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Blutbadzeremonien

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22.06.2003
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Blutbadzeremonien

Nein, ich habe nicht vergessen, was der Frühling ist und wie Kinderlachen klingt. Momentan stehen keine Kindergeschichten an, tut mir Leid.

Nein, meine Exfrau hat damit nichts zu tun. Sonstige Bekannte, Polizisten oder das System ebensowenig.

Ob ich zurzeit grössere Probleme hätte? Mit Journalisten manchmal! Und überhaupt, was geht Sie das an?

Ja, natürlich bin ich Satanist. Überdies ernähre ich mich öfters von Kindern. Ist köstlich, kann ich Ihnen empfehlen. An meinen schwarzen Messen gibt’s die Zartesten und Jüngsten.

Hören Sie mal: Ich bin nicht der einzige Horrorautor der Welt. Dass ich früher Kindergeschichten geschrieben habe, ist reiner Zufall. Manchmal ändert sich das Leben, die Ursachen dafür müssen nicht immer aufgedeckt sein, verdammt! Vor allem dann, wenn es keine nennenswerten gibt. Geht das denn nicht in Ihren Kopf?

Nein.

Ich der Brutalste von allen? Wollen Sie das behaupten? Schön für Sie...

Nein, wirklich nicht.

Nein!!!

Wissen Sie was? Schreiben Sie doch in Ihrem Bericht, ich hätte den Verstand verloren, und jetzt lassen Sie mich endlich in Ruhe.

*

Natürlich hab ich nicht vergessen, wie ich vor einem Jahr noch geschrieben habe. Ich habe die Blüten im Frühling beschrieben, den Gesang der Vögel, die Liebe und die Freundschaft.
Die Presse ist schuld, wenn man glaubt, ich hätte irgend etwas Schreckliches erlebt und dadurch Geschmack am Horror gefunden. Journalisten sind allem Anschein nach der Ansicht, es sei für mich eine Art Befriedigung, immer wieder Wörter so zusammenzuwürfeln, dass sie dem Leser die schlimmsten Qualen bereiten.

Wenn ich aber die Wahrheit erzählte, würde man mir kein Wort glauben. Ich muss meine Rolle spielen und hinter dem Schein stehen: Ich bin Autor. Seit einem Jahr schreibe ich Horror.

Kein Wort von den Qualen, die ich leide, damit andere sie nicht erleiden müssen. Ich würde so gerne wieder Kindergeschichten schreiben!

*

Ich hielt mich in meinem Arbeitszimmer auf und grübelte gerade nach, auf welche Weise Andreas‘ Kinderliebe zu seiner Schulkameradin Mirjam in Erfüllung gehen könnte. Ich überlegte, was Kinder für romantische Orte hatten, wenn überhaupt, und wie ich der Handlung noch eine letzte, glückliche Wendung verleihen konnte.

„Der Schulbote“ hätte eine wirklich schöne Geschichte werden sollen. Ich wollte sie Marion, meiner Tochter, widmen; dankbar dafür, dass sie mir selbst nach der Scheidung mit Anna so viel bedeutete. Doch ich habe den Text bisher noch nicht zu einem Ende gebracht. Es fehlten noch etwa drei Abschnitte, als ich mit der Hölle konfrontiert wurde.

Soeben hatte ich diese Sätze in den PC gegeben:
Andreas riss das letzte Blütenblatt von der Margerite und fluchte. So ein Resultat konnte er nicht akzeptieren! Es musste, musste um der Wahrheit Willen verfälscht werden – „Sie liebt mich“, sagte er und grinste plötzlich über das ganze Gesicht.

Da hörte ich hinter meinem Rücken jemanden sagen: „Deine Geschichte ist dämlich!“ Erschrocken reisse ich den Stuhl herum und durchforsche hellwach das Arbeitszimmer – leer. Türe und auch Fenster sind verschlossen. Fahles Mondlicht vermischt sich mit der Nacht. Falter kleben und tanzen an den Scheiben. Wo verbirgt sich der Besucher? Hinter den Bücherregalen? Ich stehe auf und mache drei Schritte auf die Gestelle zu.
„Wer ist da?“ Keine Antwort. Vier, fünf... sechs, sieben Schritte – floh da soeben etwas in den Schatten? Nein – acht. Die Dunkelheit bewegt sich. Neun. Weicht sie meinem Schritt? – oder meinem Blick?

Ich schritt ein Regal nach dem anderen ab. Zwischen den letzten beiden lagen zwei meiner Bücher am Boden, ich stellte sie zurück an ihren Platz und achtete dabei, keinen Lärm zu machen. Zwei oder drei endlose Minuten lang verharrte ich zwischen den zwei Gestellen. Just als ich mich wieder, mehr oder weniger beruhigt, dem Laptop zuwenden wollte, ertönte im Waschbecken ein Geräusch. Ich horchte auf. Es dauerte an. Es war ein grobes, gefühlloses Kratzen – und mit jedem Herzschlag wurde es lauter. Ich versuchte, meinen Körper unter Kontrolle zu halten. Doch schon nach vier oder fünf Sekunden begann ich zu zittern.
Plötzlich brach das Kratzen ab. Stille.
War ich meiner Phantasie zum Opfer gefallen? Der Gedanke vermochte mich nicht zu beruhigen. In meinem Zimmer war jemand. Ich spürte es; spürte ein Prickeln auf dem Handrücken und eine schleichende Kälte im Nacken, die mit jedem Atemzug tiefer den Rücken hinunterkroch.
Plötzlich bewegte sich etwas hinter den Bücherregalen. Die Schatten. Sie weiteten sich aus und stiessen ins Licht vor. Die Glühbirne in der Mitte des Raumes pendelte und büsste mit jedem Hinundher an Strahlung ein. Im Zimmer wurde es dämmerig.
Mein Blick fiel auf den Spiegel über dem Waschbecken. Er sah aus wie ein Fenster, mit dem Unterschied, dass durch die Fenster wenigstens Mondlicht schimmerte.

„Wir mögen die Scheisse nicht, die du schreibst.“ Der Satz kam aus dem Waschbecken. Ich fuhr zusammen. – „Wir können deine Art, die Wahrheit zu verdrehen, nicht ausstehen.“
„Du benimmst dich wie ein verdammter Engel.“
„Du verheimlichst den Mächtigsten in deiner Geschichte.“

„Der Mächtigste?“, fragte ich.

„Der Hirte aller schwarzen Schafe. Die Kraft, die aus dem Leid entstand.“
„Satan, wenn du so willst.“
Was ging hier ab? Und woher kamen diese Stimmen? Menschen? Wie der Klang im Ohr schmerzte! Nein, so etwas war unmöglich human. Aber... was sonst?
„Bevor wir diese Realität verliessen, waren wir auch Menschen“, erklärte eine klägliche Melodie.
„Wenn auch keine gewöhnlichen!“, fiel ein aggressiver Bariton dazwischen.
„Wir sind hier, um Blutbäder zu geniessen“, schlossen drei Stimmen simultan in grässlicher Kakophonie.

„Was... was meint ihr damit?“
Jetzt fühlte ich mich endgültig wie ein Schauspieler in einem Horrorfilm, kurz nachdem der Regisseur entschieden hat, anstatt Fiktion Realität zu drehen, damit die Angst echter wirkt.

„Es gibt nach wie vor zu viele Hugenotten!“, kreischte eine entstellte Frauenstimme. Sie wurde übertönt von einem johlenden „Die Juden, wo sind die Juden?“
Und dann ging’s durcheinander.
„Hat jemand von euch einen Kindergarten gesehen?“
„Es lebe die Guillotine! Alle Macht dem Wohlfahrtsausschuss!“
„Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!“
„Wie wäre es mit hübschen Jungfrauen? Ich liebe Jungfrauen.“ Das war wieder der Bariton.

Als das Geschrei endlich abbrach, vernahm ich das Kratzgeräusch im Waschbecken.
„Was habt ihr vor?“, hörte ich mich fragen. Das ganze Szenario wirkte grotesk. Als würde ich bei klarem Verstand den Geist eines Wahnsinnigen kosten.
„Der Mächtigste hat uns ein Blutbad versprochen. Er hat uns erlaubt, in deinem Leben ein Massaker anzurichten.“

Meine Augen hatten sich ans abgedämpfte Licht gewöhnt. Ich konnte jetzt Gestalten ausmachen: Vage an Menschen erinnernde Bestien infernalischer Herkunft.
Sie sahen noch hässlicher aus, als ihre Stimmen klangen. Die Anzahl Extremitäten an ihren verstümmelten Rümpfen variierte. Ein Arm, sechs Arme; drei Beine, sieben Beine – ganz nach dem Zufallsprinzip. Ihre Augen wirkten, abgesehen von ihrer asymmetrischen Anordnung, durchaus menschlich. Das Körperhafte bestand aus einem weichen und fleischigen Leib. Eine Haut trugen die Wesen nicht – vielleicht war es dazu in der Hölle zu heiss. Die Köpfe hatten menschliches Format. Aus manchem Schädel, einer Augenhöhle oder einem Mund wuchsen und wucherten seltsame Glieder, die entfernt an Schnäbel, Krallen, Fangarme oder Krebszangen erinnerten.
Ich zitterte am ganzen Leib. „Wollt ihr mich töten?“
„Wir sind hierher gekommen, um ein richtiges Blutbad zu erleben. Wie in guten alten Zeiten.“
„Doch wir haben schon ein gewisses Alter und ziehen die Tribüne der Bühne vor“ Die Worte klangen, als wären sie ohne Zunge entstanden.
„Du sollst entscheiden: Willst du lieber massakrieren, statt massakriert zu werden?“, fragte ein dumpfer Bass.
Ich brachte kein Wort über die Lippen.
„Und? Nichts? Dann fassen wir dein Schweigen als Ja auf.“
„Nein, Swiarha, das reicht nicht!“, brüllte sogleich der Bariton, „wir brauchen sein Wort.“ Dann richtete er sich wieder an mich: „Versprich uns klar und deutlich, dass du uns unterhalten wirst!“

„Versprochen.“ Ich hoffte, dass die Dämonen nun endlich verschwinden würden.
„Laut und deutlich!“
„Versprochen!“
Ich schlug die Hände vor meine Augen und wiederholte abermals „Versprochen!“ In Sekunden musste der Spuk vorbei sein.

Irrtum. Sie stürmten von allen Seiten auf mich los. Ich fiel um. Zwei von ihnen setzten sich auf mich, während andere meine Hände und Füsse auf den Boden pressten.
Eines der Wesen steckte mir seinen glitschigen Kopfanhang in den Mund. Ich würgte und versuchte vergeblich, ihn wieder auszuspucken. Aus dem Organ begann Luft in meine Lungen zu strömen. Der Tentakel hatte den Geschmack fauler Eier und vergammelter Milch. Ich hatte alle Mühe, gegen den Brechreiz zu kämpfen.
Eines der Monster schnitt mir das T-Shirt vom Leib. Eine skalpellscharfe Kralle schnitzte mir die Haut über der Brust auf, trennte Muskelfasern und drang bis an meine Rippen. Der Schmerz betäubte alle Empfindung. Ich sah und hörte nichts mehr.

*

Nach Stunden erwachte ich aus einer Ohnmacht. Ich lag auf dem Boden neben den Bücherregalen. Der Lexikonband 16 mit den Buchstaben Ro-Ta lag auf meiner Brust. Ich hob ihn weg und riss dabei etwas Blut mit, das daran klebte. Eine Seite war herausgerissen und quer eingelegt: scha – sche – schi – scho – schu – schy.
Mit Mühe stand ich auf. Ich torkelte zum Waschbecken, hob den Blick. Was genau hatten die Ungeheuer mit meiner Brust gemacht?
So grässlich das Mal war, es schien ein Muster, ein Bild zu haben. Ich wusch das noch feuchte Blut mit meiner linken Hand ab. Zwei Wörter, im Spiegel verkehrt, traten hervor. Auf meiner Brust stand „Schwarzes Schaf“ geschrieben.

*

Die folgenden Tage verbrachte ich in qualvoller Angst. Meine Gedanken kreisten immerfort um dasselbe Grauen. Wie waren die Dämonen zu mir gekommen? Brauchten sie ein Einfallstor, eine Ritze, einen Siphon, ein Schlüsselloch?
Was konnten sie künftig gegen mich ausrichten, wenn ich mich weigerte, ihr schwarzes Schaf zu sein?
Die Wunde auf meiner Brust wurde schnell zur trockenen Narbe. Meine Haut heilte ungewöhnlich schnell. Nur beim Niesen oder Husten schmerzte die Verletzung noch.

*

Zwei Wochen lang verliess ich mein Haus nicht. Die Dämonen erschienen von Zeit zu Zeit in meinen Träumen und verlangten eine blutige Vorstellung. Ich antwortete immer auf dieselbe Weise: „Das Blutbad ist in Vorbereitung, gebt mir noch etwas Zeit!“ Während jeweils diese Worte verklangen, wachte ich auf, schweissgebadet.

Natürlich war ich entschlossen, nie jemanden umzubringen, wie sie es von mir verlangten. Aber mir fehlte eine Alternative. Wenn sie nach wie vor bereit waren, mich zu massakrieren, war dies keine Lösung. Mein Leben an sich wäre kein allzu grosses Opfer gewesen. Doch mit meinem Leben wären wohl auch all die Leute verloren gewesen, die ich liebte: Freunde, Anna, Autoren, Verleger – und Marion.
Sie war fünf Jahre alt, ein wundervolles Mädchen. Sie hatte die guten Teile von Anna wie von mir geerbt, davon war ich überzeugt. Kein Wunder, dass sie im Einklang mit sich selbst und ihrer Umgebung lebte, während die Ehe ihrer Eltern nachträglich gesehen gar nicht mehr als Ehe betrachtet werden konnte.
In diesen Tagen dachte ich oft an sie. Im Traum hatten die schwarzen Schafe ein Massaker gefordert; vielleicht taten sie es auch bald wieder in der Realität. Konnte ich Marion aus dem Spiel lassen? Kannten die Dämonen meine Tochter?

Nach knapp zwei Wochen sah ich einen Ausweg. Ich erinnerte mich an den „Schulboten“, die Geschichte, die ich meiner Tochter hatte widmen wollen. Diese Wesen, die aus einer anderen Realität stammten, wollten Blutbäder miterleben. Sie wollten in Logen sitzen und den Anblick abgerissener Gliedmassen, ausgestreuter Eingeweide geniessen.
Diese Wesen verlangten, dass ich Menschen massakrierte, aber sie hatten nicht gesagt wie und wo.
Ich entschied mich, es in einer anderen Realität zu tun – in der Fiktion.

*

Ein Jahr lang lebte ich zwei Leben.
Ein Jahr lang hatte ich zwei Sorten Publikum. Das menschliche in der Welt draussen und das dämonische im eigenen Haus.

Die Dämonen liessen mich in friedlichem Schrecken. Ich sah sie nie, aber ich wusste, dass sie da waren. Manchmal kratzten sie im Waschbecken, verstopften die Zuleitung, machten den Spiegel blind oder rissen eines meiner Kinderbücher in Fetzen. Manchmal spürte ich sie bloss; fühlte ihren kalten Atem und ihren Blick im Nacken. Manchmal liess für einige Minuten das Licht der Glühbirne nach und es wurde dämmerig wie in der Überfallsnacht.
Ein Jahr lang sprachen sie nicht zu mir. Das einzige Wort zwischen uns stand auf meiner Brust geschrieben. Ich hütete mich, die Markierung zu zeigen. Ich hielt mich von Schwimmbädern und Stränden fern, verzichtete auf nahen Kontakt zu Frauen; ja, verzichtete allgemein auf die grosse Öffentlichkeit.

Von Tag zu Tag schrieb ich brutaler, von einer inneren Angst getrieben, die eine Hälfte des Publikums nicht zufrieden zu stellen.

Fünf Gefährten teilten Marlons Hobby, fünf andere liebten seinen Sport. Um zu spielen, brauchten sie einen Keller und Kinder. Es war einfacher als Würfeln, wirkte in seinen Varianten dennoch höchst interessant.
Heute spielten sie nicht im Keller, sondern im Wald. Der Aspekt des Versteckens gewann dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz ab. Im Freien glaubten die Opfer, entkommen zu können, während sie wie Wild in die Enge getrieben wurden.

Die Kritik in der Menschenwelt nahm zu. Aber die konnte ich mir leisten. Meine Fangemeinde wuchs dennoch.

Marlon nannte das Stück Fleisch in seiner Hand „Mxan“. „Mxan“ war ein Bruchteil des Namens „Maximilian“, genauso wie das Stück Fleisch Bruchteil Maximilians war. Er fragte seine Gefährten, ob sie Fussball spielen wollten; tat auch so, als würde er Maximilian fragen, ob „Mxan“ der Ball sein wolle.
„Dein Schweigen ist uns ein Ja, Maximilian!“

Manche Kritiker wiederum lobten meine Gabe, äusserste Brutalität, die bei so vielen Autoren unfreiwillig komisch wirke, beängstigend realistisch darzustellen.

*

Das Spiel neigt sich dem Ende zu. Zwölf Monate habe ich darauf gewartet, von meiner furchtbaren Pflicht befreit zu werden. Vergeblich. Muss ich mein Leben lang ein schwarzes Schaf bleiben?
Die letzten drei Kurzgeschichten konnte ich meinem Verleger nicht geben. Sie wären selbst für hartgesottene Leser des Horrorgenres zuviel des Guten gewesen.
Wenn ich sie veröffentlicht hätte, würde man mich jetzt wohl für nicht mehr zurechnungsfähig halten. Alleine schon meiner Tochter wegen will ich nicht, dass die Öffentlichkeit mich für einen frei herumlaufenden Irren hält.
Ich habe die Geschichten in einem Zustand der Panik niedergeschrieben. Die Kratzgeräusche im Ohr, der kalte Atem im Nacken und das immer wieder schwindende Licht haben mich beinahe um den Verstand gebracht.
Wenn das Schreiben von Horrorgeschichten anfangs lediglich unangenehm war, so ist es jetzt anders: es macht mir Angst. Setze ich mich auf den Stuhl, beginnen meine Finger zu zittern, bevor sie auch nur in die Nähe der Tastatur kommen. Will ich tippen, verfehle ich die gewünschten Tasten. Lasse ich dann aber vom Schreiben ab, wird die Angst zur Panik; schreiend renne ich aus dem Zimmer, der kalte Atem dicht hinter mir. Plötzlich habe ich das Gefühl, als versuche er in mich zu dringen, als wolle er meinen Verstand benebeln. Manchmal gelingt ihm dies: manchmal bricht mein Widerstandswille zusammen, ich lasse mich zurück an den Arbeitstisch führen und schreibe Grausamkeiten.

Ist das mein Gesicht im Spiegel? Es sieht älter aus. So viele Schmerzen in jedem einzelnen Zug! Welche Qualen haben mich solchermassen verunstaltet?
Der Spiegel trübt sich und weicht zunehmend einem Loch. Es reicht sehr tief und erstickt das Licht.
Mein Auge gewöhnt sich ans Dunkel. Ich sehe die grässlichen Mutationen am Kopf meines Gegenübers. Ein schwarzes Schaf.
„Du hast uns ein Jahr lang betrogen“, zischt es.
Ich weiche einen Schritt zurück. Das Ungeheuer spricht weiter:
„Wir haben deine Geschichten satt. Wann kommt die richtige Vorstellung?“
Das tiefe Loch entblösst weitere Dämonen mit zornigen Fratzen. Sie kommen näher, versuchen sich an ihrem Frontmann vorbeizudrängen.
„Du kannst uns nicht entkommen.“
Krallen fuchteln aus dem Loch, versuchen mich zu fassen. Ich renne los, auf die Türe zu und mit voller Wucht in sie hinein.
Nun liege ich am Boden. Mein Arm ist unter der schmerzenden Brust eingeklemmt, meine Lippen küssen das staubige Parkett. Ein Bein am Bettrand eingehakt. Decke lichtschirmend über meinem Kopf. Noch kann ich die Stimme aus dem Traum hören: „Du kannst trotzdem nicht entkommen.“
Dann bin ich hellwach.

*

Die Flucht ist mir gelungen. Ich habe alles zu Hause gelassen, sämtliche Türen verschlossen und nur Geld mitgenommen, sonst nichts. Die Bücher, die ich im Jahr des Schreckens geschrieben habe, sind verbrannt.
Den Spiegel habe ich zertrümmert, die Glühbirne aus der Fassung gedreht und den Ausguss, so gut es ging, verstopft. Sie haben keinen Versuch unternommen, mich an all dem zu hindern, aber in meinem Kopf hörte ich sie brüllen und glaube sie auch jetzt noch zu hören.
Ob die Kruzifixe, die ich im Arbeitszimmer aufgehängt habe, etwas bewirken, bezweifle ich.
Jetzt muss ich weg; weit, weit weg.

*

„Papa?!“
Marion ist erstaunt, dass ich sie besuche. Anna auch, aber im Gegensatz zu Marion freut sie sich nicht. „Mein Gott, was ist aus dir geworden?“, fragt sie. Sie will keine Antwort, sie glaubt, sie weiss alles, wenn sie mich ansieht. Ich kann es ihr nicht verübeln.
„Ich wollte nur wieder einmal meine Tochter besuchen. Darf ich herein?“
Anna scheint etwas gegen das „meine“ vor Tochter zu haben, sagt aber nichts. „Ja, komm halt.“

Marion stellt viele Fragen, die ich allesamt vernünftig beantworte, ohne auch nur den geringsten Eindruck zu erwecken, es ginge mir nicht prächtig. Marion soll sich keine Sorgen machen. Ich freue mich, wenn sie sich freut. Irgendwann ist es an mir, Fragen zu stellen. Ich erkundige mich nach ihrem ersten Schuljahr, lasse sie ein paar Wörter lesen und frage, ob sie auch schon schreiben kann. Sorgfältig zeichnet sie ihren Namen auf ein Blatt und reicht ihn mir mit einem breiten Lächeln. Schliesslich drückt sie mir ein Buch in die Hände und verlangt, dass ich ihr vorlese. Am Schluss ergänze ich noch eine Kindergeschichte aus meinem eigenen Repertoire. Erst nach der Erzählung überreiche ich ihr die Puppen, die ich auf dem Weg gekauft habe. Sie nimmt das Geschenk wie meinen Besuch entgegen: mit viel Freude und etwas Erstaunen.

„Geht es dir gut?“, fragt Anna, nachdem Marion zu Bett gegangen ist.
„Eigentlich schon. Ich brauche allerdings eine Arbeitspause. Hatte eine schwierige Zeit mit vielen Schreibblockaden. Vielleicht gelingt mir irgendwann mal wieder ein Kinderbuch.“ Ich bezweifle es, aber sagen kann ich es trotzdem.
„Das wäre schön. Dann kann ich Marion mal wieder etwas vorlesen.“
„Oder ich selbst.“
Anna nickt. „Fährst du ins Ferienhaus?“, will sie wissen.
Das Ferienhaus ist eine halbe Fahrstunde von Annas Haus entfernt. Genau dort will ich hingehen und bleiben, falls ich mich sicher fühle.
„Ja, hab ich vor. Ich fahr noch heute Abend weiter.“
„Ist ja nicht so weit“, meint sie.
„Und wie geht’s dir?“
„Gut“, beginnt sie, erzählt Unwesentliches vom Alltag und deutet etwas von einem Freund an, den sie hat. Wird sie demnächst heiraten? Ich habe fast das Gefühl, als täte es ihr Leid, davon gesprochen zu haben.
„Freut mich für dich. Solange der neue Mann nett zu Marion ist, habe ich nichts gegen ihn.“
„Wieso sollte er etwas gegen Marion haben? Sie hat den besten Teil von mir und einen guten von dir geerbt.“ Schön, dass wir bei aller Distanz doch wenigstens in einem Punkte gleicher Meinung sind.
Zum Abschied gibt mir Anna die Hand.

*

Das Ferienhaus ist genau das, was ich brauche. Frische, kühle Luft, die Berge, das kleine Dorf in der Nähe – Rauschen des Baches und Vogelzwitschern. Es könnte ein Traum sein. Seit zwei Wochen lebe ich wieder frei. Noch nie habe ich die Einsamkeit so gut ertragen.

Die Narbe ist noch immer da und juckt von Zeit zu Zeit. Das bereitet mir keine Sorgen.
Zur Sicherheit habe ich im Badezimmer den Spiegel entfernt.

*

Die Tage hier oben haben mich geheilt. Die Luft, die Ruhe und der Boden haben ihre eigene Qualität. Ich könnte ewig wandern. Die Brust brennt, aber ich habe mich damit abgefunden; was soll denn eine Narbe anderes tun, als gelegentlich zu jucken?
Heute haben mich die Pfade durch einen Wald geführt, der gegen die Höhe ankämpft, über mehrere kleine Bäche getragen und schliesslich hierher, an einen kleinen, kahlen See gebracht. Eingebettet zwischen drei Gipfeln, lässt er sich kaum von Winden stören.
Sein Wasser ist klar und ruhig. Ich kann mein Spiegelbild sehen.
Nicht nur meines. Es sind noch andere da.
Gott, sie sind alle da!
Ich schreie. Ein Dämon mit eineinhalb Köpfen deutet in meine Richtung. „Da ist er!“ Übers Wasser klingt seine Stimme eigenartig dumpf.
Ich will aufstehen, kann aber keinen Muskel rühren. Ich glotze mein Gesicht an, es mutiert zu einer grässlichen Fratze.
„Er ist hier!“, brüllt die Fratze.
„Ist hier!“, antwortet eine Stimme in der Tiefe.
„Hiiieeer!“ Schrilles Gekreische, ganz nah.
Nun kommen sie auf mich zu. Gleich steigen sie aus dem Wasser – ich muss sie davon abhalten.
„Ihr verwechselt mich!“, krächze ich. Schon bereue ich diese Ausflucht.
„Hast du nicht unser Zeichen auf der Brust?“
Die Ungeheuer tauchen auf. Es sieht aus, als würden sie über dem Wasserspiegel schweben. Ich gerate in den Bann ihres Wesens. Die von Zehen bis zur Kopfhaut falsche Konstruktion ihres Körpers, die Kopfanhänge und ihr asymmetrischer Blick haben etwas Anziehendes und Abstossendes zugleich.
„Komm mit uns!“
Das Nein stirbt auf meiner Zunge. Ich kann meine Lippen nicht bewegen.
„Was willst du denn sonst tun?“, fragt der Eineinhalbköpfige.
„Du entkommst uns nie“, erklärt mir ein Geschöpf, dem ein aaliges Organ aus dem Mund hängt. Das Organ zappelt wie ein nach Freiheit ringender Fisch.
Ein Pochen im Hinterkopf. Der See dreht sich, kreist um mich herum. Imitiert von den Bergen. Ich will aufstehen, versuche mich zu orientieren. Drehsinn und Schweresinn versagen – ich stürze. Der See nimmt mich mit kalten Armen.
Wo sind die Dämonen?
Ich reisse den Kopf aus dem kalten Wasser, stehe auf und stolpere drei Schritte zurück.
Der See ist wieder so, wie ich ihn am Nachmittag angetroffen habe; eine durchsichtige Riesenpfütze. Mit meinem Sturz habe ich seinen Spiegel zerbrochen.

*

Nachts suchen sie mich in meinen Träumen heim und tagsüber rauben sie mir die Ruhe. Sie haben mich gefunden, sie demonstrieren ihre Anwesenheit.
Es gibt keine Hoffnung mehr. Ich bin sicher, dass meine Narbe den Dämonen immer zeigen wird, wo ich mich befinde.
Jede Flucht ist sinnlos, jedes Versteck schutzlos.

Ist es vielleicht noch eine Frage von Stunden, bis das Publikum auf die Bühne steigt und den Schauspieler lyncht, der nicht nach seinem Willen spielt?


*

Ich habe das Ferienhaus verlassen. Nun habe ich nur noch etwas zu tun: Marion besuchen. Danach fliehe ich ein letztes Mal – vor ihnen und vor dem Leben.
Ich schalte das Autoradio an, vielleicht erfrischt es meine Gedanken.
Irgendwo ein Geisterfahrer. Tante Soundso wird achtzig und wünscht sich daher ein Lied von den Beatles. Fünf Minuten Ablenkung.
Gleich nach den Beatles eine wichtige Mitteilung: Ein Irrer hat eine selbstgemachte Bombe in den Zoo geschmuggelt und nebst einem Pavian ein kleines Kind und dessen Mutter umgebracht. Anschliessend Selbstmordversuch des Täters: er klettert über das Gehege zu den Raubkatzen; kostet ihn linke Schulter und Oberarm, nicht aber das Leben. Scheusslich!
Ich wechsle den Sender.
Rammstein erklärt, dass wir alle in Amerika leben. Schön für Amerika.
In zehn Minuten werde ich bei Marion sein. Da will ich glücklich aussehen – auch wenn ich so gut wie tot bin.
Ich blicke in den Rückspiegel. Die Strasse hinter mir ist frei. Im oberen Winkel des Spiegels aber bewegt sich etwas.
Um Himmels Willen, nein!!!
Strasse und Landschaft verschwinden aus dem Spiegel. Schwärze nimmt Überhand. Ich bremse, reisse den Spiegel von der Windschutzscheibe und will ihn aus dem Fahrzeug werfen. Ein fürchterlicher Schmerz an meiner Hand hindert mich daran. Ich lasse ihn zu Boden fallen. Nun muss ich ihn mit dem Fuss zerstampfen.
Zu spät. Die Dämonen sind da, strömen zu Dutzenden aus der Schwärze ins Auto.
Sind diese kleinen Biester meine Bedränger? Wirklich bedrohlich sehen sie nicht aus. Weshalb erklimmen sie mich nun?
„Dass wir heute anders sind, als normalerweise, hat natürlich seinen Grund.“
„Die Grösse des Spiegels spielt nur eine kleine Rolle.“
„Wenn wir so klein sind, können wir dich besser kontrollieren.“
„Mach keinen Fehler!“, befiehlt der Bariton. Ein halbes Dutzend kriecht unter mein T-Shirt. „Sonst wirst du gehäutet und kastriert.“
Eines der Ungeheuer hält sich tatsächlich neben meinem Glied auf. Aus seiner rechten Augenhöhle ragt eine Zange.
„Was habt ihr vor?“
„Reden.“
„Worüber?“
„Über dein Versprechen.“
Schon sind vier an meiner Brust. Sie quälen die alte Narbe, bis sie wie eine frische Wunde blutet. Sie erneuern die Schrift, ritzen Buchstaben für Buchstaben nach. Ich zucke vor Schmerzen.
Ich schlage meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Nochmals. Abermals. Das Tageslicht verglimmt vor meinen Augen. Alles entzieht sich meinem Blick: der Wagen, das Lenkrad, der Türgriff.
Mein Körper.

*

Dröhnende Kopfschmerzen. Leise Musik. Ich bewege mich – einen Finger, die ganze Hand, den Arm; den Kopf.
Sieben Uhr. Wie lange war ich bewusstlos? Eine Stunde, zwei? Es wird allmählich Nacht, ich schalte die Scheinwerfer ein. Wenn ich jetzt weiterfahre, werde ich in gut einer Viertelstunde bei Marion sein und dann kann ich mich endgültig von ihr verabschieden.

*

Wieso fahre ich eigentlich so nervös? Aus Angst nicht mehr rechtzeitig bei meiner Tochter anzukommen? Wann geht sie zu Bett?
Wieder Nachrichten. Aber ich verstehe beinah nichts. Die Stimmen reden durcheinander. Höre ich zwei Sender gleichzeitig? Nachrichten – im Hintergrund ein Gespräch... dumpfe, scheussliche Stimmen!

Wie soll er es machen? – Er soll ihr mit einer Schere den Hals aufschneiden. – Und wenn keine da ist? – Langsam erwürgen. – Aber zuerst soll er ihr die Augen ausstechen! – Gut. – Das Genick könnte er ihr brechen! – Langweilig! Er soll ihr doch einen Arm ausreissen. – Sehr gut! – Wenn er sich weigert? – Zwingen wir ihn.

Wollen sie mich Marion umbringen lassen? Umkehren. Auf keinen Fall darf ich – Mein Körper gehorcht nicht. Ich muss weiterfahren. Meine Hände zucken, wenn ich ihnen Befehle erteile. Ich kann den Fuss nicht vom Pedal lösen.
Bei diesem Tempo sind’s keine fünf Minuten bis zu Marion.

Gib die Hoffnung auf, es hat keinen Sinn. Wir haben dich ganz unter Kontrolle.
Das kann nicht wahr sein!
Sieh: Reiss dir die Wimpern aus!
Ich gehorche, führe meine Hand an mein linkes Auge und reisse an den Wimpern und weine dabei.
Nun bleibt mir nur noch eine Möglichkeit: Das Auto in einen Baum am Strassenrand steuern. Bei dieser Geschwindigkeit wird es mir das Leben kosten. Ich drehe abrupt nach rechts und reisse die Hände vom Lenkrad. Ich führe einen schmerzvollen Kampf gegen den fremden Willen, der meine Hände zurück ans Lenkrad bringen und die Kollision verhindern will. Und gewinne.

*

Mein Körper ist in den Trümmern zurückgeblieben. Ich bin am Ende. Ich habe mich lösen können.
Am Ende der Dunkelheit Licht. In der Ferne höre ich Stimmen der Harmonie, ich möchte mich zu ihnen begeben, eine von ihnen sein.
Doch ich darf noch nicht hin. Ich habe eine letzte Aufgabe zu erfüllen. Meine Tochter beschützen.

Ohne Gewicht ist mein Körper wie Wind. Ich bin Licht, Schatten und Gedanken. Schnell und leise.
Die lange Gefangenschaft hat meiner Seele Kraft gegeben.

*

„Ich habe dich lieb, Marion.“ Sie hört mich nicht, strählt sorgfältig eine ihrer Puppen und singt dazu ein Lied, das ich ihr einst beigebracht habe. Ich lege ihr die Hand auf die Schulter. Sie kann mich nicht fühlen, doch sie lächelt. Vielleicht denkt sie nun an mich.
Ich wünschte, sie müsste meinen Tod nie erfahren.

„Wir mögen es nicht, wie du deine Puppen behandelst.“ Die Stimme des Baritons wie ein Schwert, das Marions Ruhe durchtrennt. Das Lächeln erlischt in ihrem Gesicht. Sie steht auf, gafft in die Luft. Die Puppe entgleitet ihrer Hand und fällt auf den Boden.
„Du bist mit Spielzeug viel zu lieb!“
Die Dämonen umkreisen Marion.
„Puppen kann man wie Menschen köpfen, häuten, in Stücke reissen, ihnen die Augen auskratzen...“
Sie weint.
„...Verbrennen, erwürgen, elektrisieren, mit Säure übergiessen...“

„Wagt es nicht, meine Tochter anzufassen!“
Hätte ich das nur nicht gesagt. Schon schlurfen, kriechen und krabbeln sie auf mich zu. Wie stark bin ich? Wie stark ist meine Liebe zu Marion?
„Du weisst, dass du nur ein Werkzeug bist. Sehr dumm von dir, dich uns auszuliefern.“
Sie stürzen sich auf mich. Einer gräbt seine Krallen in meine Wunde und vergrössert die Buchstaben. Ein anderer zerrt an meiner Haut, dehnt mein Fleisch. Dann steigt der erste durch das W von „Schwarzes“ in meinen Körper. Ein anderer folgt durch das F von „Schaf“, ein weiterer durch ein A.
Ihr Wille ist Parasit in meinem Körper. Ich muss ihm widerstehen.
„Ich liebe meine Tochter!“
Die Worte entfachen ihren Zorn. Gut ein Dutzend Dämonen machen sich über die Wunde her und tauchen in mein fleischloses Fleisch, in meine substanzlosen Organe.
„Ich liebe meine Tochter!“
„Töte, wen du liebst!“ Der feindliche Wille versucht meinen zu verdrängen. Ich ignoriere ihn.
Die übrigen schwarzen Schafe kommen auf mich zu. Ihre Wut macht sie blind. Bemerken sie nicht, wie gerne ich mich ihnen hingebe? Sollen sie alle kommen; ich bin ihr Gefängnis, ihr Sarg.
Nun ist es Zeit, das Tor zu schliessen: Ich tauche meine Finger in die Wunde und arbeite an der Signatur. Ich drehe und verzerre die Buchstaben, bis sie den neuen Sinn ergeben. Aus dem schwarzen wird ein weisses Schaf.
Die Narbe werde ich immer tragen, ihre Bedeutung aber bin ich losgeworden.

*

Mein Körper ist wie ein Wind, der zwischen den Realitäten verkehrt. Der Spiegel in Annas Badezimmer führt mich in eine Dunkelheit. Am Ende dieser Dunkelheit wartet das ersehnte Licht. Diejenigen, die das Licht nicht zum Ziel haben, haben es zum Feind.

 

Ein paar Anmerkungen sind hier notwendig:

- Die Geschichte ist Teil des Grundes, weshalb ich hier so lange inaktiv sein musste. Ich habe sie nämlich, unüblicherweise, nicht für kg.de, sondern für die Schule geschrieben, als Teil einer grösseren Arbeit über Horror. Diese Arbeit und eine Menge Schulstress sind die Entschuldigung, die ich für meine magere Aktivität zu bieten habe.

- Der Titel deutet so krass in die Splatter-Richtung, was zusammen mit meinem Ruf wahrscheinlich zu voreiligen Schlüssen führen könnte. Aber: Sie ist eine meiner "harmlosesten" Horrorgeschichten seit langem. Splatter ist kaum vorhanden. Anderes war wichtiger.

- Ich habe sehr, sehr lange an dieser Geschichte gearbeitet. Ich hoffe das sieht man auch ein bisschen. Kritik und Anregungen sind natürlich trotzdem willkommen.

- Meine eingeschränkte kg.de-Präsenz dauert noch ein paar/Paar Wochen an; nachher werde ich mich hoffentlich mit neuer Kraft bemerkbar machen können. :D

Danke für die Aufmerksamkeit!

Van

 

Hui!
Das ist gut, wirklich gut!
Was soll ich noch mehr dazu sagen?
Der Einstieg war etwas schwach, aber dann hat es mich in seinen Bann gezogen, und ich konnte nicht mehr aufhören, zu lesen.
Du wirst es noch weit bringen, Van.

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Van,

auch von mir hauptsächlich Lob. Der Plot ist dir gelungen. Die Geschichte ist spannend und fesselt.
Die eigenen Dämonen können einen ganz schön in Angst versetzen und die eigenen dunklen Seiten werden von vielen als Dämonen erlebt.

Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht noch Detailanmerkungen hätte. ;)

Ich bin Horrorautor und ich schreibe seit einem Jahr Horror.
eine unschöne Wiederholung von Horror, auch wenn du sicherlich absichtlich nicht "Ich schreibe seit einem Jahr Horror" geschrieben hast.
Vorschlag: Ich bin Autor. Seit einem Jahr schreibe ich Horror.
Dann kommt mE der Bruch besser raus.
Im Versuch, nicht den kleinsten Muskel zu rühren, verlor ich die Kontrolle über gerade jene kleinen Muskeln und zitterte heftig.
Diese Formulierung kommt mir etwas zwanghaft originell daher. Da würde ich dir zur Simplifizierung raten.
Plötzlich wuchs ein Schatten hinter den Bücherregalen, streckte seine Finger nach seinesgleichen aus und ging ein Bündnis gegen das Licht ein.
Der Schatten streckt seine Finger nach sich selbst, nach einem anderen Schatten oder nach dem Bücherregal aus? Was meinst du hier?
„Wenn auch nicht gewöhnliche!“, fiel ein aggressiver Bariton dazwischen.
vielleicht: „Wenn auch keine gewöhnlichen!“, fiel ein aggressiver Bariton dazwischen. ?
„Dann sind wir zu dem geworden, als was uns die Menschen schon immer hatten sehen wollen.“
Leider habe ich da keine Vorschlag, aber irgendwie klingt der Satz schräg
Das ganze Szenario wirkte sehr grotesk und vertrug sich nicht mit der Realität, die ich bisher gekannt hatte.
ist das nicht eigentlich eh klar?
Mein Leben an sich wäre nicht ein allzu grosses Opfer gewesen.
Etwas umständlich
wäre kein allzu großes täte es auch ;)
Sie hatte den guten Teil von Anna wie von mir geerbt,
Sie hatte die guten Teile von Anna, wie von mir geerbt (muss in den Plural, da Anna und er ja zwei sind)
wo ihm linke Schulter und Oberarm, nicht aber das Leben, genommen werden.
Du hast mir zu einer Geschichte von mir mal etwas von unpassenden komischen Formulierungen geschrieben. so ging es mir mit diesem Satz. Er ist gut, aber im Kontext empfinde ich ihn als unpassend, da er aus der Spannung reißt.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey rel!

Danke für die schnelle Reaktion. Freut mich, dass sie dir so gut gefallen hat. Den Anfang überdenke ich nochmals.
Nette Kompliment-Vorhersage übrigens :)...

mfg,

Van

Edit:

Hallo sim!

Auch du warst wieder mal schnell, man...
Danke für Kritik, Lob und Detailanmerkungen. Mit letzteren werde ich mich nach nötigem Schlaf beschäftigen, also morgen :D.
Ob dies die "eigenen Dämonen" sind, sei offen ;).

mfg,

Van

 

ahoi van!

schön mal wieder was von dir zu hören.
also zu allererst: dein stil, deine schreibweise 1A, aber mir kommt vor, als würde ihr die knallharte "linie" deiner vorigen werke fehlen. ich weiß nicht genau, wie ich das anders sagen soll, sie gefällt mir gut, die geschichte, aber doch ist etwas nicht so, wie ich es in früheren tagen von dir in erinnerung habe. lukas hat es bereist erwähnt. deine gewohnte wortgewalt bei gewalt und spannungsszenen szenen ist diesmal nicht ganz so zur geltung gekommen.
was bleibt ist eine (immer noch) gute story, bei der ich es nicher ned bereut habe, dass ich sie gelesen hab, aber die mit sicherheit keinen hohen "stellenwert" einnimmt, wie zB "unmenschlich"

edit: toller titel, hatte ich das erwähnt?

mfg

 

Hallo Van!

Die Geschichte hat mir gefallen. Die Idee ist gut und meistens auch gut umgesetzt.
Stilistisch ist sie ausbaufähig. Vor allem den Anfang, das erste Drittel ungefähr, solltest du dir noch genauer anschauen.

Manchmal fand ich, dass der Icherzähler sich etwas merkwürdig verhalten hat. Diese Narbe ist ja schön ung gut, aber warum ist der Gute nie zu einem Arzt gegangen? Würde man das nicht als Allererstes machen?

Das Ende ist gelungen, weil man eigentlich nicht mit einer derartig "harmlosen" Auflösung rechnet.
Ansonsten verweise ich auf meine Anmerkungen.

Textkram - nur Vorschläge, nichts weiter:

immer wieder Wörter so zusammenzuwürfeln, dass sie dem Leser die schlimmsten Qualen beschreiben.
Qualen bereiten?

und wie ich der Handlung noch eine letzte, glückliche Wendung verleihen sollte.
verleihen konnte - ist mMn treffender

Da hörte ich hinter meinem Rücken jemanden sagen: „Deine Geschichte ist dämlich!“ Erschrocken reisse ich den Stuhl
Tempus!
Zuerst hörte und dann reisse...
In demselben Absatz kommen noch ein paar Zeitfehler mehr.

ein Geräusch. Ich horchte auf. Das Geräusch dauerte an.
Wiederholung, unschön formuliert.

Im Versuch, nicht den kleinsten Muskel zu rühren, verlor ich die Kontrolle über gerade jene kleinen Muskeln und zitterte heftig.
?

Grabesstille setzte ein.
Grabesstille ist mMn ein Wort, dass man meiden sollte. Wirkt eher lustig.

Oder hatte ich irgendwelche Halluzinogene in meinem Abendessen erwischt?
Ist das jetzt als Witz gemeint? Hätte mir nämlich nicht gefallen. Oder hat der Gute tatsächlich ein Drogenproblem. Wenn ja, dann ist diese Aussage hier etwas ungünstig, wie ich finde.

Plötzlich wuchs ein Schatten hinter den Bücherregalen, streckte seine Finger nach seinesgleichen aus und ging ein Bündnis gegen das Licht ein.
Du beschreibst das hier so emotionslos, dass es mich kein bisschen schaudert.

Ob hell oder dumpf, tief oder hoch. Ob abgehackt oder auf grässliche Weise melodisch verbunden, gekreischt oder gehaucht – die Stimmen entbehrten bei aller Vielfalt des geringsten Wohlklangs.
Finde ich auch etwas unglücklich.

Welch einer obszönen Demonstration
Obszön? Ziemlich altbackener Ausdruck an dieser Stelle.

Jetzt fühlte ich mich endgültig wie ein Schauspieler in einem Horrorfilm, kurz nachdem der Regisseur entschieden hat, anstatt Fiktion Realität zu drehen, damit die Angst echter wirkt.
Gut.

Und dann ging’s durcheinander.
Muss man das unbedingt anmerken? Wird das nicht ohnehin klar.

Es war fast unerträglich.
Diese Übertreibung finde ich unnötig, weil aus dem bisherigen Text für mich der Horror nicht deutlich genug wird.
Es war unerträglich... so unerträglich finde ich das nicht erzählt. Man sollte nicht beschreiben, wie der Text wirken soll, sondern den Text so schreiben, dass er die nötige Wirkung erzielt.
Soll jetzt nicht arrogant klingen, denn dein Text ist ja nicht schlecht. Aber solche Sätze kann ich einfach nicht abhaben - ist sehr subjektiv.

Vage an Menschen erinnernde Bestien infernalischer Herkunft.
Dieser Satz ist nichtssagend. Infernalischer Herkunft. Das kann alles sein. Und doch weiß ich nicht ansatzweise, was es ist.

Die Worte klangen, als wären sie ohne Zunge entstanden.
Gut!

Am liebsten wäre ich in Ohnmacht gefallen.
Auch ein Satz, den ich streichen würde.

Eine skalpellscharfe Kralle schnitzte mir die Epidermis über der Brust auf, trennte Muskelfasern und drang bis an meine Rippen.
Er schneidet also nur die Epidermis auf und lässt die Lederhaut darunter unberührt?
Der Teil davor, mit dem Kopfanhang in den Mund stecken ist aber sehr gelungen.

Die Dämonen erschienen gelegentlich in meinen Träumen und verlangten
Sehr emotionslos, wie du das beschreibst. Hier wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, den Traum konkret zu beschreiben.

Ich entschied mich, es in einer anderen Realität zu tun – in der Fiktion.
Diese Idee ist echt gelungen.

Man konnte Marlons Spiel auch „Quälen“ nennen.
Unnötiger Satz. mMn

„Fährst du ins Ferienhaus?“, will sie wissen.
Komischerweise habe ich genau damit gerechnet.

Wie sollten sie mich hier finden?
Etwas naiv, oder? Schließlich haben sie ihn ja auch in seinen Träumen gefunden - was bedeutend schwieriger ist.

ein schuppiges, aaliges Organ
Hier wäre ein Vergleich passend gewesen. Was soll das denn sein? Ein aaliges Organ?

Mit meinem Sturz habe ich seinen Spiegel zerbrochen.
Gut!

Weshalb erklimmen sie mich nun?
erklimmen?

werde ich in gut einer Viertelstunde bei Marion sein und dann kann ich mich endgültig von ihr verabschieden.
Er will noch immer zu seiner Tochter?
Warum eigentlich? Fürchtet er nicht, sie in grauenhafte Gefahr zu bringen?

Lasst von meiner Tochter ab!“
Sehr altmodisch ausgedrückt.

In diesem Sinne
c

 

Moin Van,

freut mich richtig, dass du wieder da bist (wenn auch noch nicht so ganz); letzteres sollte jetzt nur zeitbezogen sein ... :D

Zur Geschichte: klassische und richtig gute Horrorstory. Mit überraschendem Ende (und dafür noch mal ein Lob; ich glaube, ich hätte dich gehasst, wenn du das Kind hättest umbringen lassen).

Insgesamt tauchten auch bei mir Assoziationen an "Hellbound" auf; aber das ist nicht schlimm, ich habe diesen Film geliebt (und das, obwohl er immer gekürzt war :xxlmad: )

Also, für mich ein klassischer Horebeke: kurzweilig; stilmäßig ausgefeilt; geprägt von kranker Fantasie!

Gruß! Salem

 

Hi Van

Die Einleitung halte ich für sehr gelungen. Dann fällt der Text - auch spannungsmäßig - etwas ab, um dann während der Autofahrt zu seiner Tochter zu einem furiosen Höhepunkt zu kommen.
Warum bei mir am Anfang kein Horror aufkam: Ich versuche dir ein paar Beispiele zu bringen:

Hinter den Bücherregalen vielleicht? Ich stehe auf und mache drei Schritte auf die Gestelle zu.
„Wer ist da?“ Keine Antwort. Vier, fünf Schritte – bewegt sich da nicht etwas im Schatten?
Zu schnörkellos, zu wenig Gefahrenpotential. Keine Zeit für den Leser, sich etwas schreckliches vorzustellen

Ich schritt die Regale ab und machte mich auf eine Konfrontation gefasst.
Sie blieb aus.
Genau das ist hier das Problem. Es baut sich nichts auf und dann ist das wenige definitiv vorbei.

„Was... was meint ihr damit?“
Jetzt fühlte ich mich endgültig wi..
das wirkt komisch

die Stimmen entbehrten bei aller Vielfalt des geringsten Wohlklangs.
seltsame und verdrehte Formulierung

Als das Geschrei endlich abbrach, vernahm ich das Kratzgeräusch im Waschbecken. Es war fast unerträglich.
Eine einfache Behauptung, bei der mir weder Bilder noch Töne kommen. Wie hört sich also ein unerträgliches Geräsuch an? Wenn du das rüberbringst ist es viel besser. Und natürlich darf der letzte Satz dabei nicht vorkommen..

Wenn du diesen flapsigen Umgang mit den Geistern am Anfang weg bekommst, dann ist diese Geschichte ein echtes MEisterstück

L.G.
Bernhard

 

Hallo Lukas, one weak, chazar, Salem, Bernhard und sim!

Ich bin echt froh, so viel nützliches Feedback erhalten zu haben. Ich werde an der Story selbstverständlich nochmal feilen; wo entnehme ich euren Anmerkungen.
Vielen Dank!


@sim

Der Schatten streckt seine Finger nach ... einem anderen Schatten ... aus?
genau. Es ist ja nicht der Schatten als Ganzes, sondern einer unter vielen. Die wachsen nun und wachsen zusammen.
vielleicht: „Wenn auch keine gewöhnlichen!“, fiel ein aggressiver Bariton dazwischen.
stimmt; ist besser.
Etwas umständlich
wäre kein allzu großes täte es auch
Etwas von meiner Anfängerliebe zum "nicht" hat sich scheinbar bis heute erhalten. Gegen alle Ästhetik. Wird natürlich auch geändert.
Sie hatte die guten Teile von Anna, wie von mir geerbt (muss in den Plural, da Anna und er ja zwei sind)
Schon? Ich dachte beides geht; bei meiner Version ist es einfach die kurze Fassung von: Sie hatte den guten Teil von Anna, wie den guten Teil von mir geerbt.
Darüber muss ich noch philosophieren. Meine Version liest sich ein winziges Bisschen angenehmer, aber wenn sie sich als falsch herausstellt, ist sie natürlich falsch...
Die nicht zitierten Anmerkungen werden allesamt beim Schleifen beachtet.

@lukas

Schöner Titel – wo ist der Text dazu?
Keine Bange, den hast du gelesen. Aber gesteh, "Das schwarze Schaf" wäre keine halbsogute Alternative gewesen. Mich reizte der Kontrast zwischen Titel, der so stark auf Splatter weist, und Geschichte, die davon recht fernbleibt.
Bei langen Geschichten, bei welchen der Autor noch im Vorfeld betont, wieviel Arbeit oder „Herzblut“ darin steckt, habe ich zuerst immer etwas Beißhemmung. In Anbetracht dessen, werde ich, wie der Wolf, Kreide fressen.
Von mir aus darfst du auch - oder gerade - bei diesen "Herzblut"-Geschichten hemmungslos zubeissen. Wenn dem Autor etwas an seinen Geschichten liegt, liegt ihm auch etwas an ehrliche Kritik.(Ist zwar in der Praktik nicht immer der Fall, aber die wenigen, die dann ausrasten und dich beschimpfen, weil du ihre Geschichte anfasst, musst du ja nicht ernst nehmen...)
Merkwürdig erschien mir, daß der Text sprachlich dort am stärksten ist, wo gar nichts passiert oder kurz bevor etwas passiert.
Müsste ich untersuchen, warum das so scheint oder ist. Vielleicht weil die Szenen, wo etwas passiert mehr Tempo verlangen und somit auf romantische Beschreibungen verzichten müssen? Ich neige immer dazu den Horror an sich kälter und karger als der Rest zu schreiben. Allerdings sollte der Horror deswegen nicht sprachlich schlechter sein. Ich habe aber jetzt festgestellt, dass dies zumindest bei einer Passage leider der Fall ist.
Das ist ein Absatz von klarer, rhythmischer Prosa, die man eigentlich nur als wunderbar umschreiben kann.
Danke. Ich werde mich danach ausrichten.
Tauchen aber die Dämonen auf, erheben sie dazu noch ihre Stimme fällt der Text in Belanglosigkeit, sowohl sprachlich, als auch inhaltlich, wie ich meine.
Ich denke das ist eine der grössten Herausforderungen des Horror-Genres, Dämonen und Konsorten trotz menschlicher Sprache, bedrohlich und nicht "unecht" wirken zu lassen. (unecht - ich denke so sind sie bei dir angekommen, oder?)
Natürlich kommt es auch auf die Bereitschaft des Lesers an, sich in diese andere Realität hineinzuversetzen, aber es ist die Pflicht des Autors, ihm diese Bereitschaft schmackhaft zu machen. Besteht sicher noch verbesserungspotential. Ich denke durch Modifikation des ersten Treffen mit den Dämonen liesse sich schon einiges erreichen.

Deine inhaltlichen Anmerkungen nehme ich zur Kenntnis. Schade dass die Geschichte dir so altbeladen schien. Mir ist wichtig, dass meine Ideen nicht so sehr aus der Büchersammlung im Dachstock stammen. Wenn ich beim Schreiben erkenne, dass etwas zu sehr an Gelesenes erinnert, lösche ich es normalerweise. Die Monster sind tatsächlich ganz normale Monster, wie man sie von Lovecraft oder Barker kennt. Habe ich mir erlaubt; schienen mir in den Kontext zu passen.

aber die heilige Familie mit ihrer Liebe das Böse besiegen kann.
Ist doch schön :D - ein Happyend ist bei meinen Geschichten eine Seltenheit.

@one weak

lukas hat es bereist erwähnt. deine gewohnte wortgewalt bei gewalt und spannungsszenen szenen ist diesmal nicht ganz so zur geltung gekommen.
Darüber habe ich meditiert und du hast wohl recht. Ich habe zu viel gekürzt und zu viel gespart; ein Teil des Schreckens ist draufgegangen. Wirkende Details fehlen, denk ich. Ich hoffe, ich kann das ändern.
edit: toller titel, hatte ich das erwähnt?
Ha! Find ich auch :D

@chazar

Vor allem den Anfang, das erste Drittel ungefähr, solltest du dir noch genauer anschauen.
Deine und die Anmerkungen anderer Leser zeigen mir, dass du recht hast. Wobei ich den allerersten Teil, den Einstieg für gelungen halte. Die erste Begegnung lässt aber noch zu wünschen übrig.
Qualen bereiten?
Den Schritt (beschreiben zu bereiten) hatte ich erwägt, nicht aber gewagt. Ich erwäge diese Übertragung nun nochmals. :D
Tempus!
Diesen Abschnitt habe ich absichtlich im Präsens geschrieben, wegen dem Tempo. Wollte den Wechsel einmal versuchen (auf solche Zeitwechsel stösst man dann und wann bei Schriftstellern, wenn auch weniger bei solchen der Post- und Moderne). Vielleicht ändere ich es wieder. Jedenfalls wird diese Passage sowieso noch des Horrors wegen modifiziert.
Grabesstille ist mMn ein Wort, dass man meiden sollte. Wirkt eher lustig.
Und ich dachte, es wäre anschaulich.
Ist das jetzt als Witz gemeint?
So in Richtung Ironie.
Obszön? Ziemlich altbackener Ausdruck an dieser Stelle.
Der Typ ist Schriftsteller, Dichter... - nö, hast recht. Mache mich auf die Suche nach einer Alternative.
Wenigstens lässt du mir den Liebling mit dem Realität-Regisseur, wo du zwei andere (Schattenbündnis und Stimmenwohlklang) wagst zu beschiessen :D.
Muss man das unbedingt anmerken? Wird das nicht ohnehin klar.
Nicht unbedingt. Ohne könnte es auch schön der Reihe nach gesprochen werden. Vielleicht lösche ich den Satz trotzdem.
Soll jetzt nicht arrogant klingen,
Tut es auch nicht. Gewöhnlicherweise versuche ich mich auch an "show don't tell" zu halten.
Hier wäre ein Vergleich passend gewesen. Was soll das denn sein? Ein aaliges Organ?
aalig ist ein Vergleich - wie ein Aal. Oder wurm-/schlangenartig. Etwas langes mit Schuppen, das zuckt wie ein lebendiger Fisch in der Hand (oh, den könnte ich vielleicht bringen... soll ich?)
erklimmen?
ja? - sie sind klein und erklimmen ihn daher. Oder was meinst du? Erklimmen heisst besteigen, klingt einfach schöner als letzteres.
Er will noch immer zu seiner Tochter?
Warum eigentlich? Fürchtet er nicht, sie in grauenhafte Gefahr zu bringen?
Ja. Er will sie so sehr nochmal sehen, dass es schon fast ein müssen ist. Er fürchtet es nicht, weil er noch nicht weiss, dass die Dämonen in ihm sind und ihn dirigieren können. Er glaubt, sie hätten ihn einfach nochmals mittels Narbenerfrischung an seine "Pflicht" erinnert.
Sehr altmodisch ausgedrückt.
Wo du recht hast, hast du recht.

@Salem
Freut mich, dass du immer wieder meine Geschichten liest, und besonders wenn sie dir gefallen.

(und dafür noch mal ein Lob; ich glaube, ich hätte dich gehasst, wenn du das Kind hättest umbringen lassen)
Auch ich habe ein Herz - selbst wenn es selten zur Geltung kommt :D
Also, für mich ein klassischer Horebeke
Dennoch finde ich die Story eher Van-untypisch: Das Happyend, der etwas andere Stil, die Erzählperspektive...
Danke für das Lob.

@Bernhard
Mit deinen Ausführungen zum Horrormangel am Anfang drückst du das aus, was ich zwar befürchtete, jedoch nicht wirklich erkannte.

Keine Zeit für den Leser, sich etwas schreckliches vorzustellen
Vor allem das ist wichtig - er muss befürchten können.
das wirkt komisch
-Was? - die direkte Rede, der zweite Satz oder der Übergang?
Wenn du diesen flapsigen Umgang mit den Geistern am Anfang weg bekommst, dann ist diese Geschichte ein echtes MEisterstück
Danke, ich werde mich bemühen.

freundliche Grüsse euch allen und nochmals Danke!

Van

 

Ich möchte mich nochmals herzlich bei allen hier bedanken. Eure Anmerkungen haben mir weitergeholfen. Ich habe die Geschichte an einigen Stellen modifiziert und bin jetzt selbst mit dem Horror und der Spannung im ersten Drittel glücklicher.
Falls ihr euch die Stellen noch einmal anschaut und doch noch etwas entdecken solltet, sagt es ruhig. Perfekt wird der Text wohl noch nicht sein :D.

Die viele konstruktive Kritik hier ist wirklich toll. Macht Spass und motiviert dazu, immer wieder Fortschritte zu machen.

Den Schulstress - besonders die Arbeit - habe ich nun hinter mir.

mfg,

Van

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Van!

Der Einstieg ist etwas ungewöhnlich, aber dann wird es eine bis zum Schluß spannende Geschichte, für die ich gern wieder mal einen Ausflug in dieses Genre gemacht habe, das heißt soviel, wie, daß ich es nicht bereue, oder auch, daß mir die Geschichte gefallen hat. :)

Meine Kritik zum Einstieg findest Du gleich unten in der Liste, wie eigentlich alle anderen Kritikpunkte auch, denn so große, daß ich sie hier extra erwähnen müßte, hab ich eigentlich gar nicht. ;-)
Schön, daß sich meine Befürchtungen, die ich bei dem Titel gehabt hätte, hätte ich darüber nachgedacht, nicht bewahrheitet haben. Ich mußte ja nicht darüber nachdenken, aber wäre mir das nicht geflüstert worden, hätte ich mir wohl diese Geschichte nicht ausgesucht. – Womit sich jetzt doch noch ein Kritikpunkt ergibt, nämlich der Titel, der vielleicht auch andere Leser abschrecken könnte. Wie wärs zum Beispiel mit »Schwarzes Schaf« oder »Der verwundete Autor« oder »Schauspiel für Dämonen« oder »Dämonen aus dem Rückspiegel«?

Wie er am Schluß die Wunde verändert, hat mir übrigens am besten gefallen, das ist mal eine originelle Lösung. :-)

So, aber jetzt wollen die Dämonen, daß ich endlich Deine Geschichte seziere…

»Nein, ich habe nicht vergessen, was der Frühling ist und wie Kinderlachen klingt. Momentan stehen keine Kindergeschichten an, tut mir Leid.

Nein, meine Exfrau hat damit nichts zu tun. Sonstige Bekannte, Polizisten oder das System ebensowenig.«

– Ich versuche, mir die dazugehörigen Fragen vorzustellen, aber es will nicht so recht klappen. Bei der ersten Antwort deshalb, weil es sich eigentlich um zwei Antworten handelt, denen vermutlich auch zwei Fragen vorausgehen, weshalb ich sie trennen würde.
Was aber beide Antworten und die folgenden gemeinsam haben und den größeren Kritikpunkt ausmacht, ist die ständige Wiederholung der Frage in der Antwort. Beispielsweise würde er wohl auf die Frage »Hat Ihre Exfrau damit zu tun?« eher sagen »Nein, hat sie nicht. (Wie kommen Sie auf sowas? Und bevor Sie weiterfragen: ) Auch meine anderen Bekannten, oder … nicht«, als im ersten Teil der Antwort die komplette Fragestellung zu wiederholen. Oder wie sonst sollte die dazugehörige Frage lauten?
Schreib Dir doch mal die Fragen dazwischen und formuliere dann die Antworten neu. Oder schreib die Fragen einfach in die Geschichte dazu, wenn sich die Informationen anders nicht transportieren lassen. Denn Du wirst mir sicher zustimmen, daß es einfach komisch klingt, wenn jemand auf die Frage »Haben Sie zur Zeit größere Probleme?« rückfragt: »Ob ich zurzeit grössere Probleme hätte?« Hier würde allein der Rest der Antwort, also »Mit Journalisten manchmal! Und überhaupt, was geht Sie das an?« reichen.

»Ja, natürlich bin ich Satanist.«
– Abgesehen vom oben Gesagten: Warum »natürlich«?

»Überdies ernähre ich mich öfters von Kindern. … An meinen schwarzen Messen gibt’s die Zartesten und Jüngsten.«
– die zartesten und jüngsten (–>Kinder)

»Natürlich hab ich nicht vergessen, wie ich vor einem Jahr noch geschrieben habe. Ich habe die Blüten im Frühling beschrieben, den Gesang der Vögel, die Liebe und die Freundschaft.«
– Hier könntest Du den Protagonisten ein bisschen melancholisch im Ausdruck werden lassen, denn er sehnt sich ja eigentlich dorthin zurück. Außerdem hat der erste Satz vorn und hinten ein »hab/e«, das könntest Du beim Umformulieren ebenso vermeiden. Mein Vorschlag wäre zum Beispiel: Natürlich erinnere ich mich noch, wie ich vor einem Jahr das aufblühende, bunte Leben des Frühlings in Worte malte, Vögel zwitscherten aus meinen Geschichten, und Liebe und Freundschaft waren als würzige Essenz nicht wegzudenken.

»Ich hielt mich in meinem Arbeitszimmer auf und grübelte gerade nach, auf welche Weise Andreas‘ Kinderliebe zu seiner Schulkameradin Mirjam in Erfüllung gehen könnte. Ich überlegte, was Kinder für romantische Orte hatten, wenn überhaupt,«
– grübelte darüber nach, auf …
– Der »Ich überlegte«-Satz ist ziemlich unschön, Vorschlag: Ich überlegte, an welch romantischen Orten die Kinder sich treffen könnten, wo die Handlung wie von selbst ihre letzte, glückliche Wendung nehmen würde. (»wenn überhaupt« würd ich auf jeden Fall vermeiden)

»Doch ich habe den Text bisher noch nicht zu einem Ende gebracht.«
– (noch) zu keinem Ende gebracht

»Es fehlten noch etwa drei Abschnitte, als ich mit der Hölle konfrontiert wurde.«
– »etwa« würd ich streichen, als geübter Autor wußte er, daß es noch genau drei Abschnitte sein würden.

»Soeben hatte ich diese Sätze in den PC gegeben:«
– in den PC getippt/eingegeben

»Andreas riss das letzte Blütenblatt von der Margerite und fluchte. So ein Resultat konnte er nicht akzeptieren! Es musste, musste um der Wahrheit Willen verfälscht werden – „Sie liebt mich“, sagte er und grinste plötzlich über das ganze Gesicht.«
– Wieder so eine Stelle – ich würde ihn immer dann, wenn die Rede vom Kinderbuch ist bzw. es zitiert wird, eine positive, blumigere Sprache verwenden. Ich bin darin auch nicht so gut, mache Dir aber trotzdem wieder einen Vorschlag, wenn er Dir nicht gefällt, kann er ja vielleicht wenigstens Dein Denken beflügeln ;): Andreas riss das letzte Blütenblatt von der Margarite und es gab ihm einen Stich ins Herz. Dieses Resultat konnte er nicht glauben, sicher hatte er einmal versehentlich zwei Blätter zugleich ausgerissen, so müsste noch ein letztes da sein. Im Geist nahm er dieses Blatt zwischen seine Finger, grinste über das ganze Gesicht und sagte: „Sie liebt mich.“

»ich stellte sie zurück an ihren Platz und achtete dabei, keinen Lärm zu machen.«
– achtete darauf, keinen Lärm zu machen

»Die Glühbirne in der Mitte des Raumes pendelte und büsste mit jedem Hinundher an Strahlung ein.«
– Hin und Her

»Das Körperhafte bestand aus einem weichen und fleischigen Leib.«
– Ähm, das Körperhaft ist der Leib – Vorschlag: Der Leib war weich und fleischig.

»Eine Haut trugen die Wesen nicht«
– Haut trägt man nicht, die hat man (oder eben nicht) – V: Der Leib der Wesen war weich und fleischig und ohne Haut…

»– vielleicht war es dazu in der Hölle zu heiss.«
– …wobei ich das mit der Haut ziemlich unglaubwürdig finde, noch dazu mit der Begründung, denn die Haut schützt ja nicht nur vor Kälte (aber gut, es ist keine Begründung, sondern nur eine Vermutung). Allerdings wäre das dann wohl das erste, was an den Wesen auffällt, noch bevor er anfängt, Extremitäten zu zählen. ;-)

»Die Köpfe hatten menschliches Format.«
– »menschliches Format« finde ich seltsam ausgedrückt, würde da eher zu sowas wie »waren so groß wie unsere« tendieren

»„Du sollst entscheiden: Willst du lieber massakrieren, statt massakriert zu werden?“, fragte ein dumpfer Bass.
Ich brachte kein Wort über die Lippen.«
– Spätestens an dieser Stelle würde ich ein bisschen tiefer gehen. Er bringt zwar kein Wort über die Lippen, aber er hat doch Gedanken und Gefühle in sich, die zumindest kurzzeitig sehr intensiv sein dürften. Und mich als Leserin würden die schon ziemlich interessieren… Stattdessen könntest Du den »Versprich uns«-Dialog etwas kürzen, es ist eigentlich in meinen Augen nicht ersichtlich, warum sie so ausführlich auf dem Versprechen bestehen.

»Dann fassen wir dein Schweigen als Ja auf.“«
– fände »Zustimmung« statt »Ja« schöner

»„Nein, Swiarha, das reicht nicht!“, brüllte sogleich der Bariton, „wir brauchen sein Wort.“«
– Bariton. „Wir

»und riss dabei etwas Blut mit, das daran klebte.

Ich wusch das noch feuchte Blut mit meiner linken Hand ab.«
– Wenn Blut klebt, ist es doch trocken, warum ist dann anschließend wieder feucht?

»So grässlich das Mal war, es schien ein Muster, ein Bild zu haben.«
– ein Muster zu haben, ein Bild zu sein.

»Während jeweils diese Worte verklangen, wachte ich auf, schweissgebadet.«
– »jeweils« würd ich streichen, »schweissgebadet« könntest Du eventuell auch beschreiben (das T-Shirt war zum Auswringen nass, mehrere Haarsträhnen klebten salzig auf seiner Stirn, …)

»Mein Leben an sich wäre kein allzu grosses Opfer gewesen.«
– Niemand denkt so über sein Leben, außer vielleicht potentielle Selbstmörder. Eher würde ich hier ein etwas ausführlicheres geistiges Abwägen stattfinden lassen, das eher gefühlsbetont sein sollte, als rational gedacht.

»Doch mit meinem Leben wären wohl auch all die Leute verloren gewesen, die ich liebte: …«
:susp: Warum? Wie kommt er auf sowas? :shy:

»Wenn das Schreiben von Horrorgeschichten anfangs lediglich unangenehm war, so ist es jetzt anders: es macht mir Angst. Setze ich mich auf den Stuhl, beginnen meine Finger zu zittern, bevor sie auch nur in die Nähe der Tastatur kommen. Will ich tippen, verfehle ich die gewünschten Tasten. Lasse ich dann aber vom Schreiben ab, wird die Angst zur Panik; schreiend renne ich aus dem Zimmer, der kalte Atem dicht hinter mir. Plötzlich habe ich das Gefühl, als versuche er in mich zu dringen, als wolle er meinen Verstand benebeln. Manchmal gelingt ihm dies: manchmal bricht mein Widerstandswille zusammen,«
– anders: Es … versuche er, in … gelingt ihm dies: Manchmal …
– Angst ≠ Zittern. Beschreibe die Angst, die sich im Kopf abspielt. Zittern ist mehr ein Zeichen von Nervosität, Aufgeregt-Sein, Hektisch-Sein, usw., aber Angst spielt sich im Kopf ab, macht eher starr (weshalb es ja auch die Redewendung »starr vor Angst« gibt).
– Den ersten Satz würde ich umstellen: Anfangs war das Schreiben von Horrorgeschichten lediglich unangenehm, jetzt macht es mir Angst.
– »bevor sie auch nur in die Nähe der Tastatur kommen« würde ich streichen

»Decke lichtschirmend über meinem Kopf.«
– Ähm, wie, hängt die Decke jetzt in der Luft, oder wie soll ich mir das vorstellen?

»Erst nach der Erzählung überreiche ich ihr die Puppen,«
– Bitte nur eine Puppe…;-)

»„Das wäre schön. Dann kann ich Marion mal wieder etwas vorlesen.“«
– Ich hoffe doch, daß sie ihr auch andere Bücher vorliest, weshalb ich ein »von dir« einfügen würde.

»Die Narbe ist noch immer da und juckt von Zeit zu Zeit. Das bereitet mir keine Sorgen.«
– Warum dann die Erwähnung, wenn es ihm keine Sorgen bereitet? Zeig ihn sorglos: Die Narbe juckt von Zeit zu Zeit, wohl ein Zeichen, dass sie bald verheilt sein wird.

»Die Brust brennt, aber ich habe mich damit abgefunden; was soll denn eine Narbe anderes tun, als gelegentlich zu jucken?«
– Auch hier würde ich andersrum darstellen, z.B.: Es war wohl eine besonders tiefe Verletzung; meine Brust brennt und juckt immer noch. Je tiefer die Wunde, desto länger braucht sie natürlich zum Heilen; bisher hatte ich ja höchstens mal aufgeschundene Knie und bin sowas nicht gewöhnt.

» Drehsinn und Schweresinn versagen – ich stürze.«
– Das waren vielleicht doch eher der Bewegungs- und der Gleichgewichtssinn, die beiden gibt es nämlich (wollte für den Challenge eigentlich eine Geschichte mit den zwölf psychologischen Sinnen schreiben, die da wären: Wärme-, Bewegungs-, Gleichgewichts-, Schmerz-, Raum-, Zeit-, Tast-, Geruchs-, Geschmacks-, Gehör-, Gesichtssinn und ein Sinn für das Gemeinempfinden, der z.B. Hunger oder Durst wahrnimmt). ;-)

»Nachts suchen sie mich in meinen Träumen heim und tagsüber rauben sie mir die Ruhe. Sie haben mich gefunden, sie demonstrieren ihre Anwesenheit.«
– Wie darf ich mir das Ruhe-Rauben und Anwesenheit-Demonstrieren vorstellen? Show … ;-)

»dass meine Narbe den Dämonen immer zeigen wird,«
– wäre da für »Dämon« (ohne -en)

»Ist es vielleicht noch eine Frage von Stunden,

Ich schalte das Autoradio an, vielleicht erfrischt es meine Gedanken.«
–zweimal »vielleicht«

»er klettert über das Gehege zu den Raubkatzen; kostet ihn linke Schulter und Oberarm, nicht aber das Leben.«
– kletterte … kostete
– würde das umformulieren: »der Täter ist am Leben, ihm wurde nur ein Arm abgetrennt.« – weil nämlich einerseits nie die Schulter ohne Oberarm abgeht, andererseits die Berichterstattung wohl nicht so ausführlich sein würde (es scheinen ja normale Nachrichten zu sein, keine Sondersendung)

»Rammstein erklärt, dass wir alle in Amerika leben. Schön für Amerika.«
– Hm, das Wechseln des Senders hat wohl schon nur für diese Aussage stattgefunden, hm? Dabei finde ich die Bemerkung »Schön für Amerika« gar nicht witzig, obwohl ich das Gefühl habe, sie sollte es sein… Ich würde das einfach weglassen, paßt eigentlich nicht wirklich in die Geschichte. Und in ein paar Jahren (also wenn Deine Geschichten dann endlich ganz groß rauskommen) kennt den Rammstein niemand mehr, während der Rest der Geschichte eigentlich zeitlos, also immer aktuell ist – das willst Du Dir doch nicht mit dem unnötigen Erwähnen einer Modeerscheinung kaputtmachen, hm? Laß den Sender irgendeinen Oldie oder Evergreen spielen, den jeder kennt und den man auch immer kennen wird.

»Strasse und Landschaft verschwinden aus dem Spiegel. Schwärze nimmt Überhand.«
überhand – würde aber einfach schreiben: …aus dem Spiegel, er wird ganz schwarz.

»Ein halbes Dutzend kriecht unter mein T-Shirt.«
– Das kitzelt sicher ärgstens, schade, daß davon nix dasteht…;-)

»Eines der Ungeheuer hält sich tatsächlich neben meinem Glied auf. Aus seiner rechten Augenhöhle ragt eine Zange.«
– Er schaut also gerade in seine Hose? Oder warum weiß er das so genau?

»Sie erneuern die Schrift, ritzen Buchstaben für Buchstaben nach. Ich zucke vor Schmerzen.
Ich schlage meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.«
– Buchstaben für Buchstaben
– würde ein »Ich« sparen: Ich zucke vor Schmerzen, schlage meinen Kopf …

»Auf keinen Fall darf ich – Mein Körper gehorcht nicht.«
– Entweder Punkt nach »ich« oder »Mein« klein

»Nun bleibt mir nur noch eine Möglichkeit:«
– Um das Aufeinanderfolgen von »Nun« und »nur« zu vermeiden, könntest Du »Jetzt« oder »bloß« verwenden.

»Dann steigt der erste durch das W von „Schwarzes“ in meinen Körper. Ein anderer folgt durch das F von „Schaf“, ein weiterer durch ein A.«
– Langsam hab ich das Gefühl, Dein Protagonist sitzt nackt im Auto. Vorhin hatte er zwar zumindest noch ein T-Shirt an, bei der Hose kann man sich da nicht so sicher sein, aber bei welchen Buchstaben sie einsteigen, kann er ja wahrscheinlich eher nicht so genau fühlen, sondern eher nur wissen, wenn er sie sieht. Ansonsten würd ich schreiben »der dritte durch das A.«, um nicht »Ein anderer« und »ein weiterer« abzuwechseln, und »das A« statt »ein A«, weil es sich bei der präzisen Angabe ganz sicher um ein bestimmtes A handelt, nämlich das aus Schaf, und nicht bloß um irgendein A. ;-)


So, ich hoffe, die Liste war jetzt kein Horror für Dich, sind ja großteils ohnehin nur stilistische Vorschläge, und welche Du davon verwertest, bleibt ganz allein Dir überlassen. ;-)

Liebe Grüße,
Susi :-)

 

Hey Häferl!

Freut mich, dass du meine (relativ milde) Horrorgeschichte gelesen, gemocht und so ausführlich kommentiert hast! Da kann ich einiges gebrauchen, in den meisten Punkten kann ich dir nur recht geben und ich werde - da die Geschichte mir ja sehr am Herzen liegt - auch entsprechend überarbeiten. Demnächst, den leider reicht jetzt die Zeit noch nicht. Einige Punkte muss ich mir auch noch durch den Kopf gehen lassen. Aber wie gesagt, deine Kritik kann ich sehr gut gebrauchen! Besten Dank.

Mag sein, dass ich dann eine ausführlichere Auseinandersetzung mit deiner Kritik in dieses Posting hineineditieren werde - kommt drauf an, wie tief sie dann schon gesunken sein wird :D. Wenn nötig kontaktier ich dich dann nochmals, hehe.

mfg,

Van

PS: Nö, die Liste war kein Horror, nur die Schwachpunkte, die ich trotz allem noch drin habe... Aber ich mag ja Horror *g*

 

Hi Van!


Da uns ja so selten mit deiner Anwesenheit beehrst, hab ich mal beschlossen, was älteres von dir auszugraben. ;)


Die Geschichte gefällt mir großartig. Auch, wenn ich selbst niemals Höllen-Dämonen verwende, will ich sie in der phantastischen Literatur nicht missen.
Sie sind die einzigen Wesen, von denen man 100%ige Bösartigkeit erwartet. Selbst Massenmörder und Serienkiller können das nicht von sich behaupten.
Dämonen lechzen nach Blut und verwenden uns Menschen dazu, ihre Wünsche zu verwirklichen. Und sie benutzen dafür ihr wissen, dass in jedem von uns ein kleiner Teil existiert, der einem Blutbad, sei es Fiktion oder Realität, wobei Gott sei Dank ersteres bei den meisten der Fall ist, nicht abgeneigt ist.
Letztendlich ist egal, ob wir Horror produzieren, als Regisseur oder Schriftsteller, oder konsumieren. Gut hat mir deshalb der erste Absatz gefallen, das "Gespräch" des Prots mit dem Journalisten.
Der erste Absatz der Geschichte ist es auch, der einen enormen Spannungsbogen aufbaut, auch wenn er kurzzeitig (während der Flucht des Prots) ein wenig abflaut.

Stilistisch eigentlich wie gewohnt gut. Doch auch mir fehlen die typischen "Horbekes", die sonst deine Texte kennzeichen. Vielleicht liegt es auch am fehlenden Blut. ;)


Also: Tolle Geschichte, toller Plot (unter selbst Schreibenden haben natürlich Schriftstellerplots etwas sehr anziehendes ;) ), stilistisch sauber.


Liebe Grüße
Tamira

Überreste:

Ja, natürlich bin ich Satanist. Überdies ernähre ich mich öfters von Kindern. Ist köstlich, kann ich Ihnen empfehlen. An meinen schwarzen Messen gibt’s die Zartesten und Jüngsten.
Diese Antwort setzt voraus, dass der Journalist gefragt hat: Sind Sie Satanist?
Was er niemals tun würde.
Wie wäre es mit:
Ja, natürlich habe ich meinen Glauben an Gott verloren. Nicht nur das, ich habe sogar beschlossen, mich Satan zuzuwenden und ernähre mich öfters von Kindern. Ganz köstlich, kann ich Ihnen nur empfehlen. etc.
Du weißt, worauf ich hinaus will.

Nein.

Ich der Brutalste von allen? Wollen Sie das behaupten? Schön für Sie...

Nein, wirklich nicht.

Nein!!!

Zwei !! weg, bitte. Denn aussagekräfitger wird es dadurch nicht, da du zuvor noch kein ! verwendet hast.

Ich wollte sie Marion, meiner Tochter, widmen; dankbar dafür, dass sie mir selbst nach der Scheidung mit Anna so viel bedeutete.
Merkwürdig. Warum sollte der Vater die Zuneigung zu seiner Tochter nach einer Scheidung verlieren?
Nicht eher: ... dass ich ihr selbst nach der Scheidung mit Anna ...

Ich spürte es; spürte ein Prickeln auf dem Handrücken und eine schleichende Kälte im Nacken
Entweder du spezifizierst den Handrücken mit rechts oder links, oder du machst den Handrücken draus. ;)

Eine Haut trugen die Wesen nicht – vielleicht war es dazu in der Hölle zu heiss.
hehe :D

Ich hob ihn weg und riss dabei etwas Blut mit,
Er hob ihn weg?
Er hob ihn auf und räumte ihn weg.

Ob die Kruzifixe, die ich im Arbeitszimmer aufgehängt habe, etwas bewirken, bezweifle ich.
Dass die Kruzifixe, ...

 

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