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Das kleine Einhorn Schmu
In dem Land der Fantasie leben viele magische Tiere. Diese Geschichte handelt vom Einhornkind Schmu. Es besaß in seinem Hörnchen schon ein bisschen Zauberkraft, die jeden Tag stärker wurde. Das kleine Einhorn hatte sich fest vorgenommen mit seinem Horn vorsichtig umzugehen, da er sonst einen Zauber auslösen könnte, ohne es zu wollen. Schmu war heute alleine unterwegs. Fröhlich galoppierte er durch den Wald. Seine weiße Mähne flatterte mit dem langen Schweif um die Wette. Übermütig sprang er über umgestürzte Bäume, kleine Bäche und Baumwurzeln, dabei streckte er seinen Kopf hoch in die Luft. Schmu sah den Eichhörnchen zu, die geschickt von Ast zu Ast hüpften. Wie schön war es doch, einfach mal loszulaufen, schneller und schneller zu werden.
Mama Dachs und ihre beiden Kinder krochen gerade aus dem Bau, sie wollten eine Pipirunde drehen, als etwas Großes, Weißes auf sie zukam. Voller Angst starrten sie auf das rasende Ungetüm. Mama Dachs stieß ein warnendes Brummen aus. Sofort blieben die beiden Dachsjungen stehen. „Kinder, zurück!“, rief Mama Dachs und versetzte den beiden mit ihrem Hinterteil einen Schubs, so dass sie kopfüber in den Bau purzelten.
Schmu hörte den Schrei und schaute jetzt auf die Erde. Die Dachsmama stand mitten auf dem Weg. Schmu stemmte beide Vorderfüße in den Waldboden und bremste gerade noch rechtzeitig, verlor aber das Gleichgewicht und landete unsanft neben dem Dachsbau.
Mutter Dachs, die kurzsichtig war und das Einhorn erst jetzt erkannte, fauchte es wütend an: „Pass doch auf, wo du hinläufst, du Tollpatsch!“
Dabei wusste sie selbst nicht, ob ihre Beine vor Schreck oder Wut zitterten.
„Es tut …“- Weiter kam Schmu mit seiner Entschuldigung nicht. Was war das? Ein unbekannter Schmerz in seiner linken Pobacke ließ ihn erschrocken aufspringen. Mit lautem Wehgeschrei bog er den Hals weit nach links, äugte auf sein Hinterteil und drehte sich dabei mehrmals um die eigene Achse. Vergeblich versuchte er sich die Stelle anzuschauen.
Diese Verrenkungen belustigten die Dachskinder so sehr, dass sie aus der Höhle sprangen und mit ihm noch ein paar Po-Begutachtungsrunden drehten. Zu dritt sahen sie nun, wie da eine riesige Beule mitten auf der Pobacke wuchs.
„Was ist das? Hilfe! Mama, ich sterbe!“, rief Schmu. Da seine Stimme immer kläglicher wurde, legten sich die Dachskinder neben ihn und jammerten mit ihm: „Mama, ich sterbe!“
„Nix, da!“, rief die Dachsmama, „Blödsinn, hier wird nicht gestorben! Dich hat nur eine Biene gestochen.“
Dann erklärte sie ihm, dass er bei seinem Sturz fast eine Biene zerquetscht hätte, die gerade Nektar aus Löwenzahnblüten sammelte.
Das aber hörte Schmu nicht mehr.
Voller Panik stürmte er los. Vielleicht, dachte er, sticht sie mich noch einmal. Da seine Gedanken ganz voll mit Bienen waren, bemerkte er vor lauter Schreck nicht, dass er mit seinem Zauberhorn Äste und Baumstämme streifte. Die verwandelten sich bei der Berührung sofort in riesige Bienen.
Nun war ein unheimliches Summen im Zauberwald zu hören und das kleine Einhorn wurde von gigantischen Honigbienen verfolgt. Schmu rannte und rannte. Tränen sammelten sich in seinen Augen, was passierte da? Wo sollte er sich verstecken, immer wieder rief er verzweifelt nach seiner Mama.
Mama Einhorn saß gerade mit ihrer Freundin, der Fee gemütlich auf der kleinen Waldlichtung, als sie das bedrohlich laute Summen vernahmen. Erschrocken sprangen beide auf. Nun hörten sie auch die Hilferufe des kleinen Einhorns. „Was hat Schmu jetzt wieder angestellt?“ Kaum hatte Mama Einhorn den Gedanken zu Ende gedacht, sah sie, wie ihr Sohn in Zickzacksprüngen auf die Lichtung galoppierte, verfolgt von einem Schwarm riesiger Insekten. Mit Entsetzen beobachteten sie, wie eine Biene, aus deren Hinterteil ein großer spitzer Stachel ragte, Schmu einholte.
Mama Einhorn stand vor Schreck wie gelähmt, sie wieherte entsetzt auf.
Die Fee des Waldes reagierte blitzschnell und wirbelte ihren Zauberstab durch die Luft.
Die Bienen erstarrten mitten im Flug. Der Bienenstachel blieb einen Millimeter vor Schmus Popo in der Luft stehen. Schmu, der das gar nicht mitbekam, galoppierte weiter, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
„Bleib stehen!“, rief seine Mutter. Das kleine Einhorn gehorchte zögernd. Vorsichtig drehte es sich um. Was war das? Verwundert sah es, dass die Bienen stumm und bewegungslos in der Luft hingen.
Seine Mutter trabte mit der Fee auf dem Rücken näher zu ihm heran.
Besorgt neigte Mama Einhorn ihren Kopf zu Schmu. Sie rieb ihren Hals an der Stirn des Kleinen, der bebend vor Angst, kleine weiße Dampfwölkchen aus seinen Nasenlöchern blies.
„Was ist denn passiert?“, fragte ihn die Fee.
Stockend erzählte Schmu, wie er der Dachsfamilie ausgewichen war und dabei das Gleichgewicht verloren hatte, dass plötzlich sein Po sehr wehtat und genau an der Stelle jetzt etwas herausgewachsen war, groß und rund, vielleicht sogar ein Doppel-Popo.
Warum dann auf einmal so viele Riesenbienen hinter ihm her waren, wusste er nicht.
Die Fee und Mama Einhorn blickten auf die Bienen und schauten in den Wald, aus dem sie gekommen waren. Schnell erkannten die beiden, was passiert war. Es standen keine Bäume mehr rechts und links des Waldpfades. Offensichtlich hatte Schmu mit seinem kleinen Horn versehentlich alle Tannen in Bienen verwandelt.
„Oh, Schmu!“, seufzte Mama Einhorn, die ihren kleinen Tollpatsch kannte . „Du hattest Glück, dass die Fee des Waldes gerade bei mir war. Wer weiß, was passiert wäre, wenn diese Riesenbiene dich gestochen hätte.“
Ganz tief senkte das kleine Einhorn den Kopf, es wusste, dass seine Mama recht hatte.
„Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert!“, lenkte die Fee des Waldes ein. „Ich bringe das wieder in Ordnung.“
Sie hob ihren Zauberstab, richtete ihn auf die Bienen, und mit einem leisen Flüstern drehte sie ihn einige Male in der Luft. Siehe da, nun flogen die Bienen artig in den Wald zurück, eine nach der anderen.
Kurze Zeit später war kein Summen mehr zu hören, alle hatten sich wieder in einen Baum verwandelt. Erleichtert wieherte das kleine Einhorn auf. „Danke, dass du mir geholfen hast, liebe Waldfee!“
Diese blickte Schmu ernst an, dann sagte sie zu ihm: „Versprich mir, vorsichtiger zu sein, wenn du wieder unterwegs bist. Schau bei deinen Ausflügen immer auf den Weg, denn es sind viele kleine Tiere unterwegs. Die größeren Wesen des Zauberwalds müssen auf die kleineren Acht geben.“
Schmu versprach, in Zukunft besser aufzupassen.
Doch der besorgte Blick seiner Mutter zeigte, dass sie daran noch nicht so ganz glaubte.
Dann pustete Mutter Einhorn einmal kräftig aus beiden Nüstern auf die mächtig geschwollene Stelle am Hinterteil ihres Sohnes. Und siehe da, augenblicklich hatte der Po seine alte Form wieder und schmerzte nicht mehr.
Auch bei Einhörnern wirkt das Pusten der Mama auf schmerzende Stellen schneller und besser, als es ein Wunderhorn könnte.