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Charkow
Überarbeitung ganz unten (Beitrag 13)
Wir stürzen vor wie Blut aus Arterien, und an unserem Kragen spiegelt sich schwarzes Entsetzen, das wir abermals donnernd nach Charkow tragen.
Wir haben genug gesehen für Hundert Jahre, so dass sich unsere Augen müde verkriechen in zerbrechlichen Schädeln, stahlbehelmt und überspannt mit gegerbter Haut, in deren Gräben und Furchen sich der Dreck unseres Handelns ansammelt. Ein Mann aus Böhmen und Motoren von Maybach treiben uns voran. Der Weltenbrand illuminiert unseren Weg wie mit feierlichen Fackeln, wenn zum Totentanz geladen wird.
Sticht uns das Licht der Erkenntnis, die aufgehende Sonne nie erreichen zu werden, zu sehr in die Seelen, brechen wir es tapfer durch das Prisma unserer Ideologie: Unsere Ehre heißt Treue. Während uns Ares mit Feuerstürmen und Stahlgewittern umtobt, geben wir ein Stück Verstand für den ertaubten Rest Leben, ohne zu wissen, ob es der nächste Morgen nimmt.
In manchen Blicken spiegelt sich der Horizont, während andere stumpf werden und die Vergänglichkeit sie feucht empfängt. Schon längst sind wir keine Heroen mehr, denn es gibt keine Angst mehr zu überwinden.
Einzige Hoffnung birgt der Gedanke, in unserem Rücken die Liebsten zu wissen, es grüßt für sie die blutrote Abendsonne.
Und du, Marianne, bist es auch, weshalb ich das einzig freundliche Stück Metall hier am Finger trage.
Doch im Innern weiß ich längst um mein Ende in dieser feindlichen Erde unseres neuen Lebensraumes, über die der Tod walzt, heult und umherschwirrt, sie immer wieder rastlos umpflügend, um seine Ernte einzufahren.
Hätte ich gewusst, dass du unterdessen den Apfel feilbotest und fremde Frucht empfingst, es hätte nichts an alledem geändert.