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Das immergrüne Land

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20.11.2008
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Das immergrüne Land

Der Franzose schießt tagsüber, der Engländer schießt in der Nacht. Zumindest hört es sich so an. Wenn ich meinen Kameraden erzähle, dass englische Grananten anders klingen, als französische, dann lachen sie mich aus, sie lachen so dumpf, aber so herzlich, dass ich nicht weiter versuche mit ihnen darüber zu reden, ein Lachen ist selten hier.

Sie nennen diesen Abschnitt hier “das immergrüne Land“, weil es hier früher eine lange flache Ebene gab, die ohne Hügel und vollständig grün war. Heute gebrauchen sie den Ausdruck ironisch, glaube ich. Es ist schwer den Stimmen der alten Freunde noch jegliche Regung zu entnehmen. Selbst wenn sie Lachen ist es ein Geräusch, als wenn Fingernägel über Tafeln kratzen ein schwacher Abglanz der einstigen Fröhlichkeit mit der wir damals nach Paris aufbrachen, Paris, das stand zumindest auf den Waggons, in denen es an die Front ging.
Obwohl dieser Frontabschnitt nichts mehr von grünen Wiesen hat und die Bäume hier, wegen des von Blut durchtränkten Bodens eingegangen sind, lassen sich noch immer arme Jungen in unserem Alter von dem Namen täuschen und lassen sich hierher versetzen, wenn sie die Chance kriegen. Und wenn sie dann hier sind, dann verfluchen sie uns, die wir hier nun schon seit zwei elenden Jahren sitzen. Sie verfluchen uns für ihre Hoffnungen und Vorstellungen, aber wir sagen nichts, denn wir wissen sie werden in 2 Monaten entweder tot sein oder welche von uns, die die nie sterben und niemals leben dürfen.
Felix, einer von den ersten hier, schreibt immerfort in kleine Bücher, er hat Angst, dass er, wenn er stirbt, vergessen wird. Mittlerweile hat er bereits drei Bücher voll geschrieben. Bekommen tut er sie von denen die Heimaturlaub machen dürfen. Oft dachte ich es müsse ein Segen sein, Heimaturlaub zu haben, bis ich selbst welchen bekam und sah, wie es um unsere geliebte Heimat stand.
Es ist eine Ironie, dass wir versuchen, sie vor dem Ansturm der Feinde zu schützen und sie ganz langsam hinter uns krepiert. Wir können ihr nicht helfen, sie stirbt langsam und qualvoll und die einzige Chance die Qualen zu mindern ist, nicht hinzusehen.
Seit ich zu Hause war, beantrage ich keinen Urlaub mehr. Ich will nicht wissen, dass die Heimat, für die Franz, Joseph, Gerhard und andere gefallen sind im gleichen Moment im Sterben liegt.
Wir reden nicht über die Heimat, meistens reden wir gar nicht und wenn wir doch reden, dann reden wir über die Größe der Ratten in unserem “immergrünen Land“. Aber auch diese Gespräche sind nur kurz und werden meist von starkem Artilleriefeuer unterbrochen.

Manchmal, wenn wir einen Angriff ausführen und ich dann nachher neben einem verwundeten Kameraden, am Boden hocke, wissend, das ein solcher Bauchschuss nicht zu heilen ist, kommt immer wieder dieselbe, schreckliche Frage in mir auf: Warum?

 
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Hallo Brian Brazzil,
Krieg, Tod und <blutgetränkte Erde> kommen immer gut, hast du
wohl gedacht und mal schnell eine Reflexion eines frustrierten Soldaten aus dem Frankreichfeldzug 1940 geschrieben.

Soviel ich weiß, war der Frankreichfeldzug ein Blitzkrieg von kurzer Dauer, habe aber zur Sicherheit eben noch einmal ergoogelt:
(Dauer des Frankreichfeldzuges vom 10.05.1940 bis 22.06.1940)

Du schreibst aber:
„Obwohl dieser Frontabschnitt nichts mehr von grünen Wiesen hat und die Bäume hier, wegen des von Blut durchtränkten Bodens eingegangen sind,…“

Da frage ich mich, wie Bäume innerhalb eines Monats eingehen können.

Zum Satz:
„… dann lachen sie mich aus, sie lachen so dumpf, aber so herzlich, dass ich nicht weiter versuche mit ihnen darüber zu reden, denn ein Lachen ist selten hier.“

Also ein Auslachen klingt nie herzlich.
Ein Lachen kann auch nicht zugleich dumpf und herzlich sein… und logischerweise dürfte der Protagonist auch nicht aus einem herzlichen Lachen seiner Kameraden die Konsequenz ziehen, nicht weiter mit ihnen darüber zu reden.

„, das stand zumindest auf den Wagons (Waggons und Komma) in denen es an die Front ging.


„Mittlerweile hat er bereits drei Bücher voll geschrieben. Bekommen tut er sie von denen die Heimaturlaub machen dürfen.“
Felix ist kein gebräuchlicher Name um 1940 und die Bezeichnung <Bücher> ist irreführend, Schreibblocks oder Tagebücher hättest du schreiben müssen.

Oft dachte ich ( Komma) es müsse ein Segen sein, Heimaturlaub zu haben, bis ich selbst welchen bekam und ich ( ich weglassen) sah, wie es um unsere geliebte Heimat stand.

„Es ist eine Ironie, dass wir versuchen, sie vor dem Ansturm der Feinde zu schützen und sie ganz langsam hinter uns krepiert. Wir können ihr nicht helfen, sie stirbt langsam und qualvoll und die einzige Chance die Quallen (Quallen sind Meerestiere, es muss heißen Qualen) zu mindern ist, nicht hinzusehen.“

Na das kann aber von der Aussage her, absolut nicht im Denken eines damaligen Soldaten sein: <Nicht hinsehen, wie die Heimat krepiert>.
Und Heimat <schützen>?
Die Bedrohung ging eher von den Deutschen aus, als von den Franzosen.
Die Deutschen waren die Aggressoren.
Zudem war 1940 im Frankreichfeldzug noch gar nicht von gewaltiger Zerstörung der <deutschen Heimat> durch die Franzosen zu reden, denn im Frankreichfeldzug wurde in Deutschland gar nicht so viel zerstört…Die Zerstörung kam erst später.

Ich denke mal: Insgesamt hast du den geschichtlichen Hintergrund nicht genügend für deine Geschichte, die ja nur eine Gedankenabfolge des Protagonisten ist und keine Handlung beinhaltet, recherchiert.

Somit wirkt dein Text unglaubwürdig.
Es sind noch einige Fehler und Ungereimtheiten drin, mit denen will ich mich aber nicht weiter befassen, weil ich der Meinung bin, dass der Text vom Grundsatz her umgearbeitet werden müsste.

Gruß
Kathso

 

Hallo Brian Brazzil,

Ersteinmal: Gefällt mir gut. Sehr stimmungsvoll geschrieben. Weiter unten mehr.

Zunächst zur Kritik. Es sind hauptsächlich Interpunktionsfehler, davon allerdings viele, und überflüssige Worte. Hier ein Beispiel, die Kommata habe ich korrigiert, die überflüssigen Worte in Klammern gesetzt. Dadurch kommt m.E. ein besserer Stil zustande:

Der Franzose schießt tagsüber, der Engländer schießt in der Nacht. Zumindest hört es sich so an. Wenn ich meinen Kameraden erzähle, dass englische Grananten anders klingen als französische, dann lachen sie mich aus, sie lachen (so) dumpf, aber so herzlich, dass ich nicht weiter versuche, mit ihnen darüber zu reden, denn ein Lachen ist selten hier.
Sie nennen diesen Abschnitt (hier) “das immergrüne Land“, weil es hier früher eine lange flache Ebene gab, (die) ohne Hügel und vollständig grün (war). Heute gebrauchen sie den Ausdruck ironisch, glaube ich.

Abgesehen von diesen Mängeln gefällt mir die Schilderung wie gesagt gut. Sie erinnert an diese desillusionierten Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg, was sie wohl auch tun soll. Man kann die resignierte Melancholie des Erzählers förmlich spüren.
Für eine Kurzgeschichte bietet mir dein Text etwas zu wenig Handlung. Es ist ein schönes Stimmungsbild, aber für mehr fehlt noch etwas "Fleisch".
Arbeite noch an den Grundregeln, dann werden wir sicher noch schönes von dir lesen.
Achja: Den letzten Absatz würde ich ganz streichen. Das verzweifelte "warum?" ergibt sich bereits durch den Text davor, ohne explizit geschrieben zu werden.

Der Kritik meines Vorredners kann ich mich nicht anschließen: Zwar wird Paris erwähnt, um welchen Feldzug es sich hier handelt, können wir aus dem Text aber nicht erschließen. Es könnte beispielsweise der erste Weltkrieg gemeint sein, wozu auch die Information, daß sie schon seit zwei Jahren dort sitzen, paßte.
Tod und blutdurchtränkte Erde sind nunmal zentrale Themen eines Krieges, deswegen drehen sich Kriegsgeschichten meistens darum. Und reißerisch ist Brians Text ja nicht, eher im Gegenteil. Ich finde es anmaßend, einem Autor so etwas zu unterstellen.
Ich weiß nicht, ob Felix ein gebräuchlicher Name um 1940 war, aber dreißig Jahre vorher gab es zumindest etliche Persönlichkeiten, die so hießen.
Ob nun jeder Soldat über seine politische Rolle umfassend reflektiert, ist die Frage. Ich kann mir zumindest vorstellen, daß es sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten gab, die sich nicht als mordlüsterne Angreifer gesehen haben.
Was die negative Einstellung zum Geschehen auf den Schlachtfeldern und in der Heimat angeht, schadet nicht ein Blick beispielsweise in den Roman von Remarque, da ist das auch schon so gewesen. Festzulegen, wie ein Soldat zu denken hat, finde ich vermessen.
Nichts für ungut, aber ich finde, daß eine Kritik erst geäußert werden sollte, wenn man sich ein wenig mit dem Text beschäftigt hat. Aber auch wenn man mal übers Ziel hinausschießt, ist das ja nicht schlimm. Das wird es erst, wenn Unterstellungen, falsche Recherchen und Urteile dazukommen.

Brian Brazzil, ich führe mir jetzt mal deine anderen Texte zu Gemüte,
Grüße,
Felix

 
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Ich melde mich noch einmal, da sich wohl die Kritik an der Vorrednerin auf mich und folgende Sätze bezog:
<Na das kann aber von der Aussage her, absolut nicht im Denken eines damaligen Soldaten sein: <Nicht hinsehen, wie die Heimat krepiert>.
Und Heimat <schützen>?
Die Bedrohung ging eher von den Deutschen aus, als von den Franzosen.
Die Deutschen waren die Aggressoren. >

Ich gebe zu, ich bin absolut keine Kriegsexpertin, aber dass jemand wegsehen will, wenn "die Heimat krepiert" schien mir sehr unschlüssig.
Wenn Familie und Heimat in Gefahr sind, dann kümmert man sich doch und will gerade dorthin, um zu sehen, wie es denen geht.
Aber vielleicht denke ich da falsch.

Am Begriff "die Heimat schützen" habe ich mich gestoßen, weil ich vom 2. Weltkrieg ausging.
Allerdings waren auch im 1. Weltkrieg die Deutschen die Agressoren .

Die Aussage, dass der Kampf schon zwei Jahre dauerte, habe ich überlesen.
Dann war wohl der 1. Weltkrieg gemeint.
Sorry!

Gruß
Kathso

 

Erstmal, danke für euer beider Kritik.

Ja, es ist der erste Weltkrieg gemeint. Was die Rechtschreib- und Formfehler angeht, ich werde sie schnellstmöglich bereinigen.

Zu weiteren Punkten:

Ich denke doch, dass ein lachen sowohl dumpf, als auch herzlich klingen kann, vor allem, wenn man wie der Protagonist, kein anderes Lachen gewohnt ist.
Auslachen, kann schon herzlich sein, wenn es nicht böse gemeint ist. Trotzdem ich gebe zu, dass es bei diesen Textzeilen Missverständnisse geben kann.
Ich hatte gehofft, dass man etwas über diesen Text nachdenkt, so wollte ich ihn schreiben, allerdings ist es auch sehr schön zu sehen, was jemand aus ihm schließen kann.

@kathso
Ich habe den Text übrigens nicht mal so eben schnell geschrieben, auch nicht weil Gewalt und Krieg toll finde, im Gegenteil.

Die Heimat starb im ersten Weltkrieg, wortwörtlich hinter den deutschen Soldaten, weil eine Kontinentalsperre der Engländer, den Nahrungsmittelbestand drastisch herabsenkte. Da die Soldaten die Illusion verloren hatten den Krieg zu gewinnen, war die Heimat für sie verloren, sie konnten ihr ja nicht anders helfen.

Zuletzt: die überflüssigen Wörter, sind teils gewollt, um noch mehr die Melancholie vor Augen zu führen

Grüße Brian

 

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