Was ist neu

Das Leben am Empfang

Mitglied
Beitritt
08.01.2009
Beiträge
28
Zuletzt bearbeitet:

Das Leben am Empfang

Das Leben am Empfang

Elise ist der Punkt, wo alles anfängt und alles aufhört. Hier kommen die Menschen an und hier verschwinden sie auch wieder, hinaus in ein Leben, welches so anders ist als das von Elise. Jeder Mensch hat Träume und Elise träumt meistens davon, zu sein wie alle diese Menschen, die bei ihr vorbei gehen. Sie wünscht sich, gebraucht zu werden und unersetzbar zu sein.

Meist wird Elise unsanft aus diesen Tagträumen gerissen, wie heute. Dr. Klein kommt vorbei, zischt kurz „Kaffee“ und verschwindet wieder ohne ein weiteres Wort. Elise sieht ihm nach, erhebt sich dann schwerfällig von ihrem Drehstuhl und geht in die Küche. Das Telefon kann sie ruhig einen Moment aus den Augen lassen, es klingelt nur äußerst selten und wenn, dann ist es meist ihre Freundin Lilly, die sie noch aus der Schulzeit kennt. Diese Anrufe bringen immer ein wenig Abwechslung in den langweiligen Alltag und die Uhr dreht sich dann für ein paar Minuten schneller.

Mit einem leisen Klirren stellt sie Tasse und Untertasse neben dem Computer von Dr. Klein ab. Elise wartet noch kurz, obwohl sie weiß, dass es umsonst ist. Als keine Reaktion kommt, schleicht sie langsam zurück zu ihrem Platz. Noch vier Stunden.

Es klingelt. Elise zuckt kurz zusammen, drückt dann auf den Türöffner und wartet. Zwei gut gekleidete Herren betreten den Vorraum: „Zu Frau Liebke“, sagt der eine im Befehlston. „Sehr gerne“, antwortet Elise freundlich wie immer. Dann wählt sie die Nummer: „Frau Liebke, hier sind zwei Herren, die sie…“, weiter kommt sie nicht. „Schicken Sie sie her“, tönt es ungeduldig aus dem Hörer, gefolgt von dem vorwurfsvollen Tuten. „Wenn Sie bitte zur ersten Tür vorne rechts gehen würden, Frau Liebke erwartet sie“. Ohne sich noch einmal umzusehen, gehen die Herren davon. Elise sieht ihnen traurig hinterher. Ist sie wirklich so unscheinbar? Ist sie es nicht wert, dass man ihr und ihrer Arbeit Respekte zollt, indem man ihr mal ein nettes Wort sagt? 34 Jahre arbeitet sie jetzt für diese Firma, 34 Jahre voller Ignoranz und Respektlosigkeit. Sie starrt vor sich hin, beobachtet die Zeiger der Uhr an der Wand gegenüber. Endlich Feierabend, Zeit nach Hause zu gehen.

Elise zieht sich ihren grauen Mantel an und geht auf den Ausgang zu. Keiner wartet zu Hause auf sie, deshalb beeilt sie sich nicht. Langsam läuft sie die schmale Straße entlang, bleibt kurz an den Schaufenstern stehen. Als sie das kleine Mehrfamilienhaus endlich erreicht, schließt sie Tür auf und schlurft seufzend in die Küche. Heute nimmt Elise ein paar mehr von den kleinen Tabletten, die ihr einen erholsamen Schlaf versprechen. Sie legt sich auf ihr Bett, schließt die Augen, ihre Hand rutscht von der Bettkante und Elise lässt sich fallen in die Arme ihres kleinen Sohnes, der viel zu früh von einem betrunkenen Autofahrer aus dem Leben gerissen wurde.

Fluchend macht Dr. Klein am nächsten Morgen selbst die Kaffeemaschine an. Er lässt seine Bürotür den ganzen Tag offen, obwohl er von der Zugluft einen steifen Hals bekommt, doch er kann es sich nicht leisten, die Klingel zu überhören und er fragt sich immer und immer wieder: „Wo ist bloß diese unnütze Frau vom Empfang?“.

 

Hallo,

dies ist mein allererster Versuch einer Kurzgeschichte und ich freue mich auf Kritik und Anregungen, um mich stetig verbessern zu können und natürlich hoffe ich auch, dass sie dem einen oder anderen gefällt.

 

Hi Seramona!
Das Thema deiner Geschichte gefällt mir.
Allerdings stören mich noch ein paar Sachen an der Umsetzung:
Zuerst die Sprünge in Zeit und Ort. Am schlimmsten ist das hier:

Elise zieht sich ihren grauen Mantel an und geht auf den Ausgang zu. Keiner wartet zu Hause auf sie, deshalb beeilt sie sich nicht. Sie schließt die Tür auf und schlurft seufzend in die Küche
Bei solchen Sprüngen verlierst du den Leser. V.a. weil er an der Stelle wirklich keine Idee haben kann wie sie so schnell nach Hause gekommen ist.
leisen Klirren stellt sie die Tasse voll wohlriechendem, dampfenden Kaffee
Klirren Tassen wenn man sie auf Tische stellt? Tasse voll etwas, wirkt auf mich umgangssprachlich, die beschreibung des Kaffees ist gebräuchlich und eig. unnötig.
ihre Hand sinkt hinab
hat sie die Hand vorher in die Luft gehalten?
fallen in die Arme ihres kleinen Sohnes
komische Satzstellung; die Vorstellung sich in die Arme eines kleinen Kindes fallen zu lassen ist irgendiwe merkwürdig.
Er lässt seine Bürotür den ganzen Tag offen, obwohl er von der Zugluft einen steifen Hals bekommt, doch er kann es sich nicht leisten, die Klingel zu überhören und er fragt sich immer und immer wieder
den Satz finde ich ein wenig zu lang.
Ansonsten fand ich hast du die Gefühle deiner Protagonistin nicht immer ganz rübergebracht, wobei man sich das Gefühl der Routine noch am besten vorstellen kann.
Das Ende mit dem Selbstmord finde ich ein wenig übertrieben und klischeehaft.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Cathy :-)

erst einmal vielen Dank für die Mühe und die Kritik. Ich weiß was du mit den Zeitsprüngen meinst, ich werde das gleich überarbeiten.

Klar klirren Tassen, ich hab hier nur vergessen hinzuzufügen, dass die Tasse auf einer Untertasse steht :-)

Das mit dem in die Arme fallen ist hier ja symbolisch gemeint. Sie träumt von ihm und lässt sich dann hinübergleiten in seine Welt, wo er mit geöffneten Armen auf sie wartet. Ich fand der Selbstmord passt hier ganz gut, weil ich denke, dass auch in einer alltäglichen Routine irgendwann das Fass voll ist und wenn dann noch Schicksalsschläge wie der Tod des eigenen Kindes dazu kommen, ist es ja noch schlimmer und man verliert den Lebenssinn.

Noch einmal vielen lieben Dank für die Kritik.

 

Hallo Seramona,

Deine erste Geschichte? Glaub ich fast gar nicht.

Ich kann gut verstehen, dass Elise sich ungebraucht und überflüssig fühlt, wenn sie nie ein Dankeswort erreicht. Einsam ist sie auch. Der Verlust eines Kindes dazu sind schon ausreichend Motive für den Selbstmord, insofern kann ich Elise verstehen. Allerdings gehe ich nicht soweit, dass ich es schade finde. Elise erreicht mich emotional nicht.
Ich kann Dir jetzt leider keine klugen Ratschläge geben, wie Du es anstellen solltest, wenn Du es denn tun wolltest. Ich übe mich selber erst:-)

Ich freue mich aber auf weitere Geschichten von Dir.

Lieben Gruß Fliege

PS: Lass sie doch die Tasse doch einfach nur abstellen, ohne Klirren und ohne Untertasse:-), ist ja nicht handlungstragend

 

Hallo Fliege,

vielen Dank fürs Lesen. Ich nehm das jetzt einfach mal als Kompliment, dass du fast nicht glauben kannst, ein Erstligswerk vor dir zu haben.

Ehrlich gesagt scheint meine Geschichte bei dir die gewünschte Wirkung gehabt zu haben, denn es war tatsächlich mein Ziel, dass man nicht unbedingt mit Elise leiden sollte. Sie steht eigentlich nur für all die Menschen, die man im Alltag gerne mal übersieht und erst wenn sie weg sind merkt man, dass diese Menschen ja eigentlich doch gebraucht werden. Das soll die Szene mit Dr. Klein am Ende deutlich machen. Seiner Aussage nach ist Elise eigentlich nutzlos aber ohne sie muss er sich nun um Dinge kümmern, die er vorher nicht einmal wahrgenommen hat.

Auf jeden Fall vielen lieben Dank noch mal fürs Lesen.

Viele Grüße

Seramona

 

Hallo Seramona,
nicht schlecht, diese erste Geschichte. Mir gefällt eigentlich nur der Absatz nicht, der mit: „Elise sieht ihnen traurig hinterher. Ist sie wirklich so unscheinbar?“ anfängt. Kling ein bisschen wehleidig und passt nicht so recht zum ansonsten sehr sachlichen Erzählstil.
Ich finde es auch ein wenig hart, dass Elise durch die Missachtung, die sie am Arbeitsplatz erfährt, gleich in den Selbstmord getrieben wird. Freunde, soziales Leben etc. sind doch auch außerhalb dessen noch möglich. Ist ein bisschen zu viel des Guten, obwohl ich das Thema sehr gut finde.
Viele Grüße
TeBeEm

 

Hallo Seramona

Auch ich gratuliere dir zu deinem Erstlingswerk. Alltagstrott, Selbstmord,... keine leichten Themen. Dein Schreibstil gefällt mir.
Obwohl du den Leser nicht in die Not der Prot. mit hinein nehmen möchtest, hinterlässt der Text einen traurigen Beigeschmack. Ich habe mich gefragt, wieviele unbeachtete Menschen, die täglich freundlich ihre nicht geschätzte Arbeit tun, wohl solche inneren Nöte haben, dass sie ihr Leben beenden wollen. (erinnert mich an die "Postfrau" aus dem Film; Was Frauen wollen)

Mir gefällt deine Bereitschaft Verbesserungsvorschläge anzunehmen. Deshalb trau ich mich auch, dir viel zu denken zu geben ;)
-Mir fehlt ein kurz angedeuteter innerer Kampf vor dem Selbstmord. Da es eine ganz schön hohe Dosis an handelsüblichen Schlafmedikamenten braucht um den Körper zum Stillstand zu bringen, kann es nicht aus Versehen passiert sein. In deinem Kommentar beschreibst du ihre Sehnsucht nach ihrem Kind. Bring das doch in die Geschichte mit ein. Die Sehnsucht ist grösser als alles um sie herum.
-Die herabsinkende Hand finde ich ein schönes Bild, aber auch mir ist nicht klar, wovon sie herabsinkt. Vielleicht könnte sie auch ein Andenken an ihr Kind halten, sich plötzlich entspannen und das Andenken fällt zu Boden, o.ä.

-Das Fallenlassen in die Arme des Sohnes würde ich eher so beschreiben wie in deinem Kommentar. Der Sohn empfängt sie mit offenen Armen.

-Mich persönlich stört auch, dass ich keine Ahnung habe, an welchem Empfang die Prot. arbeitet. Es wird von einem Dr. gesprochen, der ihr Chef ist. Die Männer werden zu einer Frau geschickt. Braucht es die überhaupt? Was ist das wohl für eine schlecht laufende Firma in der deine Prot. 34 Jahre lang angestellt ist, aber nichts zu tun hat? Ich denke, ein einziger Satz würde Klärung bringen.

Nun etwas konkretere Verbesserungsvorschläge:

hier verschwinden sie auch wieder hinaus in ein Leben, welches so anders ist als das von Elise.
wieder Komma
Jeder Mensch hat Träume und Elise träumt meistens davon, zu sein wie alle diese Menschen, die bei ihr vorbei gehen, gebraucht zu werden und unersetzbar zu sein.
entweder: gebraucht werden und unersetzbar sind (die Menschen) oder neuer Satz: Elise wünscht sich...
dann war es meist ihre Freundin Lilly, die sie noch aus der Schulzeit kennt.
ist
Noch vier Stunden. Feierabend, Zeit nach Hause zu gehen.
Da komme ich als Leser nicht mehr nach. Vier Stunden bis Feierabend, dann kommen die Männer, und schon ist die Zeit um... Entweder sind es nur noch wenige Minuten bis Feierabend, oder du müsstest nochmal Langeweile, oder das Gehen der Männer beschreiben.
Ist sie es nicht wert, dass ihr und ihrer Arbeit Respekte zollte, indem man ihr mal ein nettes Wort sagte?
Respekt gezollt wird, Wort sagt
34 Jahre arbeitete sie jetzt für diese Firma, 34 Jahre voller Ignoranz und Respektlosigkeit.
arbeitet
Elise zieht sich ihren grauen Mantel an und geht auf den Ausgang zu. Keiner wartet zu Hause auf sie, deshalb beeilt sie sich nicht. Als sie das kleine Mehrfamilienhaus erreicht, schließt die Tür auf und schlurft seufzend in die Küche. Heute nimmt Elise ein paar mehr von den kleinen Tabletten, die ihr einen erholsamen Schlaf versprechen.
Hier habe ich auch mit dem Ort Probleme. Sie geht auf den Ausgang zu (ist also noch nicht am Ausgang angelangt, und die nächste Angabe ist, dass sie das Mehrfamilienhaus erreicht. Dasselbe auch mit der Küche. Sind die Tabletten denn dort?
Du musst ja nicht unbedingt den Weg zum Ausgang beschreiben. Mach lieber einen grossen Sprung in einem Absatz, und erzähle dann die logische "Ortabfolge" deutlicher. räusper, verstehst du, was ich meine?

Den zweitletzten Satz finde ich zu lang. Du könntest ja zwei daraus machen. Der letzte Satz, der Gedanke des Doktors, den finde ich klasse!

Viel Spass beim Durcharbeiten und Herumfeilen.

Juddl

 

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für die ausführlichen Kommentare. Freut mich, dass die Geschichte einigermaßen gut ankommt.

@ TeBeEm:

Du hast recht, was das Wehleidige angeht, ich werd mir da was anderes überlegen.

Der Slebstmord rührt ja nicht nur von der Missachtung bei ihrer Arbeit her, sondern auch und gerade von dem Verlust ihres Sohnes und der Einsamkeit, die sie auch zu Hause erwartet. Wäre dort jemand, der sich auf sie freuen würde, dann würde die Protagonisten die undankbare Arbeit wohl auch eher hinnehmen.

@ Juddl:

Vielen lieben Dank, für die Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Die grammatikalischen Punkte werde ich gleich ändern und über die Anregungen werde ich mir in einer ruhigen Stunde Gedanken machen und die ganze Geschichte noch einmal überarbeiten.

Vielen Dank euch allen :shy:

 

Hej Seramona,

toller erster Satz, das Thema gefällt mir und auch Deine Sprache.

Den Tod von Elise am Ende finde ich unnötig. Ihre Not oder Sehnsucht vermittelt sich auch ohne solche Dramatik.
Wenn Du Elises Schicksal eindringlicher schildern willst, würde ich Dir empfehlen, sie noch genauer zu beobachten: Wie sitzt sie, was sieht sie, was denkt sie ...

Elise wartet einen kurzen Moment
Ein Moment ist eigentlich immer eher kurz. Oder sagt man: Einen langen Moment? :hmm: Glaub nicht.
Wie wäre: Elise wartet kurz ...

Viele Grüße
Ane

 

Hallo Ane,

vielen Dank für das Kompliment, ich habe mich sehr gefreut :)

Ja es kam ja jetzt schon öfter auf, dass der Tod nicht hätte sein müssen und ich habe im Kopf auch noch eine Menge anderer Varianten, aber wenn ich mich auf die einlasse, ist das dann sicher keine Kurzgeschichte mehr. Ich wollte einfach ein Ende, dass die Verzweiflung von Elise richtig deutlich macht.

Das mit dem Moment ändere ich gleich ab.

Viele Grüße

Seramona :)

 

Hey Seramona,

mir haben deine Geschichte, wie auch dein Stil sehr gefallen. Jedoch fand ich es schade, dass die Gefühle zu wenig beschrieben werden. Den Tod am Ende finde ich auch nicht relevant...

LG,
Nadine

 

Hallo Seramona,

jaja, die guten alten Selbstmordgeschichten. Würden alle Selbstmorde, die in Neulingsgeschichten passieren, in der Wirklichkeit stattfinden, gäbe es sicherlich einen Knick in sämtlichen Statistiken.

Das mit dem Tod ihres Sohnes mag ein Motiv sein (deshalb ist es noch lange kein Grund), aber erzähltechnisch kommt das nicht glaubwürdig rüber. Soweit am Ende der Geschichte erwähnt, wirkt das eher aufgesetzt. Dabei hätte sie am Empfang, an dem sie, wie erzählt wird, nichts zu tun hat, ewig über ihn und die Zeit, die sie mit ihm verbracht, sinnieren und ihr nachhängen können.

Tut sie aber nicht, und so lässt du mich als Leser allein mit der Frage, wie ihre Unscheinbarkeit mit dem Unfall ihres Sohnes genau zusammen hängt. Ich kann mir das zwar durchaus psychologisch zusammenreimen (dazu brauche ich deine Geschichte nicht), aber darum geht es hier nicht. Es wirkt einfach so, als hättest du dir beim Schreiben gedacht: 'So, jetzt will ich die Geschichte spektakulär enden lassen, hey ich habs, am besten mit einem Selbstmord. Dumm, irgendwie rechtfertigt das Gefühl, unscheinbar und nicht beachtet zu sein, keinen Selbstmord. Aber auch egal, dann hatte sie eben einen Sohn, der bei einem Unfall ums Leben kam, die Summe machts halt.' -- und das muss doch nicht sein, ne?
Allgemein sollte es als Maßgabe begriffen werden, es dem Leser schwer zu machen, über die Vorgänge im Autorenkopf groß nachzudenken. Eher sollte er über die Geschichte nachdenken.

Außerdem möchte ich noch kurz auf den letzten Satz zu sprechen kommen:

„Wo ist bloß diese unnütze Frau vom Empfang?“

Wenn du das "unnütze" weglässt, ist es immer noch im Satz, ja, es bzw. die Halltung des Dr. Klein zur Prot scheint sogar durch den ganzen Satz viel stärker als so; wie es ist, schwächt es sogar noch ab. Das Wort "unnütze" ist unnütze, hehe.


-- floritiv.

 

Hallo NADU,

vielen Dank erst mal für das Lob. Ja die Gefühle... Wie schon oben erwähnt war es nicht das Ziel, dass sich der Leser in Elise hineinversetzt und mit ihr leidet. Die Geschichte sollte zum Nachdenken anregen über all die Menschen, die das gleiche Schicksal haben wie Elise, nämlich dass sie eine Arbeit tun, die eigentlich sehr wichtig ist, aber nicht honoriert wird. Deswegen habe ich mich nicht in dramatischen Gefühlsbeschreibungen verlieren wollen.

Hallo floritiv,

auch Dir vielen Dank für die Antwort.

Nicht der Tod ihres Sohnes ist das Motiv sondern die Einsamkeit, die sich aus ihren kompletten Lebensumständen ergibt. Wer sagt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen ihrer Unscheinbarkeit und dem Tod ihres Sohnes? Der grundlegende Punkt ist hier nun einmal die Einsamkeit. Die fehlende Anerkennung ihrer Arbeit, das fehlende soziale Leben und der Tod ihres Sohnes sind einzeln zu betrachtende Punkte.

Welches Gefühl rechtfertigt schon einen Selbstmord? Muss das nicht jeder selbst entscheiden, der einen in Betracht zieht? Für die einen reichen Schulden, für die anderen Einsamkeit und wieder andere könnten sich nicht einmal für einen Selbstmord entscheiden, wenn die Welt unterginge. Es ist sehr schade, dass die Geschichte dir meine angeblichen Gedanken in den Kopf kommen lässt, die nicht einmal stimmen aber was sein muss und was nicht sollte jeder Autor für seine eigene Geschichte entscheiden können. Sie muss sicher nicht jedem gefallen, davon bin ich auch gar nicht ausgegangen, sie sollte zum Nachdenken anregen, den Leser dazu bringen zu überlegen, ob es in seinem Umfeld vielleicht auch Menschen gibt, die nicht genug Anerkennung bekommen. Das diese Gedanken bei dir nicht gegriffen haben, find ich in Ordnung, denn jeder ist anders.

Zum letzten Satz: Hier scheinst du die Botschaft nicht verstanden zu haben. Das "unnütz" steht für die ganze Geschichte. Elise dachte immer, sie ist unnütz, Dr. Klein hat sie auch als das empfunden und dann ist Elise nicht mehr da, Dr. Klein muss nun Dinge tun, die er vorher nicht gemacht hat und fragt sich dann noch, wo die "unnütze" Empfangsdame ist, die ja doch wohl alles andere als das war! Ich persönlich empfinde gerade dieses Wort als wichtig und lasse es deshalb stehen.

Noch einmal vielen Dank für die Kommentare.

 

Hallo Seramona,

Wie schon oben erwähnt war es nicht das Ziel, dass sich der Leser in Elise hineinversetzt und mit ihr leidet. Die Geschichte sollte zum Nachdenken anregen ...

Da begibst Du Dich auf dünnes Eis, denn genau das ist es ja, was Geschichten brauchen, was sie ausmacht, dass man sich in die Charaktere hineinversetzt, sich mitfreut oder -leidet. Das ist für den Autor nicht immer leicht umsetzbar, da kann jeder hier ein Lied von singen, aber eigentlich sollte es das Ziel sein, um eine glaubwürdige Geschichte zu schreiben. Und ich fasse mir, während ich das schreibe, an die eigene Nase ;).

Zum Nachdenken anregen kann die Geschichte deshalb trotzdem, das widerspricht sich ja in keiner Weise.

Ich finde die Idee für Deine Geschichte recht gut. Elise ist nicht nur mit der Lieblosigkeit Ihres Chefs und der anderen konfrontiert, sie wird ja fast schon behandelt wie ein Fußabtreter, richtiggehend unmenschlich. Sie hat da zu sein, ihren Job zu machen, soll aber am besten nicht stören, nicht auffallen, gar nichts.

Was sie aber in ihrem Innern dabei empfindet, das fehlt mir total. Sie wird durch das Verhalten der anderen ja selbst fast schon so kalt wie Stein. Am Ende aber dann die Trauer um ihren kleinen Sohn und die Flucht in den Freitod, also sind doch Gefühle vorhanden und zwar massive und tiefsitzende. Genau die solltest Du in der Geschichte hervorholen, dann wird aus einer recht netten (Erstlings-)Geschichte 'ne richtig gute Geschichte.

LG
Giraffe.

 

Hallo Giraffe,

vielen Dank für dein Kommentar. Ich werde mir die Geschichte in den nächsten Wochen auf jeden Fall noch einmal vornehmen und dann versuchen, mehr Gefühl einzubringen. Ich hoffe, dass mir das dank all der guten Ratschläge hier auch gelingt :)

 

Als Teil/Absatz einer größeren Geschichte finde ich es gut und einfühlsam beschrieben. Die Einführung und das Denken der Dame am Empfang umreißen die Protagonistin adäquat. Das Ende, gewissermaßen die "Moral von der Geschichte" wird in meinen Augen etwas 'plump' transportiert. Aber für eine erste Geschichte ein guter Ansatz.
Gruß beta

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom