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Das Kunstwerk

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16.06.2006
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Das Kunstwerk

Ein letztes Mal schaute er aus dem Fenster. Blutrot verschwand die Sonne am Horizont und tauchte den Rest des Raumes in ein wohliges Warm. Der Anblick war so schön, dass es ihm beinahe Tränen in die Augen trieb. Doch davon durfte er sich nun nicht ablenken lassen, er hatte ein Kunstwerk zu vollenden. Leises Wispern ging durch den Raum, geschlossenen Auges bewegte er seine Lippen zur Melodie der geflüsterten Worte.
Langsam öffnete er seine Augen, und war sofort hoch konzentriert. Ein Griff zu seinem Handtuch, und er wischte sich den Schweiß von Stirn und Händen. Dreißig geschlagene Stunden war er nun schon zu Werke gewesen, doch er verspürte kein bisschen Müdigkeit. Schon immer hatte er seine Bilder, seine Meisterwerke, ohne Unterbrechung gemalt.
Behutsam griff er zu seinem Pinsel, und näherte sich der Leinwand. Er zog sie ein wenig fester, sie schien noch nicht perfekt zu sitzen. Zittern. Kurz schüttelte er seinen Kopf, Konzentration war angesagt! Jeder Strich war entscheidend.
Leise, doch nicht lautlos, strich sein Pinsel über die Leinen, verband Linien, schuf Formen, brachte Farbe. Musik spielte. Er nahm die Melodie in sich auf, ließ sich von ihr beflügeln, setzte sie um in neue Pinselstriche.
Er betrachtete sein Werk. Es war wunderschön. Sein Herz schien kurz auszusetzen. Schluchzen. Schütteln. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, es sei lebendig, beinahe als wolle es mit ihm reden, mit ihm spielen, tanzen, diesen Augenblick mit ihm zusammen genießen.
Langsam vollführte er den letzten Pinselstrich. Warmes Blut troff auf seine Finger und auf den Boden. Mit einem klirrenden Geräusch fiel das Skalpell auf den Steinboden. Er wischte ihr die Tränen ab, und schaute zu wie sie, langsam, ganz langsam, aufhörte zu Atmen. Behutsam strich er ihr über die Wange, nun waren es seine Augen, die tränten. Wie er so dasaß, hätten Stunden vergehen können. Dieser Moment, dieser Augenblick, dieses Bild, perfekt.

 

Moin sengir und herzlich willkommen auf kg.de!

Ich fange einfach mal mit dem Hauptmanko deiner Geschichte an:
Sie ist für meinen Geschmack zu kurz oder um genau zu sein, ist die Handlung zu schnell erzählt.
Ein Maler malt auf einer weiblichen Person anstelle einer Leinwand. Und das mit einem Skalpell. Das ist zwar nicht unbedingt zu wenig Handlung für eine richtige Geschichte, so weit möchte ich gar nicht gehen, aber wirklich viel bietet der Plot in der jetzigen Form nicht.
Es ist mehr eine Zustandsbeschreibung, zumal sich die Pointe doch recht früh andeutet (zumindest für einen nicht ganz genrefremden Leser).

Dein Stil hingegen ist ansprechend. Ein, zwei Stellen, wie z.B.

Leise, doch nicht lautlos, strich sein Pinsel über die Leinen, verband Linien, schuf Formen, brachte Farbe.
gefallen mir wirklich gut.

Alles in allem eine sauber geschriebene Pointengeschichte, die sich ruhig etwas mehr hätte trauen können.

J

 

Danke für deine Kritik Don Jorgo.
Bin ja froh bestätigt zu kriegen, dass man schon recht früh durch meine Geschichte durchschauen kann. Hatte die bis dato nur in meinem Bekanntenkreis "rumgezeigt", wo mir bis auf meinem Bruder alle beteuert haben, dass sie den Wendepunkt überhaupt nicht vorhersehen konnten.
Zu kurz muss ich sagen finde ich sie nicht wirklich, mag vlt einfach daran liegen, dass ich kurze Geschichten lieber mag ;)
Werde bei meiner nächsten Kurzgeschichte mal Versuchen, diese etwas länger zu halten, bin auf jedenfall froh einen Ort gefunden zu haben, wo man recht "qualifizierte" Kritik erhält :)

 

hallo sengir

herzlich willkommen.

gefällt mir, dein Einstieg. zu kurz leider, ja. aber schön. vorhersehbar sicherlich, keine hintergründe. aber als einstieg schon schön.

wir hatte hier schon etwas ähnliches letztens, der TExt war ähnlich, nur hat sich der künstler da selber verstümmelt. auch der Titel war sehr ähnlich, es hieß der Künstler.

;D ;D ;D

 

als alter bielefelder musste ich deine geschichte einfach lesen.

hallo sengir,

deine geschichte entspricht zwar nicht so recht meinem geschmack (was nichts heißen will), aber deine Sprache erzeugt bilder, dass gefällt mir schonmal.
gegen die länge habe ich auch nichts einzuwenden, ist halt ne kurze. schwer reinzukommen, weil man so schnell wieder raus ist, aber die ganz kurzen haben auch ihren reiz.

was nicht heißen soll, dass du es nicht auchmal mit einer längeren versuchen solltest.:)

beste grüße
krilliam Bolderson

 

Aris öhm, hups? ;)

krilliam Bolderson
schade dass du nur "alter Bielefelder" bist ;)

Ansonsten bin ich froh wenigstens von einem zu hören dass die Geschichte auch mal kürzer sein darf. :)

 
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Hi semgir,

Ich war bis März auch Bielefelder und vermisse es mal so richtig, auch wenn es sich ja sonst deutschlandweit den Ruf als die Stadt mit dem gewissen Nichts mit Hannover teilt. Ich würd' gern wieder hinziehen ... :(

Zur Länge oder eher Kürze deiner Geschichte ist ja schon alles gesagt. Liest sich mehr wie ein Absatz aus einem Buch. Beim Horror ist es (bzw. halte ich es für) wichtig, den Rezipienten mit dem Opfer leiden zu lassen. Das geht aber nicht, wenn die Charakterisierung sich auf "Frau" beschränkt.

Also, nimm dir das nächste mal mehr Zeit, dein Stil ist ja recht vielversprechend. Bis auf:

Blutrot verschwand die Sonne am Horizont

... dem wiederum John Wayne entgegenritt. ;) Klischee.


Konzentration war angesagt!

Butter bei die Fische, Kalle! Diese Formulierung passt nicht zum ansonsten vermutlich mit Absicht gewählten recht schwülstigen Stil.

Grüß mir den Jahnplatz,

Jan-Christoph

 

Hi sengir,

soso, noch einer aus dem seltsamen Attraktor Bielefeld :)

Horror als Rubrik ist nicht so meine, Deine Story ist wohlformuliert, das mag ich, auch wenn ich sie unter Seltsam (wo's auch passen würde) wohl eher entdeckt hätte.

Zwei Kommata sind mir zuviel :

und schaute zu wie sie, langsam, ganz langsam
Langsam öffnete er seine Augen, und war sofort hoch konzentriert.

Und bei dem sind es mir zuwenige :
Er betrachtete sein Werk. Es war wunderschön. Sein Herz schien kurz auszusetzen. Schluchzen. Schütteln.
Da würde ich einen Punkt durch ein ebensolches ersetzen, auch, um dem Pathos ein wenig weniger Raum einzuräumen.

Grüße aus der Nachbarschaft,
C. Seltsem

 

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