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Blumenwiese

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03.01.2019
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Blumenwiese

Regen trommelte gegen die Fensterscheibe, während Kati ihr Lieblingsbuch zuklappte. Wieder war sie vorbei. Ihre Reise in eine andere Realität, die so viel schöner war, als die Wirklichkeit. Sie stellte ihr Krankenbett noch etwas höher und blickte hinaus in den grauen Tag. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie zuletzt in der Sonne gespielt, oder ihre Freunde gesehen hatte. Seit Monaten war sie in diesem Krankenzimmer eingesperrt. Dazu kam, dass sie nur von wenigen besucht wurde. Eigentlich nur von ihren Eltern, da jeder andere ein zu hohes Gesundheitsrisiko für sie wäre.

Sie griff nach dem Beistelltisch. Obwohl er leichtgängige Rollen hatte, war es anstrengend für sie, ihn heranzuziehen. Die lange Bettruhe tat ihren Muskeln nicht gut. Ihre Arme waren kaum mehr als Knochen. Genau wie der Rest ihres Körpers. Wenn sie sich im Spiegel sah, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Inzwischen hatte sie den Spiegel im Bad mit einem Tuch abhängen lassen. Sie konnte ihren Anblick nicht mehr ertragen.

Endlich schaffte sie es, den Tisch an sich zu ziehen. Langsam zog sie eine der Schubladen auf. Sie war randvoll mit den verschiedensten Büchern. Von Fantasy bis zu Abenteuergeschichten gab es alles, wobei sie ihre Fantasygeschichten am meisten liebte. Die Vorstellung einer anderen Welt lenkte sie von den Schmerzen ab. Aber auch von den bösen Gedanken, die immer häufiger in ihrem Kopf kreisten.
Sie wühlte einen Moment in ihrer ‚Schatzkiste‘, bis sie feststellen musste, dass sie bereits alle Bücher gelesen hatte. Auch die Schachtel mit ihren Hörbüchern bot nichts Neues. Sie seufzte und blickte zur Uhr, die unaufhörlich tickte. Was sollte sie machen?

Nach einer Weile schaltete sie den Fernseher an, doch es lief nichts Interessantes. Auch die Mediathek auf ihrem kleinen Laptop konnte sie nicht begeistern. Sie wollte unbedingt lesen, doch solange ihre Eltern nicht wiederkamen, konnte sie sich keine neuen Bücher bestellen.

Traurig blickte sie zum Fenster. Inzwischen war es dunkel geworden. Nur die Nachttischlampe spendete noch etwas Licht. Ein Gefühl der Einsamkeit kroch in ihr hoch, schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte mit jemanden reden, um diese Dunkelheit zu verdrängen, die sie zu verschlingen drohte. Am liebsten hätte sie nach einer Krankenschwester geklingelt, aber sie konnte nicht ständig verlangen, dass jemand kam, um ihr die Hand zu halten.

Es wurde immer kälter im Zimmer. Sie wusste, dass es nur die Angst war, trotzdem verkroch sie sich unter der Decke, die genauso nach Desinfektionsmittel roch, wie der Rest des Zimmers. Wie sie diesen Geruch hasste, genau wie das leise Summen der Überwachungsgeräte oder die weiße Farbe der Wand. Sie war in einer Kinderklinik. Warum gab es keine Farbe? Sie war sicher nicht die Einzige, der das guttun würde. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen und rollte sich unter der Decke zu einer Kugel zusammen, versuchte, an etwas anderes zu denken, als an die Dinge, die ihr so viel Angst machten. Egal, wie schwer es ihr fiel.

Ganz unverhofft tauchte das Bild einer Blumenwiese vor ihrem geistigen Auge auf. Sie strahlte in den verschiedensten Farben, von Gelb zu Grün bis hin zu Violett. Schmetterlinge tanzten von einer Blüte zur nächsten, während bunte Vögel, am blauen Himmel flogen. Das Herz des Mädchens, machte einen kleinen Sprung. Kein Weiß, wo auch immer sie hinsah. Doch war die Wiese nicht etwas zu leer? Sie begann an ihre Freunde zu denken, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Lachend lief sie ihnen entgegen. Sie merkte, dass ihr Körper nicht länger krank war. Sie lief schneller und schneller, um ihre allerbeste Freundin in die Arme zu springen.
„Da bist du ja!“, rief sie. „Wie geht’s dir?“
„Besser“, sagte Kati begeistert. Sie blickte zu ihren anderen Freunden und fiel ihnen ebenfalls in die Arme. „Was wollen wir als erstes tun?“
„Dort drüben ist ein Tor. Wollen wir nachsehen, was dahinter ist?“, fragte Lea, ihre beste Freundin.
Die anderen nickten auffordernd, warteten jedoch darauf, was sie sagen würde. „Lass uns Abenteuer erleben!“ Sie gab ihren Freunden einen Wink und schritt mit Lea durch das Tor. Vor ihnen öffnete sich eine ganz neue Welt. Blumen so hoch wie Häuser, ragten in dem türkisenen Himmel empor.
„Was das wohl für eine Welt ist?“, fragte Lea.
„Das Land der Monster“, schlug Timo vor, der nun mit Nina das Tor hinter sich ließ.
„Nein. Der Garten eines Riesen“, sagte Nina.
„Oder vielleicht doch das Land der Feen?“, fragte Lea.
Sie lachten und fingen an den ‚Zauberwald‘ zu erkunden. Alles war farbenfroh und Kati musste nicht mehr an das kalte Krankenzimmer denken. Sie fühlte sich leicht und glücklich.

Allmählich setzte die Dämmerung ein. Gemeinsam gingen die Freunde durch das Tor zurück auf die wunderschöne Blumenwiese. Dort warteten schon Katis Eltern. Ihre Mutter breitete eine Decke aus, während ihr Vater einen kleinen Grill anfachte. Ihr Bruder saß im Schneidersitz daneben und blätterte in einem Buch. Er lächelte, als sie zu ihnen kamen.
„Na, was habt ihr dieses Mal entdeckt?“, fragte er.
„Ein fremdes Land, in dem die Blumen so hoch sind wie Häuser“, sagte Kati begeistert.
„Das hätte ich ja gern gesehen.“
„Komm beim nächsten Mal mit!“
„Ich glaube, das ist nichts mehr für mich.“ Er lächelte milde.
Kati setzte sich neben ihren Bruder. Ihre Freunde verteilten sich auf der Picknickdecke.
„Ihr habt ihr Hunger?“ fragte Katis Mutter.
„Na klar!“, riefen alle im Chor.
„Dann werde ich mich beeilen“, sagte ihr Vater. Nur einen kurzen Moment später hörte Kati ein Bellen hinter sich. Als sie sich umsah, erblickte sie ihren geliebten Hund, der wie ein Wirbelwind auf sie zugerannt kam. Sie breitete ihre Arme aus und ließ sich von ihm ausgiebig abschlecken. Gelöst lachte sie auf und wuschelte durch sein dichtes Fell. Jetzt war alles perfekt.
Lange saßen sie noch zusammen. Aßen und beobachteten gemeinsam den Sonnenuntergang.

Als sie ihre Augen wieder aufschlug, war es kurz nach Mitternacht. Eigentlich fürchtete sie sich zu dieser Zeit vor Krankenhausgeistern, doch das Bild der Blumenwiese in ihrem Kopf, verdrängte all das schlechte aus dem Zimmer. Aus Angst, dieses Bild wieder zu verlieren, griff sie nach ihrem Schreibblock und begann alles zu Papier zu bringen, was sie sich zuvor ausgemalt hatte. Die Nacht verging wie im Fluge. Als die ersten Sonnenstrahlen in ihr Zimmer krochen, hatte sie eine ganze Geschichte aufgeschrieben. Sie strahlte und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen, nicht mehr ganz so krank.

 

Hallo @Silberschwinge ,

du hast eine schon sehr berührende Kurzgeschichte geschrieben. Am Anfang war mir zwar nicht so ganz klar, woraus das alles hinauslaufen würde, aber mein Gesamteindruck ist doch schon ziemlich gut... Die Kurzgeschichte macht einem auf jeden Fall Mut nicht aufzugeben... :)
Mir persönlich spricht deine Kurzgeschichte aus aus dem Herzen, da ich selbst dieses Gefühl kenne, wenn man sich einfach in Bücher/eine andere Welt flüchten möchte.... Deswegen gefällt mir die Kurzgeschichte sehr... :)
Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Kurzgeschichte anderen Lesern ein bisschen zu Aktionslos verläuft...Mal sehen, was du noch so für Feedback bekommst...

Liebe Grüße chouette :)

 

Hallo @chouette,

danke für deinen Kommentar. Ich freu mich, dass dir meine Kurzgeschichte gefällt.

Am Anfang war mir zwar nicht so ganz klar, woraus das alles hinauslaufen würde,
Soll das in Geschichten nicht immer so sein? Ist doch langweilig, wenn man schon am Anfang weiß was am Ende passiert. :)

Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Kurzgeschichte anderen Lesern ein bisschen zu Aktionslos verläuft.
Ich finde nicht jede Geschichte muss Action haben. Eine einfache Erzählung kann auch unterhaltsam sein. Hier wollte ich einfach nur Erzählen, wie ein junges Mädchen versucht ihre Einsamkeit im Krankenhaus zu überwinden. Was sie schafft, in dem sie anfängt Geschichten zu schreiben.

 

Hallo Rob F,

danke für deinen Kommentar. Ich habe die Fehler korrigiert, die du mir aufgezeigt hast.

Sie strahlte in den verschiedensten Farben, von Gelb zu Grün bis hin zu Violett
Ich glaube, die Farben werden hier klein geschrieben.

Hier bin ich mir aber sicher, dass die Farben groß geschrieben werden. Sagt zumindest der Duden.

Den Kampf gegen die Riesenameise finde ich irgendwie fehl am Platz, würde ich weglassen.

Am Anfang hab ich ihn auch nicht drinnen gehabt. Dachte ohne, ist die Geschichte zu langweilig. Aber du hast recht das passt nicht. Ich hab es jetzt umgeschrieben, vielleicht passt das besser.

Mir ist übrigens nicht ganz klar, ob alles ab der Blumenwiese ein Traum ist, oder das Mädchen eher der Fantasie freien Lauf lässt. Du beginnst mit "...tauchte ganz unverhofft vor ihrem inneren Auge auf", aber nach dieser Sequenz öffnet sie die Augen, als hätte sie geschlafen.

Sie schließt die Augen um ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Als ihre "Reise" endet, schlägt sie ihre Augen wieder auf.

VG
Schwinge

 

Hey @Silberschwinge,
Ich fand deine Geschichte sehr schön. Während des Lesens musste ich ein wenig an Astrid Lindgrens "Sonnenau" denken und dachte schon, das Mädchen wäre gestorben.
Mir sind auch noch ein paar Sachen aufgefallen:


Dazu kam, dass sie selten Besucht wurde. Ei
besucht wird klein geschrieben
Obwohl er leichtgängige Rollen hatte, war es für sie ansträngend ihn heranzuziehen.
Anstrengend

Kein weiß, wo auch immer sie hinsah.
Weiß groß (glaube ich)

Blumen so hoch wie Häuser ragen in dem türkisenen Himmel empor.
Ich würde nur "türkisen" schreiben

Was das wohl, für eine Welt ist?“, fragte Lea.
Nach wohl kein Komma

Danke für deine Geschichte, hab sie sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
Sijo

 

Hallo Sijo,

danke für deinen Kommentar. Die Fehler die du noch gefunden hast, habe ich ebenfalls geändert.
Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. :) 'Sonnenau' kenne ich gar nicht. Da muss ich mal reinschauen.

Hallo Rob F,

Es ist nur ein Detail, aber du schreibst zu Beginn der Sequenz nicht, dass sie die Augen schließt, daher bin ich darüber gestolpert.

Ich habe das jetzt ein wenig deutlicher gemacht. Danke, für die Anmerkungen. :)

VG
Schwinge

 

Hey @Silberschwinge,

nachdem Du mir einen Kommentar hinterlassen hast, wollte ich mal gucken, was Du so schreibst und bin bei dieser Geschichte gelandet. Sie ist jetzt schon paar Tage alt und ich weiß nicht, ob Du noch an ihr arbeiten willst, aber für den Fall, hier ein paar Hinweise.

Zum einen fand ich das Setting sehr schön. Ein Kind, was lange im Krankenhaus liegt. Kenne ich, war auch mal eines davon. Ich wurde damals Meisterin für Perlenuntersetzer, habe das total perfektioniert und irgendwann waren mir diese "Kindervorlagen" auch echt zu einfach und ich habe Strickmuster übersetzt. Habe ganze Städte und Hollandmuster in Untersetzen geflochten. Deine Kati flüchtet sich in die Fantasie und beginnt Geschichten zu schreiben. Ich halte das für ein sehr realistisches Bild.
Wo ich jedoch Schwierigkeiten hatte, war das Alter. Sie spricht reflektiert und überlegt wie eine Erwachsene, spielt auf einer Wiese wie eine achtjährige, hat aber Laptop und Mediathek, wie ich es eher bei einer Jugendlichen sehe. Tja, wie alt ist sie? Ich weiß es nicht. Glaubhafte Erzähler im Kindesalter sind immer sau schwierig, da liegt die Latte ganz, ganz hoch.

Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie zuletzt im Regen spazieren gegangen war, oder wann sie Sonnenstrahlen auf ihrer Haut gespürt hatte.
Sind das wirklich Gedanken, die sich ein Kind macht? Ich habe eher an Spielen und Freunde gedacht.

Dazu kam, dass sie selten besucht wurde. Eigentlich nur von ihren Eltern, da jeder andere ein zu hohes Gesundheitsrisiko für sie wäre.
Das war bei mir auch so, aber die kamen dafür täglich. Abwechselnd, weil sie ja arbeiten mussten.

Sie griff nach dem Beistelltisch. Obwohl er leichtgängige Rollen hatte, war es für sie anstrengend ihn heranzuziehen. Die lange Bettruhe hatte ihren Muskeln nicht gutgetan.
Gutes Detail.

Wenn sie sich im Spiegel sah, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Inzwischen hatte sie schon alle Spiegel abhängen lassen. Sie konnte ihren Anblick nicht mehr ertragen.
Wieviele Spiegel gibt es denn in Krankenhauszimmern? Ich kenne keines, indem auch nur ein Spiegel hängt. Vielleicht im Badezimmer, also max. einer.

Endlich schaffte sie es, den Tisch an sich zu ziehen. Langsam zog sie eine der Schubladen auf. Sie war randvoll mit den verschiedensten Werken.
Werken - welches Kind sagt denn Werke statt Bücher? Das ist so ein Beispiel, wo Dir die Perspektive und Glaubwürdigkeit eines Kindes abhanden kommt.

Von Romantik bis Fantasy, wobei sie ihre Fantasybücher am meisten liebte.
Romantik ist jetzt auch kein Kindergenre. Also eher Jugendlich. Aber dann passt das Tollen auf der Wiese wieder nicht. Du machst es mir echt nicht leicht ;).

Sie wühlte einen Moment in ihrer ‚Schatzkiste‘, bis sie feststellen musste, ...
Schatzkiste klingt wieder sehr nach Kind.

Sie wollte unbedingt lesen, doch solange ihre Eltern nicht wiederkamen, konnte sie sich keine neuen Bücher bestellen.
Weiß nicht, damals gab es eine Krankenhausbibliothek. Aber das war im Osten und ist lange her. Da kam immer wer mit 'nem Bücherwagen rum.

Traurig blickte zum Fenster.
Traurig blickte sie zum Fenster.

Nur ihre kleine Nachttischlampe spendete noch etwas Licht.
Es gibt Krankenhäuser mit Nachttischlampen? Wow. Ich kenne nur die Dinger über den Betten, die man allerdings in verschiedenen Helligkeiten einstellen kann.

Am liebsten hätte sie nach ihrer Krankenschwester geklingelt, aber sie konnte nicht ständig verlangen, dass sie kam, um ihr die Hand zu halten.
Sie hat eine eigene Krankenschwester?

Es wurde immer kälter im Zimmer. Sie wusste, dass es nur ihre Angst war, trotzdem verkroch sie sich unter ihrer Decke. Sie roch genauso nach Desinfektionsmittel wie der Rest dieses Zimmers. Wie sie diesen Geruch hasste,
Nach all der Zeit riecht sie das noch? Man gewöhnt sich doch total daran und riecht es eben irgendwann nicht mehr. Finde dieses Detail nicht so stimmig.

Sie war in einer Kinderklinik. Warum investierten die Leiter nicht mal etwas Geld in eine wärmere Farbe? Sie war sicher nicht die Einzige, der das guttun würde.
Das sind auch sehr erwachsene Gedanken.

Schmetterlinge tanzten von einer Blüte zur nächsten, während bunte Vögel(,) am blauen Himmel flogen. Das Herz des Mädchens(,) machte einen kleinen Sprung.
Komma gehören da nicht hin.

Sie lief schneller und schnellerKOMMA um ihre allerbeste Freundin in die Arme zu springen.

„Da bist du ja!“, rief sie. „Du siehst besser aus.“
Das sagen Kinder nicht. Und da sie ja nie Besuch von ihren Freunden erhielt, können die das eh gar nicht einschätzen.

„Ich fühle mich auch besser“, sagte Kati begeistert. Sie blickte zu ihren anderen Freunden und viel ihnen ebenfalls in die Arme. „Was wollen wir als erstes tun?“
fiel

Blumen so hoch wie Häuser ragen in dem türkisen Himmel empor.
Das ist Kind! Ich mag das Bild total gern.

„Was das wohl für eine Welt ist?“, fragte Lea.
„Das Land der Monster“, schlug Timo vor, der nun auch mit Nina das Tor durchquert hatte.
„Nein. Der Garten eines Riesen“, sagte Nina.
„Oder vielleicht doch das Land der Feen?“, fragte Lea.
Ja, Kinder. Richtige Kinder im Kindesalter.

„Ein fremdes Land, in dem die Blumen so hoch sind wie Häuser“KOMMA sagte Kati begeistert.
...
„Ich glaube, das ist nichts mehr für michPUNKT
sagte Kati - klein

Als sie ihre Augen wieder aufschlug, war es kurz nach Mitternacht. Eigentlich fürchtete sie sich zu dieser Zeit vor Krankenhausgeistern, doch das Bild der Blumenwiese in ihrem Kopf, verdrängte all das Negative, das sie mit diesem Ort verband.
Krankenhausgeister sind auch eher was für Kinder.
verdrängte all das Negative, das sie mit diesem Ort verband. - klingt jedoch wieder sehr reflektiert erwachsen - ganz unkindlich.

Sie strahlte und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen nicht mehr ganz so krank.
Schön. Und ich glaube ihr gerne, dass sie sich so fühlt. Wenn man das kann, ist man auch auf dem Weg der Besserung.

Ja, eigentlich gefällt mir diese kleine Geschichte sehr gut, bis auf diese Alterssache halt, die es mir echt schwer macht, deine Kati richtig zu fassen zu bekommen, was echt schade ist.

Kannst jetzt mit meinen Anmerkungen machen, was Du magst. Vielleicht steckst Du ja schon in einer neuen Geschichte und dann mag man ja nicht so gern die alten anfassen. Sie sind eben irgendwann alt ;).

Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo @Silberschwinge

Deine Geschichte geht nahe, sie berührt. Der Text ist flüssig geschrieben, ich bin nah bei der Protagonistin und kann mir alles bildlich vorstellen. Während dem Lesen entwickle ich Mitgefühl, und bewundere zugleich die Stärke Deiner Prota.

Hier ein paar Anmerkungen:

Seit Monaten war sie in diesem Krankenzimmer eingesperrt. Dazu kam, dass sie selten besucht wurde. Eigentlich nur von ihren Eltern, da jeder andere ein zu hohes Gesundheitsrisiko für sie wäre.

Hier baue ich sofort eine Bindung zu der Prota auf. Ich möchte wissen, was mit ihr los ist. Die Neugierde ist geweckt.

Obwohl er leichtgängige Rollen hatte, war es für sie anstrengend ihn heranzuziehen.

... war es anstrengend für sie, ihn heranzuziehen.

Die lange Bettruhe hatte ihren Muskeln nicht gutgetan.

... tat ihren Muskeln nicht gut
(Das ist ja noch nicht abgeschlossen, sie liegt immer noch im Krankenhaus).

Inzwischen hatte sie schon alle Spiegel abhängen lassen.

Streichen, unnötiges Füllwort.

Kann man das im Krankenhaus? Die Spiegel abhängen lassen? Und ich frag mich, wieviele Spiegel es da gab. Ich war auch schon in verschiedenen Krankenhäusern, da gabs immer nur im Bad nen Spiegel über dem Waschbecken.

Was sollte sie nun machen?

Unnötiges Füllwort

Nach einer Weile schaltete sie ihren Fernseher an, doch es lief nichts Interessantes.

den

Du benutzt sehr oft "ihr/ ihre", ich würde ein wenig Abwechslung reinbringen

Nur ihre kleine Nachttischlampe spendete noch etwas Licht.

die

Am liebsten hätte sie nach ihrer Krankenschwester geklingelt, aber sie konnte nicht ständig verlangen, dass sie kam, um ihr die Hand zu halten.

der

Sie wusste, dass es nur ihre Angst war, trotzdem verkroch sie sich unter ihrer Decke.

die Angst / der Decke

Sie wusste, dass es nur ihre Angst war, trotzdem verkroch sie sich unter ihrer Decke. Sie roch genauso nach Desinfektionsmittel wie der Rest dieses Zimmers.

Die 2 Sätze könnte man zusammenführen
Sie wusste, dass es nur die Angst war, trotzdem verkroch sie sich unter der Decke, die genauso nach Desinfektionsmittel roch, wie der Rest des Zimmers.

Sie war in einer Kinderklinik.

Hier war ich total irritiert. Es geht um ein Kind! Das würde ich gleich ganz am Anfang klarmachen. Ich hab mir bis hierhin eine Erwachsene vorgestellt.

Was ich mich auch frage ist, ob sie in einem Einzelzimmer liegt, was ja in Krankenhäusern sehr sehr selten vorkommt. Ist es wegen ihrer Krankheit? Weil jeder Kontakt ein Gesundheitsrisiko birgt? Das würde ich in der Geschichte rüberbringen.

Sie war sicher nicht die Einzige, der das guttun würde. Sie schloss die Augen und rollte sich unter der Decke zu einer Kugel zusammen. Sie versuchte, an etwas anders zu denken, als an die Dinge, die ihr so viel Angst machten. Egal wie schwer es ihr viel.

3 Sätze, die mit sie anfangen.
Vorschlag: Sie war sicher nicht die Einzige, der das guttun würde. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen und rollte sich unter der Decke zu einer Kugel zusammen, versuchte, an etwas anderes zu denken, als an die Dinge, die ihr so viel Angst machten. Egal, wie schwer es ihr fiel.

Das Bild einer Blumenwiese tauchte ganz unverhofft vor ihren geschlossenen Auge auf. Sie strahlte in den verschiedensten Farben, von Gelb zu Grün bis hin zu Violett. Schmetterlinge tanzten von einer Blüte zur nächsten, während bunte Vögel, am blauen Himmel flogen.

Klingt ein wenig ungeschickt.
Vorschlag: Ganz unverhofft tauchte das Bild einer Blumenwiese vor ihrem geistigen Auge auf.

Finde ich eine sehr schöne Stelle. Sie nutzt ihre Phantasie, um dem Elend zu entkommen.

Blumen so hoch wie Häuser ragen in dem türkisen Himmel empor.

ragten

„Ein fremdes Land, in dem die Blumen so hoch sind wie Häuser“ Sagte Kati begeistert.

"Ein fremdes Land, in dem die Blumen so hoch sind wie Häuser", sagte Kati begeistert.

„Ihr habt sicher Hunger“, sagte Katis Mutter.
„Na klar!“, riefen alle im Chor.
„Dann werde ich mich mal beeilen“, sagte ihr Vater.

Du benutzt sehr oft das Verb sagen. Ich würde schauen, dass ich ein wenig Abwechslung reinbringe, Synonyme suchen, z.B. erwidern, entgegnen, antworten, zurückgeben, kontern etc.

Als sie sich umsah, erblickte sie ihren geliebten Hund, der wie ein Wirbelwind auf sie zu gerannt kam.

zugerannt

Aus Angst, dieses Bild wieder zu verlieren, griff sie nach ihrem Schreibblock und begann alles aufzuschreiben, was sie sich zuvor ausgemalt hatte. Die Nacht verging wie im Fluge. Als die ersten Sonnenstrahlen in ihr Zimmer krochen, hatte sie eine ganze Geschichte aufgeschrieben. Sie strahlte und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen nicht mehr ganz so krank.

Wortwiederholung
Vorschlag: ... und begann alles zu Papier zu bringen

Auch das ist eine tolle Stelle. Ich bewundere ihre Stärke, sie lässt sich nicht unterkriegen.

Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Silvita

 

Hallo @Fliege, Hallo @Silvita,

vielen dank für eure ausführlichen Kommentare, ich habe mir riesig gefreut, auch wenn die Geschichte schon etwas älter ist. Ich finde, solange es Kommentare gibt, kann man auch ruhig am Text arbeiten, man wird dadurch nur schlauer. ?

@Fliege

Zum einen fand ich das Setting sehr schön. Ein Kind, was lange im Krankenhaus liegt. Kenne ich, war auch mal eines davon.
Schön zu wissen, dass hier noch jemand so eine Vergangenheit hat.
Deine Kati flüchtet sich in die Fantasie und beginnt Geschichten zu schreiben. Ich halte das für ein sehr realistisches Bild.
Irgendwie musste ich ja beschäftigen. Gebastelt habe ich auch, aber Geschichten waren für mich noch viel Wichtiger.
Wo ich jedoch Schwierigkeiten hatte, war das Alter. Sie spricht reflektiert und überlegt wie eine Erwachsene, spielt auf einer Wiese wie eine achtjährige, hat aber Laptop und Mediathek, wie ich es eher bei einer Jugendlichen sehe. Tja, wie alt ist sie? Ich weiß es nicht. Glaubhafte Erzähler im Kindesalter sind immer sau schwierig, da liegt die Latte ganz, ganz hoch.
Das kann ich verstehen. Ich habe meine 2 Aufenthalte einmal als Kind und einmal als Jugendliche etwas vermischt. Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber grundsätzlich soll Kati ein Kind sein. Ich habe bereits versucht, es etwas besser heraus zu arbeiten.

Das war bei mir auch so, aber die kamen dafür täglich. Abwechselnd, weil sie ja arbeiten mussten.
Da habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, das sie nur von ihren Eltern besucht wird und nicht von anderen. Die Stelle hab ich angepasst.
Wieviele Spiegel gibt es denn in Krankenhauszimmern? Ich kenne keines, indem auch nur ein Spiegel hängt. Vielleicht im Badezimmer, also max. einer.
Hast recht. Das ist Kreativefreiheit. :D Hab es jetzt realistischer geschriben.
Weiß nicht, damals gab es eine Krankenhausbibliothek. Aber das war im Osten und ist lange her. Da kam immer wer mit 'nem Bücherwagen rum.
Die Krankenhausbibliothek fand ich langweilig. Ich wollte immer meine eigenen Bücher haben und so viel mit fremden Gegenständen, durfte ich eh nicht zu tun haben. Es musste alles neu oder Desinfiziert sein.
Es gibt Krankenhäuser mit Nachttischlampen? Wow. Ich kenne nur die Dinger über den Betten, die man allerdings in verschiedenen Helligkeiten einstellen kann.
Gibt es tatsächlich. Bei mir waren sie am Rolltisch befestigt. Sie waren nicht schön, aber besser als das Deckenlicht.
Sie hat eine eigene Krankenschwester?
Da hab ich mich wieder nicht richtig ausgedrückt. Ich meine eine Krankenschwester.
Ja, eigentlich gefällt mir diese kleine Geschichte sehr gut, bis auf diese Alterssache halt, die es mir echt schwer macht, deine Kati richtig zu fassen zu bekommen, was echt schade ist.
Das freut mich. ;) Das mit dem Alter kann ich verstehen, wie ich schon sagte, da habe ich etwas durchgemischt. Einiges habe ich schon abgeändert, anderes schau ich mir noch mal an.
Vielen dank für Deine Anregungen.

@Silvita

Erstmal danke für deine Formulierungsvorschläge. Ich habe sie mir zu Herzen genommen und einiges angepasst. Dass ich so oft sie und ihre benutze ist mir gar nicht aufgefallen. :eek: Ich werde zukünftig mehr auf Abwechslung achten.

Deine Geschichte geht nahe, sie berührt. Der Text ist flüssig geschrieben, ich bin nah bei der Protagonistin und kann mir alles bildlich vorstellen. Während dem Lesen entwickle ich Mitgefühl, und bewundere zugleich die Stärke Deiner Prota.
Ich freu mich das dir die Geschichte zusagt ?
Hier baue ich sofort eine Bindung zu der Prota auf. Ich möchte wissen, was mit ihr los ist. Die Neugierde ist geweckt.
Das ist schon mal sehr gut!
Kann man das im Krankenhaus? Die Spiegel abhängen lassen? Und ich frag mich, wieviele Spiegel es da gab. Ich war auch schon in verschiedenen Krankenhäusern, da gabs immer nur im Bad nen Spiegel über dem Waschbecken
Das ist auch @Fliege aufgefallen. Es gab wirklich nur einen Spiegel, aber den konnte ich zumindest mit Tüchern abhängen. Ich habe das im Text nun umformuliert.
Hier war ich total irritiert. Es geht um ein Kind! Das würde ich gleich ganz am Anfang klarmachen. Ich hab mir bis hierhin eine Erwachsene vorgestellt.

Was ich mich auch frage ist, ob sie in einem Einzelzimmer liegt, was ja in Krankenhäusern sehr sehr selten vorkommt. Ist es wegen ihrer Krankheit? Weil jeder Kontakt ein Gesundheitsrisiko birgt? Das würde ich in der Geschichte rüberbringen.

Beim Schreiben habe ich das Alter wohl etwas aussenvor gelassen. Ich habe nochmal drüber gelesen und einige Stellen überarbeitet. Ich hoffe jetzt merkt man eher, dass es sich um ein Kind handelt.

Es stimmt das es meistens Doppelzimmer gibt, aber das Kind ist auf der Isolationsstation.

[...] da jeder andere ein zu hohes Gesundheitsrisiko für sie wäre.
Das wollte ich mit diesem Teilsatz klar machen.

Auch das ist eine tolle Stelle. Ich bewundere ihre Stärke, sie lässt sich nicht unterkriegen.
Danke:)

Noch ein schönes Wochenende

Viele Grüße
Schwinge

 

Liebe @Silberschwinge

Erstmal danke für deine Formulierungsvorschläge. Ich habe sie mir zu Herzen genommen und einiges angepasst. Dass ich so oft sie und ihre benutze ist mir gar nicht aufgefallen. :eek: Ich werde zukünftig mehr auf Abwechslung achten.

Gern geschehen.
Bei eigenen Texten ist man oft betriebsblind, was Wiederholungen angeht. :)

Es gab wirklich nur einen Spiegel, aber den konnte ich zumindest mit Tüchern abhängen. Ich habe das im Text nun umformuliert.

Das ist jetzt besser :thumbsup:

Beim Schreiben habe ich das Alter wohl etwas aussenvor gelassen. Ich habe nochmal drüber gelesen und einige Stellen überarbeitet. Ich hoffe jetzt merkt man eher, dass es sich um ein Kind handelt.

Also zu Beginn finde ich jetzt keinen Hinweis, da ich jetzt weiß, dass es um ein Kind geht, bin ich da leider nimmer neutral.

Es stimmt das es meistens Doppelzimmer gibt, aber das Kind ist auf der Isolationsstation.

Ok. Dann hatte ich das richtig interpretiert.

Inzwischen hatte sie den Spiegel im Bad, mit einem Tuch abhängen lassen.

Das Komma kann weg

Traurig blickte zum Fenster.

blickte sie

Nur die kleine Nachttischlampe spendete noch etwas Licht.

Du hattest grad schon den kleinen Laptop.
Würde das bei der Nachttischlampe streichen, die sind ja in der Regel eh immer klein.

Liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo Silvita,
danke für das erneute drüberlesen.
Das mit der kindlichen Darstellung werde ich dann noch mal üben, wenn ich noch mal über ein Kind schreibe.
VG
Schwinge

 

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