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Das Kanzlerklo

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11.04.2005
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Das Kanzlerklo

Es war der Tag, an dem Heinz P. gefeuert wurde. Einen Tag lang war er Redaktionsleiter gewesen. Vom erkrankten Chef hatte er noch den Auftrag erhalten, irgend einen Aufmacher auf der Titelseite zu bringen, der sich auf den Bundeskanzler bezog. Es sollte etwas sein, was bisher noch nie über den Kanzler geschrieben wurde, aber natürlich der Wahrheit entsprechen musste. Bei der Redaktionskonferenz war nichts Erhellendes herausgekommen, Heinz P. musste den Auftrag also allein ausführen. So kam es zu der dummen Geschichte, die ihn den Job kostete. Am nächsten Tag titelte die Zeitung:

Zwei Rollenhalter im Kanzlerklo!

Der Text zur Schlagzeile hatte den ganzen Journalisten gefordert. Das Foto zeigte einen souveränen Kanzler in Nahaufnahme, der lässig lächelnd an einem Seil zog. Aus der Denkmalsenthüllung war eine WC-Spülung geworden. Natürlich war das Kanzlerklo mit einem Spülknopf ausgestattet, aber davon gab´s kein Foto im Archiv. Beim Klopapier musste Heinz P. spekulieren: Zweilagig? Dreilagig? Oder gar vierlagig? Er fand heraus, dass nicht der Kanzler selbst das Papier aussuchte. Das Telefongespräch mit dem Hausmeister des Kanzleramts brachte die Bestätigung: der Politiker wischte mit zweilagigem Papier, seine Gattin benutzte - in der Regel - vierlagiges. Es waren also zwei Klopapierrollen neben der Schüssel angebracht! Jetzt erfuhr Heinz P., dass der Kanzler im Sitzen pinkelte. Eine geschickte Taktik, denn damit zog er natürlich zahlreiche Wählerinnen auf seine Seite. Bis zu fünf Mal täglich suchte der Regierungschef das Amtsklo auf, war aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren. Zu den längeren Sitzungen nahm er stets etwas zu lesen mit. Bei seinem engen Terminkalender musste schließlich jede beschissene Minute genutzt werden! So bereitete er sich einmal akribisch auf einen Staatsbesuch in London vor. Aus einer Ausgabe des „Spiegel“ war ihm auf dem Weg zum Stillen Örtchen „Asterix bei den Briten“ heraus gerutscht.
Heinz P. hatte alles in allem erstklassig recherchiert und sein Text füllte dann doch noch den Platz eines Leitartikels. Am Tag darauf ließ ihn der genesene Chefredakteur in sein Büro zitieren. Zwei Minuten später stand er auf der Straße. Er hatte - wohl in Gedanken - neben das Wort „Gattin“ den Namen der inoffiziellen Freundin des Kanzlers gesetzt. Ein unverzeihlicher Fehler.

 

Joa, ganz witzig. Aber vielleicht eher Satire?
Ist das bei der gattin mit "in der Regel" eindeutig zweideutig, oder ist es im Sinne von normalerweise gemeint?

 

Hallo und vielen Dank für den Kommentar. Satire ist in der Regel immer auch Humor, aber nicht jeder Humor ist Satire. Als Satire war es jedenfalls nicht gedacht. Vielleicht fällt ja jemanden etwas dazu ein, auf was es eine Satire sein können sollte dürfte. Auf Revolverblätter? Auf Politiker? Das wäre mir als Satire eigentlich zu wischiwaschi.

Äh...nunja...also, das mit der Gattin...ich meine, ich habe die Rolle eines männlichen Bundeskanzlers so ausreichend unter die Gürtellinie gebracht, so dass ich mir das leisten konnte...glaub ich...

Oder bin ich jetzt auch gefeuert? ;)

Gruße

 

Hallo nicita!

Mir kommt es so vor, als ob dir das Wort "Kanzlerklo" in den Sinn kam und du daraus schnell eine Geschichte klöppeln wolltest. Die Idee ist an sich nicht übel, nur leider hast du mE nichts daraus gemacht. Der Stil ist teilweise auch etwas schleppend. Gestört hat mich die ständige Erwähnung des Namens des Prots.
Allerdings habe ich eine wirklich gte Formulierung gefunden:

Bei seinem engen Terminkalender musste schließlich jede beschissene Minute genutzt werden!
:thumbsup:

Ansonsten fand ich's nicht so dolle.

Gruß

 
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Genau so isses! Ich wollte einen Kanzler aufs Klo schicken und das Ganze eben mit einer Rahmenhandlung (damit´s nicht so platt ist) in eine Kurzgeschichte packen. So ist das wohl mit den meisten Kurzgeschichten: man nimmt sich ein Thema vor und schreibt dann die Geschichte drumrum.

Berechtigt war der Einwand, dass der Name des Prots zu häufig kommt - vielen Dank für diese Kritik, ich hab´s entsprechend abgeändert.

Ob´s "dolle" war oder nicht: ich persönlich bin nicht so scharf auf dollen Humor. Aber ich habe inzwischen einige KGs hier gelesen und stelle fest, dass es - Gottseidank - durchaus sehr verschiedene Auffassungen darüber gibt, was komisch ist.

Wenn´s aber irgendjemand erheiternd findet - so wie Tserk (Danke für das "joa"), bin ich schon glücklich.

:)
Grüße

 

Moin nictita,

ich mache an dieser Stelle das, was ich immer mache und stimme flashbak zu.

Die Geschichte liest sich wie ein typischer Schnellschuß - um ein Wort herumgestrickt. Lustig fand ichs leider nicht (Geschmackssache). Zudem wirkte der Text auf mich auch eher wie ein Bericht, als eine Geschichte. Das ganze ist sehr oberflächlich geschrieben, interessante Details fehlen. Wie zB kriegt man denn raus, daß der Kanzler im Sitzen pinkelt (alleine aus der Frage könnte man drei Geschichten machen)?
Insgesamt eine nette Grundidee, aus der du aber weitaus mehr hättest machen können. Nicht müssen, aber können.

 

Hallo Gnoebel,

der Einstieg in die Kritik schwächt sie leider ab, denn ein wenig eingenständige Meinung sollte doch drin sein ;)

Nun, ob eine Geschichte ein Schnellschuss war oder nicht, spielt - auch bei anderen Geschichten - für mich keine Rolle. Und ein Schnellschuss (wie schnell ist eigentlich ein Schnellschuss?) war das für mich eigentlich nicht, wenn man eineinhalb Stunden für die paar Zeilen braucht.

Ansonsten habe ich mein Re auf flashbaks Kritik (die Du ja teilst) geschrieben, als ich Deinen Kommentar noch nicht kannte. Bitte da den ersten Absatz beachten. Den Punkt "zu oft Name des Prots genannt" habe ich berücksichtigt und die Geschichte bereits umgeschrieben. Immerhin ein Malus weniger.

Wie man rauskriegt, ob der Kanzler im Stehen pinkelt, hat der Journalist - vermute ich mal - vom Hausmeister erfahren. Die wissen sowas, da bin ich mir sicher.

Ich gebe Dir 99 % Recht, was den Punkt "hätte ich mehr draus machen können". Daraus ziehe ich gerne die Konsequenz und werde es bei meiner nächsten KG-Sitzung umsetzen (oder besser: umzusetzen versuchen).

Danke für die offenen Worte und Grüße!

 

Hi nicita,

also im Gegensatz zu meinen Vorrednern muss ich sagen, dass ich die Geschichte gar nicht so übel fand. Und heißt es nicht "Humor ist wenn man trotzdem lacht?" :D

Allein das Wort "Kanzlerklo" ist schon genial.

Bis zu fünf Mal täglich suchte der Regierungschef das Amtsklo auf
Na, wer hat denn da ne schwache Blase? Und dann auch noch mit nur zweilagigem Papier? Vielleicht gar die Schmiergel-Klasse A aus dem Osten? (Man will ja weiter Wählerstimmen sammeln) :)

neben das Wort „Gattin“ den Namen der inoffiziellen Freundin des Kanzlers gesetzt.
:thumbsup: Toller Schluß!

Die KG hat mich zwei, drei Mal zum lachen gebracht und bei der Kürze des Textes, würde ich mal sagen, dass das Ziel absolut erreicht wurde!


Gruß, Zensur

 

der Einstieg in die Kritik schwächt sie leider ab
Keinesfalls. Flash hat einfach die Punkte angesprochen, die mir beim Lesen auch aufgefallen sind.
wie schnell ist eigentlich ein Schnellschuss?
Schnellschuss ist für mich, wenn man seine Idee in eins runterschreibt und ohne weitere Überarbeitung ins Netz stellt. Natürlich ist da nichts schlimmes dran (mach ich auch öfter), aber man merkt es solchen Texten halt meistens an.
Ansonsten habe ich mein Re auf flashbaks Kritik (die Du ja teilst) geschrieben, als ich Deinen Kommentar noch nicht kannte.
Das ist gut - allerdings weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, was du mir damit sagen willst.

 

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