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Born to be wilder
Ihr blondes Haar glänzte in der Sonne. Zwei blauschwarze Fliegen umschwärmten uns, setzten sich auf die rotweißen Streifen der Picknickdecke nieder. Der blühende Raps hatte sie wohl angelockt.
Es war unser letzter Tag.
„Kannst du dir vorstellen anders zu leben?“, hatte Karo mich gefragt. Ich sog den süßlichen Duft des Feldes ein, sah von den Fliegen auf zu Karo, die mit dem Messer etwas Grünes aus der Nussnougatcreme fischte und an ihrer Jeans abwischte.
Das Sonnenlicht stach, ich blinzelte, erkannte einen Grashalm.
„Klar, auf einem anderen Stern, in einem anderen Leben“, sagte ich.
Karo schob ihre Unterlippe vor.
„Im Ernst.“ Sie biss kräftig in ein Brötchen, das in einem Leinensack an einer Türklinke verlockend gehangen hatte, wie eine reife Frucht in Nachbars Garten. Ein kurzer Griff und die Brötchen wechselten ihren Besitzer, auch wenn Karo versucht hatte, mich daran zu hindern. Ein Frühstück, ganz nach meinem Geschmack.
„Nicht woanders, sondern anders.“
Ihre Stimme zitterte. Karo legte das Brötchen beiseite, malte mit ihrem Zeigefinger zwei kleine Strichmännchen in die staubtrockene Erde neben der Decke. Ihnen folgte ein Herz und sie schrieb ihren Namen, meinen Namen.
„Einmal müssen wir uns doch trennen, cara mia.“
„Ich weiß.“ Auch sie blinzelte.
Sie blinzelte tränenschwer und ich griff unter ihr Kinn und hauchte ihr einen Kuss auf die Augen, sagte, was sie hören wollte. Sie schluchzte und ich nahm sie in den Arm, wie ein Kind, das man trösten möchte, liebkoste sanft ihr Haar. Karo stöhnte leise, legte sich auf die Decke zurück, schob ihren Rock hoch, öffnete ihre Schenkel. Mein Billy-Joe stand stramm zu Befehl, Karos eine Hand wanderte in den eigenen Schoß, die andere zog das Shirt über die Brust, zwirbelte an hart werdenden Brustwarzen.
Ich solle sie reißen, stöhnte sie, flehte, ich solle sie endlich in die Hölle ficken und mich dazu. Ich wälzte mich auf Karo, ihre Schenkel umklammerten meinen Hintern, pressten meinen hart zustoßenden Billy-Joe in einen unsichtbaren Schlund, für einen wahnwitzigen Moment glaubte ich, Karo wollte durch mich entseelt werden und erschauderte.
„Tiefer!“ jammerte sie, der Druck ihrer Schenkel ließ für einen Moment nach und ich befreite mich aus dem hungernden Schlund, spritzte an ihr vorbei ins Gras ab.
„Wichser“, heulte sie, „Scheiß Wichser!“ Karo glühte.
Ich hatte Karo in Hamburg getroffen, als sie Ansichtskarten kaufte. Mein Magen knurrte seit Tagen bedenklich. Mein Motorrad stand in der Pfandleihe.
Ich hatte ihr nichts vorgemacht, sie um ein paar Euro gebeten, als sie an mir vorbeiging. Sie gab mir ein paar Münzen aus ihrer prall gefüllten Geldbörse direkt in die Hand. Ich verfolgte sie bis zu ihrem Hotel an der Binnenalster und wartete, dass sie wieder heraus kam.
Wartete bis zum Abend. Sie hatte sich aufgetakelt, die lange Mähne war gebändigt worden. Der strenge Knoten stand ihr gut zu Gesicht.
Ihre Halsschlagader pochte heiß gegen die Kühle meines Messers an.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ein roter Schleier benetzte meine Augen. Ein Schlag in den Magen, ich krümmte mich vor Schmerzen, dann wurde alles schwarz.
Als ich erwachte, glaubte ich, an meiner pelzigen Zunge ersticken zu müssen.
„Ich wollte wissen, ob Sie erblinden“, erklärte mir eine unbekannte Stimme. Sie war weich, fast mütterlich
„Wie geht es Ihnen?“, hakte sie nach. Ich krächzte. Wo war ich?
Ich kam mir vor wie eine Mumie. Ich spürte, dass ich an den Handgelenken fixiert war. Meine Augen schmerzten. Bunte Kreise tanzten und ich war erregt. Gierig trank ich das Wasser aus dem Becher, den sie mir an die Lippen hielt.
„Fick dich ins Knie!“
Es war mir herausgerutscht, als der Kloß sich aus meinem Hals löste und der Druck in meinen Lenden zunahm.
Sie zog mir die Decke weg.
„Wirklich?“
„Mir wird kalt“, blaffte ich.
„Gleich wird’s wärmer“
Das geile Luder ritt auf mir und ich kam prompt. Sie stöhnte verhalten.
„Ich muss pissen.“
Sie ignorierte mein dringendes Bedürfnis.
„Dafür ist die Krankenschwester zuständig.“
Am nächsten Tag wurden mir die Verbände und Fixierung abgenommen und Karo besuchte mich erneut. Sie erzählte, sie wäre im Urlaub, allein, da ihr Mann beruflich verhindert, die Kinder aus dem Gröbsten, plötzlich ihre Frage:
„Warum wolltest du mich überfallen?“
„Ich wollte dir nur zeigen, dass man lieber nicht soviel Bargeld bei sich trägt."
Hastig sog sie an ihrer langen, dünnen Eve, aschte lässig in eine Nierenschale.
„Ich habe dich nicht angezeigt. Ein Irrtum, habe ich der Polizei gesagt.“
Karo nahm mich nach meiner Entlassung mit in ihr Hotel. Vielleicht fühlte sie sich für mich verantwortlich, weil sie mir mit Pfefferspray zugesetzt hatte, oder sie mochte mich sogar ein bisschen. Sie kaufte mir Klamotten, die sie mir tags und nachts vom Körper riss. Sie setzte sich auf mein Gesicht und meine Zunge gab ihr, was sie brauchte. Eine feuchtwarme Spur hinterlassend rutschte sie zu meinem Glied herunter. Ihr Becken zuckte, als ich sie von mir schob und statt meines überstrapazierten Schwanzes, drei meiner Finger in sie schlüpften und einen Trommelwirbel zum Takt von Born to be wild spielten.
Karo war unersättlich, wollte als Beute erlegt werden und sie hatte es sich zudem in den Kopf gesetzt, mich zu kultivieren. Sie brachte mir Tischmanieren bei, zeigte wie man Hummer zerlegte.
Ich erklärte ihr, das Himmelszelt sei mein zuhause, führte sie zum Kiez und zu meinem Bike, das ich beim Pfandleiher gegen den feinen Zwirn, den Karo mir geschenkt hatte, auslösen konnte.
Ihr blondes Haar glänzte in der Sonne. Zwei blauschwarze Fliegen starben zuckend. Die eine auf dem roten die andere auf dem weißen Streifen. Sie waren wohl dem verlockenden Duft der Rapsblüten erlegen.
Es war unser Abschied.
„Der Raps ist bestimmt genmanipuliert, gelb wie der ist“, hatte ich gesagt. Ich wagte kaum zu atmen, so klebrig war die Luft, sah Karo zu, wie sorgsam sie die Picknickdecke ausschüttelte, faltete und in ihrem knalligen Cabrio verstaute.
Ich musste lächeln, weil ich daran dachte, dass sie darauf bestanden hatte, sie mitzunehmen, weil sie es nicht mochte, auf nacktem Boden zu essen.
„Vielleicht machen Sie Biodiesel daraus“, sagte sie und klopfte auf den Tank meines Motorrades. Für einen Moment glaubte ich, sie würde wieder weinen, denn sie vermied es, mich anzusehen, indem sie auf ihre Zehen blickte.
„Sie haben einen Planeten gefunden, im Sternenbild Waage, “ erzählte sie ihren Füßen.
„Fährst du dorthin?“
„Vielleicht“, sagte ich.