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Blaue Lippen

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19.12.2004
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Blaue Lippen

Es war an einem Wintertag.
Sie lag in meinen Armen - regungslos - und sie konnte nichts mehr sagen. Ich war fassungslos. Es war kalt und grau. Aus ihrem Körper entwich jegliche Wärme. So kraftlos, ohne jeden Willen auf Leben, habe ich sie noch nie gesehen.

Ihre Haut wurde blass. Ich sah ihr in die Augen, - sie waren fast schon schwarz. Schwarz wie Trauer oder Verzweifelung, die uns wie ein Mantel umgeben hatte. Jedoch sollte dieser Mantel uns nicht vor der Kälte schützen, sondern mich in Mitleidenschaft ziehen. Sie wird sterben. Damit auch ein Teil in mir, der mich an meine Vergangenheit erinnert.

Ihre Lippen wurden blau vor Kälte. Ein letztes Mal würde ich diese Lippen küssen. Ich konnte spüren, dass dieser Kuss sich wie ein Dolch in mein Herz zu bohren versuchte und die ganze Kälte von außen in mich hineingetragen wurde. Dabei schloss ich die Augen und fing die Momente ein, die man nicht mit Worten beschreiben kann. Mein Herz blutete und gefror zu gleich.

Das Letzte, was sie zu mir sagte, war: "Warum?"
Aus ihrer Hand fiel ein Foto. Nachdem ich es mir angesehen hatte, wehte der Wind es in die Ferne. Es war ein Foto aus meiner Kindheit und es zeigte, wie glücklich ich doch vor dem Wendepunkt in meinem Leben war.
Für einen kurzen Moment verlor ich mich in der Vergangenheit. Dachte an die Küsse, die ich nicht wollte, aber dazu gezwungen wurde.
Ich biss mir umbewusst, vielleicht aus Abscheu, auf meine Lippen.
Das Blut färbte sich blau, wie ihre Lippen.

 

Hallo Zeco da Silva!

Erstmal einige stilistische Anmerkungen:

trockenkalt, eben einer dieser Wintertage. Dennoch konnte ich spüren
Trockenkalt ist wohl kein gebräuchliches Wort, es ist verständlich, was Du meinst, aber es stört den Lesefluss. Das Dennoch ist mir dann unverständlich. Wenn es kalt ist, entweicht die Wärme aus den Körpern. Ein Dennoch wäre wohl angebraucht, wenn tropische Temperaturen herrschen.
der sie vom Leben zum Tod trennen sollte
wieso trennen?
Die Haut war weiß, wie der Schnee
Das Komma ist zu viel. Und ich würde sagen Ihre Haut -denn sonst stockt man erst einmal, welche Haut denn jetzt gemeint ist.

dasss nicht nur sie, sondern auch sie in mir sterben würde
Das [Idasss[/I] hat ein s zuviel. Der Satz ist insgesamt nicht glücklich durch die Doppelung des sie: sie in sich und sie in mir?
Die Lippen wurden bläulich vor Kälte
Warum nicht Ihre Lippen

Der Schmerz war entsetzlich und wich bis heute nie.
Das müsste im Deutschen anders gesagt werden: Der Schmerz war entsetzlich und er ist bis heute nicht gewichen oder und er hat mich nie verlassen oder so.

Mein Herz versuchte aufhören zu schlagen, als sie aufhöre mich zu küssen
ich kann michd es Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Übersetzungsfehler vorliegt. Man kann das auch kaum gut sagen: Mein Herz versuchte, zu schlagen aufzuhören? Beim zweiten aufhöre fehlt ein t: aufhörte und dahinter kommt ein Komma.

Das Letzte, was sie zu mir sagte, war warum?
Auch wenn Du konsequent Rede vermeidest. Es muß zumindest heißen: sagte, war: Warum?

Sie zeigte mir noch ein Foto aus ihrer Kindheit und eine Träne
Ich finde es nach dem bisherigen Gang der Geschichte unglaubwürdig, dass sie jetzt noch ein Foto hervorholt. Vor und eine Träne würde ich einen Punkt setzen. Denn jetzt klingt es so, also bi sie dem Prot ein Foto und eine Träne zeigt.

ab und zu morgens an trockenkalten Wintertagen in den Spiegel schaue
Was meint das ab und zu? Der Prot schaut ab und zu an trockenkalten WEintertagen in den Spiegel - oder erschaut ab und zu morgens in den Spiegel. Oder ab und zu erkennt er die blauen Lippen?

Ich weiß, dass es sie nie existierte, aber immer ein Teil von mir war.
So ist der Satz schlicht unverständlich. Streiche ich das es, dann steht da, dass sie nie existierte. Aber sie war immer ein Teil des Prot und sie prägte sein Leben. Wie sie dieses Leben prägte, schreibst Du leider nicht.

Fazit. Die Begegnung zweier Personen wird erzählt, es gibt keine wörtliche Rede, kein "show don't tell" - das macht die Geschichte auch bei dieser Kürze eher langweilig.

Die GEschichte hat keinen wirklichen Anfang und vor allem keinen echten Schluß. Es gibt zwar die überraschende Feststellung, dass diese Begegnung nur in der Phantasie stattfand, aber was sie für den Prot nun bedeutet und was sie bei ihm bewirkt hat, bleibt im Dunkeln. Schade.

Lieben Gruß

Jo

 

Hey Jo, harte, aber ich finde eine faire Kritik.
Werde die Geschichte auf jeden Fall überarbeiten.
Danke

 

Hallo Zeco da Silva!

Um Längen besser! Jetzt regt der offene Schluß auch zum Nachdenken an.

:thumbsup: Jo

 

Hab vielen Dank! Viel Spaß beim Interpretieren.
Andere Geschichten werden in Kürze folgen.

 

Ups,

Jedoch sollte dieser Mantel uns nicht vor der Kälte schützen, sondern mich in Mitleidenschaft ziehen. Sie wird sterben. Damit auch ein Teil in mir, der mich an meine Vergangenheit erinnert.
Geht es vielleicht auch ein bischen genauer. Warum sprichst du nicht aus was du meinst. Methaphern sind schön und gut, wenn sie zu verstehen sind. Ich verstehe nix und dann habe ich auch keine Lust, wie du so schön sagst:
Viel Spaß beim Interpretieren.
Geheimnisse zu lüften oder zu rätseln, denn deine Methaphern sind für mich zu beliebig, als dass sie im Kontext eindeutig zu verstehen sind.

 

Zeco da Silva,

deine Geschichte wirkt für mich schon recht interessant, einige Anmerkungen habe ich dann doch noch:

Es war an einem Wintertag 1994.
Wenn du am Ende schreibst, dass sich dein Ich-Erzähler in der Vergangenheit verliert, dann halte ich es nicht für klug, schon am Anfang anzugeben, wann die Geschichte spielt.
Sie lag in meinen Armen, - regungslos, - und sie konnte nichts mehr sagen.
Entweder du lässt die Bindestriche weg oder die Kommas. Beides ist zu viel.
So kraftlos, ohne jeden Willen auf Leben, habe ich sie noch nie gesehen.
Das zweite Komma ist falsch gesetzt.
Jedoch sollte dieser Mantel uns nicht vor der Kälte schützen, sondern mich in Mitleidenschaft ziehen.
Umständlich formuliert. Vielleicht versuchst du es einmal mit einer Ellipse. Etwa so: "Ein Mantel, der uns nicht vor Kälte schützen sollte."
Der zweite Teil des Satzes ist mir zu unklar. Was meinst du mit "Mitleidenschaft"? Dieses Wort klingt zu dramatisch und auch nicht klar genug. Eine stärkere Fomulierung wäre hier besser.
Ihre Lippen wurden bläulich vor Kälte.
Zu schwammig. Direkter wäre: "Ihre Lippen waren blau vor Kälte."
Sie wird sterben.
Wenn die restliche Geschichte in der Vergangenheit steht, muss dieser Satz daran angepasst werden.
Ich konnte spüren, dass dieser Kuss sich wie ein Dolch in mein Herz zu bohren versuchte und die ganze Kälte von außen in mich hineingetragen wurde.
Das "versuchen" ist zu schwach. Auch würde ich das "dass" durch ein "wie" ersetzen.
Dabei schloss ich die Augen und fing die Momente ein, die man nicht mit Worten beschreiben kann. Mein Herz blutete und gefror zu gleich.
zugleich
Das "Dabei" würde ich weglassen. Es macht den Satz umständlich.
Das Letzte, was sie zu mir sagte, war: "Warum?"
Der Nebensatz schwächt die Wirkung. Du solltest versuchen, einen Hauptsatz zu formulieren.
Nachdem ich es mir angesehen hatte, wehte der Wind es in die Ferne. Es war ein Foto aus meiner Kindheit und es zeigte, wie glücklich ich doch vor dem Wendepunkt in meinem Leben war.
Hauptsätze wäre besser. Außerdem sollte dein Protagonist sich das Foto erst ansehen, bevor der Wind es davonträgt.
Für einen kurzen Moment, verlor ich mich in der Vergangenheit.
Dachte an die Küsse, die ich nicht wollte, aber dazu gezwungen wurde.
Hier solltest du keinen Absatz machen; die Sätze gehören zusammen.
Ich biss mir umbewusst, vielleicht aus Abscheu, auf meine Lippen.
"Die" statt "meine", sonst wirkt der Satz überzogen.

Generell hast du das Thema bearbeitet. Einige Formulierungen sind sehr stark, andere könnten besser sein. Vor allem solltest du versuchen, einen einheitlichen Stil in ein und derselben Geschichte einzuhalten.

Gruß, Saffron.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Leute,
finde es echt super, dass ich viele Kritiker gefunden habe. ;)
Eins verstehe ich jedoch nicht, Oleandra.
Der Sinn einer Kurzgeschichte sollte doch sein, dass man sie interpretiert.
Deswegen haben Kurzgeschichten auch eigentlich keinen richtigen Anfang und auch ein offenes Ende. Und ich finde, das ist auch mein Stil, den ich beibehalten werde, dass zu Interpretationen auch Metaphern gehören.
Ich finde es auch gut von Saffron, dass du dich so intensiv mit der Geschichte auseinander gesetzt hast.
Kostet garantiert viel Nerven. :)
Spaß bei Seite.
Gebe dir Recht, dass man die Jahreszahl am Anfang weglassen sollte.
Und bei dem einen oder anderen grammatischen Fehler gebe ich dir ebenso Recht.
Jedoch werde ich meinen Stil beibehalten und deswegen auch, wenn es nicht nötig ist, keine neuen Änderungen vornehmen.
Wie schon gesagt, danke ich euch für eure Kritik.
Sie ist konstruktiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Saffron,
finde, aber der Satz, dass sie sterben wird, ist von dem zeitlichen Ablauf schon in der richtigen Zeit. Auch wenn er in der Zukunft geschrieben wurde und die Geschichte in der Vergangenheit spielt.
Außerdem hat der Prot sich erst das Foto angesehen, bevor der Wind es weggetragen hat. :)

 

Eins verstehe ich jedoch nicht, Oleandra.
Der Sinn einer Kurzgeschichte sollte doch sein, dass man sie interpretiert.
Deswegen haben Kurzgeschichten auch eigentlich keinen richtigen Anfang und auch ein offenes Ende. Und ich finde, das ist auch mein Stil, den ich beibehalten werde, dass zu Interpretationen auch Metaphern gehören.

Deswegen:
Ich finde es auch gut von Saffron, dass du dich so intensiv mit der Geschichte auseinander gesetzt hast.
Kostet garantiert viel Nerven.
Ich bin eben faul.

 

Hallo Zeco da Silva,

Gefällt mir, vor allem sprachlich. Und nach Jos Kritik ist es auch bestimmt eine gelungene Überarbeitung.
Da du viel Wert auf Interpretation legst - ich würde mich Dante anschließen. Manchmal mag man eine Geschichte aber gar nicht zu sehr zerpflücken - das ist mir oft zuwider. Aber gut - erfriert sie? Warum? Das find ich vom Plot her - naja, fast schon unwirklich. Deshalb höre ich jetzt auch auf mit interpretieren und freu mich noch ein bisschen länger an der tollen Sprache, insbesondere am letzten Satz.
Dass du in Gesellschaft gepostet hast, kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber da ich mich ja um die Interpretaion gedrückt habe, bemängel ich das jetzt nicht zu sehr...

Gruß,
Anea.

P.S. Normalerweise lässt sich mit meinen Kritiken mehr anfangen, bin leider noch sehr müde :D

 

Zeco da Silva,

danke, dass du meine Kritik so ausgiebig berücksichtigt hast. Beim nochmaligen Durchlesen ist mir noch ein Kommafehler aufgefallen.

Das Blut färbte sich blau, wie ihre Lippen.
Hier muss eigentlich kein Komma stehen. Wenn du den letzten Teil allerdings bewusst abgrenzen wolltest, wäre es besser, für ihn einen neuen Satz zu schreiben.

Alles Gute mit weiteren Geschichten und viel Glück im neuen Jahr!
Gruß, Saffron.

 

Leute, ihr wisst nicht, wie ich mich über eure zahlreiche Kritik freue. Das gibt mir die Hoffnung mehr Kurzgeschichten ins Net zu stellen, da ihr super konstruktive Kritik liefert. Versuche eine nächste Geschichte am WE ins Net zu stellen. Viel Spaß beim Zerpflücken! :)

 

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