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Darüber lacht die Zirbeldrüse

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03.04.2003
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Darüber lacht die Zirbeldrüse

Winkler war irritiert. Heute morgen schienen alle, denen er begegnete, nervös zu sein. Sogar Kollege Zinn von der Anästhesiologie, den sonst sein unnachahmlich gelassener Zynismus auszeichnete. War es das Wetter? Wieder einmal irgendwelche Personalabbau-Ideen seitens der Geschäftsführung, von denen nur er noch nichts wußte? Als Chefarzt erfuhr Winkler solche Dinge immer als erster. Außer natürlich, wenn man vorhatte, ausgerechnet ihn einzusparen. Aber der Gedanke war absurd. Er hatte einen soliden Vertrag und seine Abteilung war eine der effizientesten der ganzen Klinik. Es mußte irgendetwas anderes sein, was die Leute in der Klinik beunruhigte, von den Schwestern bis zu den Oberärzten. Im Nachhinein ärgerte Winkler sich darüber, nicht nachgefragt zu haben, er hatte an diesem Morgen weiß Gott mit genügend Leuten gesprochen.
Nun ja, es hatte Zeit bis nach der Operation.
Der Patient Hans Burret war 40 Jahre alt und von Beruf Bauarbeiter. Unterdurchschnittlicher IQ, Lese-Rechtschreibschwäche, keine Familie. Dafür aber ein wunderschöner Hirntumor. Ein Pinealom, eine Geschwulst der Glandula Pinealis, besser bekannt als Zirbeldrüse. Erstmals diagnostiziert im NMR vor einer Woche aufgrund epileptischer Anfälle. Der Patient war aufgeklärt und hatte das Einverständnisformular unterschrieben.
Solche Tumoren waren einigermaßen selten, deswegen wurde die OP auf Video aufgenommen.
„Ich bin soweit", sagte Winkler, „kann einer bitte die Aufnahme starten?"
Zinn, der als einziger im Saal keine sterilen Handschuhe trug, drückte auf den Aufnahmeknopf. „Läuft", sagte er knapp, und seine Stimme zitterte.
Schwester Gülcan reichte Winkler wortlos das Skalpell für den Hautschnitt. Winkler versenkte es in der frisch rasierten Kopfschwarte, bis die Spitze an den Knochen stieß, dann folgte er mit dem Messer der vorgezeichneten halbmondförmigen Linie vom Nacken bis zum Scheitel.
Wie erwartet blutete es erheblich. Neumann, der assistierende Arzt saugte es mit dem Sauger ab.
„Bipolar!" murmelte Winkler und erhielt von Schwester Gülcan die elektrische Pinzette, um mit routinierten Griffen die widerspenstigen Äderchen zu verbrutzeln. Dann wurden die Wundränder mit Kölner Klemmen gespickt und der schlaffe Hautlappen beiseite geklappt.
Mit einem Raspel hobelte Winkler die Knochenhaut vom freiliegenden Schädelknochen und setzte den Bohrer an. „Spülen!" forderte er Neumann auf, dem Gülcan bereits eine 40ml-Spritze mit Wasser in die Hand gedrückt hatte. Der Bohrer mußte gekühlt werden, um nicht zu überhitzen.
Unter vorsichtigem Druck bohrte Winkler zwei markstückgroße Löcher in den Knochen und fräste zwischen den Bohrlöchern schließlich in weitem Bogen zwei Spalte. Die Geräte waren zwar so konstruiert, daß man sich nicht darum sorgen mußte, zu tief zu bohren oder zu fräsen, aber wenn unerfahrene Hände den OP-Zugang zu weit mittig wählten, konnte eine Sinusvene eröffnet werden, was neben einer erheblichen Schweinerei auch höchste Lebensgefahr für den Patienten bedeutet hätte.
Winkler bemerkte, daß die Hände seines Assistenten zitterten.
„Was ist, Herr Neumann? Zuviel Kaffee heute morgen?"
Neumann schien zusammenzuzucken. „Ich... - ja, das könnte sein. Entschuldigen Sie bitte."
Aus den Augenwinkeln nahm Winkler wahr, wie Schwester Gülcan und Dr. Zinn mißbilligend den Kopf schüttelten. Das war nicht okay, so etwas wirkte auf Assistenten zusätzlich verunsichernd. Aber deswegen wollte Winkler jetzt nichts sagen.
Der herausgefräste Knochen besaß entfernt die Form eines Auges, die Blutung stillte Winkler mit Knochenwachs, das er in die Poren presste. Der Blick war jetzt frei auf die rosa-violette Dura: Die harte Hirnhaut. Durchzogen von feinen Äderchen, die leider dem Bipolar zum Opfer fallen mußten, denn wenn erst einmal das Gehirn freigelegt war, durfte darauf tunlichst kein Blut tropfen.
Als Winkler in die Dura schnitt, spritzte Hirnwasser unter erheblichem Druck heraus und traf ihn an der Wange. Da er sich nicht einfach mit dem Ärmel das Gesicht abwischen durfte, floß die klare Flüssigkeit unerbittlich in seinen Mundwinkel, schmeckte salzig.
„Scheiße!" rief Winkler. Aber er würde es überleben. Liquor war nicht giftig.
„Du liebe Güte, das stand ja ganz schön unter Druck", bemerkte Neumann.
Ursache war der Tumor. Ein Schädel bot nur begrenzt Platz, und wenn darin etwas anfing zu wachsen, führte das zu einem Druckanstieg, der eigentlichen Todeursache der meisten Hirtumorpatienten.
Winkler erinnerte sich, daß sein früherer Lehrmeister, der inzwischen verstorbene Professor Braun, Glioblastompatienten nach der Tumorentfernung den Knochendeckel nicht wieder einsetzte. Ein Glioblastom konnte man nie vollständig entfernen, es kam immer wieder, und der Gedanke war, daß wenn man den Knochendeckel wegließ, der Patient nicht so schnell am Hirndruck sterben würde, weil der Tumor ja Platz hatte, nach außen zu wachsen.
Was durchaus stimmte, aber es war dennoch keine gute Idee gewesen. Mit Schaudern dachte Winkler zurück an die Patienten, denen nach außen ein „zweiter Kopf" gewachsen war, während der Tumor nach innen das Hirngewebe infiltrierte und ähnlich Alzheimer zu einem langsamen Verfall der geistigen Funktionen und zu Lähmungen führte. Dagegen war der „normale" Tod durch einen Hirntumor die reinste Gnade: Einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen.
Noch schöner aber war es natürlich, wenn man es, wie hier, nicht mit einem Glioblastom zu tun hatte, sondern mit einem kompakten, gut entfernbaren Tumor.
Unter der Dura lag das Hirn. Eine gelbe, gekerbte Struktur, bedeckt von der durchsichtigen Pia, der weichen Hirnhaut, und dicken Knäueln tiefblauer Venen. Ab hier wurde nicht mehr geschnitten, nur noch elektrisch kauterisiert, gespült und gesaugt. Aber das Hirn war ohnehin nicht Winklers Ziel, sondern der Spalt zwischen den beiden Hirnhälften. Dazwischen lag die Pinealis, beziehungsweise der Tumor.
Die pialen Venen waren entbehrlich, und so verbrutzelte Winkler sie kurzerhand, um sich Zugang zu verschaffen. Mit einem Spatel zog er vorsichtig das Hirngewebe beiseite.
Dann sah er den Tumor - und staunte.
Hirntumoren können sehr unterschiedliche Gestalt annehmen. Meistens sind sie rosafarbene Kugeln, manchmal wie im Falle von Krebsmetastasen können sie auch Farbe und Aussehen des Organs annehmen, von dem sie stammen.
Dieser hier schien eine ausdifferenzierte Dermoidzyste zu sein. Es war ein rundes strukturiertes Gebilde. Braun, von der Größe einer Zitrone, mit Querrillen und nur wenigen, jedoch regelmäßig verteilten schwarzen Haaren.
Doch eines paßte nicht.
Dermoidzysten bewegten sich nicht!
„Das ist ja ein Ding!" murmelte Winkler. Dann begann Blut ins OP-Feld zu tropfen.
„Neumann, passen Sie doch auf! Saugen!"
Aber Neumann war nicht mehr da. Genauer gesagt, stand er zwei Meter entfernt vom Op-Tisch und zitterte am ganzen Leib.
Schwester Gülcan ebenfalls. Sie hatte sich zur Leuchttafel zurückgezogen, wo die Röntgenbilder und Kernspintomogramme aufgehängt waren.
Nur Zinn hatte seine Position nicht verlassen, aber die war eh am Fußende des Patienten gewesen. Winkler kam es vor, als suche er hinter dem aufgespannten Tuch, das seinen Arbeitsbereich von dem Winklers trennte, Deckung.
„Darf ich mal fragen, was das jetzt soll?" fragte Winkler. Doch er erhielt keine Antwort, er sah lediglich, daß die anderen drei im OP hastigen Augenkontakt miteinander hatten.
Dann sprang ihm die Zyste mit einem schmatzenden Geräusch entgegen und landete in seinem Schoß. Winkler blieb fast das Herz stehen, und er stieß sich mit den Beinen ab, so daß der Stuhl, auf dem er saß, einen Meter rückwärts rollte.
Die kugelige Zyste entrollte sich und nahm nun eine andere, wesentlich beunruhigendere Gestalt an: Die eines bockwurstgroßen Wurmes. Zugleich kamen unzählige Beinpaare zum Vorschein, so daß das Ding im nächsten Augenblick einem Tausendfüßler ähnelte.
Und noch ehe Winkler begriff, was da geschah, schnappte das mit kleinen, spitzen Zähnen gespickte Maul am vorderen Ende der „Wurst" zu und verbiß sich in seiner Handkante.
Mit einem spitzen Schrei sprang Winkler auf und versuchte, das Wesen abzuschütteln. Doch das gelang nicht, stattdessen spürte er ein zunehmend scharfes Stechen in in der Hand, und dann knackte etwas - wahrscheinlich der Mittelhandknochen - und Winkler sank vor Schmerzen in die Knie. Er brüllte aus Leibeskräften, doch niemand im Saal machte auch nur einen Versuch, ihm zu helfen.
So, wie auch niemand davonlief. Sie alle standen nur stumm da und glotzten.
Plötzlich flog die Tür zum Op auf, und jemand kam herein. Es war kein Geringerer als Lohmeier, der Klinikleiter persönlich. Wie immer im Anzug mit Krawatte, heute jedoch ausnahmsweise mit metallenen Handschuhen. Schnurstracks kam er zu Winkler, griff sich mit den eisernen Fingern den Monsterwurm und riß ihn mit einem Ruck von Winklers Hand.
Der Schmerz war so grauenvoll, daß Winkler noch einmal aufschrie. In seiner rechten Hand war eine blutende Lücke von der Größe einer Kirsche.
„Was...", brachte er gerade noch hervor, da wurde er von Gülcan und Neumann an den Armen gepackt und festgehalten.
„He, was soll das!" schrie Winkler. „Sind denn hier alle verrückt geworden?"
Das Wurm-Tausendfüßler-Monster kaute am herausgebissenen Happen und spuckte das Gummi des OP-Handschuhs aus. Dann machte es ein Geräusch, als würde es lachen.
„Er lacht!" sagte Gülcan.
„Ein gutes Omen!" rief Lohmeier. Sein Gesicht war rot angelaufen, wie Winkler es sonst nur von den Tarifverhandlungen mit den Krankenkassen her kannte. - Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Er kannte doch diese Leute alle, was taten sie da? Und was war das für ein ekelerregendes Monster? War das ein Alptraum? Das konnte doch nur ein Alptraum sein! Winkler versuchte, aufzuwachen, doch es gelang ihm nicht. Und die Hand schmerzte dazu fürchterlich.
„Der Meister lacht und ist zufrieden", sagte Lohmeier. „Er wird uns schon bald reich beschenken. Kamaruschna!"
„Kamaruschna!" wiederholten alle Anwesenden wie aus einem Munde. Der Wurm lachte dazu.
„Was tun sie da?" preßte Winkler hervor. „Was wird das?"
Und plötzlich kam es ihm in den Sinn, daß sein Patient auf dem OP-Tisch gerade verblutete. Doch ein flüchtiger Blick belehrte ihn eines Besseren: Der Wurm hatte bei seinem Sprung ins Freie den größten Teil der Hirnmasse mitgenommen. Der einzige Grund, warum nicht schon längst das warnende Piepen des Herzstillstandes zu hören war, bestand darin, daß Zinn einfach den Monitor ausgeschaltet hatte. Winkler wurde übel. Er war nur einen Schritt davon entfernt, seinen Mageninhalt zu verlieren.
„Ihnen wird eine große Ehre zuteil, Professor Winkler", sagte Lohmeier nun, und seinem Tonfall nach schien es fast, als rede er nur über Personalabbau. Doch seine Worte waren der reinste Irrsinn:
„Kamaruschna hat die zweite Stufe vollendet. Sie werden ihm zu seiner dritten Stufe verhelfen. Ich wünschte, ich könnte an Ihrer Stelle sein."
Winkler bemerkte, daß ihm diese Worte Angst machten. Eine solche Angst hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gespürt. „Was haben Sie mit mir vor?"
„Das erklärt Ihnen besser Dr. Zinn, während er die Vorbereitungen trifft. Ich bin nur Geschäftsführer und verstehe nicht so viel von medizinischen Dingen." Lohmeier lächelte.
Zinn kam mit einem Infusionsständer heran. Er hatte ein Braunülen-Set dabei und klemmte mit dem Stauschlauch Winklers linken Oberarm ab, bis die Venen hervortraten.
„Kamaruschna ist eine mächtige Gottheit", erklärte er. „Wem er gewogen ist, dem erfüllt er alle Wünsche. Aber zuerst muß er wiedergeboren werden, und das erfolgt in drei Stufen. In der ersten entwickelt sich seine Larve im Herzen, in der zweiten im Kopf, in der dritten im Bauch."
Winkler versuchte sich zu befreien, aber Neumann und Gülcan waren viel stärker, als sie aussahen. Es bereitete ihnen keine Mühe, ihn in seiner Position festzuhalten.
„Wehren Sie sich nicht", empfahl Zinn. „Vielleicht sollten Sie es einfach genießen, daß Sie der dritte Auserwählte sind."
„Zinn, hören Sie, wir kennen uns doch seit Jahren - was tun Sie da?"
„Ich dachte, ich hätte das erklärt", sagte Zinn und stach Winkler eine grüne Infusionskanüle in eine Unterarmvene. Er löste den Stauschlauch und zog die Nadel etwas zurück.
„Die moderne Technik ist doch erstaunlich, finden Sie nicht?" meinte Zinn nun. Früher war es für die Wirte eine grauenhafte Quälerei - aber heute gibt es die Narkose. Und man kann jemanden auf der Intensivstation monatelang am Leben erhalten, ohne daß er das Bewußtsein erlangt. - Vertrauen Sie mir, Sie werden nichts spüren. Im Gegenteil: Kamaruschna wird Ihnen die süßesten Träume bescheren, die sie je im Leben hatten!"
Zinn hatte die Nadel ganz herausgezogen, klebte die Kanüle fest und schloß die Infusion an. Winkler versuchte noch ein letztes Mal, sich freizuwinden, dann sah er ein, daß er verloren hatte und begann hemmungslos zu weinen.
„Nicht doch", sagte Lohmeier. „So schlimm ist das wirklich nicht."
„Warum gerade ich?" wollte Winkler wissen. „Jeder in dieser Scheiß-Klinik scheint eingeweiht zu sein - warum bin gerade ich das Opfer?"
„Na ja", meinte Zinn mit einem verschmitzten Lächeln. „Einer mußte doch den Schädel öffnen, ohne Kamaruschna zu verletzen. Und jemand mit zitternden Händen ist dazu wahrlich nicht geeignet, da stimmen Sie mir doch zu, Herr Kollege, oder?"
Der Wurm lachte wie über einen gelungenen Witz.

 

Natürlich sind Geschmäcker verschieden, aber wenn ein Wurm während einer Operation in einem Traum aus Blut und Bäuschel aus einem Hirn rausexplodiert, dann muss ich nicht die Ed Wood- Brille rausholen um zu erkennen, dass es Trash sein muss.

Alien(s) ist sicher auch kein Trash. Vielleicht haben wir einfach nur grundlegend verschiedenen Ansichten darüber, was Trash ist. Diese Story ist es für mich allemal nicht.

 

@Vantandriel: Hm, setzt du Trash mit Satire gleich?
Trash hat für mich einen negativen Beigeschmack, er bezeichnet etwas das so schlecht ist, dass es schon wieder Unterhaltung bietet (btw - dazu hat relysium wirklich eine Story auf Lager :D), außerdem gehört gewöhnlich für mich unfreiwillige Komik dazu.
Das Bizzare ist hier allerdings gewollt, deswegen aus meiner Sicht viel eher Satire.

Ginny

 

Damit ich als Autor auch mal was dazu sage:
Dies ist Horror, da gehören paranormale Elemente von Haus aus in die Handlung. In manchen Fällen, wenn der Schreckens- oder Ekelfaktor sehr hoch ist, kann man darauf verzichten, ohne in ein anderes Genre zu rutschen.
Manche Menschen finden paranormale Elemente von Haus aus lächerlich. Wenn ein Zombie um die Ecke kommt etc. finden sie es nur albern, wenn Graf Dracula seine Zähne entblößt, kindisch.
Meinetwegen.
Man kann es auch sicher lustig finden, wenn ein Wurm aus einem Gehirn hervorbricht. Ich bezweifle, daß es noch der Fall ist, wenn einem das in der Realität passierte, aber wiederum: meinetwegen.
Begriffe wie Trash und Vergleiche mit Ed Wood sind jedoch definitiv eine Beleidigung. Ed Wood ist nicht umsonst zu einem der schlechtesten Regisseure der Welt ernannt worden, und Trash zeichnet sich dadurch aus, daß es so schlecht ist, daß man sich darüber amüsieren kann.
Manchmal kommt es vor, daß ein Autor bewußt Trash schreibt, um zu unterhalten bzw. etwas auf die Schippe zu nehmen. Dann sind die Figuren aber auch wirklich überzeichnet, die Handlung vollkommen abgedreht und die Dialoge mehr als hölzern.
Zufälligerweise habe ich neulich welchen geschrieben, und der sieht so aus:

Aliens aßen meinen Nudelsalat

r

 

Aus meiner Sicht ist das eine astreine Horror-Persiflage! Trash bezeichnet Schund und ist somit sehr wohl eine Abwertung dieser Geschichte - und das verdient sie nicht!
Schon lange habe ich mich nicht mehr über eine Geschichte dermaßen amüsiert, wie bei dieser. Dabei kämpfte ich mich anfangs durch die für mich völlig kryptischen Fachtermini durch und bezweifelte, dass die Story noch irgendwas auf Lager parat hält. Aber dann dieser Einfall ... Wunderbar!
Stilistisch äußerst routiniert, wenngleich ich ja mehr der Fan ausschweifender Beschreibungen und schwülstiger Zierate bin.
Gestehen muss ich, dass ich augenblicklich das Bild des Chestbursters aus Alien vor mir hatte, als Kamaruschna erschien. Aber das ist automatisch bei allen Filmen/Büchern der Film, wo irgend ein Wesen aus einem Menschen hervor bricht.

Absolut gelungene Geschichte, die sich zwar nicht dauerhaft in mein Literatur-Gedächtnis brennen wird, aber für ein paar Minuten prächtig unterhalten hat. Und Hand aufs Herz: Was will man mehr? :)

 
Zuletzt bearbeitet:

@relysium
Shit, das tut mir ehrlich leid, wenn ich dich hier beleidigt haben sollte!
Okay wenn ich weiter drüber nachdenke, währe Trash wahrscheinlich wirklich der falsche Ausdruck- das aber mE auch nur wegen der vielen (für mich kryptischen) Fachausdrücke- die ja auch alle erklärt werden, soweit ich mich erinnere.

Aber die Hektik und ... naja Schnörlelosigkeit die rauszulesen ich glaube, trägt aus meiner Sicht noch einiges zum ohnehin hohen Unterhaltungswert bei.

Und ein Quentchen an Trivialität kann man hier denke ich keinem Autoren und keiner Autorin absprechen.

Ich finde Monster und Zombies keinesfalls lächerlich-
Clive Barker ist mein Lieblingsautor!
Horror mein fave unter den Genres.
Ich denke aber, dass gerade hier die Gefahr groß ist, ins lächerliche abzudriften, was wohl nur durch originellen, sprachgewandten, prosaischen (?), poetischen (etc...) Stil zu vermeiden ist.

Ich finde trotz der reichlich vorhandenen Fachsimplerei verfehlst du dieses Ziel- sorry.

Aber gerade das gefällt mir doch daran!
Einigen wir uns also auf eine Art Satire.
Ich habs nicht so mit Defintitionen.

P.s.:
Ich hab dich nicht mit Ed Wood verglichen.
Ed Wood hat nur Schwachsinn produziert und wir reden hier nur von einer einzigen Geschichte.

 

"Bizarr", "Satire" und "Komik" lasse ich gelten. Sätze wie diesen

Wie immer im Anzug mit Krawatte, heute jedoch ausnahmsweise mit metallenen Handschuhen.
schreibe ich nicht versehentlich.
Ich gehe auch mal davon aus, daß du mit "Trash" keine Abwertung vornehmen wolltest, der Begriff wird ja zunehmend für alles und jeden verwendet, deswegen bin ich auch nicht beleidigt. Aber hinweisen mußte ich auf den fälschlichen Gebrauch schon, denn auch wenn ich es besser weiß, zucke ich bei diesem Wort doch immer erst mal zusammen. Ebenso beim Namen Ed Wood.

Aber eines muß ich noch loswerden: Ich habe lange in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet, und die Realität 1:1 abzubilden würde jede Satire toppen. In einer Krankenhausserie verarbeitet würde jeder von Trash und Schwachsinn sprechen.
Vielleicht kennt einer von euch "Geister" von Lars von Trier. Wie da der ärztliche Alltag dargestellt wurde, ist definitiv keine Satire. Das ist bitterenst. Auch, wenn es natürlich keine Geister und Dämonen gibt.

Ich werde wohl demnächst hier eine Krankenhausserie anfangen, und das wird definitiv lustig, obwohl ich vorhabe, außer Namen nichts an der Handlung zu verändern.

Vandantriel, wenn du ernsthaften Horror von mir lesen willst, schau dich mal in meinen anderen Geschichten um.

r

PS: Auch Clive Barker ist nicht immer ernst. Wenn ich da an das Geyatter aus dem ersten Buch des Blutes denke...

 

...kein ernstzunehmender Horrorautor ist immer ernst. Ohne mindsestens gelegentliche ironische Brechungen wären viele Varianten literarischen Terrors kaum möglich.

Nach wie vor eine meiner Lieblingsstorys...ich wiederhols doch immer wieder gern.

 

@relysium
"The Yattering and Jack" (oder andersrum)
hat einen Stil, der einen aus den Socken haut, und ist bei einer humoristischen Quintessenz doch unglaublich impossant und griffig verfasst.

Obwohl ich denke, dass bei deiner Geschichte ein gewisses Augenzwinkern zwischen den Zeilen nicht zu übersehen ist, hatte ich dennoch vorwiegend das Gefühl eine brachiale Verwustung aus Zusammenrecherchiertem und trivialer Handlung vor mir zu haben.

...auch wenn ich jetzt weiß, dass es wohl Wissen aus erster Hand ist.

@Jack Torrance


kein ernstzunehmender Horrorautor ist immer ernst.

Selbst Poe und Lovecraft?

Ohne mindsestens gelegentliche ironische Brechungen wären viele Varianten literarischen Terrors kaum möglich.

Dann wundert mich doch, dass du es als "Terror" derart brutal formulierst.
Ich denke Horror kann nur in eine Richtung reaktionär sein.

 

Selbst Poe und Lovecraft?
Schwarzen Humor würde ich Poe nicht absprechen wollen.

... allerdings könnte man hieraus schon einen eigenen Thread entwickeln, ehe es zu off topic wird. Etwa über die Auswirkungen, Humor und Horror zu verbinden, oder so.

Ansonsten bitte direkt bei der Geschichte hier bleiben. :-)

 

Ich selbst würde Poe jede Form von Humor absprechen wollen...
außer du gibst mit ein paar Beispiele!

Ich denke eher, dass es möglich ist Humor mit ekel zu verbinden- was ja in dieser Geschichte auch vorgekommen ist.
ZB das mit der salzigen Lymphe...

Siulator
Vante

 
Zuletzt bearbeitet:

Dass es sehr gut möglich ist, Humor und Horror zu verbinden zeigt sich ja z.B. an Stephen King. In fast allen seinen Texten finden sich ironische Bemerkungen, obwohl es ihm mit dem Horror durchaus ernst ist.
Zu Poe: Mit "Wer kann sich retten vor dem Teufel - Eine Geschichte mit Moral" hat er sogar eine Satire geschrieben.
"Das vorzeitige Begräbnis" ist eine schwarzhumorige Kurzgeschichte - ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, wenn der Protagonist verzweifelt nach dem Läuteseil in seinem "Sarg" tastet, vor Grauen aufschreit und von draußen eine Stimme brummt: "Was soll das heißen, hier rumzujaulen wie'n angestochenes Schoßhündchen?" und der entgeisterte Ich-Erzähler aus seiner Koje gezogen wird - Das ist allerbester schwarzer Humor.

Aber natürlich ist der Humor bei Poe spärlicher gesät als bei, sagen wir mal, King. Dem gelingt es, seinen Protagonisten sarkastische Gedanken zu veleihen und sie mit trockenem Witz auszustatten, ohne dass es das Grauen schmälert. Im Gegenteil: Die Verbindung von Humor und Horror ist extrem schwierig (meiner Meinung nach), aber kann äußerst wirksam sein. Was ist schockierender, als wenn dem Leser das aufkommenede Lachen durch einen plötzlichen Umschwung im Halse stecken bleibt?
Die Geschichten von Roald Dahl funktionieren auf ähnliche Art.
Damit diese gegensätzliche Mischung eine dialektische Harmonie ergibt, muss aber gewöhnlich sehr subtil vorgegangen werden. Und man scheitert nur zu leicht damit.

Grotesker Humor (bei Poe etwa in "Hopp Frosch") geht da schon etwas leichter, da ist der Übergang fließender.

Diese Story hier geht für mich deutlich in den Bereich der Groteske.

Ich denke eher, dass es möglich ist Humor mit ekel zu verbinden- was ja in dieser Geschichte auch vorgekommen ist.
ZB das mit der salzigen Lymphe...
Einfacher ist es sicher - das dürfte ja auch das Prinzip der Splatter-Filme sein.

Ginny

 

Ginny spricht mir aus der Seele - und die unheimliche Weltliteratur durchforsten musste ich auch nicht.

Besten Dank.

 

Einfacher ist es sicher - das dürfte ja auch das Prinzip der Splatter-Filme sein

DAS ist das Wörtchen, nach dem ich gesucht habe!
Splatter trifft das ganze wohl sehr genau.
Danke dafür.

"Wer kann sich retten vor dem Teufel"...
Hmmm, da muss ich zugeben, habe ich eine Bildungslücke...
Kenn die Geschichte nicht- wo ist sie erschienen?

Ich selbst habe mich leider bei noch keiner Geschichte gegruselt, die nicht ernsthaft geschrieben gewesen wäre, oder gar eine Komödie.

Humor und Horror hängen eng beisammen, was nicht abzustreiten ist.
Aber "literarischer Terror" ist meines erachtens auf humoristischem Wege nicht vorstellbar.

Poe liebte es mit den Perspektiven so zu spielen, dass sich durch die Subjektivität der verschiedenen Leser auch verschiedene Geschichten für jeden einzelnen ergeben.
Humor würde da gut ins Bild passen.

Splatter ist gut- ich liebe Splatter.

Ginny spricht mir aus der Seele - und die unheimliche Weltliteratur durchforsten musste ich auch nicht.

Gut- Glück gehabt!
Langsam wird es wirklich zu ausufernd.
Lassen wirs dabei, dass ich das ganze als nette kleine Geschichte mit viel Blut und einigen Halbherzigkeiten sehr genossen habe.

Ciao
Vanta

 

hi hallöchen!

Nun ja, es hatte Zeit bis nach der Operation.
:dozey:

Die Geräte waren zwar so konstruiert, daß man sich nicht darum sorgen mußte, zu tief zu bohren oder zu fräsen, aber wenn unerfahrene Hände den OP-Zugang zu weit mittig wählten, konnte eine Sinusvene eröffnet werden, was neben einer erheblichen Schweinerei auch höchste Lebensgefahr für den Patienten bedeutet hätte.
ich möchte auf die reihenfolge der beiden danns aufmerksam machen..... :D

Als Winkler in die Dura schnitt, spritzte Hirnwasser unter erheblichem Druck heraus und traf ihn an der Wange. Da er sich nicht einfach mit dem Ärmel das Gesicht abwischen durfte, floß die klare Flüssigkeit unerbittlich in seinen Mundwinkel, schmeckte salzig.
iiihhh gitt.

Sein Gesicht war rot angelaufen, wie Winkler es sonst nur von den Tarifverhandlungen mit den Krankenkassen her kannte.
:lol:

wow, anscheinend kennst du dich bei medizin gut aus. trotz all der fachbegriffe kommt man sich als laie ( :hmm: ) nicht fehl am platz vor.

hat mir prima gefallen, wie immer.

Tama

zum schluss musste ich beinah mitlachen.

p.s.: toller titel.

 

Hallo, Tamira!

Meine erste Antwort ist offenbar nicht ins System gelangt, hm.
Auf jeden Fall danke für das Ausgraben dieses etwas älteren kleinen Schätzchens.
Wenn man mich uneingeschränkt lobt, fühle ich mich immer verpflichtet, etwas zu antworten, aber mir fällt selten etwas Sinnvolles ein. Für den Kommentar zu danken, ist in einem Satz erledigt, für Lob zu danken hingegen nicht statthaft, denn der Grund, daß es dir gefällt, ist ja nicht der, daß du mir was Gutes willst.
Hm, ich merke, ich beginne wieder zuviel zu grübeln, muß mal wieder meine Pillen nehmen... :D

r

 

Wieder einmal irgendwelche Personalabbau-Ideen seitens der Geschäftsführung
Personalabbauideen
von denen nur er noch nichts wußte?
wusste
"Bipolar!" murmelte Winkler
"Bipolar!", murmelte Winkler
Mit einem Raspel hobelte Winkler die Knochenhaut vom freiliegenden Schädelknochen
einer Raspel
"Spülen!" forderte er Neumann auf
Komma
Zuviel Kaffee heute morgen?"
Morgen
der eigentlichen Todeursache der meisten Hirtumorpatienten.
Hirntumorpatienten
nur noch elektrisch kauterisiert
was
So, wie auch niemand davonlief
Komma weg
Plötzlich flog die Tür zum Op auf
OP
"Was tun sie da?"
Sie groß
meinte Zinn nun. Früher war es für die Wirte eine grauenhafte Quälerei
nun. "Früher
Kamaruschna wird Ihnen die süßesten Träume bescheren, die sie je im Leben hatten!"
Sie groß
Hi relysium,
top Geschichte! Ich muss noch überlegen, wen ich aus meinen belegten top ten kicke, um diese Geschichte aufzunehmen.
Nicht nur die Idee, sondern auch die Ausführung fand ich voll perfekt.
Als das Zeug gerade rausspringt, musste ich an "Aliens" denken, da is es ja so ähnlich :)
Sind allerdings noch viele Wiederholungsfehler drin.
Bruder Tserk

 

Oha, ein neuer Kommentar nach sovielen Monaten!

Danke für das Ausgraben dieses alten Schätzchens und das Finden der Fehler, Bruder Tserk. Ich werde sie mal beizeiten korrigieren.
Freut mich auch, daß du so eine positive Meinung von der Story hast. Sie ist eine von denen, an denen ich am meisten hänge.

r

 

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