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Blutkunst

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07.01.2019
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Blutkunst

Die Wärme der Eingeweide umhüllt Jonathans Hände wie eine Decke, und die kalt gewordenen Finger erhalten allmählich ihr Feingefühl wieder, als er beginnt in der Bauchhöhle des Mannes zu graben.

Ein zögerliches Okay war die Antwort gewesen, als Jonathan ihn fragte, ob er Teil eines künstlerischen Meisterwerkes werden möchte. Dann schnitt er ihm die Kehle durch. Langsam, genießend, von links nach rechts. Der junge Mann, kaum älter als 20 Jahre, schrie nur kurz, dann erlag er seinen Schmerzen.
Das Skalpell glitt mühelos durch die Bauchdecke. Behutsam durchtrennte er die darunter liegenden Muskel und klappte sie auf wie ein Buch. Er hatte es geschafft, keines der Organe war beschädigt. Als er sie sah, durchzuckte ihn ein Kribbeln.

Behutsam entfernt Jonathan Leber und Nieren. Sie bilden später die Köpfe der Blumen. Zärtlich streicht er über die glatte Oberfläche des Fleisches, berührt sie nur mit den Fingerspitzen, wie bei einem erotischen Vorspiel, dann legt er es in den Schoß des Mannes.
»So ist es gut. Wasch sie sauber. Sie werden die schönsten Blumen im Park sein."
Die helle Jeans färbt sich dunkel, als das Blut der Organe, mit dem Regen vermischt, in den Stoff sickert. Er sorgt für eine natürliche Note. So wird jedes Werk einzigartig.
Immer wieder fasziniert es ihn, was die Natur aus seinen Bildern macht. Sie ist zu einem Co-Piloten geworden. Ein Begleiter mit Ideen und Möglichkeiten, die keine Menschenhand in einer solchen Präzision ausführen kann.

Jonathan lässt sich Zeit. Es soll, nein es muss, perfekt werden. Ein feminines Bild. Ein Bild was ihr zeigt wie großartig und kulturell wertvoll er für die Gesellschaft ist. Sie davon überzeugen, dass er und nicht alle anderen recht haben. Nur deswegen ist sie hier. Sie wollte es so. Wollte es mit eigenen Augen sehen und ich glaube, tief in ihrem Inneren, empfindet sie genauso wie ich.
Stück für Stück zieht er den Dickdarm aus dem Bauch und drapiert ihn herzförmig auf der Brust seiner Leinwand. Eine gute Leinwand. Jung, athletisch, flacher Bauch, definierte Brust und gesunde, kräftige Organe. Welch ein glücklicher Zufall, für diesen wichtigen Tag so ein hervorragendes Material zu bekommen.

Ein Würgen riss ihn aus seinen Gedanken. Die Wärme im Bauch weicht einer nassen Kälte, als er sieht, wie sich seine Psychologin im nahen Busch übergibt.
»Sie werden schon noch verstehen. Am Ende. Wenn es fertig ist.«
Den Dünndarm schneidet er in unregelmäßig lange Stücke und legt sie, in Schlangenlinien, rechts und links neben das Herz, dann widmet er sich wieder der Leber und den Nieren. Legte sie jeweils an ein Ende der Dünndarmstängel. Die Leberflecke, die eben noch die Arme des Mannes verzierten, bildeten jetzt die Samen der Blumenköpfe.
Den über der rechten Oberlippe ließ er, wo er war.
»Er unterstreicht die Eleganz der Kunst«, sagt Jonathan seiner Leinwand und streicht ihr über die Wange, »Danke für die Zusammenarbeit, mein Freund.«
Er richtet sich auf, betrachtet sein Werk von oben. Meisterhaft, feminin und die Idee, richtige Blätter an die Dünndarmstängel zu legen, haucht dem Ganzen noch etwas Leben ein.
»Und, wie gefällt es Ihnen?« Er richtet sich an Ramona, die auf der Bank sitzt, den Kopf auf die rechten Hand gestützt, während sie sich mit der Linken ein Taschentuch vor den Mund hält.
»Sie sind krank«, röchelt sie.
»Nein, aber das werden Sie auch noch verstehen. So wie dieser junge Mann es verstanden hat, was es bedeutete, an einem einzigartigen Meisterwerk mitzuwirken.«

 

Hey @GoMusic schön von dir zu lesen.

Diesen Satz finde ich stark, stark, um ihn als erstes zu setzen.
Erstaunlich wie unterschiedlich da die Meinungen sind, Katla fand den Satz ja nicht so klasse :-) Aber das zeigt mir nochmal das ich es nicht jedem recht machen kann und auch nicht recht machen sollte. Ich mag den Satz nämlich auch ganz gerne.
Ist er tot?
mhh kommt offensichtlich nicht rüber. ja ist er
Zu wem spricht er? Zu sich selbst?
er spricht zum Regen. er legt die Organe ja in den schoß des mannes und da werden sie vom regen sauber gemacht.
Wieso war?
tatsache, sie ist es ja immernoch. Wird geändert.
das auch
"du Mutter ihr Baby"?
die Mutter natürlich. und die anderen Flüchtigskeitsfehler behebe ich auch
"mit den Leberflecken von den Armen" klingt unrund.
okay da finde ich eine andere Formulierung
Hat "Spaß" gemacht, deinem Prota über die Schulter zu gucken
Das freut mich sehr :-)

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar :-)
Liebe Grüße
Shey :-)

 

Hi @Shey,

Die Wärme der Eingeweide umhüllt Jonathans Hände wie eine Decke, und die kalt gewordenen Finger erhalten allmählich ihr Feingefühl wieder, als er beginnt in der Bauchhöhle des Mannes zu graben.
Mir gefällt der erste Satz leider auch nicht so gut. Ich habe das Gefühl, du bist im er noch nicht ganz bei Jonathan.

Ich stelle mir vor, ich bin er. Ich hocke vor dem Mann, meine Finger sind eiskalt. Erst spüre ich nichts als ich die Bauchdecke zur Seite schiebe, aber dann taut die Wärme der Eingeweide sie auf und sie fangen an zu kribbeln.
Und dann grabe ich doch nicht in der Bauchhöhle! Nein, ich bin vorsichtig und strukturiert. Ich weiß genau, wo was in der Bauchhöhle liegt und führe meine Finger gezielt dorthin, wo ich hin will.

Du hast dich bei der Überarbeitung gegen die Ich-Perspektive entschieden. Mich würde interessieren warum. Mir fällt es dadurch viel leichter, nah beim Charakter zu sein. Vielleicht geht es aber auch nur mir so.

Katla hat dir ja schon einige sehr gute Tipps dazu gegeben. Viel mehr kann ich da eigentlich auch nicht sagen.

Eine Sache noch, auch wenn es „nur“ Flash Fiction ist, sollte es eine Geschichte geben. Eigentlich beschreibst du ja nur, wie Jonathan sein Kunstwerk herrichtet. Aber wo ist der Konflikt? Läuft doch ziemlich gut für ihn. ;)

Liest du eigentlich Splatter und Horror? Die Genre deiner Kurzgeschichten sind ja bisher ganz schön unterschiedlich. Ich bin der Meinung, man kann nur das wirklich gut schreiben, was man auch viel liest. Was liest du denn am liebsten?

Liebe Grüße und lass dich nicht unterkriegen! Mach dich nicht verrückt mit den Überarbeitungen. Das was du hier lernst, kannst du auch wunderbar in einer neuen Geschichte verwerten, wenn du darauf mehr Lust hast.

NGK

 

Hey @Nichtgeburtstagskind vielen Dank für deinen Kommentar.
Ja ich habe mein Genre noch nicht gefunden. Das weiß ich selber. Im Moment hat mich dazu auch noch die Motivation verlassen. Lese auch hier im Forum nicht mehr im Moment. Ich bin frustriert von der Lia und Eleni Geschichte, komme da schon nicht auf einen grünen Zweig, mache mir selber zu viel Druck und dann kommt nur Blödsinn bei raus.

Eine Sache noch, auch wenn es „nur“ Flash Fiction ist, sollte es eine Geschichte geben. Eigentlich beschreibst du ja nur, wie Jonathan sein Kunstwerk herrichtet. Aber wo ist der Konflikt? Läuft doch ziemlich gut für ihn. ;)
Ja das ist ein Problem, das sehe ich ein. Sollte eine Szene aus einem möglichen Roman werden. Man riet mir nach meinen Exposé, einzelne Szenen oder Figuren in Kurzgeschichten zu Testen. Aber das sie kein Ende hat, da bin ich bis jetzt noch gar nicht drauf gekommen :-(
Ich behalte das im Hinterkopf.
Ich bin der Meinung, man kann nur das wirklich gut schreiben, was man auch viel liest. Was liest du denn am liebsten?
Ich habe viel Stephen King gelesen und lese gerne Thriller.
Ich habe aber auch Bücher wie Sakrileg und Illuminatie gelesen oder so Mädchen Romane von Petra Hülsmann. Aktuell lese ich Chemie des Todes, aber die Muse weiter zu lesen ist auch da nicht so vorhanden.
Ich lese wahnsinnig gerne vor und habe bei meinen Geschichten immer meine Nichte vor Augen die sich wahnsinnig gerne vor lesen lässt, vielleicht drifte ich desswegen son bisschen in die Kinderrichtung. Wie gesagt mein Genre hab ich noch nicht gefunden, ich weiß noch nicht wo ich mich wohlfühle. Im moment weiß ich wie gesagt nur das ich mit den Überabreitung stecken geblieben bin und was neues will mir nicht einfallen.
Wenn es auf der Arbeit und Privat wieder ruhiger wird, kommt die Lust am schreiben bestimmt wieder.
Aktuell bin ich froh, wenn ich auf der Couch liegen und Blödsinn gucken kann :-)

Liebe Grüße
Shey :-)

 

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