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Blaues Kleid

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21.09.2009
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Blaues Kleid

Regentropfen plätscherten in die Pfützen um uns herum. Sie stand vor mir und schrie mich an, aber ich hörte sie kaum. Mein Blut rauschte mir in den Ohren und der Regen schlug auf das Dach ein, auf dem wir standen. Logisch, das wir ausgerechnet auf einem Flachdach stehen mussten. Sie ging immer weiter auf die Kante zu, aber ich konnte mich nicht bewegen, ich stand bloß da und sah zu.
Hast du mich je geliebt?
JA! Immer. Und ich tue es noch;
aber das schien keine Rolle mehr zu spielen. Der Regen wurde stärker, der Himmel dunkler und die Luft rundherum grauer. Das war kein Nieselregen mehr. Scheiß Wettervorhersage! Sie stand am Rand, nur eine Armlänge von mir entfernt und ließ sich fallen. Fiel in meine Arme, schluchzte. Ich hielt sie fest. Sie trug das blaue Kleid.

Die Sonne scheint, meine Fingerspitzen streicheln über ihren Arm. Ihre Haare kitzeln meine Nase, wenn der Wind sie bewegt. Die Hängematte hier aufzuhängen war eine gute Idee. Sie liegt halb auf meinem Bauch und ich halte sie im Arm. Eine schönes Gefühl. Sonne auf der Haut und nur eine leichte Brise, sonst steht die warme Luft still. Sie trägt das schöne blaue Kleid, das wir zusammen gekauft haben. Wie sehr ich sie liebe. Was ich nicht alles für sie tun würde.

Sie hing in meinem Armen und schlug auf mich ein. Ohne aufzuhören schrie sie weiter. Unverständliche Worte. Schweigen von 2000 dezibel. Ihre Haare waren klatschnass. Was würde ich ohne sie tun? Ich könnte nichts ohne sie tun. Ihr Kleid klebte an ihrer Haut, ihre Hände krallten sich in meine Arme.
Lass mich nicht alleine!
Niemals...
Mein Blick schaut weiter gradeaus. Graue Häuser, graut Luft, grauer Regen, alles grau. Aber da, auf der anderen Seite, an dem anderen Haus da war ein Balkon, mit Blumen dran, roten Blumen.

Auf dem Tischchen neben uns stehen ein Krug mit Eistee und Windbeutel aus dem Kühlschrank. Auf dem Teller sind rote Blumen. Neben dem Teller stehen zwei Gläser. Auch mit roten Blumen.
Ich liebe dich, weißt du das?
Ich weiß. Ich dich auch.
Stille. Vögelzwitschern. Wind. Und ihr Duft in meiner Nase.

Sie schlug mich nicht mehr. Sie stand nur noch da. Ich wollte sie trösten, wollte dir Tränen, die zwischen den Regentropfen flossen trocknen und den Regen mit ihr genießen. Ihr Schminke war verschmiert. Mein Oberteil jetzt auch. Sie sah mich wieder an.
Ich liebe dich, weißt du das?
Ich weiß. Ich dich auch.
Stille. Regentropfen. Wind. Und ihr Kopf an meiner Schulter.

 

Willkommen NikaAngel,

hier im Forum.

Verstehe ich es richtig, dass Du hier eine Beziehungsgeschichte erzählst ... einmal im Sonnenschein und einmal im Regen? Ich werd nicht so recht schlau daraus, da Du in den Zeitformen springst - hin und her und zurück. Es wäre sicher hilfreich, wenigstens in den Absätzen konsequent zu bleiben ;).
Und wenn es wirklich um zwei Tage geht, dann beschreib doch einen im Präsens und einen in der Vergangenheit.

Diesen Absatz mal als Beispiel.

Sie steht am Rand, nur eine Armlänge von mir entfernt und lässt sich fallen. Fällt in meine Arme, schluchzt. Ich halte sie fest.

Bis dato war es Vergangenheit, jetzt ist Gegenwart, der folgende Satz wieder Vergangenheit. Sie stand ... ließ ... Fiel ...schluchzte ... hielt

Ich bring auch den Inhalt nicht ganz zueinander. Am Anfang steht der Vorwuf: "Du hast mich nie geliebt!" und dann ist nur noch von Friede und Freude die Rede, man liebt sich und wird geliebt, wo war denn das Problem? Was hat sie denn auf das Dach getrieben? Und vor allem, welche Bedeutung hat das Titel gebende blaue Kleid? Dein Text wirft einige Fragen in mir auf, zu denen ich keine Antworten finde.

Abgesehen von meiner Verwirrtheit entwirfst Du schöne Bilder. Die funktionieren für mich ;).

Viel Freude Dir hier.
Beste Grüße Fliege

 

Hoffe mal es ist jetz erstmal besser, auch wenn es nur eine kleine Überarbeitung war.

Ich sag mal so: der Text ist vielleichteher was für sehr optisch konzentrierte Menschen. Die roten Blumen, das blaue Kleid. Ich gehör wohl dazu.

Was mich ein bisschen auch an den den anderen Einträgen wundert: Kurzgeschichten müssen eben dies eigentlich nicht erklären, was vorher passiert ist, ist eigentlich egal, es geht nur um die Situation, Die Gedanken in dieser Situation. So war es zumindest geplant ;)

Außerdem hat es ja immernoch einen Grund, dass diese Geschichte in der Rubrik "seltsames" gelandet ist

Danke auf jeden Fall erstmal
Nika

 
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Moi NikaAngel,

eigentlich bin ich wohl so ein visueller Typ, aber die Sache ist mir auch ein bissl zu vage.
Es muß keine Vorgeschichte haben, und kein eindeutiges Ende, aber zumindest eine halbwegs eindeutige Geschichte überhaupt, und die sehe ich nicht so ganz. Wenn ein Text ein stabiles Gerüst hat, rästel ich auch gern, aber wenn ich bei jedem Halbsatz überlege, was nun wie gedeutet werden soll ... dräu dräu ... dann wirkt es nur noch beliebig.

Zum einen steht der Text in Seltsam, was den Hauptaspekt ausmachen soll - würde er in Alltag oder Romantik stehen, würde mir aber nix komisch vorkommen. Also bin ich da schonmal enttäuscht.

Dann denke ich, es geht hier nur um Gedanken - innerer Monolog der Erzählerin oder des Erzählers. Sonst gäbe es wohl Anführungsstriche. Die Geliebte bleibt also ohne Sprache, das macht sie wenig nachvollziehbar: ob sie jetzt heult oder haut oder zufrieden ist, bleibt ganz willkürlich und unmotiviert.

Die Bilder sind mir zu abgenudelt - 'schreiende Stille', Szenen am Dachrand, alles zu oft gelesen. Blumen, graue Häuser, Regen, Sonne, nasse Haare, trommelnde Fäuste ... Joo, also für mich nix Neues.

Dann verstehe ich nicht, warum das Flachdach so erwähnt wird, auf anderen steht man ja auch schlecht, je mehr, je näher man am Rand ist. Die Szene wäre anders nunmal kaum möglich.

Es sieht aus wie Gegenwelten, Realität/Möglichkeit, Gegenwart/Zukunft, aber Blau und Rot bilden keinen Komplementärkontrast, daher liege ich mit der Deutung sicher falsch. Warm und kalt, Liebe und Unsicherheit/Streit. Hm, na und?

Also, und jetzt vergeht mir auch langsam die Lust, weiter zu rätseln, weil sich meine Vermutungen durch rein gar nichts stützen lassen, und das ist unbefriedigend. Sicher habe ich massiv was übersehen, aber etwas muß der Text auch dazu leisten.

Sori, aber auch wenn so Angedeutetes mystisch und künstlerisch wirken soll, wird es diesem Anspruch nur sehr selten wirklich gerecht. Auf mich wirkt das hier sehr bemüht.
Denke, Du hättest durchaus die sprachlichen Mittel, hier mit einer ordentlichen Überarbeitung was draus zu machen. Möglichst noch ohne die Klischees.

Moi moi,
Katla

 

Hallo Nika,

Ich weiß wirklich nicht, was ich von der Geschichte halten soll.
Zunächst einmal kann ich sagen, dass sie mit starken Sinneseindrücken arbeitet, wie du selbst schriebst, das Visuelle steht sehr im Vordergrund. Die sinnlich wahrgenommene Außenwelt zeigt sich stets als Abbild der im Protagonisten vorherrschenden Emotionen. Und die "sonnigen" Szenen sind - zumindest in der jetzigen Version - im Präsenz gehalten, die "regnerischen" im Präteritum. So weit, so klar. Guter Ansatz, hübsch durchgeführt.
Aber es gibt eben dieses große Problem der Beliebigkeit. Die Beziehung zwischen den gegensätzlichen Szenen ist unklar, zudem zeichnet sich kein Rahmen, kein Hintergrund ab. Die eigentliche Handlung wirkt sehr 08/15.
Wie ist es denn nun?

Mein Blick schaut weiter gradeaus. Graue Häuser, graut Luft, grauer Regen, alles grau. Aber da, auf der anderen Seite, an dem anderen Haus da war ein Balkon, mit Blumen dran, roten Blumen.
Diese Stelle, im Zusammenhang mit der nächsten Szene, ließ mich mutmaßen, bei der Geliebten der sonnigen Szenen handle es sich um eine andere, als in den regnerischen. Wenn du ein solches oder ein ähnliches Konzept hast, sollte es aber unbedingt stärker betont werden, denn bislang lässt sich da nur wild spekulieren. (Nebenbei: Die Wendung "mein Blick schaute" halte ich für unglücklich; es ist ja der Mensch, der mit seinem Blick schaut.)

Ums auf den Punkt zu bringen: Unbedingt den Roten Faden nachziehen!


Gruß,
Abdul

 

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