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Bonn oder Irgendwo

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28.10.2004
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Bonn oder Irgendwo

Eine Dohle landet auf dem Kopfsteinpflaste vor Miryams Füßen.
„Oh.“, ruft sie aus. „Wie süß.“
Der Vogel kackt und fliegt davon.
Wir lachen.

*
Ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Noch eineinhalb Stunden bis ich ankommen werde. Der Lärm der Straßenbahn begleitet meine Gedanken. Literatur, denke ich, Literatur ist wie ein Zug. Ja. Du stehst am Gleis und wartest auf deine Bahn. Es fährt ein kreischend polternder Güterzug vorbei, du hälst dir die Ohren zu, um dein schäumendes Trommelfell zu schützen und hoffst nur noch, dass alles bald vorbei sein wird. Vielleicht zählst du auch die Waggons, wie du es als Kind getan hast. Aber der richtige Zug, ob schnell oder langsam, nimmt dich mit. Literatur nimmt dich mit...ist nur durch sich selbst beschreibbar.
Die Bahn stoppt an der Haltestelle „Bundesrechnungshof“. Durch das reklamebeklebte Fenster sehe ich ein Paar auf den orangefarbenen Plastikstühlen am Gleis sitzen. Die wasserstoffblonde Frau trägt außer einer Jacke, die fast nicht mehr ihre bleichen Oberschenkel bedeckt, und Schuhen nichts. Kälte nimmt in jede Richtung zu. Sie nimmt ein Feuerzeug und hält es unter einen Löffel. Der Mann neben ihr starrt glasig ins Leere. Hinter ihnen an der Wand klebt ein Poster von Beethoven.

*

Es ist spät. Alles erliegt der Nacht. Wir spazieren das Rheinufer entlang. Miryam ringt nervös die Hände. Endlich reden wir. Ein Lichtermeer aus Girlanden und fernen Kerzen umstrahlt unsere Worte und spiegelt sich wieder auf den kräuselnden Wellen. Die Möwen kreisen weit über unseren Köpfen. Es ist still, schön, ehrlich. Seit langem empfinde ich wiede das Gefühl von Schwesterlichkeit.
Aus dem Schatten nähert sich eine dunkle Gestalt. Füße schlurfen müde auf Ausphalt. Der Mann ist groß, unrasiert, jung. Erschöpft, als würde die Nacht sich auf seinen Schultern ausruhen.
„Hey!“ raunt er uns zu. „Ihr wartet nicht zufällig auf ´nen Ticker, oder?“

*

Feuerrot und purpurn verschmilzt die Sonne mit dem Horizont, taucht das Wasser, die Berge und dein Gesicht in Atemlosigkeit. Wie ein König aus der ersten Zeit wacht der Drachenfels über das Tal. Du bist mit mir gekommen, heraus auf die weiße Veranda. Lange schweigen wir. Nur das sanfte Rauschen der Stadt und das Klirren der Teetassen ist zu hören.
„Ich liebe dich nicht mehr.“
„Ich weiß.“, antworte ich. Ein Atemzug, nicht tief, nicht flach, nur ein Atemzug. „Schmeckt dir der Tee?“

 

Hi Anna - Fee (du glaubst gar nicht, was ich mir bei dem schönen Namen für ein schönens Mädchen vorstelle)

zuerst die Fehler:

Eine Dohle landet auf dem Kopfsteinpflaste vor Miryams Füßen.
KopfsteinplasteR

Literatur nimmt dich mit...ist nur durch sich selbst beschreibbar.
mach mal Leerzeichen hinter und vor den ...

Die wasserstoffblonde Frau trägt außer einer Jacke, die fast nicht mehr ihre bleichen Oberschenkel bedeckt, und Schuhen nichts.

... , und Schuhen, nichts.

Kälte nimmt in jede Richtung zu
schöner Satz

Ein Lichtermeer aus Girlanden und fernen Kerzen umstrahlt unsere Worte und spiegelt sich wieder auf den kräuselnden Wellen.

auch schön!

Erschöpft, als würde die Nacht sich auf seinen Schultern ausruhen.
na, jetzt reichts aber! Das gefällt mir ja sehr gut!

und im letzten Absatz sind noch so ein par Stellen, die mich jubeln lassen.
ich muss dir ein Kompliment machen, da du hier wirklich eine par schöne und kreative Umschreibungen geschafft hast.
ich freu mich immer so über kreativität, denn es bedeutet Leben.

Was hat die Drogensüchtige wasserstoffblonde Frau im text zu suchen. wenn du mir da nicht den Zusammenhang erklären kannst, dann ganz schnell raus damit.

und der mann, der nach einem Ticker (sag mir mal, was das ist. wird was mit "verticken" zu tun haben oder) hat mit den beiden Schwestern auch nichts zu tun. oder ich über lese etwas.

und wer liebt sich nicht mehr?

ich weiß schon: du wolltest nicht viel handlung, sondern den Alltag spiegeln und das Triste des LEbens. ist ja auch manchmal schön geschrieben.
nur kann ich die Abschnitte noch nicht in einen Einklang bringen!

besten Gruß

 

Hallo Aris!

Danke dir für´s komentieren. Ja, es geht um Alltag. Aber auch um Bürgerlichkeit vs Realität. Um Gegensätze. Jeder Abschnitt beschreibt einen oder mehrere Gegensätze. Daher die wasserstoffblonde Frau und der Typ, der nach nem "Ticker" fragt. Fußnote: Ticker = Drogendealer.

1. Absatz: "Wie süß" vs "kackt"
2. Absatz: Gedanken eines bürgerlichen Erzählers vs Drogenkonsum in der Öffentlichkeit (Fußnote: Löffel - Feuerzeug - Horoin erwärmen - Heroin spritzen - glasig herumstarren)
3. Absatz: Romantik vs verzweifelter Drogensüchtiger
4. Absatz: Liebe und Sonnenuntergang vs. Tee

Daher sieht´s so aus, als wäre einiges im text überflüssig. Er ist "doppelspurig" gemeint.

liebe Grüße und Danke dir Anna-Fee

 

Hallo Anna-Fee,

mag ja sein, dass du Gegensätze aufzeigen wolltest. Trotzdem gebe ich Aris Recht: Dem Text fehlt einfach ein roter Faden. Du hast eher ein paar Schlaglichter geschildert, ein paar Szenen, die völlig beliebig sind und nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Für eine Geschichte aus meiner Sicht ein bisschen dünn, sorry.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Anna-Fee,

ich vermisse eigentlich keinen roten Faden, finde auch Texte gut, die solche gekonnten Stimmungstupfer setzen. Ich finde deine Formulierungen sehr gut und ansprechend. Die von dir beabsichtigte Betonung jeweiliger Gegensätze hat sich mir jetzt auf Anhieb nicht so erschlossen, aber das spielt eigentlich auch gar keine besondere Rolle. Du erzielst sprachlich eine schöne Wirkung und das ist aus meiner Sicht entscheidend.

Im Forum wird von vielen oft gefordert und angemahnt, den Lesern mehr Freiraum für die eigene Fantasie zu lassen. Hier sind diese Freiräume vorhanden. Insofern auch nicht "dünn" sondern inspirierend. Wenn man will und sich darauf einläßt.

Grüße von Rick

 

Hi Katzano!

Du hast Recht. Es sollten Momentaufnahmen sein. Eigentlich dachte ich, ich hätte auch eine kleine Liebesgeschichte erwähnt (von "Wir lachten" bis "Ich liebe dich nicht mehr"). Wobei ich absichtlich vom Wir zu Sie zu Du wechsel und nicht direkt sage, ob es sich um die gleichen Personen handelt. Ich hatte auch die Idee, es als einen Tagesablauf des Prots zu beschreiben. Wäre das passender? Die Gegensätze möchte ich dabei nicht aufgeben. ZU der Beziehung der beiden könnte ich noch was sagen. Aber ich habe dann immer Angst, dass es zu abgedroschen wird.

@ Rick
Danke dir! *freu*

lieb grüsst Fee

 

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