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Das Janusgesicht

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12.07.2002
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Das Janusgesicht

Schon wieder ein ganzes Paket voller Fanpost! Ich hatte es doch meiner Agentur oft genug gesagt, dass mich der ganze Kram nicht interessiert. Sie sollten sich das Porto sparen und mich damit in Frieden lassen. Aber nein: Mein Agent sieht das anders. „Sie müssen wenigstens einen Teil der Briefe höflich und zuvorkommend beantworten“, meinte er, „das sind Sie Ihrem Publikum schuldig! Vergessen Sie bitte nie: Ohne Ihr begeistertes und dankbares Publikum wären Sie ein Nichts!“

Natürlich hatte er recht. Gar keine Frage. Aber trotzdem: Manchmal könnte ich ihn in den Arsch treten.

Unwillig öffnete ich das Paket. Neutrale weiße Umschläge, einige nüchtern mit maschinell geschriebener Adresse, andere mit farbiger Tinte, oder Kugelschreiber beschriftet. Flüssige und hakelige Handschriften. Alles war dabei. Und dann die farbigen Umschläge, liebevoll mit Sonderbriefmarken beklebt und zum Teil mit Girlanden, Bildchen und was weiß ich allem verziert. Wie ich das Ganze hasste!

Ein einziger Umschlag stach mir ins Auge. Er war in einem faden Beige-Ton gehalten, allerdings aus erstklassigem Büttenpapier. Die Schrift kippte leicht nach links und die Unterlängen der Buchstaben waren auffällig kurz gehalten. Trotz der guten Papierqualität war klar zu erkennen, dass die Spitze der Feder einige Male die Oberfläche des glatten Materials nicht nur angekratzt, sondern fast durchstochen hat. Welche Hand mochte diese Feder geführt haben? Zu was für einem Menschen gehört sie? Das Kuvert fiel mir auf, weil ich schon in früheren Stapeln meiner Fanpost ein ähnliches entdeckt hatte. Oder war es der gleiche Absender? Mann oder Frau? Alle anderen Briefe landeten ungeöffnet im Papierkorb.

Ich war nach der Probe hundemüde. Mein Regisseur war wieder einmal unerbittlich. ‚Ist ja klasse, wenn mich der Hund fordert’, sagte ich zu mir selbst, ‚aber als gefeierte Schauspielerin auf dieser international berühmten Bühne werde ich schon selbst wissen, wie die von Shakespeare so gekonnt gedrechselten Sätze und Verse zu interpretieren sind. Ich bin schließlich keine Anfängerin mehr!’ Ich setzte mich in den großen Polstersessel und legte die schmerzenden Beine hoch. Die Neugier packte mich und ich öffnete den beigen Umschlag. ‚Verdammt, jetzt brauche ich auch dafür schon eine Lesebrille. Ich werde nicht jünger.’

„Sehr verehrte, gnädige Frau“, las ich, „Sie kennen mich nicht, aber sähen Sie genau ins Parkett, würden Sie mich erkennen. Ich verfolge Ihre Vorstellungen alle vom gleichen Platz aus, in der vierten Reihe. Alle – ausnahmslos! Als Lady Macbeth sah ich Sie gestern schon zum sechsten Mal. Der dämonische Tonfall in Ihrer Stimme, gepaart mit dem eisigen Grau Ihrer Augen und dem zynischen Gesichtsaudruck, treibt mir jedes Mal eiskalte Schauer über den Rücken.....“ Meine Augen sprangen zur Unterschrift: „Walter, Freiherr von Heggersdorff“. Die Unterschrift unterschied sich kaum vom Text davor. Keine markanten, oder schwungvollen Linien; alle Buchstaben einzeln klar und deutlich erkennbar. Die Unterlängen der beiden G’s verkürzt. ‚Wer war dieser Kerl? Welcher Sitz in der vierten Reihe? Links, oder rechts?’ Ich ertappte mich, wie ich vor mich hin murmelte.

Ich spreche oft mit mir selbst. Am liebsten in der Garderobe, vor dem großen Spiegel über dem Schminktisch. Hier konnte ich mit mir kommunizieren, nicht nur reden. Wichtiges konnte ich mit einer entsprechenden Handbewegung unterstreichen und hervorheben, Unwesentliches mit einer abfälligen Geste über Bord werfen. Und ich schaffte es, in meinen Selbstgesprächen auf die einstudierte Theatersprache zu verzichten, gestattete mir klare, direkte Ausrücke, konnte einfach ‚Ich’ sein. Das war wohltuend.

‚Gut, mein lieber Freiherr von Dingsbums, ich werde auf dich achten. Versprochen! Die vierte Reihe hat in unserem Theater links und rechts je etwas über zwanzig Sitze, aber ich werde Mittel und Wege finden, dich zu erkennen, keine Angst! Und wenn ich einen der Platzanweiser bestechen muss.’

Nur fünf Tage später hatte ich ihn geortet. Es war in einer Faust-Vorstellung. Wenn ich auch das optimale Alter für die Gretchen-Besetzung überschritten habe, gelang es mir trotzdem, das Publikum zu stehenden Ovationen hinzureißen. Er saß im Parkett rechts, zweiter Platz neben dem Mittelgang. Aber gleich beim Beginn des Schluss-Applauses erhob er sich und trieb die anderen Zuschauer mit seinem intensiven Klatschen zu einem wahren Begeisterungssturm. Hunderte Füße ließen den Theaterboden mit ihrem Trampeln erzittern.

Keine Frage: das musste er sein. Der Freiherr auf Platz Nummer 22 in der vierten Reihe.

„...Sie waren hinreißend mit ihrem Charme, den Sie als Gretchen versprühten. Ihr hingebungsvolles Lächeln verzaubert...“, las ich am nächsten Tag im beigen Brief. Beim „ä“ von Lächeln hatte die Feder das Papier glatt durchstochen.

Früher oder später musste es so kommen: nach der Samstagsvorstellung stand er mit einem Blumenstrauß vor meiner Garderobe. Aber dann drückte er mir die Blumen in die Hand und verschwand, ohne ein Wort herausgebracht zu haben. Kaum, dass er mir für eine Sekunde in die Augen schaute. Ein junger Mann, der in seiner Gehemmtheit so gar nicht zum Bild des geschliffenen „Freiherrn“ passte, den er in seinen Briefen zu vermitteln versuchte.

Die beigen Umschläge kamen weiterhin nach jeder Vorstellung. Egal was ich gab, er fand mich in allen Rollen bewundernswert und verstand es, dies so auszudrücken dass die alten Dichterfürsten ihre helle Freude an seinen Briefen gehabt hätten. Es blieb die einzige Fanpost, die ich mit Interesse las. Nicht das Lob faszinierte mich, sondern die Diskrepanz zwischen dem geschriebenen und dem – nicht gesprochenen – Wort. ‚Verdammt, was musste der Freiherr für ein Mensch sein?’ ging es mir durch den Kopf. Neben der Neugierde erwachte jetzt auch der Spieltrieb in mir.

Es war Donnerstag, wieder Faust. Und wieder saß er auf Platz 22. Und erneut stand er nach der Vorstellung vor meiner Garderobe. Ich schenkte ihm mein hingebungsvolles Lächeln, das er von der Bühne kannte.

Seine schwarzen Schuhe erstrahlten im Hochglanz. „Ich...ich...ich“, die Stimme versagte ihm den Dienst.

‚Medium-Light’, sagte ich mir, ‚wenn ich seinen Mut klassifizieren müsste, könnte ich ihn in die Kategorie Medium-Light stecken, aber nur, wenn ich ihm wohl gesinnt wäre. Ehrlicher wäre eine Einstufung in Light mit einer starken Tendenz zu Extra-Light. Mit dem starr auf seine Fußspitzen gerichteten Blick polierte er seine schwarzen Schuhe nach.

Mein Lächeln wirkte und löste etwas seine Zunge. Wir verabredeten uns auf ein Glas Wein im Theatercafé.

Ich betrat das Café durch den Hintereingang und blieb im Schatten des Türbogens stehen. Natürlich konnte er nicht wissen, dass es einen Zugang gab, der nur uns Künstlern offen stand. Er hatte einen Platz gewählt, von dem aus er den Haupteingang im Blickfeld hatte. Kerzengerade saß er am Tisch, seine Augen starr auf die Türe gerichtet. Er unterbrach diese Haltung nur alle paar Sekunden, um auf die Armbanduhr zu schauen. Die Weinkarte lag unberührt vor ihm. Er wartete mit der Bestellung auf mich.

‚Ein wohlerzogener Junge’, sagte die Stimme in mir, und ich fühlte den Altersunterschied schmerzhaft in meinem Herzen. Mit etwas Glück hätte ich glatt seine Mama sein können.

Wir hatten uns den zweiten Wein servieren lassen.

"...und dann dieses verschmitzte Lächeln, an dem man ablesen kann, was sich in Ihrem hübschen Kopf gerade abspielt...".

Ich hörte gar nicht mehr zu. ‚Wenn der Kerl nicht bald mit seinen Lobhudeleien aufhört, werde ich wahnsinnig’, brummelte es in mir. Und laut zu ihm mit einem süßen Unterton: „Hätten Sie Lust, mal einer Probe beizuwohnen?“ Nachdem wir uns für den nächsten Vormittag verabredet hatten, gingen wir auf getrennten Wegen nach Hause.

„Und ich werde diese verdammte Textstelle so betonen, wie es mir beliebt“, warf ich gerade dem Regisseur an den Kopf, als ich sah, wie der Freiherr den Zuschauerraum durch einen der Seiteneingänge betrat. Der Alte hatte den Beginn der Probe kurzfristig um eine halbe Stunde vorgezogen. Deshalb waren wir zum verabredeten Zeitpunkt schon an der Arbeit und ich konnte den Gast nicht begrüßen. Der Beleuchter mischte sich in den Streit ein und ergriff unverfroren die Partei des Regisseurs. Mit einem eisigen Blick brachte ich ihn zum Schweigen. ‚Dir werde ich es heimzahlen, du Hosenscheißer.’ Danach würdigte ich ihn die ganze Probe keines Blickes mehr.

Ich war nicht bei der Sache und die Konzentration war im Eimer. Dank meiner Routine konnte ich die Hänger elegant umschiffen. Es fiel kaum einem auf. Kaum einem, ja, IHM aber sehr wohl. „Gnädige Frau, gibt es unterschiedliche Textbücher zum gleichen Theaterstück?", fragte er mich nach der Probe. "Vielleicht liegt es an der Übersetzung. Aber in meinem Buch heißt es nach dem Stichwort ‚Ehekrieg’: „Sie hätten ihn besser erdrosselt...“. Ich erinnere mich an Ihre mit überzeugender Bitterkeit durch zusammengepresste Lippen gepressten Worte „Sie hätten ihn besser ermordet“..... sicher wäre es aufs Gleiche herausgekommen, aber es ist nicht Originaltext.“

‚Was glaubt sich dieser kleine Stinker herausnehmen zu können? Mich, die unagefochtene Queen auf dieser Bühne, zu kritisieren? Soll ich jetzt lachen, oder weinen?’ „Ich genieße meine künstlerische Freiheit“, entgegnete ich. Etwas platteres fiel mir nicht ein. Mein Stolz war angekratzt. Aber der zynische Theater-Gesichtsausruck, den ich aufsetzte, wirkte überzeugend auf ihn. Ihn interessierte nur die Schauspielerin in mir. Also soll er bekommen, wonach ihm verlangt.

Aber die Fülle von beigen Umschlägen, die mir in den nächsten Tagen zugestellt wurden, landete zusammen mit der übrigen Fanpost im Papierkorb.

Es dauerte fast drei Monate, bis Platz Nummer 22 in der vierten Reihe das erste Mal unbesetzt war während einer meiner Vorstellungen.

 

Hallo Monty - du auch theaterfreund!


danke für deine gedanken zu dieser kleinen geschichte.

wie kommst du darauf, dass es sich um einen schauspieler handelt? woraus kannst du das schließen? du hast recht, vielleicht kann eine leserin das besser ausdrücken, als ein mann. ich bin gespannt, ob eine kritik von einer weiblichen person kommt...

einige deiner anregungen habe ich gern übernommen; sie machen die story besser. vielen dank dafür.

es war meine absicht, den "freiherrn" so fad und unbeholfen wie möglich darzustellen. sie wollte ihn einfach als spielball haben; doch als er anfing zu kritisieren, ließ sie ihn einfach fallen. - für mich eine typische reaktion einer person, die von sich selbst zu sehr überzeugt ist.

beste grüße
ernst

 
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Hey Ernst C.,

ich sage es gleich vorweg, schönes Thema, Umsetzung - leider schade.
Das Janusgesicht der Diva - ja da ginge doch was!
Aber Theatergeschichten haben es bei mir auch echt schwer ;).

Ich habe den Erzähler nicht als männlich empfunden, was aber daran liegen mag, dass ich als Frau gelesen habe. Also tief in mir meldet sich bei ICH automatisch eine weibliche Stimme. Ich habe oft das umgekehrte Problem, wenn der Erzähler sich auf einmal als männlich entpuppt. Warum beginnst Du nicht mit der Spiegelszene? Da wäre doch auch gleich ein schönes Moment gegeben, ihre Eitelkeit aufzufangen. Lass sie auf die Maske schimpfen. Das sie die Perücke alt wirken lässt oder so Krams.

Und ich muss Monty recht geben, zu viel Bericht - zu wenig Farbe. Und das ist so schade.

es war meine absicht, den "freiherrn" so fad und unbeholfen wie möglich darzustellen. sie wollte ihn einfach als spielball haben; doch als er anfing zu kritisieren, ließ sie ihn einfach fallen. - für mich eine typische reaktion einer person, die von sich selbst zu sehr überzeugt ist.

Aber ihr Charakterzug kommt doch viel stärker zur Geltung, wenn ihr Gegenspieler nicht so ein "Irgendwer" ist ... oder irre ich mich da?
Er muss ja nicht pompöser daherherkommen, nur menschlicher, eine schüchterne Persönlichkeit eben.
Ihre Absicht, ihn zur Egopolitur zu benutzen, kommt schon durch. Aber das Ende habe ich nicht wirklich gerafft.
Sie lässt ihn abblitzen und er betet sie weiter an, noch weitere drei Monate.
Dass sie das aber feststellt, heißt, sie sucht ihn schon in der vierten Reihe, Abend für Abend. Irgendwie geht da was für mich nicht zusammen. Entweder ist sie eiskalt und achtet nicht mehr auf ihn oder seine Kritik verunsichert sie oder ihr fehlen die schmeichelnden Zeilen und Blumen. Jedenfalls irgendetwas Konsequentes.


Textkrams:

Schon wieder ein ganzes Paket voller Fanpost! Ich hatte es doch meiner Agentur oft genug gesagt, dass mich der ganze Kram nicht interessiert. Sie sollten sich das Porto sparen und mich damit in Frieden lassen.

Das wäre z.B. ein guter Moment sie in Farbe zu zeigen.

"Ha, er hat es schon wieder getan! Hab ich ihm nicht oft genug gesagt, ich will mit diesen Briefe nichts zu tun haben! Aber nein, er schickt sie mir Woche für Woche. Das wäre ich meinen Fans schuldig, sagt mein Agent. Ich bin Schauspielerin und keine Tippse!"
Irgend so einen Monolog halt. Dabei kann sie die Briefe ja durchschauen und nach und nach in den Papierkorb befördern. Das mit den Schriften ist wirklich hübsch.

Mein Regisseur war wieder einmal unerbittlich. ‚Ist ja klasse, wenn mich der Hund fordert’, sagte ich zu mir selbst, ‚aber als gefeierte Diva auf dieser international berühmten Bühne werde ich schon selbst wissen, wie die von Shakespeare so gekonnt gedrechselten Sätze und Verse zu interpretieren sind. Ich bin schließlich keine Anfängerin mehr!’

Nimm einen Satz, einen ganz konkreten. Lass sie sich darüber aufregen, wie der Regisseur ihn haben will und wie sie denkt, dass es richtiger wäre. Schaffe die Gegensätze. "Da kann man doch keine Pause machen. Nie im Leben, macht man an der Stelle eine Kunstpause." Sowas in der Art.
Und sie selbst will sich sicher nicht als Diva sehen ;).

Ich ertappte mich, wie ich vor mich hin murmelte.

Davor in wörtliche Rede und den dann weg ;).

Ich spreche oft mit mir selbst.

Das wird dann auch deutlich, wenn Du sie allein in der Garderobe zeigt (vor dem Spiegel) und die wörtliche Rede benutzt.

‚Gut, mein lieber Freiherr von Dingsbums, ich werde auf dich achten. Versprochen!

Hier z.B. kannst Du ihre Gestik einbauen, indem sie erst mit dem Brief wedelt und dann mit dem Finger auf den imaginären Platz zeigt.

Und wenn ich einen der Platzanweiser bestechen muss.’

:D, das wird ihr nicht viel bringen. Da steht nicht Abend für Abend der selbe.

Wenn ich auch das optimale Alter für die Gretchen-Besetzung überschritten habe, ...

Da dachte ich noch, sie wäre irgendwas um die Mitte-End-Dreißig, aber später im Text könnte sie seine Mutter sein und das finde ich schon sehr grenzwertig. Nimm eine andere Figur, ein anderes Stück. Sie muss ja nicht unbedingt die Jugendrollen spielen um zu begeistern. Wie alt ist dann Faust - 100?
Oder lass sie als Marthe Szenenapplaus bekommen. Ob sie diese tatsächlich auch spielen würde, mal dahingestellt. Aber, da würde sie was leisten.

Früher oder später musste es so kommen: nach der Samstagsvorstellung stand er mit einem Blumenstrauß vor meiner Garderobe.

Bericht - Am Samstag wartete er mit einem Blumenstrauß vor der Garderobe.
Weiße Rosen, sehr geschmackvoll arrangiert. Lächelnd nahm ich den Strauss und dankte ihm mit einem leichten Kopfnicken. Dann dreht er sich um und verschwand. - Irgendwie so.

‚Medium-Light’, sagte ich mir, ‚wenn ich seinen Mut klassifizieren müsste, könnte ich ihn in die Kategorie Medium-Light stecken, aber nur, wenn ich ihm wohl gesinnt wäre. Ehrlicher wäre eine Einstufung in Light mit einer starken Tendenz zu Extra-Light. Mit dem starr auf seine Fußspitzen gerichteten Blick polierte er seine schwarzen Schuhe nach.

Das hat mich dann doch sehr verwirrt. Erst dachte ich an Fleisch, dann an Zigaretten, aber mit Mut wollte es für mich so gar nicht zusammen gehen :).

"...an dann dieses verschmitzte Lächeln, an dem man ablesen kann, was sich in Ihrem hübschen Kopf gerade abspielt...".

Geht es nicht beim Janusgesicht gerade darum, dass man es eben nicht kann?
Wäre nicht besser ihn weiter phaseln zu lassen und Schleim zu produzieren?

Der Beleuchter mischte sich in den Streit ein und ergriff unverfroren die Partei des Regisseurs.

Das glaub ich nicht. Wirklich nicht. Ihm ist es so scheiß egal, wie sie den Satz betont. Er wird sich hüten, hier den Frust von ihr oder ihm (auch der Regisseur wird nicht erfreut sein, wenn man ihm das Gefühl vermittelt, er würde Schützenhilfe benötigen) auf sich zu ziehen. Der Dramaturg ist - glaube ich - besser geeignet oder ein übereifriger Regieassistent.

Danach würdigte ich ihn die ganze Probe keines Blickes mehr.

Das wird ihn ganz herzlich wenig jucken. Also dem Beleuchter. Oder ignoriert sie den Regisseur? Dann solltest Du das klarstellen.

‚Was glaubt sich dieser kleine Stinker herausnehmen zu können? Mich, die unagefochtene Queen auf dieser Bühne, zu kritisieren? Soll ich jetzt lachen, oder weinen?’ „Ich genieße meine künstlerische Freiheit“, entgegnete ich. Etwas platteres fiel mir nicht ein. Mein Stolz war angekratzt. Aber der zynische Theater-Gesichtsausruck, den ich aufsetzte, wirkte überzeugend auf ihn. Ihn interessierte nur die Schauspielerin in mir. Also soll er bekommen, wonach ihm verlangt.

Schon klar. Kann weg. Lass sie ruhig ein wenig mehr zetern, in sich fluchen, von oben herabschauen. Ihn eiskalten Blickes strafen.

Und dann eben ein konsequentes Ende.

Bei manchen Geschichten bekomme ich beim Komm schreiben das Gefühl in den Fingern, sie selbst schreiben zu wollen. Das hier ist so eine. Deshalb vielleicht auch der viele Textkrams und die Vorschläge. Ich hab sie sozusagen "adoptiert" :) und hab die Szenen gleich vor mir gesehen.
Sorry, wenn ich da an der ein oder anderen Stelle über eine "Kritik" hinausgeschossen bin.

Beste Grüße Fliege

 

hallo fliege,

ich brauchte einige zeit, um auf deine kritik vernünftig zu antworten. sorry also, dass es erst heute der fall ist!

zuerst: ich fände es wirklich spannend, wenn du zum gleichen thema deine eigene geschichte hier reinstellen würdest. das wäre sehr befruchtend - wahrscheinlich nicht nur für mich, sondern auch für die anderen leser.

meine geschichte war ein echter schnellschuss. die idee kam mir, nachdem ich die ersten fünf seiten des romans von s. somerset Maugham "theater" gelesen hatte. danach legte ich das buch bei seite und begann, die geschichte zu papier zu bringen. sobald ich wieder zeit habe, werde ich den roman des großen meisters weiter lesen und sehen, was er aus dieser situation gemacht hat.

basis-idee war ganz einfach: ich ging vom sprichwort "gegensätze ziehen sich an" aus:

selbstsichere/hochmütige/arrogante/eitle Schauspielerin, die nur noch weiß, dass ihr die ganze welt zu füssen liegen muss....... und auf der anderen seite einen scheuen menschen ohne viel selbstwertgefühl und mut, der sich hinter dem adels-titel und der guten erziehung, die ihm seine eltern "spendierten", verstecken kann. je größer der gegensatz zwischen den beiden personen, desto besser.

du hast recht: mehr farbe würde der geschichte gut tun, würde sie aber auch länger werden lassen.

und ja: wenn sich eine schauspielerin selbst DIVA nennt, hat das "ein gschmäckle", wie die schwaben sagen ; (es sei denn, sie würde es selbst offensichtlich ironisch meinen, was aber in meinem text bestimmt nicht der fall ist). das werde ich korrigieren.

es dauerte volle drei monate, bis der verehrer sich wirklich eingestehen konnte, dass die sache AUS ist. die schauspielerin hat diese tatsache lediglich "bemerkt", ohne ihr weitere aufmerksamkeit zu schenken.

herzlichen dank nochmals für deine interessanten anmerkungen - und hoffentlich gibt es bald eine spannende story von dir zu diesem thema hier zu lesen!

ernst

 

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