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Bis dass der Tod sie scheidet

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14.10.2001
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Bis dass der Tod sie scheidet

Von klein an hatte er gewusst, dass Kartoffeln schmutzig waren und böse. Sie kamen aus dem Nachtschatten und gediehen in der Dunkelheit. Mit ihren tausend Augen sahen sie ins Verborgene, und was sie verstohlen mit ihren blassen Trieben streiften, wurde vergiftet.
Deswegen liebte er sie. Sie waren seine Verbündeten. Er trug sie am Körper, wo er ihnen Unterschlupf gewährte, und hütete sie bis zu dem Tag, an dem er sie wieder der Erde übergeben musste. Sie schenkten ihm Gelassenheit, wenn er sie im Zorn fast zerquetschte oder seine Fingernägel angstvoll in ihr Fleisch grub. Sie trösteten ihn, indem sie sich liebevoll in seine Hand schmiegten.
Und sie rächten ihn. Zum Beispiel damals, als er seinem Bruder – Lichtgestalt in den Augen der Eltern - eine schwere Kartoffel an die Stirn warf und der bewusstlos zu Boden fiel. Oder als die Mutter der Frau, die er heiraten wollte, auf einer Kartoffel ausglitt und die Kellertreppe hinunterstürzte.

Und nun hatte er diesen schlimmen Verdacht.
Nachdenklich betrachtete er die kleine Kartoffel, die vor ihm auf dem Tisch lag. Sie war bereits von den Runzeln der Weisheit überzogen, ihr Inneres weich und nachgiebig. Sanft strich er mit der Spitze seines Zeigefingers über ihre Haut.
„Hilf mir, Festa“, flüsterte er.
Und die Kartoffel half.

Er versteckte sie zwischen Zeitschriften auf der Kommode, von wo aus sie mit ihren tausend Augen beobachten konnte, was in seinem Ehebett vorging.
In der Nacht wisperte sie ihm ins Ohr, was sie gesehen hatte: Dinge, die ihm die Zornesröte ins Gesicht trieben, wundervolle Dinge, die sie ihm nie erlaubte. Wut brodelte in ihm. „Wieso meinem Bruder und nicht mir?“, dachte er.
Sein brennender Blick versuchte die Dunkelheit zu durchdringen, doch er sah nur die Umrisse der Frau, hörte, wie sie ruhig und gleichmäßig neben ihm atmete.
Sie drehte sich auf den Rücken. Vorsichtig zog er die Decke weg, bis sie nackt vor ihm lag. Sie schlief immer nackt.
„Vergifte sie!“, zischte er.
Sanft strich die Kartoffel mit ihren Tentakeln über den Leib. Die Frau räkelte sich ein wenig und stöhnte im Schlaf.
Seine Lippen pressten sich aufeinander. Langsam ließ er die Kartoffel hinunterwandern von ihrem Nabel über den leicht gewölbten Bauch bis zu der kleinen Mulde oben zwischen ihren Schenkeln. „Spritze dein Gift in sie hinein!“, flüsterte er heiser.
In diesem Augenblick wälzte sich die Frau auf die Seite. Die Kartoffel fiel herunter. Er tastete nach ihr, seine Hände berührten auch den Unterleib der Frau.
Sie fuhr hoch. „Was machst du da?“ Licht flammte auf. Im letzten Moment konnte er die Kartoffel in seiner Hand bergen.
„Was soll das? Warum zum Teufel weckst du mich?“
„Tut mir leid“, murmelte er.
„Wenn du mich das nächste Mal anfasst, frag bitte vorher.“
„Jetzt?“,
„Nicht jetzt. Ich bin müde. Du weißt doch: Ich brauche meinen Schlaf.“
„Das glaube ich ihr sogar“, dachte er, „nach dem, was sie am Nachmittag mit meinem Bruder getrieben hat. Und sicher nicht zum ersten Mal. Wer weiß ...“
Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln und warf ein Negligé über. „Ich hole mir ein Glas Milch.“
Als sie sich wieder neben ihn legte, hatte er die Augen geschlossen.
Das Licht verlosch. Dumpf brütend lag er in der schmutzigen Dunkelheit, Festa neben sich auf dem Kopfkissen. Er versuchte ihr nicht zu nahe zu kommen, denn ihr Körper hatte sich bereits braunviolett verfärbt und sie roch ein wenig unangenehm.
„Ich werde dich bald verlassen müssen“, flüsterte sie. „Doch zuvor möchte ich noch etwas für dich tun.“ Und dann raunte sie ihm ihren Plan ins Ohr.
Heftig schüttelte er den Kopf. „Nein, das kann ich dir nicht antun.“
Doch schließlich überzeugte sie ihn.

Die Frau schlief fest, als er sich im Morgengrauen in die Küche schlich. In der Schublade suchte er nach dem Schälmesser. Es würde schwer werden, sehr schwer.
Ein letztes Mal wusch er seine Festa unter einem dünnen Rinnsal. Ganz klein und schrumpelig lag sie in seiner Hand.
„Es ist genug.“
Er drückte ihr einen Kuss auf.
„Und nun tu ’s.“
Der Schmerz schnürte ihm die Kehle zusammen wie ein Würgereiz. „Ich kann nicht.“
„Du musst!“
Er biss die Zähne zusammen, griff nach dem Messer und begann, ihr bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen. Sie schrie und wimmerte in seiner Hand, doch er ließ nicht ab, denn sie wollte es so.
Ihr Schmerzensschrei gellte noch in seinen Ohren, als er zum Schlafzimmer zurückschlich. Das, was von ihr übrig geblieben war, fühlte sich fremd an, das Fleisch gummiartig. Und doch war es Festa, seine Kartoffel, die sich für ihn opferte.
Geräuschlos drückte er die Klinke hinunter und schob die Tür auf. Die Frau durfte nicht aufwachen. Noch nicht.
Nun musste alles sehr schnell gehen.
Er holte tief Luft, knipste das Licht an, griff die Nasenflügel der Schlafenden und drückte sie zusammen. Die Frau riss den Mund auf. Im selben Augenblick ließ er die Kartoffel in das gähnende Loch fallen.
Die Frau gab ein Gurgeln von sich, versuchte zu husten, röchelte, kämpfte, ihre Augen quollen hervor, doch er presste ihren Leib mit eiserner Kraft auf die Matratze. Sie wand sich, strampelte mit den Beinen ...
Er schloss seine heiß brennenden Augen, versuchte nicht daran zu denken, was Festa in ihrer Kehle alles durchleiden musste.
Die Frau zuckte nur noch schwach, dann lag sie still.
Widerstrebend öffnete er die Augen, starrte in ihren schwarzen Schlund. Vielleicht konnte er Festa noch retten? Aber sie war in der Tiefe des Rachens verschwunden.
„Ich danke dir“, flüsterte er.
Er trug die tote Frau in die Küche und legte sie vor die Spüle.
Dann ging er zum Telefon.

„Warum um alles in der Welt hat Ihre Frau eine rohe Kartoffel gegessen, am frühen Morgen?“, fragte der Notarzt, nachdem er die Leiche untersucht hatte.
Er zuckte die Achseln. „Das tat sie öfter. Schwangere haben eben seltsame Gelüste.“

Als wieder Ruhe eingekehrt war, setzte er sich an den Küchentisch, vor sich einen Korb mit jungen Kartoffeln. Ganz unten fand er eine, die Festa sehr ähnlich sah. Sorgfältig befreite er sie von Erde und Staub, ehe er sie in seine Hosentasche gleiten ließ.

 

Hallo, Joe,
du hast nichts zu meckern - was will man mehr?
Danke und viele Grüße
Jakobe

 
Zuletzt bearbeitet:

tach Jakobe,
merkwürdigist die Geschichte ja, aber sehr spaßig zu lesen.
Lachen musste ich jetzt nicht, obwohl die Vorstellung allein sehr amüsant ist.
Nagut bis auf den Mord...aber naja.

Ich finde das du sehr gut geschrieben hast, über Handlung und dergleichen lässt sich streiten und ob es nicht doch besser in Seltsam gehört.
Aber hey, es kommt ein Mord drin vor und deswegen ist es eben "Krimi"...oder?

Es gibt wie bereits gesagt nichts großartiges zu bemängeln, also aus technischer Sicht. Wie man so schön sagt, die Kartoffel ist Deutschlands Liebling.

Ich habs nicht bereut zu lesen und naja, konstruktives hab ich jetzt nichts auf Lager, aber solangs kein "war scheiße!" ist, freut man sich sicher auch über unkonstruktive Kritik.

Schönen Tag noch,

es grüßt der Jekyll und Hide

 

Hallo Jekyll, Hide und Shyleen,
schön, dass euch die Geschichte gefällt! Danke, dass ihr mir das mitgeteilt habt!
Es stimmt, Jekyll und Hide, über diese Art "unkonstruktive" Kritik freut man sich wirklich. Und - ja - eigentlich passt die Geschichte besser in die Rubrik "Seltsam", aber aus bestimmten Gründen hatte ich ein Interesse daran, sie als "Krimi" zu verkaufen ... ;-)
Viele Grüße
Jakobe

 

Hallo Jakobe!

Schräge Geschichte auf den ersten Blick, aber gar nicht mal so abwegig, wie es zunächst scheint. Ob und durch was jemand Einflüsterungen erfährt, kann ja vielseitig sein.
Kleinigkeit: Deine Formulierungen zu der Ehefrau deuten irgendwie eine Distanz zwischen ihr und deinem Prot an. Wenn diese so deutlich wäre, würde ihm doch ihr (angebliches) Fremdgehen nicht soviel ausmachen, oder?

Geschichte hat mit gefallen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi Shyleen, hi DarkLady.

Es wäre für die Autoren hilfreicher, wenn ihr etwas mehr zu der Geschichte schreiben würdet, als nur ein oder zwei Sätze, dass es euch gefallen hat. Weshalb es euch gefallen hat, zum Beispiel.

Hi Jakobe!

Auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Sie ist spannend erzählt und flüssig geschrieben. Kein Meilenstein, aber äußerst unterhaltsam.
Man nimmt dem Prot ab, dass er tatsächlich so ne Meise hat. (Wie man allerdings ausgerechnet auf Kartoffeln kommt ... :D )
Allerdings: Wieso heiratet man jemanden mit so einer Macke? Die Frau hat doch sicherlich schon mal bemerkt, dass der Prot mit Kartoffeln rumläuft und spricht, oder?
Und: Wieso schält er mehrere Kartoffeln? Das verstehe ich nicht ganz. Ich meine, damit die Polizei glaubt, sie wollte mehrere Kartoffeln essen? Das kommt mE nicht ganz gut rüber.

Ansonsten: Gern gelesen.


Liebe Grüße
Tamira

 

Hallo Jakobe,
interessant zu lesen mit was man alles einen Krimi machen kann.
Gerade jetzt ist mir eine Idee zu einer neuen Geschichte gekommen! Danke dafür. :-)
Der Name „Festa“, ist das eine Kartoffelsorte oder kaommt der von fest Kochend? ;-)

Drei Sachen sind mir aufgefallen:
Atmosphärisch fehlt mir da einiges. Dort, wo er seine Beziehung zur Kartoffel beschreibt kann es m.M.n. so bleiben. Dort, wo aber eine direkte Handluch stattfindet, z.B. als seine Frau aufwacht, nachdem die Kartoffel sie befummelt hat, muss was rein, ... meine ich.
Ist sie verschlafen und träge oder ist sie gleich da? Murmelt sie verschlafen oder spricht sie sachlich und kalt? Ist sie sogar laut und aufgebracht? Wie ist die Stimmung?
..........
während er unter einem dünnen Rinnsal Kartoffeln schälte...
...........
Was ist das für ein Rinnsal? Schält man unter dem Wasserhahn Kartoffeln?
..........
Mit der rechten Hand griff er das Messer, mit der anderen seine Festa und begann sie zu schälen. Und dann holte er tief Luft, teilte sie mit einem Hieb in zwei Teile und legte die eine Hälfte in den Topf.
Ihr Schmerzensschrei gellte noch in seinen Ohren, als er zum Schlafzimmer zurückschlich.
..........
Mich wundert, dass er das Schälen als unproblematisch ansieht, das Zerschneiden aber einem Mord gleichkommt.
Tatsächlich müsste aber doch das Schälen so sein, als zöge man einem Wesen bei lebendigem Leib die Haut ab.

Nicht die große Literatur aber als Unterhaltung in der Mittagspause, kurzweilig und gut geeignet.
L:G:
Manfred

 

Hallo Jakobe,

ein ganz schön brutaler Mord, wenn man den Todeskampf erlebt oder ihm zuschauen muss.
Krimis beschäftigen sich ja gern mit der Suche nach dem perfekten Mord. Bleibt zu hoffen, dass der Arzt den Totenschein ausfüllt, ohne dass eventuell noch eine Obduktion angesetzt wird.
Las sich angenehm und leicht spannend.
Details:

Zum Beispiel damals, als er seinem Bruder – Lichtgestalt in den Augen der Eltern - eine schwere Kartoffel an die Stirn warf und er bewusstlos zu Boden fiel.
und der bewusstlos ... (sonst fällt der Werfer)
Er versteckte sie zwischen Zeitschriften auf der Kommode, wo sie mit tausend Augen beobachten konnte, was in seinem Ehebett vorging.
"wo" ist hier eine unzulässige Kürzung. Es muss "von wo aus" heißen.
Vorsichtig zog er die Decke weg, bis er wusste, dass sie nackt vor ihm lag. Sie schlief immer nackt.
Wenn sie gerade erst ins Bett gegangen wären, ja, aber die Frau schläft, seine Augen hatten Zeit genug, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er kann definitiv sehen, dass sie nackt vor ihm liegt, es sei denn, er ist blind.
„Das glaube ich ihr sogar“, dachte er, „nach dem, was sie am Nachmittag mit meinem Bruder getrieben hat.
Einfach eine Frage des Timings. Es wirkt direkter im Gefühl, wenn er die Gedanken wie einen Dialog an seine Frau richtet. Ist auch natürlicher, wenn man sich ärgert oder verbittert ist. Die meisten denken dann nicht "die falsche Schlange", sondern "du falsche Schlange".

Was mir sonst noch auffiel, hat Manfred schon genannt. Auch, wenn ich natürlich weiß, dass man Kartoffeln tatsächlich oft unter fließendem Wasser schält, damit der Sand gleich weggespült wird und sie nicht oxidieren.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

........
Auch, wenn ich natürlich weiß, dass man Kartoffeln tatsächlich oft unter fließendem Wasser schält, damit der Sand gleich weggespült wird und sie nicht oxidieren.
........
Angeber, Wasserverschwender! ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Nothlia,

Nothlia schrieb:
Kleinigkeit: Deine Formulierungen zu der Ehefrau deuten irgendwie eine Distanz zwischen ihr und deinem Prot an. Wenn diese so deutlich wäre, würde ihm doch ihr (angebliches) Fremdgehen nicht soviel ausmachen, oder?Nothlia

Da hast du nicht Unrecht. Aber der Hauptgrund, warum er seine Frau umbringt, ist, dass er sich darüber ärgert, dass sie anderen gewährt, was sie ihm versagt. Diesen Aspekt muss ich vielleicht noch deutlicher machen. Vielleicht könnte ich auch noch einfügen, dass die Kartoffel ihm den Floh ins Ohr setzt, dass er seine Frau loswerden müsste.

Danke für deine Anmerkung und viele Grüße!
Jakobe

Hallo, Tamira,

Tamira Samir schrieb:
Hi Shyleen, hi DarkLady.

Es wäre für die Autoren hilfreicher, wenn ihr etwas mehr zu der Geschichte schreiben würdet, als nur ein oder zwei Sätze, dass es euch gefallen hat. Weshalb es euch gefallen hat, zum Beispiel.


Ich hab mich aber trotzdem gefreut :-).

Tamira Samir schrieb:
Auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Sie ist spannend erzählt und flüssig geschrieben. Kein Meilenstein, aber äußerst unterhaltsam.

Wenn sie unterhaltsam ist, bin ich zufrieden. Ich habe nicht den Ehrgeiz, Meilensteine zu setzen! ;-)

Tamira Samir schrieb:
Man nimmt dem Prot ab, dass er tatsächlich so ne Meise hat. (Wie man allerdings ausgerechnet auf Kartoffeln kommt ... :D )
Allerdings: Wieso heiratet man jemanden mit so einer Macke? Die Frau hat doch sicherlich schon mal bemerkt, dass der Prot mit Kartoffeln rumläuft und spricht, oder?

Warum die Frau das gemacht hat, ist nicht Gegenstand der Geschichte. Vielleicht hat sie es zu spät gemerkt oder sie hat ihn geheiratet, weil er Geld hat. Wer weiß? Aber es ändert nichts an der Geschichte. Man darf ja nicht vergessen: Es ist eine KURZgeschichte!

Tamira Samir schrieb:
Und: Wieso schält er mehrere Kartoffeln? Das verstehe ich nicht ganz. Ich meine, damit die Polizei glaubt, sie wollte mehrere Kartoffeln essen? Das kommt mE nicht ganz gut rüber.

Du hast Recht: Es könnte eigentlich auch nur eine sein. Ich denke, ich werde es ändern.

Tamira Samir schrieb:
Ansonsten: Gern gelesen.

Damit bin ich voll und ganz zufrieden (s. o.)

Auch dir vielen Dank und viele Grüße
Jakobe

Dreimeier schrieb:
Der Name „Festa“, ist das eine Kartoffelsorte oder kaommt der von fest Kochend? ;-)

Ich glaube, es kommt von "festkochend". Obwohl ich mir eigentlich eine mehlige Kartoffel vorgestellt habe. Ich überlegte auch, sie "Grata" (mehlige Sorte) oder "Melia" zu nennen. Irgendwie blieb ich bei "Festa" hängen. In meinen Ohren klingt es fies, vielleicht, weil ich auch an das englische Wort "fester" = schwären, eitern denke. ;-)

Dreimeier schrieb:
Drei Sachen sind mir aufgefallen:
Atmosphärisch fehlt mir da einiges. Dort, wo er seine Beziehung zur Kartoffel beschreibt kann es m.M.n. so bleiben. Dort, wo aber eine direkte Handluch stattfindet, z.B. als seine Frau aufwacht, nachdem die Kartoffel sie befummelt hat, muss was rein, ... meine ich.
Ist sie verschlafen und träge oder ist sie gleich da? Murmelt sie verschlafen oder spricht sie sachlich und kalt? Ist sie sogar laut und aufgebracht? Wie ist die Stimmung?

Muss ich mir noch mal ansehen. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass eigentlich keine echte Beziehung zwischen den beiden besteht, dass die Frau eher genervt ist.

Dreimeier schrieb:
während er unter einem dünnen Rinnsal Kartoffeln schälte...
Was ist das für ein Rinnsal? Schält man unter dem Wasserhahn Kartoffeln?

Sim hat dich ja schon aufgeklärt. (Ich wusste übrigens auch nicht, dass die Dinger oxidieren, hab nur an den Dreck gedacht.)

Dreimeier schrieb:
Mit der rechten Hand griff er das Messer, mit der anderen seine Festa und begann sie zu schälen. Und dann holte er tief Luft, teilte sie mit einem Hieb in zwei Teile und legte die eine Hälfte in den Topf.
Ihr Schmerzensschrei gellte noch in seinen Ohren, als er zum Schlafzimmer zurückschlich.
..........
Mich wundert, dass er das Schälen als unproblematisch ansieht, das Zerschneiden aber einem Mord gleichkommt.
Tatsächlich müsste aber doch das Schälen so sein, als zöge man einem Wesen bei lebendigem Leib die Haut ab.

Tolle Idee, das werde ich auf jeden Fall noch reinbringen!

Dreimeier schrieb:
Nicht die große Literatur aber als Unterhaltung in der Mittagspause, kurzweilig und gut geeignet.

Ich muss gestehen, ich habe so gar keine literarischen Ambitionen. Ich will nichts weiter als gepflegte Unterhaltung für die Mittagspause schreiben - damit bin ich zufrieden.

Auch dir vielen Dank und viele Grüße!
Jakobe

Hallo, sim,

sim schrieb:
Details:
und der bewusstlos ... (sonst fällt der Werfer)
"wo" ist hier eine unzulässige Kürzung. Es muss "von wo aus" heißen.
Wenn sie gerade erst ins Bett gegangen wären, ja, aber die Frau schläft, seine Augen hatten Zeit genug, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er kann definitiv sehen, dass sie nackt vor ihm liegt, es sei denn, er ist blind.
Einfach eine Frage des Timings.

Gucke ich mir auch noch mal an. Es gibt übrigens auch Rollos, da siehst du gar nix mehr. Er ist ja im Grunde auch blind im übertragenen Sinne, verlässt sich auf Festas Augen.

sim schrieb:
Es wirkt direkter im Gefühl, wenn er die Gedanken wie einen Dialog an seine Frau richtet. Ist auch natürlicher, wenn man sich ärgert oder verbittert ist. Die meisten denken dann nicht "die falsche Schlange", sondern "du falsche Schlange".

Das stimmt grundsätzlich schon, aber für ihn ist seine Ehefrau ja immer nur "die Frau". Deshalb finde ich es überzeugender, wenn er sie auch in Gedanken nicht anspricht.

Wie dem auch sei - ich sehe schon: Am Wochenende muss ich noch mal ran an die Geschichte.

Danke und viele Grüße
Jakobe

 

Ich habe die Geschichte gemäß euren Vorschlägen überarbeitet. Noch mal allen Ratgebern vielen Dank!
Jakobe

 

Hallo Jakobe,

ich finde, das ist eine originelle kleine Geschichte.
Die Idee mit den Kartoffeln ist wirklich schick.
Auch den Titel finde ich gut gewählt, weil man ihn mehrdeutig interpretieren kann.
Das Auseinandergehen kann sich auf den Prot und seine Frau beziehen - oder auf den Prot und seine Kartoffel.
:)

Als konstruktive Anmerkung hätte ich ein paar Leerzeilen anzubieten. Würde ich immer dann setzen, wenn größere (oder auch kleinere) Sprünge in Raum und Zeit stattfinden. Sonst sind die Übergänge zu abrupt, und ich der Leser werde aus der Bahn geworfen und frage mich, was da gerade passiert ist oder ob ich etwas übersehen habe.

Im einzelnen würde ich Leerzeilen an folgenden Stellen setzen.

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Und die Kartoffel half.
[Leerzeile]
Er versteckte sie zwischen
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Hier ist die Einstiegsszene am Tisch mit Erinnerungen zu Ende und es wird ein Stück vorgespult.

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was in seinem Ehebett vorging.
[Leerzeile]
In der Nacht wisperte sie ihm ins Ohr
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Hier geht es von einem Zeitrafferbereich (Beobachtungen der Kartoffel über den Tag hinweg) zu einem Normalzeitbereich (Prot liegt im Bett) über.

Hmmm. Irgendwie sind diese beiden Leerzeilen so dicht aufeinander nicht wirklich schön.
Was mich in dieser Gegend des Textes jedenfalls stört, ist dass der Prot zuerst am Tisch sitzt und gleich darauf im Bett liegt. Irgendwie fehlt mir da eben eine klare Trennung, ein erkennbarer Übergang.

###
Dann ging er zum Telefon.
[Leerzeile]
„Warum um alles in der Welt hat Ihre Frau
###
Das hier ist wieder einfach.
Zwischen dem Anruf und dem Eintreffen des Notarztes vergeht doch wohl ein bisschen Zeit.

Ja, das war‘s eigentlich schon.
Trotz dieser Kleinigkeiten finde ich den Text, wie schon gesagt, sehr originell.

viele Grüße
jflipp

 

Lieber jflipp,
ich habe gerade ein paar Leerzeilen eingefügt und am Anfang auch einiges umgestellt. Ich hoffe, so werden die zeitlichen Zusammenhänge deutlicher. Vielen Dank für die gute Idee und viele Grüße
Jakobe

 

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