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Das Gedankenlabyrinth

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06.12.2006
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Das Gedankenlabyrinth

Die alles erstickende Schwärze lichtete sich langsam zu einem diffusen Grau. Geräusche, die beängstigend und fremdartig klangen, drangen in überlauten Schallwellen auf sie ein. Ihre Hände ballten sich rhythmisch zu Fäusten und entspannten sich wieder. Der ganze Körper schüttelte sich konvulsiv. Vorsichtig versuchte sie sich in eine bequemere Lage zu drehen, dabei raschelte es befremdlich um sie herum. Ein Wadenkrampf erfaßte ihr rechtes Bein mit heißen Messerstichen, so daß es unkontrolliert hin und her schlenkerte. Der Schmerz war so unerträglich, daß sie einen lauten Schrei ausstieß und abrupt die Augen öffnete.
Grau. Die Zimmerdecke war grau. Langsam hievte sie sich in eine sitzende Position und sah nur einen Arm weit von sich grau. Unbewußt hob sich ihre linke Hand und tastete das Gebilde, daß sich da vor ihr auftürmte ab.
Ein Rascheln ertönte und kleine Staubwolken quollen sich in federleichten Kräuselbewegungen um ihre Hand.
Ihre Finger krümmten sich zu Krallen und kratzten versuchsweise an dem Bauwerk. Ratsch, ratsch, ratsch, ratsch. Das Ratschen und Knistern löste eine Erinnerung aus: PAPIER!
Tatsächlich! Sie saß vor einer Mauer aus Papier!
Ein heftiges Niesen erfaßte sie und wirbelte Staubwolken in dicken Schwaden durcheinander. Das Rascheln um sie herum explodierte zu einem alles durchdringenden Dröhnen, so das sie unweigerlich beide Hände schützend an die Ohren legte.
Sie versuchte erfolglos, die Tränen vor den Augen wegzublinzeln und nahm schließlich den linken Unterarm hoch, um den Kleidungsärmel zu Hilfe zu nehmen und erstarrte:
Ein langes, lappiges Etwas hatte sich wie ein Kreis um den Unterarm gelegt. Kettenartige Stränge zogen sich in geordneten Reihen vom Handgelenk hoch zu ihrer Schulter.
Das Gestrick, mit unregelmäßigen Flecken übersät, schaukelte und zuckte wie ein eigenständiges Lebewesen vor ihren Augen hin und her. Unwillkürlich stieß sie einen Schrei aus. Ein lautes Rascheln ertönte wieder, was sie seltsamer Weise sofort beruhigte. Unbewußt fuhr sie mit dem hart verkrusteten Ärmel über ihre Augen, die einen rotzfeuchten Schmierfilm darauf hinterließen.
Mühsam zog sie ihre Beine an, kam auf die Knie und erhob sich. Ein heftiges Schwindelgefühl erfaßte sie. Schwarze Flecken und Kreise tanzten in einem wahnsinnigen Tempo vor ihren Augen auf und ab. Instinktiv versuchte sie sich abzustützen. Ein tiefes Durchatmen und das Schwindelgefühl ließ ganz allmählich nach.
Sie öffnete die Augen wieder und erkannte, daß sie in einem schmalen Gang stand. Beide Arme leicht angewinkelt, konnte sie links und rechts Mauern aus Papier ertasten.
Langsam setzte sie den rechten Fuß vor, wobei sie sich über das allgegenwärtige Rascheln schon nicht mehr wunderte.
Die ersten Schritte jagten heiß stechende Schmerzen durch ihren gesamten Körper, die aber mit jedem weiteren Tritt nachließen.
Grau. Wo sie auch hinsah: Grau. Ein Schritt, rascheln. Noch ein Schritt, rascheln. Die Monotonie der Bewegung und des Geräusches lullte sie ein. Sie fühlte, wie eine rosafarbene Wattewolke sie umhüllte. Schritt, rascheln. Schritt, rascheln.
Wärme durchströmte sie weich und wohlig. Schritt, rascheln.
Schritt rascheln. Ihre Hände zu Krallen gekrümmt erzeugten den herrlichsten Beat, den sie jemals gehört hatte:
Ratsch, ratsch, ratsch,ratsch. Das krampfartige, alles verzehrende Hungergefühl entführte sie in den Olymp des Vergessens. Ratsch, ratsch, ratsch, ratsch. Die Dehydrierung ihres Körpers hatte offene Wundmale in die Ellbogengelenke geschlagen. Die Ärmel des Pullovers waren mit den Eiterkrusten zu einer unnatürlichen Symbiose verwachsen. Schritt rascheln. Ratsch, ratsch, ratsch, ratsch.
Wohlig warm lief der scharfe, ammoniakhaltige Urin an ihren Beinen hinunter und ließ sie erschauern.
Schritt, rascheln. Ratsch, ratsch, ratsch, ratsch,

(Elisabeth Rosing)

 

Hallo Elisabeth Rosing

Geräusche, die beängstigend und fremdartig klangen, drangen in überlauten Schallwellen auf sie ein.

Hm, ich weiß nicht recht, das klingt irgendwie nicht gut. Ich würde auf jeden Fall eher „mit" als „in" schreiben, aber ich denke „überlaute Schallwellen" ist ohnehin eine unglückliche Formulierung (die Schallwelle selbst kann schließlich nicht laut oder leise sein, erst die Wahrnehmung selbiger hat diese Eigenschaften.)

Ein Wadenkrampf erfaßte ihr rechtes Bein mit heißen Messerstichen, so daß es unkontrolliert hin und her schlenkerte.

Hattest du schon mal einen Wadenkrampf? Also wenn mir das passiert, dann schlenkert da gar nichts mehr, das Bein ist steif, verkrampft halt und jede Bewegung schmerzt.

Ein heftiges Niesen erfaßte sie und wirbelte Staubwolken in dicken Schwaden durcheinander.

Ungenau formuliert - nicht das Niesen erfasst jemanden (das klingt als würde man weggewirbelt :lol: ), sondern der Reiz dazu.

Ihre Hände zu Krallen gekrümmt erzeugten den herrlichsten Beat, den sie jemals gehört hatte:

ebenfalls ungenau - ihre Hände an der Wand erzeugen ja das Geräusch, ausserdem würde ich nicht „zu Krallen gekrümmt" schreiben, das hört sich an als ob ihr Pranken wachsen. Und „Beat" würde ich umschreiben, der Anglizismus passt hier einfach nicht rein.

Das krampfartige, alles verzehrende Hungergefühl entführte sie in den Olymp des Vergessens.

Du hast bisher noch nicht erwähnt das sie Hunger hat oder? In dem Fall wäre „Das" unpassend, aber ich würde eh empfehlen den Hunger schon an einer früheren Stelle zu bringen und diesen Satz dann so stehen zu lassen.


Insgesamt hat mir die Geschichte nicht so gefallen. Vor allem das Ende fand ich arg enttäuschend. Ich erwarte ja auch keine vollständige Auflösung, offene Enden mag ich eigentlich, aber irgendwas muss da noch kommen, sonst versteh ich einfach nicht was das ganze sollte.
Sprachlich ist es ganz in Ordnung, aber ich weiß nicht, irgendwas fehlt mir. Bei mir kam einfach keine Atmosphäre auf. Zum einen liegt das wohl daran, dass sich die Aspekte der Umgebung auf grau und rascheln beschränken und sich immer wiederholen. Gravierender aber ist, dass ich so gar nichts mit der Prot verbinden konnte. Die Distanz ist zu groß - es ist mir einfach wurscht, was mit ihr passiert und dadurch geht das ganze Konzept nicht auf. Hier müssten viel stärker ihre Gedanken, Erinnerungen, Eindrücke, Emotionen zum Vorschein kommen, irgendwas halt das ihr Farbe verleiht. Ansonsten kann, bei mir zumindest, kein Horror entstehen.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Elisabeth.

Ich finde es schon etwas seltsam, dass du hier täglich Geschichten postest, aber auf keinen Kommentar reagierst.

Warum sollte ich mir die Mühe machen, deine Geschichte zu beurteilen?

Gruß! Salem

 

Hallo Skalde,

in der vorliegenden Story beschreibe ich eine Messi, die sich selbst aufgegeben hat.

In Punkto Muskelkrämpfe kann ich dazu nur sagen: Mehr als genug! Inzwischen muß ich regelmäßig Muskelrelaxans einnehmen. Um solche Krämpfe einigermaßen erträglich zu machen, schüttle ich meine Glieder genau so spastisch, wie ich es in der Geschichte geschrieben habe.

Gruß:

Elisabeth

 

Hi!

Muss mich ganz unkonstruktiv Skalde anschließen. Ich will es aber ein wenig deutlicher formulieren: deine Geschichte ist stinklangweilig.

Nicht nur das Ende fand ich enttäuschend schlecht, auch der Einstieg ist nicht besonders. Man könnte zunächst an einem Albtraum denken, aber es wird ja "nur" Einstiegsatmo vermittelt. Es stören auch die ganzen sinnlosen Wiederholungen. Wiederholungen als Stilmittel einzusetzen ist an sich nichts Schlechtes, verlängert hier nur künstlich die Geschichte.

Und die Geschichte hat auch nicht so viel von Horror. Im Mittelteil gewinnt man ein bisschen einen entsprechenden Eindruck, aber keinen entscheidend spannenden.

Zum Messi, der sich aufgibt:
1) Wird nicht besonders deutlich
2) Keine gute HORROR-Vorlage, finde ich persönlich

Beste Grüße

Nothlia

 

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