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Blaues Kleid
Regentropfen plätscherten in die Pfützen um uns herum. Sie stand vor mir und schrie mich an, aber ich hörte sie kaum. Mein Blut rauschte mir in den Ohren und der Regen schlug auf das Dach ein, auf dem wir standen. Logisch, das wir ausgerechnet auf einem Flachdach stehen mussten. Sie ging immer weiter auf die Kante zu, aber ich konnte mich nicht bewegen, ich stand bloß da und sah zu.
Hast du mich je geliebt?
JA! Immer. Und ich tue es noch;
aber das schien keine Rolle mehr zu spielen. Der Regen wurde stärker, der Himmel dunkler und die Luft rundherum grauer. Das war kein Nieselregen mehr. Scheiß Wettervorhersage! Sie stand am Rand, nur eine Armlänge von mir entfernt und ließ sich fallen. Fiel in meine Arme, schluchzte. Ich hielt sie fest. Sie trug das blaue Kleid.
Die Sonne scheint, meine Fingerspitzen streicheln über ihren Arm. Ihre Haare kitzeln meine Nase, wenn der Wind sie bewegt. Die Hängematte hier aufzuhängen war eine gute Idee. Sie liegt halb auf meinem Bauch und ich halte sie im Arm. Eine schönes Gefühl. Sonne auf der Haut und nur eine leichte Brise, sonst steht die warme Luft still. Sie trägt das schöne blaue Kleid, das wir zusammen gekauft haben. Wie sehr ich sie liebe. Was ich nicht alles für sie tun würde.
Sie hing in meinem Armen und schlug auf mich ein. Ohne aufzuhören schrie sie weiter. Unverständliche Worte. Schweigen von 2000 dezibel. Ihre Haare waren klatschnass. Was würde ich ohne sie tun? Ich könnte nichts ohne sie tun. Ihr Kleid klebte an ihrer Haut, ihre Hände krallten sich in meine Arme.
Lass mich nicht alleine!
Niemals...
Mein Blick schaut weiter gradeaus. Graue Häuser, graut Luft, grauer Regen, alles grau. Aber da, auf der anderen Seite, an dem anderen Haus da war ein Balkon, mit Blumen dran, roten Blumen.
Auf dem Tischchen neben uns stehen ein Krug mit Eistee und Windbeutel aus dem Kühlschrank. Auf dem Teller sind rote Blumen. Neben dem Teller stehen zwei Gläser. Auch mit roten Blumen.
Ich liebe dich, weißt du das?
Ich weiß. Ich dich auch.
Stille. Vögelzwitschern. Wind. Und ihr Duft in meiner Nase.
Sie schlug mich nicht mehr. Sie stand nur noch da. Ich wollte sie trösten, wollte dir Tränen, die zwischen den Regentropfen flossen trocknen und den Regen mit ihr genießen. Ihr Schminke war verschmiert. Mein Oberteil jetzt auch. Sie sah mich wieder an.
Ich liebe dich, weißt du das?
Ich weiß. Ich dich auch.
Stille. Regentropfen. Wind. Und ihr Kopf an meiner Schulter.