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Brückentheater

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02.06.2007
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Brückentheater

Eigentlich fängt alles ganz harmlos an.
Wie jeden Abend gehe ich zu Fuß nach Hause um erst einmal abschalten zu können. Aber heute gehe ich einen anderen Weg, einen etwas längeren. So kommt es, dass ich die Brücke überquere. Unter ihr verläuft ein Fluss, auf dessen Wasser sich die untergehende Sonne spiegelt. Ein wunderschöner Anblick. Ich verweile an der Brüstung und kann mich von diesem Blick nicht losreißen. Es sieht aus wie im Bilderbuch. Links und rechts ist das Gewässer von zwei kleinen Grashügeln umgeben. Die Brücke ist etwa so hoch wie ein vierstöckiges Gebäude, so dass ich einen fantastischen Ausblick habe. Ich verliebe mich in diesen Augenblick und bin mir sicher, dass ich ihn nie vergessen werde.
Ich träume vor mich her bis ich jemanden rufen höre. „Spring!“
Ich schaue mich um, suchend nach dem, der gerufen hat und wen er meinen könnte. Erst jetzt registriere ich, dass sich einige Leute um mich herum gesammelt haben und es werden immer mehr. Als ich erkenne, dass sie mich alle anstarren, bin ich anfänglich verwirrt. Dann wieder der Ruf „Spring!“, aber dieses Mal ruft es nicht nur einer. Der leise Verdacht, man könnte mich damit meinen, beschleicht mich. Es werden mehr und mehr, die das Wort wiederholen. „Spring! Spring! Spring!“ Alle sehen sie mich an, heben ihre Fäuste und feuern mich zu einer Tat an, die ich nicht tun will.
Ich bin doch glücklich mit meinem Leben, wieso soll ich so etwas machen? Ist das hier alles ein böser Scherz?
Ich versuche von der Brücke zu gelangen, doch die Meute versperrt mir den Weg, schubst mich zurück und kennt kein Erbahrmen. „Ich will doch gar nicht! Ich liebe mein Leben!“, versuche ich zu protestieren.
„Spring! Spring! Spring!“, lautet die Antwort. Sie wollen es gar nicht hören, es ist ihnen ganz gleich, was ich will.
Die Lautstärke schwillt konstant an, trotzdem kann ich eine mir bekannte Stimme herauskristallisieren. Ich drehe mich zu ihr um; und da steht meine Freundin. Mit erhobener Faust steht sie zwischen den Menschen und ruft. Jetzt weiß ich, dass es bitterer Ernst ist. Ich spüre Verzweiflung in mir aufkeimen.
Meine Freundin ruft: „Spring! Tu es für mich! Spring!“
Ich trete ans Geländer, Tränen rauben mir die Sicht. Wieso wollen sie, dass ich springe? Was habe ich ihnen getan?
Ich drehe mich dem Wasser zu, starre in die Ferne, klettere über die Brüstung und fühle diese Verzweiflung, dieses Nicht-Begreifen in mir. Ich bin doch bis eben glücklich gewesen ...!

 

aloa nakio,

ich möchte mich gar nicht streiten, aber habe mit keinem wort erwähnt, dass mir die geschichte nicht gefallen hat. sie macht, so wie sie dort steht, für mich einfach keinen sinn.

 

hey germane

oh, jetzt hast das falsch verstanden. meinte pimpmystory und häferl damit ^^ wegen den grantig^^ nichts für ungut, (füpr keinem ^^)

by by
nakio

 

@Nakio

um deine vorschläge werde ich mich kümmern. nur, zwei probleme: kann den titel nicht selbst ändern und dann fällt mir kein vergleich ein.
Den Titel würde ich für dich ändern. Kurze PM genügt.
Und zum Vergleich: Bäume sind zB. häufig zehn, zwölf Meter hoch. Oder ein dreistöckiges Haus. Also zum Teil Dinge, von denen wir ständig umgeben sind.
Und genaue Maßangaben sollte man in Geschichten sowieso eher vermeiden. Einfach deshalb, weil es viel natürlicher ist zu sagen: "Manche Dinosaurier waren so groß wie ein Haus" als zu sagen: "Manche Dinosaurier waren zwischen 10 und 15 Metern groß". Das erste kann man sich viel leichter vorstellen als das zweite weil wir in unserer Vorstellung bevorzugt in Vergleichen messen und nicht in abstrakten Quantitäten, ausgedrückt durch Zahlen.

ps: nicht streiten ^^ jeder hat sei eigne meinung und das is gut so, dennsosnt würden wir zum beipsiel alle den gleichen bundeskanzler wählen (wie langweilig ^^)
Mensch, Nakio! Den Bundeskanzler kann man doch gar nicht wählen! Wählen kann man nur die verschiedenen Parteien und die wählen dann ihren Favoriten für den Posten des Bundeskanzlers. ;)


@germane

Dass die Interpretation mit dem Soldaten an den Haaren herbeigezogen ist ist mir auch klar. Was mich aber dennoch letztlich dazu bewogen hat ist folgendes: 1. Eine Interpretation ist besser als gar keine Interpretation. Und 2. Nakio hat nach eigener Aussage ihre Geschichte in irgendeiner Weise "offen" halten wollten (weshalb, wissen wir nicht). Das ist, so könnte man sagen, jedoch eher beschönigend ausgedrückt, denn man könnte genauso gut auch von einer schlichten Unvollständigkeit der Geschichte sprechen. Ein gewisser Mangel, der hier ja schon öfters angesprochen wurde.

Davon kann man nun halten, was man will. Meine Idee dazu ist jedoch, dass wir es hier mit einer Geschichte zu tun haben und nicht etwa um einen Zeitungsartikel oder einen polizeilichen Bericht. In letzteren hätte man noch mehr die (erklärenden) Hintergründe des Geschehenen beleuchtet um den Anspruch dieser Textsorten zu erfüllen und der allgemeinen Erwartungshaltung der Leser eines Zeitungsartikels oder eines Berichts zu entsprechen. Einer Geschichte aber, denke ich, sollte man mehr Freiheiten zugestehen. Und man braucht den Sinn einer Geschichte auch nicht vom jeweiligen Autoren abhängig zu machen. Wir können den Dingen auch einen Sinn geben, den die Dinge "an sich" überhaupt nicht haben (auf eine gewisse Weise tun wir das sogar ständig).

Letztlich befriedigt mich diese Geschichte jedoch auch nicht, das muss ich zugeben. Wenn man mich fragen würde, was mich dennoch an dieser anzieht, würde ich sagen, es ist der recht surreale oder auch, wie du selbst sagst, gerade ausgesprochen irrationale Charakter der Handlung. Es erinnert mich gerade ein wenig an den Kunstfilm "Der andalusische Hund" von Luis Buñuel und Salvador Dalí. Wer diesen Film gesehen hat weiß, was es heißt, eine Handlung zu erzählen, die völlig sinnlos und unverständlich ist, aber dennoch eine in diesem Falle sogar ganz gehörige Faszination auf uns ausüben kann. Oder was ist mit den Filmen eines David Lynch? Die sind z.T. auch hochgradig unverständlich. Sind sie deshalb minderwertig? Wenn ja, weshalb? Weil sie nicht unseren Sehgewohnheiten entsprechen vielleicht?

für mich macht deine geschichte keinen sinn.

so wirkt die geschichte insgesamt völlig irrational.

Was mich hier interessieren würde: Sind das jetzt nur Feststellungen oder fließt darin auch eine Wertung ein?

(deine Entschuldigung am Ende lässt jedoch auf letzteres schließen)

 

@ philo ratte

zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass du eine möglichkeit findest, bei diesem doch sehr offen gehaltenen text, eine interpretation zu erlangen. ich selbst war unweigerlich an die mimetik theorie von rene girard erinnert. "die mimetik sucht sich ihre opfer selbst" - in: ich sah den satan vom himmel fallen wie einen blitz. hierbei betrachtet er die menschen losgelöst von ihrer individualität, und beschreibt menschliches verhalten als ein massenphänomen, wobei das eigene handeln immer durch die mimetik gekennzeichnet ist. meine kritik hatte ganz bewusst keine stellung bezogen, gerade weil ich den ansatz auch sehr interessant fand, in dieser darstellung aber zu unpräzise. mit anderen worten, eine interpretation des textes habe ich auch, aber ich empfinde die geschichte als zu wenig selbstsprechend, sondern in ihrer gesamtheit eher unverständlich. ich glaube schon, dass dies auch wenn so ausgesprochen, die geschichte meine form der interpretation nicht erzeugen wollte. das ist tatsächlich nur eine vermutung. ihre irrationalität macht sie allerdings sehr spannend und irgendwie fesselnd, deshalb habe ich gehofft durch diese kritik nakio herauszulocken, um zu erfahren, was tatsächlich nun beabsichtigt war. ist mir aber nicht richtig gelungen. schade!

germane

 

Also zuerst hat mich die Geschichte an Kafka oder Frisch erinnert. Doch gegen Ende habe ich sie dann anders interpretiert, nämlich folgendermassen: Die Menschenmenge die den Protagonisten zum Sprung ermutigt existiert nur in dessen Vorstellung; die Persönlichkeit des Prot. ist somit gespalten. Denn ein Mensch (da muss ich dem Häferl recht geben), der sein Leben liebt, bringt sich nicht einfach um, sondern kämpft. Daher denke ich, dass das Unterbewusstsein eine grosse Rolle spielt, vielleicht ist der Protagonist sogar (auf psychologischer Ebene interpretiert) schizophren?
Auf jeden Fall gefällt mir die Idee sehr und ich hatte meine Freude am Lesen der Geschichte. @ Häferl: Anstatt den Autoren der Ahnungslosigkeit zu beschuldigen, könntest du doch versuchen, die Geschichte auf eine andere Art zu interpretieren. Das würde für dich doch auch eine neue Herausforderung darstellen ;-)


Grüsse

 

Alsoooooo ...
ich wollte mich ja eigentlich gar nicht mehr dazu äußern. aber jetzt tu ichs doch mal:

erst einmal wollte ich mit dieser Geschichte zeigen, das Glück nicht von dauer ist und sehr leicht zerbrechbar. es ist ja am anfang der geschichte klar, dass da ein glücklicher Mensch steht, der denkt, sein Glück könnte nichts zerstörren. Und dann passiert es doch, in seckunden schnelle. Und eigentlich ist das ja im wahren leben auch so. Die eine Seckunde ist man überglücklich, in der nächsten dann wieder totunglücklich, weil man z. B. etwas schlimmes erfährt. Glück ist also nicht von langen Bestand.

Das zweite das ich damit aussagen wollte ist, dass Menschen einen leicht zu etwas drängen können, vielleicht ja, weil sie es selbst gern tun würden. Deshalb habe ich die Freundin mit rein genommen. Auch im Alltag werden Menschen oft zu etwas gedrängt, was sie gar ncith wollen. Z. N. wird ein Schüler dazu gedrängt, Medizin zu studieren, obwohl er lieber Philosophie studieren will. Aber das wollte ich nur ganz im Hintergrund zeigen.

So und das dritte was ich damit aussagen wollte, war, das Menschen manchmal gar nicht wissen, weshalb sie was tun. Wieso bring tzum Beispiel der Ehemann seine geliebte Frau um? Aus Eifersucht? Es gibt Fälle, da wissen die Mörder es selbst nicht mehr genau. Der Mann in meiner Geschichte will schließlich auch nicht springen, weil er schließlich glücklich ist, aber dann tut er es doch. Und die Frage bleibt, wieso? Vielleicht weiß der Mann es ja selbst nicht so genau.

Aber es ist mir wohl sehr misslungen, dass alles auszusagen. Bei meiner nächsten Geschichte in dieser Rubrik werde ich mich besser anstrengen.

Liebe Grüße
Nakio

 

Na also! Spät, aber dafür umso ausführlicher hast du nun doch noch deine persönlichen Motive für diese Geschichte dargelegt. Finde ich gut und damit lässt sich jetzt vor allem auch arbeiten.

Punkt 1 und 3 hast du mAn recht deutlich herausgearbeitet. Punkt 2 jedoch ist der Schwachpunkt - und zugleich (titelgebende) Kern - deiner Geschichte. Es wird einfach nicht klar, was denn nun für den "Druck" auf den Prota ausschlaggebend sein soll. Ist es die anonyme Masse? Die Freundin? Oder ist es letztlich nur er selbst? Und weshalb braucht es die Masse, wenn im zweiten Falle die Freundin als beträngende Kraft bereits ausreichen würde? (für den Fall, sie würde selbst gerne springen, bevorzugt es aber aus irgendeinem Grunde, dass stattdessen ihr Freund springt) Und umgekehrt: Weshalb braucht es die Freundin, wenn die Masse als Druckmittel bereits ausreichen würde? (von der schieren Menge an Leuten her macht es wohl keinen Unterschied, ob die Freundin da auch noch mit dabei ist oder nicht)

Anfangs habe ich die Geschichte jedoch so gelesen, dass diese Freundin eine Art Anführerin der "Meute" ist. Eine Verschwörung also. Das würde insofern Sinn machen, als dass es die Frage klären würde wie es kommt, dass diese zwei Gruppierungen - die "Meute" und die Freundin - just zur selben Zeit am gleichen Ort auftauchen! Der Prota und seine Freundin scheinen sich nicht zuvor verabredet zu haben. So ist es naheliegend stattdessen von einer Verabredung der "Meute" mit der Freundin auszugehen, alles andere ist zu unwahrscheinlich.

Aber auch unter diesem Umstand betrachtet bleiben natürlich noch viele Fragen offen.


Hier noch die versprochenen Hinweise auf Tippfehler usw. im Text:

Aber heute gehe ich einen anderen Weg, einen etwas Längeren.
[...] etwas längeren.
Ich träume vor mich her, bis ich jemanden rufen höre.
kein Komma.
[...] doch die Meute versperrt mir den Weg, schupst mich zurück und kennt kein Erbahmen.
schubst mich zurück und kennt kein Erbahrmen.
[...] trotzdem kann ich eine mir bekannte Stimme heraus kristallisieren.
herauskristallisieren.
Ich trete ans Geländer, Tränen treten mir aus den Augen.
Stilfehler: zweimal "trete(n)" kurz hintereinander.
[...] dieses nicht begreifen in mir.
dieses Nicht-Begreifen in mir.

 

Erst einmal danke, dass du mir die Fehler heraus gesucht hast. :)

Dann zu Punkt zwei. Wie schon oben geschrieben, wollte ich das nur im Hintergrund zeigen, habe dann aber den Fehler gemacht, den falschen Titel zu wählen, weil mir einfach keiner eingefallen ist. Würde dann aber gern den Vorschlag von Herrn Bernhard "Brückentheater" nehmen, also wenn das ginge. Dann wäre der Titel wenigstens nicht mehr so irritierend, bzw. auf den zweiten Punkt bezogen, der ja eigentlich nu ganz im Hintergrund sein sollte.

Liebe Grüße
Nakio

 

Huhu Nakio

und kann mich von diesem Blick nicht losreisen.
Das hat PhiloRatte übersehen. ... losreißen ...

Ich hab die Geschichte schon vor längerer Zeit gelesen, die Idee hat mir gefallen, dein Stil leider nicht. Und ich glaube, genau das ist das Problem. Philareius hat dir schon paar gute Anmerkungen gemacht, die du in die Geschichte hättest einbauen können. Hast es leider nicht gemacht, deshalb werde ich jetzt auch nicht jeden Satz oder zumindest Absatz durchgehen und dir Verbesserungsvorschläge machen.

Nach deiner eigenen Interpretation ist mir sofort der Film 'Das Streben nach Glück' eingefallen. Dort versucht die Figur glücklich zu werden, leider kommt ihm immer wieder etwas in den Weg, was seinen Weg zu Glückseligkeit verhindert. Das ist nun ein sehr amerikanischer Film, und es geht im Grunde darum wie der Tellerwäscher zum Millionären wird. Und da hier auch nicht das Glück definiert ist, kann es also auch um die Karriere gehen. Auch im Film steht seine Frau ihm nicht zu Seite, verlässt ihn, und er ist allein mit seinem Sohn. Aber wie in jedem AmiFilm gibts auch hier ein Happy End. Bei dir nicht.
Und genau das ist es, was ich an dieser Geschichte mag. Sie ist menschlich. Genau so handeln Menschen.

Cu JoBlack

 

Hey JoBlack,

danke für den kleinen Fehler, habe ihn auch schon korrigierd.

die Idee hat mir gefallen, dein Stil leider nicht

Geht mir irgendwie selbst so. Leider weiß ich nicht, wie ich meinen Stil verbessern kann, also generell für die Zukunft.

Nach deiner eigenen Interpretation ist mir sofort der Film 'Das Streben nach Glück' eingefallen.

Dann muss ich mir den Film wohl mal anschauen ...

Aber wie in jedem AmiFilm gibts auch hier ein Happy End. Bei dir nicht.
Und genau das ist es, was ich an dieser Geschichte mag. Sie ist menschlich. Genau so handeln Menschen.

So war das auch beabsichtigt. Denn wie oft gibt es im realen Leben schon so ein wirkliches Happy End? Nicht wirklich oft. Aber es freut mich, dass dir meine Idee gefallen hat. Ich verspreche auch, mich noch einmal an die Geschichte zu setzen und sie zu überarbeiten, sobald ich Zeit finde.

Danke für deine Kritik

Liebe Grüße
Nakio

 

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