich gut finde. Dieses Grüß Gott und der Herr und schon hast du damit ganz viel in der Metaebene ausgerückt. Klasse!

Baschar sieht die Camouflage-Hose, eine Welle geht durch seinen Bauch.
Die Welle, die durch den Bauch geht. Super formuliert und mit eigentlich nur 2 Worten einen ganzen Roman erzählt. Du solltest diese Fähigkeit kultivieren, und steigern, das ist richtig gut.

Bevor er wieder hineingeht, zieht er mit einem Ruck die Tür vom Keil.
Da ist wieder diese Türszene, mit er ich überkreuz liege, weil ich sie mir nicht bildlich vorstellen kann. Vermutlich war die Tür halb geöffnet vorher. Oder?

Baschar scheint zu schrumpfen, sein Mund kämpft mit den Worten.
Immer, wenn Autoren anfangen zu relativieren, liegt wo der Hase im Pfeffer. Er scheint zu schrumpfen. Nein, er schrumpft zusammen und damit sagst du richtig viel wieder aus. Ich glaube, eines der 10 Gebote für den guten Autor sollte sein, dass er nie scheint/scheinen schreibt und nie eventuell. Diese Worte sind systematische Aussagenzerstörer. Bezieh bitte als Autor Stellung. Entweder er schrumpft oder er schrumpft nicht.

Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie war lautmalerisch.
Ich verstehe genau, was du meinst mit lautmalerisch, aber ich finde das Wort irgendwie nicht so treffend. Es klingt so nach laut, dabei ist doch dieses Erkunden der Welt auf diese Weise wie Baschar es tut eher sinnlich, leise und bedeutsam. Ich finde die Aussage nämlich richtig gut, aber mit einer anderen Vokabel bitte.

Seit der Überfahrt hörte er die Karte nicht mehr.
Klasse!

Deutschland war nicht bunt, es war grau.
Ich bin irgendwie keine Patriotin, aber mich stört dieser Satz, weil Deutschland total bunt ist. Vielleicht diesen Satz ganz streichen, denn davor machst du ja schon eine Aussage dazu und danach ebenso.
. Und Europa war ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde.
Der Satz gefällt mir auch wieder so gut. Der reicht für mich als Ausdruck für all die Enttäuschung, die bei so vielen Flüchtlingen entstanden ist. Dann musst du auch Deutschland nicht grau machen.

sägerauen
Auch hier blieben meine Augen an diesem ungemütlichen Begriff hängen. Was hältst du von ungehobelt? Es sind ja ungehobelte Bretter. Oder ungeschliffene, unbearbeitete.

Der Koffer ist der seidene Faden, der sein Leben in der Senkrechten hält. Hier in der Fremde ist er alles, was ihm bleibt.
Dir ist es gelungen bisher genau dieses resümierende Aussage schon durch deinen Showteil zu erledigen, ist das jetzt die Absicherung für die Lesedeppen? Ich würde es ersatzlos streichen, weil ich glaube, der Leser hat das auch schon gesehen, was du gezeigt hast und die richtige Schlüsse gezogen.

Ich mein ja nur«, sagt Morschi leise.
Nein, das passt gar nicht, dass Morschi jetzt leise wird. Er ist doch beständig in seiner Ablehnung, wenn er jetzt leise wird, aber in seiner Gesinnung sich nicht ändert, dann muss es einen anderen Grund dafür geben, dass er leise wird und den unterschlägst du dann hier.
Überhaupt neigst du gern dazu, zuviel reinzupacken für den Leser. Es reicht ganz oft, einfach nur die Personen etwas reden zu lassen, ohne ihnen noch bestimmte Verhaltensweisen dazu zu beschreiben. Davon kommen noch ein paar Stellen. Du meinst es zu gut mit dem Leser.
Das wirkt aber leider ein wenig wie eine aufgedrängte Bereicherung.

Morschi stochert wild im Feuer, die Glut knistert.
wild bitte weg, wir Leser wissen, dass es ihm alles unangenehm ist. Es reicht, dass er stochert, weil stochern ja für sich genommen schon eine überflüssigen sog. Übersprungshandlung ist.

Bremach-LKW
Das muss ich glatt googeln, was das für ein Teil sein soll.
Braucht es wirklich diese besondere Bezeichnung?

»Abel, spar dir das Pädagogen-Gequatsche, ich kann es nicht mehr hören.«
Poff! Gute wörtliche Rede.

Referendar. Das Wort klang wie eine Drohung. Als Abel das erste Mal vorne stand, überfiel ihn die Hitze. Er entschuldigte sich höflich, ging auf die Toilette, riss sich den Pullover vom Leib und hielt den Kopf unter kaltes Wasser.
Vorweg: eigentlich hatte ich jetzt erwartet, dass die Kamera zu Morschi schwenkt, weil er derjenige ist, der hier die Handlung grad trägt. Insoweit hast du mich etwas rausgerissen gehabt.
Die Schilderung, weshalb er einknickt ist gut, sie lässt eigene Interpretationen zu und bleibt doch klar. Diese Furcht vor dem Job, den man dann bis zur Rente durchzuziehen hat. Das kann einem auch schon echt Angst machen. Gut dargestellt.

Zugleich spürte er, wie jeder Paddelstich ihm half, die Balance wiederzuerlangen.
Ah, denke ich, er ist dabei sich zu fangen. Schön gemacht, das Paddeln und das Gleichgewicht, was man ja beim Paddeln auch benötigt.

Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall.
Und jetzt haust du mich wieder raus aus meiner Erwartungshaltung. Wieso ist er jetzt einer, der gerettet werden musste? Eben noch war alles auf dem Weg der Verbesserung, dann jetzt dies? Ich mag diesen Bruch nicht, weil du ihn mir nicht erklärst. Es fehlt entweder etwas oder es ist nicht passend.

Zurück in Deutschland mietete er einen Schuppen an der Müritz und baute sein erstes Leistenkanu.
Offtopic: und ich musste an meinen Kanutencousin denken, der gleich nach der Wende am kleinen Labussee einen Campingplatz pachtete und dort ein Bibercamp eröffnete. Sorry, für die Abschweifung.

Von den Kanus, die er in den folgenden zwei Jahrzehnten baute, kam keines zu ihm zurück.
Ja, klasse Satz. Sagt alles mit so wenigen Worten.

Abel Scharchmann
Also ich gestehe, mir hat Morschi schon nicht gefallen, bah, ich mag den Namen gar nicht, aber Scharchmann ist ja noch schlimmer. Ok, ist jetzt echt nur Geschmackssache, aber bei mir lösen beide Namen eher ablehnende Gefühle aus. Morschi ist morsch und Scharchmann ist sofort Schnarchmann...du willst das vermutlich gezielt so, aber ....

Er war angekommen in ʹBig Little Homesʹ.
Ich glaube, das hat der Leser selbst schon herausgefunden, weil du es vorher schon gut beschrieben hast.

Die Worte, die er spricht, sind gefärbt.
Den Satz habe ich leider nicht verstanden. Was sind das für Worte, wenn sie gefärbt sind?Wie muss ich mir diese Worte denn vorstellen?

Keinen mit Gefährt oder Hänger, das stimmt«, Abel klingt jetzt ganz nach Platzwart, »… aber der Baschar, der hat nur seinen Koffer.«
Das ist so eine nachgeklappte Info, ich erkenne mich selbst darin wieder, dass ich auch immer meine, es müsste noch was erklärt werden. "jetzt ganz der Platzwart", nein, dessen bedarf es nicht. Er sagt doch ganz klar, was er möchte und was nicht. Der ist der Chef, das erkenne ich als Leser dank deiner klar formulierten wörtlichen Rede. Verschlimmbessere da bitte nicht.

»Kommst du jetzt mit sonner ʹBoot-is-voll-Scheißeʹ?« Karla schwenkt die Rotweinflasche, als würde sie fechten.
Karla ist hier super gut gezeichnet, aber später würde ich sie abschwächen. Sie wird sonst zu sehr klischeehaft die Säuferin der Truppe. Und du weißt selbst, das Leben ist nie schwarz oder weiß, ist immer was dazwischen.

Ein Haufen Glasfaser und rostiges Blech, das ohne Tape auseinandergefallen wäre.
Perfekter kann man so etwas nicht beschreiben, bin sofort im Film. Respekt!

Den Stellplatz für das bestellte Tiny House
An dieser Stelle fragte ich mich, ob sie genügend Geld dafür hat und woher kommt es? Auch Tiny-Häuser kosten.

Sie schaut über Tinas Bremach zum Bootssteg.
Der Bremach ist ein LKW, wie soll sie da drüber gucken? Steht sie auf einer Anhöhe? Oder steht der Bremach deutlich weiter unten auf einem abschüssigen Gelände? Aber diese Info finde ich nirgends.

Asche vom Vorabend weht über Gras, einzelne Flocken kleben an leeren Rotweinflaschen. Im Steinring glimmen unter weißen Nonnenhäubchen Glutnester.
Das sind zwar wunderbare Bilder, die du erzeugst, aber nun sind wir hier kurz vor dem Kitschalarm, finde ich.
Ich würde diesen ganzen Absatz streichen, ich weiß, es tut weh, wenn man Darlings killen muss. Aber der ganze Absatz ist tooo much für mich.

Woher weißt du, dass er das war?« Karla geht ihm langsam entgegen, ihre Stirn ist in Falten gelegt.
Hier ist wieder so eine Stelle. Ich vermute, du traust dich nicht, einfach nur Karla reden zu lassen und sonst nichts. Sie muss weder wohin gehen, noch die Stirn in Falten legen. Ihre Aussage ist wichtig, der Rest stört nur.
Zur Not einfach nur: sagte Karla.
Steven King hat mal in seinem Buch "Vom Lesen und vom Schreiben" auf diesen Punkt hingewiesen, dass man immer denkt, dass man doch diese elenden Wiederholungen meiden müsse, wie "sagte er", "sagte sie" etc. Aber, so wendet er ein, es soll ja schon im Gesagten die Aussage stehen und der Leser würde am Ende bei "sagte er, sagte sie" gar nicht mehr das genau lesen , sondern nur die Info entgegen nehmen,wer was gesagt hat. Aber ich mache auch sehr gern diesen Fehler, dass ich meine, man müsste doch die Figur, die was sagt auch gleichzeitig noch etwas tun lassen, dass das unterstreicht. Dadurch wirkt es aber überladen.

Vor Erregung wippen seine Locken und stoßen sich ab von den Schultern.
Siehe davor. Es kann weg und zwar ganz ohne Schaden.

Vom Aludach tropft der Tau.
Die Info benötige ich auch nicht.

Sie ritt auf Dünenkronen, driftete durch die Wüste wie auf Treibsand und hoffte, irgendwann anzukommen, wenn sie nur weit genug führe.
Bei Tina bist du ein wenig sehr in den Erzähler gerutscht, der narrativ berichtet, was sie fühlte und tat. Mich hat es nicht so sehr gestört, aber du nimmst ein Stück weit Lebendigkeit raus. Und das Problem der Verwendung eines Erzählers ist immer, dass man damit dem Leser auch ein wenig das Korsett anlegt, was er zu fühlen hat.

Tina hat die Dreads zu einem Kringel gedreht, der wie ein Krönchen an ihrem Hinterkopf ruht. Die Ringe an ihren Fingern klimpern, als sie in den Korb mit den Aufback-Brötchen greift.
Das Klischee siegt hier. SO stellt sich Lieschen Müller eine vor, die durch die Sahara allein fährt. Ich erwarte natürlich nicht, dass du sie in einen Hosenanzug aus edlem Tuch kleidest, aber du machst es dir hier ein bisschen zu einfach in deiner klischeehaften Darstellung dieser Tina.

Wochenlang nagelte er Lärcheschindeln aufs Dach, setzte Querlatten vor die Stützbalken und schloss die Wände.
Der Morschiarbeitsteil ist ein wenig zu lang geraten. Klar, du willst erreichen, dass man ihn für sein Können bewundert und staunt, was er alles kann. Aber diesen Eindruck erreichst du auch mit weniger Schilderungen über all das, was er tut. Übrigens Hut ab, entweder du bist selbst so ein begnadeter Homeworker oder aber es war gute Recherchearbeit. Klingt alles sehr professionell.

Tinas Kiefernmuskeln treten hervor.
Ich verweise auf Steven King. Du weißt schon..

Als sie eine halbe Stunde später aus dem Schuppen treten,
An dieser Stelle habe ich nicht so recht verstanden, was sie da in dem Schuppen gemacht haben. Mit Morschi diskutiert?
Du brauchst natürlich diese halbe Stunde, damit in der Zwischenzeit das passiert, was dein Geschichtenende einleitet, schon klar, aber ein bisschen mehr Logik rein, wäre gut für mich.

Das Beil steckt im Deckel, zwischen Fingerspitzen, die sich nun nicht mehr berühren.
Ich habe zwei Anläufe gebraucht, um mich zu erinnern, was du mit den Fingerspitzen meinst. Mir würde es tatsächlich reichen, wenn das Beil im Koffer steckt. Das braucht jetzt nicht diese Symbolik. Das ist mir zu viel.
Vertrau auf die einfachen Aussagen, die beherrscht du so bewundernswert gut.

Das Paddel treibt davor, neben einem dunklen Fleck, der ein Baumstamm sein kann und auch alles andere.
Das Ende gefällt mir sehr gut, gerade, weil es nicht klar ist, was man da auf dem See sieht. Theoretisch wäre ich auch mit einem Ende sofort einverstanden, dass nur den Koffer zeigt, in dem ein Beil ist. Das Ende wäre mir auch Bedeutung genug. Aber das nur am Rande.

Lieben Gruß#
lakita

 

Hey linktofink,

also ich habe das gern gelesen. Ich mochte die Biografien der Aussteiger, mochte deine Beschreibungen, die kleine Gemeinschaft in ihren Minihäuser. Das ist ja an sich schon ordentlich viel zu erzählen für eine Kurzgeschichte, über jeden einzelnen hätte man eine schreiben können. Alle hängen sie am roten Faden von Baschar und ausgerechnet er bleibt für mich die farblosteste Figur im Ensemble. Ich mein, die Kofferidee, die lautgemalten Orte, das ist eine sehr hübsche Idee und die anderen können ja auch kaum etwas über ihn wissen. Und irgendwie passt es auch wieder, sein kurzes Erscheinen, er streift das Geschehen nur, und ist dann auch gleich wieder weg, auf die tragischste aller Möglichkeiten. Ich war wenig berührt davon, gerade weil ich ihn als Figur am wenigsten zu kennen glaubte. Klar, Krieg erlebt, Flucht und am Ende nur noch einen Zettel mit einem Namen, bei dem er zu hoffen glaubt, irgendwo, irgendwie ankommen zu können. Das ist natürlich tragisch, keine Frage, da stirbt Hoffnung um Hoffnung, da bleibt am Ende kein Weg mehr, den Baschar noch gehen könnte. Bitter. Aber das steht ja nicht im Mittelpunkt, daran arbeitet sich die Geschichte nicht ab, sondern an so Wohlstandproblemen wie Reisen und Eifersucht. Generell erfahre ich recht wenig über die Schicksalsgemeinschaft. Das Schicksal der "Einzelkämpfer" wird mit einem Pinselstrich aufgezeigt und dann wird über Reisen und Vergessen/Verdrängen/sich daran abarbeiten (auf zwar sehr hübsche, fast poetische Art und Weise) gesprochen, aber auch alles sehr allgemein gehalten. Ist halt immer ein Problem bei KGs, wenn man mehrere Figuren in den Fokus nimmt, da bleiben am Ende nicht genug Zeichen, sie alle genügend auszuleuchten. Da bleibt es bei Schlagwörtern, die jedoch kaum Nähe erzeugen.

Sieben Tage später kaufte er in Whitehorse ein Kanu und ließ es in den Yukon gleiten. Bis Hootalinqua waren die Blasen an den Händen verheilt. Langsam ließ die Wut nach.
Habe ich nicht verstanden, Wut worauf?

Er blieb allein. Polarlichter, Wracks mit Schaufelrädern, Geisterstädte – all das hatte er gesehen, nichts davon berührte ihn. Er wusste nicht, was er noch suchte, die Einsamkeit tat ihm gut.
Schön.

Abel Scharchmann kaufte den kleinen Campingplatz am See und baute ihn zum Tiny-House-Park um.
Wie kommt man bei dem Mann denn auf so einen Namen? :D

Butterweiche, einfache Tage, die sich auflösten in nichts, die auf der Zunge schmolzen und nach Fata Morgana schmeckten.
Auch schön.

Vater, der am See nicht mehr leben wollte, seit Frauen vermummt Boot fuhren und Restaurants Speisenkarten in arabischer Schrift auslegten.
Wo ist denn dieser See?

Ganz tief in seinem Innersten glaubte Morschi, wenn er das Holz mit Kenntnis und Liebe bearbeitete, wenn er alles richtig machte, würde es eine Brücke schlagen über die Klamm in seiner Seele. Er stellte sich vor, wie seines Vaters Hand über das geriffelte Holz strich, wie er schnupperte und prüfte und endlich leicht mit dem Kopf nickte, über seine Bartstoppeln kratzte und lächelte.
Moschis Geschichte habe ich nicht gecheckt. Also, wovor er "flüchtet". Er sucht nach seinem Vater, der gestorben ist, versucht über das Holz und die Liebe dazu eine Verbindung herzustellen, aber warum strandet er dann da? Für mich bleibt er in deiner Version suchend.

Ja, das liest sich alles sehr hübsch weg, wirklich, ein schönes Setting, Personal, das viel erlebt hat, das viel zu erzählen hätte, aber am Ende bleibt doch alles sehr an der Oberfläche, nirgendwo wird tiefer gebuddelt, nicht in den Figuren, nicht in ihren Schicksalen.
Der Koffer ist toll! Ich mochte ihn mit seinen Klangstädten, die dann doch nur bunte (verblichene) Bildchen sind, die ihr Versprechen nicht eingehalten haben.

Beste Grüße, Fliege

 

@Isegrims,
danke für deine Ideen und Eindrücke zum Text. Tschuldige die späte Antwort, bei uns brennt gerade die Bude.

Kritisch sehe ich andere Punkte: der Text klingt langatmig, die Handlung zerfleddert, weil kein einheitliches Zeitgefüge beibehalten wird, die Erinnerungen teilweise zusammenhanglos eingebaut sind. Besser hätte ich eine einzelne Szene gefunden, worin alle Ebenen, alle Erzählperpektiven zusammenkommen. Ist aber nur ein Gedanke. So wie ich den Text jetzt lese, gibt es mMn zu viel Leerraum, zu wenig Konzentration.
Es ist kein linearer Text, soll es auch nicht sein, er soll sich aus vielen kleinen, unvollständigen Facetten zusammensetzen. Wie soll auch eine Szene aussehen, in der fünf Kurzbiographien und ein Gegenwartsstrang zusammenlaufen? Kannst du mir gerne zeigen, mir fehlt da die Fantasie.
Die Rückmeldungen "langatmig", "zerfleddert", "zusammenhanglos" und "Leerraum" hatte ich noch nicht, deshalb nehme ich sie erst mal als Lesart eines Einzelnen.

Richtig schlimm finde ich allerdings wie Baschar geschildert wird: als Stammler ohne eigenes Profil. Das hat er, das hat die Geschichte nicht verdient und daran ließe sich eine ganze Menge ändern, wenn er was zusammenhängendes sagen, denken dürfte, das nicht nach Pidgin klingt.
Nun ja, was bleibt jemand übrig, der eine Sprache (noch) nicht beherrscht, als sich begrenzt zu artikulieren? Ist es realistisch, dass ein Flüchtling in perfektem Hochdeutsch daherschwadroniert? Lieber Isegrims, deine Humanität in Ehren, aber ich weiß aus eigener Erfahrung mit Praktikanten aus Afghanistan und Ghana: tun sie nicht.

hier dasselbe. Warum verbindest du die Kurzsätze nicht? (natürlich ein wenig Geschmackssache)
Die kurzen Sätze passen für mich besser, weil sie der Anspannung gerecht werden. Es werden nicht episch die Farben einer Sommer-Landschaft in der Provence beschrieben, sondern die Ankunft an einem fremden Ort, mit fremden Menschen und unklarem Verlauf. Daher die (gewollte) Unruhe in den Sätzen.

Das Feuer spiegelt sich in seiner Nickelbrille.
müsste auf der Nickelbrille heißen und das Possesivpronomen könnte du auch streichen
Da bin ich mir unsicher. Siehst du dich im Spiegel oder auf dem Spiegel? Ich vertraue da mal weiter meinem Sprachgefühl. Possessiv ist weg.

Seine innere Kurbelwelle richtete sich aus und nahm den neuen Rhythmus auf. Unaufhörlich trieb er ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie ein Metronom. Er paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Als der erste Schnee fiel, lachte er. Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall.
und mit dem letzten Satz konterkarierst du den Eindruck ein wenig, warum stirbt er beinahe, wenn er doch die Balance wiedergefunden hat?
Ja, das haben zwei weitere Leser angemerkt und ich verstehe, dass das aufstößt. Dennoch behalte ich es bei aus folgendem Grund: In meiner Vorstellung ist Abel so sehr eins geworden mit der Bewegung, das Paddeln so sehr Herzschlag und Lebensinhalt geworden, dass er damit nicht aufhören kann, wie ein Perpetuum Mobile, das den nächsten Impuls aus sich selbst heraus generiert.

Er fuhr die bauchige Form mit den Fingerspitzen ab, wusste, wie es fahren würde, erfühlte, wo er schleifen musste, um es zu trimmen. Von den Kanus, die er in den folgenden zwei Jahrzehnten baute, kam keines zu ihm zurück.
mm, das glaube ich nicht. Oder reicht es etwa Kunst zu verstehen, zu erspüren, um Künstler zu werden?
Formuliere es andersherum: Kann jemand Künstler werden, der Kunst nicht versteht, nicht erspürt? Oder sind es Verständnis und Spürsinn, die letztlich das bedingen, was jeder Künstler zwangsläufig entwickeln muss: eine Idee, eine Vorstellung seiner Kunst. Genau diese Vorstellung hat Abel durch seine Grenz-Erfahrung erlangt. Das handwerkliche Können, das notwendig ist, ist zweitrangig, weil erlernbar. Die Vorstellung nicht unbedingt.

»Weiß ich doch, aber trotzdem: Bei denen zuhause wird den Frauen ein Sack übergeworfen, nur ein kleiner Sehschlitz bleibt frei.«
mm, na ja, Klischee halt
Ja, stimmt, ein Vorurteil. Aber wie differenziert und belegbar sind Meinungen von Rechten? Wäre da ein wohltemperiertes »das Kopftuch ist Zeichen ihrer Identität« besser?

Tablet und Handy lud sie nicht mehr, das Radio ließ sie ausgeschaltet. Sie hielt den Blick gerichtet auf das, was hinter der Landschaft vor der Scheibe lag, als würde der Sand nur eifersüchtig vor ihr verstecken, was er zuvor begraben hatte.
mm, auch der Einschub ist hübsch, ähnelt aber doch der Paddelgeschichte
Da sehe ich deutlichere Unterschiede als Parallelen.

Zu Baschar und seinen Einsätzen mache ich mir weiterhin Gedanken. ich hab dein "Geht gar nicht" wahrgenommen.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @lakita,

danke für deinen hammermäßigen Komm. Ich hab mich daran abgearbeitet. ;)

Ich bin etwas uneinig mit mir selbst, ob ich sie richtig gut oder nur gut finden soll, deine Geschichte.
Gut würde mir auch schon reichen. Aber vllt kann ich sie mit eurer Hilfe noch verbessern.
Dein erster Punkt ist, dass du bei dem Mensch, der die Toleranz nicht schafft, den Tiefgang vermisst. Du schreibst:
Aber exakt in dem Punkt, der vielleicht für die Geschichte hilfreich wäre, nämlich dem Aufzeigen der Ablehnung Morschis fehlt mir etwas.
und recht hast du. Nein, das ist natürlich kein Automatismus und keine Einstellung, die vererbt wird, obwohl ich bei manchen Bildern von Kindern, die bei den Naziaufmärschen ihrer Eltern mitlaufen, schon denke, dass da eine starke Prägung stattfindet, ein Lernen durch Imitation. Und mit dieser Mitgift ist es sicher schwierig, sich von rechter Denke zu distanzieren.
Du verschenkst hier bei Morschi grandiose Möglichkeiten, ihn zu einem zerissenen Menschen darzustellen.
stimmt sicher auch und wäre reizvoll, den Kerl ambivalent anzulegen, nur scheitere ich gerade an meiner Unfähigkeit, das darzustellen. Das ist auch der Grund für meine späte Antwort, ich komme nicht so recht weiter. Aus Frust habe ich jetzt eine Weihnachtsgeschichte angefangen. Vielleicht kriege ich die wenigstens fertig. ;)
Nun denn, vielleicht gelingt es mir trotzdem noch, zeitnah auch diesen Text hier ins Lot zu bringen oder ich muss mit etwas Abstand nochmal draufschauen. Meistens denke ich nach ein paar Wochen Liegenlassen, was haste denn da verzapft und geh nochmal ran.

Trotzdem, das möchte ich auf jeden Fall an dieser Stelle betonen, habe ich deine Geschichte gern gelesen und mich auch gut in die von dir geschaffenen Bilder einfinden können. Ich mag deinen Schreibstil. Er liegt mir.
Das freut mich und baut mich auf, weil der Text schon auch als sehr sperrig erlebt wurde.

Ein Keil steckt unter der Tür. Aus dem Spalt dringt Gelächter.
Das kommt mir ungenau vor. Der Keil steckt unter ! der Tür und aus dem ! Spalt kommt Gelächter? Die Tür ist auf? Dann gibt es keinen Spalt, allerdings einen Keil, der sie hält, damit sie nicht zu fällt. Mit anderen Worten, ich konnte mir da kein Bild machen.
Ja, das ist ungenau. Für mich ist die Tür halboffen (wie du später vermutest) und du hast recht, dann reden wir nicht von einem Spalt. Auch das Klopfen ist so nicht genau genug. ich hab die Stelle geändert und hoffe, es ist nicht wieder zu übergenau.

»Grüß Gott, der Herr, wie können wir ihm weiterhelfen?«
Das ist einer dieser beeindruckend treffenen Sätze bei dir, die ich gut finde. Dieses Grüß Gott und der Herr und schon hast du damit ganz viel in der Metaebene ausgerückt. Klasse!
Okay, danke, das ist das hehre Ziel, mit wenigen Worten möglichst viel zu sagen. Mal gelingt es, mal nicht.

Baschar sieht die Camouflage-Hose, eine Welle geht durch seinen Bauch.
Die Welle, die durch den Bauch geht. Super formuliert und mit eigentlich nur 2 Worten einen ganzen Roman erzählt. Du solltest diese Fähigkeit kultivieren, und steigern, das ist richtig gut.
Puh, so viel Lob … :kuss: Ich geb mir auf jeden Fall Mühe, da weiterzumachen. Danke.

Entweder er schrumpft oder er schrumpft nicht.
Er schrumpft! So!

Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie war lautmalerisch.
Ich verstehe genau, was du meinst mit lautmalerisch, aber ich finde das Wort irgendwie nicht so treffend.
Ja, das hat @barnhelm auch schon zu recht angemerkt, mir ist bislang nur nichts besseres eingefallen. Ich versuche es jetzt mal hiermit: "Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie bestand aus Tönen, die sich an manchen Stellen zu Melodien versammelten." Was meinst du?

Deutschland war nicht bunt, es war grau.
Ich bin irgendwie keine Patriotin, aber mich stört dieser Satz, weil Deutschland total bunt ist. Vielleicht diesen Satz ganz streichen, denn davor machst du ja schon eine Aussage dazu und danach ebenso.
Okay, das stimmt schon, ich wollte damit die enttäuschte Erwartung vermitteln. Jetzt habe ich einen anderen daraus gemacht: "Deutschland war keine Melodie, es war geschäftig und laut." Das hebt nochmal auf die Landkarte mit den Tönen ab und mMn funktioniert das besser.

. Und Europa war ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde.
Der Satz gefällt mir auch wieder so gut. Der reicht für mich als Ausdruck für all die Enttäuschung, die bei so vielen Flüchtlingen entstanden ist.
Das freut mich insofern, als ich mir einbilde, den Satz nicht irgendwo aufgeschnappt zu haben (ich bekam das Feedback, er wäre abgenutzt). Andererseits: was ist noch nie irgendwo geschrieben worden? Jedenfalls gefällt er mir selbst auch sehr, weil es den Punkt trifft (bilde ich mir ein).

Der Koffer ist der seidene Faden, der sein Leben in der Senkrechten hält. Hier in der Fremde ist er alles, was ihm bleibt.
Dir ist es gelungen bisher genau dieses resümierende Aussage schon durch deinen Showteil zu erledigen, ist das jetzt die Absicherung für die Lesedeppen? Ich würde es ersatzlos streichen, weil ich glaube, der Leser hat das auch schon gesehen, was du gezeigt hast und die richtige Schlüsse gezogen.
Du weißt nicht, was du von mir verlangst. :D Er ist natürlich ein Darling, das ich lange verteidigt habe, aber jetzt ist es an der Zeit zu killen (zumindest die Hälfte).

Die "aufgedrängten Bereicherungen" (geiles Wort, muss ich mir merken) der wörtlichen Rede habe ich der Reihe nach gestrichen, bzw. entschärft. Den Platzwart z.B. und die Locken.

Diese Furcht vor dem Job, den man dann bis zur Rente durchzuziehen hat. Das kann einem auch schon echt Angst machen. Gut dargestellt.
Merci, ich mag den Abel-Absatz auch sehr. Ob ich mit Morschi tausche, weiß ich noch nicht.

Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall.
Und jetzt haust du mich wieder raus aus meiner Erwartungshaltung. Wieso ist er jetzt einer, der gerettet werden musste? Eben noch war alles auf dem Weg der Verbesserung, dann jetzt dies? Ich mag diesen Bruch nicht, weil du ihn mir nicht erklärst. Es fehlt entweder etwas oder es ist nicht passend.
Ich hatte diese Diskussion schon mit anderen Kommentatoren. Dass du den Punkt aufbringst, ohne die Komms vorher gelesen zu haben, zeigt mir Handlungsbedarf.
Ich habe jetzt Folgendes daraus gemacht: "Unaufhörlich trieb er ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie ein Metronom. Er paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Abel konnte nicht aufhören, der Rhythmus war zu seinem Herzschlag geworden. Als der erste Schnee fiel, lachte er und paddelte weiter. Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall." Sind die Beweggründe so klarer?

Offtopic: und ich musste an meinen Kanutencousin denken, der gleich nach der Wende am kleinen Labussee einen Campingplatz pachtete und dort ein Bibercamp eröffnete. Sorry, für die Abschweifung.
Alles gut. Ich wollte so ein Leistenkanu mal bauen … Im nächsten Leben.

Von den Kanus, die er in den folgenden zwei Jahrzehnten baute, kam keines zu ihm zurück.
Ja, klasse Satz. Sagt alles mit so wenigen Worten.
Auch da war ich mir unsicher, ist wohl doch verständlich.

Morschi ist morsch und Scharchmann ist sofort Schnarchmann...du willst das vermutlich gezielt so, aber ....
:Pfeif: Wie sagt der olle Goethe. Ein Schelm, wer ...

Die Worte, die er spricht, sind gefärbt.
Den Satz habe ich leider nicht verstanden. Was sind das für Worte, wenn sie gefärbt sind? Wie muss ich mir diese Worte denn vorstellen?
Ich versuch es mal hiermit: "Abel muss nicht laut werden. Die Worte, die er spricht, sind deutlich."

Er war angekommen in ʹBig Little Homesʹ.
Ich glaube, das hat der Leser selbst schon herausgefunden, weil du es vorher schon gut beschrieben hast.
Den möchte ich dennoch drin lassen, weil er den Absatz schön einfasst.

Karla ist hier super gut gezeichnet, aber später würde ich sie abschwächen. Sie wird sonst zu sehr klischeehaft die Säuferin der Truppe. Und du weißt selbst, das Leben ist nie schwarz oder weiß, ist immer was dazwischen.
ja, die Befürchtung hatte ich auch, dass Karla als Säuferin rüberkommt. Soll sie nicht, sie ist der ausgleichende Faktor.

Ein Haufen Glasfaser und rostiges Blech, das ohne Tape auseinandergefallen wäre.
Perfekter kann man so etwas nicht beschreiben, bin sofort im Film. Respekt!
Danke, aber müsste es nicht der heißen? Habe ich mal geändert.

Den Stellplatz für das bestellte Tiny House
An dieser Stelle fragte ich mich, ob sie genügend Geld dafür hat und woher kommt es? Auch Tiny-Häuser kosten.
Ja, die kosten um die 50.000 Euronen. Vorher schrieb ich was von Notverkauf des Hauses. In meiner Vorstellung ist das Geld, selbst nach Halbieren des Erlöses, noch da.

Sie schaut über Tinas Bremach zum Bootssteg.
Der Bremach ist ein LKW, wie soll sie da drüber gucken? Steht sie auf einer Anhöhe? Oder steht der Bremach deutlich weiter unten auf einem abschüssigen Gelände? Aber diese Info finde ich nirgends.
Ja, das erschließt sich so nicht, ist geändert. "Den Stellplatz für das bestellte Tiny House hatte sie direkt in Besitz genommen, oben am Hang mit Blick über die Dächer zum See. Mit Maßband und Daumen peilte sie die Ausrichtung ..."

Asche vom Vorabend weht über Gras, einzelne Flocken kleben an leeren Rotweinflaschen. Im Steinring glimmen unter weißen Nonnenhäubchen Glutnester.
Das sind zwar wunderbare Bilder, die du erzeugst, aber nun sind wir hier kurz vor dem Kitschalarm, finde ich.
Ich würde diesen ganzen Absatz streichen, ich weiß, es tut weh, wenn man Darlings killen muss. Aber der ganze Absatz ist tooo much für mich.
Ich sehe den Punkt Kitschalarm natürlich, möchte es dennoch so lassen, weil es zur heimeligen morgendlichen Atmosphäre im Camp beiträgt. Und direkt danach kommt der Morschi mit seiner wütenden Ansage und haut mit der flachen Hand auf die Sahnetorte, dass es nur so spritzt, weißt?

Woher weißt du, dass er das war?« Karla geht ihm langsam entgegen, ihre Stirn ist in Falten gelegt.
Hier ist wieder so eine Stelle. Ich vermute, du traust dich nicht, einfach nur Karla reden zu lassen und sonst nichts. Sie muss weder wohin gehen, noch die Stirn in Falten legen. Ihre Aussage ist wichtig, der Rest stört nur.
Versteh ich, nur muss sie erst mal in Rufdistanz kommen, weil sie ja oben auf dem Hang ist. hab es jetzt umgestellt und verdeutlicht. "Karla geht den Weg hinunter. Als sie bei ihm ist, liegt ihre Stirn in Falten.
»Woher weißt du, dass er das war?«, sagt Karla."

Sie ritt auf Dünenkronen, driftete durch die Wüste wie auf Treibsand und hoffte, irgendwann anzukommen, wenn sie nur weit genug führe.
Bei Tina bist du ein wenig sehr in den Erzähler gerutscht, der narrativ berichtet, was sie fühlte und tat. Mich hat es nicht so sehr gestört, aber du nimmst ein Stück weit Lebendigkeit raus. Und das Problem der Verwendung eines Erzählers ist immer, dass man damit dem Leser auch ein wenig das Korsett anlegt, was er zu fühlen hat.
Die Gefahr der Überdosierung schwingt bei solchen Formulierungen immer mit. Das ist mir bewusst und dennoch empfinde ich diese Stelle als nicht so übertriebe. Und ich brauche sie als Brücke zum Schluss des Absatzes. Mir ist es wichtig, diese Obsession für das Tun (wie auch bei Abel), das Heilende daran darzustellen.

Tina hat die Dreads zu einem Kringel gedreht, der wie ein Krönchen an ihrem Hinterkopf ruht. Die Ringe an ihren Fingern klimpern, als sie in den Korb mit den Aufback-Brötchen greift.
Das Klischee siegt hier. SO stellt sich Lieschen Müller eine vor, die durch die Sahara allein fährt. Ich erwarte natürlich nicht, dass du sie in einen Hosenanzug aus edlem Tuch kleidest, aber du machst es dir hier ein bisschen zu einfach in deiner klischeehaften Darstellung dieser Tina.
Ertappt, die Dreads sind weg. Schau mal, ob das so geht.
"»Das Rührei ist köstlich, Baschar.« Tina hat die Haare in einen Handtuch-Turban gedreht. Die Ringe an ihren Fingern klimpern, als sie in den Korb mit den Aufback-Brötchen greift."

Der Morschiarbeitsteil ist ein wenig zu lang geraten. Klar, du willst erreichen, dass man ihn für sein Können bewundert und staunt, was er alles kann. Aber diesen Eindruck erreichst du auch mit weniger Schilderungen über all das, was er tut. Übrigens Hut ab, entweder du bist selbst so ein begnadeter Homeworker oder aber es war gute Recherchearbeit. Klingt alles sehr professionell.
Bin zwar kein Zimmerer, habe als Tischlermeister aber genug vom Gewerk mitbekommen, dass ich nicht groß recherchieren musste.

Als sie eine halbe Stunde später aus dem Schuppen treten,
An dieser Stelle habe ich nicht so recht verstanden, was sie da in dem Schuppen gemacht haben. Mit Morschi diskutiert?
Du brauchst natürlich diese halbe Stunde, damit in der Zwischenzeit das passiert, was dein Geschichtenende einleitet, schon klar, aber ein bisschen mehr Logik rein, wäre gut für mich.
Ja, als sensible Menschen möchten sie dem Morschi den Kopf waschen, ohne dass der Baschar hören muss, was sie über ihn reden. Ich schau mal, ob mir dazu noch eine Logikprise einfällt.

Das Beil steckt im Deckel, zwischen Fingerspitzen, die sich nun nicht mehr berühren.
Ich habe zwei Anläufe gebraucht, um mich zu erinnern, was du mit den Fingerspitzen meinst. Mir würde es tatsächlich reichen, wenn das Beil im Koffer steckt. Das braucht jetzt nicht diese Symbolik. Das ist mir zu viel.
Das hab ich tatsächlich spät erst hinzugeändert, aber die Fingerspitzen-Symbolik ist too much. Eingesehen und gestrichen.

Das Ende gefällt mir sehr gut, gerade, weil es nicht klar ist, was man da auf dem See sieht. Theoretisch wäre ich auch mit einem Ende sofort einverstanden, dass nur den Koffer zeigt, in dem ein Beil ist. Das Ende wäre mir auch Bedeutung genug. Aber das nur am Rande.
Ja, meinte auch @Vulkangestein schon, die Klammer zu dem See und der unklaren Bedrohung vom Anfang möchte ich dennoch gerne schließen.

Peace und danke für deine Zeit, linktofink

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Liebe @Fliege,

schön dich hier zu lesen,

Ist halt immer ein Problem bei KGs, wenn man mehrere Figuren in den Fokus nimmt, da bleiben am Ende nicht genug Zeichen, sie alle genügend auszuleuchten. Da bleibt es bei Schlagwörtern, die jedoch kaum Nähe erzeugen.
Das sagst du ja auch zu Baschars Schicksal, das dich kaum berührt, weil die Geschichte ihn nur streift. Beim Schreiben war mir das erst mal genug, der Mangel wird jetzt im Nachhinein deutlich. Eifersucht reicht nicht als Motiv für den Konflikt, der ein zentraler sein könnte, wenn ich bei Morschi und ev. auch Baschar etwas mehr in die Tiefe gehe. Bin da für konkrete Tipps in jeder Hinsicht dankbar.

Sieben Tage später kaufte er in Whitehorse ein Kanu und ließ es in den Yukon gleiten. Bis Hootalinqua waren die Blasen an den Händen verheilt. Langsam ließ die Wut nach.
Habe ich nicht verstanden, Wut worauf?
Auf sich, auf sein Versagen und das Scheitern eines Lebensplans. Aber vielleicht ist Wut an der Stelle nicht richtig, habe es jetzt anders:
"Bis Hootalinqua waren die Blasen an den Händen verheilt. Langsam löste sich der Krampf in den Eingeweiden." Hm, besser?

Die Bemerkungen zu den Stellen, die dir gefallen haben, genieße ich einfach, ohne sie nochmal hier aufzuführen. Danke dafür.

Abel Scharchmann kaufte den kleinen Campingplatz am See und baute ihn zum Tiny-House-Park um.
Wie kommt man bei dem Mann denn auf so einen Namen? :D
Der stand auf einmal bei mir auf der Matte und meinte: He, salve Alter, ich bin des Scharchmanns Abel und wenn ich die anderen nich hör, nennen se mich Schnarchel, glaub ich.

Vater, der am See nicht mehr leben wollte, seit Frauen vermummt Boot fuhren und Restaurants Speisenkarten in arabischer Schrift auslegten.
Wo ist denn dieser See?
Ich schreib mal Zell am See. Vllt. ist das dienlich?

Moschis Geschichte habe ich nicht gecheckt. Also, wovor er "flüchtet". Er sucht nach seinem Vater, der gestorben ist, versucht über das Holz und die Liebe dazu eine Verbindung herzustellen, aber warum strandet er dann da? Für mich bleibt er in deiner Version suchend.
Ja, da stellst du dich in eine lange Schlange all derer, denen da was fehlt. Aber ich steh auch – auf dem Schlauch. Wenn sich das mal ändert, erlaube ich mir, euch alle anzufunken.

Ja, das liest sich alles sehr hübsch weg, wirklich, ein schönes Setting, Personal, das viel erlebt hat, das viel zu erzählen hätte, aber am Ende bleibt doch alles sehr an der Oberfläche, nirgendwo wird tiefer gebuddelt, nicht in den Figuren, nicht in ihren Schicksalen.
Ist das dem Format geschuldet, oder dem vielen Personal? Keine Ahnung, klingt eher nach Ausrede, wenn ich es so lese. Ich wüsste momentan auch nicht, wo ich tiefer buddeln sollte. Hast du mal ne Schatzkarte für mich?

Peace, linktofink

 

Hallo @Manlio,

Jetzt kommen weitere Personen.
Ich geb zu, ich fühle mich überfordert. Grundsätzlich habe ich absolut Sympathie für deine Erzählung, mir gefällt, wie du beschreibst, aber schaffe es nicht, am Ball zu bleiben. Du erzählst hier sehr breit, mit Rückblenden, vielen Personen, vielleicht ist das einfach gerade nicht meins.
Für mich ist das kein Problem. Mit ähnlichen Reaktionen habe ich im Vorfeld gerechnet, weil die Story nicht linear erzählt ist und der Leser sich auf das Durcheinander der Schlaglichter, auf die Versatzstücke einlassen muss. Dass das in deinem Fall nicht geklappt hat, ist schade, aber nicht überraschend. Vielleicht beim nächsten Mal wieder.

Peace, linktofink

 

Lieber @linktofink ,

ich bins nochmal.
Freut mich sehr, dass du mit meinem Feedback was anfangen konntest. Da bringt das kritisch über einen Text schauen, doppelt so viel Spaß.

obwohl ich bei manchen Bildern von Kindern, die bei den Naziaufmärschen ihrer Eltern mitlaufen, schon denke, dass da eine starke Prägung stattfindet, ein Lernen durch Imitation. Und mit dieser Mitgift ist es sicher schwierig, sich von rechter Denke zu distanzieren.
Stimmt. Man ist häufig deutlicher geprägt als man es selbst wahr haben möchte.
In einer Geschichte ist es aber irgendwie so, dass man nicht auf dieser Erkenntnis aufbauen kann. Entweder man schildert deutlich, wie sich derjenige vom Verhalten seiner Eltern deutlich distanziert und es gelingt ihm und noch spannender, er scheitert daran, oder man hat ihn schon in der Fall und er handelt deutlich wie die Eltern, aber er bekennt sich vielleicht sogar dazu, vertritt also vehement diese Ansicht, ohne vielleicht zu ahnen, dass es nie seine eigene war, sondern immer nur die, die ihm durch die Erziehung eingraviert wurde.
Was ich meine ist, dass man, wenn man einen Charakter beschreibt, mehr tun muss als wir jetzt in einer Unterhaltung uns gegenseitig erläutern müssten.

stimmt sicher auch und wäre reizvoll, den Kerl ambivalent anzulegen, nur scheitere ich gerade an meiner Unfähigkeit, das darzustellen. Das ist auch der Grund für meine späte Antwort, ich komme nicht so recht weiter
Nein, du bist nicht ! unfähig. Aber ich kenne das sehr gut auch. Man versteht die Kritik, aber man schafft es nicht über den Zaun.
Ich vergleiche das, wenn auch vielleicht etwas sehr an den Haaren herbei gezogen, wie wenn man ein Neugeborenes zur Welt gebracht hat. Das ist automatisch das schönste Baby der Welt und nun kommt so ein Typ und findet es hässlich.
Den könnte man doch glatt...lach.
Und erst mit der Zeit, wenn man sich an das grandiose Ereignis gewöhnt hat, dann blättert langsam etwas von dieser Grandiosität ab und man schafft es langsam, aber sicher mit en Augen der anderen zu sehen.
Bei mir geht viel über den Zeitabstand zu meinen Geschichten, aber ich laufe auch gern dabei Gefahr, sie dann ganz aus den Augen zu verlieren.

Meistens denke ich nach ein paar Wochen Liegenlassen, was haste denn da verzapft und geh nochmal ran.
Genau ! Oder ich denke "huch, das hab ich geschrieben?"

Ja, das hat @barnhelm auch schon zu recht angemerkt, mir ist bislang nur nichts besseres eingefallen. Ich versuche es jetzt mal hiermit: "Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie bestand aus Tönen, die sich an manchen Stellen zu Melodien versammelten." Was meinst du?
Nicht schlecht. Wäre auch statt "versammelten" "vereinigten" passen? Oder "zusammen flossen"?

Okay, das stimmt schon, ich wollte damit die enttäuschte Erwartung vermitteln. Jetzt habe ich einen anderen daraus gemacht: "Deutschland war keine Melodie, es war geschäftig und laut." Das hebt nochmal auf die Landkarte mit den Tönen ab und mMn funktioniert das besser.

Ja, schon besser.
Deutschland war keine Melodie, es war ein beständiges enervierendes Brummen und nirgends still. (wäre mein Vorschlag)

Die "aufgedrängten Bereicherungen" (geiles Wort, muss ich mir merken) der wörtlichen Rede habe ich der Reihe nach gestrichen, bzw. entschärft. Den Platzwart z.B. und die Locken.
Die aufgedrängte Bereicherung ist ein Begriff aus dem bürgerlichen Recht, ich habe mit diesem Begriff etwas gespielt. Es handelt sich um die §§ 812 ff Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).Jemand bekommt etwas, woran er kein Interesse hat.

ch habe jetzt Folgendes daraus gemacht: "Unaufhörlich trieb er ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie ein Metronom. Er paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Abel konnte nicht aufhören, der Rhythmus war zu seinem Herzschlag geworden. Als der erste Schnee fiel, lachte er und paddelte weiter. Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall." Sind die Beweggründe so klarer?
Klingt schon sehr gut. Ja und absolut klar jetzt.
Vielleicht aber doch "im Takt eines Metronoms"?

Ich versuch es mal hiermit: "Abel muss nicht laut werden. Die Worte, die er spricht, sind deutlich."
Jepp!

Bin zwar kein Zimmerer, habe als Tischlermeister aber genug vom Gewerk mitbekommen, dass ich nicht groß recherchieren musste.
Naja, du mussstest nicht aktuell für diese Geschichte recherchieren, aber wärst du kein Tischlermeister hättest du müssen. Also ist die Recherchearbeit quasi zeitlich vorverlagert, denn um Tischler zu werden, musstest du es lernen.

Lieben Gruß und angenehme Weihnachten

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @lakita,

vielen Dank für dein erneutes Nachhaken. Ich hab deine Hinweise aufgenommen und nochmal leicht verändert.

Ja, das hat @barnhelm auch schon zu recht angemerkt, mir ist bislang nur nichts besseres eingefallen. Ich versuche es jetzt mal hiermit: "Die Europa-Karte seiner Vorstellung war nicht topographisch, sie bestand aus Tönen, die sich an manchen Stellen zu Melodien versammelten." Was meinst du?
Nicht schlecht. Wäre auch statt "versammelten" "vereinigten" passen? Oder "zusammen flossen"?
Hab das "vereinigten" genommen, "verbanden" oder "verschränkten" hätte ich auch noch gut gefunden. Aber das "vereinigen" in Nachbarschaft zu "Deutschland" und "Europa" sagt da nochmal mehr. Danke dafür.

Okay, das stimmt schon, ich wollte damit die enttäuschte Erwartung vermitteln. Jetzt habe ich einen anderen daraus gemacht: "Deutschland war keine Melodie, es war geschäftig und laut." Das hebt nochmal auf die Landkarte mit den Tönen ab und mMn funktioniert das besser.
Ja, schon besser.
Deutschland war keine Melodie, es war ein beständiges enervierendes Brummen und nirgends still. (wäre mein Vorschlag)
Daraus hab ich gemacht: "Seit der Überfahrt hörte er die Karte nicht mehr. Deutschland war geschäftig und nirgends still, ein beständiges Brummen übertönte jede Melodie." Ist so vielleicht runder als das Land mit der Melodie gleichzusetzen, finde ich.
Edit: Nochmal geändert, habe es nach dem laut Lesen wieder verknappt. ;)

ch habe jetzt Folgendes daraus gemacht: "Unaufhörlich trieb er ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie ein Metronom. Er paddelte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Abel konnte nicht aufhören, der Rhythmus war zu seinem Herzschlag geworden. Als der erste Schnee fiel, lachte er und paddelte weiter. Dass sie ihn fanden, ausgemergelt und halb erfroren, war Zufall." Sind die Beweggründe so klarer?
Klingt schon sehr gut. Ja und absolut klar jetzt.
Vielleicht aber doch "im Takt eines Metronoms"?
Habe es jetzt nochmal anders: "Seine innere Kurbelwelle richtete sich neu aus und gab die Schlagzahl vor. Unaufhörlich trieb sie ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie der Takt eines Metronoms." Ist noch lesbar?

Die aufgedrängte Bereicherung ist ein Begriff aus dem bürgerlichen Recht
Vielleicht sollte ich das BGB mal durchforsten in Hinsicht auf ähnliche Formulierungsschätzchen? :D

Bei mir geht viel über den Zeitabstand zu meinen Geschichten, aber ich laufe auch gern dabei Gefahr, sie dann ganz aus den Augen zu verlieren.
Ja, das ist so eine Sache mit dem aus den Augen verlieren. Wenn dann kein Traffic mehr unter der KG stattfindet und der Text langsam ins Nirwana des Forums hinübergleitet, ist es schwer, den im Fokus zu halten, so nur für sich alleine.

Peace und ebenfalls schöne Weihnachten, Linktofink

Ich nochmal @lakita,
ich hab jetzt Morschis Absatz etwas überarbeitet. ich hoffe, dass da eine Motivation nachvollziehbar wird. Also wenn du nochmal 10 Min. erübrigen kannst ... :Pfeif:

 

Lieber @linktofink ,

fast hätte ich es vergessen, dazu noch was zu antworten.
Insgesamt finde ich alle deine Verbesserungen gut bis auf diese hier:

"Seine innere Kurbelwelle richtete sich neu aus und gab die Schlagzahl vor. Unaufhörlich trieb sie ihn voran, Stich auf Stich, gleichmäßig wie der Takt eines Metronoms." Ist noch lesbar?
Seine innere Kurbelwelle, nee...bitte das passt nicht, das bringt nur ein seltsames Bild in meinem Kopf zustande, das ist zu technisch. Wie wäre es, wenn du es nicht so genau bestimmst und schreibst: "Etwas in seinem Inneren richtete sich neu aus und gab die Schlagzahl vor. Unaufhörlich trieb ihn etwas an, wie der Takt eines Metronoms."
So mein Vorschlag zum Übernehmen oder zum Umformulieren.
Häufig haben Vorschläge, die man macht ja eher einen mittelbaren positiven Effekt. Derjenige, der ihn durchdenken muss, ob er ihn gut findet oder nicht, kommt auf diese Weise wieder an sein eigene Potential an Ideen heran und somit ist so ein Vorschlag auch oft nur eine Art Türöffner.

Den Teil, den du bei Morschi verändert hat, ist wohl derjenige, wo du andeutest, dass seine Mutter die Familie verlassen hat, um mit so einem Zugereisten weiter zusammen zu leben.
Oder irre ich mich?
Als Andeutung ist es klasse.
Aber ich frage mich, ob es reicht, um sein Verhalten zu begründen.
Wie wäre es, wenn du dir folgenden Sachverhalt vorstellst.
Morschis Mutter hat jetzt einen neuen Lebenspartner, hat also ihn und seinen Vater in Stich gelassen und du deutest an, dass nicht nur der Vater, das schreibst du ja auch, das nicht verwindet, sondern dass mit ihrem Verlassen auch der Kontakt zwischen Morschi und dem Vater gestorben , eingefroren wurde. Sie war das Bindeglied und nun ist sie weg und der Vater lehnt ihn, Morschi genauso ab, schiebt ihn also seitdem von sich weg, weil er ja auch eben Anteile der Mutter in sich birgt, an die der Vater nicht mehr schmerzlich erinnert werden möchte. Ich weiß, mir fließt das grad eher etwas umständlich aus der Feder. Aber vielleicht verstehst du ja doch, was ich meine.
Der Vater verschließt sich auch gegenüber Morschi, also wolle er ihn dafür bestrafen, dass sie weggegangen und woanders glücklich ist. Und das führt dazu, dass Morschi eigentlich seine Mutter hasst, aber weil er sie ja trotzdem liebt, verlagert er seinen Hass auf alle die, die quasi ihm und dem Vater die Mutter und Frau genommen haben. Jeder Ausländer ist der Stellvertreter für den jetzigen Lebenspartner der Mutter.

Und wie wäre es, wenn du es sogar darstellst, in Form eines Dialogs/Gesprächs unter den anderen. Sie befinden sich ja nun zur Aussprache in der Scheune und Morschi wird gefragt, was er gegen den Mann hat und nach ein paar Sätzen wird klar, dass er eigentlich gar nicht ihn meint, sondern eben den Mann,mit dem die Mutter verschwunden ist.
Weil "die sind doch alle gleich, tun den Frauen schön und wickeln sie um den Finger und die haben dann keine Augen mehr für uns" (so in etwa) Vielleicht brüllt er die anderen in seiner in die Enge getriebenen Verzweiflung an und "meine Mutter ist mit so einem ..." "und seitdem war an den Vater nicht mehr ranzukommen. "der war wie tot, aber noch schlimmer, ich war für ihn tot" ...puh...ich hoffe, ich habe jetzt nicht allzu viel angerichtet bei dir.

Frohe Weihachten!

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe @lakita, du tapfere Nachtarbeiterin.

Und wie wäre es, wenn du es sogar darstellst, in Form eines Dialogs/Gesprächs unter den anderen. Sie befinden sich ja nun zur Aussprache in der Scheune und Morschi wird gefragt, was er gegen den Mann hat und nach ein paar Sätzen wird klar, dass er eigentlich gar nicht ihn meint, sondern eben den Mann,mit dem die Mutter verschwunden ist.
Danke für deinen mittelbaren Vorschlag, das war der Ansatz. Juhu. Ich möchte dich nochmal belästigen und dich bitten, dir die neue Stelle anzuschauen, wenn du ein wenig Zeit findest.

Peace, linktofink

ps. Um die Kurbelwelle kümmere ich mich später. Jetzt bin ich gerade leergeschrieben. ;)

 

Lieber @linktofink ,

tja, ich bin extra so spät aufgeblieben, um dir dann erst zu schreiben, damit das schlechte Gewissen in dich fährt, mich zu so später Nachtstunde noch zu fordern. :D

Ok, wenn du die Kurbelwelle im Moment noch nicht killen magst, ich kenn sowas. Weiß aber auch, dass du absehbarer Zeit das anders sehen kannst und wirst. Da mach ich mir keine Sorgen.

Die Szene mit Morschi ist gut geworden, sie hat auf jeden Fall schwer gewonnen, weil jetzt sehr deutlich wird, dass er ein schweres Paket zu tragen hat. Ich glaube, da muss nicht mehr hinzu oder hinweg. Aber sicherlich wirst du auch noch das eine oder andere Feedback bekommen, vielleicht geht danach es noch mehr ins Feintuning, wer weiß.
Also ich hätte jetzt mal nichts mehr zu meckern.
Gut umgesetzt!

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe @lakita,
vielen Dank für dein schnelles Feedback und erbaulich dazu.

Die Szene mit Morschi ist gut geworden, sie hat auf jeden Fall schwer gewonnen, weil jetzt sehr deutlich wird, dass er ein schweres Paket zu tragen hat. Ich glaube, da muss nicht mehr hinzu oder hinweg. Aber sicherlich wirst du auch noch das eine oder andere Feedback bekommen, vielleicht geht danach es noch mehr ins Feintuning, wer weiß.
Ich glaub, ich trau mich jetzt, gezielt die anderen Kommentatoren anzuschreiben, denen die Morschi-Lücke ebenfalls negativ auffiel. Mal sehen, was dazu kommt ...


Liebe @Chutney
der Morschi hat jetzt ein anderes Päckchen und eine andere Motivation seiner Hartherzigkeit.

Ja, der Vater, der die Anerkennung versagt. Morschi hat sein eigenes Päckchen. Dennoch verzeihe ich ihm seine Hartherzigkeit nicht.
Vielleicht magst du beizeiten ja noch mal reinschauen? :Pfeif:


liebe @barnhelm,
du schriebst:

Nur Morschi, dessen Background ich mMn zum Verständnis seiner Ablehnung brauche, stattest du (für mich) mit zu wenig informationen über sein Innenleben und seine Motivation aus. Er ist nur so wie er ist. Was hat ihn dazu gebracht, diesen Fremdling derart abzulehnen?
und in deinem zweiten Komm.
Natürlich findet da eine Projektion statt. Die Frage bleibt aber: Warum gerade Morschi? Warum sucht gerade er nach Baschars Fehlern? Warum will gerade er, dass Baschar wieder verschwindet?
Ich hoffe, ich hab da jetzt ein paar Antworten gefunden, auch wenn es sich völlig von dem wegentwickelt hat, was du ursprünglich vorschlugst. Die Ablehnung aus dem Gefühl/ der Angst um die Gruppe heraus zu motivieren, hätte sicher auch funktioniert, doch letztlich habe ich es so gelöst, wie es für mein Empfinden zu Morschi passt. Wenn du Zeit findest, wäre ich froh über eine Rückmeldung.


Liebe @Raindog,

Und warum Morschi so extrem reagiert, das haben ja auch andere schon gefragt, ich verstehe es auch nicht ganz.
Auch du bist herzlich eingeladen, dir die geänderte Geschichte in Hinsicht auf den Grund für sein extremes Verhalten nochmal zu Gemüte zu führen ...


Lieber @Achillus,
es hat gedauert, aber ich habe so etwas wie eine Antwort gefunden auf deinen Punkt.

Um so problematischer ist, dass es in Deiner Geschichte überhaupt keine nachvollziehbare Motivation für Morschis Fremdenangst/ hass zu geben scheint. Es ist einfach ein Faktum, das nicht näher beleuchtet wird. Ich denke, da sollte unbedingt noch etwas passieren.
Ich hoffe, das was jetzt im Text passiert ist, kann dich in Ansätzen überzeugen? Ich bin für jede erneute Einschätzung dankbar.


Lieber @Geschichtenwerker,
du fandest meinen Text ja so grünorange. ich hab jetzt einiges (zu Morschi) geändert.

Was mir aber tatsächlich fehlt, und da wiederhole ich ein wenig die anderen Kommentatoren, sind mir Einsichten in Deinen Protagonisten (Baschar) und seinen Antagonisten (Morschi). Ich empfinde den Konflikt zwischen den beiden eigentlich als das zentrale Ereignis Deiner Geschichte, aber ich kann das nicht richtig greifen, weil ich zu wenig über die beiden Personen erfahre, was die antreibt, woher diese Ängste kommen, etc.
Auch du bist herzlich aufgefordert, nochmals deinen Senf zu der geänderten Geschichte dazulassen. Würde mich sehr freuen. ;)


Lieber @Isegrims,
du hattest zwar nichts zu Morschi geschrieben, dein Punkt war mehr der Baschar. Da hat sich auch was getan, die Sprache von Baschar ist vom Pidgin-English befreit. Schau vielleicht mal, ob das jetzt besser kommt.


Liebe @Fliege,

Moschis Geschichte habe ich nicht gecheckt. Also, wovor er "flüchtet". Er sucht nach seinem Vater, der gestorben ist, versucht über das Holz und die Liebe dazu eine Verbindung herzustellen, aber warum strandet er dann da? Für mich bleibt er in deiner Version suchend.
Dein Punkt war nicht so sehr die Begründung für Morschis Ablehnung, sondern eher seine ziellose Flucht. Ich hoffe, auch über das, was du vermisst hast, findest du jetzt was im Text?

Allen, die sich mit meinem Text beschäftigt haben und allen, die hier mitlesen, eine schöne Weihnacht und … peace on earth, Linktofink

 

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