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Chanukka 5778

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12.04.2007
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Chanukka 5778

Chanukka 5778

oder

Wei[h]nnacht 2017

"It all sounds the same!", schallt's aus dem Publikum ...
"It's all one song", antwortete von der Bühne Neil Young.
vgl. https://en.wikiquote.org/wiki/Talk:Neil_Young

"Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
Hält viel von schnöden Dingen,
Und also geht sie auch den Gang,
Den ihre Väter gingen"


»Mama, ich habe dich so lieb; wenn du einmal stirbst, lasse
ich dich ausstopfen und stelle dich hier im Zimmer auf, damit
ich dich immer, immer sehen kann.«
O. v. Bismarck, Reichskanzler,
zitiert durch S. Freud, Traumdeuter​


Alle sind sie heute beschäftigt -

die einen auf der Maloche und die andern bereiten das Lichterfest vor, dass der letzte Fußgänger trotz Unwetterwarnung den Enkel bei der Hand nimmt und spazieren geht. Nächstes Jahr wird Ulli zur Höheren Schule wechseln und da kann es nicht schaden, von der Welt und allem, was darinnen ist, ein bisschen zu erfahren und sei es aus dem Leben des Opa Friedel, wie der die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sieht.

"Sind wir's nicht wert, so sieh doch an
Die, so kein Unrecht je getan,
Die kleinen Kinderlein:
Soll'n sie denn in der Wiegen noch
Mit tragen solches schweres Joch?"​

Ich mochte gerade auf die Realschule gekommen sein und weil mein Papa - dein Uropa Fritz - selbst am Sabbat und auch schon mal am Sonntag arbeiten musste, um unsere Mischpoke am Kacken zu halten, nahm mein Großvater, mein Opa Fritz - der Vater deines Uropas, dein Ur-Uropa ...

... Nee, nur zwei Ur, weißte. -
Die sind aber alle lange schon tot.
Gestorben im letzten Jahrhundert und der Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur, weißte, wurde schon unterm Eisernen Kanzler im vor-vorigen Jahrhundert geboren ...

... Nee, Bismarck war kein Ironman, schon gar kein Spider- oder Superman. Erst recht keine Mutti im Kanzleramt und noch weniger ein Mufti. -

Der bastelte Deutschland aus ein paar größeren, vielen kleinen und noch mehr kleinsten Ländern zusammen, manchmal auch mit Blut und Eisen - daher die Bezeichnung Eiserner Kanzler -, aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.

Wie ein guter Schachspieler!

Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen, musste dazu wissen.

Aber es ging uns allen gut unter diesem Kanzler. Der war koscher, selbst wenn er mal mauschelte. Auf keinen Fall aber schleimte er.
Dachten einfach alle, bis der Eiserne Kanzler nicht mehr war. -

Schmeckt der Kaugummi überhaupt noch? ...

... Ja gut, kannste ganz gut und kurz retten: Kaugummi auf die Zunge und ab an die frische Luft mit der Zunge und dem Kaugummi. Da darfste mal dem Opahausen die Zunge zeigen, ohne dass Opahausen seine als Antwort rausholt oder auch nur mit dem Kopf wackelt oder Grimassen schneidet. -

Schmeckt wieder? ...

... Von gebrauchten Dingen soll man eh nicht allzu viel erwarten wie überhaupt von Erwartungen - können alle nur enttäuschen.

Moshe Dajan -

das war der Held meiner Schulzeit - hat da nix von gehalten, zu warten, und in sechs Tagen gefährlichen, aber übermächtigen Nachbarn den Hammer gezeigt, als sie seinen Leuten drohten. Allein, weil er deren Erwartungen nicht erfüllen wollte oder einfach nur keine Geduld hatte, bis dass die über seine Leute herfielen. Im fernen, winzigen Israel.

Aber hast schon recht, kann nicht schaden, den eigenen Kopf zu benutzen, statt Anweisungen, Befehlen und der öffentlichen Meinung blind und taub zu folgen.

Einen klugen Ullifurz haben wir - ehrlich!

Wo war ich?
Ach so:
Dein Ur-Uropa Fritz nahm mich gelegentlich nachmittags, wenn die Hausarbeiten getan waren, an die Hand und so gingen wir zwei spazieren, wie wir beide es gerade tun.

Einmal erzählte er von der Zeit, als er so alt war wie du.

Damals wuchsen noch keine Zebrastreifen und Ampeln hingen da nur über Kreuzungen großer Straßen. Es fuhren auch nur wenige Autos und die meisten Wagen wie auch die Straßenbahn wurden manchmal, da, wo noch kein Strom floss, von Pferden gezogen und auf dem Land gab es auch noch Ochsengespanne wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung. Aber in der Stadt wurden Pferde bevorzugt, weil ein Pferdeapfel als Dünger und gelegentlich als Hundefutter taugt und auch als Brennstoff, was bei Kuhfladen eher eine ekelhafte Angelegenheit ist wie auch Schafscheiße, die nur Bingo und Belgia Spaß macht, wenn sie sich drin wälzen können, um zum Wolf im Schafspelz zu werden.

In Berlin saß damals ein Schisser von Kaiser auf seinem Thrönchen und löste so wenig Probleme wie Mutti und Papa oder Opahausen und Oma Ele. Nur, -

wenn wir mal mit der buckligen Verwandtschaft Bohei hatten, gab's vielleicht mal einen Satz heißer Ohren, aber keinen Schlamassel mit aller Welt wie bei diesem Schisser. Als dieser Kaiser den Eisernen Kanzler aus dem Amt rausschmiss, war's mit dem Massel vorbei und der Schlamassel begann.
Das war in dem Jahr, als er, dein Ur-Uropa Fritz, geboren wurde.
Der Kaiser liebte Schmoo und machte doch nur Schmonzes. Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon, und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.

Glaub nur nicht alles, was die Leute so von früher erzählen.

Nix war besser unter dem Kaiser oder schlechter als heute. Nur, das ganz, ganz Gute und das ganz, ganz böse Schlechte wird schneller rumgetragen mit der Stillen Post und heute schneller denn je.
Und schon gar nicht war es sicherer auf den Straßen und nicht etwa wegen der wenigen Autos.
Als ich zehn war und mein Großvater Fritz mich die ersten Male auf seinen Spaziergängen mitnahm, um von der Welt und allem, was darinnen ist, ein bisschen zu erzählen - und sei es aus dem eigenen Leben, wie er die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sehe - erzählte er mir an einem Scheißtag fast so wie heute, aber kurz vor dem Lichterfest, wie viel Massel wir damals gehabt hatten.

"Lass auch einmal nach so viel Leid
Uns wieder scheinen unsre Freud,
Des Friedens Angesicht,
Das mancher Mensch noch nie einmal
Geschaut in diesem Jammertal."​

Als ich noch jung war, gingen dein Papa und ich am Sabbat in feiner Kluft spazieren, ähnlich wie wir beide heute, als einer aus der Kirche daherkommt und mit einer heftigen Bewegung mir und dem Papa die Kippot von den Köpfen reißt, in den Dreck wirft und darauf herumtritt mit den Worten:

Scheißjud, runter vom Bürgersteig, der gehört dem fleißigen teutschen Bürger und jedem ordentlichen Christenmensch!

Und - was habt ihr getan?, frug ich.

Er, Opa, sei vom Bürgersteig gegangen, habe beide Kippot aufgehoben, etwas ausgeklopft und eingesteckt, war die gelassene Antwort meines Opas Fritz - was mir nicht sonderlich heldenhaft erschien - bis ich ein schlimmes Erlebnis hatte, das sogar mir Bammel bereitete.

Deine Mama war da noch im Kindergarten und ich arbeitete in einem Krankenhaus. Als ich an einem Scheißtag wie heute nicht mit dem Fahrrad nach Hause fahren konnte, nahm ich den Bus, auf dessen Rückbank ausgelassen laute, junge Leute saßen, die ihren Spaß hatten und wohl am Kanal angeln wollten - trotz Regens und Windes - bis ein Gastarbeiter, wahrscheinlich ein Türke, vorne beim Fahrer in den Bus stieg, um einen Fahrschein zu lösen.

Da wurde besonders laut gefragt, dass es auch der Busfahrer und jeder Fahrgast hören musste,

was unterscheid't den Muselman
vom Jud', der nich' mehr schachern kann?

Schlagartig wurd' es still im Bus,
bis einer unter großem Gelächter der anderen von hinten losplatzte,

die einen haben noch vor sich, was
die andern schon hinter sich haben...

Und schon grüßte die Gruppe Petri heil!, hob den rechten Arm und tönte Petri dank! zurück.

"Erbarm dich, o barmherzig's Herz,
So vieler Seufzer, die der Schmerz
Uns aus dem Herzen zwingt!

Du bist ja Gott und nicht ein Stein:
Wie kannst du denn so harte sein!"​


Meschugge, allemal, wie auch vorige Tage und am Freitag vor einer Woche - ausgerechnet am Tag der Aussprache der Araber - öffentlich Feuer zu legen oder legen zu lassen am Schild Davids durch Pelischtim und Rassisten, so wenig eine ausgekochte Tat wie deren Anlass, durch spießige Philister und goßkotzige Grölfratzen von dem Getrampel Amerikas bis Sultan Abdülhamid Erdogan, vom Tempelberg bis Schamass - alle wenig betucht mit Verstand und ohn' Vernunft!

Aber gestern ging ein erster Höhepunkt durch die Welt, als in einem Video ein Schmock mit feuchter Aussprache sein Gift verspritzte und uns alle zurück nach Palästina wünscht oder den Tod, denn was er einem von uns sagt, meint er für alle: In zehn Jahren lebste nicht mehr!, dass wir zu Chanukka kein abzockendes Dreidel mehr drehn und nicht öffentlich feiern. Gut und ruhig zu essen, hat noch niemand geschadet hinter eigenen vier Wänden, verborgen dem scheelen Blick des Neides und der Bosheit.

Nur Gast auf Erden sind wir von sehr bescheidenem Verstand,
der Mutter Sprache soll uns werden zu Himmel, Erd' und Vaterland!​

Und schweigend greif ich in meine Jackentasche, hol hervor zwo Kippot und geb die eine dem Ullifurz, die andere Kippa setz ich auf den angestammten Platz des eigenen Kopfes und sag dem Enkel: Nimm sie, bewahr sie gut auf und wenn dir einmal danach ist, trag das Erbe deiner Vorfahren.

Niemand wird mir meine abnehmen, wenn ich es nicht will. Es ist nicht gut kuschen und sich verstecken oder selbst zu werden wie die auf Aas lauernden Geier. Vielleicht wird man mich als letzten Fußgänger dereinst ausstopfen, in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut. Auffällig genug ist er schon, der aufrechte Gang, nicht aufs Handy zu starren und zu buckeln. Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben. Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann. Gebe dich einfältig wie die Taube, aber klug wie die Schlange, wie einer aus Nazareth so rät.
Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!

"Was wird bloß aus unseren Träumen
In diesem zerrissenen Land
Die Wunden wollen nicht zugehn
Unter dem Dreckverband
Und was wird mit unseren Freunden
Und was noch aus dir, aus mir -
Ich möchte am liebsten weg sein
Und bleibe am liebsten hier
..."​

 

Gude Friedrichard,
du präsentierst hier einen sehr interessanten Text, bei dem ich mich etwas schwer tue, ihn zu kommentieren. Er fällt für mich aus dem klassischen Rahmen, hat keinen typischen Handlungsverlauf, sondern ist eine gut und menschlich erzählte Geschichte. Mit der Umgangssprache des Erzählers gelingt es dir, bekanntes gut aufzulegen. So wirkt auch die Geschichtsnarrative glaubwürdig aus der Person entwickelt, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit zu haben. Hervorheben möchte ich diese Stell hier:

Der Kaiser liebte Schmoo und machte doch nur Schmonzes. Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.
Das macht den Text für mich sehr menschlich, weswegen seine immer schärfer heraustretende Aussage mich nachdenklich stimmt.
Beim zweiten Lesen ist mir dann noch stärker aufgefallen, dass ich deine Geschichte für sehr schön komponiert halte. Dreimal habe ich mich gefragt: Passt der Anfang mit Neil Young? Schließlich muss ich sagen ja und ich finde es großartig.
So habe ich auch nur Kleinigkeiten für dich:
zitiert durch S. Freud, Traumdeuter
-> Wenn ich das richtig verstehe, dann übernimmst du hier eine Aussage Bismarcks, die Freud bereits zitiert hat. Die übliche Angabe wäre hier „zitiert nach“ (so zumindest meinem Uni-Erleben nach).
die nur Bingo und Belgia spaß macht, wenn sie sich drin wälzen können, um zum Wolf im Schafspelz zu werden.
-> Fluse; Spaß groß geschrieben.
Und ob es Wortspiel mit Weihnachten am Anfang braucht, kannst du dir ja nochmal überlegen ;)

Mehr kann ich nicht sagen, aber ich hoffe, es hilft trotzdem. Guten Rutsch!

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Selbstverständlich sind immer beide GroßÄltern und GroßÄlternTeile gemeint.
Lieber Friedel@[URL="https://www.wortkrieger.de/member.php[/email]?17185-Friedrichard"]Friedrichard,
[/URL]
dies erinnert sehr an den Satz, dass man immer beide Gechlechter meint und nur wegen ...
Ich bin mal tapfer, liebe @wieselmaus
und behaupte, dass für diese Zeit, also ab 1850 bis sicher zu meinem Opa (1960) die Welterklärung opalich war. Oma war für das Sanfte zuständig (sicherlich nicht alle, aber überwiegend).
Tatsächlich überwiegt in der Geschichte von Friedel das männliche Geschlecht. Die Pöbeleien sind männlich. Hätte Friedel nicht Opa gespielt, sondern Oma, was wäre herausgekommen? Der identische Text?
Nun will ich nicht weiter bohren und im alten Jahr Verwünschungen mir zuziehen. Das ist sicher nicht ein Haupthema des Textes, der kommendes Grauen voraussieht. Der liest, was klar vor Augen ist, was aber nicht gesagt werden darf, nämlich, dass der Kaiser (meinetwegen auch die Kaiserin) keine Kleider anhat.
Und mein Haussegen, lieber Friedel, nein, der hängt weder gerade, noch schief, sondern gar nicht. Seltsam, dass der Haussegen zu Bismarcks Zeit blühte. Im Prinzip sollte Gott (damals nicht die Göttin, das war früher zu Urmutters Erda Zeiten, die immerhin der Richard bemühte) das Haus behüten, was auch geschah, bis der Spruch abgeschossen wurde und die Tanks über Gott & Co. hinwegrollten.
Glück und Glas, wie leicht bricht das.
Fröhliche Grüße in Erwartung eines Donnerwetters
Wilhem Berliner

 
Zuletzt bearbeitet:

»Mutter Erde! Rief ich, du bist zur Witwe geworden,
Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit.
Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe,
Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehn, ist der Tod.«

Hölderlin, Der Wanderer

Dreimal habe ich mich gefragt: Passt der Anfang mit Neil Young?
Schließlich muss ich sagen ja und ich finde es großartig.
Vulkangestein​


Moin greenwitch, grüß Gott RinaWu,
Shalom , Vulkangestein und last but not least As Salam AlaykomWilhelm Berliner (wieder vervollständigt 19:37 MEZ),

schön, euch hier zu treffen.

Hallo greenwitch -

was soll ich dazu sagen - am besten zunächst einmal herzlich willkommen hierorts!,
-
aber man muss doch keinen Text von mir auswendig lernen!

Ich kann Robert Gernhardt, Heine und/oder Busch z. B. eher auswendig aufsagen als ich eigene Schöpfungen - selbst meine eigenen Verse nicht - und da flirren einige hierorts von mir herum.

Puh, in politischen und sozialen Verhältnissen zu leben, von denen ich nicht weiß, warum sie so sind, wie sie (geworden) sind, wäre mir das Grauen schlechthin - und google ist da bestimmt kein guter Ratgeber und selbst wenn die Idee eines (scheinbar) kostenlosen Lexikons für alle, an dem prinzipiell auch alle mitarbeiten können, gut ist, weiß doch niemand - außer dem/den Macher/n - wessen Interessen da gepflegt werden und gelegentlich sträuben sich dann auch meine Haare, wenn falsche Angaben weitergegeben werden, wie gerade vor wenigen Tagen an anderer Stelle hierorts um die Herkunft des Wortes "Weizen" von der weißen Farbe des Mehls her genau falsch herum behauptet wird - als wäre "weiß" nach dem Weizen benannt.

Naja, geduldig bin ich auch - aber ein "guter" Opa glaub ich eher nicht. Eher hab ich mich ganz gut im Griff, was mir natürlich überwiegend den Charakter eines Kühlschranks einträgt, der aber auch, wenn er denn mal ausflippt, Kurzschluss oder gar Vulkanausbruch simulieren kann. - Auch hierorts schon in Schriftform.

Und zuletzt auch das - ich bin ein irreligiöser Mensch, mir ist wurscht, was einer glaubt. Wichtig ist allein, was er tut. Und da halt ich's mit dem genialsten Gedicht des 20. Jahrhunderts:

"Es gibt nichts Gutes
außer, man tut es."
(Erich Kästner,
aus dem Gedächtnis zitiert)​

Hallo Mme. Wou

wie schön, eine Geschichte von dir zu lesen!

Aber dann

Mir geht es so, wie immer, wenn ich einen Text von dir lese: ...

Ich habe nur zu einem Opa ein gutes Verhältnis, wir waren sehr dicke, als ich noch klein war, aber seit wir an andere Ende von Deutschland gezogen sind, wurde das immer weniger.

Aber mit der räumlichen Distanz wächst doch i. d. R. auch die seelische. Mein Gynäkologe - da wunderstu Dich, gell - wohnt seit den 1990ern in Schwalbach, keine 300 km von hier - gab_s zunächst wechselseitige Besuche (in Schwalbach hab ich das erste Mal einen Groendaele gesehn (Belgischer Schäferhund) und fahr seitdem auf eben se Hunde neben den zu groß geratenen Spizartigen ab, aber mit der Jahrtausendwende sind selbst Telefonate langsaaam eingefroren, was ich für meinen Anästhesisten, ja ist schon wunderlich - der eben zu der Zeit wie der Gyn - nach Winterthur der Karriere wegen zog, gabs seitdem nur noch exakt zwo Telefonate. Dann hab ich ihm wohl zu schnell gesprochen ... Um auch das zu klären: Wir waren Mitarbeitervertreter in einem kath. Krankenhaus)

Ich bleibe, wie immer, ein wenig ratlos, nachdenklich und verwundert zurück. Aber das mag ich ganz gern.
Klingt für mich wie die Wirkung eines wundersamen oder wunderbaren Märchens ...

... wird so bald als möglich fortgesetzt, der Schlüssel der Wohnungstür dreht sich gerade ... und ein Balg ist zu hören, will wohl nicht mehr durch den Schnee ...

Dank euch allen für's Lesen und Kommentieren ...

Friedel,
der vorsorglich einen guten Rutsch wünscht

Fortsetzung, 19:38 MEZ

Hi Vulkangestein,

wenn Du einmal lang genug hier bist, wirstu sehen, dass ich fast immer

aus de(n) klassischen Rahmen
fall und - was viel wichtiger ist - es auch weiß.
Mit der Umgangssprache des Erzählers gelingt es dir, bekanntes gut aufzulegen. So wirkt auch die Geschichtsnarrative glaubwürdig aus der Person entwickelt, ohne Anspruch auf wissenschaftlicheGültigkeit zu haben.
Es wird zwar über Historie erzählt, bleibt aber story, eine eigen-willige, was jedem eigentlich gelingen sollte, seine eigene Sprache auch zu schreiben, sofern es über Pidgin und shortmessage, selbst über Kreolisch hinausgeht.
Hervorheben möchte ich diese Stell hier:
Friedrichard
Der Kaiser liebte Schmoo und machte doch nur Schmonzes. Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.
Das macht den Text für mich sehr menschlich, weswegen seine immer schärfer heraustretende Aussage mich nachdenklich stimmt.
Beim zweiten Lesen ist mir dann noch stärker aufgefallen, dass ich deine Geschichte für sehr schön komponiert halte.
Das freut mich, und das soll auch so sein, selbst wenn es jetzt heißt
So habe ich auch nur Kleinigkeiten für dich: Zitat von Friedrichard zitiert durch S. Freud, Traumdeuter
Wenn ich das richtig verstehe, dann übernimmst du hier eine Aussage Bismarcks, die Freud bereits zitiert hat. Die übliche Angabe wäre hier „zitiert nach“ (so zumindest meinem Uni-Erleben nach).
Ich weiß - aber ist das eine wissenschaftliche Arbeit?, selbst wenn ich im Anhang gar die Stelle preisgeb, wenn auch nicht in der Studienausgabe, sondern im Netz? Denn - das sei nebenbei angemerkt - Freud zu lesen ist eine Freude. Es kann niemandem schaden, neben de Sade Freud stehen zu haben und sei es nur ein Bändchen

Und ob es Wortspiel mit Weihnachten am Anfang braucht, kannst du dir ja nochmal überlegen ;)
Tut er!, aber äußert sich nicht Freiheit im Spiel?

Mehr kann ich nicht antworten und es hat geholfen. Der Spaß der Groendaele und des Spitzretrievermix ist jetzt groß! Mögen sie den Rutsch und den Lärm angstfrei überstehn!

Guten Rutsch!, auch dear, Vulkangestein!


Zitat von mir
Selbstverständlich sind immer beide GroßÄltern und GroßÄlternTeile gemeint.
Zitat von dir, lieber Wiljhelm
dies erinnert sehr an den Satz, dass man immer beide Gechlechter meint und nur wegen ...
Ich bin mal tapfer, liebe @wieselmaus
und behaupte, dass für diese Zeit, also ab 1850 bis sicher zu meinem Opa (1960) die Welterklärung opalich war. Oma war für das Sanfte zuständig (sicherlich nicht alle, aber überwiegend).
Hm, die darauf folgende Frage, was herausgekommen wäre/würde, der Erzählung eine weibl. Stimme zu geben, vermag selbst ich nicht zu beantworten. Okay, statt "geh/n" oder andern Verben stünden überwiegend weiche Endungen "gehe", "gehen" - aber sonst ... Ich weiß es nicht. Und - indirekt greif ich jetzt me too auf, selbst wenn es weniger Häufig vorkommen mag - gibt es nicht auch weibl. Gewalt hinter den Wänden der Wohlanständigkeit und nicht nur da?
Das ist sicher nicht ein Haupthema des Textes, der kommendes Grauen voraussieht. Der liest, was klar vor Augen ist, was aber nicht gesagt werden darf, nämlich, dass der Kaiser (meinetwegen auch die Kaiserin) keine Kleider anhat.

Dank und fröhliche Grüße ohne Donnerlittchen an euch vier vom

Friedel aus Opahausen

»... : / O Mutter Erde, verlierst du denn immer, als Witwe, die Zeit?
Nichts zu erzeugen ist ja und nichts zu Pflegen in Liebe
Alternd im Kinde sich nicht wieder zusehn, wie derTod.«
Hölderlin, Der Wanderer (2. Fassung)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,
vielen Dank für diesen klugen Text, der mit Leichtigkeit die Jahrtausende umspannt und in zahlreichen Aphorismen amüsant und geistreich zugleich daherkommt. Da stecken so viele trefflich beschriebene historische Bezüge drin, die mehrmaliges Lesen lohnen. Und weil es ja bei Chanukka und Weihnachten um Licht und Erleuchtung und Menschwerdung geht und im Text um das Scheitern in dem Bemühen darum, trifft sich Deine Schlussaussage ganz schön mit der Symbolkraft dieser Feste, in deren Schein ja auch der wirkliche Mensch daherkommen soll, wie Du ihn am Ende beschreibst: Der, der sich die Kippa nicht abnehmen lässt, der aufrecht geht und unbeirrt bei sich bleibt, obwohl er neben der Lampe steht. Sehr berührend dieser Abschluss, tief in der historischen Verankerung und in der Weitsicht. Es trifft sich exakt mit der Deutung, die ich kürzlich bei Drewermann gelesen habe: "Ein Mensch begreift, dass Weihnachten ist, wenn ihm sein Leben zurückgegeben wird, wenn er seiner eigenen Freiheit inne wird, wenn er wagt, die Stirn an die Sterne zu setzen und seine Souveränität gegenüber der Menschenabhängigkeit einzufordern, wenn er der Mensch wird, der in seinem ganzen Wesen mit ihm gemeint ist."
Herzliche Grüße und guten Rutsch!
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ahd. lioht zeigt noch die Nähe zum Leuchten,

lieber rieger,

die schon im abgeschliffenen mhd. lieht (das "h" ist keineswegs unser Dehnungs-h, sondern der Reibelaut, den wir heute als "ch" schreiben) verloren geht. Ohne Licht und - natürlich - seinen Quellen gäbe es nur die Finsternis des All(e)s, wir sähen nicht und könnten folglich nix erkennen und - wenn's uns dann überhaupt gäbe, fristeten wir das Leben eines Grottenolms und brauchten nicht den aufrechten Gang üben, der uns nicht nur von unsern armen Vettern unterscheidet.

Nicht zu verschweigen ist die zwote, mit dem lioht noch verknüpfte Bedeutung: Glanz - den deine feinen Anmerkungen verbreiten. Dank dear für diesen kleinen, feinen Beitrag!

Tschüss und einen guten Rutsch vom

Friedel

 

Lieber Friedel,

Dein Ur-Uropa Fritz nahm mich gelegentlich nachmittags, wenn die Hausarbeiten getan waren, an die Hand und so gingen wir zwei spazieren, wie wir beide es gerade tun.

Das ist wunderschön.

Bei uns in der Familie waren es tatsächlich die Frauen, die erzählt haben, die ganzen Familiengeschichten und am Rande auch Politisches, Generationen zurück. Die Männer waren recht schweigsam oder schon gestorben. Ich finde es wunderbar, wie du den Bogen durch die Generationen spannst, wo immer wieder ein Junge mit seinem Großvater oder seinem Vater an einem Feiertag läuft, was ihnen wiederfährt, was sie besprechen, wie er den Kleinen auch nicht schont, denn es ist ja ein Gespräch um ernste Themen, unterbrochen von Tips, wie man den Kaugummi wieder frisch bekommt.
Inhaltlich war da Vieles was bedrückt, die Brutalität, die Engstirnigkeit, die sich in diesen Szenen an der Strasse und im Bus zeigt, die Geschichte, die sich wiederholt. Und gleichzeitig liegt da so was Zärtliches in diesem Spaziergang und in dem Bemühen des Großvaters seinen Enkel auf das Leben vorzubereiten. Interessant auch, dass du ja die Antworten und Fragen des Jungen weggelassen hast. Vielleicht bringt mich das beim Lesen sogar noch mehr in die Rolle des kleinen Ullifurz, der zu seinem Opa hochguckt, während er an der Hand gehalten wird.

Ich habe das gerne gelesen, Friedel!

Liebe Grüße von Chutney

 

Shalom Friedrichard

Habe den Text nun mehrfach umgeiert. Nun ist es soweit!

"It all sounds the same!", schallt's aus dem Publikum ...
"It's all one song", antwortete von der Bühne Neil Young.
vgl. https://en.wikiquote.org/wiki/Talk:Neil_Young

habe Link verfolgt, Nutzen kann bestätigt werden

»Mama, ich habe dich so lieb; wenn du einmal stirbst, lasse
ich dich ausstopfen und stelle dich hier im Zimmer auf, damit
ich dich immer, immer sehen kann.«
O. v. Bismarck, Reichskanzler,
zitiert durch S. Freud, Traumdeuter[/CENTER]

oh, echt, oha.

um unsere Mischpoke am Kacken zu halten, nahm mein Großvater, mein Opa Fritz - der Vater deines Uropas, dein Ur-Uropa ...

nicht nur wegen der Ausdrücklichkeit - zu der ich mich bisweilen gerne hinreißen lasse - sondern der ganzen Witzigkeit dieser Mise en abyme (Frische auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Mise_en_abyme) wegen.

Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur,

hahhaha !

Nee, Bismarck war kein Ironman, schon gar kein Spider- oder Superman.

h . ha. arhahahaha

Erst recht keine Mutti im Kanzleramt und noch weniger ein Mufti. -

(Sprachaufnahme: hahhahha.wav)

Der bastelte Deutschland aus ein paar größeren, vielen kleinen und noch mehr kleinsten Ländern

vielen kleinen und ein paar kleinsten Ländern ?

zusammen, manchmal auch mit Blut und Eisen - daher die Bezeichnung Eiserner Kanzler -, aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.

das "Blut" weg.

mauschelte

ahh, was für ein schönes! Ich will auch gerne ein bisschen mauscheln. Hier und da. Mauschel-mauschel. Mauscheln sind ab sofort köstliche Schaumballen wie Mauschmallows oder Schaummäusche)

Wo war ich?
Ach so:
Dein Ur-Uropa Fritz nahm mich gelegentlich nachmittags, wenn die Hausarbeiten getan waren, an die Hand und so gingen wir zwei spazieren, wie wir beide es gerade tun.

würde ich ohne Absatz nach dem Doppelpunkt machen

Damals wuchsen noch keine Zebrastreifen

na komm schon, die wachsen doch nicht. Die Entstehen durchs Zebra-Streifen.

was bei Kuhfladen eher eine ekelhafte Angelegenheit ist wie auch Schafscheiße,

"köstlich"; hahhahhahhahhah

war's mit dem Massel vorbei und der Schlamassel begann.

hehe :)

n?, frug ich.

heilige Flexionsform!

QUOTE]um einen Fahschein zu lösen.[/QUOTE]

Fahrschein, Fiedichad :O

...

Oje, ein Text zum Lachen, und dann bleibt einem dasselbe im Hals stecken. Spannend gemacht. Sehr ungewohnt auf jeden Fall, mit seinen vielen Extrem-Leerstellen aber auch risikoreich - es passiert wahrscheinlich leicht, dass man da selbst zuweilen den Überblick verliert.
Ich habe jedenfalls viel gelacht und auch einiges Mal nachgedacht und mich auch an der besonderen Form erfreut. Manchmal wurde mir der eigene Schein-Wahnsinn, in den mich dein Text geritten hat, doch etwas zu bunt, aber das ist Geschmacksfrage, ich bevorzuge meist Indigo. Wie dem auch sei. Nun erst einmal: Profaner "Jahreswechsel"!

Bis dann :)
Carlo
(bitte nicht aktuelle Texte lesen, es gab gerade wieder eine technische Flaute)

 

Schalom Chutney,

As Salam Alaykom Carlo Zwei,

schön, dass ihr meine kleine Hütte besucht!

Ja,
liebe Chutney,

das mit den Kriegsgenerationen dieses 100-järigen Welt-Krieges ist schon so eine Sache für die Nachkriegsgenerationen - eigentlich eine Folge der imperialen Politik des 19. Jh. (mit dem ersten totalen Krieg im Konflikt der Süd- mit den Nordstaaten und der vermeintlichen Sklavenbefreiung, wer dergleichen nicht in Büchern "wälzen" mag, der gehe ins Kino und schaue sich Spielbergs sehenswerten Lincoln an, denn Sklaven sind miese bis schlecht Konsumenten und müssen vom Herrenmenschen versorgt werden ...), wobei die Disziplinierung durch die Volksarmeen eine besondere Rolle in der Disziplinierung bedeuteten. Nicht zu vergessen, warum Kinderarbeit abgeschafft wurde: Ein durch Arbeit verschlissenes Blag war und ist untauglich als Kanonenfutter, konnte und kann nicht mal stramm stehn.
Mein alter Herr, dem flachköpfige Übermenschen die Jugend geklaut haben wie auch der Muttergeneration und deren Älterngeneration, die freilich zu Anfang noch überwiegend begeistert war und wie besoffen in den den ersten Akt von 14/18 hineinschlidderte und eine weitaus schlimmeren 39/45 erleben sollten, mein Vater also schwieg bis in die 1960er Jahre hinein, als der kleine Friedel sich schon in Geschichtswerke eingelesen hatte, weil er - nachdem der heimische Bücherschrank abgegrast war, seit 1960 die Stadtbücherei fledderte ...

Insgesamt ist das aber eine fiktive Geschichte, in die - kann's bei mir anderes sein? - ein Anteil Selberlebensbeschreibung eingeflossen ist. Meine alte Dame hatte übrigens noch bis in die 60-er Jahre hinein bei Gewitter so viel Angst, dass sie in den Keller ging ...

Inhaltlich war da Vieles was bedrückt, die Brutalität, die Engstirnigkeit, die sich in diesen Szenen an der Strasse und im Bus zeigt, die Geschichte, die sich wiederholt. Und gleichzeitig liegt da so was Zärtliches in diesem Spaziergang und in dem Bemühen des Großvaters seinen Enkel auf das Leben vorzubereiten. Interessant auch, dass du ja die Antworten und Fragen des Jungen weggelassen hast. Vielleicht bringt mich das beim Lesen sogar noch mehr in die Rolle des kleinen Ullifurz, der zu seinem Opa hochguckt, während er an der Hand gehalten wird.

Ich habe das gerne gelesen, Friedel!

was mich natürlich freut ---


Hallo Carlo,
ja, das kommt vor, dass das Lachen einem im Hals stecken bleiben kann, wenn er was von mir liest Aber schön, dass Du das erste Mal meine Hütte betrittst. Die "Fahrkarte" ist übrigens inzwischen korrekt gezogen ... Seltsam, wahrscheinlich war ich die Silbe "Fahr..." irgendwann leid ... Wer weiß so was schoN!

Habe den Text nun mehrfach umgeiert. Nun ist es soweit!
und schon weiß der olle Kleistverehrer, dass es nicht nur Schachtelsätze gibt ...

<Der bastelte Deutschland aus ein paar größeren, vielen kleinen und noch mehr kleinsten Ländern
vielen kleinen und ein paar kleinsten Ländern ?
Nee, wenn Du die Karte Mitteleuropas
< 1871 anschaust, wirstu neben dem übermächtig werdenden Preußen und der Kuk Monarchie noch Baiern finden und - wie Puffer dazwischengequetscht kleinere Staaten (Sachsen), das heutige BademWürttemberg zeigt drei oder mehr Fürstentümer wie auch Hessen und dazwischen und neben winzige Fürstentümer, die heute keiner mehr kennt (Waldeck z. B., genau da, wo sich in den 60ern die Liedermacher trafen ...)

zusammen, manchmal auch mit Blut und Eisen - daher die Bezeichnung Eiserner Kanzler -, aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.
das "Blut" weg.
Warum? Blut zu lesen ist doch was anderes, als Blut zu sehen ...

..n?, frug ich.
heilige Flexionsform!
alte Schreibung, siehe Grimmsches Wörterbuch, e. Band, Sp. 281: "frug, aus dem nd. eingedrungenes und immer mehr vordringendes unorganisches praet. von fragen, unter welchem worte es besprochen ist. auch der conj. früge kommt vor:
Damöt. das heiszt so viel gesagt: entferne dich von mir.
Cloris. o! nein, sonst früg ich dich, Damöt, was wilstu hier? ...
"
Vergesst/vergiss Wiki und co.

Oje, ein Text zum Lachen, und dann bleibt einem dasselbe im Hals stecken. Spannend gemacht. Sehr ungewohnt auf jeden Fall, mit seinen vielen Extrem-Leerstellen aber auch risikoreich - es passiert wahrscheinlich leicht, dass man da selbst zuweilen den Überblick verliert.
Ich habe jedenfalls viel gelacht und auch einiges Mal nachgedacht und mich auch an der besonderen Form erfreut. Manchmal wurde mir der eigene Schein-Wahnsinn, in den mich dein Text geritten hat, doch etwas zu bunt, aber das ist Geschmacksfrage, ich bevorzuge meist Indigo. Wie dem auch sei. Nun erst einmal: Profaner "Jahreswechsel"!

Dank euch zweien vom

Friedel
und'n juten Rutsch aus'm Pott!

 

Hi Friedel,

endlich schaffe ich es, mich nach und nach mit den anderen Challenge-Geschichten zu beschäftigen. Titel und Textgestaltung, dieser Wechsel aus Gedichten und Prosa fühlte sich anfangs abschreckend an, als ich aber angefangen habe, den Text zu lesen, fand ich ihn wunderbar leicht, schwebend fast. Du packst eine Menge rein, deutsche Geschichte, jüdisches Leben mitsamt den passenden Ausdrücken, wandelst durch die Zeiten. Ein Friedel-Großvater, der an einem Scheißtag eben dem Enkelkind Geschichten erzählt, von damals, von heute. Die singuläre deutsche Geschichte, den Tod, einen Meister aus Deutschland, zeigst du nicht und ich weiß gar nicht genau, ob ich das nicht kritisch finde. Aber ich mag letztlich diese Leichtigkeit deines Textes, sprachlich und selbstverständlich orthografisch absolut einwandfrei.

Textstellen:

Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
ist das von dir? Stank klingt nicht fein…

und sei es aus dem Leben des Opa Friedel, wie der die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sieht.
jeder hat einen eingeschränkten Verstand, nicht nur das Friedel-Onkelchen:Pfeif:

Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen, musste dazu wissen.
mm, tja, vorausgesetzt man betrachet Deutschland als Einheitsstaat, wobei es deutsche Könige und Kaiser gab, insofern auch Deutsche

Da darfste mal dem Opahausen
wer ist denn dieser Opahausen?:confused:

Der Kaiser liebte Schmoo und machte doch nur Schmonzes. Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.
lustig, diese Schmo-Wörter…und meinst du den 1./2. Weltkrieg?:lol:

was unterscheid't den Muselman
vom Jud', der nich' mehr schachern kann?

Schlagartig wurd' es still im Bus,
bis einer unter großem Gelächter der anderen von hinten losplatzte,

die einen haben noch vor sich, was
die andern schon hinter sich haben...

Und schon grüßte die Gruppe Petri heil!,

die Petri hat nix mehr zu sagen, jetzt wird gegaunerlandet. Und der Witz davor ist sehr sehr böse, wird so was erzählt?

Vielleicht wird man mich als letzten Fußgänger dereinst ausstopfen, in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut. Auffällig genug ist er schon, der aufrechte Gang, nicht aufs Handy zu starren und zu buckeln. Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben.
Friedel im Museum als Smartlife-Verweigerer, der sich vermutlich tief bückt, um in den Büchern zu lessen, statt im Reader.:D

Und was wird mit unseren Freunden
Und was noch aus dir, aus mir -
Ich möchte am liebsten weg sein
Und bleibe am liebsten hier
sehr schöne Verse.

Liebe Grüße und unedlich schlafaffenlandmäßig Getränke, Gesundheit und Gefallen an gepflegten Geschichten wie dieser.
Isegrims

 

Lieber Friedrichard, verehrter Herr Wilhelm Berliner,

da bin ich tatsächlich noch eine Antwort schuldig.

Selbstverständlich ist unbestreitbar, dass bis nach dem Zweiten Weltkrieg und noch lange danach die Väter und Großväter die Deutungshoheit über das Weltgeschehen hatten. Aber nachdem die Trümmerfrauen angefangen hatten, nicht nur Schutt und Asche aufzuräumen, sondern auch die verschütteten Seelen ihrer bombenverstörten Kinder freizulegen, war klar, dass sie auch Fragen nach dem Warum beantworten mussten. Es gab die bleierne Zeit und die vaterlose Gesellschaft.

Selbstverständlich gab es auch Ausnahmen. Ich denke, man kann zu allem auch Ausnahmen finden. Womöglich definiert sich die Regel durch die Ausnahme.

Wie auch immer, es ist interessant zu beobachten, dass in den Familien meines Umfeldes die Großväter nunmehr für die körperliche Ertüchtigung wie Skilaufen, Bouldern und Tauchen zuständig sind, während die Großmütter mit den Enkeln ins Theater gehen oder ins Museum und so an der ethisch-moralischen Eriziehung basteln.

Nein, nein, ich will da keine Fronten aufbauen. Ich freu mich ja, wenn unabhängig vom Geschlecht überhaupt Geschichte wahrgenommen wird. Aber immer bleibt die bange Frage: Kann der Mensch aus der Geschichte lernen, und wenn nein, vieviel?

Gute Zeit wünscht euch allen aus dem Ländle, wo gerade die fünfte Jahreszeit (die schwäbisch-alemanische Fasnet) begonnen hat,

wieselmaus

 

Lieber Friedrichard,

Ich tu mir immer sehr schwer, wenn ich einen Text kommentieren soll, an dem ich eigentlich nichts auszusetzen habe. Also schleiche ich darum rum, zögere es hinaus. Aber es hilft ja alles nichts, ich darf mich da nicht drücken.

Also:
Zunächst mal hab ich mich sehr gefreut, mal wieder typische Ausdrücke meiner Kindheit zu lesen. Maloche, Mischpoke, abzocken, Ezzes geben und der Haberer...unzählige Wörter übernommen in den alltäglichen Sprachgebrauch. Mein Großvater war ein Meister des Jiddischen, wenn auch sonst von der der alten Lebensweise nicht viel übrig blieb.

Ich finde es rührend, wie der Ältere versucht, dem Jüngeren "etwas über das Leben" zu erzählen. Meistens interessiert es die "direkten" Nachkommen ja nicht so, was die Eltern "redn". Dafür wird es wieder interessant, wenn die Großeltern von Früher erzählen. Mir ging es jedenfalls so. Dann bin ich immer irgendwie fassungslos, wie wenig die Menschheit doch aus Erfahrungen lernt obwohl ich mich mittlerweile nicht mehr so viel darüber wundere, wie früher.

So bleibt mir also nichts weiter, als dich mit meinen Gedanken über deine Geschichte zu langweilen. Denn thematisch und erzählerisch gefällt sie mir einfach zu gut, um etwas zu kritisieren.

Liebe Grüße Sabine

 
Zuletzt bearbeitet:

Wann hätt' es das zuletzt gegeben, dass drei Frauen mich umkreisten (eigentlich vier, aber die leibhaftige hab ich arbeiten geschickt ...)? Tach zusammen und wenn wir uns in diesem Jahr noch nicht begegnet sind, ein gutes 2018, liebe (in alphbetischer Reihenfolge) Isegrims, Sabine P und wieselmaus

Sabine
Ich tu mir immer sehr schwer, wenn ich einen Text kommentieren soll, an dem ich eigentlich nichts auszusetzen habe. Also schleiche ich darum rum, zögere es hinaus. Aber es hilft ja alles nichts, ich darf mich da nicht drücken.

Gut hastu daran getan, doch hierselbst vorbeizuschauen, denn im Grunde warten wir doch alle insgeheim auf Lob - oder? -
aber Gott sei's gedankt, hat es Dear nicht die Sprache verschlagen. So ist es gut!
Interessant auch der Hinweis
mal wieder typische Ausdrücke meiner Kindheit zu lesen
, die zum großen Teil in die Ruhrgebietssprache eingeflossen sind (neben - natürlich allen anderen Sprachfetzen, welche die Zuwanderer dem Ruhrlatein zufügten), da ist es schon fast ein Wunder, dass nicht auch polnische bis türkische Ausdrücke in die Geschichte mit einflossen ... Und was Geschichte als solche betrifft, so hat es Karl Kraus seinerzeit auf den Punkt gebracht: Wir sind immer noch die alten Troglodyten, wenn auch auf technisch höherem Niveau.

Ich dank Dear ganz herzlich,

liebe Sabine!,
und mich gelangweilt hastu eben nicht ...

Hi Isa -

schön, dass Du hineingeschaut hast!

Titel und Textgestaltung, dieser Wechsel aus Gedichten und Prosa fühlte sich anfangs abschreckend an, als ich aber angefangen habe, den Text zu lesen, fand ich ihn wunderbar leicht, schwebend fast.
Ja, wir Poeten sind alle recht sperrige Gesellen bis hin zur Ungeselligkeit. Aber durchgerungen hastu dich und das ist gut so!
Die singuläre deutsche Geschichte, den Tod, einen Meister aus Deutschland, zeigst du nicht und ich weiß gar nicht genau, ob ich das nicht kritisch finde.
Doch, doch, der Meister aus Deutschland bildet Anfang und Ende - als hitchcockreifes Bismarck-Zitat und dem ausgestopften Fußgänger, der nicht buckeln mag (= kann). Zudem seh ich den Text als Fortsetzung des älteren Tattoo. Also im Grunde treff ich mich mit Neil Young ... wenn man so will.

Zitat Zitat von Friedrichard Beitrag anzeigen
Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
ist das von dir? Stank klingt nicht fein…
Paul Gerhardt, 17. Jh., Kind des Dreißigjährigen Krieges ... Tyll lässt grüßen!

Zitat Zitat von Friedrichard Beitrag anzeigen
Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen, musste dazu wissen.
mm, tja, vorausgesetzt man betrachet Deutschland als Einheitsstaat, wobei es deutsche Könige und Kaiser gab, insofern auch Deutsche
Otto der Große hatte halt Glück, dass die ostfränkischen Mannen sich wider die Ungarn seinem Kommando unterstellten. Aber das Anhängsel "deutscher Nation" wurde erst nach Luther dem Heiligen Römischen Reich gespendet.

Zitat Zitat von Friedrichard Beitrag anzeigen
Da darfste mal dem Opahausen
wer ist denn dieser Opahausen?
Liegt nahe bei Entenhausen ...
Quatsch - Du weißt doch, wo ich wohn ... Reines Wortspiel.

lustig, diese Schmo-Wörter…und meinst du den 1./2. Weltkrieg?
Jo - 1914 - 1945, auch der 30jährige Krieg war ein Mehrteiler mit landschaftlichen Friedensphasen.

Und schon grüßte die Gruppe Petri heil!,
die Petri hat nix mehr zu sagen, jetzt wird gegaunerlandet. Und der Witz davor ist sehr sehr böse, wird so was erzählt?
In Reimform trag ich den vor ... Nee, aber im Ernst: Tatsächlich in den 1980ern gehört.

Dank auch Dear, Isegrims!

Hallo wieselmaus, emsigste unter allen Wieseln und Mäusen

Selbstverständlich ist unbestreitbar, dass bis nach dem Zweiten Weltkrieg und noch lange danach die Väter und Großväter die Deutungshoheit über das Weltgeschehen hatten. Aber nachdem die Trümmerfrauen angefangen hatten, nicht nur Schutt und Asche aufzuräumen, sondern auch die verschütteten Seelen ihrer bombenverstörten Kinder freizulegen, war klar, dass sie auch Fragen nach dem Warum beantworten mussten. Es gab die bleierne Zeit und die vaterlose Gesellschaft.
Richtig, hatte aber auch den Vorteil, dass einer allein die Bagage am Kacken halten konnte (was'n Satz ma' wieder), dafür aber abwesend war in Erziehung etc., bis hinab zur Wochenendbekanntschaft (mein alter Herr musste nicht jeden, aber doch regelmäßg samstags/sonntags arbeiten, selbst als der acht-Stunden-Tag und Papa uns am Wochenende gehörte ... Warten wir's ab, was passiert, wenn das Arbeitszeitgesetz erst mal wieder abgeschafft ist ... Die sieben Waisenknaben gehen ja in die Richtung. Nicht zeitgemäß ...

Kann der Mensch aus der Geschichte lernen, und wenn nein, vieviel?
Ich nehm noch mal die Weisen, Ratgeber der Bundesregierung, die zu jedem Jahreswechsel Prognosen fürs nächste aufstellen und - noch nie richtig gelegen haben und dennoch ihre Milch der frommen Denkungsart zum Wohle der Wirtschaft(sbosse) - geht es den oberen Zehntausend gut, geht es allen gut, schließlich ist jeder seines Glückes Schmied, der eine mit Schmiede und der andere ohne Hammer und Amboss.

Dank auch Dear, wieselmaus -
auch hier an der Grenze zum Rheinland laufen die Narren frei rum ...

Und allen ein gutes und/oder erfolgreiches 2018!

 

Hallo Friedrichard nochmal und ganz kurz (soweit ich mich kurz halten kann;)),

Ach? Du schickst auch deine Frau immer zur Arbeit? Ich werde auch immer geschickt :D


die zum großen Teil in die Ruhrgebietssprache eingeflossen sind (neben - natürlich allen anderen Sprachfetzen, welche die Zuwanderer dem Ruhrlatein zufügten), da ist es schon fast ein Wunder, dass nicht auch polnische bis türkische Ausdrücke in die Geschichte mit einflossen

Das finde ich ja so großartig am Jiddischen. Es floss überall in die Sprache ein. Ob in Wien, in New York oder im Ruhrgebiet. Und das mit den polnischen und türkischen Ausdrücken kommt auch noch - wirst gucken! :lol:

Die auch ein gutes 2018!
Sabine

 

Das finde ich ja so großartig am Jiddischen. Es floss überall in die Sprache ein. Ob in Wien, in New York oder im Ruhrgebiet. Und das mit den polnischen und türkischen Ausdrücken kommt auch noch

Ich noch ma',

liebe Sabine P,

ich bin eh der Auffassung, dass der Mensch nicht monogam erschaffen wurde )man denke nur an Lilith und Eva ...), vier Frauen wäre schon korrekt, drei zur Arbeit und eine für des Paschas Haushaltung ...

Sicherlich werden türkische Elemente ins Deutsche einwandern, aber Kanakdeutsch wird tatsächlich immer weniger gesprochen. Feridun Zaimoglu hat aber dem mit "Kanaksprak" ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Ich befürchte eher, dass die Sims-Generation zum Pidgin abdriften könnte, dass man der nächsten Generation mühselig Kreolisch beibringen müsste.

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Manlio,

ist Mein+ung nicht immer die eigene, ansonsten wäre es eine Dein- und Seinung, im schwersten Fall eine I(h)rrung und Wir(r)ung.

Nein, schön,

dass Du hereinschaust und mal einen gräulichen Tupfer setzt.

Ich komm ja so nicht aus der Lobhudelei heraus als einer,

der mit lächelndem Gesicht rechts links Leberhaken verteilt.

Mir persönlich ist das bisweilen zu platt, zu vereinfacht.
Andern ist's zu kompliziert.

So ist die Welt!, kompliziert und undurchsichtig als Pfuisik, Schä(h)m mi und Bio und dem pleasuredome . Als Natur - die kann immer nur roh sein, bearbeitete Natur ist Kultur und damit für den Schwindel offen ...

-
aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.
Wollens hoffen.
Was gibt's zu hoffen in der "Geschichte", einer substantivierten Partizipbildung zu "geschehen" - dem Geschehenen ...

Es ist nicht zu ändern. außer zu beschönigen?

In Berlin saß damals ein Schisser von Kaiser auf seinem Thrönchen und löste so wenig Probleme wie Mutti und Papa oder Opahausen und Oma Ele.
Wage leise zu widersprechen, Wilhelm Zwo soll intelligenter gewesen sein als allgemein angenommen wird.

Aber Forrest Gump kommt trotz seiner Intelligenz besser zurecht ... der wer hätte sich je mit ihm verglichen?

Als dieser Kaiser den Eisernen Kanzler aus dem Amt rausschmiss, war's mit dem Massel vorbei und der Schlamassel begann.
Bisschen viel der Wortspiele manchmal.
Mag sein, aber dafür hastu das falsche Beispiel gewählt. Und was wäre falsch am Spiel mit Worten, auf die sich Sprache schlechthin gründet?

Ich habe den gehaltvollen Text nicht so gern gelesen, Friedrichard.
Ich würd kotzen, wenn einer Fremdenfeindlichkeit - und käme sie gemäßigt als Fremdenunfreundlichkeit daher - amüsant fände. Man will ja niemand was - wenn er denn weg bliebe.

Da ist manches so schwarzweiß gemalt.

Richtig!

Hippies haben die Mode bunte gemach und somit den Markt beeinflusst, Dutschke und Tucholsky haben mit ihrem Leben bezahlt.

Dank Dear für Deine eigene Meinung -
und das sag ich ohne Ironie!

Tschüss und ein gutes (wie immer Du es definierst) 2018!

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

wer bin ich schon, dass ich bei Dir nach Flusen suche, weswegen ich Dich einfach frage, um zu lernen, warum denn ausgerechnet hier

Nächstes Jahr wird Ulli zur Höheren Schule wechseln und da kann es nicht schaden

die höhere Schule zur "Höheren Schule" wurde - vielleicht, weil bei ihr wie beim "Blauen Brief" eine neue Gesamtbedeutung entstanden ist?

von Pferden gezogen und auf dem Land gab es auch noch Ochsengespanne wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung

Vor dem "wie" hätte ich ein Komma erwartet, aber es kommt nicht, weil sich das "wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung" nur auf einen Satzteil bezieht?

Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.

Hier würde ich aber ein Komma nach dem "Jahre schon" setzen, denn für mich ist das "also mehr als hundert Jahre schon" eine Apposition, aber da mag ich auch daneben liegen.

Und schweigend greif ich in meine Jackentasche, hol hervor zwo Kippot und geb die eine dem Ullifurz, die andere Kippa setzt ich auf den angestammten Platz des eigenen Kopfes und sag dem Enkel: Nimm sie, bewahr sie gut auf und wenn dir einmal danach ist, trag das Erbe deiner Vorfahren.

Soll das "setzt" vielleicht "setz" heißen?

in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut.

Dem Nachsatz ab "nahe" hätte ich ein Komma gegönnt, aber dies wird wohl fakultativ sein.

Meine Lieblingssätze:

Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben. Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann.

Denn es ist wirklich erschreckend, wie wenig manche Leute ohne Wikipedia wissen und wie wenig ein gesundes "halbes" Wissen noch geschätzt wird, wo man doch alles gleich mit Wikipedia noch viel besser und genauer weiß. Gott behüte uns vorm Internetausfall! ;-)

Deine Geschichte mit ihrem geballten Wissen und der originären Sprache hat mir gut gefallen!

Gruß
Geschichtenwerker

 

wer bin ich schon, dass ich bei Dir nach Flusen suche,

Nu ma' nich' tiefstapeln,

lieber Geschichtenwerker,

immer hin der erste, der an anderer Stelle Aussprach, was schon von Anfang an fein übersichtlich am Schküssselbrett hing. Ich halte das Recht, sich zu irren, für ein Naturrecht und gebieße es ab und an. Und das die eine oder andere Fluse in dem einen oder andern Text von mir ein Jahrzehnt lang mitgeschleppt wird ist auch kein Geheimnis(und hatte auch nie was mit der Rechtschreibreform zu tun).

Aber schön, dass Du mal wieder vorbeischaust in der guten Stube!

Nächstes Jahr wird Ulli zur Höheren Schule wechseln und
Die Großschreibung ließe sich mit der Begriffsbildung erklären, dass die Schultypen oberhalb der Volksschule einen höheren Abschluss ermöglichte, und als Opahausen weiß man natürlich, dass die Volksschule rudimentär in der Hauptschule weiterlebt, obwohl sie ja wie ein Auslaufmodell wirkt. Der Duden schreibt übrigens "höhere Schulen", scheint aber keinen extra Artikel darüber eingestellt zu haben und die "Höhere Schule" wird in den bairischen Dialekt der Ostmark verbannt - und kurios genug das Baltikum wird in den Artikel einbezogen - jedenfalls, als ich gerade auf Duden.de umsattelte, aufblinken ließ und sofort wieder zurückkehrte. Nein, das will ich gar nicht wissen ...

von Pferden gezogen und auf dem Land gab es auch noch Ochsengespanne wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung
Vor dem "wie" hätte ich ein Komma erwartet, aber es kommt nicht, weil sich das "wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung" nur auf einen Satzteil bezieht?
Nee, warum? Es ist bloßer Vergleich des Typs "so wie gestern"

Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.
Hier würde ich aber ein Komma nach dem "Jahre schon" setzen, denn für mich ist das "also mehr als hundert Jahre schon" eine Apposition, aber da mag ich auch daneben liegen.
Stimmt!

Und schweigend greif ich in meine Jackentasche, hol hervor zwo Kippot und geb die eine dem Ullifurz, die andere Kippa setzt ich auf den angestammten Platz des eigenen Kopfes und sag dem Enkel: Nimm sie, bewahr sie gut auf und wenn dir einmal danach ist, trag das Erbe deiner Vorfahren.
Soll das "setzt" vielleicht "setz" heißen?
Sieht fast so aus ...

in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut.
Dem Nachsatz ab "nahe" hätte ich ein Komma gegönnt, aber dies wird wohl fakultativ sein.
Stimmt

Meine Lieblingssätze:

Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben. Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann.
Denn es ist wirklich erschreckend, wie wenig manche Leute ohne Wikipedia wissen und wie wenig ein gesundes "halbes" Wissen noch geschätzt wird, wo man doch alles gleich mit Wikipedia noch viel besser und genauer weiß. Gott behüte uns vorm Internetausfall! ;-)
Ja, da passt dann auch zu, dass die Internetfirmen die Hoheit übers Buchgeld anstreben. Wer dergleichen akzeptiert sollte auf Banken vertichten und bei Amazon, Apple, Google, Microsoft etc. sein Gehlt abliefern ...

Deine Geschichte mit ihrem geballten Wissen und der originären Sprache hat mir gut gefallen!
so soll es auch sein!

Dank Dir fürs Lesen und Kommentieren und die (hoffentlich) letzten Flusen

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedl,

ein Spaziergang durch die Geschichte mit Geschichten, der großen (weltlichen) und den kleinen (privaten), von alt zu jung weitergetragen - auf das sie nicht vergessen werden. Und doch vergisst man sie, zumindest die Lehren daraus, nicht immer, aber so doch oft genug. Oder man erinnert sich ihrer und sagt dann, das war doch alles ganz anders, die Zeit hat sich gewandelt, wir wissen doch, und läuft dann (um so schrecklicher) sehenden Auges in den Schlamassel.

... die einen auf der Maloche und die andern bereiten das Lichterfest vor, dass der letzte Fußgänger trotz Unwetterwarnung den Enkel bei der Hand nimmt und spazieren geht.

Wie schön, dass den Einen, Letzten, die Hektik am A... vorbeigehen kann.

... nahm mein Großvater, mein Opa Fritz - der Vater deines Uropas, dein Ur-Uropa ...

... Nee, nur zwei Ur, weißte. -
Die sind aber alle lange schon tot.


ja, diese Ur- haben einfach sehr verwirrendes Potential. Es gibt so viele davon ;).

Deine Bismarckabhandlung fand ich reizend.

Aber hast schon recht, kann nicht schaden, den eigenen Kopf zu benutzen, statt Anweisungen, Befehlen und der öffentlichen Meinung blind und taub zu folgen.

Einen klugen Ullifurz haben wir - ehrlich!


Wohl wahr! Nur ist so einfach zu befolgen und denken doch sehr schwer. Deshalb ja all das Elend.


Scheißjud, runter vom Bürgersteig, der gehört dem fleißigen teutschen Bürger und jedem ordentlichen Christenmensch!

...

was unterscheid't den Muselman
vom Jud', der nich' mehr schachern kann?

Schlagartig wurd' es still im Bus,
bis einer unter großem Gelächter der anderen von hinten losplatzte,

die einen haben noch vor sich, was
die andern schon hinter sich haben...


Und so zieht es durch die Generationen, und sicher wird der Ulli seinem Enkel auch noch eine Geschichten hintenan setzen können. Traurig und beschähmend und verblödet.

Niemand wird mir meine abnehmen, wenn ich es nicht will. Es ist nicht gut kuschen und sich verstecken oder selbst zu werden wie die auf Aas lauernden Geier. Vielleicht wird man mich als letzten Fußgänger dereinst ausstopfen, in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut.

Diese Zeilen tun weh. Fast körperlich schon.

Auffällig genug ist er schon, der aufrechte Gang, nicht aufs Handy zu starren und zu buckeln. Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben.

So schwarz und fein.

Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann.

Sie kommen ja nicht mal mehr ans Ziel. Sie irren orientierungslos durch die Stadt und Straßen, trotz Ratgeber in der Hand. Durch die Straßen und durchs Leben.

Deine Geschichte ist ein sehr schönes Plädoyer ans Denken. Hoffentlich vergisst der kleine Ullifurz nicht, was sein Kindermund ihn einst sagen ließ. Hab ich gern (sofern man es so sagen darf) gelesen.

In diesem Sinne, ein rundum friedeliges-friedliches Neues!

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ja, ein Spaziergang durch die deutsche Geschichte vom zwoten, dem wilhelminischen (Bismarck-) Reich bis in unsere schöne Repunlik Dezember 2017, bewusst ausgelassen die zwo tausendjährigen Reiche, das schlimmere war in seiner volkstümlichen Ausgabe so grauenvoll wie die große Pest, die 1/3 der Bevölkerung dahinraffte in fünf Jahren, wofür der erste 30jährige Krieg eben eine ganze Generation lang brauchte.

Wen interessiert schon das poltische Gelaber, wen, warum etwas so ist, wie es mal gekommen sein muss. Geschichte wiederholt sich und niemand weiß im voraus, ob ernstlich oder als Treppenwitz. Nachher ist man immer klüger - selbst wenn jeder weiß, man hätte es vorher verhindern können, hätte man nicht weggesehen, weggehört und wäre nicht weggegangen (was auch schon mal wie Flucht und aus dem Weg gehen aussehen kann). Das fängt schon damit an, dass jemand eine Wand überpinselt, weil Naziparolen daraufstehen und - wegen Sachbeschädigung belangt wird.

ja, diese Ur- haben einfach sehr verwirrendes Potential. Es gibt so viele davon .
Zu Zeiten der Goten kannte man oft nicht mal seine Großältern - dass sich für die Herrscherhäuser schnell ein mythischer und göttlicher Bezug herstellen ließ. Da war die Welt jung. Und jetzt träumen die Eliten der elektronischen Wirtschaft vom ewigen Leben außerhalb der Zwölf-Meilen-Zonen, um steuerfrei durchs langweilende Leben zu kommen ...
als wäre der Prothesengott das Ideal schlechthin.

Deine Bismarckabhandlung fand ich reizend.
Immerhin beherrschte er Wort und Schrift. Seine Schriften sind im Gegensatz zu denen des Anstreichers lesenswert. Der Anstreicher steht ja nicht mal mehr bei den Neonazis im Wandschrank. Sofern die lesen können bzw. wollen, lesen sie Carl Schmitt.

Einen klugen Ullifurz haben wir - ehrlich!
Jo - und der reale kann auch noch Fußball spielen (die ersten elterlichen Videoaufnahmen waren natürlich zum "Schießen" komisch ...)

Ein sehr schönes Plädoyer ans Denken. Hoffentlich vergisst der kleine Ullifurz nicht, was sein Kindermund ihn einst sagen ließ.

So Eye do!

Dank Dear,

beste Fliege unterm weiten Himmelszelt,
und ein schönes 2018 vom

Dante Friedchen!

 

Hallo Friedrichard

da komme ich natürlich auch noch vorbei, wo

der Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur, weißte
genannt wird! Denn:
muss ich da nicht noch mal vorbeischauern, wo
Meine Ur-Urgroßmutter. Oder Ur-Ur-Ur ...“
genannt wird?

Ich schleiche ja schon länger um deine Geschichte herum, weil sie mich einerseits beeindruckt hat, aber ich andererseits ganz bestimmt keine konstruktive Kritik zustande bekomme, weil der
Opa Friedel, wie der die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sieht
damit immer noch hundertmal mehr Durchblick und geschichtliches Wissen hat als ein Raindog von noch viel geringerem Verstand.
Aber natürlich ist die Message auch bei mir angekommen, dieser zeitlose Kreislauf, in dem es auf der einen Seite immer wieder Söhne und Väter und Enkel geben wird, die ihre positiven Werte weitergeben und auf der anderen Seite die Geschichte, die sich (leider) immer zu wiederholen scheint.
Viele Wortspielereien und Um-die-Ecke-Gedachtes und der stille Humor – das hat mir gut gefallen.

Und wie viele jiddische Wörter so zum alltäglichen Sprachgebrauch gehören, das war mir vorher gar nicht wirklich bewusst.

Opahausen und Ullifurz auf ihrem Spaziergang zuzuhören hat verschiedene Gefühle bei mir ausgelöst: Nachdenklichkeit, Wut, aber auch Zuversicht - und lachen musste ich auch manchmal!

Das ganz kurz von mir. Viele Grüße von Raindog

 

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