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Das Geburtstagsgeschenk
„In diesem Jahr“, rief Lichtegard euphorisch aus, „wünsche ich mir zum Geburtstag eine Acht!“ Während wir mit unruhigen Fingern noch Fragezeichen in verschiedenen Farben kneteten, erhielten wir umgehend eine Erklärung: „Eine Acht ist eine runde Sache. Außerdem dient sie allerlei anderen Gegenständen hervorragend dazu, sich darauf zu reimen: Mitternacht, Versorgungsschacht und Butterbrot mit Essiggurke und Griebenschmalz Komma hausgemacht.“ Das überzeugte und sollte auch leichter zu beschaffen sein als das Gewünschte des vergangenen Jahres: Ein mechanischer Leberfleck.
Es galt keine Zeit zu verlieren. Ich machte mich umgehend auf den Weg, schnürte mir die Schuhe, um beim Laufen die Füße nicht zu verlieren, und stürmte aus dem Haus. Im Zahlenfachgeschäft wurde ich schnell fündig. Die meisten Ziffern waren noch vorrätig, darunter auch das ersehnte Geburtstagsgeschenk.
Nach erfolgreich verlaufenem Erwerb verließ ich schnellen Schrittes das Geschäft und das Unglück nahm seinen Gang. Die Koteletten des Straßenpflasters waren schon wieder viel zu lang und ich gelangte darüber schwer ins Stolpern. Die Ereignisse und ich überschlugen uns um die Wette. Das wohlgeformte Geburtstagsgeschenk entglitt dabei meinen Händen, fiel zu Boden und zerbrach in zwei Teile. Ach, würden sie dem Boden doch endlich eine ordentliche Teflonfrisur verpassen!
Bei meiner Rückkehr versuchte Lichtegard zum Zeitvertreib gerade vor dem Haus einen Tiger aufzublasen. Gesenkten Hauptes und mit entschuldigender Miene überreichte ich das sichtlich von der Schwerkraft gezeichnete Geschenk. Die Empörung war groß. „Das ist doch keine Acht!“ raunzte es aus ihr heraus. Sie kehrte sich wieder dem Tiger zu und holte tief Luft. „So kann ich nicht leben ...“