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Darüber lacht die Zirbeldrüse

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03.04.2003
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Darüber lacht die Zirbeldrüse

Winkler war irritiert. Heute morgen schienen alle, denen er begegnete, nervös zu sein. Sogar Kollege Zinn von der Anästhesiologie, den sonst sein unnachahmlich gelassener Zynismus auszeichnete. War es das Wetter? Wieder einmal irgendwelche Personalabbau-Ideen seitens der Geschäftsführung, von denen nur er noch nichts wußte? Als Chefarzt erfuhr Winkler solche Dinge immer als erster. Außer natürlich, wenn man vorhatte, ausgerechnet ihn einzusparen. Aber der Gedanke war absurd. Er hatte einen soliden Vertrag und seine Abteilung war eine der effizientesten der ganzen Klinik. Es mußte irgendetwas anderes sein, was die Leute in der Klinik beunruhigte, von den Schwestern bis zu den Oberärzten. Im Nachhinein ärgerte Winkler sich darüber, nicht nachgefragt zu haben, er hatte an diesem Morgen weiß Gott mit genügend Leuten gesprochen.
Nun ja, es hatte Zeit bis nach der Operation.
Der Patient Hans Burret war 40 Jahre alt und von Beruf Bauarbeiter. Unterdurchschnittlicher IQ, Lese-Rechtschreibschwäche, keine Familie. Dafür aber ein wunderschöner Hirntumor. Ein Pinealom, eine Geschwulst der Glandula Pinealis, besser bekannt als Zirbeldrüse. Erstmals diagnostiziert im NMR vor einer Woche aufgrund epileptischer Anfälle. Der Patient war aufgeklärt und hatte das Einverständnisformular unterschrieben.
Solche Tumoren waren einigermaßen selten, deswegen wurde die OP auf Video aufgenommen.
„Ich bin soweit", sagte Winkler, „kann einer bitte die Aufnahme starten?"
Zinn, der als einziger im Saal keine sterilen Handschuhe trug, drückte auf den Aufnahmeknopf. „Läuft", sagte er knapp, und seine Stimme zitterte.
Schwester Gülcan reichte Winkler wortlos das Skalpell für den Hautschnitt. Winkler versenkte es in der frisch rasierten Kopfschwarte, bis die Spitze an den Knochen stieß, dann folgte er mit dem Messer der vorgezeichneten halbmondförmigen Linie vom Nacken bis zum Scheitel.
Wie erwartet blutete es erheblich. Neumann, der assistierende Arzt saugte es mit dem Sauger ab.
„Bipolar!" murmelte Winkler und erhielt von Schwester Gülcan die elektrische Pinzette, um mit routinierten Griffen die widerspenstigen Äderchen zu verbrutzeln. Dann wurden die Wundränder mit Kölner Klemmen gespickt und der schlaffe Hautlappen beiseite geklappt.
Mit einem Raspel hobelte Winkler die Knochenhaut vom freiliegenden Schädelknochen und setzte den Bohrer an. „Spülen!" forderte er Neumann auf, dem Gülcan bereits eine 40ml-Spritze mit Wasser in die Hand gedrückt hatte. Der Bohrer mußte gekühlt werden, um nicht zu überhitzen.
Unter vorsichtigem Druck bohrte Winkler zwei markstückgroße Löcher in den Knochen und fräste zwischen den Bohrlöchern schließlich in weitem Bogen zwei Spalte. Die Geräte waren zwar so konstruiert, daß man sich nicht darum sorgen mußte, zu tief zu bohren oder zu fräsen, aber wenn unerfahrene Hände den OP-Zugang zu weit mittig wählten, konnte eine Sinusvene eröffnet werden, was neben einer erheblichen Schweinerei auch höchste Lebensgefahr für den Patienten bedeutet hätte.
Winkler bemerkte, daß die Hände seines Assistenten zitterten.
„Was ist, Herr Neumann? Zuviel Kaffee heute morgen?"
Neumann schien zusammenzuzucken. „Ich... - ja, das könnte sein. Entschuldigen Sie bitte."
Aus den Augenwinkeln nahm Winkler wahr, wie Schwester Gülcan und Dr. Zinn mißbilligend den Kopf schüttelten. Das war nicht okay, so etwas wirkte auf Assistenten zusätzlich verunsichernd. Aber deswegen wollte Winkler jetzt nichts sagen.
Der herausgefräste Knochen besaß entfernt die Form eines Auges, die Blutung stillte Winkler mit Knochenwachs, das er in die Poren presste. Der Blick war jetzt frei auf die rosa-violette Dura: Die harte Hirnhaut. Durchzogen von feinen Äderchen, die leider dem Bipolar zum Opfer fallen mußten, denn wenn erst einmal das Gehirn freigelegt war, durfte darauf tunlichst kein Blut tropfen.
Als Winkler in die Dura schnitt, spritzte Hirnwasser unter erheblichem Druck heraus und traf ihn an der Wange. Da er sich nicht einfach mit dem Ärmel das Gesicht abwischen durfte, floß die klare Flüssigkeit unerbittlich in seinen Mundwinkel, schmeckte salzig.
„Scheiße!" rief Winkler. Aber er würde es überleben. Liquor war nicht giftig.
„Du liebe Güte, das stand ja ganz schön unter Druck", bemerkte Neumann.
Ursache war der Tumor. Ein Schädel bot nur begrenzt Platz, und wenn darin etwas anfing zu wachsen, führte das zu einem Druckanstieg, der eigentlichen Todeursache der meisten Hirtumorpatienten.
Winkler erinnerte sich, daß sein früherer Lehrmeister, der inzwischen verstorbene Professor Braun, Glioblastompatienten nach der Tumorentfernung den Knochendeckel nicht wieder einsetzte. Ein Glioblastom konnte man nie vollständig entfernen, es kam immer wieder, und der Gedanke war, daß wenn man den Knochendeckel wegließ, der Patient nicht so schnell am Hirndruck sterben würde, weil der Tumor ja Platz hatte, nach außen zu wachsen.
Was durchaus stimmte, aber es war dennoch keine gute Idee gewesen. Mit Schaudern dachte Winkler zurück an die Patienten, denen nach außen ein „zweiter Kopf" gewachsen war, während der Tumor nach innen das Hirngewebe infiltrierte und ähnlich Alzheimer zu einem langsamen Verfall der geistigen Funktionen und zu Lähmungen führte. Dagegen war der „normale" Tod durch einen Hirntumor die reinste Gnade: Einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen.
Noch schöner aber war es natürlich, wenn man es, wie hier, nicht mit einem Glioblastom zu tun hatte, sondern mit einem kompakten, gut entfernbaren Tumor.
Unter der Dura lag das Hirn. Eine gelbe, gekerbte Struktur, bedeckt von der durchsichtigen Pia, der weichen Hirnhaut, und dicken Knäueln tiefblauer Venen. Ab hier wurde nicht mehr geschnitten, nur noch elektrisch kauterisiert, gespült und gesaugt. Aber das Hirn war ohnehin nicht Winklers Ziel, sondern der Spalt zwischen den beiden Hirnhälften. Dazwischen lag die Pinealis, beziehungsweise der Tumor.
Die pialen Venen waren entbehrlich, und so verbrutzelte Winkler sie kurzerhand, um sich Zugang zu verschaffen. Mit einem Spatel zog er vorsichtig das Hirngewebe beiseite.
Dann sah er den Tumor - und staunte.
Hirntumoren können sehr unterschiedliche Gestalt annehmen. Meistens sind sie rosafarbene Kugeln, manchmal wie im Falle von Krebsmetastasen können sie auch Farbe und Aussehen des Organs annehmen, von dem sie stammen.
Dieser hier schien eine ausdifferenzierte Dermoidzyste zu sein. Es war ein rundes strukturiertes Gebilde. Braun, von der Größe einer Zitrone, mit Querrillen und nur wenigen, jedoch regelmäßig verteilten schwarzen Haaren.
Doch eines paßte nicht.
Dermoidzysten bewegten sich nicht!
„Das ist ja ein Ding!" murmelte Winkler. Dann begann Blut ins OP-Feld zu tropfen.
„Neumann, passen Sie doch auf! Saugen!"
Aber Neumann war nicht mehr da. Genauer gesagt, stand er zwei Meter entfernt vom Op-Tisch und zitterte am ganzen Leib.
Schwester Gülcan ebenfalls. Sie hatte sich zur Leuchttafel zurückgezogen, wo die Röntgenbilder und Kernspintomogramme aufgehängt waren.
Nur Zinn hatte seine Position nicht verlassen, aber die war eh am Fußende des Patienten gewesen. Winkler kam es vor, als suche er hinter dem aufgespannten Tuch, das seinen Arbeitsbereich von dem Winklers trennte, Deckung.
„Darf ich mal fragen, was das jetzt soll?" fragte Winkler. Doch er erhielt keine Antwort, er sah lediglich, daß die anderen drei im OP hastigen Augenkontakt miteinander hatten.
Dann sprang ihm die Zyste mit einem schmatzenden Geräusch entgegen und landete in seinem Schoß. Winkler blieb fast das Herz stehen, und er stieß sich mit den Beinen ab, so daß der Stuhl, auf dem er saß, einen Meter rückwärts rollte.
Die kugelige Zyste entrollte sich und nahm nun eine andere, wesentlich beunruhigendere Gestalt an: Die eines bockwurstgroßen Wurmes. Zugleich kamen unzählige Beinpaare zum Vorschein, so daß das Ding im nächsten Augenblick einem Tausendfüßler ähnelte.
Und noch ehe Winkler begriff, was da geschah, schnappte das mit kleinen, spitzen Zähnen gespickte Maul am vorderen Ende der „Wurst" zu und verbiß sich in seiner Handkante.
Mit einem spitzen Schrei sprang Winkler auf und versuchte, das Wesen abzuschütteln. Doch das gelang nicht, stattdessen spürte er ein zunehmend scharfes Stechen in in der Hand, und dann knackte etwas - wahrscheinlich der Mittelhandknochen - und Winkler sank vor Schmerzen in die Knie. Er brüllte aus Leibeskräften, doch niemand im Saal machte auch nur einen Versuch, ihm zu helfen.
So, wie auch niemand davonlief. Sie alle standen nur stumm da und glotzten.
Plötzlich flog die Tür zum Op auf, und jemand kam herein. Es war kein Geringerer als Lohmeier, der Klinikleiter persönlich. Wie immer im Anzug mit Krawatte, heute jedoch ausnahmsweise mit metallenen Handschuhen. Schnurstracks kam er zu Winkler, griff sich mit den eisernen Fingern den Monsterwurm und riß ihn mit einem Ruck von Winklers Hand.
Der Schmerz war so grauenvoll, daß Winkler noch einmal aufschrie. In seiner rechten Hand war eine blutende Lücke von der Größe einer Kirsche.
„Was...", brachte er gerade noch hervor, da wurde er von Gülcan und Neumann an den Armen gepackt und festgehalten.
„He, was soll das!" schrie Winkler. „Sind denn hier alle verrückt geworden?"
Das Wurm-Tausendfüßler-Monster kaute am herausgebissenen Happen und spuckte das Gummi des OP-Handschuhs aus. Dann machte es ein Geräusch, als würde es lachen.
„Er lacht!" sagte Gülcan.
„Ein gutes Omen!" rief Lohmeier. Sein Gesicht war rot angelaufen, wie Winkler es sonst nur von den Tarifverhandlungen mit den Krankenkassen her kannte. - Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Er kannte doch diese Leute alle, was taten sie da? Und was war das für ein ekelerregendes Monster? War das ein Alptraum? Das konnte doch nur ein Alptraum sein! Winkler versuchte, aufzuwachen, doch es gelang ihm nicht. Und die Hand schmerzte dazu fürchterlich.
„Der Meister lacht und ist zufrieden", sagte Lohmeier. „Er wird uns schon bald reich beschenken. Kamaruschna!"
„Kamaruschna!" wiederholten alle Anwesenden wie aus einem Munde. Der Wurm lachte dazu.
„Was tun sie da?" preßte Winkler hervor. „Was wird das?"
Und plötzlich kam es ihm in den Sinn, daß sein Patient auf dem OP-Tisch gerade verblutete. Doch ein flüchtiger Blick belehrte ihn eines Besseren: Der Wurm hatte bei seinem Sprung ins Freie den größten Teil der Hirnmasse mitgenommen. Der einzige Grund, warum nicht schon längst das warnende Piepen des Herzstillstandes zu hören war, bestand darin, daß Zinn einfach den Monitor ausgeschaltet hatte. Winkler wurde übel. Er war nur einen Schritt davon entfernt, seinen Mageninhalt zu verlieren.
„Ihnen wird eine große Ehre zuteil, Professor Winkler", sagte Lohmeier nun, und seinem Tonfall nach schien es fast, als rede er nur über Personalabbau. Doch seine Worte waren der reinste Irrsinn:
„Kamaruschna hat die zweite Stufe vollendet. Sie werden ihm zu seiner dritten Stufe verhelfen. Ich wünschte, ich könnte an Ihrer Stelle sein."
Winkler bemerkte, daß ihm diese Worte Angst machten. Eine solche Angst hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gespürt. „Was haben Sie mit mir vor?"
„Das erklärt Ihnen besser Dr. Zinn, während er die Vorbereitungen trifft. Ich bin nur Geschäftsführer und verstehe nicht so viel von medizinischen Dingen." Lohmeier lächelte.
Zinn kam mit einem Infusionsständer heran. Er hatte ein Braunülen-Set dabei und klemmte mit dem Stauschlauch Winklers linken Oberarm ab, bis die Venen hervortraten.
„Kamaruschna ist eine mächtige Gottheit", erklärte er. „Wem er gewogen ist, dem erfüllt er alle Wünsche. Aber zuerst muß er wiedergeboren werden, und das erfolgt in drei Stufen. In der ersten entwickelt sich seine Larve im Herzen, in der zweiten im Kopf, in der dritten im Bauch."
Winkler versuchte sich zu befreien, aber Neumann und Gülcan waren viel stärker, als sie aussahen. Es bereitete ihnen keine Mühe, ihn in seiner Position festzuhalten.
„Wehren Sie sich nicht", empfahl Zinn. „Vielleicht sollten Sie es einfach genießen, daß Sie der dritte Auserwählte sind."
„Zinn, hören Sie, wir kennen uns doch seit Jahren - was tun Sie da?"
„Ich dachte, ich hätte das erklärt", sagte Zinn und stach Winkler eine grüne Infusionskanüle in eine Unterarmvene. Er löste den Stauschlauch und zog die Nadel etwas zurück.
„Die moderne Technik ist doch erstaunlich, finden Sie nicht?" meinte Zinn nun. Früher war es für die Wirte eine grauenhafte Quälerei - aber heute gibt es die Narkose. Und man kann jemanden auf der Intensivstation monatelang am Leben erhalten, ohne daß er das Bewußtsein erlangt. - Vertrauen Sie mir, Sie werden nichts spüren. Im Gegenteil: Kamaruschna wird Ihnen die süßesten Träume bescheren, die sie je im Leben hatten!"
Zinn hatte die Nadel ganz herausgezogen, klebte die Kanüle fest und schloß die Infusion an. Winkler versuchte noch ein letztes Mal, sich freizuwinden, dann sah er ein, daß er verloren hatte und begann hemmungslos zu weinen.
„Nicht doch", sagte Lohmeier. „So schlimm ist das wirklich nicht."
„Warum gerade ich?" wollte Winkler wissen. „Jeder in dieser Scheiß-Klinik scheint eingeweiht zu sein - warum bin gerade ich das Opfer?"
„Na ja", meinte Zinn mit einem verschmitzten Lächeln. „Einer mußte doch den Schädel öffnen, ohne Kamaruschna zu verletzen. Und jemand mit zitternden Händen ist dazu wahrlich nicht geeignet, da stimmen Sie mir doch zu, Herr Kollege, oder?"
Der Wurm lachte wie über einen gelungenen Witz.

 
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Hallo relysium!
Cool sag ich nur! Habe keinerlei medizinische Kenntnisse (kenne nur Aspirin), aber Deine Erzählweise ließ mich schon mit einer Gänsehaut zurück (*pell*). Und die OP ansich hat mich nicht gelangweilt.
Zuerst dachte ich, mein Gott, was soll an einer OP so erschreckend sein, doch zum Schluß war es einfach perfekt!

LG Ulrike

 

Hallo Relysium,

man liest ja in letzter Zeit ziemlich wenig von dir, daher hab ich diese Story hier grad direkt als erstes angeklickt.
Bevor ich meine eigentliche Kritik schreibe, ersteinmal ein paar Detailanmerkungen:

Obwohl - als Chefarzt erfuhr er solche Dinge immer als erster?

Das Fragezeichen ist falsch.

Im Nachhinein ärgerte Winkler sich darüber, nicht nachgefragt zu haben, es hatte an diesem Morgen weiß Gott mit genügnd Leuten gesprochen.

ER hatte an diesem Morgen

Der Patient Hans Burret war 40 Jahre alt und von Beruf Bauarbeiter. Unterdurchschnittlicher IQ, Lese-Rechtschreibschwäche, keine Familie. Dafür aber ein wunderschöner Hirntumor.

Dieser Abschnitt ist genial!!! :D

Neumann, der assistierende Arzt saugte es mit dem Sauger ab.

Die Wortwiederholung gefällt mir nicht.

„Bipolar!" murmelte Winkler Gülcan nahm das Skalpell entgegen

Hier fehlt ein Punkt hinter Winkler.

Dann wurde die Kopfschwarte mit Kölner Klemmen gespickt, beiseite geklappt und gab Ruhe.

Klingt irgendwie komisch. Ist zwar schon klar, dass du die Ruhe in Bezug auf das Blut meinst, aber dennoch...

Die Technik von heute ist doch ein Segen, dachte Winkler.

Anführungszeichen täten hier ganz gut tun.

Zwischen den beiden Bohrlöchern fräste Winkler schließlich mit der Fräse in weitem Bogen zwei Spalte.

Auch die Fräse war so konstruiert, daß man sich nicht darum sorgen mußte, in das Gehirn zu fräsen,


Viermal "fräsen"

„Ich... - ja, das könne sein.

Hier fehlt ein t

kein einziger Tropfen Blut tropfen.

Klingt auch etwas unschön formuliert.

Doch das gelang nicht, stattdessen spürte er einen zunehmend scharfes Stechen in in der Hand

EIN zunehmend scharfes Stechen

Früher war es für die Wirte eine grauenhafte Quälerei - aber heute gib es die Narkose.

Abgesehen davon, dass wieder ein t fehlt, ist dieser Satz ein wenig holprig.


Du merkst schon, größtenteils bequängel ich hier Rechtschreibfehler.
Anfangs hat mich bei deiner Story die geradezu erschlagende Vielfalt von Fachausdrücken gestört. Im Nachhinein betrachtet finde ich das aber dennoch okay, da du die kompliziertesten Begriffe ja meist im folgenden Satz erklärst und gerade durch diese hochtrabende Sprache, ein gewisses Flair beim Leser aufkommt.
Den Schluss hingegen fand ich persönlich etwas schwach und ausgelutscht. Viel spannender wäre es meiner Meinung nach gewesen, wenn du tatsächlich eine ganz gewöhnliche Operation beschrieben hättest, die sich in ihrem Verlauf zu einem Desaster entwickelt und der Patient am Ende stirbt.
Trotzdem hat mir die Geschichte gefallen und der letzte Satz verleiht dem Titel eine unglaubliche Genialität :D

Viele Grüße

Cerberus

 

Hallo Relysium!

Kann es sein, dass persönliche Erinnerungen in Kombination mit einem Horrorfilm Dir einen Alptraum bescherten, als dessen Konsequenz diese Geschichte entstand?
Egal, wenn dem so war, werde ich dem Alptraum dankbar sein, denn ich habe selten bei einer Horrorgeschichte so gelacht. Ich würde das Ganze fast schon der Satire zuordnen, gerade wegen der Entwicklung am Schluss. Ich empfinde ihn daher im Gegensatz zu Cerberus auch nicht als ausgelutscht, sondern als ideale Ergänzung zur vorangegangenen spöttisch-ironischen Schilderung der Operation.

Hat mir sehr gefallen!

Aragorn

 

Hallöchen!

@Joker:
Freut mich, daß es dir gefallen hat.

@Cerberus81:
Danke für die vielen gefundenen Fehler. Hätte nicht gedacht, daß es so viele sind. Ich werde mich gleich an die Korrektur setzen.

@Aragorn:
Bin immer froh, wenn jemand auch die feingesponnenen Fäden der Ironie in meinen Werken zu ertasten vermag.

Danke an euch alle für eure Kommentare!

r

 

Hi relysium,

originelle Geschichte, die ich trotz der zahlreichen medizinischen Fachausdrücke gern gelesen habe. Du scheinst gut recherchiert zu haben, das mag ich.

Anfangs habe ich an Stephen Kings "Stark" denken müssen, wo sich anstatt eines Tumors im Kopf des Patienten schockierenderweise Reste seines absorbierten Zwillinges finden. Dass die Story hier eine fast schon satirische Wendung nimmt gefällt mir.
Eine Horrorstory, die sich von den anderen abhebt.

Ginny

 

Die Story hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eine hübsche Idee und gruselig war's allemal.
Die Geschehnisse im OP wurden sehr plastisch geschildert. Ich hatte das Gefühl, ich würde Winkler über die Schulter sehen.
Allerdings finde ich, dass du es mit der Erklärung der Einzelheiten etwas übertreibst. Ich hatte den Eindruck, du wolltest unbedingt all dein Wissen über diese Vorgänge in der Story loswerden. Dabei wäre weniger hier manchmal mehr gewesen. Für den Plot ist es doch wichtig, dass unbedingt die geschickten Chirurgenhände Winklers gebraucht werden, um die Gottheit zu befreien. Wozu also betonen, dass aufgrund der modernen Technik der Bohrer bzw. die Fräse das Gehirn nicht verletzen können. Das würde ich streichen.
Wenn du es aber unbedingt drinbehalten willst, würde ich die Sicherheit der Technik wenigstens in Frage stellen.

Noch einige Kleinigkeiten:

er hatte an diesem Morgen weiß Gott mit genügnd Leuten gesprochen.
genügend

Unter vorsichtigem Druck bohrte Winkler zwei Markstückgroße Löcher in den Knochen.
Wird "markstückgroße" nicht klein geschrieben?

Der einzige Grund, warum nicht schon längst das warnende Piepen des Herzstillstandes zu hören war, war der, daß Zinn den Monitor ausgeschaltet hatte.
Zweimal "war" hintereinander. Besser "bestand darin" hinter dem Komma.

 

@Ginny-Rose:
Danke für deinen Kommentar.

@Sturek:
Ich werde deine Korrekturen gleich einpflegen.
Den Punkt mit der Ausführlichkeit und den Bemerkungen über die Technik sehe ich. Ob ich das ändern werde, muß ich mir allerdings noch überlegen. Als Autor hat man selbst zuwenig Distanz zu seinen Texten, ich warte daher lieber ab, ob noch weitere Stimmen in dieselbe Kerbe hauen.

r

 

Hi relysium,

schöne Story! Gruselig und witzig, vor allem der letzte Abschnitt, als der Gott befreit wird, hat mir gut gefallen, sprachlich bist du da echt professionell.

Allerding muss ich auch sagen, dass du im Anfang mit zuviel Fachwissen und Fremdwörtern um dich wirfst. Das lässt den Lesefluss doch stocken und ist für die Handlung nicht wirklich wichtig. Trotzdem Anerkennung für die gute Recherche.

„Das kommt vom Tumor", dozierte Winkler. „Im Schädel ist nur begrenzt Platz, und wenn darin etwas anfängt zu wachsen, führt das zu einem Druckanstieg. Daran sterben ja letztlich auch die Hirtumorpatienten

Selbst ich als Laie habe das schon mal gehört, und dass Ärzte und Assistenten darüber noch aufgeklärt werden müssen, finde ich nicht sehr glaubhaft. Hätte ich weggelassen, evtl. sogar die ganze Spritzszene.

Viele Grüße
Peter

 

Wenn schon, dann bitte wie bei Sleepy Hollow, wo Johnny Depp die kopflose Leiche untersucht und ihn ein dicker Strahl Blut ins Auge flatscht... :eek1:

 

Winkler ist Brillenträger :bib:

Ist so ein bissel Hirnwasser ins Gesicht nicht auch recht widerlich?

Ansonsten werde ich auf vielfachen Wunsch gleich mal ein paar kleine Änderungen vornehmen...

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi relysium!

Mal sehen, ob ich noch was beitragen kann, na ja zumindest meine Meinung, nicht wahr?

Ein relativ kurzer Text, den man in einem Ritt durchlesen kann, was fast immer von Vorteil ist. Über deinen Stil brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben - sicher und recht souverän. Du weißt, wie du in der jeweiligen Situation zu schreiben hast.

Ich mache mir sehr oft Notizen am Rande der Kurzgeschichten (natürlich nur, wenn ich sie mir ausgedruckt habe:D ), und manchmal ist es sinnvoll, diese Anmerkungen zu zitieren, um zu zeigen, was mir missfallen hat.

Der Einstieg:
Wer ist die Hauptperson des Einstieges? Etwas verwirrend, wie du von Zinn zu Winkler springst. Und dabei ist doch gerade der Anfang einer Story so wichtig. Aber das weißt du ja selbst gut genug.

Anästhesiologe

Ich habe diesen Begriff noch nie gehört und auch nirgends gefunden, m.M. nach heißt es schlicht Anästesist.

Unterdurchschnittlicher IQ, Lese-Rechtschreibschwäche, keine Familie. Dafür aber ein wunderschöner Hirntumor

Steht so etwas in einer Krankenakte? Nach deiner Schreibe müsste es, denn Winkler kann es nirgendwo anders herhaben. Ist vielleicht ein wenig unglaubwürdig, auch wenn es lustig ist.

Und dann mein größter Kritikpunkt:

Der inflationäre Gebrauch von Fremd- und Fachwörtern ehrt dich zwar und zeigt, dass du dich mit dem Thema beschäftigt hast, mich als Leser jedoch ärgert es, weil ich nichts davon verstehe und du mir das irgendwie ständig unter die Nase zu reiben scheinst.

Einige Wortwiederholungen sind drin, Rechtschreib- und Grammatikfehler, aber kaum der Rede wert, sie stören den Lesefluss nicht. Ich weiß jetzt auch nicht, in wie weit du sie schon ausgemerzt hast, sie wurden größtenteils schon angesprochen.

Dermoidzysten bewegten sich nicht!

Ab hier wird's dann interessant, vorher war's für mich jedenfalls eher eine Quälerei.
Die gelungenste Passage ist tatsächlich der Mittelteil, in dem der Protagonist merkt, dass etwas faul ist und nicht weiß was, und es dem Rezipienten genauso ergeht. Geschickt spannst du damit den Bogen zum Beginn, als Winkler aufgefallen war, dass alle nervös sind. Gefällt mir, soetwas!

Die Erklärungen natürlich, worum es sich handelt, wirkt wiederum etwas aufgesetzt, obwohl ich befürchte, dass das nicht zu vermeiden war. Erklärungen in einer Erzählung sind immer scheiße.

Alles in allem war dies natürlich ein Text über dem Niveau in diesem Forum (obwohl ich denke, dass dieses Forum schon einiges zu bieten hat)

Somit also viele Grüße von hier!

 

Hallo, Hanniball!

Danke, daß du trotz "Quälerei" am Anfang durchgehalten hast, bis es "interessant" wurde. Ich habe eigentlich schon ziemlich viel von der Fachsimpelei weggemacht, und erklären tue ich ja auch einiges. Wäre hilfreich, wenn man mir schriebe, WELCHE der Fachwörter noch störend sind.

>Wer ist die Hauptperson des Einstieges? Etwas
>verwirrend, wie du von Zinn zu Winkler springst.
Ja, das sollte ich ändern.

Das mit den ausgesetzten Erklärungen... Nun ja, den Leser bis zuletzt im Unklaren darüber zu lassen, was los ist, wäre auch eine Möglichkeit, aber wahrscheinlich die unbefriedigendere.

r

 

Bipolar!"
Kölner Klemmen
Glioblastom

:D usw.usf.

Mag sein, dass ich ein Erbsenzähler bin, aber ich finde, zu der Art der Geschichte passen diese Ausdrücke nicht, zu kurz und nicht ernst genug.

Die Erklärungen, ja. Sehr schwierig, wie gesagt. Vielleicht eine andere Form und nur Andeutungen, so dass der Leser sich selbst etwas zusammenreimen kann?

Grüße von hier!

 

Ach so, und die "Quälerei" war nicht so hart gemeint, wie sie geschrieben war!

 

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich da verstanden habe: Du magst die Fachwörter nicht, sähest aber als Erklärung lieber nur Andeutungen?

Und wieso sind dir die aufgelisteten Fachwörter nicht "ernst" genug? Das ergibt für mich nun gar keinen Sinn mehr.

Im Einzelnen:

NMR: Irgendwas zur Diagnose halt. Zum Verständnis nicht wirklich wichtig, oder? Ich überlese solche Wörter häufig, wenn ich sie nicht verstehen muß oder das Verständnis ausreichend ist. In manchen Fantasy-Romanen kommt das häufig vor: "Und mit dem Arakh schnitt er ihm die Hand ab" oder so. Keine Ahnung, was das ist, aber mir reicht, daß man damit Hände abschneiden kann.

Bipolar: Wird doch erklärt, oder?

Kölner Klemmen: Siehe NMR. Irgendwelche Spezialklemmen halt, die irgendwie das Blut abklemmen.

Dura: Wird doch erklärt, oder?

Glioblastom: Wird doch erklärt, oder?

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Und wieso sind dir die aufgelisteten Fachwörter nicht "ernst" genug?
Hanniball meinte:
aber ich finde, zu der Art der Geschichte passen diese Ausdrücke nicht, zu kurz und nicht ernst genug.
Ich vermute mal, das bezog sich auf die Geschichte, die sei nicht ernst genug, die medizinsichen Fachausrücke dagegen sind es schon, und das würde nicht zusammenpassen. Vielleicht, weil die Fremdworte für Seriösität stehen, die Story aber medizinisch gesehen in die satirische Richtung geht ... oder?
Es sind viele Ausdrücke, das stimmt. Wenn ich "Chicago Hope" (forget "Emergency Room") sehe, dann hagelt es allerdings auch solche Worte und obwohl ich längst nicht alles verstehe stört es mich nicht, weil ich trotzdem aus dem Zusammenhang immer weiß, was ungefähr gemeint ist ... da kann man drüberhören wie hier auch drüberlesen.

 

Hi Relysium,

der Worte sind schon viele gefallen, aber ich hätte auch gar nicht ausschweifend kritisieren wollen.

Der Schreibstil ist 1A. Die Thematik hat mir bestens gefallen, weniger wegen der OP an sich als wegen der Zirbeldrüse. Erinnerte mich atmosphärisch ein wenig an Alien – die Szenen, als sie an dem guten Kane herumanalysieren.
Kurz gefaßt: ausgezeichnete Story, die ich gern veröffentlich sähe.

Korinthenkackerei und schmückendes Lob:

Unterdurchschnittlicher IQ, Lese-Rechtschreibschwäche, keine Familie. Dafür aber ein wunderschöner Hirntumor.

Ohne Worte, nur ein :D

der assistierende Arzt saugte es mit dem Sauger ab.

Hier wird zuviel gesaugt.

was neben einer erheblichen Schweinerei auch höchste Lebensgefahr für den Patienten bedeutet hätte.
...
Als Winkler in die Dura schnitt, spritzte Hirnwasser unter erheblichem Druck heraus und traf ihn an der Wange.
...
„Du liebe Güte, das stand ja ganz schön unter Druck", bemerkte Neumann.

2 x „erheblich“ – gut, nicht direkt aufeinanderfolgend, aber mir trat es störend in den Sehnerv.
Mein Vorschlag: „Als Winkler in die Dura schnitt, spritzte ihm Hirnwasser an die Wange.“
Fände ich knackiger, weil wenige Zeilen später eh von Neumann der Druck erwähnt wird.

Dazwischen lag die Pinealis, beziehungsweise der Tumor.

Zu bemüht erklärend. Warum nicht einfach: Dazwischen lag der Tumor? Ich hab die Pina Schokolada sowieso vier Zeilen später nicht mehr im Kopf (ja, tolles Wortspiel, was? :D )

Es war kein Geringerer als Lohmeier, der Klinikleiter persönlich. Wie immer im Anzug mit Krawatte, heute jedoch ausnahmsweise mit metallenen Handschuhen.

:D

„Zinn, hören Sie, wir kennen uns doch seit Jahren - was tun Sie da?"
„Ich dachte, ich hätte das erklärt", sagte Zinn und stach Winkler eine grüne Infusionskanüle in eine Unterarmvene.

Die Reaktion von Zinn gefällt mir ausgezeichnet: Kein Rumlabern, kein Mitleid – kurz, knapp und präzise. Das sitzt! :thumbsup:

Abschließend noch zum Thema Fachausdrücke: ich hab zur Zeit nicht mal einen Hausarzt, bin also medizinisch nicht gerade bewandert. Es fallen so einige Begriffe, dich ich nicht kannte und die mir demgemäß nicht viel sagen.
Allerdings: das tut der Story für mein Empfinden keinen Abbruch. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, daß im Falle einer Streichung einiges von der Atmosphäre flöten ginge. Denn gerade durch die (letztlich nicht wirklich kriegsentscheidenden) Fachbegriffe wirkt es authentisch und bedrohlich.

Weiter so :D

Gruß,
Somebody

 

Hallo relysium

Eigentlich eine amüsante Geschichte, obwohl mir die Beschreibung der Operation eine Gänsehaut beschert hat.

nur eine Frage: Wann hast du die Geschichte geschrieben, dass die Löcher "Markstückgross" sind? ...oder lehnst du einfach nur den Euro ab? ;)

Porcupine

 

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