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Das Fenster

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22.11.2005
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Das Fenster

Die Schwester knallt die Tür zu und ist verschwunden. Sie roch nach Rauch mit ihren verfilzten Haaren, die sie „Dreads“ nennt und zusammenbindet, wenn sie mich wäscht, die Pfanne auswechselt, mir mein breiiges Mittagessen wie einem Kleinkind einlöffelt und mir dabei niemals in die Augen schaut. Zum Abschied hat sie etwas Unverständliches genuschelt, mir noch meine Wagnerouvertüren aufgelegt, da ich das mit meinen unbeholfenen Händen nicht mehr kann. Ich schreie sie immer an, wobei ich sabbere und spucke und sich kein Schrei aus meinem Mund löst, ich eher ein laterales Quietschen zustande bringe, wenn sie die Nadel justiert, denn sie ist unvorsichtig, respektlos und beschädigt die Schallplatten ebenso wie ich es tun würde.

Vors Fenster hat sie mich dann geschoben und den Vorhang aufgezogen. Meine dünnen Knie verschwinden fast zwischen den Rippen der Heizung, die unter dem Fenster eingebuchtet ist. Es ist ein großes, rechteckiges Fenster, viel zu riesig für dieses schmale Zimmer, und zeigt zu einem engen Marktplatz, auf den nur spärlich Sonnenlicht durch die Hochbauten ringsherum dringt.
Mein runzeliger Kopf muss von außen wie eine verschrumpelte Zuckerrübe aussehen, die in der unteren Ecke des Fensters durch die Lamellen hervorlugt. Ich straffe meinen Körper etwas, um den Platz ganz überblicken zu können. Irgendein Stadtvater regt sein Kinn stolz gen Norden, um ihn tanzt Wasser, Tauben humpeln über Kopfsteinpflaster, Morgenwind trägt etwas Müll spazieren, und mir gegenüberliegend öffnen Konditoreien ihre Pforten.
Dort drüben in der Schenke soll er angeblich getrunken haben, der gute Goethe. Diese Schilder nerven sogar die Touristen, die weniger geworden sind seit dem Brand. Wie gerne würde ich eine Schale mit meinem Blut auf die Fensterbank stellen, mit einem Schild darüber „Goethes Tränen“. Aber ich kann ja nicht einmal alleine aufs Klo gehen, sondern trage Windeln.

Auf den Treppenstufen zu dem Springbrunnen mit der Statur schauen drei Mädchen wie Heroinopfer in die Gegend, sitzen, als sei die Schwerkraft schon zu anstrengend für sie. Zwischen ihren spitzen Fingern halten sie Zigaretten wie Dart-Pfeile vor ihren geschminkten Gesichtern.

Die Schallplatte knistert nur noch und eine Welle Jugendlicher schwappt auf den Platz. Die Schule ist aus; sie treffen sich noch auf eine Zigarette. Ich kann mich gar nicht entsinnen, ob ich einmal geraucht habe, damals, als ich noch nicht in diesem Zimmer, meinem Grab, verweste, als ich greifen, sprechen und alleine aufs Klo gehen konnte. An der ansonsten kahlen Wand hängen einige Fotos, auf denen ich nur schwer zu erkennen bin; ein Fremder würde mir nicht glauben, dass ich das dort bin, mit der Frau im Arm und einem Kind, einem Mädchen, auf Bauchhöhe, in einem Garten, und etwas, das sich Lachen nennt, auf meinem Gesicht.
Wann schneidet Gott endlich diesen einen, hauchdünnen Faden durch, der mich noch am Leben hält? Ich habe jetzt genug gelitten und gebüßt. Wann bin ich endlich dem Tode würdig? Warum lässt er mich nicht zu diesen beiden Menschen, den einzigen die mir jemals etwas bedeutet haben? „Papa, brems doch!“, hatte meine Tochter noch gesagt, und ab dann hing ich an diesem Faden, der mich noch die letzten Atemzüge durchs Leben schleppt, und warte auf Vergebung. Ich glaube, ich weine gerade. Auch das spüre ich durch die Medikamente schon nicht mehr.

Es muss warm sein draußen, Sommer vielleicht sogar, denn die jungen Leute tragen kurze Hosen und Hemden, essen Eis und bespritzen sich mit Springbrunnenwasser. Hier drinnen ist es stetig zwanzig Grad, ansonsten würde meine Nase zu bluten beginnen. Sie haben eine Sicherung an die Heizung gemacht, so dass ich sie nicht auf – oder abdrehen kann. Ähnlich verhält es sich mit der Tür und dem Fenster. Nur rot leuchtende Notalarmknöpfe würden hektisches Personal herbeiläuten.

Mitunter flutet auch eine Welle Touristen den Platz und prallt auf die Jugendlichen. Normalerweise nehmen sich beide Gruppen nicht viel von einander an, nur heute verlagern sich die Schüler mehr in meine Richtung. Ihre Stimmen werden lauter, als seien sie hier im Raum, und dann stehen schließlich fünf von ihnen direkt vor meinem Fenster, kehren dem Platz den Rücken zu und hantieren etwas mit ihrem Tabak auf meiner Fensterbank. Ich kann nicht erkennen was, doch sie scheinen mich durch die Lamellen nicht zu bemerken.
Ich fühle mich etwas unwohl, also mehr als ohnehin schon, und werde unruhig, beginne mehr zu sabbern und habe so eben die Windel eingesaut.
Angestrengt wickele ich das Band der Jalousie um meine spastische Hand und stoße mich mit Hilfe des anderen Arms und der tauben Beine von Fenster und Heizung ab und rolle in die Mitte des Zimmers, wobei die Jalousie mit dem Geräusch einer einfallenden Dominostraße fast bis ganz nach oben saust.
Ich muss verschnaufen und atme jetzt schwer, huste, und erkenne, wie ich die Fünf vor meinem Fenster aufgescheucht habe, wie sie ihren Tabak hastig beiseite packen, große Augen machen und sich an Brust und Bauch packen, etwas lachen.
Dann halten sie ihre flache Hand an die Stirn und pressen sich an die Scheibe, beugen sich zurück, schauen abermals, zeigen auf mich, rufen andere herbei die es ihnen daraufhin gleichtun, und lachen etwas, erläutern und rekapitulieren das Ereignis, klopfen jetzt an meine Scheibe, als seien sie vor einem Aquarium mit einem drollig dreinschauenden Fisch, winken ihm, also mir, gezielt zu und ich sehe sie nur bis zur Taille, wie sie sich drängen und schubsen.

Dann schmieren sie sich Eiscreme an die Lippen und die Mundwinkel hinunter, legen ihren Kopf zur Seite und etwas nach vorn, verdrehen die Augen, verstrubbeln ihr Haar und halten den Mund leicht geöffnet. Sie sind jetzt mein Spiegelbild, machen alberne Geräusche und durch die Silhouette, welche sich schon so von mir in der Fensterscheibe formt, und die ich verabscheue, da sie mir zu sehen gibt, was ich nicht sehen will, nicht sehen kann, und mich erahnen lässt, wie beschissen es um mich steht, was für ein sabbernder, debiler, seniler, alter Krüppel ich bin, illustrieren sie mir mein Dasein, zeigen mir meine armselige Existenz.
Und Recht haben sie! Ich verfaule in einem wohltemperierten Sarg. Ich lebe nur noch aus Laune der Natur. Ich warte gelangweilt auf die Erlösung, bin eine Last für jedermann und eine erbärmliche Witzfigur.

Als hätte ich epileptische Anfälle, beginne ich in meinem Rollstuhl zu zappeln, kreise meinen Kopf, dass mir ganz schwindelig und schlecht wird, hebe meine Arme in die Luft und lasse sie ebenfalls zappeln, dabei schreie ich, was zum angeregten Speichelfluss führt.

Draußen sind sie erfreut über das, was ihnen hier geboten wird. Sie springen und prusten vor Lachen, rufen alle herbei. Das hier muss jeder gesehen haben. So etwas bekommt man immerhin nicht jeden Tag geboten. Sogar vereinzelte Touristen werden angelockt und finden Goethes Kaschemme und die Konditoreien plötzlich gar nicht mehr interessant.

Seht den Krüppel!

Treten Sie näher! Nur keine falsche Scheu!

Ich sollte Eintritt verlangen, eine eigene Fernsehshow, Werbeverträge.

Wie ein vollgekokster Affe wühle ich mir im Haar, ziehe darin, reiße meine Augen und den Mund soweit es mir möglich ist auf, springe im Rollstuhl und versuche diesen ins Springen einzubeziehen, indem ich zwischen die Speichen greife und ihn um die Reifen erfasse.

Mein Fenster ist voller erstaunter Köpfe, erste Blitzlichte durchfegen mein Zimmer, sie toben und manche telefonieren, feuern mich an, schlagen im Rhythmus gegen die Scheibe, und eine Laolawelle zieht sich von links nach rechts und zurück.

Dann breche ich mir mein Mittagessen in den Schoß.

Stille. Nur noch die Nadel, die über das Vinyl kratzt, ist zu hören.

Ein Mädchen beginnt zu weinen. Andere grölen „Weita! Weita!“

Der Touristenführer kommt angelaufen, schickt jemanden zur Rezeption meines Heims und mit geballter Autorität beruhigt er die Jugendlichen, die das Rauchen ganz vergessen haben. Jetzt klopft er bestimmend und heldenartig an die Scheibe. „Hallo? Hallo! Können Sie mich hören? Geht es Ihnen gut?“

Ja, ich kann dich hören, du Drecksau.

„Vielleicht sollten wir die Polizei verständigen“, sagt ein schlecht toupiertes Fräulein.
„Der ist doch schon lange tot!“, schreit das Mädchen, das jetzt schluchzend in den Armen eines Jungen steht.

Schließlich sagt keiner mehr etwas. Ich spüre ihre gebannten Blicke, die sie in mein Zimmer und zu mir werfen, während ich mit dem Kopf im Schoß liege, meine Haarspitzen in Erbrochenem tunken und aus meiner Nase Blut rinnt.

„Buuuhh!“, versuche ich zu schreien. Es wird wohl mehr ein Spucken geworden sein, aber es erfüllt seinen Zweck: Mit einem Male zucken sie alle vom Fenster zurück und einer schlägt sogar mit seinem Hinterkopf an einen anderen.

Dann allgemeines Durchschnaufen.

„Ich dachte schon“, sagt eine Frau.
„Was für ein Freak“, ein Junge.

Die „Weita! Weita!“ Rufe erschallen wieder. „Motiviert ihn nicht auch noch!“, befiehlt der verzweifelte Gruppenführer.

Daraufhin nehme ich mir die Jalousieschnur, die immer noch um meine Hand gekurbelt ist, und wickele sie mir mehrmals um den Hals, woraufhin draußen eine rege Panik entsteht und sie mit vereinten Kräften versuchen, die Fensterscheibe aus den Verankerungen zu drücken. Sie schreien und weitere Helden rennen zur Rezeption. Hinter mir wird meine Zimmertür aufgestoßen. „Herr Paschinsky, bitte …“
Mit letzter Kraft stoße ich mich rücklings und die Jalousie zieht bis ganz nach oben, die Schnur strafft, und wenn sie mir nicht den Atem nimmt, dann ganz sicher der ungebremste Sturz auf den Hinterkopf.

Und Tschüss.

Arschlöcher!


„Herr Paschinsky, Josuar, was machen Sie denn für einen Sch…?“, sie unterquetscht das böse Wort als wären Kinder im Raum. „Und wer soll die Sauerei jetzt wieder wegmachen?“

Sie beugt sich über mich und ihre Titten straffen sich. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass sich ihre Titten wie von Magneten angezogen Richtung Erdanziehung straffen, doch ich schmecke nur Blut und schon mal Gegessenes.

Draußen halten sie sich die Hände vor die erstaunten Münder als hätte Holland die WM gewonnen. Das Mädchen, psychisch anscheinend sehr gebrechlich, schluchzt noch vor sich hin und erfüllt die Stille wie ein Schoßhund der in ewige Weiten eines Tunnels heult.

 

Hallo nachtschatten

4 Punkte ist schon mal was. Danke auch für den Eintrag in Woltos Poesiealbum. Obwohl hier mMn schönere Stellen drin sind, als die die du kopiert hast. Aber nun gut. Schön, dass es dir gefällt.

Das Thema ist nicht hauptsächlich Schaulustigkeit. In erster Linie ist es für mich eine Geschichte, die so passiert, wie sie passiert. Sie findet in der Gesellschaft statt, passt hier also. Es muss ja nicht unbedingt sofort gesellschaftskritisch sein.

Wenn dann ist das Thema Sterbehilfe bzw die Art und Weise, geistig sowie körperlich schon fast tote Menschen in einem Heim "verwesen" zu lassen.
Allerdings beziehe ich mit dieser Geschichte keinen Standpunkt dazu, sondern illustriere in erster Linie.

Zum Ende: Ach ja, meine große Schwäche, das Ende!!

Allerdings endet die Geschichte mit dem Prot, da er ja stirbt; die Stimme des Mädchens, als einzige noch zu hören, gewinnt an Ferne und ist wie eine klägliche Stimme aus einem endlos Weiten Tunnel warzunehmen. Der Geist, die Wahrnehmung des Prots entfernt sich, er stirbt.

besten Gruß

 

Hallo nacht

Na, wenn ich es tatsächlich mal geschafft hätte, ein gutes Ende hinzubekommen, dann wäre das toll.

Danke, dass du bei den Geschichten immer dran bleibst.

PS: jetzt nicht mehr. Danke.

 

Hey Aris,

sehr gute Geschichte, wirklich.
Dein Schreibstil ist sehr gut; es fällt mir schwer, eine Stelle auszuwählen, die mir besonders gut gefällt, denn der ganze Text ist einfach gut geschrieben ;) Ich versuche es dennoch:

Sie sind jetzt mein Spiegelbild, machen alberne Geräusche und durch die Silhouette, welche sich schon so von mir in der Fensterscheibe formt, und die ich verabscheue, da sie mir zu sehen gibt, was ich nicht sehen will, nicht sehen kann, und mich erahnen lässt, wie beschissen es um mich steht, was für ein sabbernder, debiler, seniler, alter Krüppel ich bin, illustrieren sie mir mein Dasein, zeigen mir meine armselige Existenz.

Du schreibst:

Das Thema ist nicht hauptsächlich Schaulustigkeit. [...] Wenn dann ist das Thema Sterbehilfe bzw die Art und Weise, geistig sowie körperlich schon fast tote Menschen in einem Heim "verwesen" zu lassen.

Im ersten Teil kam deine Absicht auch gut zur Geltung; die Bitterkeit über das eigene Schicksal, plus die Schuldgefühle über den wohl mitverschuldeten Tod von Frau und Tochter, die absolute Unfähigkeit, ein Leben zu führen - beklemmend, wirklich. Wie kann man nur mit einer solchen Situation leben, ohne komplett durchzudrehen?

Aber das Thema Schaulustigkeit dominiert mMn in dieser Geschichte. Ich frage ich, wie die Menschen wohl tatsächlich reagieren würden, die etwas derartiges auf der Straße mitbekämen. Und ich kann nur hoffen, dass diejenigen, die sich so aufführen, nur einen sehr geringen Teil ausmachen, wenn es sie überhaupt gibt.
Und ich bin froh, sagen zu können, dass ich niemanden kenne (darunter sehr viele Jugendliche ;) ), dem ich ein solches Verhalten zu traue. Inwiefern die Situation aber der Realität entspricht, wage ich nicht zu beurteilen.


Ein kleiner Fehler fiel mir auf:

Sie roch nach Rauch mit ihren verfilzten Haaren, die sie „Dreads“ schimpft und zusammenbindet[Komma] wenn sie mich wäscht, die Pfanne auswechselt, mir mein breiiges Mittagessen wie einem Kleinkind einlöffelt und mir dabei niemals in die Augen schaut.

Liebe Grüße,
Leseratte

 
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Dieser Text ist ... sowas von schlecht. Nein, das war ein Witz, oder besser gesagt mein Neid, aber ich sollte dir dein Können gönnen. Hoffe, du weißt selbst wie du dich weiter verbessern kannst, oder vielleicht sagt es dir ein anderer, denn da, wo du bist, muss ich erst mal hin. Nein, der Text gefällt mir, selbst das Ende, das habe ich in deinem Sinne verstanden.
Um mir doch noch etwas Kritisches aus den Fingern zu saugen (aber dennoch ernstgemeint): Vielleicht hat dein Prot eine für seine Generation etwas unpassende Sprache, die mir doch ziemlich lax modern erscheint. Ein bisschen weiblich, weshalb ich auch etwas irritiert war, als ich plötzlich "Papa" las. Naja, könnte aber auch am vergangenen Fernsehabend liegen, der meine interpolatorischen Standardbesetzungen zeitweise verändert hat. :D


FLoH.

 

Hi Aris,

zunächst Textkram:

Sie roch nach Rauch mit ihren verfilzten Haaren, die sie „Dreads“ schimpft
wieso schimpft? Auch wenn sie unfreundlich ist, macht das keinen Sinn.

Dart-Pfeile

was für ein sabbernder, debiler, seniler, alter Krüppel ich bin
Also, viel zu dick aufgetragen hier. Und überhaupt mal eine Frage: wie alt soll der Prot sein? Zuerst habe ich gedacht: ein alter Mann. Dazu passt aber die Sprache nicht. Und dadurch, dass er seit dem Unfall ein Krüppel ist, muss er ja auch nicht alt sein, um dieses hilflose Leben zu führen.

Alle starren sie gebannt in mein Zimmer und zu mir, wie ich mit dem Kopf im Schoss liege, meine Haarspitzen in Erbrochenem tunken und aus meiner Nase Blut rinnt.
Aus der Position kann er nichts sehen. Hier dachte ich zuerst, der Prot sei schon tot und würde außersinnlich wahrnehmen. (fänd ich als Schluss übrigens besser)

Also, ich finde die Geschichte gut, sehe aber die Stärken und Schwächen ganz anders als Nachtschattten. Du beschreibst sehr bedrückend, wie ein auf Hilfe bedürftiger Mensch am Verlust seiner Würde leidet. Dabei ist natürlich die Szene mit der Jalousie, bei der er den Blicken der anderen ausweichen will und sich gerade dadurch so ent-blößt, teuflisch gut.

Seht den Krüppel! - Treten Sie näher! Nur keine falsche Scheu! - Ich sollte Eintritt verlangen, eine eigene Fernsehshow, Werbeverträge.
Den Stilwechsel finde ich da störend, und diese ganzen Einschübe stören eher das eindrucksvolle Bild, das auch durch ruhige Erzählweise wirken würde: der Prot in seiner Scham - die schaulustigen und nachäffenden Gaffer. Du machst dir dadurch eher die Atmosphäre kaputt, finde ich.

So, das war meine Meinung. Mal sehen, ob sie dir was bringt. ;)

Gruß, Elisha

 
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Hallo Leseratte

Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt.

Thema Schaulustigkeit: Es sollte sicherlich nicht dominieren, aber ist auch nicht so schlimm, wenn es durchsticht.
Gestern abend ist bei unserem Nachbarn die Garage abgebrannt. Viel schneller als die Feuerwehr war bereits die halbe Stadt anwesend.

danke und gruß

Hallo Floh

Danke dir. Ja ich hoffe schon, dass mir noch Leute helfen können, weiter zu kommen. Aber auch du hast mir mit deinem Kommentar doch geholfen.

Der Prot dürfte um die 55 sein. Ich werde noch mal sehen, was ich an der Sprache ändern kann, wenn gerade auch Elisha diese zu jung findet.

Nur weiß ich gerade nicht, wo der Prot weiblich wirkt. Vielleicht kannst du mir ja noch sagen, wo du es so gesehen hast.

Außer du hast den ganzen Abend DAmentennis geschaut, dann ist das kein Wunder :D

besten Gruß

Hallo Elisha

Du bist aus der Zukunft Elisha: Dein Kommentar trägt bei mir die Eingangsurzeit 15:19. Auf meinen Uhren ist es aber erst 13:29.
Wie schaut das bei dir aus?

Danke, dass du mal wieder zum Lesen einer meiner Geschichten gekommen bist. Die angesprochenen Stellen verbessere ich schnell.

Der Prot ist sicherlich noch nicht im Altenheim. Er ist so um die 55. Und auch mit diesem Alter kann man sich selbst als alt bezeichnen. Das kann man in jedem Alter.

Leider hast du die Geschichte leicht falsch verstanden:

Dabei ist natürlich die Szene mit der Jalousie, bei der er den Blicken der anderen ausweichen will und sich gerade dadurch so ent-blößt, teuflisch gut.
Er entblößt sich hier absichtlich. Er will gesehen werden. Es ist sein erster Kontakt mit der Außenwelt seit Wochen. Er zieht die Jalousie absichtlich hoch,
weiß dann jedoch selbst nicht, wie es weitergehen soll. Er will etwas Aufmerksamkeit, will sehen, was passiert, wie die Menschen auf ihn reagieren.

Zu ihm selbst: Er ist psychisch noch fit, nur sein Körper ist fertig, läßt ihn nicht mehr sprechen und greifen und das alles.

Und natürlich bringt mir deine Meinung etwas, Elisha!

besten Gruß

 

Hi Aris,

dein Prot gönnt sich also die kleinen Freuden? Sarkastisch kokettiert er mit seinem Zustand und genießt die Reaktion, die er hervorruft, auch, wenn er sie zum Kotzen findet. Aber es ist die Aufmerksamkeit, die er noch erlangen kann.
Ein bisschen hat mich das an Talkshows erinnert, in denen auch viele die Grenze zwischen Selbstdarstellung als Figur im Kuriositätenkabinett und Selbstachtung nicht immer wahren können und sich selbst zur Gaudi der Schaulustigen in ihren Defiziten vorführen. Vielleicht empfindet dein Prot das auch als die gerechte Strafe für den Unfall, bei dem seine Familie ums Leben kam.
Der äußerliche Zustand und seine innere Würde gehen dabei Hand in Hand. Gleichzeitig leidet dein Prot an deren Verlust und weidet sich daran, sie noch weiter zu minimieren.
Das Hochziehen der Jalousie habe ich anders als Elisha eher als absichtlichen Vorgang begriffen, so als fände er in diesem "sich sichtbar machen" wenigstens die Ahnung eines sozialen Kontakts, wie schrecklich der auch immer sein mag.
Einige Sätze habe ich natürlich trotzdem zu monieren. ;)

Zwischen ihren spitzen Fingern halten sie Zigaretten wie Darrtpfeile vor ihren geschminkten Gesichtern
Dart (nur ein r)
und ihre Hände wirken wie authentisch
meinst du hier wirklich authentisch? Also wahrhaftig/echt?
Dann wäre die Frage, authentisch zu was? Und wenn sie nur wie authentisch wirken, sind sie dann eigentlich unecht? Vielleicht Prothesen?
erläutern und rekapitulieren das Ereignete
Da etwas "sich ereignet" können sie ohne Rückbezug auch nicht das Ereignete rekapitulieren, sondern nur das, was sich ereignet hat oder das erlebte Ereignis.
Dann feuern sie mich an
Dieses "Dann" ist völlig überflüssig, das ja mehrere dort stehen und es gar keine Abfolge von Handlungen sein muss.
Oder feuern ihn nur die an, die zuvor telefoniert haben? Das drückst du durch das "Dann" jedenfalls aus.
Dann breche ich mir mein Mittagessen in den Schoss
Wenn du das "Dann" zuvor streichst, kann dieses mwg stehen bleiben.
Stille. Nur noch die Nadel ist zu hören, wie sie übers Vinyl kratzt.
Wer auf seinen Ausdruck achtet, sollte solche "wie" möglichst gar nicht verwenden.
Nur noch die Nadel, die über das Vinyl kratzt, ist zu hören.
wie ich mit dem Kopf im Schoss liege,
Schoß oder Geschoss?
Allgemein beschreibst du an dieser Stelle eine Haltung, aus der heraus dein Prot höchstens raten kann, was draußen vorgeht, sehen kann er es nicht. Aber vielleicht hat er diesen oder ähnliche Auftritte ja häufiger.
Sie beugt sich über mich und ihre Titten straffen sich, wie von Magneten angezogen, Richtung Erdanziehung. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass sich ihre Titten wie von Magneten angezogen Richtung Erdanziehung straffen, doch ich schmecke nur Blut und schon mal Gegessenes
Auch als Stilmittel finde ich diese Wiederholung nicht schön.
Sie beugt sich über mich und ihre Titten straffen sich., wie von Magneten angezogen, Richtung Erdanziehung. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass sich ihre Titten wie von Magneten angezogen Richtung Erdanziehung straffen, doch ich schmecke nur Blut und schon mal Gegessenes.
Ich finde, so wirkt die Stelle wesentlich weniger plump.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim

Wie immer schön zusammengefaßt. Mein Prot wälzt sich in seinem eigenen Kadaver, er ist ein Mischung aus Selbsthass und Selbstdarstellung. Er benötigt das Elend, fühlt sich schließlich für den Unfall und den Tod seiner Familie verantwortlich. Gleichzeitig möchte er schokieren, da er in seinem Zustand von der Gesellschaft nur noch 2 Dinge bekommt: Entweder kann er sie schokieren oder er bekommt Mitleid. Und Mitleid hat er seiner Meinung nach nicht verdient.

Die Fehler werde ich bearbeiten. Einiges hatte Elisha ja bereits erwähnt und es ist schon verbessert.

Danke und Gruß

Edit: Mit authentisch meinte ich die Krankheit. Du kennst doch so Leute, bei denen die eine Hand macht was sie will, nicht mehr vom Gehirn gesteuert werden kann. Ich denke, das nennt man so. Und so sollten die Hände wirken.

 

hi aris,

was mir nicht gefällt:

und ihre Hände wirken wie authentisch, wenn sie durch die Luft flanieren und ab und an ans junge Mündchen klatschen um zu ziehen als wäre es atmen.
dieser satz ist komisch. wie können hände wie authentisch sein? meinst du autistisch. nee der war nix auch das mit dem atmen.

die selbstbeschreibung des prot finde ich irgendwie plump, der vergleich mit der zuckerrübe. glaube nicht dass man sich jemals selber so sieht.

was mir gefallen hat: alles ausser diesen sachen. ein schönes szenario gut beschrieben. echt gut!

gruß
krilliam Bolderson

 

Hallo krilliam

ich werde mal schauen, in wie fern sich diese Stellen verändern lassen. Ich fand sie allerdings recht gut. NAja.

Aber es hat dir ja auch wiedereinmal gefallen. Das freut mich natürlich!

besten Gruß

 

hey aris,

vielleicht erklärst du mir mal was du mit "wie authentisch" meinst, kann ja sein, dass ich das nicht raffe.

gruß
kB

 

Aris schrieb:
Edit: Mit authentisch meinte ich die Krankheit. Du kennst doch so Leute, bei denen die eine Hand macht was sie will, nicht mehr vom Gehirn gesteuert werden kann. Ich denke, das nennt man so. Und so sollten die Hände wirken.
Nein, so wirken die Hände dabei nicht. Meine erste Überlegung war ja, ob du vielleicht autistisch meinst, aber das würde auf das jetzt von dir beschrieben Krankheitsbild nicht passen. Google hat mir keine Krankheit genannt, die auf die Beschreibung passt. Und auch keine unter dem Suchbegriff "authentisch". Zur Beschreibung würde vielleicht Parkinsson passen, aber auch nur bedingt.

Lieben Gruß, sim

 

ja ihr beiden. Schön, dass ihr dranbleibt. in den Kommentaren zu sim habe ich schon geschrieben, was ich meinte, oder wie ich das gedacht hatte.
Diese Krankheit gibt es und sie ist eigendlich auch bekannt. Dachte ich zumindest bis vor einer Minute noch.

Ist wohl am besten, wenn ich die Stelle rausnehme. Ist ja keine wichtige. Aber erst heute Abend. Jetzt muss ich erst mal in die Sonne. kriege gerade schon einen Budenkoller.

danke und gruß

 

Nur weiß ich gerade nicht, wo der Prot weiblich wirkt. Vielleicht kannst du mir ja noch sagen, wo du es so gesehen hast.
Naja, bis zu "Papa" eben. Aber ich kann das nicht näher an Textstellen festmachen, war anscheinend wirklich ein Lesefehler von meiner Seite.

 

Muss nicht sein, Floh. Bis dahin sind tatsächlich keine Hinweise auf ein Geschlecht des Prot. Ich werde mal schauen, dass ich da noch was einbaue.

danke

 

Huhu
ich finde die GEschichte sehr gut, sehr gut geschrieben, die Sprache fast perfekt. Und der Typ bzw. seine GEdanken, wegen sein Zustand traurig und doch etwas satirisch, finde ich.
Doch trotz der schei* Lage in der er sich befindet denkt er an die Brüste
und würd gern die straffen Brüste anfassen. !Männer!:dozey:
Aber egal, so hauchst du ihm wenigstens etwas Leben ein. hehe
Aber die GEschicht ist wirklich saugut und mach weiter so.

PS
ich weiß nicht warum, aber der Typ hat mich an Al Pacino in "Der Duft der Frauen" erinnert.

 

Hallo JoBlack87

Danke fuer die netten, lobenden Worte! Das tut immer gut!

Du hast die Lage richtig erlaeutert. So wars gedacht.

Aber warum mein Prot dich an Al Pacino erinnert erschliesst sich mir auch nicht so richtig. Aber egal.

Gru-

 

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