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Das Labyrinth der Ängste
Er schritt den engen, von Modergeruch erfülltem, schwach beleuchteten Gang entlang. Seine Füße versanken mit jedem Schritt mehr in einer bräunlichen Substanz.
Er zitterte an seinem ganzen Körper, verspürte einmal mehr den Wunsch, diese Gemäuer endlich verlassen zu können.
Doch er war noch soweit bei Verstand, um sich der erschreckenden Antwort bewusst zu sein.
Dieses unterirdisch errichtete Labyrinth diente schließlich nur dem Zweck, ihn Todesängste durchleben zu lassen. Es gab keinen Ausweg, denn SIE hatten es errichtet.
Wie lange wanderte er bereits durch diese stinkenden engen Gänge? Die Tatsache, ständig unter Todesangst zu stehen, war bei einer ungefähren Zeitangabe auch alles andere als nützlich. In diesem Labyrinth verlor die Zeit ihre Bedeutung, es war die Hölle, maßgeschneidert auf seine Ängste.
>Es müsste bald wieder soweit sein? < Er versuchte dabei zu schreien, letztendlich erklang nicht mehr als ein Nuscheln.
Wie auf Befehl erlosch das spärliche Licht und hüllte ihn in einen Mantel der Dunkelheit.
Dann ertönten diese Zischgeräusche, die seinen Körper erstarren ließen. "Schlangen", dachte er panisch.
Schlangen waren nach wie vor eine seiner Hauptängste, welche er nicht zu besiegen vermochte.
In einem unterirdischen, engen, von Dunkelheit verschlungenen Gang, in denen Schlangen lauerten, sein Leben zu fristen, würde ihn früher oder später wahnsinnig machen.
Er versuchte, sich rücklings von den Schlangen wegzubewegen, nach wenigen Schritten musste er laut aufschreien.
Der Weg von dem er gekommen war, wurde plötzlich von etwas versperrt. "Keine Angst, sie beißen nicht, haben sie noch nie getan"
Dieser Gedanke konnte ihn angesichts seiner Situation, in der er sich befand, nicht wirklich beruhigen. "Meine Hosenbeine sind in meine Schuhe gestülpt, sie können nicht hineinkriechen".
Das Zischen wurde lauter, er merkte, wie er in die Ecke gedrängt wurde. Plötzlich spürte er Schleim seinen Hals hinuntertropfen, gefolgt von einem Zischen und dem abartigsten Gefühl, welches er je verspürt hatte.
Er schrie aus Leibeskräften und versuchte dabei panisch, die Schlange aus seinem Halsbereich zu entfernen. Plötzlich erstickten seine Schreie, worauf sich das Licht wieder einschaltete.
Dann sah er es, den Grund für seine gedämpften Schreie, eine Schlange, die versuchte, ganz durch seinen Mund in Richtung Magen zu verschwinden.
Er schloss die Augen, ließ sich zu Boden sinken und verspürte dabei die beißende Kälte des Bodens, gepaart mit dem Gestank des Moders.
Er war bereit zu sterben, endlich erlöst zu werden, sein Wille war gebrochen, es sollte endlich zu Ende gehen.
Er wagte es kaum, die Augen zu öffnen. Schatten, doch keine Bewegung im Gang. Noch immer tropfte Schleim von seinem Rücken, er wischte ihn mit der Handfläche fort. Ein scheußlicher Geschmack auf der Zunge ließ ihn kurz würgen. Zögernd ging er einen Schritt den Gang entlang, bevor er sich erbrach.
Nach dieser Begegnung sollte er wie immer eine kleine Verschnaufpause genießen, bevor sich das Rad des Schreckens weiterdrehte.
Dieser Schlangenplage war er bereits des Öfteren begegnet und jedes Mal verspürte er dieselbe panische Angst. Nur ein Szenario fürchtete er mehr.
Er mochte gar nicht daran denken, würde es noch früh genug nochmals durchleben müssen.
Sie, der der Grund war, dass er sein Leben hier fristen musste.
Sie, die er abgöttisch liebte, sie, welche er ermordet hatte.
Erst jetzt nahm er das leise Schlurfen war. Sein Blick wanderte rasch den Gang entlang, wobei ihm der Atem stockte.
"Was passiert jetzt, meine Verschnaufpause ist doch nicht schon vorbei?"
Die Gestalt, welche auf ihn zukam, schien einem Zombie zu gleichen.
"Eine neue Todesangst?"
Sicher war er sich dessen nicht. Beim Anblick der verunstalteten Gestalt überkam ihn zwar ein Ekelgefühl, jedoch ängstlich konnte sie ihn nicht stimmen. Dazu wirkte sie selbst zu gepeinigt.
Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Die Haut des Wesen blätterte bereits förmlich von dessen Körper ab. Seine Augen waren blutunterlaufen. Die Augen des Wesens kämpften sich mühevoll in seine Richtung.
Noch nie hatte er eine hilflosere Gestalt erblickt. Sie schien beim rechten Bein verletzt zu sein, das sie nur noch zum Stützen verwendete.
Die Trauer, jene Verzweiflung die von dieser Kreatur ausging, war förmlich spürbar.
Dann, sackte es wie ein Stein zu Boden.
Bei diesem traurigen Anblick, der sich im bot, fühlte er sich bei seiner Ahnung bestätigt.
Er hatte einen Leidensbruder gefunden und einen Blick in seine Zukunft bekommen.