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Das Fließband

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28.01.2006
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Das Fließband

Überarbeitete Version:

Hühnchenschenkel, heute besonders günstig, lecker und frisch an unserer Fleischtheke, noch hatte ich keine Idee, was ich mir denn am Abend kochen könnte, bin daher einkaufen gefahren, wollte schauen, was der Supermarkt gerade im Angebot hat, da kam mir diese Durchsage gerade recht, fröhlich untermalt durch moderne Populärmusik, die nach Ende der Werbeankündigung wieder lauter wurde, die Wünsche der audiophilen Kunden zufriedenstellend.

Trotz seiner Breite ist kaum ein Durchkommen an das Fleischregal, es ist Freitagnachmittag, Stoßzeit, was das Einkaufen angeht, alle greifen sie die gaumenfertigen Verpackungen, zumeist eine weiße Schale darunter, dann das Fleisch, überzogen mit einer dünnen Folie aus Plastik, Rindersteaks, Kalbschnitel, Putenbrust oder Wildgulasch, eine junge Frau wirft gekonnt schwungvoll eine Familienportion Schnitzel in ihren gut zwei Meter entfernten Einkaufswagen, die Folie mit einem lachenden Schweinekopf bedruckt, eine Sprechblase zu seinem Maul hin, fragend, Heute schon Schwein gehabt? Die Schnitzel scheinen vom selben Lieferanten zu kommen wie meine Hühnchenschenkel, auch ich werde angelacht, aber nicht von einem Schwein, stattdessen von einem kleinen gelben Küken, daneben ein Spruch von kükengünstigem Hühnerfleisch; wie wahr, im Metzgerladen hätte ich sicher das Doppelte, wenn nicht gar das Dreifache bezahlen müssen.

Das Abendessen eingeladen schiebe ich meinen Wagen zur Kasse, ich habe ziemliches Glück, denn obwohl der Laden reichlich gefüllt ist, steht vor mir nur ein älteres Rentnerehepaar an, das gerade seine Waren auf das todschwarze Fließband lädt, unter anderem mehrere Tüten mit Aufbackbrötchen, ein paar Flaschen Rotwein und Dosen mit Linsensuppe, deren Aufdruck, extra viel Bauchfleisch zu enthalten, mir ins Auge glänzt. Das Fließband fährt vor in Richtung Kassiererin, die die schwarzweiß gestreiften EAN-Codes mit dem dafür vorgesehenen Gerät einliest, schließlich eine Taste drückt und dem Ehepaar den zu zahlenden Betrag nennt. Während die Frau die Waren nun vom Kassentisch in den Wagen umlädt, zückt ihr Mann seinen Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche, zahlt zu meinem Erstaunen mit Scheckkarte, hält der Kassiererin dabei wie automatisiert seine Kundentreuekarte hin, die diese ebenso automatisiert durch einen Schlitz zieht, die Karten lächelnd zurückreicht, den beiden noch einen schönen Tag wünscht und ihnen kurz hinterherblickt, wie sie durch die elektrischen Schiebetüren nach draußen verschwinden, ihr Lächeln dabei genauso gekünstelt, wie das des Kükens auf der Schutzfolie meines Hühnchenfleischs, das ich gerade, an die junge Frau von vorhin denkend, in einem Schwung aufs Band geschmissen habe. Ich zahle in bar, mit diesen verdammten Scheckkarten habe ich mich einfach noch nicht anfreunden können, wenn die Kassiererin mir dafür auch einen bösen Blick zuwirft, obgleich es nicht meine Schuld ist, dass die Produkte hier keine glatten Eurobeträge zum Preis haben und die Kassiererin daher für das Wechselgeld nun extra eine Rolle mit Eincentstücken aufreißen und in die Kassenschublade einsortieren muss. Als ich dann auch noch ihre Frage nach der Kundenkarte verneine, sage, dass ich sowas nicht brauche, bisher bestens ohne klargekommen bin, habe ich mir ihr antrainiertes Kükenlächeln zum Abschied endgültig verspielt, ohne dass sie mir noch einen schönen Abend hinterherwünscht schiebe ich meinen Einkaufswagen weiter zum Ausgang, durch die elektrische Türe hindurch, bis zu meinem auf dem Parkplatz wartenden Auto. Beim Aufklappen des Kofferraumdeckels entdecke ich ein Flugblatt, dass mir wohl wer an den Heckscheibenwischer geklemmt haben muss, während ich im Laden war und eingekauft habe. Erst denke ich, es sei ein Werbezettel des Supermarkts, der mir die Sonderangebote der nächsten Woche vorstellen soll, lese dann aber die Überschrift Massentierhaltung und – schlachtung und überfliege grob den Inhalt.

Auf engsten Raum zusammengepfercht leben, nein, vegetieren, sie vor sich hin, massenweise, schätzungsweise zehntausend an der Zahl, essen hier, schlafen hier, verrichten hier ihre Notdurft; berechnet man die Fläche, die jeder zum freien Bewegen verfügt nach der Formel: „Gesamte Bodenfläche geteilt durch ihre Anzahl“, bleibt nicht einmal ein ganzer Quadratmeter über, aber sie kennen es nicht anders, gleich nach ihrer Geburt wurden sie hierher transportiert, kein Sonnenschein hat sich je in ihren Augen gespiegelt, nie haben ihre Lungen frische und freie Luft zu atmen bekommen, nie.

Sicher irgendwelche Ökospinner denke ich bei mir, zerknülle das Papier und werfe es in den Einkaufswagen, den ich nach dem Umladen seines Inhalts in den großen Korb, der in meinem Kofferraum steht, wieder zurückstelle, bevor ich das Pfand dann flüchtig in die Jackentasche stecke, mich in meinen Wagen setze und nach Hause fahre. In meinem Briefkasten finde ich wieder so ein Flugblatt, das gleiche, das an meiner Heckscheibe klemmte. Ich schmeiße es achtlos auf den Einkaufskorb, den ich gerade in meine Wohnung trage. Nachdem ich meine Einkäufe verstaut, das Hühnchenfleisch in den Kühlschrank gestellt habe, setze ich mich an den Küchentisch und greife doch nochmal zum Flugblatt, wo ich aufgehört habe lese ich jetzt weiter.

Große Neonröhren prangen an der Decke des Raumes, die tagtäglich zur gleichen Zeit am Morgen erleuchten, am Abend erlöschen, damit ihnen ein möglichst natürliches Leben vorgegaukelt wird; das Fressen, welches man ihnen vorsetzt, gentechnisch verändert und pauschal präventiv mit Arznei versetzt, aber das ist heutzutage nichts Besonderes mehr, sie sollen wachsen, Fett ansetzen, ob gesund oder nicht spielt keine Rolle, nicht woanders, noch weniger hier. Fresst ihr armen Kreaturen, fresst!, die Stimme des Aufsehers hallt durch seine Kammer, von der aus er das gesamte Geschehen auf seinen Monitoren überwachen kann, sein Ton so makaber wie der der alten Hexe aus Hänsel und Gretel, mit dem Unterschied, dass seine armen Kreaturen ihren natürlichen Fressinstinkten folgen, geistig überhaupt nicht in der Lage sind, ihrer widerwärtigen Mästung durch Tricksereien vorzubeugen und vielleicht auch deswegen von ihm als arm tituliert werden.

Der Aufseher hat vor sich auf seinem Pult einen roten Knopf, den er dann drückt, wenn er glaubt, dass sie gewichtig genug seien, dass man sie durch die Türe schicken kann. Wenn sich die Türe dann öffnet, drängen alle durch sie hindurch, wieder ganz instinktiv, vermutlich um aus dem Raum zu flüchten, weil sie hinter der Türe die Freiheit, ein besseres Leben erwarten. Einer nach dem anderen plumpsen sie dann auf das Fließband, aufeinandergestapelt liegen sie da, ahnungslos, was mit ihnen geschieht, bis ihre Füße von Angestellten mit weißen Schutzhandschuhen an Haken befestigt werden, die Köpfe nach unten baumelnd, ihr Jammern ohrenbetäubend.

Es war der letzte menschliche Eingriff in diese Prozedur, anschließend läuft alles vollautomatisiert ab, die Kreaturen werden kurz betäubt, unmittelbar danach wird ihnen der Kopf abgetrennt, der Rest von Maschinen zersägt und als verzehrbare Häppchen verpackt mit Lastwagen abtransportiert, die gleichen Lastwagen, die sie damals gebracht haben.

In dem Moment, als ich es dem Altpapier zufügen wollte, klingelt es an der Türe, zwei meiner Freunde, die mich besuchen wollten. Ich bitte sie in der Küche Platz zu nehmen, das Flugblatt, das dort noch auf dem Tisch liegt, erregt sofort ihre Aufmerksamkeit und bestimmt das folgende Gespräch, beide hätten auch so eines eingeworfen bekommen, seien entsetzt über diese abscheulichen Ausmaße der Massenproduktion von Fleisch, hätten sich das niemals so derbe bildhaft vorstellen können, argumentierten unter anderem, dass es dabei auch um die Gesundheit des Menschen gehe, der das medikamentenverseuchte Schlachtvieh ja aufgetischt bekomme, letzten Endes die Fließbandmaschinerie nichts als pervers sei und mit einer Verantwortung des Menschen gegenüber seiner Umwelt rein gar nichts mehr zu tun habe. Voll mit abgrundtiefem Schamgefühl wegen des toten Hühnerkadavers in meinem Kühlschrank gebe ich meinen Freunden nun vollkommen Recht und höre ihnen weiter zu, wie sie endlich Vernunft und damit ein sofortiges Stopp dieser Todesfließbänder fordern. Der Fortschritt der Menschheit sei der Rückschritt der Menschlichkeit, klagen sie lautstark an.

Dabei frage ich mich ernsthaft, ob so ein Moratorium tatsächlich die richtige Lösung wäre, in meinen Augen müssen die Maschinen weiterlaufen, weitertöten: Nur sollte man an Stelle von unschuldigen Tieren beginnen, Menschen auf die Bänder zu laden, Menschen, die dann vollautomatisch zersägt werden und deren Fleisch anschließend vakuumverschweißt zum Schnäppchenpreis im so genannten Discounter verhökert wird.

Versichert mir wer, dass kein einziger mehr übrig sein wird, bin ich zu gerne bereit freiwillig zuerst auf das todschwarze Förderband zu springen, freue ich mich sogar schon auf das Surren der Elektrosäge, die meinen Kopf mit einem kleinen Schnittchen in einen widerlich stinkenden Abfallbehälter plumsen lässt.

Erste Version:
(Im Prinzip besteht diese nur aus dem Inhalt des Flugblatts und dem Schlussappell, aber ich lasse sie hier dennoch drinnen, weil ich schon so viele Kommentare zu dieser bekommen habe. Ich hoffe, dass das so in Ordnung geht, @Moderatoren?)

Auf engsten Raum zusammengepfercht leben, nein, vegetieren, sie vor sich hin, massenweise, schätzungsweise zehntausend an der Zahl, essen hier, schlafen hier, verrichten hier ihre Notdurft; berechnet man die Fläche, die jeder zum freien Bewegen verfügt nach der Formel: „Gesamte Bodenfläche geteilt durch ihre Anzahl“, bleibt nicht einmal ein ganzer Quadratmeter über, aber sie kennen es nicht anders, gleich nach ihrer Geburt wurden sie hierher transportiert, kein Sonnenschein hat sich je in ihren Augen gespiegelt, nie haben ihre Lungen frische und freie Luft zu atmen bekommen, nie.

Große Neonröhren prangen an der Decke des Raumes, die tagtäglich zur gleichen Zeit am Morgen erleuchten, am Abend erlöschen, damit ihnen ein möglichst natürliches Leben vorgegaukelt wird; das Fressen, welches man ihnen vorsetzt, gentechnisch verändert, aber das ist heutzutage nichts Besonderes mehr, sie sollen wachsen, Fett ansetzen, gesund oder nicht spielt keine Rolle, nicht woanders, noch weniger hier. Fresst ihr armen Kreaturen, fresst!, die Stimme des Aufsehers hallt durch seine Kammer, von der aus er das gesamte Geschehen auf seinen Monitoren überwachen kann, sein Ton so makaber wie der der alten Hexe aus Hänsel und Gretel, mit dem Unterschied, dass seine armen Kreaturen ihren natürlichen Fressinstinkten folgen, geistig überhaupt nicht in der Lage sind, ihrer widerwärtigen Mästung durch Tricksereien vorzubeugen und vielleicht auch deswegen von ihm als arm tituliert werden.

Der Aufseher hat vor sich auf seinem Pult einen roten Knopf, den er dann drückt, wenn er glaubt, dass sie gewichtig genug seien, dass man sie durch die Türe schicken kann. Wenn sich die Türe dann öffnet, drängen alle durch sie hindurch, wieder ganz instinktiv, vermutlich um aus dem Raum zu flüchten, weil sie hinter der Türe die Freiheit, ein besseres Leben erwarten. Einer nach dem anderen plumpsen sie dann auf das Fließband, aufeinandergestapelt liegen sie da, ahnungslos, was mit ihnen geschieht, bis ihre Füße von Angestellten mit weißen Schutzhandschuhen an Haken befestigt werden, die Köpfe nach unten baumelnd, ihr Jammern ohrenbetäubend.

Es war der letzte menschliche Eingriff in diese Prozedur, anschließend läuft alles vollautomatisiert ab, die Kreaturen werden kurz betäubt, unmittelbar danach wird ihnen der Kopf abgetrennt, der Rest von Maschinen zersägt und als verzehrbare Häppchen verpackt mit Lastwagen abtransportiert, die gleichen Lastwagen, die sie damals gebracht haben.

Die Einkaufsliste in meiner Hand stehe ich nun vor dem Tiefkühlregal, das Fleisch lacht mich an, zumindest bilde ich es mir ein, die Werbung, ein lachendes Küken, wer bekommt da keinen Hunger auf Hühnchenfleisch? Ich greife zu, lege eine der gaumengerechten Packungen in meinen Einkaufswagen, fahre fort, den sicheren Gedanken innehaltend, am Abend ein glückliches Hühnchen zu verspeisen, das lachende Küken aus dem Supermarktprospekt, es war doch auch glücklich.

Linke Journalisten werden irgendwann schreiben und von der Gesellschaft als lästige Ökos Abgestempelte sich irgendwann versammeln, demonstrieren, vielleicht sogar politische Forderungen stellen, dass sie so etwas nicht essen möchten, dass der Mensch doch eine Verantwortung gegenüber der Erde und deren Lebewesen besitzt, solche Todesfließbänder nichts als pervers seien und unbedingt gestoppt werden müssen.

Dabei wäre ein Stopp der falsche Weg: Weiterlaufen, weitertöten müssen sie, nur sollte man an Stelle von unschuldigen Tieren beginnen, Menschen auf die Bänder zu laden, Menschen, die dann vollautomatisch zersägt werden und deren Fleisch anschließend vakuumverschweißt zum Schnäppchenpreis im so genannten Discounter verhökert wird. Versichert mir wer, dass kein einziger mehr übrig sein wird, bin ich zu gerne bereit freiwillig zuerst aufs Band zu springen, freue ich mich sogar schon auf das Surren der Elektrosäge, die meinen Kopf mit einem kleinen Schnittchen in einen widerlich stinkenden Abfallbehälter plumsen lässt.

 
Zuletzt bearbeitet:

So, hier mal ein kleines Statement zur Massentierhaltung bzw. -schlachtung.

Angeregt zu dieser Geschichte wurde ich durch einen Film, We feed the world, wenn der Titel wem etwas sagt, den ich am Wochenende im Kino gesehen habe - Wer glaubt, dass ich hier übertreibe, sollte ihn sich unbedingt ansehen.

 

Hallo Sebastian Krebs,

So, hier mal ein kleines Statement zur Massentierhaltung bzw. -schlachtung.
Ja, es liest sich tatsächlich wie ein Kommentar, aber nicht wie eine KG. Kein Prot, keine Handlung. Somit müsste dein Text eigentlich geschlossen werden.

Ciao

Onkel MiK

 

Hallo Onkel Mik,

das stimmt nicht, es ist kein Kommentar, es ist eine Geschichte, wenn die eigentliche Handlung vielleicht etwas knapp gehalten ist:

"Die Einkaufsliste in meiner Hand stehe ich nun vor dem Tiefkühlregal, das Fleisch lacht mich an, zumindest bilde ich es mir ein, die Werbung, ein lachendes Küken, wer bekommt da keinen Hunger auf Hühnchenfleisch? Ich greife zu, lege eine der gaumengerechten Packungen in meinen Einkaufswagen, fahre fort, den sicheren Gedanken innehaltend, am Abend ein glückliches Hühnchen zu verspeisen, das lachende Küken aus dem Supermarktprospekt, es war doch auch glücklich."

In diesem Absatz ist doch ganz deutlich eine Handlung, sowie ein Prot. erkennbar, etwa nicht?

Auch das ganze außenrum ist nicht als Kommentar geschrieben, ich glaube nicht, dass ein Satz wie dieser in einem Kommentar Verwendung finden würde: "Fresst ihr armen Kreaturen, fresst!, die Stimme des Aufsehers hallt durch seine Kammer, von der aus er das gesamte Geschehen auf seinen Monitoren überwachen kann, sein Ton so makaber wie der der alten Hexe aus Hänsel und Gretel, mit dem Unterschied, dass seine armen Kreaturen ihren natürlichen Fressinstinkten folgen, geistig überhaupt nicht in der Lage sind, ihrer widerwärtigen Mästung durch Tricksereien vorzubeugen und vielleicht auch deswegen von ihm als arm tituliert werden.".

Ich verstehe deinen Einwand ja, habe sogar mit so einem Einwand gerechnet, aber ich habe bewusst auf einen Handlungskern geachtet, ein Ich-Erzähler, der im Supermarkt steht, die Auswahl hat und einfach gedankenverloren einkauft, von der Werbung quasi hinters Licht geführt wurde. Aber vielleicht sollte ich diesen Handlungskern noch etwas ausbauen.

Schöne Grüße,
Sebastian

 

Hi Sebastian,

man merkt deinen etwas missionarischen Anspruch recht deutlich. So ist es im gewissen Sinne ein Stück Agitationsliteratur.
Was den Aufbau betrifft, könntest du es vielleicht geschichtiger machen, wenn du mit dem Protagonisten im Supermarkt anfängst, der sich das frische Paket Fleisch in den Einkaufswagen steckt. Es gibt da ja Analogien zu dem Fließband, etwa die dichte Drängung der Pakete in den Supermarktregalen oder auch das Laufband an der Kasse. Über die könntest du zum Schlachtbetrieb kommen.
Den Absatz über "linke Journalisten" könntest du dann vielleicht sogar ganz streichen. Diesen Begriff würde ich ganz streichen, weil er für mich eine negative Konnotation schafft. als ob du schreiben wolltest, "ein paar Spinner".
Die misanthropische Auflösung ist natürlich Geschmackssache, aber in einer Geschichte sollte sie als Diskussionsextrem ruhig so stehen dürfen. Allerdings wäre es auch hier mehr eine Geschichte, wenn du diesen Schritt nicht nur in der Vorstellung des Protagonisten entstehen, sondern ihn zur Tat schreiten lassen würdest. Er könnte sich ein paar Gleichgesinnte suchen und in einem dieser Schlachtbetriebe ruhig mit den Angestellten anfangen.
Ist zwar brutal, aber es geht hier doch um Geschichten.
Und in der Form könntest du einen Plot mit dramaturgischem Bogen bauen ohne über den Agitationsweg dein Anliegen vorzutragen. Es wäre weniger direkte Wertung drin und es würde trotzdem jeder begreifen.
Zwar wäre die Geschichte dann ungleich länger, aber sie läse sich auch sehr viel spannender.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Sebastian,

das Thema deiner Kg finde ich total wichtig und gut. Auch dein sarkatischer Ton passt bestens zum INhalt.
Alles in allem muss ich meinen Vorsprechern aber recht geben. Irgendwie ist die Kg etwas handlungsarm :shy: .
Das ist echt schade, weil darunter etwas die Spannung leidet. So liest es sich etwas wie ein Informationsblatt jener lästigen Ökos...

Eine Überarbeitung würde sich mMn wirklich lohnen, da die Intention eine äußerst gelungene ist... ;)

alles weitere in meiner PN

grüßlichst
weltenläufer

 

Dank eurer Kommentare, auch der vielen kreativen Anregungen (insbesondere der von sim!) habe ich die Geschichte überarbeitet, ich hoffe, dass sie jetzt spannender zu lesen ist und nicht mehr so handlungsarm wirkt.

Vielen lieben Dank an euch alle, ich hoffe, dass ihr auch die überarbeitete Version zu schätzen wisst, durch die ich noch einmal unterstreichen wollte, dass solche Flugblätter doch tatsächlich eine Wirkung haben, vielleicht nicht eines, aber mehrere, wenn dann auch die Freunde einen überzeugen usw., das man es mit der Aufklärung über das Thema zu etwas bringen kann...

Viele liebe Grüße,

Sebastian

 

Hi Sebastian,

ja, schon viel besser. Wenn du jetzt den Kumpels auch noch einen Charakter gönnen würdest und nicht ganz so narrativ erzählen würdest, wäre es noch cooler. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Danke sim. :)

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe irgendwie manchmal den Hang dazu, am Ende etwas zu schlampen bzw. schnell fertig werden zu wollen, was mir dann immer erst auffällt, wenn mich wer dadrauf hinweist, so wie du es eben gemacht hast ;)

Aber eine zweite Überarbeitung schadet ja auch nicht, aber die mache ich heute nicht mehr bzw. will erstmal abwarten, was die anderen noch dazu sagen.

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hi,

mir gefällt deine Kg jetzt auch schon viel besser. :)
Solltest aber vielleicht wirklich sims Vorschlag umsetzen und nicht die ganze Zeit über so narrativ bleibeb. Das chadet der Spannung etwas.

Ansonsten viele deteilgenaue Beobachtungen, Schlangestehen, Scheckkarte und Co - führst das gut vor Augen.

Meine Lieblingsidee:

auf das todschwarze Fließband lädt
hebt genau das in den Vordergrund, um das es hier geht, klasse!

Was mir allerdings teilweise etwas zu wild herkommt, sind deine super-langen Sätze. Damit kommt zwar das Fließband bildlich rüber, aber ist in meinen Augen teilweise etwas aufgesetzt. Naja, Geschmackssache...

Ansonsten: Gelungene Änderung

grüßlichst
weltenläufer

 

Die Schnitzel scheinen vom selben Lieferanten zu kommen wie meine Hühnchenschnekel,
Hühnchenschenkel

Hallo Sebastian,

du hast nicht zufällig in letzter Zeit etwas spätromantisches wie "Michael Kohlhaas" von Kleist gelesen?

Sicher irgendwelche Ökospinner denke ich bei mir, zerknülle das Papier und werfe es in den Einkaufswagen, den ich nach dem Umladen seines Inhalts in den großen Korb, der in meinem Kofferraum steht, wieder zurückstelle, bevor ich das Pfand dann flüchtig in die Jackentasche stecke, mich in meinen Wagen setze und nach Hause fahre.
Eine wahnsinnig interessante Satzkonstruktion, die du an der einen oder anderen Stelle zusammenbaust. Insgesamt wirkt deine Geschichte jetzt eher wie eine Erzählung.
Allerdings kann auch ich jetzt eine Handlung erkennen, die durch wörtliche Rede oder Gedanken noch aufgelockert werden könnte.
Was mir sehr gut gefällt, sind die anschaulichen Schilderung im gesamten Supermarktteil.
Insgesamt gefällt mir diese Version schon besser als die erste.

Ciao

MiK

 

Hallo,

ich habe beide Versionen gelesen und sogar gestern Nachmittag den Film gesehen :) Deine Empfehlung dazu kann ich jedenfalls nur unterstreichen (und betonen, dass er sich sehr positiv von der Michael-Moore-Polemik abhebt).

Zu deiner kg:
Die Überarbeitung gefällt mir sehr viel besser als das Original. Mit den langen Sätzen kann ich mich generell auch anfreunden; kann man aber an solchen Stellen wie z.B. dieser:

Hühnchenschenkel, heute besonders günstig, lecker und frisch an unserer Fleischtheke, noch hatte ich keine Idee, was ich mir denn am Abend kochen könnte, bin daher einkaufen gefahren

überhaupt noch ein Komma machen oder ist ein Semikolon nicht sogar notwendig? Ich hätte instinktiv eins gesetzt, aber das heißt ja nichts...


Zur Diskussion der Freunde:

[sie] seien entsetzt über diese abscheulichen Ausmaße der Massenproduktion von Fleisch, hätten sich das niemals so derbe bildhaft vorstellen können
Wirklich? Ich wiederum kann mir das nicht vorstellen: Klar, nicht jeder ist genaustens informiert, wie exakt das Ganze abläuft, aber dass die Tiere kaum Lebensraum haben, nur eine kurze Lebensspanne, grausam behandelt werden etc. weiß doch heutzutage jeder?
Und genau das ist für mich ein wenig das Manko der Geschichte: Man liest, ist vll darüber empört (oder inzwischen sogar schon nicht mehr so sehr, weil man es schon zig mal gelesen/gesehen/gehört hat) - und dann? Deine Prots sind wütend, aber ich gehe jede Wette ein, dass sie den Hühnerkadaver dann doch essen werden und dass das Thema in spätestens drei Tagen völlig vergessen ist. Der Leser wird wahrscheinlich genauso verfahren.
Deshalb vermisse ich auch irgenwelche Konzequen, ein Rat, ein Aufruf, wasweißich.

Vll wäre es interessant, wenn einer der Freunde eine Gegenmeinung vertritt; mit Argumenten wie "Ihr seid ja aber bestimmt doch nicht bereit, mehr zu zahlen" oder "Was beschwert ihr euch? Euer Kaufverhalten und eure Ignoranz haben doch dafür gesorgt, dass es zu dieser Situation gekommen ist". Dann würde der Leser (der ja im Normalfall auch die Meinung vertritt, die Massentierhaltung ist sch...), sich mit eben jenen Argumenten auseinander setzen müssen und auch nach der Geschichte noch dran bleiben, überlegen, ob es dann nicht nur konsequent und folgerichtig sei, etwas zu tun - und dann am Ende vll tatsächlich noch etwas tun.


Aber nicht, dass es falsch rüberkommt: Insgesamt eine recht gute Geschichte mit wichtigem Thema :)

Viele Grüße,
Leseratte

 
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Hey Sebastian,

mir hat die Geschichte leider nicht gefallen. Auf der einen Seite finde ich sie sprachlich vollkommen übezogen und dadurch unglaubwürdig(aber vielleicht ging es dir ja gar nicht darum). Ein Pamphlet eben. Satirische Wirkung, hinter der die Fakten zurückbleiben. Dein Prot berichtet, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen, obwohl seine gesellschaftliche Anpassung offensichtlich ist. Er liest ein Flugblatt und plötzlich geht ihm ein Licht auf??

Du schreibst zu Beginn perspektivisch so, als hätte der Prot das Flugblatt bereits gelesen und könne messialisch urteilen über den Tier-Holocaust. Das ist ein wenig irritierend. Weiterhin erläuterst du, die Tiere hätten kaum einen Quadratmeter Platz. Da du vorher v.a. über Hühner redest, ist das hier ebenfalls irritierend (es geht ja um Schweine).

Ich vermute mal, dass es dir tatsächlich nur um die Haltung geht. Trifft das zu, dann muss ich sagen, dass ich das vollkommen verlogen finde. Diese Perspektive wird nie in mein Hirn gehen. Massentierhaltung nein, Fleisch essen ja. Übertragen wie folgt: Wären die Menschen vor der Vergasung in den KZs/VLs gut behandelt worden, hätte man das den Deutschen ja eigentlich nicht ankreiden können. Ein Irrsinn.
Ich deute das mal so, auf die Gefahr hin, hier einigen Leuten unrecht zu tun: Jede Überzeugung hat ihre Grenzen.

Grüße, nils

ps: sims Idee mit der Tötung der Angestellten einer Fabrik könnte sicherlich eine spannende Geschichte abgeben. Für die Glaubwürdigkeit wäre allerdings eine konsequente Charakterkonstruktion vonnöten.

 
Zuletzt bearbeitet:

So, da ich jetzt gleich vier (nicht gerade unausführliche) Kritiken bekommen habe, möchte ich zu allen meinen Kommentar abgeben, schön der Reihe nach....

@weltenläufer:

Freut mich, dass dir die Geschichte jetzt viel besser gefällt (das gilt natürlich für alle, die beide Versionen gelesen haben genauso)

Solltest aber vielleicht wirklich sims Vorschlag umsetzen und nicht die ganze Zeit über so narrativ bleiben. Das schadet der Spannung etwas.
Teilweise stimmt das schon, teilweise liest sich hier mein Erzählen (zu narrativ = zu erzählerisch?) ziemlich reich an Details, die aber, finde ich, nicht so überflüssig sind, wie sie vielleicht auf den ersten Blick scheinen; das von dir schon Gelobte mit der Scheckkarte usw. zum Beispiel.

Meine Lieblingsidee:
[...]
hebt genau das in den Vordergrund, um das es hier geht, klasse!
Dankeschön :)

Was mir allerdings teilweise etwas zu wild herkommt, sind deine super-langen Sätze. Damit kommt zwar das Fließband bildlich rüber, aber ist in meinen Augen teilweise etwas aufgesetzt.
Jaja, meine leidliche Schwäche für Fließbandsätze (dass das Fließband so rüber kommt, ist mir noch gar nicht aufgefallen... *g*), ich finde sie halt einfach toll, aber das ist, wie du schon erwähnt hast, Geschmackssache und ich kenne sogar schon Leute, die meine Sachen nur meiner langen Sätze wegen, lesen

@MiK:

Hühnchenschenkel
Danke.
du hast nicht zufällig in letzter Zeit etwas spätromantisches wie "Michael Kohlhaas" von Kleist gelesen?
Nein, leider nicht. Warum fragst du?

Eine wahnsinnig interessante Satzkonstruktion, die du an der einen oder anderen Stelle zusammenbaust. Insgesamt wirkt deine Geschichte jetzt eher wie eine Erzählung. Allerdings kann auch ich jetzt eine Handlung erkennen, die durch wörtliche Rede oder Gedanken noch aufgelockert werden könnte.
Wörtliche Rede mag ich persönlich irgendwie nicht so gerne, ich lasse meine Prots lieber indirekt zu Wort kommen. Aber das ist auch Geschmackssache, finde ich. Und das mit der Satzkonstruktionen habe ich in diesem Beitrag ein Stück weiter oben schon kommentiert ;)

Was mir sehr gut gefällt, sind die anschaulichen Schilderung im gesamten Supermarktteil.
Insgesamt gefällt mir diese Version schon besser als die erste.
Auch hierfür ein großes Dankeschön!


@Leseratte:
Dass du den Film gesehen hast, freut mich natürlich besonders, dann kannst du meine Schilderungen vielleicht noch besser nachempfinden, zumindest ist es dir nach dem Film sicher ähnlich ergangen wie mir und weißt, warum genau ich diese Geschichte geschrieben habe.

Mit den langen Sätzen kann ich mich generell auch anfreunden;
Ohne geschlechtsspezifische Unterscheidungen zu treffen, muss ich schon sagen, dass es hauptsächlich weibliche Geschöpfe sind, die mit meinem Satzbau harmonieren, während männliche diesbezüglich eher ablehnend sind; ist mir aber nur mal so aufgefallen, vielleicht täusche ich mich auch, gehört eigentlich auch nicht hierher ;)

kann man aber an solchen Stellen [...] überhaupt noch ein Komma machen oder ist ein Semikolon nicht sogar notwendig? Ich hätte instinktiv eins gesetzt, aber das heißt ja nichts...
Ich glaube nicht, dass es für solche Fälle überhaupt eine grammatikalische Regelung gibt (wenn ich mich irre, korrigiert mich bitte!), was vielleicht etwas störend auf den ersten Blick wirkt, dass ich die Anführungszeichen rund um den Werbespruch herum ausgelassen habe. Also ich weiß es nicht sicher mit dem Semikolon, ich setze die Dinger immer nur wenn ich eine besonders strikte Trennung in einem Satz haben möchte oder wenn es aus Übersichtsgründen gar nicht mehr anders geht, in letzteren Fällen erdreiste ich mich manchmal sogar zu einem Punkt. ;)

Wirklich? Ich wiederum kann mir das nicht vorstellen: Klar, nicht jeder ist genaustens informiert, wie exakt das Ganze abläuft, aber dass die Tiere kaum Lebensraum haben, nur eine kurze Lebensspanne, grausam behandelt werden etc. weiß doch heutzutage jeder?
Ein guter und wichtiger Aspekt, merci. Es stellt sich zwar die Frage, ob zwischen Wissen und Vorstellen nicht noch ein Unterschied besteht, dennoch muss ich dir Recht geben, dass die Stelle nicht so gut gelungen ist, bei den Freunden habe ich wohl wirklich etwas geschlampert, weswegen ich dir besonders für die Anregung dankbar bin, das Ganze in eine Art Diskussion ausarten zu lassen, die auch Aspekte wie den teureren Preis für z.B. Bio-Fleisch berücksichtigt.
Deshalb vermisse ich auch irgenwelche Konzequen, ein Rat, ein Aufruf, wasweißich.
Hmm, ich finde, darüber kann man streiten, ob es wirklich nötig ist, einen Aufruf oder sowas in die Geschichte einzubringen. Ich persönlich habe es z.B. auch nicht gerne, wenn ich ein Buch lese, indem der Autor mir seine Meinung so derbe aufdrückt, dass er sogar schreibt, wie ich mich verhalten soll, da ich finde, dass ich selbst in der Lage bin, die Sache zu bewerten und mich dementsprechend auch zu verhalten. Aber vielleicht in einem Nebensatz (davon gibt es ja zu genüge :D) zu erwähnen, dass man solche Läden boykottieren sollte, ist vielleicht trotzdem eine Idee, vielleicht eine Art Kompromiss.

Deine Prots sind wütend, aber ich gehe jede Wette ein, dass sie den Hühnerkadaver dann doch essen werden und dass das Thema in spätestens drei Tagen völlig vergessen ist. Der Leser wird wahrscheinlich genauso verfahren.
Ich weiß nicht, ob es dir (oder sonst wem) aufgefallen ist, das ist nämlich auch etwas, dass ich noch etwas herausstellen sollte (vielleicht lasse ich es auch etwas versteckt, bin mir da noch unschlüssig): der Ich-Erzähler schämt sich nämlich zwar für den Kadaver im Kühlschrank, verschweigt das aber schön im Gespräch, klinkt sich erst später so richtig ein, als er dazu aufruft, Menschen auf die Fließbänder zu schicken.

Aber nicht, dass es falsch rüberkommt: Insgesamt eine recht gute Geschichte mit wichtigem Thema
Nochmals danke fürs Lesen, für dein Lob, deine Kritik und deine vielen Anregungen. Immer schön Gemüse essen ;)


@nils:

Schade, dass dir die Geschichte nicht gefallen hat.

Ich gehe einfach mal auf deine einzelnen Kritikpunkte ein, die sicher berechtigt sind, über die ich mich auch freue, wenn sie mir jemand nennt.

Auf der einen Seite finde ich sie sprachlich vollkommen übezogen und dadurch unglaubwürdig
Was genau verstehst du denn unter „sprachlich überzogen“?
Meinst du die Sätze? Ein altes Laster meinerseits, das ich mich immer wieder mal verteidigen muss, dem ich aber trotzdem treu bleibe. ;)
Dass die Geschichte dadurch aber unglaubwürdig wirkt, finde ich persönlich nicht.

Satirische Wirkung, hinter der die Fakten zurückbleiben.
Naja, es ist ja eine Geschichte, keine Reportage oder ähnliches, weswegen ich, finde ich, reichlich Fakten liefere, dass Tiere massenhaft von Maschinen zersägt werden, was ich eigentlich ziemlich ausführlichst erzählt habe, ist meiner Ansicht nach schon Fakt genug.

Dein Prot berichtet, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen, obwohl seine gesellschaftliche Anpassung offensichtlich ist.
Genau das macht die Geschichte doch realistisch. Erzählen wir nicht alle gerne, als wären wir Jesus, Gott, wer auch immer, obwohl wir, wie du es nennt, „gesellschaftlich angepasst“ sind?
Er liest ein Flugblatt und plötzlich geht ihm ein Licht auf??
Genau das unterstreicht auch wieder den unsicheren, teilweise widersprüchlichen Charakter des Prots, er kritisiert im Supermarkt doch auch den Fortschritt (z.B. das Bezahlen mit der Scheckkarte etc.), ist also, was diese Dinge angeht, eher konservativ eingestellt, kauft dennoch dann „Industriefleisch“.Es unterstreicht auch, dass Flugblätter etc. etwas bewirken können. Außerdem geht ihm das Licht nicht gleich nach Lesen des Flugblatts auf, sondern erst nach Diskussion mit seinen Freunden. Das Flugblatt selbst zerknüllt er ja zum ersten Mal, auch beim zweiten Mal hätte er es fast weggeworfen.

Du schreibst zu Beginn perspektivisch so, als hätte der Prot das Flugblatt bereits gelesen und könne messialisch urteilen über den Tier-Holocaust.
Wenn er darüber hätte urteilen können, hätte er das Hühnchen nicht gekauft. Natürlich schreibe ich teils kritisch, wenn ich z.B. vom „geübten Schwung“ schreibe, mit dem man das Fleisch in den Einkaufswagen schmeißt. Aber das sind eher reine Beobachtungen des Protagonisten, die eher hintergründig kritisch scheinen sollen, sie sind ja auch anfangs ohne jede Wertung.

Das ist ein wenig irritierend. Weiterhin erläuterst du, die Tiere hätten kaum einen Quadratmeter Platz. Da du vorher v.a. über Hühner redest, ist das hier ebenfalls irritierend (es geht ja um Schweine).
Da hast du wohl was falsch verstanden, in dem Flugblatt an sich wird nämlich kein Tier explizit erwähnt, steht so nicht im Text, dass es sich da um Schweine handeln soll, es soll sich nämlich eigentlich um Hühner handeln, aber spielt eigentlich keine Rolle, ich glaube nicht, dass die Schweineindustrie (welch gekonntes Wortspiel, hihi) ihre Tiere irgendwie anders behandelt.

So viel zu deiner Kritik zu meiner Geschichte, trotzdem danke fürs Lesen und Kommentieren, wenn sie dir auch nicht gefallen hat. Bitte fasse meinen jetzigen Beitrag nicht so auf, als müsste ich mich unter allen Umständen selbst verteidigen, ich wollte nur meine Position dazu erläutern, dass der Inhalt natürlich auch unterschiedliche Attitüden zum Vorschein kommen lässt, steht sicher außer Frage.

Aber weil du es so explizit angesprochen hast, möchte ich dazu noch ein paar Worte verlieren:

Ich vermute mal, dass es dir tatsächlich nur um die Haltung geht.
Ja, das trifft zu.

Ich möchte das aber nicht in eine Diskussion darüber ausarten lassen, wenn du möchtest, können wir das gerne via ICQ oder so debattieren, möchte aber dazu sagen, dass ich selbst Vegetarier bin, es dennoch nur „natürlich“ finde, wenn ein Mensch Hunger auf Fleisch hat und dass in meinen Augen auch nichts dagegen spricht, wenn z.B. die Schweine oder Kühe auf der großen Weide eines Bauernhofes leben und groß werden, dort ein artgerechtes Leben führen können oder Wild aus dem Wald geschossen wurde. Aber wie gesagt, diese Debatte führen wir, wenn du möchtest, besser woanders weiter.

Massentierhaltung nein, Fleisch essen ja. Übertragen wie folgt: Wären die Menschen vor der Vergasung in den KZs/VLs gut behandelt worden, hätte man das den Deutschen ja eigentlich nicht ankreiden können. Ein Irrsinn.
Diese Argumentationskette möchte ich aber mal überlesen haben, dass dies absolut unsachlich war, ist dir, denke ich, selbst klar.

Ich möchte abschließend noch dazu sagen, dass es nicht nur um die Tiere geht, sondern bei dieser Art von Haltung auch um den Menschen, für den diese Produkte (siehe Gammelfleisch-Skandale etc.) sicher auch nicht sonderlich gesund sind. Ein Aspekt, der gerne außer Acht gelassen wird, der zwar ganz und gar nicht wichtiger als die perversen Ausmaße der Schlachtung ist, dennoch ernst genommen werden sollte, insbesondere auch von Leuten, denen die Tiere ganz egal sind, ihre eigene Gesundheit aber weniger.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke nochmal an alle für eure vielen Bemühungen rund um meine Geschichte, ich glaube schon, dass da bald noch eine zweite Überarbeitung fällig wird ;)

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo nochmal,

Deshalb vermisse ich auch irgenwelche Konzequen, ein Rat, ein Aufruf, wasweißich.
Hmm, ich finde, darüber kann man streiten, ob es wirklich nötig ist, einen Aufruf oder sowas in die Geschichte einzubringen. Ich persönlich habe es z.B. auch nicht gerne, wenn ich ein Buch lese, indem der Autor mir seine Meinung so derbe aufdrückt, dass er sogar schreibt, wie ich mich verhalten soll, da ich finde, dass ich selbst in der Lage bin, die Sache zu bewerten und mich dementsprechend auch zu verhalten. Aber vielleicht in einem Nebensatz (davon gibt es ja zu genüge ) zu erwähnen, dass man solche Läden boykottieren sollte, ist vielleicht trotzdem eine Idee, vielleicht eine Art Kompromiss.
Gut, da hast du Recht, ich hab mich nicht richtig ausgedrückt:
Einen Aufruf im Sinne von "So, jetzt habt ihr's gelesen, also verzichtet gefälligst auf Fleisch!" oder ähnliches, hatte ich nicht gemeint. Aber irgendeine Konsequenz sollte mMn schon enthalten sein - indirekt, in dem deine Prot sich z.B. darüber unterhalten, was sie tun können oder eben einer von ihnen eine Gegenmeinung vertritt und den Leser so dazu bringt, nachzudenken.
Im Moment vermittelt die Geschichte eher: "Ja, ja, echt schrecklich, aber ich kann dagegen eben leider nichts tun", weil deine Prot keine Anregungen geben, keine Konsequenzen aus ihrem Handeln ziehen.

Sry, ich hatte mich wirklich nicht klar ausgedrückt; ich hoffe, du weisst jetzt, was ich meine :shy:

Immer schön Gemüse essen ;)
Keine Angst - ich bin ja selbst Vegetarierin ;)

Viele Grüße,
Leseratte

 

Vielleicht habe ich es auch einfach falsch verstanden ;)

Ja, das in die Argumente der Leute, die dort am Tisch sitzen einzupacken ist eine gute Idee :) Danke!

Liebe Grüße,
Sebastian

 

hoi,
deine "Story" find ich ganz nett^^, ich mag diese langen Sätze.
...ach, ich wollt noch fragen wie man das Ende interpretieren soll!?

 

Dankeschön :)


Zum Ende, ja, es soll genauso verstanden werden, wie es da steht:
Wenn man die Menschheit durch solche Todesmaschinen jagen würde, ja, dann wären alle unsere Probleme gelöst..... (um es mal etwas krass auszudrücken)

Liebe Grüße,
Sebastian

 

ach, noch jemand der denkt, dass die Menschen urheber aller Probleme sind???^^

 

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