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Dachfragen

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21.03.2005
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Dachfragen

Sie stand mit dem Rücken zu mir am Rand des Daches. Leicht vorgebeugt sah sie hinunter auf die Straße und dachte in sich hinein. Zu gern hätte ich ihr Gesicht gesehen.
Mit Sicherheit lag wieder dieser prüfende, skeptische Ausdruck darin, den ich so gern an ihr sah. Wahrscheinlich biss sie sich jetzt gerade auf den Lippen herum. So sah sie immer aus, wenn sie auf einem Gedanken brütete. Wenn die Gedanken ein gutes Ende nahmen, dann floss meist unvermittelt ein triumphierendes Lachen über ihr Gesicht und sie sagte Sachen wie "Ja, ich glaube, so ist es" oder "Ich habe es gefunden". Ganz klassisch. Und dann schlossen sich ihre Lippen meist – gerade so, als würden sie sich nie wieder öffnen wollen. Das war immer das Zeichen für mich, dass es zu diesem Thema nichts mehr zu sagen gab. Es war mir nicht immer leicht gefallen, ein Thema so abrupt zu beenden, aber ich hatte mich an ihre Art gewöhnt.
Manchmal, wenn es kein Happyend gab, kam sie auch einfach rüber zu mir und setzte sich auf meinen Schoß. Dann wirkte sie immer ganz verunsichert, beinahe verletzt. Ein kleines Mädchen, das nicht bekommen hatte, wonach es gelüstete. Eine Lösung. Ein kleines Mädchen, das nicht verstehen konnte, warum man manche Gedanken nicht auflösen konnte. Sie brauchte viel Nähe, wenn sie die Gedanken nicht hatte besiegen können. Fühlte sich hilflos. Klammerte sich dann immer wie ein kleines Äffchen an mich.
Wenn das Denken kein glückliches Ende nach sich zog, schlief sie nicht mit mir. Immer, wenn sie sich in ihre Gedankengemächer zurückzog, hoffte ich, sie würde eine Lösung finden, denn ich schlief gerne mit ihr. Umso mehr, wenn sie gerade eine Lösung erobert hatte. Dann gab sie sich mir im Bett mit einer triumphierenden Gewissheit hin und ich konnte Dinge mit ihr tun, die sie sonst ablehnte.
Am Anfang hatte ich nicht verstanden, was in ihr vorging. Warum sie es so persönlich nahm, wenn sie Fragen nicht beantworten konnte. Mehr als einmal waren uns diese Nächte anfangs entglitten. Mehr als einmal hatte es Tränen und Streit gegeben. Doch je besser ich sie kennen lernte, desto genauer wusste ich, wann sie was aus welchem Grund fühlte. Sie hatte der Welt nach ihrer eigenen Ansicht nicht viel entgegenzusetzen. Genau genommen nur ihren Geist, ihren Kopf. Eine Frage nicht beantworten, sich keine Erklärung überlegen zu können, war für sie ein Versagen vor der Welt. Sie war ein Boxer und die Welt war ihr Ring. Unbeantwortete Fragen, das bedeutete für sie gefährliche Aufwärtshaken. Und vor diesem Hintergrund konnte ich sie begreifen. Meine kleine Boxerin. So furchtlos, so unerschrocken, stürzte sich in jeden Kampf und kehrte dann verletzt und verwundert zu mir zurück, wenn sie einen Schwinger abbekommen hatte.
Wo der heutige Abend enden würde. Ich wusste es nicht. Gut möglich, dass ich am Ende der Nacht ein verwirrtes Häufchen Elend auf dem Schoß hatte. Sie war in ein seltsames Thema gerutscht. Physik. Eins ihrer Lieblingsthemen. Manchmal sah sie von dem Stück Fleisch auf ihrer Gabel zu mir herüber und begann, mir von den Newtonschen Axiomen und Vektoren zu erzählen. Ich hörte ihr gerne zu, hatte aber meistens nicht viel entgegenzusetzen. Meine Physikerfahrungen beschränkten sich auf die Schulzeit und die lag fast zwanzig Jahre hinter mir. Auf einer schicken Party hätte ich jedenfalls niemanden mit meinen Kenntnissen beeindrucken können.
Nach dem Essen waren wir mit dem Wein auf die Dachterrasse umgezogen. Die Luft war mild und wir brauchten keine Jacken. Es hatte sie nicht lange auf dem ausgeblichenen, hölzernen Liegestuhl gehalten, sie hatte sich bewegen müssen. Schlenderte auf der Terrasse hin und her, "um ihrem Kopf die Möglichkeit zu geben, sich die Gedanken von allen Seiten anschauen zu können", wie sie einmal gesagt hatte. Das machte sie immer so.
"Na, ich weiß nicht so recht. Bist Du sicher?", fragte ich und füllte unsere Gläser auf.
"Verstehst Du überhaupt, was ich Dir sage?" Sie drehte sich abrupt zu mir um und ihr Gesicht hatte diesen unwirschen Ausdruck, den es immer bekam, wenn ich nicht schnell genug war. In meinem Kopf ging ein Alarm an. Jetzt nur nichts Falsches sagen, sonst wurde nicht aus dem Sex. Und ich war ausgesprochen scharf drauf, dass daraus etwas wurde. Wirklich. Den ganzen Abend schon hatte ich Lust auf sie und diese unverhoffte Gedankentour kam mir nicht gelegen. Sie sah hinreißend aus in ihrem dünnen Hemdchen, durch das man ihre Brustwarzen sah, und der engen Jogginghose. Ich überlegte, was ich sagen könnte, um die Kurve zu kriegen. Die vorsichtige Nummer schien mir am ungefährlichsten.
"Nein, vielleicht verstehe ich es wirklich nicht. Erklär' es mir noch mal."
Sie wurde ungeduldig. "Was gibt es denn da nicht zu verstehen?! Das ist der Energieerhaltungssatz!"
Oh, natürlich! Der Energieerhaltungssatz! Wie hatte ich den nicht verstehen können? Ich fühlte mich wie ein Schuljunge und das gefiel mir nicht.
"Ist doch ganz einfach! Wenn ich vom Dach falle, wird beim Aufprall Energie frei. Und die Energie wird dann zu Wärme oder so. Irgendein Verwendungszweck findet sich schon für den Energieabfall, der aus meinem zermatschten Körper quillt. Die Energie ist jedenfalls nicht weg. Bleibt immer erhalten."
Sie hatte sich wieder umgedreht und legte sich jetzt auf den Bauch. Das Weinglas stand neben ihr und ihr Kinn ruhte auf ihren Händen, die flach auf dem Dach lagen. Ihre Nasenspitze ragte über den Rand des Daches und sie sprach wieder ruhiger.
"Die Welt ist doch ein geschlossenes System. Da geht nichts verloren. Ist wie ein Ameisenstaat in einem luftdicht verschlossenen Einweckglas. Da stirbt mal eine Ameise und eine andere lässt einen Furz. Die Ameise hat durch den Furz etwas verloren, aber es bleibt immer alles im Glas. Die Energie, die frei wird, wenn sich mein Körper in Mus verwandelt, könnte einer Blume beim Wachsen helfen. Oder der Kuh, die die Blume frisst, beim Milchgeben. Oder dem Kind, das die Milch trinkt, beim Hausaufgabenmachen. Verstehst Du, Baby? Nichts vergeht. Alles ist immer da."
"Entschuldige, Süße, dass ich hier unterbreche, aber Du wärst vergangen, wenn Du Mus wärst. Für mich wärst Du weg. Und – mit Verlaub – ich hätte etwas dagegen. Wie willst Du erhalten bleiben, außer in Form einer Erinnerung?" Ich zündete mir eine Zigarette an, betrachtete ihren Po und überlegte mir, wie ich sie gerne nehmen würde.
"Du musst das doch viel globaler sehen, Schätzchen. Natürlich wäre ich für Dich gewissermaßen weg, aber die Energie meines Körpers wäre noch da. Nicht sichtbar, natürlich, aber sie wäre noch da. Sie würde eingetauscht werden. Ja, ich glaube, so kann man das sagen. Energie als Währung. Das ist so einfach, Du musst das jetzt, bitte, verstehen, ja?" Und sie drehte den Kopf, sah mich an mit diesen großen, erwartungsvollen Augen, als würde sie auf ein "April, April" meinerseits warten. Ein Zeichen, dass ich bislang nur so getan hatte, als hätte ich nicht verstanden, was sie mir zu sagen versuchte.
Und das Schlimme daran war, dass es genau so war. In ihrer kindlichen Naivität waren für sie viele Dinge so einfach, die für mich unbegreiflich waren. Für einen kurzen Moment flackerte ein Bild vor meinem geistigen Auge auf. Ihr zerschmetterter Körper, ihr zarter, kleiner Kinderkörper, acht Stockwerke tiefer auf dem Bürgersteig. Die Menschen, die vorübergingen, würden nach dem Rettungswagen schreien. Mein Magen fühlte sich an, als wühle eine große Faust darin herum, und ich wischte mir mit der Hand über die Stirn, um das Bild zu verscheuchen.
"Ich will mir Dich aber in keiner anderen Form vorstellen. Du sollst genauso wie Du bist bei mir sein und bleiben." Ich wurde trotzig. Das Bild in meinem Kopf hatte mir eine trockene Kehle gemacht und ich wollte diese Diskussion zu einem Ende bringen. In diesem Moment wäre es mir sogar recht gewesen, wenn sie als Elend auf meinem Schoß endete. Ich wollte sie bei mir haben. Die zwei, drei Meter, die uns in diesem Moment trennten, schienen mir viel zu viel. Sie sollte in meiner Nähe sein. Ich wollte sie riechen können, meine Nase in ihrem langen Haar vergraben und mich vergewissern, dass sie kein Glas Milch oder eine Blume geworden war.
Sie lächelte mich kurz an und das unangenehme Gefühl in mir wurde erträglich.
"Ich bin doch auch da, Baby. Und ich habe auch nicht vor, das so schnell zu ändern. Aber trotzdem – vielleicht ist alles nur eine Frage des passenden Substituts."
Ich musste an den alten Song "Substitute for love" denken. "Was meinst Du damit schon wieder?", fragte ich.
Sie schaute wieder auf die Straße hinunter, diesmal auf die Ellenbogen gestützt.
"Ist doch ganz einfach." Oh, wie ich es hasste, wenn sie das sagte. Ja, für sie war immer alles ganz einfach. "Wenn sowieso alles aus derselben Energie besteht, ist es doch eigentlich egal, wer an unserer Seite ist, oder? Ja, schon gut, es ist natürlich nicht völlig egal. Ich würde keinen anderen an meiner Seite dulden als Dich. Aber rein theoretisch. Der Energieerhaltungssatz relativiert doch eigentlich alles. Salopp gesprochen sind wir alle aus derselben Pampe. Meine Energie wäre also nach meinem Tod nicht mehr konzentriert in meinem Körper, sondern überall gleichermaßen. An jeder Ecke könnte Dir meine Energie begegnen. Du könntest Dir auch eine neue Frau nehmen, weil meine Energie ja bei Dir bleibt. Sie bleibt auch bei dem Postboten und bei Deinem Auto und bei dem Elefant im Zoo." Sie schaute mich eine Sekunde an, zweifellos in Erwartung einer geistreichen Bemerkung. Doch die blieb aus und so brummte sie nur und schaute wieder über den Dachrand.
"Weißt Du, woran ich dabei denken muss?" Ich musste mich zusammenreißen, um auf ihre Frage zu reagieren, weil mir das Thema nicht behagte. Also fragte ich nur "Hm?".
"Ich finde diese Fragen fast religiös. Meinst Du, dass Religion am Ende nichts weiter ist als schnöde Physik? Oder dass der Energieerhaltungssatz möglicherweise der Sehnsucht nach Glauben entsprungen ist?"
Großartig. Sie war bei dem philosophischen Dessert angekommen. Der Abend war gelaufen. Aus der Traum von berauschendem Sex, in dessen Verlauf ich meinen Kopf zwischen ihren Schenkeln zu vergraben gedacht hatte. Auf philosophische Fragen gab es keine Antwort, und hierin lag zweifellos der Grund, warum ich mit der Philosophie nie warm geworden war. Ich wollte nicht mehr. Wollte ihrem Geist nicht mehr folgen. Es gibt eine Zeit für den Geist und eine Zeit für den Körper, und meine Körperzeit war jetzt.
"Komm her", sagte ich und streckte ihr die Hand hin. Sie stand auf und ihr Gesicht verriet, dass ihr jetzt nicht nach körperlicher Nähe zumute war. Aber sie ließ sich von mir auf meinen Schoß ziehen.
Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren, die nach Mandel dufteten. Betrachtete eine Weile ihr Profil und strich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht. "Was machst Du eigentlich, wenn ich Dich irgendwann langweile?"
Sie stand auf, hob ihr Weinglas vom Dach und setzte sich in ihren Lehnstuhl. Nahm einen Schluck Wein. Zündete sich eine Zigarette an. Sah mich an.
"Etwas anderes", sagte sie.
Ich nickte und wir rauchten schweigend und schauten auf die Lichter der nächtlichen Stadt.

Sie ist in dieser Nacht nicht vom Dach gefallen. Nicht in dieser.

 

Hallo,

die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Wie sie sich Gedanken über Gott und die Welt macht und er sie eigentlich nur im Bett haben will. Sicherlich wirken ein paar STellen ziemlich trocken, wenn das Mädchen am Erklären ihrer Theorien ist. Bei dieser Geschichte ist es aber wohl unerlässlich.

"Was machst Du eigentlich, wenn ich Dich irgendwann langweile?"
Sie stand auf, hob ihr Weinglas vom Dach und setzte sich in ihren Lehnstuhl. Nahm einen Schluck Wein. Zündete sich eine Zigarette an. Sah mich an.
"Etwas anderes", sagte sie.
Hier wird ihre kühle, berechnende und auch irgendwie verzweifelte Art ganz deutlich.
Sie ist in dieser Nacht nicht vom Dach gefallen. Nicht in dieser.
Der Selbstmord, der unausweichlich war? Es wirkt schon irgendwie fanatisch von ihr, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ihr Freudn langweilig wird und sie endlich "diesen nächsten Schritt" machen kann. Ein sehr schönes Ende.

Hier noch ein paar Rechtschreibfehler:

Manchmal, wenn es kein Happyend gab

Happy End - wird auseinander geschrieben (meiner Meinung nach)

und ich konnte Dinge mit ihr tun, sie sie sonst ablehnte

"die sie" - oder "welche sie"

So furchtlos, so unerschrocken, stürzte sich in jeden Kampf
stürzte sie sich in jeden Kampf

Wo der heutige Abend enden würde.
? anstatt des .

Jetzt nur nichts Falsches sagen, sonst wurde nicht aus dem Sex. Und ich war ausgesprochen scharf drauf

Herrlicher Absatz!! Oben beschreibt der Mann, wie sehr er das Mädchen mit ihren Gedanken doch schätzt und hier kommt der wahre Grund ans Tageslicht. Männer sind halt Scheine :lol:


Bis dann

Skip_Intro

 

hello Der Weg,

eine gelungene, nachdenkliche Geschichte, die allerdings das unausrottbare Vorurteil bedient, Männer täten immer nur das 'Eine' wollen.

Dies fiel mir auf:
'...kindlichen Naivität...' Ist vielleicht naive Infantilität gemeint? ;-)

Hab' ich gern gelesen und mich von der Stimmung einfangen lassen, auch wenn mir das Thema 'Frau und Physik' doch etwas fern der Realität scheinen will.

Viele Grüße vom gox

 

...zwei ungleiche Partner, von denen der eine in höheren geistigen Sphären schwebt und es dem anderen nach niederer Körperlichkeit dürstet...

:D

 

gox schrieb:
hello Der Weg,

eine gelungene, nachdenkliche Geschichte, die allerdings das unausrottbare Vorurteil bedient, Männer täten immer nur das 'Eine' wollen.

Dies fiel mir auf:
'...kindlichen Naivität...' Ist vielleicht naive Infantilität gemeint? ;-)

Hab' ich gern gelesen und mich von der Stimmung einfangen lassen, auch wenn mir das Thema 'Frau und Physik' doch etwas fern der Realität scheinen will.

Viele Grüße vom gox


Männer denken gar nicht immer nur an Sex. Aber eine Frau, die über Physik redet... :D

 

Einen Dank an alle für's Lesen und Kommentieren.

Nun der Reihe nach.

Also:
1. eigentlich hatte ich nicht die Absicht, den Mann wie einen ungehobelten Triebtäter wirken zu lassen. Eher wie einen Verliebten. Er ist verliebt in die Frau und will deshalb oft mit ihr schlafen. Soweit nichts Ungehobeltes, finde ich.

2. Frauen und Physik geht nicht? Sauerei! ;o) Ich bin eine Frau und ich finde Physik hochspannend - und nicht zuletzt sind es ja auch zum Teil meine Gedankengänge, die ich in die Geschichte eingebaut habe.

3. Ich sehe auch die Unterschiede zwischen beiden Protagonisten nicht so arg. Da ist eine kleine Frau, die sich von Zeit zu Zeit abstruse Gedanken macht und frustriert ist, wenn man ihr nicht folgen kann. Schließlich lebt sie nicht ohne Grund mit dem Mann zusammen.

4. Lukas_Iskariot:
Jawohl, überinterpretiert. *g* Kein Pseudo-Selbst, keine verweigerte Körperlichkeit, nur ein paar Hirngespinste über das Leben an sich.

5. Existence:
Nö, ich mag meine Doppelungen. Kann ich als meinen Stil vertreten.

6. Das Fallen vom Dach ... nun, ich bin gar nicht so sicher, ob sie wirklich springt. Ob sie tatsächlich in Verzweiflung ihrem Leben bewußt ein Ende setzt. Die Protagonistin ist nicht der verzweifelte Typ. Eher eine von denen, die in der Welt nach etwas suchen (was auch immer das sein mag), es nicht finden und dann sagen: "Hm, hier hab' ich's nicht gefunden, gucke ich mal, ob es vielleicht auf der anderen Seite liegt" - und dann eben vom Dach fällt.

Insgesamt danke für das doch recht wohlwollende Feedback.

Gruß,
M.

 

hallo derweg,

mir hat deine geschichte sehr gut gefallen. die darstellung der frau ist dir prima gelungen. der erzähler hat das zu erzählende gut herübergebracht.
ich hatte spass an dieser frau - sie ist so herrlich untypisch und doch wieder typisch. untypisch für sie, weil sie sich mit externen dingen beschäftigt, typisch, dass sie auch schmollen kann.
das ende ist gut und sinnvoll. ich hätte darauf gesetzt, dass es eine fromme nacht werden würde *smile*.
schön auch das innergeschichtliche thema - energie, die nicht verloren gehen kann, muss nach dem tod irgendwo hingehen. diese frage ist wissenschaftlich noch nicht gelöst - auf keinen fall strömt sie aus einem körper, so wie luft aus einem geplatzen ballon.
erzähltechnisch bin ich über einige wortdoppelungen gestossen, die aber nicht unbedingt sehr störend waren. trotzdem - eigener stil hin oder her - diese doppelungen war nicht förderlich für die geschichte. es waren keine beabsichtigte - gut klingende wortdoppelungen - und eher ein zeichen, dass der autor ziemlich nachlässig damit umgeht. nachlssäigkeit ist kein guter stil. aber wie gesagt, die doppelungen störten hier nur wenig.
du hättest aber gerne noch einige ironische bemerkungen des erzählers einbauen können, umd den lesefluss aufzuheitern.
ich sehe es auch so, dass der erzähler in die frau verliebt ist - und weniger triebbesessen.
das vom dach springen sehe ich metaphorisch. ein mensch der unlösbare mathematische aufgaben lösen mag - muss selbstmordgefährdet - aber eher noch selbstzerstörerisch sein *smile*.
das ende zeigt die frau als typisch nüchternen wissenschaftler - passend zum metaphorischen vom dach springen.


bis dann

barde

lieblingssatz: "Du musst das jetzt, bitte, verstehen, ja?"

genau!

 

Hallo Barde,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und das insgesamt wohlwollende Urteil.

Deine Interpretation entspricht weitestgehend der meinen - da muss ich gar nichts erklären ... ;o)

Allerdings muss ich, glaube ich, bald mal mit dem Fuß aufstampfen, damit man mir meine Doppelungen lässt. HMPF!

Gruß,

M.

 

Hallo Angua,

auch an Dich vielen Dank für den positiven Kommentar. Freut mich, wenn der Text Kurzweil beschert hat.

Dass der Mann so kurz kommt, war - wie erwähnt - Absicht. Die Geschichte ist ja quasi seine Sicht seiner Frau. Er beobachtet sie und denkt über sie nach, während sie am Dachrand rumeiert und grübelt. Ich denke, aus dieser Perspektive ist es nur natürlich, dass ihre Eigenschaften mehr ins Gewicht fallen.

Gruß,
M.

 

Hallo,

ich bin gerade erst im Empfehlungsthread auf diese Geschichte gestoßen und habe eine Frage:

Ist es deine Absicht gewesen, dass die Prot den 2. Hauptsatz der Themodynamik bei all ihren Überlegungen ignoriert und nur immer auf dem - alleine für sich unvollständigen - 1. Hauptsatz herumreitet? Die Frage, wo ihre Energie bleibt, ist ja beantwortet - ein Teil geht in Entropie über. Der Rest bleibt in der Biomasse und geht auch "deren Wege".

Ich kenne solche Leute wie deine Prot, und genau wie diese nerven sie mich ungeheuerlich, wenn sie auf Basis eines Halbwissens irgendwelche Philosophien aufstellen, die man dann bewundern soll. Von dieser Sichtweise aus - eine unheimlich authentische Geschichte! Fast zu echt, um mir Spaß zu machen. Wenn der Mann seine Freundin nicht versteht, kann man es ihm gar nicht verdenken - es gibt da gar nichts zu verstehen, und wer von den beiden der Klügere oder Gebildetere ist, ist ja noch gar nicht raus.

Sprachlich gefällt mir die Geschichte, ich fand sie auch spannend. Der Schlusssatz ist besonders gut. Nur fiel mir auf, dass ich, im Gegensatz zu den anderen Lesern, deine Prot irgendwie nicht leiden mochte. Aber das muss ich doch auch nicht, oder?

Gruß und schönen Abend,
Alli

 

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