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Das letzte Hemd

gox

Seniors
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13.02.2004
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Das letzte Hemd

Seit über fünf Jahren schon arbeitete Felix in diesem tristen Versicherungsbüro, seit über fünf Jahren kam er an jedem Arbeitstag an diesem edlen Herrenausstatter vorbei, seit über fünf Jahren hatte er ihn übersehen.
Auch heute wäre Felix weitergegangen, hätte er nicht aus den Augenwinkeln ein dunkelgraues Oberhemd bemerkt, mit feinen weinroten Streifen. Ein traumhaftes Stück zu einem albtraumhaften Preis. Minutenlang hatte er ins Schaufenster gestarrt; ansehen kostete schließlich nichts. So ein teures Hemd brauchte wirklich kein Mensch!
Die Verkäuferin, eine blondgelockte Fee von Mitte zwanzig mit Schmollmund und blauen Augen von hypnotischer Kraft, hatte ihn angelächelt und mit schräg gelegtem Kopf bedauert, dass das graue Hemd mit Kragenweite 40 leider nicht mehr vorrätig sei.
„Wir bekommen nächste Woche eine Nachlieferung“, hatte sie gegurrt, „soll ich eines für Sie zurücklegen?“
Felix war halbwegs überzeugt, mit Ja geantwortet zu haben, konnte sich aber am Abendbrottisch neben Frau und Kindern nur noch an einen atemberaubend blonden Engel erinnern. Er stellte sich vor, wie ihre Haare im Sturm zerzausten, wie er die Kleine mit dem Puppengesicht an sich zog, wie sie es geschehen ließ, wie sie erwartungsvoll die feucht schimmernden Lippen öffnete, wie ...
„Woran denkst du?“
Irritiert sah Felix seine Frau an, ihre braunen Augen, die knöchrige Nase und die schwarzen, etwas dünnen Haare. „An nichts.“
„Das ist alles?“ Stille. Sophie wickelte sich eine Strähne um den Zeigefinger. „Wirklich an nichts?“, bohrte sie weiter.
„Ich überlege die ganze Zeit, ob ich einen Laserdrucker oder einen Tintenstrahldrucker kaufen soll.“
In der Nacht fiel er über Sophie her, wie er es zuletzt lange vor ihrer Heirat getan hatte, lange, bevor die Kinder gekommen waren. Ausgeschaltetes Licht im Zimmer, Sophie hatte jetzt ein Puppengesicht mit Schmollmund, blauen Augen und blonden Locken. Erschöpft drehte er sich zur Seite.

Sie trug eine knapp sitzende Edeljeans und eine enge schwarze Bluse, als Felix das graue Hemd abholte. Sie wirkte schmaler an diesem Tag. Beim Bezahlen zitterten seine Hände und er ließ das Portemonnaie fallen.
„Sind Sie dünner geworden?“, fragte er beim Aufstehen und las auf dem Schildchen an ihrer Bluse, dass sie Tanja Weidemann hieß.
„Leider nicht“, lachte sie, „und ich habe immer noch Appetit.“
Felix zögerte und verstaute das Portemonnaie umständlich in der Gesäßtasche, knöpfte sie zu.
„Dann sollte ich Sie wohl gelegentlich zum Essen einladen.“
Jetzt machte sie ein gespielt ernstes Gesicht. „Bis dahin bin ich bestimmt verhungert.“
Felix starrte sie an. Lange. Er atmete tausendmal schneller als sonst, tausend gierige Gedanken durchzuckten sein Hirn, tausend Liter Blut schossen in seine Lenden.
„Das will ich nicht hoffen“, sagte er schließlich, schnappte sich die Einkaufstüte und stolperte aus dem Laden.

Sophie strahlte, als er ihr den üppigen Rosenstrauß in die Hand drückte. Sie strahlte nicht mehr, als er das Designerhemd anzog. Zu teuer!
„Wer mehr will im Leben, muss gepflegt auftreten“, erwiderte er, während seine Gedanken bei der Verkäuferin verweilten. Bei ihr bleiben diese Gedanken immerzu; wenn er im Büro arbeitete, wenn er im Bus saß, wenn er ein blondgelocktes Mädchen sah und feststellte, dass es nicht sie war.
Wartete im Leben vielleicht doch noch mehr als langweiliges Glück auf ihn, mehr als eine brave Ehefrau und wohlgeratene Kinder, von denen die Nachbarn beeindruckt schwärmten?
Felix kaufte ein zweites Luxushemd, ein hellgraues, und wieder konnte er sich Tanjas flirrender Anziehungskraft kaum entziehen. Sophie bekam keine Rosen.

Ein paar Tage später zog ihn nach Feierabend das Rotlichtviertel magisch an. Obdachlose bettelten um ein paar Cent, schmuddelige Neonleuchten lockten in Spielhöllen. Wie aus dem Nichts tauchte eine Blondine vor ihm auf, lächelnd. Sie hätte seine Hemdenfee sein können.
„Wollen wir etwas Schönes machen“?, fragte sie.
Felix war wie vom Donner gerührt. Noch niemals hatte er sich Sex gekauft, genauso wenig wie teure Hemden. Zögernd folgte er ihr in eine düstere Absteige.
„Tolles Hemd“, sagte sie, „zieh dich aus.“ Er gehorchte. Sie roch nach Whisky und Zigarettenrauch. Ein mechanisch vollzogener Akt. Es war nicht sie.
Felix bedankte sich höflich und die Hure lachte. Sophie bekam Rosen, die Kinder ein Computerspiel.

Felix kaufte in den folgenden Wochen noch vier Hemden in unterschiedlichen Grautönen, nahm sich jedes Mal vor, seine Traumfrau endlich einzuladen, der Qual ein Ende zu bereiten. Er konnte es nicht. Das Paradies schien so nah. Als er das fünfte Hemd kaufen wollte, war Tanja Weidemann fort.

Am Donnerstag kam er früh nach Hause. Auf dem Sofa lag ein durchsichtig verpacktes Designerhemd, ein tiefes Dunkelrot sprang ihn an. Das Hemd stammte vom selben Hersteller wie die, die er in den letzten Wochen gekauft hatte. Ein Werbeaufkleber des Herrenausstatters beseitigte letzte Zweifel. Felix ließ sich in den Sessel fallen und starrte ausdruckslos vor sich hin.
„Denkst du gerade darüber nach, welchen Drucker du kaufen willst?“ Sophie war hinter ihm unhörbar ins Zimmer getreten. Er drehte sich nicht um.
„Ja“, sagte er tonlos.

 

Hallo gox.

Eine wahrlich nachdenklich stimmende Geschichte, die mich aus einer Mischung von Nachdenklich- und Traurigkeit zurücklässt.
Ich oute mich jetzt mal: Irgendwie hatte ich auf ein Happy-End gehofft :)
Ach ja, manchmal bin ich ein hoffnungslos träumender Romantiker.

Fazit: Trotz der Kürze ein sehr dichtes Werk. Dickes Kompliment von meiner Seite.

Gruß! Salem

 

Hallo gox, coole Story.

dieser erste Satz gefällt mir nicht. Weiß jetzt nicht warum, aber diese Wiederholungen zu Beginn... ich finds einfach unschön.

Ansonsten habe ich gespannt gelesen. Ich mag den Stil. Das Ende, na ja.. haut mich jetzt nicht um, aber ich hab fast schon erwartet, dass es schlimmer wird, weil es einfach häufig so ist. So ist es schlicht und okay.
Der Inhalt wirkt sehr authetisch.

Hat mir gefallen,

JuJu

 

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen, da hab' ich mich gefreut!

@Salem

Dank fürs Kompliment! Allerdings finde ich, dass auch ein nicht so schönes Ende romantisch sein kann. Romeo und Julia und so ...

@ JuJu

Dank für Deine Hinweise, über den ersten Satz mit den Wiederholungen denke ich nochmal nach, vielleicht hast Du recht.
Und so schlimm ist das Ende ja nicht - alle leben noch! ;-)

Viele Grüße vom
gox

 

Hallo Gox,

schön geschriebene kleine Alltagsgeschichte.
Mir gefallen deine Wiederholungen, die verknappte Art der Betrachtung, die Farblosigkeit der Ehefrau im Kontrast zur knalligen Verkäuferin.
Es ist auch wirklich spannend, wie du die Handlung aufrollst. Man kann den Zwispalt zwicken spüren, obwohl du ihn angenehm dezent transportierst.
Gut, das Bild mit den Geschenken, zur Besänftigung des schlechten Gewissens.
Was mir hingegen nciht gefällt, ist das Ende.
Das kommt mit der Kraft der Geschichte nicht in Einklang. Das verpufft irgendwie so schnell. Da fehlt für mich noch eine dramatischere Zuspitzung, damit man wirklich hören kann, wie die Luft plötzlich entweicht. So ist das zu rasch ausgefadet, wirkt nicht nach.
Lesen kann man das Ende ja auch auf zwei Arten. Hat die Ehefrau was spitzgekriegt?

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey gox,

mir hat sie auch gut gefallen. Besonders mochte ich seine Geschenke an die Familie ;). Ich mag Deine Art der Schreibe und Dein Umgang mit Deinen Figuren. Wiedereinmal ;).

Textkram:

Auch heute wäre Felix (beinahe) weitergegangen, hätte er nicht aus den Augenwinkeln ein dunkelgraues Oberhemd bemerkt, ...

ginge auch ohne

Minutenlang hatte er ins Schaufenster gestarrt; ansehen kostete schließlich nichts

Starrte er ... klänge für mich besser

So ein teures Hemd brauchte wirklich kein Mensch!

:D

Er stellte sich vor, wie ihre Haare im Sturm zerzausten, ..., wie sie es geschehen ließ, ..., wie ...

mochte ich auch sehr

Ausgeschaltetes Licht im Zimmer, Sophie hatte jetzt ein Puppengesicht mit Schmollmund, blauen Augen und blonden Locken.

schon klar ;)

„Sind Sie dünner geworden?“

Das ist so herrlich plump, gefällt mir.

Felix kaufte ein zweites Luxushemd, ein hellgraues, ... Sophie bekam keine Rosen.

Schön. Für mich noch schöner in dieser Kurzfassung.

Als er das fünfte Hemd kaufen wollte, war Tanja Weidemann fort.

Das fände ich gut, wenn ich im letzten Absatz nicht "aufgedrängt" bekommen würde, dass seine Frau damit zu tun hätte. Denn, das kann sie nicht. Da hat es mich irgendwie aus der Bahn geworfen. Das wolltest Du sicher auch nicht sagen, aber die Assoziation trat bei mir eben auf.

Soweit meine Gedanken im allgemeinen und speziellen.
Gern gelesen Fliege

 

Hallo gox,,
Tolle Geschichte, aber der Schluss ... Irgendwie bin ich entäuscht.
LG
GD

 

Moin Weltenläufer,

ich hatte auch zunächst überlegt, weniger schnell auszufaden. Letztlich hätte das die Geschichte aber wohl nicht vorangebracht, sondern nur aufgepustet, fürchte ich.
Du stellst die richtige Frage: 'Hat die Ehefrau was spitzgekriegt? ' - wirst aber doch von mir wohl keine Antwort erwarten?

@Fliege,

treffende Anmerkungen, die ersten werde ich gleich umsetzen (z.B. 'beinahe' streichen).
Freut mich, wenn Du mit dem Hemd etwas anfangen konntest. Und natürlich ist „Sind Sie dünner geworden?“ keinesfalls plump, sondern geistreich, charmant und damit erfolgversprechend! ;-)

@Goldene Dame,

ja, Du hättest Dich wohl am liebsten in Harmonie gesuhlt ... 'und dann schenkte sie ihm ein schönes Versöhnungskind' oder so?
Oder mochtest Du die Geschichte nicht, weil ich als Frauenkenner zu nah an der Wahrheit bin?

Habt herzlichen Dank für Eure Hinweise!

Viele Grüsse vom
gox

 

Hi gox,

textlich wurde ja schon manches angeführt, deshalb will ich Dir nur kurz meinen Eindruck von Deiner Geschichte mitteilen.

Ich fand's klasse, hab sie sehr gerne gelesen und bin sowohl von der Sprache als auch von der Art, wie Du Deine Figuren zeichnest, angetan.
Ich empfand sie als sehr kurzweilige Story, ein Häppchen für zwischendurch.

Danke für die Geschichte und liebe Grüße
Giraffe :)

 

Hei Giraffe,

Dank fürs Lob, freut mich, wenn Du mit dem letzten Hemd etwas anfangen konntest.

Viele Grüße vom
gox

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo gox,

nach den ersten beiden Absätzen musste ich der Versuchung widerstehen mit dem Lesen aufzuhören. Da ich das aber prinzipiell bei den Beiträgen im Forum nicht tue, habe ich weiter gelesen.

Der Anfang kommt etwas abgedroschen daher: Kleiner Versicherungsangestellter, triste Arbeit, drückt sich gewissermaßen die Nase an der Scheibe des Herrenausstatters platt. Er stellt fest „So ein teures Hemd brauchte wirklich kein Mensch!“ plötzlich steht er aber doch im Geschäft, hier begegnet er seinem Gegenklischee, der „Fee“. (Später wird deutlich, dass der Text diese Klischees 'braucht').

Na gut – Klischee hin oder her, es gibt solche Konstellationen, außerdem hat mir die Konstruktion „traumhaftes Stück zu einem albtraumhaften Preis“ gefallen.

Dann kommt noch mehr ansprechendes:


„Felix war halbwegs überzeugt, mit Ja geantwortet zu haben“

das ist gelungenes ‚Show don’t tell’, die Verfassung des Mannes wird treffend umrissen, anschließend die nüchterne Frage „Woran denkst du?“, die zur Realität zurückführt, die „etwas dünnen Haare“ und die Ausrede des Mannes – das ist gerade noch mal gutgegangen …


Der nächste Absatz mit dem „„Sind Sie dünner geworden?“ (eine geschickte Anmache)
ist gelungen, nur die „Er atmete tausendmal schneller als sonst, tausend gierige Gedanken durchzuckten sein Hirn, tausend Liter Blut schossen in seine Lenden“ finde ich etwas platt, da gibt es sicher bessere Lösungen (wobei die Wiederholungen nicht unbedingt das Problem sind).

Den Gang ins Rotlichtviertel kann ich nicht ganz nachvollziehen, zu bieder ist die Persönlichkeit des Mannes bis jetzt aufgebaut worden, aber okay – die Abgründe des menschlichen Ichs kann man vielleicht als Erklärung gelten lassen.
(Das er sich bedankt – ein passender Einfall, auch die Schuldkompensation durch Geschenke).

Der Schluss hat – trotz seiner (oder wegen seiner) Kürze viel Atmosphäre, die Deflation des Plot ist dir gut gelungen, die Wiederholung des ‚Druckerarguments’ passt, besser als die Hemden zu ihm …

Noch etwas zum Titel: „Das letzte Hemd“ könnte sich auch auf den Tod beziehen, auch wenn es ‚nur’ der Tod von einstiger Moral, einer durchgehenden Treue usw. ist. Da steckt Potenzial drin.


Hab’s letztlich gern gelesen,

l G,

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

hab' Dank dafür, dass Du's doch noch ganz gelesen hast und auch für Deine kritischen Anmerkungen.
Allerdings lassen mich Deine Worte etwas zwiespältig zurück: Der Anfang ist Dir zu abgedroschen, aber beim Gang ins Rotlichviertel erwartest Du, dass sich der gute Mann klischeehaft-bieder verhält und 'Nein' zu der Dame sagt. Wobei noch zu klären wäre, ob es wirklich in erster Linie Nicht-Biedermänner und Avantgardisten sind, die Liebesdienerinnen in Anspruch nehmen.
Freut mich aber, dass Du die Lektüre letztlich doch nicht bereut hast - und ich geh mir jetzt ein Designerhemd kaufen! ;-)

Viele Grüße vom
gox

 

Hallo gox,
vielleicht liegt da ein Missverständnis vor: Ich erwarte „dass sich der gute Mann klischeehaft-bieder verhält“ (gox) weil ich dieses Biedersein akzeptiert habe „der Text diese Klischees 'braucht'“ (Wolto).
Aber wie gesagt, wer weiß, was in einem Menschen steckt. Eigentlich würde ich aber nicht erwarten, dass jemand ins Rotlichtviertel geht, offensichtlich unbeholfen und mit Schuldgefühlen (Geschenke) aber nicht die Verkäuferin anspricht. Natürlich ist das nur ein persönlicher Eindruck – du als ‚Schöpfer’ der Figur kennst sie besser …

L G,

Woltochinon

 

Hallo Gox,

Fand die Story ganz glaubhaft – außer dem Abstecher in den Rotlichtdistrikt, da schließe ich mich Wolonchinton an, dafür ist mir Dein Held auch zu spießig. Er ist unzufrieden und sucht irgendwas, fängt mit materiellem an und verkörpert sich dann in der blonden Verkäuferin.

Das Thema ist mir eigentlich zu alltäglich, um interessant zu sein. Finde es aber gut ausgeführt.

Die Sprache ist flott. Generell gefallen mir Deine Wiederholungen, manchmal, find’ ich, übertreibst Du’s ein Bisschen, z. B. :

"ein dunkelgraues Oberhemd bemerkt, mit feinen dunkelroten Streifen. Ein traumhaftes Stück zu einem albtraumhaften Preis"

Der “Herrenausstatter” hat mich auch ein Bisschen gestört, würde ein umgänglicheres Wort verwenden, z. B. Modegeschäft oder so.

Gut fand ich die Dynamik mit seiner Frau, kurze Dialoge, die viel über ihre Beziehung aussagen. Den Schluss fand ich eigentlich gut. Für mich hat die Frau alles kapiert. (Kommentar über den Drucker) Nur war mir nicht klar, wo das Hemd plötzlich herkam. Hat es Tanja geschickt? Hat die Frau es in dem Geschäft gekauft? Aber Tanja arbeitete ja nicht mehr dort, oder? Vielleicht wolltest Du es ja teils offenlasen. War mir aber irgendwie zu rätselhaft.

Gern gelesen, liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth Wilhelm,

ich danke Dir! Zumindest habe ich aus den 'dunkelroten' Streifen nun 'weinrote' gemacht.

Irgendwie scheine ich ein Problem mit der Ausfüllung des Begriffs 'Spießer' zu haben. Für mich ist das z.B. jemand, der seiner Frau nicht sagen mag, dass er's auch gern mal bei Licht möchte und deshalb verschämt oder verdruckst käufliche Liebesdienste in Anspruch nimmt.

Woltochinon hatte ja ähnliche Gedanken wie Du - offenbar ist Mehrheitsmeinung, dass es eher die Nicht-Spießer sind, die Huren heimsuchen.

Viele Grüße vom
gox

 

Hallo gox,

zunächst ein wenig Textliches:

Ein traumhaftes Stück
an diesem Begriff will ich gar nicht rumdeuteln, man versteht ihn, aber dein Protogonist reagiert mir zu rasch in Bezug auf diese Begeisterung. Wird ja wohl kaum so gewesen sein, über 5 Jahre nicht mal ab und zu ein "traumhaftes Stück" im Fenster hing oder?
Wie wäre es denn, wenn das traumhafte Stück nur deswegen von ihm entdeckt wird, weil gerade die Verkäuferin, diese besagte an dem Teil im Schaufenster rumnestelt? Das fände ich dann besser erklärt in Bezug auf 5 Jahre langes Nichthemdenentdecken.

ihn charmant angelächelt
ist nur meine Meinung: eine blondgelockte Fee mit Schmollmund kann naiv kindlich süss unschuldig lächeln, aber charmant ist eine Eigenschaft, die eh ausstirbt und die traue ich nur erfahrenen alten Schachteln zu, um es krass zu sagen. :D

hatte sie gegurrt,
:thumpsup: ja, das ist meine Fee !!!

Ausgeschaltetes Licht im Zimmer
klar (im Zimmer), die Straßenlaterne wird es nicht gewesen sein.

Sophie hatte jetzt ein Puppengesicht mit Schmollmund, blauen Augen und blonden Locken.
hm...ich überlege, ob ich dir nicht raten soll, es wegzulassen. Einerseits ahnt man genau das. Andererseits, auch, wenn man nicht weiß, dass er die Gurrende vor sich sieht, ahnt man doch, dass sie nur der Anlass für seine Heißspornigkeit sein kann.

Leser, die man für doof hält, wachsen zu gefährlichen Feinden heran.


. Welche Farbe hatte das Hemd? Sophie bekam keine Rosen.
Und hier ist mir ein wenig zu wenig. Sophie bekam keine Rosen, ist klasse. Aber der Satz davor ist mir nicht klar. War er so verwirrt? Ich glaube, der Satz kann auch weggelassen werden.
Nichts tauchte eine Blondine vor ihm auf, lächelnd. Sie hätte seine Hemdenfee sein können.
Nichts tauchte eine Blondine vor ihm auf. Sie lächelte wie die Hemdenfee.
Wie wärs damit?

Felix kaufte in den folgenden Wochen noch vier Hemden in unterschiedlichen Grautönen, nahm sich jedes Mal vor, seine Traumfrau endlich einzuladen, der Qual ein Ende zu bereiten. Er konnte es nicht. Das Paradies schien so nah. Als er das fünfte Hemd kaufen wollte, war Tanja Weidemann fort
Ok, du wolltest wahrscheinlich keine episch breit angelegte Story draus machen. Aber hier mogelst du für meine Begriffe. Hier könnte noch was stehen. Skurriles und zugleich Bekanntes. Eben wie verklemmte Männer halt sind, die nicht auszubrechen wagen und doch nicht verhindern können, dass sich die Sehnsucht eine Bahn freischießt.

Als er das fünfte Hemd kaufen wollte, war Tanja Weidemann fort.

Am Donnerstag kam er früh nach Hause. Auf dem Sofa lag ein durchsichtig verpacktes Designerhemd

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist seine Ehefrau dahinter gekommen und Tanja ist deswegen nicht mehr da, nicht wahr? Wie wäre es, wenn du es enger zusammen ziehst? Und zwar so:
An diesem Donnerstag kam er früh nach Hause. Die Enttäuschung darüber, dass Tanja fort war, hatte ihn kaum noch konzentriert arbeiten lassen.

Well, es sind Vorschläge. Keine Forderungen.

Die Geschichte hat mir gefallen. Die Kleinbürgerlichkeit ist gut eingefangen und auch teils schön verdichtet und nicht zerredet worden.

Der Titel gefällt mir nicht so arg, denn es ist ja nicht sein letztes Hemd. Und es geht ja auch nicht mal wirklich um das letzte Hemd, das letzte Hemd ist ja das rote von der Ehefrau, das wiederum ist aber nicht das Lebensverändernde, sondern das Hemd, das er nicht von Tanja kaufen konnte, war es.

Aber mir fällt grad auch nix Gescheiteres ein.

Für den Fall, dass dies nun eine neue Serie an Geschichten in dieser Art geben soll, nur zu. Ich freue mich drüber.

Lieben Gruß
lakita

 

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