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Bildbeschreibung: Gefühle eines Soldaten
Gefühle eines Soldaten
Eigentlich hatte ich nie vor, Soldat zu werden, aber ich war gezwungen, da unserem Hof die Zwangsversteigerung drohte. So beschloss ich zwei Jahre zum Militär zu gehen. Das Geld würde zumindest reichen, um unseren Hof zu erhalten. Trotz allem hasste ich Gewalt. Es hatte tiefe Narben in meiner Seele hinterlassen, das ich schon mehrere Menschen getötet hatte. Bei unserer jetzigen Belagerung wusste ich, dass es noch mehr werden würden. Die Angst quälte mich. Ich fühlte mich wie eine Marionette. Wieder hatte ich Angst vor dem Gefühl, das mich immer erfasste wenn ich tötete. Wieder würde mich diese zerreisende Leere quälen, wieder schien meine Seele mich von innen heraus aufzufressen. Es schien, als würde ich mit jedem Mord mehr zu einem Monster mutieren.
Irgendwann würde ich innerlich leer sein. Davor hatte ich Angst. Keine Liebe mehr empfinden. Doch es half nichts. Wir standen vor Cosel. Die gegnerischen Truppen würden bald kommen. Ich würde töten. Oder getötet werden. Dabei war es bloß noch eine Woche bis zu meiner Entlassung. Auch war ich schon Unteroffizier, so blieb es mir erspart, ganz vorne zu kämpfen. Das Gewehr in meiner Hand wurde langsam schwer. Diese Mordwaffe. Hergestellt, um Menschenleben auszulöschen. Am liebsten hätte ich es weggeworfen. Weglaufen, alles rausschreien, nie wieder töten, nie wieder leer fühlen. Das war es, was ich wollte.
Der Baum spendete Schatten. Überhaupt bewunderte ich diesen Baum. Er wirkte unbezwingbar, strahlte Kraft und Stärke aus. Das einzige, was ihm etwas anhaben konnte, war die Zeit. Doch der Baum machte alles nur noch schwerer. Ihm gegenüber fühlte ich mich so klein, so unbedeutend.
Dann kamen die ersten Truppen auf uns zu und wir machten uns bereit zum Kampf.
Zum Töten. Ich kämpfte, tötete und überlebte, fühlte mich schlecht und wurde entlassen.
Doch ich wurde nie wieder glücklich. Immer wieder sah ich mich auf dem Berg, neben dem mächtigen Baum stehen. Manchmal schrie ich, doch es half nichts. Ich war leer.