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Das Jetzt

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17.12.2005
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Das Jetzt

Ein einzelnes Auge sieht nicht räumlich. Erst beide Augen lassen die Tiefe erkennen. Für mich das "dritte" Auge. Also Länge, Breite, Höhe.
In dieser kleinen Story versuche ich das Jetzt als Person und in der Ich-Form zu beschreiben.

Der Raum quillt, leiert die Tapeten hinüber in das matschige Blau, das sich am Firmament rekelt. Planken steigen quer vor meine drei Augen, die sich nach innen wölben und die Länge, die Breite, die Höhe in eine Richtung bugsieren. Im Bug wiegt sich die Zeit verkrümmt, kann sich nicht für die Zukunft oder Vergangenheit ereifern.
Aber ich bin doch Jetzt! Fokus. Zoom. 2000-fach; ich wachse und immer noch zu klein. Bis mir schlecht wird von der Höhe.
Da ist noch so viel zu tun; so einfach lässt sich Erbrochenes, Gesprochenes zusammenlesen, tropfen an den Enden der Bohlen in die mittlerweile verkümmerte Gegenwart. Mein Geist kotzt. Vorwärts – rückwärts. Spucken – schlucken und ich inmitten. Ich im Zenit.
Da wollte ich schon als frisch entschlüpfter Rüpel hin. Wären mir vor dem Aufstieg aus der abyssischen Region Fingernägel gewachsen, ich hätte den Ärzten die drei Dimensionen auf ihre Stirnen gemeißelt. So aber kroch ich störrisch meiner Zeitlinie folgend in die Senkrechte, inhalierte Stonehenge auf der Suche nach dem, was ich heute bin. 2000-fach verkleinert; geschrumpft und immer noch zu groß.
Fraß den Stör, nicht sein Gelege, kam dem Stehgreif ins Gehege, Mosaike wurden Flächen und ich dachte, meine Wege sind entlang der Autobahnen selbstkreierte Träumerpfade.
Entpuppten sich schnell als Sackgasse und es stockte, holperte, verunzierten steten Gedankensprung in aufquellende Distrikte matschigen Blaus.
Wo wir wieder dem Leiern der Tapeten frönen, die längst meine DNS ummanteln und jegliche Richtungsänderung torpedieren.
Was hieb ich mir die Schenkel platt vor Lachen, als das matschige Blau kollabierte und genau in das Rund meiner privaten Steinstelen sackte. Außen vor die Krümel vom Gestern und Morgen und ich schnitt mir in den Zeigefinger, folgte dem Faden dünnen Blutes in immerhin eine Richtung. Einäugig. Blauäugig.
Endlich bin ich Jetzt. Raster. Schismen.
Kann mir vom Glauben schlecht werden?
Ich weide mich an der vertrockneten Kotze, die ich für die Krümmung der Planken verantwortlich wähne. Zum dunklen Kreis staubender Bohlen mutiert, gleichen sie einem schwarzen Loch. Die drei verschmierten Brocken in der Gegenwart sagen nichts aus und verstört suche ich in meinem Rucksack nach dem Firmament. Da wollte ich hin, muss aber das störrische Blau mit den Händen heraus schaufeln. Unterwegs begegnen mir meine drei versandeten Augen, jedes in eine andere Dimension schielend. Ob ich das jemals koordiniert bekomme? Reinigung.
Langsam wandern die verklärten Blicke über den Rest der Zeit, finden zusammen in den lichtlosen Tiefen. Heim. Zuhause. Heimat. Schoß. Für immer. Das Ende der Zeit ist der Anfang vom Sein.
Endlich wachsen mir die Farben laut aus der Hüfte, meine heiße Seele stolpert wie eine vernebelte Arie unter meinen Netzhäuten, die Liebe stülpt ihre feuchte Vagina über eines meiner Ohren. Wasser ist Leben. Und wieder flieht die Tapete, sammelt sich in dem schrumpfenden Raum.
Beschliefe ich Träume, zögen mich Lichter, bräche mein Blick drei Zeiten entzwei; das Blau aus den Räumen, kalfatert die Erde, ich im Zenit und die Sehnsucht ließe ich als Trabanten kreisen.

 

hi detlev,

ohne deine einleitung (bei der ich mir noch nicht sicher bin, ob sie nicht in ein extraposting gehört) wäre ich aufgeschmissen gewesen, und eigentlich auch mit.
verstanden habe ich eigentlich garnichts, was den lesegenuss nicht unbedingt schmälerte. (da wird mir klar was du bei BB mit fehlender subtilität meintest;) )

für meinen geschmack etwas zu kryptisch, aber gekonnt formuliert!

beste grüße
krilliam Bolderson

 

Hallo Detlev,

ich kann mich meinem Vorbolderson anschliessen, ohne Einleitung wäre es noch unverständlicher gewesen als mit, wobei die Einleitung mich nur bedingt auf das Folgende vorbereitet hat.

Ich hab die Geschichte seit gestern schon einige Male gelesen, ich kann förmlich erlesen, daß es dir Spaß bereitet hat sie zu formulieren, die Formulierungen ob ihres Klanges und ihrer Kombination niederzuschreiben. Und da sie unter Seltsam steht kann sie auch nach mehrmaligem lesen mehr ein Stimmungsbild vermitteln denn einen konkret zu erfassenden Inhalt.

Den letzten Satz, den mag ich garnicht, ich suche eigentlich seit gestern noch nach dem genauen Grund und kriege ihn nicht zu packen. Kommt so aus dem Bauch und ist bei Geschichten dieser Art eh noch mehr eine Geschmacksfrage, in manchen Galerien gefallen mir halt die Tapeten besser als in anderen.

Doch daß Du die Worte wertschätzt und schreiben kannst kommt an.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo krilliam Bolderson, hallo C. Seltsem

Danke, dass Ihr Euch die Mühe zu lesen gemacht, und den Inhalt nicht gleich in Fetzen gerissen habt. Die Idee war eigentlich, dass ich beim Betrachten eines Bildes von Picasso auch nur noch die wichtigsten Linien erkenne - Reduktion - dadurch entstehen für die übrigbleibenden Linien neue Ausdrucksmöglichkeiten. Das wollte ich einmal mit der Schrift versuchen. Vermessen - bestimmt, aber wer nicht wagt ...

Nun, ich habe mal versucht, den Menschen als das Jetzt, als den Raum darzustellen - also ein Synonym.
Der Raum quillt > der Mensch wächst ... die Tapete ist die Haut, die den Raum (immer als Menschen gesehen) innen auskleidet ... wächst der Mensch, spannt, reißt, leiert die Haut ...Blau ist der Raum um den Planeten, also der reine Himmel, unser Horizont, als auch der Rand unseres Denkens ... Ja, der Blick, die drei Augen sehen immer drei Dimensionen, drei Richtungen > Länge, Breite, Höhe ... als Synonym die Zeit > Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart ... geht auch als Umkehrung ...
... Fokus. 2000-fach vergrößert > 1,8m x 2000 = 3.600m ... und immer noch zu klein ... so kommen sich doch vom Erfolg Gekrönte vor ... bis ihnen schlecht wird, 3,6km über der Erde ... in dieser Höhe beginnt man unverständlich zu werden > es wird einem schwindelig, man würgt, als Synonym die Kotze ...
Wären mir vor dem Aufstieg aus der abyssischen .... > Abyss = die Tiefe des Wassers ... als Synonym der weibliche Uterus > Geburt ... hätte ich Fingernägel gehabt, ich hätte ... > Überheblichkeit ... dann das Heranwachsen - Stonehenge als Synonym für esoterisch/mentale/physische Erfahrungen ... dann die Erkenntnis nach 2000-facher Verkleinerung, dass die Größe von 1,8m > ... Synonym für Scham, Ängste ...
Fraß den Stör ... > also der Prot isst den Fisch, anstatt den Kaviar > Synonym für ... z.B. der Prot fährt Auto, um es als Statussymbol zu verwenden, dabei ist ein Auto NUR ein Transportmittel, um von A nach B ... er trägt Kleidung, um hip zu sein, modisch ... dabei dient es nur als Körperschutz ... Stehgreif - Gehege ... das freie Reden ... das Denken folgt nicht mehr dem freien Reden ... Mosaik > die Vielseitigkeit ... Flächen > Ödnis, Langeweile, Uniform ...
dann lese den Satz mehrmals ... er soll auch einer Epik folgen ... also ein Wohlklang erzeugen, fließen ...
Fraß den Stör,
nicht sein Gelege,
kam dem Stehgreif
ins Gehege,
Mosaike wurden Flächen
und ich dachte, meine Wege
sind entlang der Autobahnen
selbstkreierte Träumerpfade.

... dann kommt die Sackgasse und der Satz stolpert, wird sogar schwierig zu lesen ... die Autobahnen > der direkte Weg des Erfolges, ausgelatscht, führt ins Blau, also in den Himmel ... die Traumpfade, die eigen gewählten Wege im Leben, sind oft Bremsen auf dem Weg ins Blau ...
... Irgendwann kollabiert das Blau, also unsere Träume brechen ein ... private Steinstelen > die markierten, gesteckten Ziele in unserer Zukunft ... Plötzlich wissen wir nicht mehr, ob das, wass wir gestern getan haben und was wir für morgen geplant haben, richtig ist > Synonym = Krümel ... Schnitt in den Zeigefinger > Zwick mich = Realität ... Blut in eine Richtung ... Gegenwart ... Wenn wir nur einer Richtung, nur einer Zeit folgen > einäugig. Blauäugig sagt man auch in der Umgangssprache ...
Noch später im Leben kommt die Frage nach dem Sinn ... Kirche, Glaube ... man denkt über seine Worte im Leben nach > wieder Synonym Kotze ... allerdings getrocknet, wirkungslos geworden, verstaubt, veraltet ... dann die Suche nach seinen Träumen, Zielen, Idealen, Ideen ... im Rucksack > in sich kehren ... dann stellt man fest, dass die Augen die Richtung verloren haben ... versandet ... es folgt die Reinigung ... als Ziel bleibt jetzt nur noch ... ein guter Christ werden, nach dem Tod in den Himmel und dieses ganze Gejammer am Lebensende ... es ist ein schwarzes Loch > Synonym für Tod, für das Ungewisse, aus dem es kein Zurück gibt ...Heim, Schoß, für immer ...
dann beginnt man zu träumen ... Farben aus der Hüfte > Schmetterlingsflügel > Träume, die als Realität erkannt werden > alte Leute erzählen oft ihre Taten im Leben verklärt, als Heldentat, um ihr Dasein zu rechtfertigen ... da verschmelzen Farben mit Klängen und Geruch ... drei Richtungen - der Raum schrumpft > nahender Tod ... dann nochmal versuchte Epik ...
Beschliefe ich Träume,
zögen mich Lichter,
bräche mein Blick
drei Zeiten entzwei;
das Blau aus den Räumen,
kalfatert die Erde,
ich im Zenit
und die
Sehnsucht ließe ich als Trabanten kreisen.
... Beischlaf als Highlight, rückblickend > Synonym für Liebe > was bleibt am Ende des Lebens als Erinnerung? Der Besitz eines Porsches?
... stirbt ein Mensch und wird er wiederbelebt, sprechen viele von einem Licht, dass auf sie gewartet habe ... wieder die drei Zeiten, allerdings aufgehoben > nach dem Tod löst sich die Zeit auf ... hoffentlich ...
... unser Blau, unser kleiner Himmel ... mündet schließlich in das universelle Blau - kalfatert ... das Blau umschließt die Erde wie der Teer einen Schiffsrumpf ... > gestorben > ich im Zenit ... mein Wunschtraum noch zu Lebzeiten > ich schimmere meinen Nachfahren als Stern, als Trabant ... werde für sie zum Ziel ihrer Sehnsucht ... ... vielleicht ...
So, vielleicht habe ich ein wenig Licht in diese Story gebracht - es kann schon sein, dass bald ein Moderator erscheint und die Geschichte wieder löscht, weil er glaubt, dass es eben keine richtige Story ist. Wäre nicht das erste Mal... ein Mensch kann schließlich kein Raum oder eine Zeit sein ... ;-)
aber ich weiß auch nicht, wenn ich so etwas schreibe, wo oder wie ich es veröffentlichen soll - mir fällt halt sowas ein und es macht mir Spaß, solche Gedanken zu Worte zu fassen - danke für´s Lebenlassen.
Liebe Grüße
Detlev

 

wahnsinn!
würde nicht sagen, dass ein mod kommt und sie löscht. (vielleicht aber die aufforderung die einleitung gesondert zu posten) ich finde dass die geschichte diesbezüglich

also ein Wohlklang erzeugen
sehr gut funktioniert. ich habe in meiner anfangszeit hier in seltsam auch einige geschichten verfasst (deren sprache weitaus weniger ausgereift war als deine) die ich als eine art easyreading storys (im bezug auf easylistening musik) also ohne direkten inhalt geschrieben habe. die fragezeichen über den köpfen einiger leser waren groß, anderen hats gefallen. ich denke die reaktionen auf deine geschichte werden ähnlich sein, wobei sie eindeutig ein system und eine komplexe grundidee vorzuweisen hat.
dein statement hier zeigt mir, dass es vielleicht garnicht so kryptisch ist, mir fehlt einfach nur ein bischen intellekt. :)

also klangmässig wirklich gut inhaltlich zu hoch für mich!

beste grüße
krilliam Bolderson

 

Hallo krilliam Bolderson
Quatsch, Intellekt! DU hast sie gelesen, hast Dir die Mühe gemacht, hast es empfunden und das ist doch mehr als gut - Du reagierst und das ist doch die Hauptsache. Schau, ich hab nicht mal das Abi - und? Du hast die Reaktionen doch selbst erlebt - manchen bereitet es Kopfzerbrechen, manche empfinden, andere wenden sich gelangweilt ab ... jedenfalls danke für Deine Worte - hat mich sehr gefreut.
Liebe Grüße
Detlev

 

Hallo Detlev,

deine Einleitung hat mich neugierig gemacht, allerdings kam dann was ganz anderes. Du sprichst gleich drei Themen an: Räumliches Sehen, drittes Auge, Synästhesie - die ich dann aber im Text nicht wiederfinde.

Fazit: Lass sie weg (müsste eh in ein Extra-Posting), sie gibt dem Text nichts.

Ansonsten: ein Sprachgenuss (anscheinend kommst du von der Lyrik), der vllt eindeutiger in Experimente passen würde.

Gern gelesen.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha
... danke für Deine Kritik - hast recht! Farben riechen kommt hier nicht vor. Hab´s rausgestrichen; ... das mit der Lyrik: schreibe auch songtexte, vielleicht färbt das manchmal ab ;)
Lieben Gruß
Detlev

 

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