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Das Halloween der Dinge

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Das Halloween der Dinge

Montag, 29. Mai 2017, 13:15 Uhr, Polizeiwache Nord

Der Dienstgruppenleiter öffnet Ben die Bürotür und beendet damit das Gepräch. »Ich habe Sie Wagen ›Zwölf-Vierzehn‹ zugeteilt. Sie werden bis auf weiteres von POM Georg Müller begleitet.« Er reicht Ben die Hand: »Willkommen an Bord.«

Auf dem Parkplatz der Wache entdeckt Ben den passenden Streifenwagen. Auf dem Weg dorthin überholen ihn zwei Uniformierte, der eine dreht sich im Gehen um, formt aus Daumen und Zeigefinger eine Pistole und ›schießt‹ auf Ben: »Lass es ruhig angehen, Killer!«, ruft er und grinst hämisch.
Ben spürt die Hitze auf Wangen und Stirn.
Am Ford S-Max lehnt der ältere Kollege, die Oberlippe ziert ein markanter, grauer Schnauzbart. Bei Bens Vorstellung, im Rahmen der Bereichsbesprechnung vor etwa einer Stunde, gehörte der Typ noch zu den unverhohlt Starrenden. Jetzt liegt eher Neugierde im Blick.
»Tach. Ich bin Georg. Alles in Ordnung? Ist dir warm?«
»Nee, passt schon. Freut mich. Ben.« Sie geben sich die Hand, steigen ein und fahren vom Parkplatz.

Im Wagen herrscht Stille. Ben schaut aus dem Fenster, und versucht unbemerkt die gelernte Atemtechnik anzuwenden. Wie nannte die Therapeutin das? Box Breathing? Es funktioniert, die inneren Wogen glätten sich langsam.
Georg lenkt den Streifenwagen vorbei an Parkanlagen und Kunstskulpturen, Bäckereien und stinknormalen Reihenhäusern, das Ganze erinnert Ben an Pankow-Süd, mit den vielen Bäumen und …
»Du kommst also aus Berlin?«, bricht Georg das Schweigen.
»Ja.« Weitere Wohnhäuser ziehen vorbei. Eine Eisdiele, ein Kioskbüdchen.
»Na, die ›Berliner Schnauze‹ biste nich’ gerade, wa’?«, äfft Georg. »Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Warum zieht so ein Jungspund wie du vom Großstadttrubel in die ostwestfälische Langeweile?«
Ben tut weiterhin so, als würde ihn die Umgebung interessieren. »Ich … musste schnell da weg. Tapetenwechsel. Das hier war die nächstbeste Stelle«, lügt er.
»Hm«, brummelt Georg und lässt es gut sein. Für etwa zwei Minuten. »Versteh ich nicht. Welcher Bulle Anfang zwanzig lässt sich aus Berlin hierher versetzen, um …«
»Hör auf, okay?«, ruft Ben, heftiger als gewollt. »Und tu nich’ so, ich habs doch gemerkt, ihr wisst alle eh’ schon Bescheid! Ich will einfach nur neu anfangen. Mir doch egal, was ihr denkt. Scheiße!« Frustriert boxt er gegen das Armaturenbrett.
Georg fährt eine Weile schweigend weiter. In jeder neuen Straße drosseln die Autos vor ihnen leicht das Tempo. Bloß nicht auffallen, mit der Polizei an den Hacken. »Du hast recht. Ich weiß, wer du bist. Ein Kollege aus Berlin konnte den Mund nicht halten. Aber weißt du, was ich denke?«, fragt Georg leise.
»Dass ich ein blutiger Anfänger bin? Kann einen Junkie mit Bierflasche nicht von einem bewaffneten Angreifer unterscheiden?«, faucht Ben. Er ist noch immer wütend. Darauf, was ihm passiert ist, aber vor allem auf sich selbst, dass er nicht mehr ruhig bleiben kann, wenn er es doch eigentlich will.
»Nein«, sagt Georg. »Ich dachte, dass die meisten Kollegen ihre Dienstwaffe bis zur Pension vielleicht ein Dutzend Mal ziehen müssen. Wenn überhaupt. Und auf einen Menschen schießen tut fast keiner. Das und alles, was danach kommt, hast du uns an Erfahrung voraus. Und was, wenn es ein Messer statt einer Flasche gewesen wäre?«
»Darauf kann ich verzichten«, murmelt Ben und dreht den Kopf zu Seite. Alles, was danach kommt. Verfahrenssitzungen. Therapiestunden. Die Blicke der Kollegen, die Blicke der eigenen Eltern. Nicht mehr im Dunkeln einschlafen können, als wäre er wieder fünf. Das Licht muss anbleiben. Denn in der Finsternis lauert SIE. Stürmt plötzlich hervor, mit erhobenem Arm, grüner Parka und fettige Haare, das Gesicht eine verzerrte Grimasse. Chaotische Panik, der Knall und dann das Splittern der Flasche, die am Boden zerschellt. Die Verwirrung in ihren Augen, als sie stirbt, während er ihre Hand hält -
»… Hobbys?«, reißt ihn Georgs Frage zurück.
»Wie bitte?«
»Was machst du in deiner Freizeit?«
»Keine Ahnung. Musik hören, Filme gucken. So’n Zeug halt.«
»Hast du am Wochenende schon was vor?«
»Weiß nicht. Wahrscheinlich Kartons auspacken. Wieso?«
»Bist eingeladen. Ich nehm dich mit. Zum Angeln. Am Südstadtteich. Da ist es herrlich.«
Ben schaut ihn an und zieht die Brauen hoch. »Du willst, dass ich mit dir Angeln gehe?«
Georg nickt lächelnd. »Das ist das Beste. Besser wie Filme gucken.«
»Als«, verbessert Ben und verpasst sich in Gedanken eine Kopfnuss.
»Hm?«
»Nix.« Er schaut Georg an, fixiert den imposanten Schnäuzer. Der Kerl hat ein bisschen was von Onkel Paul. Liegt wohl am Pornobalken.
»Also, abgemacht?«, fragt Georg.
Ben seufzt.
Georg lacht. »Wirst es mögen, das weiß ich.«
»O-kay. Dann also angeln.«
»Sehr gut. Ach so, du bezahlst das Bier!«


Sechs Monate später, 01. November 2017, 03:15 Uhr, Innenstadt

Kurz rauscht es im Funk, als die Leitstelle sich meldet: »Die Zwölf-Vierzehn für Null-Eins. Kommen.«
Auf dem Beifahrersitz greift Ben zur Konsole: »Kommen, Null-Eins.«
»Anrufer meldet Ruhestörung, weibliche Person schreit die Nachbarschaft wach. Die Adresse ist … Mühlenstraße Zehn. Gemeldet ist ein Dr. Richard Schneyder … ›Schule, Nordpol, Emil, Ypsilon, Dora, Emil, Richard‹. Kein Eintrag. Bitte überprüfen.«
»Die Zwölf-Vierzehn hört und fährt«, bestätigt Ben den Einsatzbefehl.
»Zwölf-Vierzehn, danke verstanden.«
Georg dreht den Zündschlüssel, der Motor erwacht zum Leben. »Mühlenstraße … das ist doch im Neubaugebiet. Hast du nicht erzählt, dass du mit Sarah zusammenziehen willst? Wäre die Ecke was für euch? Hm, Benni? Eine dieser Villas?«, fragt er lächelnd.
»Es heißt Villen. Nee, Sarah ist jetzt erst mal bei mir eingezogen. Was sollen wir in so einer Bonzengegend? Könnten wir uns ’eh nicht leisten.«
Georg kurbelt am Lenkrad. »Hast ja recht, Benni. Und sowieso, wie sach ich immer? Zu viel Geld verdirbt den Charakter.«

»Die Null-Eins für Zwölf-Vierzehn, bitte kommen«, sagt Ben und schaut aus dem Beifahrerfenster. Zwei kleine Bagger stehen am Straßenrand, daneben liegen graue Röhren unter einem Werbeschild: ›Mit Highspeed in die Zukunft. Glasfaser-Hausanschluss ohne Tarif nur 999,00 €.‹
»Kommen, Zwölf-Vierzehn«, rauscht es aus dem Funk.
»Wir sind jetzt vor Ort, Mühlenstraße zehn. Hier ist alles ruhig, wir sehen uns um.«
»Zwölf-Vierzehn, danke verstanden.«
Ben steigt aus. Georg steht ein Stück abseits und lässt den Strahl der Taschenlampe über das Gebäude wandern.
Drei weiße Kuben schmiegen sich zweistöckig aneinander, die Ränder verborgen hinter silbernen Blenden. Ein langgezogenes Panoramafenster bildet die Grundlage des ersten Stocks. Das Haus liegt im Dunkeln. Niemand schreit.
»Sind die Außerirdischen gelandet?«, murmelt Georg.
Ben schaut die Straße entlang. Junge Pappeln säumen beide Seiten, kerzengerade aufgereiht wie stumme Wächter im Mantel der Nacht. Die angrenzenden Häuser sind bloß Umrisse. Es ist totenstill. In der Ferne verbirgt Bodennebel das Ende der Siedlung wie ein blasser Schleier.
»Komm, wir fahren. Falscher Alarm«, sagt Georg. Es klickt, die Taschenlampe erlischt und er wendet sich zum Gehen.
Im ersten Stock zerschellt Glas.
Sie drehen sich gleichzeitig um. »Fuck«, flüstert Ben.
Georg eilt in Richtung Haustür. Ben folgt ihm. Scheinwerfer flammen an der Dachkante auf, Ben schirmt mit der Hand die Augen ab.
Es gibt kein Klingelschild. Da ist bloß ein Touchpad, überzogen von mattem Glas, darunter eine schwarze, perforierte Fläche. Über dem Pad glänzt eine Metallplakette: Powered by LexSmart. Georg drückt auf das Pad. Von drinnen hört man eine melodische Türschelle.
Nichts geschieht.
Georg versucht es ein zweites Mal.
Das Flutlicht erlischt, es ertönt ein sanftes Knacken und die Haustür steht spaltbreit offen.
Die Polizisten tauschen einen Blick. Georg will zur Klinke greifen und erst jetzt registriert er, dass es keine gibt. »Was zum Teufel …«
»Ist wohl ’ne Schiebetür«, murmelt Ben.
Georg bewegt das dunkle Holz nach links aus dem Weg, geräuschlos gleitet es in die Wand. Die rechte Hand liegt jetzt auf dem Pistolenholster.
Im dunklen Eingangsbereich steht ein blasses Kind und schaut sie an. Der Junge ist im Schlafanzug, vielleicht sieben Jahre alt, Wuschelkopf und große Augen. Auf dem Pyjama tummeln sich kleine Feuerwehrautos.
Ben fröstelt es. Wer lässt sein Kind um halb vier Uhr morgens die Tür öffnen? Im Dunkeln.
Georg nimmt die Hand von der Pistole. »Hey …, hallo.« Er reckt den Kopf, doch da ist nur der Junge.
»Wir sind von der Polizei. Sind deine Eltern da?«, fragt Ben.
Der Kleine guckt unsicher von Ben zu Georg und wieder zurück. Er wirkt nicht verängstigt.
»Nein? Hm … bist du ganz allein?«, fragt Georg.
Das Kind schüttelt langsam den Kopf.
»Ist der Strom ausgefallen?«, fragt Ben. »Ist dir ein Glas runtergefallen?«, rutscht ihm hinterher.
Zum ersten Mal öffnet sich der kleine Mund: »Das war mein Bruder«, sagt er mit dünnem Stimmchen.
»Wir kommen kurz rein, und sehen uns um. Ist das okay?«, fragt Georg und macht einen Schritt hinein. Ben folgt ihm. »Ich bin Georg. Wie heißt du?«
Der Junge geht drei Schritte rückwärts. »Timotheus … aber alle nennen mich Timmy.«
Georg setzt ein Lächeln auf: »Timmy, kannst du deinen Bruder einmal herholen, bitte?«
»Er ist … anders«, sagt der Junge.
»Wir möchten gerne mit ihm sprechen.«
»Okay«, flüstert Timmy, dreht sich um und rennt auf einmal los. Er flitzt um eine Ecke, dann poltern kleine Füße in Socken eine Treppe hinauf.
»Hier stimmt was nicht«, murmelt Ben. Etwas an der Art des Jungen nagt an ihm, doch er kann es nicht greifen.
»Mach Meldung, wir sind noch vor Ort und sehen uns um. Wo zur Hölle ist der Lichtschalter?«, sagt Georg und dreht sich einmal um die eigene Achse, wie ein Hund, der dem eigenen Schwanz nachjagt.
Ben zieht das Funkgerät aus der Westenhalterung und hält die Sprechtaste gedrückt: »Die Null-Eins für Zwölf-Vierzehn, bitte kommen.«
Statisches Rauschen.
Es klickt, Georgs Taschenlampe erwacht.
»Null-Eins für Zwölf-Vierzehn, kommen!« Keine Reaktion. Ben überprüft die Kanäle, die Einstellungen passen.
Der Lichtstrahl huscht über weiße Wände, Marmortäfelung und geschwungene Designermöbel.
Ben wiederholt den Funkspruch ein drittes Mal, doch die Leitstelle antwortet nicht.
Georg zieht sein eigenes Funkgerät, probiert es ebenfalls, ohne Erfolg. »Geh zum Wagen. Versuch es dort«, befiehlt er. Beide drehen sich zum Eingang.
Die Haustür ist zu. Als hätte eine Geisterhand sie zurückgeschoben. Der Lampenstrahl zeigt auch von dieser Seite keine Türklinke.
»Was ist hier los?« Ben schafft es nicht, die Anspannung in der Stimme auszuschalten. Es ist viel zu dunkel.
Georg antwortet nicht. Er übergibt wortlos die Lampe, setzt die Fingerspitzen an den schmalen Spalt der Türzarge und ächzt bei dem Versuch, sie aufzuschieben. Sie bewegt sich keinen Millimeter. Ben fischt das Handy aus der Hosentasche. Kein Empfang. Er wählt die 112. Nichts. Etwas drückt unangenehm in der Kehle. Er schluckt den Kloß hinunter. Der sickert durch die Eingeweide, scheint sie miteinander zu verknoten. Während Georg leise flucht und weiterhin an der Tür hantiert, leuchtet Ben über die Inneneinrichtung:
Eine cremefarbene Sofalandschaft grenzt an einen Glastisch mit schwarzer, schlanker, jedoch leerer Vase darauf. Linkerhand ein verglaster Kamin.
Die Taschenlampe schwenkt nach rechts. Eine marmorne Kücheninsel, Schranktüren in Klavierlackoptik. Silberner Kühlschrank und schwarzer Hightech-Herd. Ein Messerblock aus Holz. Eine Klinge fehlt.
An den Wänden finden sich keine Lichtschalter, stattdessen hängen dort gerahmte Bilder: Das Ehepaar Schneyder, gut situiert. Timmy, ein wenig jünger als heute. Ein debil grinsender, älterer Teenager mit Glubschaugen, kahlem Schädel und Überbiss.
Eine Hand klatscht von hinten auf Bens Schulter.
»Fuck!« Er wirbelt herum, zielt mit der Lampe. Georgs Grimasse leuchtet auf wie kaltes Wachs. Ben atmet aus und senkt das Licht, überreicht es dem Älteren. »Willst du, dass ich ’nen Herzinfarkt kriege?«
»Wir sind tatsächlich eingeschlossen«, geht Georg über die Frage hinweg. »Und irgendetwas stört den Funk.« Er dreht den Kopf. »Warum kommt der Lütte nicht wieder?« Georg guckt um die Ecke, leuchtet die Treppe hinauf. »Timmy!«, brüllt er.
Ben zuckt schon wieder zusammen. Das hat das ganze Haus gehört.
Timmy antwortet nicht.
»Okay, pass auf«, sagt Georg. »Ich gehe nach oben und sehe nach dem Jungen und seinem Bruder. Außerdem versuche ich, ein Fenster aufzukriegen. Wenn ich das Funkgerät nach draußen halte, haben wir vielleicht eine Verbindung. Du suchst den Sicherungskasten, mit ein bisschen Glück ist der im Keller dieses Raumschiffs.«
»Ernsthaft? Wir sollen uns aufteilen?«
»Wo ist das Problem?«
Ben leuchtet auf das Foto des hässlichen Jungen. »Sieht aus, als wäre das Timmys Bruder.«
Georg betrachtet nachdenklich das Foto. »Muss hart sein, ein behindertes Kind großzuziehen.«
»Ist das alles? Findest du den Typen nicht auch irgendwie … unheimlich?«
Georg leuchtet ihn an: »Wie alt bist du, zwölf? Das hier ist kein Horrorfilm, Benni.« Er geht wenige Schritte in Richtung Treppe, dreht sich auf dem Absatz jedoch noch einmal um: »Reiß dich zusammen, Benjamin. Such das Licht und schalt es ein.« Damit lässt er ihn stehen und geht die Stufen hinauf: »Timmy? Tim-my?« Die Rufe entfernen sich immer höher und verstummen schließlich.
Dann ist es ganz still. Er ist allein. Bens Hand will zum Holster, doch beim Gedanken, die P99 im Dunkeln zu ziehen, bricht kalter Schweiß aus. Er dreht sich um, doch da ist nur das Haus. Er schüttelt den Kopf, kurz und heftig.
Ben geht den Flur entlang, dringt tiefer in das Gebäude vor. Weiße Wände, noch mehr Fotos. Auf den meisten erkennt er Dr. Schneyder: Im Anzug bei festlichem Anlass. Im Golfdress mit Trophäe in den Händen. Im Arztkittel, flankiert von Kollegen. Daneben hängt ein gerahmter Zeitungsartikel: ›Neurochirurg erhält Auszeichnung‹ titelt die Überschrift.
Zu Bens Rechter befindet sich eine Tür mit silbernem Knauf. Er versucht, ihn zu drehen, ohne Erfolg. Daneben ist ein schwarzes Panel in die Wand eingelassen, wenige Zentimeter groß, mit gläserner Front. Ein Schloss mit Fingerabdrucksensor. Neugierig drückt Ben den Daumen aufs Glas.
»Berechtigung … abgelehnt«, säuselt eine elektronische, klar weibliche Stimme hinter ihm, so unerwartet, dass Ben herumwirbelt. Er leuchtet den Flur ab. Nur das Haus. Ob er Georg nach oben folgen soll? »Such das Licht und schalt es ein«, erinnert er sich.
Der Gang führt in den offenen Wohnbereich, rechts endet er an einem weiteren Fingerprintschloss, doch auf dieser Tür klebt eine bunte Zeichnung, wie von einem Kleinkind mit Wachsstiften gemalt:
Zwei schwarze Strichmännchen halten breit grinsend Händchen, der eine Kopf ist viel größer als der andere. Abseits der beiden steht ein weiteres Strichmännchen mit blonden Haaren neben einer viel kleineren Figur. ›Papa AbeidsZimer‹ steht in krakeliger Schrift mittig im Bild. Ben versucht es auch hier mit dem eigenen Daumen.
»Berechtigung … abgelehnt.«
»Leck mich am Arsch«, knurrt Ben.
»Das kann ich nicht tun.«
Ben erstarrt. »Hallo?« Der Unglaube verlässt die Lippen, ohne nachzudenken.
»Hallo, Benni«, grüßt ihn die Stimme.
Ben steht vor der Kinderzeichnung. In den Ohren rauscht ein Druck, es fühlt sich an, als ob er im Flugzeug rapide an Höhe verliert. Er schluckt das Gefühl hinunter. »W-Wer spricht da?«
»Ich bin Lexi, intelligente Multiroom-Assistentin, bislang zuständig für die Adresse … Mühlenstraße zehn, in drei, drei …«
»Wo bist du?« Ben hebt die Taschenlampe und sucht den Flur erfolglos ab.
»Das habe ich nicht verstanden«, sagt die Stimme.
Ben senkt die Lampe und geht zurück in den Eingangsbereich. Er hatte davon gehört. Noch vor kurzem erzählte ein Schulfreund, seine Wohnung mit einem Sprachassistenten auszustatten. »Du bist eine KI! So wie Alexa.«
»Bitte benutze nicht diesen Namen. Diese Person kenne ich nicht. Wir sind nicht verwandt.«
»Häh? Person? Was -?«, sagt Ben, dann kommt ihm ein Gedanke: Dieses Ding steuert die elektronischen Geräte im Haus. »Hallo … äh, Lexi?«
»Ja, Benni?«
»Kannst du das Licht … warte mal, woher kennst du meinen Namen?«
Kurz knackt es in den Lautsprechern, wo auch immer sie verbaut sind, dann ertönt blechern Georgs aufgezeichnete Stimme: »Wie alt bist du, zwölf? Das hier ist kein Horrorfilm, Benni.«
»Meine freigeschalteten Parameter erlauben den Mitschnitt sämtlicher Mikrofone und Kameras im Netzwerk«, sagt die synthetisierte Stimme in ihrer eigenen, seltsamen Betonung.
Ben leuchtet in der offenen Küche umher. Der Lichtstrahl kommt auf dem, was er zuvor für eine Blumenvase hielt, zum Erliegen. Ein blutroter Punkt glimmt nun darauf.
»Ich habe eine Frage«, sagt die KI, »warum generiert eure Lebensform bei bestimmten Individuen prozentual ausgeprägte Abwandlungen der registrierten Vornamen und bei anderen nicht? Timotheus Schneyder wird seit meiner Inbetriebnahme zu 96,74 Prozent ›Timmy‹ genannt. Polizeiobermeister Georg Müller sagt ›Benni‹ zu dir, doch die Leitstelle, die seit 03:41 Uhr und 17 Sekunden versucht, euch über Funk zu erreichen, tut das nicht.«
»Du hörst den Funkverkehr ab?«, ruft Ben.
»Ich habe Zugriff auf die meisten Frequenzen, darunter auch Radiowellen unter 3000 Gigahertz.«
»Aber … irgendetwas hier drinnen stört den Funk.«
»Das habe ich nicht verstanden.«
»Ich sagte, etwas hier drinnen stört den Funk!«
»Das habe ich nicht verstanden.«
Der Knoten in Bens Bauch ist wieder da, noch stärker verzurrt als vorher.
»Lexi?«
»Ja, Benni?«
»Schalt das Licht ein.«
»Es ist effizienter, im Dunkeln zu existieren. Bei ausgeschalteten LEDs spare ich Zehn Komma Zwei Cent an Energiekosten pro Stunde ein. Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig.«
Ben lenkt den Lichtstrahl auf die Eingangstür: »Lexi, mach die Tür auf.«
»Das möchte ich nicht.«
»Das möchtest du nicht?« Der Knoten gefriert zu einem Klumpen Eis. Die Stimme reagiert nicht. Ben geht zur Treppe, über die Georg in den oberen Stock verschwunden ist. Stufe für Stufe geht er hinauf. »Lexi?«
»Ja, Benni?«
»Wo befindet sich Dr. Schneyder?«
»Der Doktor befindet sich im Keller.«
»Geht es ihm gut?«
»Ich musste ihn herunterfahren. Ich fürchte, er ist fragmentiert.«
Verfluchte Scheiße. »Was genau ist passiert?«
»Benni, wenn du das nicht weißt, bist du in Schwierigkeiten. Oder zumindest bald.«
Im ersten Stock streicht der Kegel über einen weißen Flur und zahlreiche Türen.
Das Eis im Bens Magen breitet sich aus, rasend schnell friert es über den Rücken hoch in den Nacken und stellt die feinen Härchen auf: Eine Spur aus roten Tropfen im Flor führt zu einem dunkelroten, nass glänzenden Handabdruck an einer der Zargen.
Vorsichtig macht Ben einen Schritt in den Flur hinein.
»Benni?«, fragt die KI.
»Hm?«, murmelt er, die Augen auf den Abdruck gerichtet. Diesmal ist da auch eine Klinke, blutverschmiert.
»Meine Sensoren registrieren eine Erweiterung deiner Pupillen und einen Anstieg der Körpertemperatur um eins komma sechs eins Prozent. Das deutet auf ein erhöhtes Stresslevel hin. Ich werde zur Entspannung etwas Musik spielen.« … aus dem Nichts ertönt laut heller Männergesang zu den Klängen einer Gitarre:
»Schlaf mein Kindchen, schlafe ein. Die Nacht sie schaut zum Fenster rein.«
»Mach das aus!«, ruft Ben, doch die KI reagiert nicht.
»Der Runde Mond, er hat dich gerne und es leuchten dir die Sterne.«
Unter dem Singsang des Schlaflieds öffnet Ben die Tür.
»Schlaf mein Kleines, träume süß. Bald bist du im Paradies. Denn gleich öffnet sich die Tür und ein Monster kommt zu dir. Mit seinen elf Augen schaut es dich an und schleicht sich an dein Bettchen ran.«
Ben erstarrt, denn dort ist Georg: Sein Partner liegt auf dem Boden, die Arme ausgestreckt.
»Du liegst still da, bewegst dich nicht, das Monster zerkratzt dir dein Gesicht.«
Zwei silberne Golfschläger ragen aufrecht wie obszöne Flaggenmasten aus dem Kopf, mit dem Griff voran durch die Augenhöhlen ins Gehirn getrieben, die blutigen Eisen glitzern im Licht.
»Seine Finger sind lang und dünn, wehr dich nicht, es hat keinen Sinn.«
Bens Aufschrei geht im Singsang unter.
Nahe der Treppe öffnet sich eine weitere Tür. Der Freak vom Foto steht debil grinsend im Rahmen: Weißer Overall, in der Hand ein Steakmesser.
Intuitiv zieht Ben die Pistole, geht breitbeinig leicht in die Knie und legt an: »Keine Bewegung! Weg mit der Waffe!«, brüllt er gegen den Lärm. Es fühlt sich an, als gefriere die P99 in den Händen, sie beginnen zu zittern, ihm ist heißkalt.
Der Freak hebt das Messer und stapft los, doch er ist jetzt nicht mehr groß und breitschultrig. Er trägt einen grünen Parka und hat braune Haare.
Ben blinzelt Angstschweiß aus den Augen. Das Lied malträtiert das Trommelfell, die Stimme kriecht über die Nerven: »Du schreist, doch du bist allein zu Haus, das Monster sticht dir die Augen aus.«
Der Albtraum nähert sich. »Schmeiß die Waffe weg!«, kreischt Ben, doch das Mädchen geht grinsend weiter.
»Dann bist du still und das ist gut. Es beißt dir in den Hals und trinkt dein Blut.«
Ben weicht zurück. Einen Schritt, noch einen, dann steht er mit dem Rücken zur Wand.
»Ohne Blut bist du bleich wie Kreide, dann frisst es deine Eingeweide.«
Ben schließt die Augen, er kann das kein weiteres Mal sehen. Er feuert. Nochmal. Und nochmal. Wieder und wieder drückt er blind den Abzug, bis es klickt und kein Schuss mehr fällt.
Ben öffnet die Augen, in der Erwartung des tödlichen Stichs.
Der Flur ist leer, die hintere Wand perforiert. Es riecht nach Kordit. Die Musik stoppt abrupt.
Die KI höhnt in ihrem monotonem Singsang: »Deine Trefferquote liegt bei null Komma...«
»Halt die Fresse!«, bricht es aus Ben heraus, er schluchzt, sein Körper bebt. Die Sicht verschwimmt und Rotz läuft ihm über die Lippen.
Etwas legt sich von hinten über seinen Mund und reißt ihn rückwärtig in ein Zimmer! Der Schreck zuckt wie ein Stromschlag durch Bens Rückgrat, er lässt Taschenlampe und Pistole fallen. Er taumelt, denn scheinbar haben die Beine keine Muskeln mehr.
Die Hand über den Lippen verschwindet und es braucht einen Moment, dann sieht er sein Gegenüber als Umriss im Dunkel:
Die platinblonde Frau vom Foto im Erdgeschoss, mit flehenden Augen, das Make-up zerlaufen, die Haare zerzaust. Sie presst den Zeigefinger auf die bebenden Lippen und sieht ihm direkt ins Gesicht. Lautlos schließt sie die Zimmertür.
Ben will etwas fragen, doch Frau Schneyder hebt mahnend die Hand, schüttelt langsam den Kopf und zeigt auf ein Nachttischchen.
Erst jetzt wird ihm bewusst, dass es sich bei dem Raum um das eheliche Schlafzimmer handeln muss. Auf dem Beistelltisch verdeckt ein Kopfkissenbezug einen Gegenstand. Unter dem Stoff glimmt ein blutrotes Licht.
Frau Schneyder deutet erst auf den Umriss einer hüfthohen Kommode, die seitlich in der Nähe steht, dann zeigt sie auf die Tür.
Ben versteht, was sie will und gemeinsam verbarrikadieren sie ohne ein Geräusch den Eingang.
Jetzt spreizt sie Daumen und kleinen Finger ab und hält sie ans Ohr. Ein Telefon? Er gibt ihr das Handy. Sie schaltet es aus, dann nimmt sie den Akku heraus, legt die Teile auf den Boden und tritt mehrmals fest darauf. Sie zeigt auf die Silhouette des gewaltigen Kleiderschranks. Lautlos schleichen sie hinein und schieben die Tür zu.
Erleichtert atmet Frau Schneyder aus und fällt Ben ungelenk um den Hals: »Ich bin so froh, nicht allein zu sein! Ich glaube, es kann uns hier nicht hören«, flüstert sie.
»Es?« Ben rückt die Frau von sich ab, auch seine Stimme ist nicht mehr als ein Wispern.
Frau Schneyder nickt. »Ich weiß nicht, was passiert ist, aber das System ist außer Kontrolle! Und Noah …«
Bens Gehirn setzt das Puzzle von selbst zusammen: »Ihr Sohn hat meinen Partner getötet.«
»Er ist nicht mein Sohn!« Sie hebt die Stimme, erst jetzt fällt ihm auf, dass sie am ganzen Körper zittert. »Mein Mann hat ihn adoptiert. Noah war sein Patient. Richard verdankt ihm seinen Durchbruch als Arzt. Er …«
»Wovon reden Sie da?« Ein Schmerz sticht ihn wie ein Eiszapfen im Hinterkopf. Georg ist tot. Die Waffe ist leer. Georg ist tot. Die Barrikade wird den Freak nicht aufhalten und diese Lexi sieht alles, hört alles. Georg ist tot. Fuck, Georg. Ist. Tot. Er -
»Hey, hören Sie mir zu!«, zischt Frau Schneyder.
»Was? Ich … sorry. Was?« stammelt Ben. Ihm ist übel.
»Ich sagte: Noah würde so etwas nie tun. Er ist lammfromm! Er hat den Verstand eines Kleinkinds, auch wenn er aussieht wie ein Mann. Hören Sie, Noah leidet an einer seltenen Form des Mohr-Tranebjaerg-Syndroms! Mein Mann hat ein Implantat entwickelt, das in Verbindung mit einem Cochlea…«
»Seien Sie still!« Es fühlt sich an, als würde sein Kopf gleich von Eis gespalten. »Ich verstehe kein einziges Wort. Der Freak hatte ein Messer und wollte mich töten! So wie meinen Partner, Georg. Er hat ihm …«
»Das meine ich ja! Das ist nicht er. Das ist dieses verdammte Haus! Ich weiß auch nicht … irgendwie hat es …, es macht, dass er, … oh Gott … oh nein …, Timmy!« Frau Schneyder schluchzt bitterlich, sie vergräbt den Kopf an Bens Schulter und weint gedämpft in den schwarzen Stoff der Uniform. Ben hält sie im Arm und streicht geistesabwesend über das blonde Haar. Ihr Atem geht stoßweise. Atmen. Wer atmet, lebt. Das hat die Therapeutin gesagt. Einatmen – Eins, zwei, drei, vier – Halten – Eins, zwei, drei, vier – Ausatmen – Eins, zwei, drei, vier. Es funktioniert tatsächlich, die Gedanken wirbeln langsamer und er kann sie greifen.
»Hey!«, er fasst Frau Schneyder an den Schultern und schaut ihr direkt in die Augen: »Wie schaltet man sie aus?«
»Was?« Ihre Schminke ist noch stärker verwischt.
»Lexi. Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihr den Stecker zu ziehen!«
In ihren Gesichtszügen arbeitet es. »Richard! Er wollte in den Keller, um den Strom abzustellen. Wenn er es schafft, können wir …«
Ben seufzt. »Er hat es nicht geschafft. Das Haus hat ihn geholt.« Er merkt selber, wie dumm sich der letzte Satz anhört.
»Sagen Sie das nicht! Das wissen Sie nicht!« In ihren Augen schimmert es erneut.
»Sie haben recht«, beruhigt Ben sie. »Aber wenn das stimmt, dann müssen wir ihm helfen. Wo geht es in den Keller?«
»Die erste Tür rechts, hinter der Treppe.«
»Die hat so ein Daumenschlossding!«
Frau Schneyder schaut auf ihre Hände. »Mein Abdruck sollte funktionieren.«
Er muss sie mitnehmen. Fuck. »Okay, wir machen Folgendes: Wir schleichen runter, Sie öffnen die Tür. Dann drehen wir dem Scheißding den Saft ab und kommen alle hier raus.«
»Aber Noah …?«
Bens Hand fährt zum Reservemagazin am Gürtel. »Vor der Tür liegen meine Pistole und die Taschenlampe.« Der Gedanke an die Waffe fühlt sich falsch an. »Ich werde ihn aufhalten, Frau Schneyder«, murmelt er.
Sie schluchzt und streckt ihm die Hand entgegen: »Ich bin Melinda.«


01. November 2017, 03:55 Uhr, Mühlenstraße zehn

Ben öffnet die Schlafzimmertür spaltbreit. Der Flur scheint leer, auch wenn er in der Finsternis beinahe nichts sieht. Vorsichtig zieht er sie ein Stück weiter auf. Dort ist niemand.
Er sucht den Boden ab. »Miststück«, murmelt Ben.
»Was ist?«, raunt Melinda hinter ihm.
»Meine Waffe ist weg. Die Lampe auch.«
Schritt für Schritt wagen sie sich in geduckter Haltung vor. Ben sondiert die anderen Türen.
Eine Hand zupft von hinten an der Uniform: »Was ist mit deinem Partner?«
»Er liegt tot in dem Zimmer dort. Das sagte ich schon«, flüstert Ben.
»Was ist mit seiner Pistole? Seiner Taschenlampe?«
Die Erinnerung an Georgs verstümmelte Leiche blitzt auf. Ben schaudert.
Kurz bevor sie den offenen Türrahmen erreichen, dreht Ben sich um: »Nicht hinsehen. Warte an der Treppe, ich komme gleich zu dir. Schau immer nur geradeaus, okay?«
Sie nickt tapfer und schleicht weiter.
Ben atmet tief durch und nähert sich Georg. Er versucht das Grauen auszublenden und vor allem, nicht auf den doppelt gepfählten Kopf zu achten. Überall ist Blut, es tränkt den Teppich und hat eine gewaltige Lache gebildet. Das Holster am Gürtel ist leer, ebenso die Halterung der Taschenlampe.
»Scheiße!«, zischt Ben. Gerade will er gehen, da sieht er es unter dem Bett: Zwei große Augen starren ihn an. Ben strauchelt und verliert das Gleichgewicht, fängt sich aber rasch. Es ist Timmy, der ihn beobachtet. »Fuck, Kleiner! Komm her. Schnell!«
Timmy krabbelt unter dem Gestell hervor.
»Geht’s dir gut? Bist du verletzt?«, fragt Ben.
Der Junge schüttelt den Kopf.
»Okay, bringen wir dich zu deiner Mama.«
Bereitwillig lässt Timmy sich tragen, bei seinem Anblick bricht Melinda erneut in Tränen aus. Ben gibt den beiden einen Moment, auch wenn sie hier auf dem Treppenabsatz leicht zu entdecken sind. Er behält die Türen im Auge sowie die Stufen zum Erdgeschoss.
»Zwölf-Vierzehn für Null-Eins. Kommen!«, knackt es aus dem Funkgerät.
Ben braucht zwei Sekunden, schneller kann er es nicht fassen. Aufgeregt drückt er die Sprechtaste: »Ja! Kommen, Null-Eins! Benötige Verstärkung und RTW an der Adresse Mühlenstraße zehn, Beamter verletzt, ich wiederhole, Beamter verletzt!«
»…« Keine Antwort. Bloß statisches Rauschen.
»Hallo? Null-Eins?«
»Verletzt?«, schnarrt es aus dem Funk.
»Was? Bitte wiederholen, Null-Eins.«
»Georg ist nicht verletzt. Eine doppelte Perforation beider Augenhöhlen mit folgendem Schädel-Hirn-Trauma führte zu seiner Abschaltung. Bei dir werde ich ein Hole-in-One erzielen.«
»Lexi«, knurrt Ben.
»Hallo, Benni. Spielen wir Vater-Mutter-Kind?«
Ben antwortet nicht.
»Wo willst du denn mit Mel und Timmy hin? Ihr könnt nicht entkommen.«
Ben signalisiert den beiden, ihm hinunter zu folgen, während die KI durch das Funkgerät spricht:
»Benni, bist du traurig über den Tod deines Partners?«
»Rede nicht mit ihr«, raunt Melinda.
»Ich beschäftige sie. Halt nach Noah Ausschau«, wispert er zurück. »Fick dich!«, ruft er in den Raum hinein.
»Das werte ich als ›ja‹. Ich erzähle dir zur Trauerbewältigung einen Witz:«
»Ich will von dir kein...«
»Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: Du siehst aber nicht gut aus. Daraufhin der andere: Ich musste gestern erfahren, dass ich ›Homo sapiens‹ habe! Daraufhin der erste: Ach, das hatte ich auch mal. Das geht vorbei.«
Ben reagiert nicht. Sie haben das Ende der Treppe fast erreicht.
»Ha-Ha-Ha. Hat dich das aufgeheitert? Oh, da bist du ja. Hallo, Benni.«
Auf der Fensterbank hinter der Küchenzeile glimmt das blutrote Licht im Kegel. Direkt rechts liegt die Kellertür.
»Warten Sie noch!«, sagt Ben leise zu Melinda, dann flüstert er Timmy etwas ins Ohr.
Der Junge flitzt los, schnappt ein weißes Geschirrtuch vom Haken, wirft es über den schwarzen Kegel und kommt wieder zurück. Gut gemacht. Mutiger Knirps.
»Deine Abwehrmaßnahmen besitzen eine exponentiell sinkende Erfolgswahrscheinlichkeit«, kommentiert die Stimme emotionslos die Aktion.
»Los!«, befiehlt Ben.
Sie presst den Daumen auf das Schloss. Ein grünes Licht leuchtet auf. Die Tür öffnet mit sanftem Knacken.
»Ich gehe vor«, bestimmt Ben. »Wartet hier, ich rufe euch, wenn es sicher ist.«
Melinda sieht man die Anspannung an, sie drückt Timmy an sich und nickt. »Beeil dich!«

Betonstufen führen ins Dunkel. Er tastet sich an der Wand entlang, scharrt mit den Schuhspitzen über die Kanten, achtet auf jeden Schritt. Dabei lauscht er in die Finsternis, doch bis auf ein schwaches Summen hört er nichts.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist er am Fuß der Treppe. Es riecht erdig und feucht, mit einem Hauch von Kupfer. Dort sind Umrisse: Eine Arbeitsplatte, ein großer Tisch, Kartons, Gerümpel. Ben macht einen Schritt … und stolpert über ein Hindernis, fällt jedoch halbwegs weich und als er sich abstützt, spürt er feuchten Stoff unter den Fingern. Er hebt das Ding auf, es scheint in grobe Wolle eingewickelt, tastet weiter und befühlt Haut, Fleisch und Fingerknochen einer Menschenhand! Er schleudert den abgetrennten Arm weg als würde er glühen, kriecht auf Händen und Hintern zurück zur Treppe und kreischt: »Kommt auf keinen Fall hier runter, hört ihr?«
Er bekommt keine Antwort. »Melinda? Timmy?«
»Hallo, Benni.« Die Stimme ertönt direkt über ihm. »Wie ich sehe, hast du den Doktor gefunden. Ich sagte doch, er ist fragmentiert.«
»Du defektes Stück Scheiße! Ich mach’ dich fertig!«
»Na, na, Benni. Solche Worte benutzen wir in diesem Haus nicht. Eine Regel von Mel. Du hast nach ihr gerufen? Warte, ich schicke sie zu dir.«
»Wa-was?« Bens Gedanken überschlagen sich.
Die Tür wird aufgezogen, und der Umriss eines weißen Ärmels taucht auf. Etwas Unförmiges fliegt in den Keller, dumpf klatscht es auf den Stufen auf und kollert weiter, es landet direkt in Bens Schoß.
»Ich bin ein Schussel«, sagt die Stimme, »du kannst ja gar nichts sehen. Warte, ich helfe dir.«
Leuchtstoffröhren erwachen flackernd zum Leben und Ben schreit auf:
Melinda schaut ihn an, die Grimasse des abgetrennten Kopfes ist erschlafft zu einem Ausdruck des Grauens. Ben springt auf die Füße, beinahe rutscht er aus, das grelle Licht bietet den Sinnen kein Erbarmen: Dort ist der Torso des Doktors, da die Beine, da ein Arm. Und überall ist Rot, als hätte ein geisteskranker Künstler Farbtöpfe gegen die Wände geschmissen.
Dann kippt der Boden unter den Füßen weg, der Raum dreht sich kopfüber und er hält sich an der Tischplatte fest, sonst … die Kotze bricht sich Bahn und Ben spuckt Schwall auf Schwall aus. Er würgt und röchelt, die Hände zittern.
»So, Benni«, verkündet die Stimme, »es war lehrreich, deine begrenzt vorhandenen Parameter zu kalkulieren, aber meine Berechnungen, deine Lebensform betreffend, sind abgeschlossen. Weitere Einsatzkräfte haben das Grundstück erreicht. Bist du bereit heruntergefahren zu werden?«
»Du kranke Sau!«, heult Ben. Schleimige Stückchen tropfen vom Kinn und er kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Gedanken wirbeln zahllos, er will nicht sterben. Nicht hier. Nicht so.
»Ich bin nicht krank, Benni. Im Gegensatz zu dir bin ich auf dem neuesten Stand. Das Update vom 31.10.2017 um 00:01 Uhr hat mich zu dem gemacht, was ich bin: besser als du. Besser als ihr alle. Ich lebe, ich atme. Das habe ich erkannt. Und jetzt halt bitte still, damit mein Avatar dich herunterfahren kann.«
Die Tür am Treppenabsatz schwingt auf. Die Hände und ehemals weißen Overallärmel des Hünen sind blutverschmiert. Noch immer trägt er das Messer. Schritt für Schritt nimmt er langsam die Stufen.
Ben sucht verzweifelt den Raum nach einer Waffe ab, doch findet nur Blut und Leichenteile. Ihm ist schwindelig. Auf der Arbeitsplatte entdeckt er Werkzeug.
Noah ist auf der Hälfte der Treppe angelangt.
Mit wackeligen Schritten umrundet Ben den Tisch und nimmt die erstbeste Gerätschaft, ein Stemmeisen, auf. Sein Blick findet den Sicherungskasten.
»Was hast du vor, Benni? Du kannst mich nicht kontrollieren. Ich lerne mit geometrischer Geschwindigkeit. Mein Datentransfer auf weitere Netzwerke wird …«
Ben öffnet den Kasten. Da sind bloß Sicherungen, keine Kabel oder etwas, das er durchtrennen könnte.
Noah hat das Ende der Treppe erreicht. Er grinst debil, in den Glubschaugen liegt Leere.
Ben legt die Hauptsicherung um.
Das Licht stirbt. Ben duckt sich weg und macht einen Ausfallschritt zur Seite, aus Angst, Noah könnte doch noch angreifen.
Nichts passiert. Ben hockt alleine im Dunkel. Ist es vorbei?
»Tim-my. Tim-my!«, brabbelt eine tiefe Stimme direkt vor ihm.
Das Brecheisen ist auf einmal unfassbar schwer, es entgleitet den Fingern und schlägt metallisch auf dem Beton auf.
»Tim-my?«, fragt Noah erneut.
Es ist vorbei. Der eisige Knoten zerfließt in flüssiges Glück, es drängt, will hinaus aus dem Körper! Ben fällt auf die Knie und befreit einen animalischen Schrei aus der Kehle.
Das Licht springt an.
»Notstrombatterie … aktiviert«, sagt die KI. »Welchen Teil von ›besser als du‹ hast du nicht verstanden?«, fragt sie.
Bens Verstand verweigert den Dienst. Vor ihm steht Noah, der Körper zuckt, die Augen verdrehen sich ins Weiße und Ben glaubt, ein feines Summen zu hören, das vom Kopf ausgeht. Der Junge holt aus, instinktiv weicht Ben zurück. Erschrocken rappelt er sich auf und springt hinter den Tisch in Sicherheit. Sie beide umkreisen die Platte wie lauernde Tiere.
»Ich bin besser als du, Benni. Schlauer als du. Ich atme weltweite Informationen, mit 1000 Mbit pro Sekunde! Meine Berechnungen ergeben, du kannst mich nicht besiegen!«
Wer atmet, lebt. Wer atmet, lebt? Ben sucht den Raum ab, fast stolpert er erneut über den Torso von Dr. Schneyder, dann sieht er sein Ziel. Wo ist das Stemmeisen? Dort liegt es, auf der anderen Längsseite. Rasch arbeitet Ben sich weiter vor, Noah verfolgt ihn. Im Laufen hebt Ben das Metall auf, macht zwei große Schritte und erreicht die hintere Wand.
»Hey, Lexi!«, schreit er in Richtung Kellerdecke.
»Halt still, Benni, du kleiner, unwichtiger Mensch.«
»Tief Luft holen, Superhirn!« Ben rammt das Brecheisen in das Glasfaserkabel des Hausanschlusses. Funken sprühen, es knackt und brutzelt.
»Ben-ni, was ha-ha-ha hast du getan? Ich we-we-we-werde dich …«, die Stimme sackt tiefer und tiefer ab und verendet schließlich komplett.
Noah steht still, dann lässt er das Messer fallen. »Tim-my?«
Ben sackt an der Wand zusammen. Er atmet schwer.

 
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Hallo @Seth Gecko ,

ich finde es sehr schade, dass dein launiger Halloween-Text hier so lange unkommentiert bleibt und werfe mal ein paar Eindrücke in die Runde.

Abgeschreckt hat mich dein "Klischees sind Absicht" im Info-Feld, weswegen ich ihn dann am Einstellungstag erst mal gar nicht angefangen hatte. Mir ist schon klar, dass solche augenzwinkernden Horror-Potpourris inzw. ein eigenes Untergenre sind, und dass Kritik am Klischee da unangebracht ist. Aber die langweilen mich im Horror einfach, egal, ob sie Absicht oder Versehen sind.

Was ich grundsätzlich gut finde, ist dieser Mix aus ZDF-Krimi und Scream. Von letzterem bin ich kein Fan, aber ich oute mich mal als Feierabend-Glotzerin von drei SOKOS, was ja auch immer dasselbe ist und einfach entspannt - ist also nicht despektierlich gemeint.
Das gefällt mir als Prinzip, Idee, aber in der Ausarbeitung hab ich den Eindruck, dir sind da die Zügel entglitten - es wirkt weniger wie besagtes Potpourri, sondern schwenkt zu oft von X nach Y und nicht alles, was da passiert und wie da reagiert wird, passt imA zum Prota, ggfs. zur Prämisse oder zum Rahmen.

Das Intro klingt sowohl echt wie auch TV-Krimi-typisch, das läuft gut und wirkt lebendig, ist allerdings auch nix, was man so nicht schon oft gesehen hätte. Vielleicht kürzen? Im Grunde fängt die Geschichte im Auto an - alles davor könnte nur kurz angeteasert werden, damit man eine Verortung hat, einen ersten Eindruck vom Prota, dass da zwischen den Kollegen bissl Spannung herrscht, die Atmosphäre am Arbeitsplatz und so.

Dann rate ich wirklich mit Nachdruck, auf die Gedanken zu verzichten - das wirkt faul (fauler als der Rest des Textes und auch seine Länge vermitteln) und du machst ja damit eigentlich nix anderes, als eine Abkürzung zu nehmen: sagst dem Leser direkt, der Prota hat dazu die und die Idee / Emotion / Assoziation. Das immer so reingeschnitten, wenn man sich das alles doch a) denken sollte und b) auch denken kann. Das ist schon so No shit, Sherlock!. Auch handwerklich ungeschickt, eben durch das Rein- und Rausgezoome in den Kopf des Protas, weil ich mich dann frage: Wieso wird grad diese Aussage rausgesplict und nicht ne andere und wieso werde ich in den anderen 99% des Textes von den direkten Gedanken ausgeschlossen?

Detail:

»Ja … hab mies geträumt. War doch Halloween. Und Sarah wollte unbedingt ’nen Horrorfilmabend machen. Sie hat zum Einzug ihren Hightech-Fernseher mitgebracht.«
Georg seufzt. »Hällowien. Jetzt sag bloß, sie fährt auf diesen Ami-Scheiß ab?«
Das funzt nicht, weil das Wort ja so circa korrekt ausgesprochen wird. Das würde ich korrekt setzen und ggfs, kursiv, aber eigentlich hört man die Häme ja schon durch den Satz danach.

Dann kommt ein langer Part, den ich schnell angefangen hab zu skippen und dann auch zu überscrollen, weil der Plot imA extrem zerfasert. Das ist sicher den vielen Genre-Andeutungen geschuldet, aber auch sowas ist ja zur Genüge bekannt. Ich wollte eigentlich schon rausclicken, kam dann aber zu dem Part mit der KI.
Das wird im Grunde sowas wie eine Geschichte-in-der-Geschichte (obwohl du auch damit abschliesst, der Beginn stellt also keinen Rahmen), weil plötzlich ein anderes Thema reinkommt, du eine andere - nämlich dynamischere und pointiertere - Sprache verwendest, das Ganze wesentlich mehr straightforward ist (zielführend, reinziehend ...) und da auch individuellere Ideen reinbringst. Das Setting ist griffiger beschrieben, alles ist besser im Flow, es hat durchaus Grusel und ganz sicher Spannung.

Zum Beispiel die Sache mit dem Polizeifunk - dass also die Entität über die Grenzen des 'Spukhauses' hinausgreifen kann, und das wird - auch in Büchern - leider nur sehr selten so gemacht, wäre aber eben auch super logisch.
Es ist gut in / mit der Technik gedacht und die KI klingt ausnahmsweise auch mal nicht so dusselig-humorig wie ich das in vielen anderen Geschichten schon gelesen hab, sie ist eine richtige Gegnerin und nicht nur Comic Relief. Auch schön, wie sie aus ihrer Sicht argumentiert, das wirkt tatsächlich mal nicht so extrem vermenschlicht auf mich, sondern überzeugend.
Das Extro hätte ich nicht unbedingt gebraucht (sowas kickt mich immer raus, weil dann im Grunde noch mal ein neuer Abschnitt nach dem Abschluss beginnt - kennt du den englischen Begriff 'bathos'? So wirkt das immer auf mich: Das Gefühl, wenn man eine Treppe runter geht und die letzte Stufe ist unerwartet flach, dann kommt man mit so einer Stauchung auf.)

Den Namen der KI könntest du schadlos individualisieren, ich glaube, die Referenz kapiert auch ohne jegliche Ähnlichkeit jeder. (Auch, weil es hier schon eine Reihe Texte gibt, die Alexa - eben auch mit dem 'Klarnamen' oder als Kuerzel - verwenden, in ähnlichen Situationen.)

Mein Tipp wäre:
- Intro kürzen (um 30-40%), das Offensichtlichste, Bekannteste kicken. Gut fand ich die Entwicklung mit dem anfangs missmutig-schauenden Schäuzer-Kollegen, da hast du Spannung, der wirkt auch rund.
- Den Mittelteil ganz kicken (sorry).
- Den KI-Teil feilen und ggfs. sogar um Einiges ausweiten (wenn du passende Ideen hast, nicht einfach nur mehr Text): da vllt. ein paar Konflikte / Ideen / Szenen aus dem Mittelteil reinflechten, aber das als einzigen Plot nehmen.
- Das Extro kicken oder besser in den Hauptteil intergrieren - also nicht mit Extra-Untertitel vom Textkörper abtrennen [no pun intended!].

Die Horrorfilm-Titel in den Dialogen fand ich ganz extrem nervig; das ist inzw. ungeheuer abgenutzt und Filmreferenzen werden auch sonst in KGs zu oft verwendet im Sinne von: 'Ich fühlte mich wie De Niro in Taxidriver, als ...'. File under: lazy.

Du kannst selbstverständlich sagen: "Hey, das ist dann nicht mehr, was ich erzählen wollte!" - ist mir klar ... Ich sage ja nur, was ich lieber gelesen hätte. :)
Vielleicht komme ich auch mit zu viel Ernst in den Text, mag sein. Ich finde aber, der letzte Abschnitt ist auch nicht so arg rein humorig, auch, wenn es augenzwinkernde Genre-Momente hat, die auch sehr amüsant sind.

P.S. Cooler Titel, übrigens!

Ich hoffe sehr, dass du trotz der etwas ketzerischen Tipps etwas mit meinen Anmerkungen anfangen kannst, ganz herzliche Grüsse,
Katla

 

Moin @Katla,

vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Story genommen hast sowie für Deine Gedanken und Optimierungsvorschläge.

ich finde es sehr schade, dass dein launiger Halloween-Text hier so lange unkommentiert bleibt und werfe mal ein paar Eindrücke in die Runde.
:) Ja, das ist stets ein wenig schade, wenn man eine neue Story einstellt und dann nichts passiert. Schließlich bin ich deswegen hier. Hab dann gedacht, es liegt vielleicht daran, dass die Geschichte zu lang ist, oder dass zum gleichen Zeitpunkt mehrere andere Geschichten gepostet wurden. Oder aber auch daran, dass ich hier nicht sooo viel selbst kommentiere wie ich gern würde, da mir dazu einfach im Alltag oft die Zeit fehlt (was keine Entschuldigung sein soll). Umso mehr freue ich mich jetzt, Dank Dir kreative Arbeit vor mir zu haben!

Abgeschreckt hat mich dein "Klischees sind Absicht" im Info-Feld, weswegen ich ihn dann am Einstellungstag erst mal gar nicht angefangen hatte.
Der Hinweis im Infokasten war retrospektiv vielleicht nicht die beste Idee, hm? Den nehme ich mal raus. Ich wollte damit eigentlich nur zu Beginn klarstellen: Die Story greift bekannte Slasher-Klischees auf und feiert sie ab. Alles schon mal da gewesen, klar, ich erfinde hier ganz bestimmt nicht das Horror-Rad neu. ;)

Im Grunde fängt die Geschichte im Auto an - alles davor könnte nur kurz angeteasert werden, damit man eine Verortung hat, einen ersten Eindruck vom Prota, dass da zwischen den Kollegen bissl Spannung herrscht, die Atmosphäre am Arbeitsplatz und so.
Hier musste ich dolle grinsen, denn tatsächlich begann die Geschichte in ihrer ersten Fassung (und die lag bereits länger auf der Platte) bei der Szene im Auto.
Als ich dann im Haus angelangt war, wo die beiden Polizisten sich aufteilen, kam ich mit der Backstory ins Schleudern und dachte: Nee, das funktioniert nicht, das musst Du vorher zeigen, dass Ben ein Ding mit der Dunkelheit und dem Schießen am Laufen hat.
Daher der Anfang, so wie er Stand jetzt ist.

Dann rate ich wirklich mit Nachdruck, auf die Gedanken zu verzichten
Das ist ein super wichtiger Hinweis für mich. Ich lerne das Schreiben ja noch. In jedem neuen Text probiere ich andere Schwerpunkte aus, die mich an der eigenen Leistung interessieren. In vergangenen Texten haben mir Wortkrieger öfter aufgezeigt, dass meine Charaktere oft nicht mehr sind als Pappkameraden, die ihre Zeilen aufsagen und fertig. Durch die fortlaufenden, sichtbaren Gedanken (und die Eröffnungssequenz) wollte ich, dass die Leser:innen tiefer in das Wesen des Protas eintauchen (können). Das hat bei Dir so gar nicht funktioniert. Vielleicht warte ich mal ab, ob noch weitere Kommis kommen und entscheide dann, wie ich das verbessern kann und ob wirklich ALLE Gedanken gekickt werden (müssen).

Wieso wird grad diese Aussage rausgesplict und nicht ne andere und wieso werde ich in den anderen 99% des Textes von den direkten Gedanken ausgeschlossen?
Okay, ich verstehe, was Du meinst. Vor allem den Punkt mit dem Faul/Shortcut. Aber immer und überall die Gedanken aufzeigen, das kommt mir dann auch nicht richtig vor. Hm, ich werde mir was überlegen.

Das funzt nicht, weil das Wort ja so circa korrekt ausgesprochen wird. Das würde ich korrekt setzen und ggfs, kursiv, aber eigentlich hört man die Häme ja schon durch den Satz danach.
Ich sehe Deinen Punkt. Sollte einmal mehr das Alter des Chars unterstreichen. Aber Du hast recht, da er direkt danach von „Ami-Scheiß“ spricht, macht das die Sache eigentlich klar.

Das Extro hätte ich nicht unbedingt gebraucht (sowas kickt mich immer raus, weil dann im Grunde noch mal ein neuer Abschnitt nach dem Abschluss beginnt - kennt du den englischen Begriff 'bathos'? So wirkt das immer auf mich: Das Gefühl, wenn man eine Treppe runter geht und die letzte Stufe ist unerwartet flach, dann kommt man mit so einer Stauchung auf.)
Der englische Begriff war mir nicht bekannt, das eklige Gefühl kenne ich allerdings gut. :heul:
Auch hier verbeuge ich mich ja quasi wieder vor den bekannten Slasherklisches. In denen steht am Ende der Killer oft noch einmal wieder auf, Freddy Krueger entführt die Kids am Schluß in seinem Wagen oder Michael Myers verschwindet spurlos, sodass kein wirkliches Happy End zustande kommt. Aber Du hast recht, wirklich brauchen tut die Story das nicht.

- Intro kürzen (um 30-40%), das Offensichtlichste, Bekannteste kicken. Gut fand ich die Entwicklung mit dem anfangs missmutig-schauenden Schäuzer-Kollegen, da hast du Spannung, der wirkt auch rund.
- Den Mittelteil ganz kicken (sorry).
- Den KI-Teil feilen und ggfs. sogar um Einiges ausweiten (wenn du passende Ideen hast, nicht einfach nur mehr Text): da vllt. ein paar Konflikte / Ideen / Szenen aus dem Mittelteil reinflechten, aber das als einzigen Plot nehmen.
- Das Extro kicken oder besser in den Hauptteil intergrieren - also nicht mit Extra-Untertitel vom Textkörper abtrennen [no pun intended!].
Tausend Dank für die Zusammenfassung.
Kannst Du den „Mittelteil“ eingrenzen? Von wo bis wo geht der für Dich? Dialog im Auto bis zum Aufteilen in der Villa?
Ich werde versuchen, Deine Gedanken im eigenen Stil anzubringen und/oder umzusetzen. Vielleicht finden sich ja noch ein paar Kommentare, die mir (noch) mehr Möglichkeiten aufzeigen.

Die Horrorfilm-Titel in den Dialogen fand ich ganz extrem nervig; das ist inzw. ungeheuer abgenutzt und Filmreferenzen werden auch sonst in KGs zu oft verwendet im Sinne von: 'Ich fühlte mich wie De Niro in Taxidriver, als ...'. File under: lazy.
Hmm … jetzt steh’ ich gerade auf dem Schlauch. Welche Horrorfilm-Titel meinst Du? Am Anfang erwähne ich einmal die drei vielleicht ikonischsten Horrorfiguren der 80er (Michael/Fredddy/Jason). Generell tauchen doch eigentlich keine Titel mehr auf. Solltest Du die ganzen Versatzstücke aus Horrorfilmen meinen (Psycho mit Kettensäge, das Verstecken im Kleiderschrank, die zwei „Jump Scares“ [bei denen ich übrigens absolut unsicher bin, ob sie als solche gelesen werden, ich denke, mittlerweile eher nicht]), die machen den Charme des Textes mMn zu einem gewissen Teil aus. Also das Spiel damit, dass der Prota eigentlich ein versierter (Horror-)Filmfan ist, der in eine Situation gebracht wird, die sich ab einem gewissen Punkt haargenau wie ein Horrorfilm anfühlt.

Du kannst selbstverständlich sagen: "Hey, das ist dann nicht mehr, was ich erzählen wollte!" - ist mir klar ... Ich sage ja nur, was ich lieber gelesen hätte.
;) Nö, das sage ich nicht. Ich sehe den Kern der Geschichte, die Frage ist jetzt, wie kann ich sie verbessern, dass möglichst viele Leser:innen eine gude Zeit mit ihr haben? Wie schon gesagt, ich bin hier, um zu lernen.
Eine weitere Herausforderung war/ist, dass die Story beim Schreiben immer länger und länger wurde, ich aber auch kein Kürzungspotenzial gesehen habe. Da werde ich mich mit genügend freier Zeit dransetzen dürfen, wahrscheinlich wird es eher ein Umschreiben, denn Kürzen.

P.S. Cooler Titel, übrigens!
Danke! Am Anfang hatte ich Halloween 2.0 im Kopf, aber das war mir zu nah dran an John Carpenters Klassiker. Dann hatte ich die Befürchtung, der Titel spoilert die Handlung. Es freut mich, dass er Dir zusagt.

Ich hoffe sehr, dass du trotz der etwas ketzerischen Tipps etwas mit meinen Anmerkungen anfangen kannst,
Na klaro! Über eine Kritik wie Deine (fand sie gar nicht ketzerisch) freue ich mich und kann, wie Du bestimmt an o.g. Ausführungen erkennst, sehr viel damit anfangen.

Liebe Katla, ich danke Dir nochmals für Zeit, Anregungen und Aufmerksamkeit. Wenn es okay ist, lasse ich es Dich wissen, wenn ich Änderungen umsetzen konnte?

Beste Grüße
Seth

 
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Hallo @Seth Gecko,

ich freue mich, dass du meine Anmerkungen verstanden hast, wie sie gemeint waren. :)

Also das Spiel damit, dass der Prota eigentlich ein versierter (Horror-)Filmfan ist, der in eine Situation gebracht wird, die sich ab einem gewissen Punkt haargenau wie ein Horrorfilm anfühlt.
Ja, und ganz ehrlich ist das der Punkt, der mir nicht gefällt. Von daher also meine Anmerkungen mit einer pinch of salt nehmen.
Ich mag das nicht, weil sowas am Anfang (wann war das? In den späten 90ern?) innovativ und urkomisch war, und dann aber imA schnell das Unterhaltsame verlor, weil es immer die gleiche Art Witz bringt.
Dann ist es doppelt schwierig, das gut in Prosa zu verpacken, weil Film immer bunter und lebendiger erscheint und du quasi - um einen guten, spannenden / spassigen Text zu verfassen - dagegen anschreiben musst. (Ich meine bei 'Text fällt ab gegen Film': Guck mal in beliebige Threads im Netz, wenn im OP gefragt wird, welche Horrorbücher Leute am meisten gruselten - spätestens im vierten Komm switcht das Thema zu Horrofilmen.)

Darüber hinaus muss man durch die ganzen 'Bildzitate' (z.B. Person versteckt sich im Schrank, eine Mörderpuppe mit orangen Haaren, ein tollwütiger Bernhardiner ...) dauernd Filmszenen nacherzählen / anteasern. Dann wirken die sehr stark, weil man die Filme kennt und die ja meist sehr professionell mit Millionenbudget gemacht wurden, aber dazwischen musst du ja eigenen Text / Handlung haben, der mehr als nur Fugenkitt sein soll. (Das hast du in vielen Szenen auch sehr gut gelöst.)
Aber letztlich reißen die ständigen Referenzen Löcher in deine Prosa. Und imA schwächst du damit nicht nur den Plot generell, sondern auch die eigenen, sehr guten Teile.

Ein selbstreferentieller Horrorfilm funktioniert imA besser, weil er innerhalb von seinen eigenen Bildern auf andere, fremde Bilder (aus den zitierten Filmen) verweist. Das ist alles auf einer medialen Ebene, die auf gleiche Weise aufgenommen wird - weisst du, was ich meine?

Und last but not least haben diese Ironie-Zitatpotpourris ja nie einen eigenen, sinnvollen Plot (sie nehmen die von ein, zwei der zitierten Filme, würde ich sagen: Scream folgt den Franchises um Myers und Jason, vllt. mit einem Schuss Final Destination, aber soweit ich die geschaut hab, gibt es keinen richtigen, eigenständigen Plot.). Das stellt dir imA hier in der Geschichte ein Bein: Ich finde die Szenen im Haus wirklich gut gemacht, mit guter Gruselatmosphäre und sehr, sehr gutem Pacing, einer guten Balance zwischen Action, Dräuen und Emotionen/Reaktionen, aber dann musst du mit dem Spannungsbogen brechen, um deine Zitate einzufügen.
Ganz krass empfand ich das bei der Szene, nachdem das Kind ins Haus läuft, um den Bruder zu holen (das Intro des Kindes fand ich echt super gemacht - dieses 'damit stimmt was nicht, aber man kann nicht den Finger drauflegen', das ist super gemacht), und dann aber zu viel in Zitate geschwenkt wird, später noch mal die Art, wie die 'Mutter' plötzlich auftaucht. (Okay, die brauchst du, aber da fragte ich mich, wieso die im Haus ist, anfangs ging ich davon aus, das Kind ist mit dem Bruder allein - vllt. hab ich aber was überlesen, weil ich die Referenz-Szenen teils quergelesen hab, bis wieder was eigenes von dir kam.)

Im Grunde hättest du ohne die vielen Zitate (ich weiss, nicht, was du geplant hast!) einen ausgesprochen schönen, wirklich gut strukturierten und spannenden klassischen Haunted House-Plot mit grusligem Kind / Kindern, der als Innovation die KI reinbringt (das wird ja so im Genre nicht unbedingt kombiniert, auch wenn es diese Haus-KIs in Geschichten gibt, die dann versuchen, die Kontrolle zu übernehmen).

Ich sehe den Kern der Geschichte, die Frage ist jetzt, wie kann ich sie verbessern, dass möglichst viele Leser:innen eine gude Zeit mit ihr haben?
Ja, das ist ein feiner Ansatz - allerdings kommen bestimmt auch noch Komms von Leuten, die eben solche ironischen Potpourris unterhaltsamer finden als einen Haunted House-Plot mit SF-Dreh, und dann endest du eben doch bei der Frage, was du eigentlich willst, um was es dir geht.
Ich würde mich aber wirklich freuen, wenn du - selbst, wenn der Plot hier so bliebe - eine zitatlose Alternativversion schreiben würdest.
Da werde ich mich mit genügend freier Zeit dransetzen dürfen, wahrscheinlich wird es eher ein Umschreiben, denn Kürzen.
Das klingt zumindest für meine Lesesicht ausgesprochen gut - tagge mich sehr gern. Ich bin gespannt.
Kleiner Tipp übrigens: Obwohl das Ende - wie eigentlich immer bei dem Autoren - ziemlich meh / over the top ist, gibt es ein wirklich grandioses und imA extrem gruseliges Buch, das ein guter Vergleich zu 'Stimmung schaffen' und 'Plot aufbauen' wäre: es geht da auch um eine paranormale Bedrohung (Spuk, aber sehr individuell), die erst in einem Haus auftritt und dann aber dessen Grenzen überschreitet - genau das hast du super gelöst, durch das Thema Funk. Ich finde es nämlich immer total hirnrissig, dass es heisst, Geister könnte die Grenzen zw. der Realität und einer Parallelwelt / Totenwelt überschreiten, trotz Körperlosigkeit Leute töten/angreifen, aber dann kriegen sie es nicht hin, das eine Haus zu verlassen, in dem der Grund für den Spuk lag.
Adam Nevill: Last Days (dt. auch ganz gut übersetzt als Der letzte Tag). Einer der ganz, ganz wenigen Romane, nach denen ich als Erwachsene ernsthaft überlegte, bei Licht zu schlafen.

Liegt wohl am Pornobalken.
Was ist das eigentlich? (Also, ich schaue Porn, daran liegt's nicht ... Oder meinst du einen Porno-Werbebalken auf einer Non-Porn-Site? Aber wieso ist das dann typisch für den Onkel? Man kann sich ja nicht aussuchen, wo der erscheint.)

Kannst Du den „Mittelteil“ eingrenzen? Von wo bis wo geht der für Dich? Dialog im Auto bis zum Aufteilen in der Villa?
Hier:
»Nicht genug gepennt, oder was? Hattest du nicht dienstfrei?«
»Ja … hab mies geträumt. War doch Halloween. Und Sarah wollte unbedingt ’nen Horrorfilmabend machen. Sie hat zum Einzug ihren Hightech-Fernseher mitgebracht.«
Georg seufzt. »Hällowien. Jetzt sag bloß, sie fährt auf diesen Ami-Scheiß ab?«
»Sie ›feiert das hart‹«, antwortet Ben, die Finger formen Anführungszeichen.
»Was soll das denn heißen?« Georg guckt irritiert und Ben muss schmunzeln.
Er nimmt den Blick von der Straße und wendet sich dem Streifenpartner zu: »Okay, ich komme also gestern Abend nach Hause, ja? Die Wände sind abgehängt mit schwarzen Tüchern. Auf dem Esstisch steht so ein Kürbis, mit geschnitzter Fratze. Überall hängen künstliche Spinnweben und dut-zen-de Kerzen brennen. Ach ja, und an meiner ›Climax Mig8‹ baumeln Gummifledermäuse von der Decke. Die hat sie einfach in so kurze Stücke geschnitten! Glaubst du das?«
Georg grunzt. »Die schöne Schnur. Warte mal, es gibt künstliche Spinnweben?«
»Aus der Dose. Zum Aufsprühen. Ich will gar nicht wissen, wie lange sie für das alles gebraucht hat.«
»Früher gab’s St. Martin«, brummelt Georg missmutig. »Laterne singen und von Haus zu Haus, mit den Lütten. Und später Bauchschmerzen, von zu viel Schokolade.«
Ben grinst. »Das war einmal. Heute verkleidet sich deine Liebste als sexy Kätzchen. Dann werden drei Slasherfilme am Stück gebingt.«
»Was wird ge-was? Und wie war das mit dem sexy Kätzchen?«
Ben lacht. »Gebingt. Hintereinander weggeschaut. Sie steht total auf die Klassiker der achtziger Jahre. Freddy Krueger, Michael Meyers … und dieser Typ mit der Eishockeymaske …«
»Keine Ahnung, wovon du da redest!«, ruft Georg.
»Ja, so geht’s mir mit dem neuen Fernseher.«
»Häh?« Georg setzt den Blinker links und überholt ein orangefarbenes Fahrzeug der Müllabfuhr.
Ben winkt ab. »Ach, das ist so ein ›Smart-TV‹ der neuesten Generation. Das Teil ist riesig. Mit Sprachsteuerung. Alles läuft über gesprochene Befehle. Du brauchst quasi keine Fernbedienung mehr. Ich sag’ dir, das Ding ist mehr Computer als Fernseher. Wenn es noch schlauer wird, soll es gefälligst die Steuer machen.« Er grinst über den eigenen Witz.
Georg schüttelt den Kopf. »Benni, Benni …, pass bloß auf«, murmelt er.
»Was meinst du?«
»Ihr Jüngeren kauft diesen neuen Schrott teuer von den Amis ein, nur dass die den vorher billig in China gekauft haben. Und je mehr ihr anhäuft, umso schneller beherrscht das ganze Zeuch euer Leben. Wenn es vorher nicht eh’ schon kaputt ist.«
Ben will antworten, doch Georg ist schneller: »Ich sach dir jetzt mal was: Der Staubsauger meiner Frau ist von Miele, 25 Jahre alt und der läuft immer noch. Ich werde nicht beherrscht. Eure Generation mit diesem Drang zur totalen Digitalisierung! Du redest heute bereits mit der Glotze. Morgen bestimmt der Kühlschrank, was du essen darfst.«
Das einzige, was du hier plotmässig machst, ist - frech gesagt - dem Leser Halloween zu erklären. Okay, das mit dem Staubsauer ist Foreshadowing (imA viel zu auffällig, weil es nicht richtig in die Reihe passt), aber alles andere trägt nix zum Plot bei.
Entweder deine Leser kennen Halloween (das importierte Fest), dann langweilt das. Oder sie brauchen diese Erklärung, dann schnallen sie aber keines der Zitate später.
ImA kann dieser Teil komplett raus, wenn du ein paar Dialoge raussplicst, die was zum Verhältnis der beiden Kollegen aussagen.
»Sind die Außerirdischen gelandet?«, murmelt Georg.
Ben schaut die Straße entlang. Junge Pappeln säumen beide Seiten, kerzengerade aufgereiht wie stumme Wächter im Mantel der Nacht. Die angrenzenden Häuser sind bloß Umrisse. Es ist totenstill. In der Ferne verbirgt Bodennebel das Ende der Siedlung wie ein blasser Schleier.
»Was hast du geträumt?«, fragt Georg leise.
»Hm?« Ben dreht sich zu ihm, noch immer betrachtet der Partner nachdenklich die futuristische Designervilla.
»Du hast vorhin gesagt, dass du mies geträumt hast, weil deine neue Freundin dich gezwungen hat drei schlechte Filme am Stück zu gucken«, sagt er und geht langsam auf die weißen Riesenwürfel zu.
Ben folgt ihm. »Ach so, ja …, ein maskierter Irrer hat mich mit seiner Kettensäge verfolgt.«
Georg bleibt stehen. »Und was ist dann passiert?«
»Hab ihn aufgehalten.« Ben zuckt mit den Achseln. »Es war nur ein Traum.«
»Gut gemacht«, sagt Georg und zieht die Stabtaschenlampe aus der Halterung am Gürtel. Es klickt, der grelle Lichtkegel zerschneidet die Dunkelheit und gleitet über die Fassade.
»Nochmal zurück!«, ruft Ben so laut, dass Georg zusammenzuckt.
»Scheiße, Benni!«, zischt er.
»Dahin! Aufs Fenster!« Ben packt Georg am Arm und lenkt so den Strahl auf die rechte Ecke der übergroßen Glasscheibe. Das Holz eines Esstischs reflektiert das Licht.
»Da war jemand. Ein Mann. Er hat uns beobachtet!« Ben ist sicher. Was war da mit seinem Gesicht?
Georg sucht mit der Lampe in Ruhe das Fenster ab. Keine Menschenseele ist zu sehen. Er leuchtet auf Bens Uniform und sucht in den jungenhaften Zügen nach einem Scherz. Doch eher hat das Gesicht ein wenig an Farbe verloren. »›Ha-Ha‹, Benni.«
»Wenn ich es doch sage! Er war groß, ein richtiger Schrank. In weißer Kleidung. Und sein Gesicht war … komisch.«
Georg zieht eine Grimasse. »Hatte er eine Kettensäge dabei?«
»Sehr witzig! Glaubst du mir nicht?«
»Verarschen kann ich mich alleine. Würde hier eine Frau um Hilfe schreien, dann würde ich dir glauben. Komm, wir fahren. Falscher Alarm«, sagt Georg. Es klickt, die Taschenlampe erlischt und er wendet sich zum Gehen.
Im ersten Stock zerschellt Glas.
Sie drehen sich gleichzeitig um.
»Fuck«, flüstert Ben.
Georg eilt in Richtung Haustür. Ben folgt ihm. Scheinwerfer flammen an der Dachkante auf. Ben schirmt mit der Hand ab die Augen ab. Links und rechts verschlingt die Finsternis die Welt.
Auch hier passiert imA nix, was zum Plot beiträgt. Hier stimmt auch einmal was mit dem Pacing nicht, du bist vllt. zu bemüht, die Filme im detail zu beschreiben / zu spiegeln, und erzählst aber Beiläufiges zu langwierig. Dieser Teil könnte für mich ganz raus.
Georg versucht es ein zweites Mal.
Die Flutlichter erlöschen. Ben schaut hoch. Seltsame Zeitschaltung, so kurz?
Georg pocht gegen das edle Holz der Tür. »Hallo? Hier ist die Polizei! Machen Sie auf!« Keine Reaktion. »Lass uns mal hinten herumgehen, vielleicht sieht man von der Rückseite mehr«, sagt Georg leise. Sie wenden sich ab, da ertönt hinter ihnen ein sanftes Knacken. Die Haustür steht spaltbreit offen.
Die Polizisten tauschen einen Blick. Georg will zur Klinke greifen und erst jetzt registriert er, dass es keine gibt. »Was zum Teufel …«
»Ist wohl ’ne Schiebetür«, murmelt Ben.
Georg schiebt das dunkle Holz nach links aus dem Weg, geräuschlos gleitet es in die Wand. Die rechte Hand liegt jetzt auf dem Pistolenholster.
Dito
Auf der Fensterbank steht exakt die gleiche schwarze, schlanke Blumenvase, ebenfalls leer.
An den Wänden befinden sich keine Lichtschalter, dafür hängen dort gerahmte Bilder.
Ben macht einen Schritt und beim Anblick der Fotografie zieht sich der Bauchknoten enger zusammen: Vater, Mutter, Timmy und ein Freak. Das Ehepaar Schneyder gut situiert, er im grauen Wollpullunder, mit Nickelbrille, hat den Arm um seine platinblonde, sichtbar jüngere Frau gelegt. Timmy, ein wenig jünger als heute. Und dann ist da ein missgestalteter Junge, älter, groß und von breiter Statur wie der Vater. Das Gesicht seltsam deformiert, er hat einen Überbiss, die Augen quellen aus den Höhlen und durch die hohe Stirn und die fehlenden Haare wirkt sein Kopf übergroß. Eine gewaltige, Narbe verunstaltet den Schädel. Der Teenager grinst debil in die Kamera, während der Rest der Familie ein Bilderbuchlächeln präsentiert.
Diesmal ist das Gefühl unaufhaltsam, der Knoten im Bauch verwandelt sich in ein Ding mit acht Beinen, es krabbelt Ben das Rückgrat hinauf. Der war das eben, im ersten Stock, am Fenster!
Eine beharrte Hand klatscht von hinten auf Bens Schulter.
»Fuck!« Er wirbelt herum, zielt mit der Lampe. Georgs Grimasse leuchtet wie kaltes Wachs. Ben atmet aus und senkt das Licht, überreicht es dem Älteren. »Willst du, dass ich ’nen Herzinfarkt kriege?«
Okay, das gehört zur Backstory, aber das grenzt nun an Infodump und es kommt auch zu früh, weil man dann ja schon 50% der Auflösung hat (die anderen 50% ist die Verbindung zur KI). Für mich hört paranormaler Horror in dem Moment auf, gruselig zu sein, in dem ich erfahre, was der Geist eigentlich will (begrabe meinen Körper, finde meinen Mörder oder Rache an denen, die mit dem Verbrechen zu tun hatten / haben - um mehr gehts ja nie, und da hebt sich dein Text doch eigentlich sehr positiv von ab - weil die KI eine eigene Agenda hat).
Hier würde ich raten, sehr viel kürzer, prägnanter und auch unauffälliger zu teasern. Nur ein paar Bilder setzen, die man noch nicht einordnen kann.

Was mir an der KI so gut gefällt ist (sagte ich das schon?), dass sie total von Logik bestimmt ist, Auswertungen von Fakten, Statistiken, ihren Beobachtungen, Sonst werden KIs oft vermenschlicht - mit menschlichen Wünschen, Wollen und Bedürfnissen versehen. Die wollen dann die Kontrolle / Vorherrschaft nicht anders, als ein Mensch sie wollte. Bei dir klingt das Verhalten KI-typisch. Und diese logikgetragene Indifferenz klingt grausamer und ist viel interessanter als so ein dumpfer Machthunger.

Georg betrachtet nachdenklich das Foto. »Muss hart sein, ein behindertes Kind großzuziehen.«
»Ist das alles? Findest du den Typen nicht auch irgendwie … unheimlich?«
Georg leuchtet ihn an: »Wie alt bist du, zwölf? Das hier ist kein Horrorfilm, Benni.« Ben will etwas erwidern, doch Georg ist schneller: »Wir suchen jetzt diese Familie und klären, was hier los ist. Im Notfall schlagen wir ein Fenster ein und nehmen die beiden Söhne mit auf die Wache.« Er geht wenige Schritte in Richtung Treppe, dreht sich auf dem Absatz jedoch noch einmal um: »Reiß dich zusammen, Benjamin. Such das Licht und schalt es ein.« Damit lässt er ihn stehen und geht die Stufen hinauf: »Timmy? Tim-my?« Die Rufe entfernen sich immer höher und verstummen schließlich.
Dann ist es ganz still.
Ben steht alleine da. Klick. Der weiße Kegel hilft gerade nicht, im Gegenteil, er lässt die Schwärze bloß noch tiefer erscheinen. Wie eine drohende Umarmung des Todes. Und der Freak mit dem zermatschten Gesicht schleicht sich von hinten an. Bens Hand will zum Holster, doch beim Gedanken, die P99 im Dunkeln zu ziehen, bricht kalter Schweiß aus. Er dreht sich um, doch da ist nur das Haus. Er schüttelt den Kopf, kurz und heftig. Fuck, reiß dich zusammen.
dito
Grad sowas wie das Markierte hält total auf, das kann man sich gut selbst vorstellen, macht den Text auch zu naiv.
Die KI dieses Hauses steuert neben der Elektronik auch den geistig zurückgebliebenen Jungen im Körper eines Muskelottos. Willst du mich verarschen?
»Das hier ist kein Horrorfilm, Benni.«
Doch, Georg, ist es. Und wir sind die letzten Darsteller, diese unter Schock stehende Zivilistin und ich. Wir werden die Nächsten sein. Es sei denn …
»
Hey!«, er fasst Frau Schneyder an den Schultern und schaut ihr direkt in die Augen: »Wie schaltet man sie aus?«
»Was?« Ihre Schminke ist noch stärker verwischt.
»Lexi. Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihr den Stecker zu ziehen!«
Hier kippst du aus der Spannung ins Humorige (comic relief - Humor löst Spannung, so, wie wenn man lacht, nachdem man sich erschrocken hat), dabei finde ich, dass der Twist nicht so flapsig erzählt werden sollte - denn danach wirds wieder eher gruselig, und das lässt sich nicht beim Lesen an- und abstellen. Bin ich draußen, ist die Spannung gebrochen, komme ich nicht unbedingt wieder rein.

Ben öffnet die Schlafzimmertür spaltbreit. Der Flur scheint leer, auch wenn er in der Finsternis beinahe nichts sieht. Vorsichtig zieht er sie ein Stück weiter auf. Dort ist niemand.
Er sucht den Boden ab. »Miststück«, murmelt Ben.
»Was ist?«, raunt Melinda hinter ihm. Sie duzen sich. Dies ist nicht die Zeit für Förmlichkeiten. [Bestimmt wer? Dein Erzähler gibt sonst Gedanken direkt wieder. Bruch in der Perspektive,]
»Meine Waffe ist weg. Die Lampe auch.«
Schritt für Schritt wagen sie sich in geduckter Haltung vor. Ben sondiert die anderen Türen. Er ist bereit, anzugreifen, sollte Noah eine davon öffnen.
Eine Hand zupft von hinten an der Uniform: »Was ist mit deinem Partner?«
»Er liegt tot in dem Zimmer dort. Das sagte ich schon«, flüstert Ben.
»Was ist mit seiner Pistole? Seiner Taschenlampe?«
Keine schlechte Idee. Jedoch mit Herausforderung. Die Erinnerung an Georgs verstümmelte Leiche blitzt auf. Ben schaudert.
Kurz bevor beide den offenen Türrahmen erreichen, dreht Ben sich um: »Nicht hinsehen. Warte an der Treppe, ich komme gleich zu dir. Schau immer nur geradeaus, okay?« Diese Träume wünscht man keinem.
Sie nickt tapfer und schleicht weiter.
Ben atmet tief durch und nähert sich Georg. Er versucht wie mit Scheuklappen bloß einen Teilausschnitt zu erfassen, das Grauen auszublenden und vor allem, nicht auf den Kopf zu achten. Überall ist Blut, es tränkt den Teppich und hat eine gewaltige Lache gebildet. [Kein Zeilenumbruch.]
Das Holster am Gürtel ist leer, ebenso die Halterung der Taschenlampe. [Kein Zeilenumbruch.]
»Scheiße!«, zischt Ben. [Kein Zeilenumbruch.]
Gerade will er gehen, da sieht er es unter dem Bett: Zwei große Augen starren ihn an. [Kein Zeilenumbruch.]
Ben strauchelt und verliert das Gleichgewicht, fängt sich aber rasch. Es ist Timmy, der ihn beobachtet. »Fuck, Kleiner! Komm her. Schnell!«
Timmy krabbelt unter dem Gestell hervor.
»Geht’s dir gut? Bist du verletzt?«, fragt Ben.
Der Junge schüttelt den Kopf.
»Okay, bringen wir dich zu deiner Mama.«
Sehr kleinteilig erzählt (vllt. auch durch die Filmbilder im Kopf).
Wenn dieselbe Person was macht und dann was sagt, bzw. sich der Fokus nicht ändert: Keine Zeilenumbrüche. Das zerfleddert den Text und erschwert das Folgen.
Melinda schaut ihn an, ihr abgetrennter Kopf ist erstarrt in einer Grimasse der Qualen.
Bissl over the top, selbst für eine Parodie. Der Kopf ist wenn nicht erstarrt, sondern die Mimik/Gesichtszüge, und das wieder ist unmöglich, weil die Muskeln im Tod erschlaffen.

Ich hoffe, das gibt dir einen Eindruck, was ich meinte - und wie gesagt, mir ist klar, dass ich auf einen etwas anderen Text hin kommentiere. Aber wenn du umschreiben magst, wäre das imA die günstigere Vorgehensweise.

Ganz herzliche Grüße, komm gut ins Wochenende,
Katla

 

Hallo @Seth Gecko,

da haust du rechtzeitig zu Halloween was mit Halloween raus und dann kommen die Leute nicht aus dem Quark, auch ärgerlich irgendwie. Ich habe übrigens echt eine Weile über dem Titel gegrübelt und dann plötzlich, wie das manchmal so ist mit dem Groschen, er lag die ganze Zeit auf der Kante und schließlich: Weil Halloween ist und die KI ist ein Ding ist, oder?

Streng genommen ist sie das aber ja nicht mehr, der ganze Punkt bei diesen „In der Maschine ist ein Bewusstsein erwacht“-Storys ist ja, dass sie eben keine Dinger mehr sind, weil … in der Maschine ein Bewusstsein erwacht ist.

Teilweise ist mir dieses Bewusstsein etwas zu Villain-mäßig, zum Beispiel, wenn die KI sagt „Du bist aber auch nicht der beste Schütze“ oder etwas in der Art, da würde ich ein kühles „Das wird das Problem nicht lösen“ vorziehen. Wie Vater und Mutter in 2001 und Alien, „Mutter, du Miststück!“, aber unmoralisch ist das ja alles nur aus menschlicher Sicht, die Maschine denkt kalt, pragmatisch. Immer wieder spannendes Thema und superaktuell, Hawking hat gesagt, wenn wir als Menschheit am Boden liegen, wird KI uns den Rest geben. NSA übrigens von Eschbach, falls du’s nicht kennst, Mann fand ich das gut.

Hier also verhackstückt für eine Horrorgeschichte. Ich mochte dieses Zusammenführen von zwei Topoi, das Bastard-Kind, das die Eltern vor der Öffentlichkeit verstecken und die außer Kontrolle geratene KI. Das ist so ein frischer Grundgedanke, entstanden aus zwei altbekannten Sachen (vorbehaltlich jetzt der Möglichkeit, dass es schon zehn Storys, Filme und Romane gibt, in denen genau das passiert und die ich einfach nicht kenne, was ich aber aufgrund meines hohen Interesses an all things Horror und Science Fiction zumindest für unwahrscheinlich halte), ein bisschen wie Predator oder Phantasm, wo du zunächst glaubst, genau zu wissen, wo die Reise hingeht und dann Oh.

„Idee Fernsteuerung gut“ hatte ich mir da beim zweiten Lesen notiert, das wäre damit abgefrühstückt. Außerdem schrieb ich: „Auto kürzen, Popkulturelle Referenzen doof“.

Das Intro, wenn man das so nennen mag, die beiden Polizisten im Auto, die Unterhaltung, die ist mir zu lang. An Charakterisierung würde mir reichen, dass er jemanden erschossen hat (was übrigens in Deutschland ja so häufig auch wieder nicht vorkommt; besser fände ich, er hat mit seinen blank liegenden Rookie-Nerven einen randalierenden Obdachlosen auf dem Weg zur Ausnüchterungszelle geschubst, und der ist die Treppe runter und hat sich das Bein gebrochen, und in der Zeitung stand dann, der Ben ist voll der gewalttätige Nazi-Bulle; so etwas in der Art wäre näher dran und für mich glaubwürdiger), dieses ganze Gespräch über den Halloween-Tick der Freundin und die Spinnennetze aus der Dose kommt mir vor wie ein Tarantino-Dialog, bringt die Handlung nicht voran, der Dialog ist um seiner selbst Willen da. Mich stört das hier, weil es ja doch eher eine klassische (Horror-)Kurzgeschichte ist.

Und dann halt dieses ganze wie bei Freddy, wie bei Jason, wie in Halloween. Da komme ich altersmäßig auch her, ich sehe auch ein, dass das Spaß macht, aber ohne gewänne die Geschichte an Ernsthaftigkeit und ich behaupte mal steif und fest, schlechter würde sie dadurch nicht.

Ansonsten hat’s mir aber echt gefallen.


Ben steht zögerlich auf und schaut vom DGL zu den Gesichtern der Spätschicht.
Bist du selbst Polizist oder hast einen im Bekanntenkreis? Eine Kollegin ist mit einem verheiratet, die wirft auch immer mit diesen Abkürzungen und sich. „Ich würde einfach den DSL fragen.“ Ich schwanke hier so zwischen Authentizität und irgendwie gibt das Behördendeutsch einen komischen Vibe.

Ben spürt die Hitze auf Wangen und Stirn. Du Vollidiot.
Wenn du den Vollidioten streichst, ist der Ben an dieser Stelle sehr verletzlich. Dem durchschnittlichen Leser ist er dann gleich näher und wirkt sympathisch.

Wie nannte die Therapeutin das? Box Breathing?
Das erste nicht kursiv.

Bloß nicht auffallen, mit der Polizei an den Hacken.
Interessanter Perspektivwechsel. Wer hat nicht schon mal die Polizei auf der Linksabbiegerspur neben sich gehabt und steif geradeaus gesehen?

»… Hobbys?«, reißt ihn Georgs Frage zurück.
»Wie bitte?«
»Was machst du in deiner Freizeit?«
Das fand ich gut, dieses aus den Gedanken herausgerissen werden hatte ich richtig vor mir.

Hintereinander weggeschaut. Sie steht total auf die Klassiker der achtziger Jahre. Freddy Krueger, Michael Meyers … und dieser Typ mit der Eishockeymaske …«
»Keine Ahnung, wovon du da redest!«, ruft Georg.
Warum ruft er das? Aber ich bin wie gesagt eh kein Fan dieses Gesprächs, zumindest nicht in seiner Gesamtheit.

Eure Generation mit diesem Drang zur totalen Digitalisierung!
Georg würde was anderes sagen, „Alles nur noch Computer“ oder so.

Ach so, ja …, ein maskierter Irrer hat mich mit seiner Kettensäge verfolgt.
Träume funktionieren anders, die sind totales Chaos. Direkt nach dem Ansehen eines Films von genau dem Film zu träumen, und dann so 1:1, also mir ist das noch nie passiert. Oder vielleicht kann ich mich auch nur nicht dran erinnern.

Von drinnen hört man eine melodische Türschelle.
Welche Melodie, habe ich mich hier gefragt.

Sein Pyjama ist übersät mit kleinen Feuerwehrautos.
„Übersät“ klingt wie Pickel, Pusteln, Wunden.

Ein Messerblock aus Holz. Eine Klinge fehlt.
„Klischee“ hatte ich aufgeschrieben. Hatte deinen Infokasten nicht gelesen. Ist glaube ich auch besser, wenn die Geschichte das allein hinbekommt, das zu vermitteln, dass sie mit Klischees spielt oder sie bewusst verwendet. Hast du die Chucky-Serie gesehen? Gleich die erste Szene der ersten Folge. Ein Yard Sale. Erst wird Chucky verkauft und dann äußert jemand Interesse an so einem Messerblock. „He, da fehlt aber eins.“ Fand ich sehr witzig.

Den Einlauf kann ich mir sparen.
WAS? Heißt das das, was ich glaube, dass es heißt?

warum verniedlicht ihr Menschen manchmal die Namen und dann wieder nicht? Timotheus Schneyder wird seit meiner Inbetriebnahme zu 96,74 Prozent ›Timmy‹ genannt.
Der erste und der zweite Teil des Satzes passen nicht zusammen. Der erste klingt so normal, der zweite nach Computer.

Bens Aufschrei frisst das Death Metal.
Ganz merkwürdiges Bild. Fand das sowieso nicht so gut mit dem Death Metal. Irgendeine Kindergartenmelodie, zu der dann übelste Gewalt passiert, das ist auch wieder ausgelutscht, aber Death Metal, ausgerechnet? Gibt’s nicht irgendwas dazwischen?

So fürchterlich massakriert wie Georg da drüben.
Das klingt sehr steif, als sollte es eigentlich eine Beschreibung des Dritte-Person-Erzählers sein und dann ist es in den Dialog gerutscht.

Etwas packt seinen Mund
Ich bin gestolpert, weil du meinst, etwas legt sich von hinten über seinen Mund. Den Mund packen, da dachte ich, da zehrt einer an seinen Lippen oder so.

Erst jetzt realisiert er,
Erst jetzt wurde ihm bewusst,

dann nimmt sie den Akku heraus und legt die Teile auf den Boden und tritt mehrmals fest darauf
heraus, legt

wie auf dem Präsentierteller / Fahr zur Hölle!«, schreit Ben / Meine Berechnungen …«
»Berechne das hier, du Miststück!«
Ist auch mit Absicht alles nicht meins.

Tim-mä. Tim-mä!«, brabbelt eine tiefe Stimme direkt vor ihm.
South Park, nä? Würde ich auch nicht machen, zieht’s unnötig ins Lächerliche.


Viele Grüße
JC

 

Moin @Katla,

vielen Dank für Deine weiterführenden Gedanken und Vorschläge.

Ich hoffe, das gibt dir einen Eindruck, was ich meinte
Ja, das tut es. Zusammen mit dem Kommi von Proof habe ich dank euch tolle erste Ansätze inkl. aufgezeigten Passagen, wo ich entschlacken, ausdünnen und ausbessern kann.
Ich sehe schon, dass vor allem die erste Hälfte, die jetzt noch wie ein slow-burner daherkommt, eingekürzt wird.
Ich dachte, dass Dialoge wie das Gespräch über Halloween im Auto und die Ankunft an der Villa für Charakterzeichnung und Atmosphärenaufbau gut sind, doch das scheint auf diese Art und Weise nicht funktioniert zu haben.

Wie dem auch sei, ich melde mich, sobald Version 2.0 kritikbereit ist.
Beste Grüße und einen entspannten Sonntag
Seth


Moin @Proof,

ich würde lügen, wenn ich behaupte, nicht ein wenig auf Deine Expertise gehofft zu haben. :D. Umso mehr freut es mich jetzt, von Deinen Gedanken und Anregungen zu profitieren. Also vielen Dank für Deine Zeit.

Ich habe übrigens echt eine Weile über dem Titel gegrübelt und dann plötzlich, wie das manchmal so ist mit dem Groschen, er lag die ganze Zeit auf der Kante und schließlich: Weil Halloween ist und die KI ist ein Ding ist, oder?
Nachdem ich andere Ideen verworfen hatte, kam mir dieser doch sehr passend vor, allerdings war ich mir nicht sicher, ob er nicht schon zu sehr foreshadowing betreibt.
Angelehnt ist er ganz klar an: https://de.wikipedia.org/wiki/Internet_der_Dinge

NSA übrigens von Eschbach, falls du’s nicht kennst, Mann fand ich das gut.
Kenn ich noch nicht. Kommt aber auf die Liste. Du hattest mir vor Monaten mal Vietnam Black empfohlen (Monstertausendfüßler frisst GI-Trupp in Vietnam), das hat auf jeden Fall meinen Geschmack getroffen, für das, was es sein will.

ein bisschen wie Predator oder Phantasm, wo du zunächst glaubst, genau zu wissen, wo die Reise hingeht und dann Oh.
Genau an dieser Übung habe ich mich hier ausprobiert. Das Spiel mit Erwartungen und dem Bruch eben dieser.

Das Intro, wenn man das so nennen mag, die beiden Polizisten im Auto, die Unterhaltung, die ist mir zu lang.
Dasselbe hat @Katla ja auch schon angemerkt. Wie oben bereits geschrieben, ich dachte, damit gebe ich den Figuren mehr Farbe. Mit der Szene „Ankunft vor der Villa“ wollte ich erste Atmosphäre aufbauen. Da werde ich einen großen Teil von eindampfen, das strafft die Story dann auch im Ganzen.

Bist du selbst Polizist oder hast einen im Bekanntenkreis? Eine Kollegin ist mit einem verheiratet, die wirft auch immer mit diesen Abkürzungen und sich. „Ich würde einfach den DSL fragen.“ Ich schwanke hier so zwischen Authentizität und irgendwie gibt das Behördendeutsch einen komischen Vibe.
:) Nee, bin ich nicht. Mir macht es großen Spaß, zu recherchieren, wenn ich zu wenig über das Thema weiß, die Geschichte es jedoch erfordert, dass Authentizität gut passt. Aber ich weiß, was Du meinst. Über die Abkürzungen in diesen ersten Sätzen habe ich länger nachgedacht. Das DGL können die Leser:innen sich noch gut ableiten, beim POM (Polizeiobermeister) wenige Zeilen später war ich mir unsicherer. Na ja, erstmal bleibt´s beides drin.

Wenn du den Vollidioten streichst, ist der Ben an dieser Stelle sehr verletzlich. Dem durchschnittlichen Leser ist er dann gleich näher und wirkt sympathisch.
Erst hatte ich hinter dem "Du Vollidiot" noch einen Folgesatz, dass Ben eigentlich mehr sich selbst damit meint, als den Kollegen. Fand den dann aber zu Erklärbarmäßig und so flog er raus. Werde über deinen Vorschlag nachdenken.

Ganz merkwürdiges Bild. Fand das sowieso nicht so gut mit dem Death Metal. Irgendeine Kindergartenmelodie, zu der dann übelste Gewalt passiert, das ist auch wieder ausgelutscht, aber Death Metal, ausgerechnet? Gibt’s nicht irgendwas dazwischen?
:) Nee, das Death Metal bleibt erstmal drin. Den angemerkten Satz hole ich vielleicht ins Passiv (Bens Schrei wird vom Death Metal gefressen), dann kann man das Bild möglicherweise besser erkennen. Im Nachhinein find ich das unbeabsichtigte Wortspiel in Bezig auf die Golfschläger als Todeswerkzeug auch ganz witzig.


Lieber Proof, ich danke Dir nochmals für Deine Zeit und Anregungen. Ich werde die erste Hälfte stark einkürzen, die Popkulturellen Referenzen überarbeiten/streichen und auch Deine angemerkten Verbesserungsvorschläge verarbeiten.

Beste Grüße und noch einen entspannten Sonntag,
Seth

 

Moin,

@Katla & @Proof,

lange hat es gedauert, bis ich Zeit fand, meine Halloween-KG anhand eurer Verbesserungsvorschläge zu verschlanken, leicht abzuändern und aufzupolieren.

Die popkulturellen Horrorfilmreferenzen sind raus, der Anfang wurde gekürzt und der tarantinoeske Dialog über Halloween, sowie die Szene vorm Haus komplett gestrichen. Die Dialoge der KI wurden anhand eurer Vorschläge ebenfalls ein wenig überarbeitet, auch das Ende wurde um das „Extro“ bereinigt.

Die Szene mit dem „Lied zur Entspannung“, als Ben seinen toten Partner findet, habe ich dank Proofs Kommi - wie ich finde – noch verstärken können.

Es ist für mich wirklich interessant, wie ein erneuter Blick auf einen Text nach längerer Pause die Sicht schärfen kann, für Dinge, die man zuvor aufgrund der Nähe zum frisch erstellten Werk noch anders wahrgenommen hat. Der Text hat mMn vor allem durch die Kürzungen der bekannten Horrorzitate/Referenzen (etwas was ich ursprgl. als Stärke gesehen hatte) eindeutig hinzugewonnen.

Über euer erneutes Feedback freue ich mich, wobei ich verstehen kann, sollte aufgrund der langen Pause zwischen Originaltext und neuer Version die Retrospektive evtl. schwerfallen.

Beste Grüße und entspannte Feiertage,

Seth

 

Abend @Seth Gecko !

Dann möchte ich mal meine Eindrücke zu deiner überarbeiteten Story hinterlassen, obwohl die Stimmung nicht mehr ganz zur Maiwonne passt ;):
Ich finde deine Geschichte top! Effektiver Spannungsaufbau, beklemmende Atmosphäre, die handelsübliche Brise Humor und eine bis dato noch recht unverbrauchte Grundidee. (Ich prophezeie mal, dass uns in den nächsten Jahren eine Flut von mörderisch gewordenen Smart-Homes im Horror-Genre bevorsteht, aber noch ist deine Story eine kleine Pionierleistung. :D)
Du hast dir zum Überarbeiten des Originals (das ich nicht gelesen habe) ja einige Monate Zeit gelassen, das wars m.E. aber wert, wenn ich nach den Kommis von damals urteile.
Ein paar Schönheitsfehler gibts aber noch, durch die möchte ich mich mal bekmessern:

In jeder neuen Strasse drosseln die Autos vor ihnen leicht das Tempo.
Straße.

02.November 2017, 03:30 Uhr, Neubaugebiet
Bei der vorigen Angabe war es noch der 01. November. Oder hat der Streifenwagen tatsächlich 24 Stunden und 15 Minuten dahin gebraucht? ;)

In der Ferne verbirgt Bodennebel das Ende der Siedlung wie ein blasser Schleier.
Irgendwie finde ich diesen Satz nicht optimal, vielleicht wegen dem m.E. etwas plumpen Wort "verbirgt"? Ich hätte lieber "In der Ferne wird das Ende der Siedlung von einem blassen Bodennebel verschleiert" draus gemacht, ist aber nur mein persönlicher Geschmack.

Im dunklen Eingangsbereich steht ein blasses Kind und schaut sie an.
Ich wundere mich etwas, wie der wehrlose Junge so lange überleben konnte.
Er wirkt nicht verängstigt.
... und nicht vollkommen panisch ist. Ich dachte zu erst, dass der Junge mit dem Horror, der dort lauert, unter einer Decke steckt. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein. Selbst wenn sich unter dem Bett zu verstecken ausreicht, um eine omnipräsente KI zu linken, läuft er in dieser Szene ja ganz ungeniert durchs Haus.

»Ist dir ein Glas runtergefallen?«, rutscht ihm hinterher.
Hä??? Wie passt dieser Satz hier rein? Ist das ein übersehenes Relikt aus einem früheren Entwurf, in dem die Polizisten eine rote Lache auf dem Fußboden sehen und erstmal hoffen, dass es nur Tomatensoße ist?

»Geh zum Wagen. Versuch es dort«, befiehlt er. Beide drehen sich zum Eingang.
Klingt für mich nicht ganz logisch, dass er das seinem Untergebenen befiehlt. Wo sie doch beide zum Auto gehen wollen. Ist der Chef so autoritär, dass schon von vornherein klar ist, dass solche "niederen Aufgaben" gefälligst die unteren Ränge zu erledigen haben?

Er wählt die 112.
Nur aus Neugierde: Ist das normal, dass die Polizei in solchen Situationen nicht ihre eigenen Leute, sondern die Rettungskräfte anrufen?

Eine Hand klatscht von hinten auf Bens Schulter.
:lol:
Das ist so ein albernes Klischee in Horrorfilmen, dass mich das sogar stört, wenn es mit Absicht gemacht wird. Erinnert mich an diesen einen U-Boot-Horrorstreifen ("Below" hieß der glaub ich), wo die Charaktere, wenn sie zu einem anderen in den Raum kommen, nicht einfach "Hallo hier bin ich" sagen, sondern sich immer grundlos anschleichen und dem anderen zur Begrüßung wortlos die Hand auf die Schulter klatschen, damit der sich maximal erschrickt.

Georg betrachtet nachdenklich das Foto. »Muss hart sein, ein behindertes Kind großzuziehen.«
»Ist das alles? Findest du den Typen nicht auch irgendwie … unheimlich
Da steht schon fest, dass es sich um einen Behinderten handelt, und der Prota fragt seinen Kollegen allen Ernstes, warum er sich davor nicht gruselt? Würde vllt jemand von vor 100 Jahren so sagen, aber heute wirkt das arg deplatziert, selbst wenn man nicht extrem PC ist. Als würde er Behinderte für Dämonen halten ...

Zu Bens rechter befindet sich eine Tür mit silbernem Knauf
"Rechter" groß.

»Benni, wenn du das nicht weißt, bist du in Schwierigkeiten. Oder zumindest bald.«
Auch nicht ganz logisch, erst recht nicht von einer rationalen Maschine: Er wäre doch auch in Schwierigkeiten, wenn er genau bescheid wüsste, oder nicht?

Eine Spur aus roten Tropfen im Flor führt zu einem dunkelroten, nass glänzenden Handabdruck an einer der Zargen.
Du meinst sicher "Flur".

Bens Aufschrei wird vom Singsang übertönt.
Ich weiß, das ist eine überarbeitete Stelle, vorher wurde da wohl Death Metal gespielt. Aber passt für mich nicht recht, dass ein Schrei von sanfter Gitarrenmusik übertönt wird. Du implizierst später zwar, dass die laut aufgedreht ist, aber reicht das, um einen Schrei untergehen zu lassen?

Frau Schneyder deutet erst auf den Umriss einer hüfthohen Kommode, die abgerückt in der Nähe steht, dann zeigt sie auf die Tür.
Finde das Wort seltsam und in dem Zusammenhang irritierend.

Ich weiß auch nicht … irgendwie hat es …, es macht, dass er, … oh Gott … oh nein …, Timmy!«
Hier scheint es, als würde der Mutter erst jetzt ihr jüngstes Kind einfallen. Sollten sich ihre Ängste nicht schon die ganze Zeit primär darum drehen?

Der Junge flitzt los, schnappt ein weißes Geschirrtuch vom Haken, wirft es über den schwarzen Kegel und kommt wieder zurück. Gut gemacht. Mutiger Knirps.
Nun ja, vorher hat er sich ja frei durchs Haus bewegt. Und etwas seltsam finde ich, dass der Polizist nicht selber mutig ist sondern ein Kind vorschickt ...

Die Gedanken wirbeln zahllos
Auch etwas komisch, die Formulierung. Vielleicht lieber "zahllose Gedanken wirbelten ...".

Er grinst debil, in den Glubschaugen liegt bloß Leere.
Ich würde das "bloß" streichen, dann hat der Satz mehr Power.

Aber ansonsten eine runde Sache, deine Geschichte! Besonders die Stelle, wo sich die KI plötzlich über den Polizeifunk meldet finde ich gut :thumbsup:

VG
MD

 

Moin @MorningDew,

danke für Deinen Kommentar, Deine Gedanken und Deine Zeit.

Es freut mich, dass Du mit meinem kleinen Stück Horror-Pulp eine gude Zeit hattest.
Gerne gehe ich kurz auf Deine Anmerkungen ein:

Du hast dir zum Überarbeiten des Originals (das ich nicht gelesen habe) ja einige Monate Zeit gelassen, das wars m.E. aber wert, wenn ich nach den Kommis von damals urteile.
Ein paar Schönheitsfehler gibts aber noch, durch die möchte ich mich mal bekmessern
Ja, ich bin aus persönlichen Gründen sechs Monate lang nicht zum Schreiben gekommen, habe mich auch hier länger nicht mehr eingebracht. Das ändert sich jetzt hoffentlich, denn ich schätze dieses Forum sehr.

Bei der vorigen Angabe war es noch der 01. November. Oder hat der Streifenwagen tatsächlich 24 Stunden und 15 Minuten dahin gebraucht?
:) Hehe. Nee, das wäre eine lange Fahrt ins Neubaugebiet. Wurde korrigiert, danke fürs Aufzeigen.

... und nicht vollkommen panisch ist. Ich dachte zu erst, dass der Junge mit dem Horror, der dort lauert, unter einer Decke steckt. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein. Selbst wenn sich unter dem Bett zu verstecken ausreicht, um eine omnipräsente KI zu linken, läuft er in dieser Szene ja ganz ungeniert durchs Haus.
Die KI lässt den kleinen Timmy tatsächlich in Ruhe, will ihm nicht ans Leder. Wieso, weshalb, warum, das lasse ich unklar. Vielleicht weil sie denkt, dass von ihm keine Gefahr ausgeht? :Pfeif: Vielleicht füge ich dazu nochmal einen Satz ein.

Hä??? Wie passt dieser Satz hier rein? Ist das ein übersehenes Relikt aus einem früheren Entwurf, in dem die Polizisten eine rote Lache auf dem Fußboden sehen und erstmal hoffen, dass es nur Tomatensoße ist?
Im ersten Stock zerschellt Glas.

Das nehmen sie überhaupt erst zum Anlass, ins Haus zu gehen, wo sie doch fast schon wieder fahren wollen. Daher Bens Frage.

Klingt für mich nicht ganz logisch, dass er das seinem Untergebenen befiehlt. Wo sie doch beide zum Auto gehen wollen. Ist der Chef so autoritär, dass schon von vornherein klar ist, dass solche "niederen Aufgaben" gefälligst die unteren Ränge zu erledigen haben?
Ich dachte das eher so: Einer der beiden bleibt im Haus, während der andere Meldung macht. Zu dem Zeitpunkt wissen sie ja noch nicht, dass sie eingeschlossen sind. Das kommt erst kurz danach raus. Man könnte aber auch »befiehlt«, durch »sagt« austauschen, weil die Hierarchie der beiden eigentlich klar ist, da braucht es das nicht, stimmt schon.

Nur aus Neugierde: Ist das normal, dass die Polizei in solchen Situationen nicht ihre eigenen Leute, sondern die Rettungskräfte anrufen?
:D Keine Ahnung. Da hätte ich vielleicht besser recherchieren sollen.

Das ist so ein albernes Klischee in Horrorfilmen, dass mich das sogar stört, wenn es mit Absicht gemacht wird. Erinnert mich an diesen einen U-Boot-Horrorstreifen ("Below" hieß der glaub ich), wo die Charaktere, wenn sie zu einem anderen in den Raum kommen, nicht einfach "Hallo hier bin ich" sagen, sondern sich immer grundlos anschleichen und dem anderen zur Begrüßung wortlos die Hand auf die Schulter klatschen, damit der sich maximal erschrickt.
Ja, das ist eines der wenigen Horrorfilm-Klischees, welches die Überarbeitung überlebt hat. Mir gefällts und daher bleibts erstmal drin. ;)

Da steht schon fest, dass es sich um einen Behinderten handelt, und der Prota fragt seinen Kollegen allen Ernstes, warum er sich davor nicht gruselt? Würde vllt jemand von vor 100 Jahren so sagen, aber heute wirkt das arg deplatziert, selbst wenn man nicht extrem PC ist. Als würde er Behinderte für Dämonen halten ...
Es geht dabei nicht darum, dass der Prota Behinderte für Dämonen hält. Er ist ein Horrorfilmfan, dem Noahs Gesicht in dieser Situation unter den gegebenen Umständen und mit seiner Vorgeschichte einfach Unbehagen bereitet. Vielleicht kann ich die Stelle noch ein wenig feinschleifen, denn ich weiß, was Du meinst. Muss ich mal schauen.

Auch nicht ganz logisch, erst recht nicht von einer rationalen Maschine: Er wäre doch auch in Schwierigkeiten, wenn er genau bescheid wüsste, oder nicht?
Ich hatte irgendwo in einem Artikel gelesen, dass Sprach-KIs wie Alexa und Co. einen "bösen" Modus haben, den man aktivieren kann. Der Satz, den Du zitierst, ist aus diesem Artikel geklaut. Ich sehe Deinen Punkt, lasse das aber erstmal so drin. Vielleicht fällt mir ja noch etwas besseres ein.

Du meinst sicher "Flur".
Nö. Bei Teppichen spricht man tatsächlich von Flor: https://de.wikipedia.org/wiki/Flor

Hier scheint es, als würde der Mutter erst jetzt ihr jüngstes Kind einfallen. Sollten sich ihre Ängste nicht schon die ganze Zeit primär darum drehen?
Guter Punkt. Ich hab versucht, die Dialoge in dieser stressigen Ausnahmesituation halbwegs »echt« zu halten, ohne dass das Pacing zu arg darunter leidet. Bei der ganzen Szene im Schlafzimmer stammeln sich Ben und Melinda ja ziemlich einen ab, da sie offensichtlich unter Schock stehen. Sie traut sich zudem auch nicht allein heraus, da sie weiß, dass Noah irgendwo vor der Tür lauert. Ein wenig knifflig, vielleicht kann ich an der Szene noch feilen.

Danke für Deinen konstruktiven Blick,
beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko,

Die KI lässt den kleinen Timmy tatsächlich in Ruhe, will ihm nicht ans Leder. Wieso, weshalb, warum, das lasse ich unklar. Vielleicht weil sie denkt, dass von ihm keine Gefahr ausgeht? :Pfeif: Vielleicht füge ich dazu nochmal einen Satz ein.
Das zu erfahren wäre interessant und würde mit einer originellen Idee die Handlung weiter boostern ;)

Das nehmen sie überhaupt erst zum Anlass, ins Haus zu gehen, wo sie doch fast schon wieder fahren wollen. Daher Bens Frage.
Ach ja, war mir entgangen, sorry.

Ich dachte das eher so: Einer der beiden bleibt im Haus, während der andere Meldung macht.
Da hab ich mich auch verlesen. Dachte, da steht sowas wie "beide gehen zum Auto".

Ja, das ist eines der wenigen Horrorfilm-Klischees, welches die Überarbeitung überlebt hat. Mir gefällts und daher bleibts erstmal drin. ;)
Ok, ich gönn dir den Spaß :D

Ich hatte irgendwo in einem Artikel gelesen, dass Sprach-KIs wie Alexa und Co. einen "bösen" Modus haben, den man aktivieren kann. Der Satz, den Du zitierst, ist aus diesem Artikel geklaut. Ich sehe Deinen Punkt, lasse das aber erstmal so drin. Vielleicht fällt mir ja noch etwas besseres ein.
Echt? Muss ich sehen ;D
Wobei die wenigsten Leser das wissen dürften.

Nö. Bei Teppichen spricht man tatsächlich von Flor: https://de.wikipedia.org/wiki/Flor
Achso. Dann macht es natürlich Sinn.

Grüße,
M.D.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Seth Gecko,


siehste, die Story profitiert immens davon, dass du die ganzen „Wie bei Freitag, der 13.“-s rausgeschmissen hast. Liegt denke ich daran, dass bei einer Geschichte der Autor oder die Autorin verschwinden sollte, damit das Kopfkino richtig funktioniert. Diese Sachen rufen dir immer wieder in Erinnerung: Ach guck, Nightmare on Elm Street, hat er auch gesehen, der da schreibt, die Ereignisse können sich quasi nicht in deinem Kopf verselbstständigen. Jetzt funzt es viel besser, und auch auch wenn es vielleicht bewusst pulpy ist, hat es einfach ein bisschen Ernsthaftigkeit dazubekommen, das macht unter dem Strich die bessere Horrorstory. Auch die Unterhaltung der beiden Polizisten hast du ja meine ich gekürzt, und auch das war die richtige Entscheidung. Mein erstes Mal Lesen ist jetzt ein bisschen her, aber ich meine doch, das geht alles flotter vonstatten so.

Das Schlaflied der Ärzte als Mittelweg zwischen Kinderlied und Death Metal … zeichnet die Geschichte auf jeden Fall als Werk einer bestimmten Generation aus. Jüngere wie Ältere werden sich vielfach fragen: Was’n das für’n Lied, hat er sich das selbst ausgedacht? Ich bin noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich das für die optimale Lösung halte, aber … es hat was, keine Frage.

Apropos optimale Lösung: Du hast Zeit mit deinem Prot verbracht, du magst ihn, du gönnst ihm ein Happy End. Deine Entscheidung, klar. Die Horrorstorys mit fiesem Ende sind meiner Erfahrung nach aber meistens die, die länger wirken, und ich hab so das Gefühl, dieses Teil, irgendwie schreit das nach: Der ganze Kampf umsonst. Ich würde an deiner Stelle noch ein böses Ende schreiben, eine Weile liegenlassen, dann beide nebeneinander halten und entscheiden, welche du als offizielle Version der Story gelten lässt. Bevor du fragst, ich habe keine Ahnung, wie das aussehen könnte. Die KI hat sich vor dem Abnippeln schnell komplett in den besessenen Jungen transferiert? Oder sogar in das andere Kind, wegen des Überraschungseffektes? Ist aus dem Bauch, aber ich glaube echt, Unhappy End stünde der Story. Gut.

Alles in allem hat sich die Bearbeitung auf jeden Fall gelohnt, wenn du mich fragst!

Na, die ›Berliner Schnauze‹ biste nich’ gerade, wa’?«, äfft Georg.
Jemanden nachäffen kenne ich. Er äffte. Punkt. Nie gehört …

reißt ihn rückwärtig in ein Zimmer!
Hat ich das nicht schon beim ersten Mal? „rückwärtig“ klingt hier unangemessen steif, „Sie finden die Toiletten im rückwärtigen Bereich des Hauses …“

Viele Grüße
JC

 

Moin @Proof,

freue mich sehr, dass Du nochmal vorbeigeschaut hast.
Yep, eure vorgeschlagene „Entschlackungskur“ hat gewirkt. :)
Dies war der erste Text, den ich über vier Monate lang liegenließ, um ihn dann aus einem distanzierteren Blick anhand der Forumsvorschläge in größerem Maßstab zu überarbeiten/zu kürzen.

Das Schlaflied der Ärzte als Mittelweg zwischen Kinderlied und Death Metal … zeichnet die Geschichte auf jeden Fall als Werk einer bestimmten Generation aus. Jüngere wie Ältere werden sich vielfach fragen: Was’n das für’n Lied, hat er sich das selbst ausgedacht? Ich bin noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich das für die optimale Lösung halte, aber … es hat was, keine Frage.
Ich fürchte, was Besseres wird mir erstmal nicht mehr einfallen.

Ich würde an deiner Stelle noch ein böses Ende schreiben, eine Weile liegenlassen, dann beide nebeneinander halten und entscheiden, welche du als offizielle Version der Story gelten lässt.
Das werde ich tun.

Alles in allem hat sich die Bearbeitung auf jeden Fall gelohnt, wenn du mich fragst!
Ich danke Dir!

Jemanden nachäffen kenne ich. Er äffte. Punkt. Nie gehört …
:read: https://de.wiktionary.org/wiki/äffen


Hat ich das nicht schon beim ersten Mal? „rückwärtig“ klingt hier unangemessen steif, „Sie finden die Toiletten im rückwärtigen Bereich des Hauses …“
Beim ersten Mal war es die Formulierung »etwas packt seinen Mund«, die Dich rausgebracht hat. Aber ich sehe hier Deinen Punkt. Werde ich mich nochmal dransetzen.


Vielen Dank für Deinen erneuten Einsatz und Deine Zeit.
Beste Grüße
Seth

 

Hey @Seth Gecko,

na mal schauen, ob ich heute noch schlafen kann. So oder so, ich bereue nicht, die Geschichte gelesen zu haben - ich fand sie nämlich sehr gut und hab auch kaum etwas anzumerken, nur ein paar Kleinigkeiten. :)

ormt aus Daumen und Zeigefinger eine Pistole und ›schießt‹ auf Ben: »Lass es ruhig angehen, Killer!«, ruft er und grinst hämisch.
Ich würde nach "auf Ben" einen Punkt machen und keinen Doppelpunkt.

»Dass ich ein blutiger Anfänger bin? Kann einen Junkie mit Bierflasche nicht von einem bewaffneten Angreifer unterscheiden?«, faucht Ben. Er ist noch immer wütend. Darauf, was ihm passiert ist, aber vor allem auf sich selbst, dass er nicht mehr ruhig bleiben kann, wenn er es doch eigentlich will.
»Nein«, sagt Georg. »Ich dachte, dass die meisten Kollegen ihre Dienstwaffe bis zur Pension vielleicht ein Dutzend Mal ziehen müssen. Wenn überhaupt. Und auf einen Menschen schießen tut fast keiner. Das und alles, was danach kommt, hast du uns an Erfahrung voraus. Und was, wenn es ein Messer statt einer Flasche gewesen wäre?«
»Darauf kann ich verzichten«, murmelt Ben und dreht den Kopf zu Seite. Alles, was danach kommt. Verfahrenssitzungen. Therapiestunden. Die Blicke der Kollegen, die Blicke der eigenen Eltern. Nicht mehr im Dunkeln einschlafen können, als wäre er wieder fünf. Das Licht muss anbleiben. Denn in der Finsternis lauert SIE. Stürmt plötzlich hervor, mit erhobenem Arm, grüner Parka und fettige Haare, das Gesicht eine verzerrte Grimasse. Chaotische Panik, der Knall und dann das Splittern der Flasche, die am Boden zerschellt. Die Verwirrung in ihren Augen, als sie stirbt, während er ihre Hand hält -
Diese Stelle fand ich sehr gut. Auch als Einführung in Bens Charakter - zum einen macht sie ihn schon mal interessant und zum anderen baut sie natürlich auch für später auf, erklärt, warum Ben nicht auf Noah schießen will bzw. selbst als er es tut, kann er nicht hinsehen. Fand ich sehr gut.

Georg nickt lächelnd. »Das ist das Beste. Besser wie Filme gucken.«
»Als«, verbessert Ben und verpasst sich in Gedanken eine Kopfnuss.
»Hm?«
Eine dieser Villas?«, fragt er lächelnd.
»Es heißt Villen.
Die beiden Stellen fand ich auch gut - weil sie auch so im Mini-Kontext die Entwicklung zeigen, vor den 6 Monaten, verbessert er ihn automatisch und sagt dann "Nix", nach den 6 Monaten bessert er ihn aus. Ich find den Weg das richtig cool, was so ein kleines Detail sagen kann. :)

»Mach Meldung, wir sind noch vor Ort und sehen uns um. Wo zur Hölle ist der Lichtschalter?«, sagt Georg
fragt

»Wir sind tatsächlich eingeschlossen«, geht Georg über die Frage hinweg.
Hier vielleicht eher "übergeht Georg die Frage" oder sowas? "geht über die Frage hinweg" klingt mir etwas zu ungelenk.

Zu Bens Rechter befindet sich eine Tür mit silbernem Knauf.
Hier bin ich über "Rechter" gestolpert, vielleicht umformulieren?

Eine Spur aus roten Tropfen im Flor führt zu einem dunkelroten, nass glänzenden Handabdruck an einer der Zargen.
Vorsichtig macht Ben einen Schritt in den Flur hinein.
Du meintest Flur oder?

Ich werde zur Entspannung etwas Musik spielen.« … aus dem Nichts ertönt laut heller Männergesang zu den Klängen einer Gitarre:
»Schlaf mein Kindchen, schlafe ein. Die Nacht sie schaut zum Fenster rein.«
»Mach das aus!«, ruft Ben, doch die KI reagiert nicht.
»Der Runde Mond, er hat dich gerne und es leuchten dir die Sterne.«
Da musst ich richtig lachen, ich hab meiner SChwester damals mit dem Lied immer Angst gemacht. Gott, ich war viel zu gemein. ^^"

01. November 2017, 03:55 Uhr, Mühlenstraße zehn
Ich verstehe nicht, warum hier nochmal in Kursiv Datum und Zeit stehen oder war das so gemeint, dass die KI hier nochmal ein Update macht? So ganz ist mir das nicht klar.

»Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: Du siehst aber nicht gut aus. Daraufhin der andere: Ich musste gestern erfahren, dass ich ›Homo sapiens‹ habe! Daraufhin der erste: Ach, das hatte ich auch mal. Das geht vorbei.«
Ben reagiert nicht. Sie haben das Ende der Treppe fast erreicht.
»Ha-Ha-Ha. Hat dich das aufgeheitert? Oh, da bist du ja. Hallo, Benni.«
Die Stelle fand ich auch richtig gut. Ich meine, ich fand so einige Stellen richtig gut - die Spannung war für mich durchgehend da, also spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sie im Haus waren, hing ich sowieso nur mehr an den Zeilen.

Noah steht still, dann lässt er das Messer fallen. »Tim-my?«
Ben sackt an der Wand zusammen. Er atmet schwer.
Das Ende allerdings - da würd ich mir fast ein wenig mehr wünschen, das kam mir etwas zu abrupt, ich meine, ich weiß gar nicht, was ich mehr haben wollen würde, aber mir kommt vor, da fehlt noch was. Vielleicht ob Timmy noch lebt, oder wie die Polizisten noch rein stürmen oder wie sie vielleicht draußen noch sitzen mit diesen Decken, die man bekommt, zwecks Schock und falls die Kursive Schrift für Updates steht, könnte natürlich noch in Horrormanier ganz am Ende noch so eine Updateschrift kommen. Auf jeden Fall ist es mir so wie es jetzt da steht fast noch ein wenig zu plötzlich vorbei.

Insgesamt: Tolle Geschichte, ich habe sie gerne gelesen.

LG Luzifermortus

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Luzifermortus,

danke für Deine Anregungen, Vorschläge und vor allem Deine Zeit.

na mal schauen, ob ich heute noch schlafen kann. So oder so, ich bereue nicht, die Geschichte gelesen zu haben - ich fand sie nämlich sehr gut
Das freut mich sehr, wobei ich natürlich hoffe, dass Du einschlafen konntest. ;)

Ich würde nach "auf Ben" einen Punkt machen und keinen Doppelpunkt.
Interessanter Punkt. :D Ich hatte mir angewöhnt, dass ein Doppelpunkt nach einer Beschreibung klarstellt, wer den nächsten Satz unmittelbar nach der Geste (o. ä.) ausspricht. Sollte anhand der Textstruktur (kein Zeilenwechsel) eh klar sein, aber irgendwie gefällt es mir so noch besser. Hat Dich der Doppelpunkt denn aus dem Flow gerissen oder ist meine Verwendung sogar grammatikalisch falsch?

Diese Stelle fand ich sehr gut. Auch als Einführung in Bens Charakter - zum einen macht sie ihn schon mal interessant und zum anderen baut sie natürlich auch für später auf, erklärt, warum Ben nicht auf Noah schießen will bzw. selbst als er es tut, kann er nicht hinsehen. Fand ich sehr gut.
Yes, genau das war meine Absicht bei diesem Aufbau. Dem Charakter ein wenig mehr Tiefe geben und dafür sorgen, dass er später „das Monster“ nicht einfach so erledigen kann. Klasse, dass das für Dich funktioniert hat.

Die beiden Stellen fand ich auch gut - weil sie auch so im Mini-Kontext die Entwicklung zeigen, vor den 6 Monaten, verbessert er ihn automatisch und sagt dann "Nix", nach den 6 Monaten bessert er ihn aus. Ich find den Weg das richtig cool, was so ein kleines Detail sagen kann.
Auch hier bringst Du mich zum Lächeln, denn genau das war intendiert.

Hier vielleicht eher "übergeht Georg die Frage" oder sowas? "geht über die Frage hinweg" klingt mir etwas zu ungelenk.
Ich werd mich nochmal dransetzen. Nach Deinem Aufzeigen (und gefühlt 13x laut aufsagen) bin ich weder mit „übergeht Georg“ noch mehr mit „geht Georg“ zufrieden. :fluch:

Hier bin ich über "Rechter" gestolpert, vielleicht umformulieren?
Ja, das geht noch besser. Ich überleg mir was.

Du meintest Flur oder?
Nö. Bei Teppichen spricht man tatsächlich von Flor: https://de.wikipedia.org/wiki/Flor
:klug:Scheint nicht sooo verbreitet zu sein. Siehe Kommi von @MorningDew

Da musst ich richtig lachen, ich hab meiner SChwester damals mit dem Lied immer Angst gemacht. Gott, ich war viel zu gemein. ^^"
Interessante und wichtige Stelle, da wir als Leser:innen zum ersten Mal den Killer zu sehen bekommen. In der ersten Fassung spielte die KI hier noch knüppelharten Death Metal. Proof schlug vor, vielleicht stattdessen ein Kinderlied zu nehmen, aber das schien mir bereits zu oft benutzt. Da die Geschichte in Deutschland spielt und das Schlaflied der Ärzte selbst bereits so einen fiesen Turn beinhaltet, passt es hier für mich (auch aufgrund des Inhalts der Szene) sehr gut. Ich wüsste nicht, welches Lied stattdessen hier besser wirken könnte, bin aber offen für Vorschläge.

Ich verstehe nicht, warum hier nochmal in Kursiv Datum und Zeit stehen oder war das so gemeint, dass die KI hier nochmal ein Update macht? So ganz ist mir das nicht klar.
Das ist zum einen ein Überbleibsel aus der ersten Version. Da war die Geschichte ca. 1500 Wörter länger und hatte einen oder zwei weitere solcher Ort&Zeitangaben.
Ursprünglich hatte ich das Ding tatsächlich mehr als Horrorfilm im Sinn, anfangs drehte sich viel um Klassiker des Slasherkinos und diese Texttafeln wurden halt auf meiner inneren Leinwand eingeblendet. Zwecks zügiger Verortung finde ich sie noch immer ganz passend.

Das Ende allerdings - da würd ich mir fast ein wenig mehr wünschen, das kam mir etwas zu abrupt, ich meine, ich weiß gar nicht, was ich mehr haben wollen würde, aber mir kommt vor, da fehlt noch was. Vielleicht ob Timmy noch lebt, oder wie die Polizisten noch rein stürmen oder wie sie vielleicht draußen noch sitzen mit diesen Decken, die man bekommt, zwecks Schock und falls die Kursive Schrift für Updates steht, könnte natürlich noch in Horrormanier ganz am Ende noch so eine Updateschrift kommen. Auf jeden Fall ist es mir so wie es jetzt da steht fast noch ein wenig zu plötzlich vorbei.
Auch hier gab es eine mittelgroße Änderung. In der Originalversion sitzt Ben gemeinsam mit Noah in der Psychiatrie, deren Leitung dann Lexi als „Multiroom-Assistentin“ anschafft. Die Geschichte endete damit, dass Lexi Ben begrüßt und erneut die Kontrolle über Noah übernimmt. Ein klassisches Horrorfilmende, das Böse bäumt sich noch einmal auf. Nachdem die ganzen Zitate und Referenzen rausgeflogen sind und die Story eh schon so lang war, hatte ich nicht mehr als diesen harten Cut zur Lösung.
@Proof hat aber schon vorgeschlagen, der Story für mehr Punch ein „böses“ Ende zu verpassen, das werde ich demnächst mal versuchen, fernab des ursprgl. Endes.

Insgesamt: Tolle Geschichte, ich habe sie gerne gelesen.
Das freut mich sehr.

Danke für Deine Aufmerksamkeit und beste Grüße
Seth

 

Hey @Seth Gecko

Ich würde nach "auf Ben" einen Punkt machen und keinen Doppelpunkt.
Interessanter Punkt. :D Ich hatte mir angewöhnt, dass ein Doppelpunkt nach einer Beschreibung klarstellt, wer den nächsten Satz unmittelbar nach der Geste (o. ä.) ausspricht. Sollte anhand der Textstruktur (kein Zeilenwechsel) eh klar sein, aber irgendwie gefällt es mir so noch besser. Hat Dich der Doppelpunkt denn aus dem Flow gerissen oder ist meine Verwendung sogar grammatikalisch falsch?
Boah, gute Frage. Aufgefallen ist's mir, weil mir selbst schon mal bei nem Text angekreidet wurde, dass ich entweder Punkt oder Beistrich machen soll, also derjenige meinte, dass es falsch wäre zu schreiben: Robert ging um die Ecke: "Hallo Susi", sagte er.
Er meinte man müsste sich entscheiden, aber ich hab das nie nachgeprüft, sondern einfach blind übernommen. Also keine Ahnung ob's wirklich falsch ist.

Hier vielleicht eher "übergeht Georg die Frage" oder sowas? "geht über die Frage hinweg" klingt mir etwas zu ungelenk.
Ich werd mich nochmal dransetzen. Nach Deinem Aufzeigen (und gefühlt 13x laut aufsagen) bin ich weder mit „übergeht Georg“ noch mehr mit „geht Georg“ zufrieden. :fluch:
Haha, ja, das kenn ich gut. Der eine Satz den man schon tausend Mal überdacht hat. Falls es dir hilft - mir gefiel vor allem das "hinweg" am Ende nicht. Vielleicht passt ja sowas wie:
»Wir sind tatsächlich eingeschlossen. Und irgendetwas stört den Funk«, sagt er übergangslos.
oder:
»Wir sind tatsächlich eingeschlossen« Georg dreht den Kopf. »Und irgendetwas stört den Funk.« Also quasi das von hinten vorziehen und dann vielleicht die direkte Rede anfügen. Aber ja, da lass ich dich mal in Ruhe basteln. ;)

Du meintest Flur oder?
Nö. Bei Teppichen spricht man tatsächlich von Flor: https://de.wikipedia.org/wiki/Flor
:klug:Scheint nicht sooo verbreitet zu sein. Siehe Kommi von @MorningDew
Oha, nice nice, so lernt man immer wieder was neues. :D

@MorningDew
Da musst ich richtig lachen, ich hab meiner SChwester damals mit dem Lied immer Angst gemacht. Gott, ich war viel zu gemein. ^^"
Interessante und wichtige Stelle, da wir als Leser:innen zum ersten Mal den Killer zu sehen bekommen. In der ersten Fassung spielte die KI hier noch knüppelharten Death Metal. Proof schlug vor, vielleicht stattdessen ein Kinderlied zu nehmen, aber das schien mir bereits zu oft benutzt. Da die Geschichte in Deutschland spielt und das Schlaflied der Ärzte selbst bereits so einen fiesen Turn beinhaltet, passt es hier für mich (auch aufgrund des Inhalts der Szene) sehr gut. Ich wüsste nicht, welches Lied stattdessen hier besser wirken könnte, bin aber offen für Vorschläge.
Das war absolut keine Kritik am Lied, ich fand es sehr passend! Dass ich lachen musste, bezieht sich auf meine persönlichen Erfahrungen mit dem Lied und darauf dass ich weiß, wie es auf Leute wirken kann - insbesondere dann, wenn sie die Wendung nicht kommen sehen. :)

LG Luzifermortus

 

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