Was ist neu

Das offene Fenster

Seniors
Beitritt
02.02.2005
Beiträge
1.047
Zuletzt bearbeitet:

Das offene Fenster

Das offene Fenster (neue Version)


Etwas verlassen stand Sabine vor dem großen schmiedeeisernen Tor, das zum Gestüt Haagen führte. Durch die verzierten Gitterstäbe betrachtete sie das stattliche Gutshaus, das durch drei riesige alte Eichen hindurchschimmerte.
Also hatte Gernot doch nicht zu dick aufgetragen, als er ihr von dem Anwesen erzählte.
‚Gernot, was er wohl sagen wird, wenn ich so früh hier auftauche’, dachte die junge Frau. Eigentlich wollte sie erst am späten Nachmittag ankommen, doch ihre Freundin, die sie im Auto mitgenommen hatte, musste früher zu einem Kundenbesuch als verabredet.
Und nun stand sie hier vor verschlossenem Tor. Sabine sah sich um und entdeckte eine kleine Pforte, die in einem der Eckpfeiler eingelassen war. Langsam drückte sie die Klinke herunter und öffnete die Tür, die leise quietschte.
Vorsichtig trat Sabine auf den Kiesweg, der zum Haus führte. Bei jedem zaghaften Schritt knirschten die kleinen Steine unter ihren flachen Sohlen. Doch je weiter sie auf das Haus zuging, umso sicherer wurde ihr Gang.
Es war ein schönes Bild, das sich der jungen Frau bot. Das herbstlich eingefärbte Laub der Bäume stand im Kontrast zu dem weiß getünchten Fachwerkhaus des Wohngebäudes.
Links hinter einer niedrigen Hecke sah sie Pferde auf einer Koppel weiden. Rechterhand bei den Stallungen befand sich der Dressurplatz, wo ein Reitlehrer versuchte, drei jungen Mädchen Haltung im Sattel beizubringen.
Aus der Nähe flößte das große Wohnhaus Sabine etwas Angst ein. Sie hatte das Gefühl, als beobachteten sie glühende Augen aus den vielen Fenstern zwischen den dunklen Fachwerkbalken.
Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Ob sie hier leben könnte? Aber so weit war es noch nicht. Sie kannte Gernot Haagen erst seit der Landwirtschaftsmesse, also ganze drei Wochen. Und da gleich an Heirat denken?
Außerdem lebte er nicht allein auf dem Hof. Zusammen mit seiner Mutter bewirtschaftete er das Gestüt. Ob seine Mutter sie akzeptieren wird?
Sabine wurde etwas übel bei dem Gedanken, sich eventuell in Gernot getäuscht zu haben und sich in ein Muttersöhnchen verliebt zu haben.

‚Jetzt bloß nicht schlapp machen’, dachte sie und war gerade im Begriff, die breite Steintreppe zum Eingangsportal hinaufzusteigen, als sie aus einem der Fenster im Erdgeschoss Stimmen vernahm.
Erst waren sie sehr leise und Sabine konnte nichts verstehen. Doch dann kamen die Personen näher ans halbgeöffnete Fenster und Sabine konnte die Unterhaltung verfolgen.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Das entscheidest du einfach so, ohne mich vorher zu fragen“, keifte eine weibliche Stimme.
„Aber Mutter, ich konnte es gar nicht besser treffen. Es war Liebe auf dem ersten Blick, als ich sie auf der Messe sah.“ Sabine erkannte klar und deutlich die Stimme ihres Freundes Gernot.
„Du und deine Verliebtheit!“ Wieder diese dominante weibliche Stimme. „Ein paar lange Beine, und schon gerätst du ins Schwärmen. Du entscheidest immer nur aus dem Bauch heraus und kümmerst dich nicht um den Rest.“
„Aber Mutter“, klang Gernots Stimme vorwurfsvoll. „Du kennst sie noch gar nicht und fällst schon dein Urteil? Warte nur ab, wenn du sie siehst. Du wirst begeistert sein von ihr. Sie wird heute am späten Nachmittag gebracht.“
„Da bin ich ja mal gespannt“, gab die Mutter zurück. „Du weißt ja, ohne meine Zustimmung läuft da gar nichts!“
Mehr konnte Sabine nicht hören, denn in diesem Moment wurde das Fenster von innen geschlossen.

‚Das kann ich nicht glauben’, dachte die junge Frau entsetzt. ‚Auf der Messe hat er mir den Himmel auf Erden versprochen und hier steht er voll und ganz unter der Fuchtel seiner Mutter. Erst mit ihrem Einverständnis, darf Gernot sich für mich entscheiden? Wir leben doch nicht im Mittelalter. Aber mit mir nicht!’
Kurz entschlossen machte Sabine auf dem Absatz kehrt und wollte den Hof nur weit weit hinter sich lassen, bevor sie jemand von der Familie entdeckte.

In diesem Augenblick öffnete sich die große dunkle Eichentür und Gernot trat heraus. Erstaunt hielt er kurz inne, fasste sich aber sogleich wieder und sprang leichtfüßig die wenigen Treppenstufen hinunter.
„Willst du etwa schon gehen?“, rief er der Davonstürmenden nach. „Bine, so warte doch!“
Abrupt blieb Sabine stehen. Es hatte keinen Zweck. Sie musste sich irgendeine Ausrede einfallen lassen, weswegen sie das Gestüt verlassen wollte, ohne auch nur an die Tür geklopft zu haben.
„N… nein, natürlich nicht“, stotterte sie. „Ich dachte, … ich glaubte es sei keiner zu Hause. Ähm …. Und da wollte ich mich schon mal ein bisschen auf dem Hof umsehen.“ Gott sei Dank, war ihr eine passable Erklärung für ihr Entfernen eingefallen.
„Na, das können wir ja jetzt gemeinsam machen. Übrigens, warum bist du eigentlich so früh angekommen? Wir hatten dich erst am später erwartet“, plauderte Gernot weiter.
‚Gott sei Dank, er hat meinen Fluchtversuch nicht gemerkt’, dachte Sabine erleichtert und laut fragte sie: „Was … was hast du gemeint?“
„Wieso du schon hier bist, wollte ich wissen“, wiederholte Gernot seine Frage.
„Der Termin meiner Freundin hat sich verschoben“, antwortete sie etwas fahrig.
Sie waren inzwischen bei den Stallungen angekommen, als Gernot sie schräg von der Seite ansah. „Was ist eigentlich los mit dir? Wo bist du heute mit deinen Gedanken? So kenne ich doch gar nicht. Freust du dich nicht, hier bei mir zu sein?“
„Doch, doch natürlich freue ich mich.“ Sabine brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.
„Aber in Gedanken bist du woanders. Ich sehe dir doch an, dass dich etwas bedrückt. Willst du es mir nicht erzählen?“
Die junge Frau schüttelte nur stumm den Kopf. Sollte sie ihm davon erzählen, dass sie das Gespräch zwischen ihm und seiner Mutter belauscht hatte? Sie hatte Angst davor, wie er ihre Lauschaktion aufnehmen würde.
Doch Gernot ließ nicht locker. „Nun sag schon!“
Sabine raffte ihren ganzen Mut zusammen und gestand zögernd: „Ich … ich habe das Gespräch mit deiner Mutter mitbekommen, kurz bevor ich an die Tür klopfen wollte.“
„So, so, du hast also gelauscht?“ Forschend sah Gernot sie an.
„Tut mir Leid, aber ihr ward so laut, dass ich jedes Wort verstehen musste.“
„Na ja, da hast du ja gleich einen Eindruck bekommen, auf was es bei uns ankommt und wer der Boss auf dem Hof ist!“
„Jedenfalls weiß ich jetzt, dass du keine Entscheidung triffst ohne die Zustimmung deiner Mutter.“
„Natürlich nicht, mein Schatz!“
„Es hat sich ausgeschatzt“, fauchte Sabine. Stolz warf sie ihren Kopf in den Nacken und schaute ihn mit funkelnden Augen an.
„Reg’ dich doch nicht so auf, Sabine!“
„Ich soll mich nicht aufregen, wenn du zu feige bist, die Wahrheit zuzugeben“, fuhr sie ihn an.
„Welche Wahrheit?“
„Wie deine Mutter und du über mich denken!“
„Wie ich über dich denke, weißt du. Ich liebe dich vom ersten Augenblick an, als ich dich sah. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Und meine Mutter würde sich nie ein Urteil über dich erlauben, solange sie dich noch nicht kennen gelernt hat“, verteidigte sich Gernot.
„Ach ja? Das hat sich vorhin aber noch ganz anders angehört.“ Tränen der Wut und des Zornes stiegen Sabine in die Augen. „Gib doch endlich zu, dass sie die Frau für dich aussucht, die ihren Ansprüchen gerecht wird und du dich nicht dagegen durchsetzten kannst. Denn genauso habe ich es verstanden, als ihr euch vorhin im Haus über mich unterhalten habt.“
Nun verstand Gernot die Aufregung seiner Freundin. Sie hatte also doch mehr gehört, als er dachte.
Langsam ging er auf Sabine zu und legte seinen Arm um ihre Schultern. Doch mit einer heftigen Bewegung schüttelte sie ihn ab.
„Lass das!“, zischte sie an und trat zurück. „Ich bin für eure Zwecke nicht geeignet.“
„Jetzt lass dir doch erklären“, setzte Gernot an.
Aber Sabine hatte bereits schnellen Schrittes und mit gesenkten Kopf den Stall verlassen. Tränen liefen ihr über die Wangen, die sie mit trotziger Handbewegung wegwischte. Hastig stolperte sie über den Hof zum Haupthaus zu.
In ihrem Zorn nahm sie die Gestalt, die ihr entgegenkam, erst wahr, als sie fast mit ihr zusammenstieß. Erschrocken hob Sabine den Kopf und durch einen Tränenschleier sah sie sich einer Frau mittleren Alters gegenüber.
„Sagen Sie, ist der Teufel hinter Ihnen her, oder warum haben Sie es so eilig?“, fragte diese mit freundlicher Stimme, ein mildes Lächeln umspielte dabei ihren Mund.
„Bine, Sabine, jetzt bleib halt stehen!“, rief Gernot vom Stall herüber und lief auf die beiden Frauen zu.
„Lass mich in Ruhe!“, schrie Sabine zurück und wollte weiter, als sie die Ältere am Ärmel festhielt.
„Was ist hier denn los? Kann mich jemand mal aufklären?“, fragte sie mit ruhigem aber bestimmten Ton.
„Das kann Gernot machen“, entgegnete Sabine und drehte sich zu ihm um.
„Bine, das ist ein Missverständnis. Was du gehört hast, das ging nicht um dich“, beschwor er sie.
„Ach ja. Um wen denn sonst? Ich nehme an, Sie sind Gernots Mutter?“ Sabine schaute zu der älteren Frau hin.
„Ja, die bin ich. Und Sie müssen Sabine Hansen sein, wenn ich hier richtig kombiniere?“
„Das ist Sabine Hansen. Ich habe dir doch erzählt, dass sie heute im Laufe des Tages kommen wird. Leider hat sie bei ihrer zu frühen Ankunft unseren kleinen Streit mitbekommen und ist nun der Meinung, es wäre um sie gegangen.“
Auf Gernots Gesicht machte sich ein Schmunzeln breit.
Als seine Mutter sogar noch in schallendes Gelächter ausbrach, verstand Sabine die Welt nicht mehr. Was hatte das zu bedeuten? Warum machte man sich jetzt auch noch in ihrem Beisein über sie lustig?
„Verzeihen Sie, Fräulein Hansen.“ Frau von Haagen gelang es als Erste, wieder die Fassung zu gewinnen. „Nicht alles darf man auf sich beziehen, was man beim Lauschen hört. Gernot und ich haben uns über das neue Pferd unterhalten, das er auf der Messe gekauft hat. Und da dieses ohne jeglichen Stammbaum ist, war ich ziemlich wütend auf ihn. Aber die Zweifel über einen Fehlkauf konnte mir mein Sohn nehmen.“
„Aber erst, nachdem ich das Fenster geschlossen hatte“, fügte Gernot hinzu. Sabine sah die Beiden erstaunt an, bis endlich auch sie in erlösendes Lachen ausbrach, dass ihr erneut die Tränen über das Gesicht liefen, aber dieses Mal Tränen der Erleichterung.


Das offene Fenster alte Version

„Und du willst deinem Herrn Landwirt wirklich ganz unangemeldet ins Haus schneien“, fragte Renate ihre Freundin Sabine. „Meinst du, das ist besonders klug?“
„Klug oder nicht. Gernot weiß, dass ich heute komme. Nur die Ankunftszeit habe ich ihm nicht genannt“, entgegnete Sabine. „Ich wusste ja nicht genau, ob du vor- oder nachmittags fährst.“
„Jetzt erzähl doch mal, Bine. Was weißt du von diesem von und zu Haagen?“
„Eigentlich nicht viel“, berichtete Sabine bereitwillig. „Er lebt auf einem Gestüt, züchtet Pferde.“
„Lebt er dort alleine?“
„Nein. Soviel ich weiß, wohnt seine Mutter noch mit auf dem Hof.“
„Verheiratet ist er nicht etwa? Du weißt, was ich meine, liebe Sabine. Du hast schon immer ein Händchen dafür gehabt, dass du dir verheiratete Männer einfängst. Hast du dieses Mal wenigstens gefragt?“
„Ja, liebe Renate. Er war verheiratet. Aber seine Frau Bella ist bei einem Reitunfall ums Leben gekommen. Sie hieß übrigens Belinda von Weiterstadt und war auch von Adel, wie er. Seitdem lebt er alleine mit seiner Mutter auf dem Gestüt.“
„Na, wenn da mal nicht ein Haken an der Sache ist. Mutter und Sohn gemeinsam auf einem Gestüt, da wäre ich etwas vorsichtig“, meinte Renate skeptisch. „Aber vielleicht ist dein Gernot ja eine Ausnahme und entwickelt sich zu deinem Märchenprinzen.“ Dabei versetzte sie ihrer Beifahrerin einen freundschaftlichen Stoß.
Die beiden Freundinnen fuhren eine Zeitlang schweigend weiter.
Plötzlich rief Sabine: „Halt, hier muss es sein!“
Renate trat auf die Bremse und der alte Käfer hielt vor einem riesigen schmiedeeisernen Tor.
„Du meinst wirklich, hier ist es?“, fragte sie.
„Ja, schau! Über dem Tor steht ‚Gestüt von Haagen’. Ich steige hier aus. Du kannst dann gleich weiterfahren.“
„Soll ich nicht lieber hineinfahren, Bine?“
„Nein. Behandle mich nicht immer wie ein kleines Kind! Ich laufe lieber das letzte Stück, denn ich will nicht so einen Wirbel machen und du hast es doch eilig. Wartet Peter nicht schon auf dich?“
„Du hast Recht, wie immer. Also mach’s gut. Und wenn etwas ist, du hast ja meine Handy-Nummer!“
„Ja. Aber ich glaube nicht, dass ich dich behelligen werde.“ Mit diesen Worten umarmten sich die Freundinnen zum Abschied. Sabine nahm ihre Reisetasche und stieg aus. Die Autotür schlug zu. Ein kurzes Winken und im nächsten Moment war der Käfer um die Ecke verschwunden.

Etwas verloren stand Sabine vor dem großen Tor und betrachtete durch die verzierten Gitterstäbe das stattliche Gutshaus, das durch drei riesige alte Eichen hindurchschimmerte.
Es war ein schönes Bild, das sich der jungen Frau bot. Das herbstlich eingefärbte Laub der Bäume stand im Kontrast zu dem weiß getünchten Fachwerkhaus des Wohngebäudes.
Sabine sah sich um und entdeckte eine kleine Pforte, die in einem der Eckpfeiler eingelassen war. Langsam drückte sie die Klinke herunter und öffnete die Tür, die leise quietschte. Vorsichtig trat Sabine auf den gerechten Kiesweg und schloss den Eingang wieder. Bei jedem zaghaften Schritt knirschten die kleinen Steine unter ihren flachen Schuhen. Doch je weiter sie auf das Haus zuging, umso sicherer und fester wurde ihre Gang.

Links hinter einer niedrigen Hecke sah sie Pferde auf einer Koppel weiden. Rechterhand bei den Stallungen befand sich der Dressurplatz, wo ein Reitlehrer versuchte, drei jungen Mädchen Haltung im Sattel beizubringen.
Das riesige Gebäude flößte Sabine aus der Nähe Angst ein. Sie hatte das Gefühl, als beobachteten sie glühende Augen aus den vielen Fenstern zwischen den dunklen Fachwerkbalken. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
‚Jetzt bloß nicht schlapp machen’, dachte sie und war gerade im Begriff, die breite Steintreppe zum Eingangsportal hinauf zu steigen, als sie aus einem der Fenster im Erdgeschoss Stimmen vernahm.
Erst waren sie sehr leise und Sabine konnte nichts verstehen. Doch dann kamen die Personen näher ans halbgeöffnete Fenster und Sabine vermocht die Unterhaltung zu verfolgen.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Bella ist noch nicht lange tot und die schleppst schon eine Neue an“, keifte eine weibliche Stimme.
„Aber Mutter, du weißt ganz genau, dass ich eine Nachfolgerin brauche. Ich konnte es gar nicht besser treffen. Außerdem habe ich mich wirklich im ersten Augenblick in sie verliebt.“ Sabine erkannte klar und deutlich die Stimme ihres Freundes Gernot von Haagen.
„Du und deine Verliebtheit!“ Wieder diese dominante weibliche Stimme. „Du siehst nur ein paar lange Beine, und schon gerätst du ins Schwärmen. Dabei ist dir die Herkunft ganz egal. Das war schon immer so bei dir.“
„Aber Mutter“, klang Gernots Stimme vorwurfsvoll an Sabines Ohr. „Du kennst sie noch gar nicht und fällst schon dein Urteil? Warte nur ab, wenn du sie siehst. Sie muss jeden Moment kommen.“
„Da bin ich ja mal gespannt, ob sie Bella das Wasser reichen kann“, gab die Mutter zurück. „Bei ihr hattest du damals ausnahmsweise einen guten Geschmack bewiesen. Aber du weißt ja, ohne meine Zustimmung läuft da sowieso nichts. Wenn ich bedenke, wie stolz Bella jeden Tag über….“
Mehr konnte Sabine nicht mehr hören, denn einer der Beiden schloss mit einem Schlag das Fenster, dass die Scheiben vibrierten.
‚Das kann ich nicht glauben’, dachte die junge Frau entsetzt. ‚Auf der Messe hat er mir den Himmel auf Erden versprochen und hier steht er voll und ganz unter der Fuchtel seiner Mutter. Erst mit ihrem Einverständnis, darf Gernot sich für mich entscheiden. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Aber mit mir nicht!’
Kurz entschlossen machte Sabine auf dem Absatz kehrt und wollte den Hof nur weit weit hinter sich lassen, bevor sie jemand von der Familie Haagen entdeckte.

In diesem Augenblick öffnete sich die große dunkle Eichentür und Gernot trat heraus. Erstaunt hielt er kurz inne, fasste sich aber sogleich wieder und sprang leichtfüßig die wenigen Treppenstufen hinunter.
„Willst du etwa schon gehen?“, rief er der Davonstürmenden nach. „Bine, so warte doch!“
Abrupt blieb Sabine stehen. Es hatte keinen Zweck. Sie musste sich irgendeine Ausrede einfallen lassen, weswegen sie das Gestüt verlassen wollte, ohne auch nur an die Tür geklopft zu haben.
„N… nein, natürlich nicht“, stotterte sie. „Ich dachte, ich glaubte es sei keiner zu Hause. Und …. Und da wollte ich mich schon mal ein bisschen auf dem Hof umsehen.“ Gott sei Dank, war ihr eine passable Erklärung für ihr Entfernen eingefallen.
„Na, das können wir ja jetzt gemeinsam machen.“ Gernot hatte wohl von ihrer geplanten Flucht keinen Verdacht geschöpft, denn er schlug vor, ihr Gepäck an der Treppe abzustellen und sich von ihm führen zu lassen.
Sabine hakte sich zwar bei ihrem Freund unter, doch eine große Wiedersehensfreude schien bei ihr nicht aufkommen zu wollen. Viel zu schwer belastete sie das belauschte Gespräch.
Außer ein paar belanglose Bemerkungen wie „ach, ja?“ oder „ich verstehe“, blieb sie stumm während des Rundgangs.
Gernot fiel dies zunächst nicht weiter auf. Erst als sie die Stallungen betraten, sah er sie schräg von der Seite an und fragte: „Was ist eigentlich los mit dir? Freust du dich nicht, hier bei mir zu sein?“
„Doch, doch natürlich freue ich mich.“ Sabine brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.
„Aber in Gedanken bist du wo anders. Ich sehe dir doch an, dass dich etwas bedrückt. Willst du es mir nicht erzählen?“
Die junge Frau schüttelte nur stumm den Kopf. Sollte sie ihm davon erzählen, dass sie das Gespräch zwischen ihm und seiner Mutter belauscht hatte? Sie hatte Angst davor, wie er ihre Lauschaktion aufnehmen würde.
Doch Gernot ließ nicht locker. „Nun sag schon. Was ist los mit dir?“
Sabine raffte ihren ganzen Mut zusammen und gestand zögernd: „Ich … ich habe dein Gespräch mit deiner Mutter mitbekommen, kurz bevor ich an die Tür klopfen wollte.“
„So, so, du hast also gelauscht?“ Forschend sah Gernot sie an.
„Tut mir Leid, aber ihr ward so laut, dass ich jedes Wort verstehen musste.“
„Na ja, da hast du ja gleich einen Eindruck bekommen, auf was es bei uns ankommt und wer der Boss auf dem Hof ist!“
„Wenn du meinst. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass Sie keine Entscheidung treffen, ohne die Zustimmung Ihrer Mutter, Herr Gernot von Haagen.“
„Natürlich nicht. Aber warum denn auf einmal so förmlich, mein Schatz?“
„Es hat sich aus geschatzt“, fauchte Sabine. Stolz warf sie ihren Kopf in den Nacken und schaute ihn mit funkelnden Augen an.
Ungläubig fragte Gernot sie: „Sag mal, was ist denn eigentlich los mit dir, heute?“
„Bist du jetzt auch noch zu feige, die Wahrheit zuzugeben“, fuhr sie ihn an.
„Welche Wahrheit?“
„Zuzugeben, wie deine Mutter und du über mich denken!“
„Wie ich über dich denke, weißt du. Ich liebe dich und zwar vom ersten Augenblick an, als ich dich auf der Landwirtschaftsmesse gesehen hatte. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Und meine Mutter würde sich nie ein Urteil über dich erlauben, solange sie dich noch nicht kennen gelernt hat“, verteidigte sich Gernot.
„Ach ja. Das hat sich vorhin aber noch ganz anders angehört.“ Tränen der Wut und des Zornes stiegen Sabine in die Augen. „Gib doch endlich zu, dass sie die Nachfolgerin für dich aussucht, und zwar eine Frau sucht, die deiner verstorbenen Frau Bella das Wasser reichen kann. Denn genauso habt ihr doch über mich geredet, vorhin im Zimmer.“
Nun verstand Gernot die Aufregung seiner Freundin. Sie hatte also doch mehr gehört, als er dachte.
Langsam ging er auf Sabine zu und legte seinen Arm um ihre Schultern. Doch mit einer heftigen Bewegung schüttelte sie ihn ab.
„Lass das!“, fuhr sie ihn an und trat zurück. „Ich bin für eure Zwecke nicht geeignet.“
„Jetzt lass dir doch erklären“, setzte Gernot an.
Aber Sabine hatte bereits schnellen Schrittes und mit gesenkten Kopf den Stall verlassen. Tränen liefen ihr über die Wangen, die sie mit trotziger Handbewegung wegwischte. Hastig stolperte sie über den Hof zum Haupthaus zu.
In ihrem Zorn nahm sie die Gestalt, die ihre entgegenkam, erst wahr, als sie fast mit ihr zusammenstieß. Erschrocken hob Sabine den Kopf und durch einen Tränenschleier sah sie sich einer Frau mittleren Alters gegenüber.
„Sagen Sie, ist der Teufel hinter Ihnen her, oder warum haben Sie es so eilig?“, fragte sie mit freundlicher Stimme, ein mildes Lächeln umspielte ihren Mund.
„Bine, Sabine, jetzt bleib halt stehen!“, rief Gernot vom Stall herüber und lief auf die beiden Frauen zu.
„Lass mich in Ruhe!“, schrie Sabine zurück und wollte weiterlaufen, als sie die Ältere am Ärmel festhielt.
„Was ist hier denn los? Kann mich jemand mal aufklären?“, fragte sie mit ruhigem aber bestimmten Ton.
„Das kann Gernot machen“, entgegnete Sabine und drehte sich zu ihm um.
„Bine, das ist ein Missverständnis. Was du gehört hast, das ging nicht um dich“, beschwor er sie.
„Ach ja. Um wen denn sonst? Ich nehme an, Sie sind Gernots Mutter?“ Sabine schaute zu der älteren Frau hin.
„Ja, die bin ich. Und Sie müssen Sabine Hansen sein, wenn ich hier richtig kombiniere?“
„Das ist Sabine Hansen. Ich habe dir doch erzählt, dass sie heute im Laufe des Tages kommen wird. Leider hat sie bei ihrer Ankunft unseren kleinen Streit mitbekommen und ist nun der Meinung, es wäre um sie gegangen.“
Auf Gernots Gesicht machte sich ein Schmunzeln breit.
Als seine Mutter sogar noch in schallendes Gelächter ausbrach, verstand Sabine die Welt nicht mehr. Was hatte das zu bedeuten? Warum machte man sich jetzt auch noch in ihrem Beisein über sie lustig?
„Verzeihen Sie, Fräulein Hansen.“ Frau von Haagen gelang es als Erste, wieder die Fassung zu gewinnen. „Nicht alles darf man auf sich beziehen, was man beim Lauschen hört. Gernot und ich haben uns über das neue Pferd unterhalten, das er für die kürzlich verstorbene Stute Bella gekauft hat. Und da dieses ohne jeglichen Stammbaum ist, war ich ziemlich wütend auf ihn. Aber die Zweifel über einen Fehlkauf konnte mir Gernot nehmen.“
„Aber erst, nachdem ich das Fenster geschlossen hatte“, fügte Gernot hinzu. Sabine sah die Beiden erstaunt an, bis endlich auch sie in erlösendes Lachen ausbrach, dass ihr erneut die Tränen über das Gesicht liefen, aber dieses Mal Tränen der Erleichterung.

 

Hi Bambu,

so, jetzt bin ich aber gespannt.

Ich mag Pointengeschichten dieser Art nicht, aber das ist ja nicht deine Schuld. Ich habe nach dem Lesen nur immer das Gefühl, als hätte der Autor mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.

Zur Geschichte - den Dialog mit der Freundin fand ich zu lange. Sogar ein wenig langweilig. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die Infos überhaupt in einen Dialog einbauen würde. Besser gefiele mir, wenn Sabine sich gleich auf dem Hof befände und noch einmal über alles nachdenkt. Vielleicht, weil sie hofft sich mit Gernots Mutter zu verstehen, oder weil sie Angst hat, auch mit Gernot wieder einen Reinfall zu erleben. Natürlich ist das Geschmackssache, aber ich bin der Meinung, dass die beiden Frauen, wenn sie sich tatsächlich so nahe stehen, diese Dinge schon vorher besprochen haben müssten. Der besten Freundin erzählt man schließlich fast alles.

Hm, das belauschte Gespräch - ich kann mir nicht vorstellen, dass eines der Pferde den selben Namen trägt, wie die Exfrau des Witwers. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Mutter sagt, sie versteht nicht, warum er schon mit der Nächsten daherkommt, wo das andere Pferd gerade erst tot ist. So würde man - meiner Ansicht nach - nicht über Pferde reden.

Außerdem bin ich über die Sprache deiner Prots gestolpert - ich glaube, da geht dir noch deine letzte Geschichte nach. Von einem adeligen Gernot erwarte ich einfach einen anderen Umgangston.

Details:

„Er lebt auf einem Gestüt, züchtet Pferde.“

Würde man so eher nicht sagen, oder? In ner wörtlichen Rede würde man doch eher ".... Gestüt und züchtet Pferde." sagen.

„Verheiratet ist er nicht etwa?

etwa würde ich hier streichen.

Du hast schon immer ein Händchen dafür gehabt, dass du dir verheiratete Männer einfängst.

Wieder ein Fall, wo sich die Prots. Sachen erzählen, die sie wissen sollten. Falls sie das gegenüber der Freundin erwähnt, sollte das - meiner Meinung nach - besser in einem scherzhaften Ton geschehen.

Er war verheiratet. Aber seine Frau Bella ist bei einem Reitunfall ums Leben gekommen.

Warum machst du daraus nicht einen Satz?

Sie hieß übrigens Belinda von Weiterstadt und war auch von Adel, wie er.

"Von Adel" ist für mich eher eine ältere Formulierung - jetzt würde man eher sagen: Sie war auch adelig, wie er.

Dabei versetzte sie ihrer Beifahrerin einen freundschaftlichen Stoß.

Die Erwähnung, dass die beiden Auto fahren müsste meiner Meinung nach früher erfolgen. Bis zu diesem Punkt habe ich die beiden gemütlich in der Küche oder so sitzen sehen.

„Ja. Aber ich glaube nicht, dass ich dich behelligen werde.“

Ja, aber...

Das herbstlich eingefärbte Laub der umstehenden Bäume stand im Kontrast zu dem weiß getünchten Fachwerkhaus des Wohngebäudes.

"umstehenden" würde ich hier streichen - ist unnötig - wenn die Bäume im Kontrast zum Haus stehen ist ja klar, dass sie in der Nähe sind.

Langsam drückte sie die Klinke herunter und leise quietschend öffnete sich die Tür.

Finde ich in diesem Zusammenhang etwas unglücklich formuliert - schließlich ist Sabine es, die die Türe öffnet. Anders wäre es, wenn die Türe von Innen geöffnet würde. Na ja, ist etwas pingelig und auch nicht so wichtig.

Bei jedem zaghaften Schritte knirschten die kleinen Steine unter ihren flachen Schuhen.

Schritt

Doch dann kamen die Personen näher ans halbgeöffnete Fenster und Sabine vermocht die Unterhaltung verfolgen.

vermochte die Unterhaltung zu verfolgen.

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bambu,

Also, jetzt muss ich mich doch mal äußern. Mein erster Eindruck:
Eine sicherlich leichtgewichtige, aber trotzdem aufmerksam und ernsthaft umgesetzte Episode.

Die Dialoge haben eine überzeugende Dynamik, und, bis auf die angelegentliche Steifheit der Sprache (vielleicht wegen des ‚Adels’ beabsichtigt?), gefallen sie mir gut. Das anfängliche Gespräch würde ich aber evtl. tatsächlich etwas abkürzen und die restlichen Infos in den Gedanken der Protagonistin rüberbringen, wie du es ja nachfolgend auch erfolgreich umgesetzt hast.

Die Pointe war plausibel vorbereitet und geduldig (!) umgesetzt. Mochte ich.
(Die Sache mit dem Pferd erschien mir gar nicht so unlogisch wie Bella, wahrscheinlich weil ich mich sofort etwas an die ‚Mädels vom Immenhof’ erinnert fühlte. Das Szenario verführte etwas dazu. Sorry. :) )

Auf sprachliche Sachen ist Bella ja schon intensiv eingegangen. Zudem ist das nicht so mein Fall, tue ich ungern.
Lass das Ganze vielleicht etwas ruhen und lies es in einer Woche noch mal, dann kannst du bestimmt noch einige Holprigkeiten beseitigen, vielleicht die wörtliche Rede etwas ‚wörtlicher’ gestalten…

Gruß

MM

 

Hallo Bella,
hallo missmarvel,

vielen Dank für eure Kritik. Hat mich gefreut, dass euch die Geschichte gefallen hat, wenigsten einige Teile davon.
Wobei wir beim Thema wären.
Eigentlich wollte ich eine ernstere Geschichte schreiben. Aber während ich die Worte tippte, kam mir der Einfall von einer Pointen-Geschichte.

@ Bella
Schade, dass dir solche Arten von Geschichten nicht so gefallen. Danke, dass du dir trotzdem einige Gedanken dazu gemacht hast.
Den Anfang werde ich noch überarbeiten. Da hat ja auch missmarvel Bedenken geäußert. Ich werde die Vorschläge von dir aufnehmen.
Da sich deine Verbesserungsvorschläge größten Teils auf den Beginn der Geschichte beziehen, sehe ich erst einmal von einer Berichtigung ab und berücksichtige nur die letzten.

Das mit dem Namen des Pferde würde ich schon beibehalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es durchaus möglich ist, ein Tier nach dem Namen der Ehefrau zu benennen. Ich glaube bei einem Stammbaum ist es nur üblich, dass bei der Namensgebung des Nachwuchses nur der erste Buchstabe der Mutter (oder des Vater?) genommen werden muss.
Hat es dich vielleich gestört, dass das Pferd den gleichen Namen hat, wie du? *smile*
(war nur Spaß)

Die Sprache in den Dialogen werde ich auch noch einmal überarbeiten.


@ missmarvel
Schön, dass du nun auch mal eine Geschichte von mir kritisierst.
Es freut mich, dass dir die Dialoge zugesagt haben und auch der Verlauf bis hin zu der Pointe gefallen hat.
Zu dem Anfang und den kleinen Steifheiten in der Sprache der adligen Kreisen siehe unter bella.

Auf jeden Fall gehe ich noch einmal an die Geschichte ran und würde mich freuen, dann wieder von euch zu hören.

Bis bald
bambu

 

Hallo bambu,

man merkt der Geschichte eine gewisse handwerklich Routine beim Schreiben an. sie ist flüssig und gut lesbar.
Der Plot erscheint mir allerdings leider, als übtest du für deine Karriere für Julia. Das Geplänkel unter den Freundinnen, das typische Missverständnis beim Lauschen, die sozialen "Gegensätze", die eine Hochzeit aus Liebe verhindern sollen, allgemein der Adel.
Das alles kommt mir viel zu bekannt vor, zu oft beschrieben.
Eine Geschichte, wie man sie in jedem goldenen Blatt lesen kann. Das ist ja auch ein Qualitätskriterium. Mein persönlicher Geschmack war es aber leider nicht.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

vielen Dank für deine Kritik.

Besonders über deine Bemerkung

man merkt der Geschichte eine gewisse handwerklich Routine beim Schreiben an. sie ist flüssig und gut lesbar.

habe ich mich sehr gefreut.

Über den Inhalt der Geschichte, der eher für einen Groschenroman geeignet ist, muss ich dir Recht geben. Aber na ja, es muss auch Autoren für diese Sparte geben. Wobei ich nicht immer in dieser Rubrik schreiben möchte. Aber mal für Zwischendurch hat es mir Spaß gemacht.

Nochmals vielen Dank.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

sim hat schon alles erwähnt, was ich auch dachte.
Du schreibst so, dass man gerne weiterliest, sich aber einen anderen Inhalt dazu wünscht.

Warum muss die Geschichte in adeligen Kreisen spielen? Heutzutage gibt es genügend Pferdenarren ohne "von", das hätte in mir anfangs nicht schon so eine Ahnung von Groschenroman-Romantik erweckt .

Wenn denn nun leider eine Pointe kommt, dann muss sie aber auch stimmig sein. Das Gespräch geht so an Stütsbesitzern vorbei, dass es einfach nicht glaubwürdig ist, was du uns zum Ende auftischst. Du müsstest an den Sätzen von Gernod, wie er das Pferd beschreibt, feilen, damit es auch auf eine Frau passen könnte. Dann käme ich mir auch nicht veräppelt vor.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Bella ist noch nicht lange tot und die schleppst schon eine Neue an“, keifte eine weibliche Stimme.

Ein Gestüt hat mehrere Zuchtstuten. Das ist gang und gebe, dass mal eine "ausfällt".

„Aber Mutter, du weißt ganz genau, dass ich eine Nachfolgerin brauche. Ich konnte es gar nicht besser treffen. Außerdem habe ich mich wirklich im ersten Augenblick in sie verliebt.“

Sie ist mir aufgefallen, hat einen guten Eindruck auf mich gemacht...

„Du siehst nur ein paar lange Beine, und schon gerätst du ins Schwärmen. Dabei ist dir die Herkunft ganz egal. Das war schon immer so bei dir.“

Du entscheidest immer nur nach deinem Bauch und kümmerst dich nicht um den Rest.

„Aber Mutter“, klang Gernots Stimme vorwurfsvoll an Sabines Ohr. „Du kennst sie noch gar nicht und fällst schon dein Urteil? Warte nur ab, wenn du sie siehst. Sie muss jeden Moment kommen.“

"Sie wird jeden Moment gebracht werden." ->Damit nehme ich mir auch gleich selber einen weiteren Kritikpunkt; weil ich erwarten würde, dass sie Gernot abholt und auf das Gestüt bringt, wenn sie das erste Mal da auftaucht. Das würde seinem (jetzigen adeligen) Stand entsprechen.

Diese Verbesserungen sind von mir nur so hingeschrieben, also nicht durchdacht und reif, sondern als Muster für dich gedacht, wie es etwas neutraler klingen könnte, um später die Pointe eher zu akzeptieren.

Das mal von mir. Ich würde mich freuen, wenn du dir irgendwann eine Szene aus deinem Leben rausfischst und die umsetzt; wir brauchen doch keine "vons", unser Durchschnitts-Mensch-Leben ist doch viel interessanter.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

*schnief* warum gefallen euch denn keine Groschenroman-Themen?

Na ja, ich habe schon verstanden. Das nächste Mal werde ich mich wieder einem ernsteren Thema zuwenden und den Adel beiseite lassen.
Das hier jetzt alles zu ändern? Mal sehen. Den Anfang habe ich bereits um Unreinen geändert, dadurch fällt der eine oder andere Änderungsvorschlag von dir weg.
Aber ich will erst noch das Wochenende nutzen und noch ein paar Mal drüberlesen, bevor ich die Änderung poste.

Zunächst vielen Dank fürs Lesen.
Eine Frage zum Schluss, was hattest du denn erwartet, was die Geschichte beinhaltet? Würde mich mal interessieren.

Auf bald
bambu

 

*schnief* warum gefallen euch denn keine Groschenroman-Themen?

Weil ich die als Mädchen bei Oma-Besuchen schon zu oft gelesen habe und immer wieder das Gleiche passiert: Gegensätze, Mißverständnisse, Happy- End :D


D

as nächste Mal werde ich mich wieder einem ernsteren Thema zuwenden

Das muss ja nicht sein...

Eine Frage zum Schluss, was hattest du denn erwartet, was die Geschichte beinhaltet? Würde mich mal interessieren.

Ich gehe mit keiner Erwartungshaltung an eine Geschichte. Nach dem Lesen kann man sagen, ob sie gefällt oder nicht. In Bezug auf diese Geschichte hätte ich mir einfach mehr Bezug zur Realität gewünscht.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

ich kenne das Motto von den Groschenromanen. Am Anfang zusammen, in der Mitte auseinander und am Ende wieder zusammen.
Ich habe sie früher als Kind und im Teenageralter auch verschlungen. Bin immer mit meinem Vater zum Angeln gegangen, nur um in der Zeit diese Herzschmerzsachen zu lesen. Angeln war da eher eine Nebensache.
Vielleicht sind bei der obigen Geschichte noch einige Restbestände übrig geblieben.

Übrigens, die nächste Geschichte wird hoffe ich nicht mehr in diese Richtung gehen. Muss aber noch ein bisschen dran arbeiten.

Bis demnächst
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bambu,

endlich bin ich dazu gekommen, meine Kopie von deiner Geschichte zu lesen. Aber es scheint ja noch die erste Fassung im Netz zu stehen.

Ich fand den Stil auch flüssig und routiniert, aber Bernadette muss ich dabei zustimmen

Warum muss die Geschichte in adeligen Kreisen spielen? Heutzutage gibt es genügend Pferdenarren ohne "von", das hätte in mir anfangs nicht schon so eine Ahnung von Groschenroman-Romantik erweckt .

Auch die Kritik, dass man so nicht über Pferde spricht, kann ich teilen und finde die Vorschläge von Bernadette sehr brauchbar.

Noch eins: Ich fände es gut, wenn du dir die Sätze mit und nochmal anguckst. Wenn in dem zweiten Satz ein Subjekt genannt wird, gehört ein Komma dazwischen. Es gibt bestimmt 20 Sätze, wo es fehlt.

noch Kleinkram:

gerechter Kiesweg - zuerst habe ich "häh?" gedacht, weil mir Gerechtigkeit einfiel; du meinst sicher sowas wie geharkt, aber passt das überhaupt auf Kiesweg? Rechen oder Harken geht doch nur bei kleinen Steinchen. Sonst besser Ascheweg?

ausgeschatzt - fand ich neu und witzig, aber wird es nicht zusammen geschrieben? Oder ist das auch wieder neu in der Rechtschreibung???
Dann :sealed:

Perfekt statt Plusquamperfekt: ...auf der Landwirtschaftsmesse gesehen habe

Wortwiederholung: ...dass sie die Nachfolgerin für dich aussucht und zwar eine Frau sucht...(Übrigens hast du hier ein Komma vor dem und gesetzt, obwohl es diesmal kein Subjekt gibt :Pfeif: )


Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

schön, dass dir die Geschichte zum Teil gefallen hat.
Den Adel werde ich jetzt wohl auch noch rausnehmen, da es schon mehr Kritik dazu gab. Ich hoffe, dass ich am Sonntag noch die neue Geschichte posten kann.

Das mit dem Komma zwischen und-Sätzen muss ich nochmal nachlesen.

Hoffe, du liest meine Neufassung auch noch einmal nach.

Auf bald
bambu

 

Hallo zusammen,

hat zwar etwas länger gedauert, aber jetzt habe ich die geänderte Geschichte endlich fertig.
Ich hoffe, dass ich eure Vorschläge zum größten Teil mit eingearbeitet habe.
Der Adel ist verschwunden, der Name "Bella" von Pferd und Ehefrau wurde ebenfalls herausgelassen.
Besonders geändert habe ich den Anfang, der jetzt eher ein kleiner Rückblick bzw. aus Gedanken besteht, die sich der Prot macht.
Schaut es euch mal an.

@Elisha: Wegen der Kommasetzung habe ich im neuen Rechtschreibduden nachgeschaut. Man kann es in beiden Variationen anwenden. Komma kann bei Hauptsätzen, die mit "und" verbunden sind, gesetzt werden oder nicht.

So, nun viel Spaß beim Lesen und Kritisieren.

Viele Grüße
bambu

 

Auch zu der neuen Version ist, denke ich, in den vorherigen Kritiken bereits alles gesagt. Besonders treffend fand ich bernadettes Bemerkung:

bernadette schrieb:
Du schreibst so, dass man gerne weiterliest, sich aber einen anderen Inhalt dazu wünscht.
Genau so geht es mir mit dieser Geschichte auch.

Vielleicht muß es solche Geschichten auch geben, leider scheint es hier wenige zu geben, die das gerne lesen. Wenn Du es gerne schreiben willst (wenn auch nur so zwischendurch), weshalb nicht; ist Deine freie Entscheidung.

Was der Geschichte abgeht, sind wirkliche Konflikte, das Verhalten der Charaktere ist absolut vorhersagbar und klischeehaft.

Noch ein wenig Textkram:

  • Würde es ihr möglich sein, die Gunst der Mutter zu erlangen? - Klingt holperig, künstlich.
  • Sabine vermocht die Unterhaltung zu verfolgen. - "vermochte"; auch ein wenig holperig
  • Auf der Messe hat er mir den Himmel auf Erden versprochen - Phrase
  • von meinem Fluchtversuch nichts gemerkt - vielleicht "meinen Fluchtversuch nicht bemerkt"?
  • wo anders - nach wie vor "woanders"
  • die ihre entgegenkam - "ihr"

 

Hallo cbrucher,

entschuldige, dass ich erst heute antworte.

Wie ich aus deiner Kritik entnehmen kann, bist auch du kein Freund von solchen Geschichten. Übrigens, ich muss solche Stories nicht unbedingt schreiben. Es war mal ein Versuch zu einer Pointen-Geschichte. Ist wohl nicht so ganz gelungen. *schnief*

Deine Anmerkungen habe ich fast alle umgesetzt. Nur die "Phrase" habe ich beibehalten, denn in Wirklichkeit hat die ganze Geschichte doch etwas Kitschiges. Also würde ich sagen, dass dieser Satz irgendwie dazupasst.

Vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren.

Viele Grüße
bambu

 

Deine Geschichte "Das offene Fenster"

Hallo bambu,

danke für die nette Geschichte. Ich kenne diesen Zug nur zu gut von mir selbst, dieser Hauch Paranoia, wenn man eine Zeitlang keine Zigarette mehr geraucht hat und geneigt ist, alles Gesagtes auf sich zu beziehen. Jeder Satz läßt sich dann mit ein wenig Mißtrauen so verteufelt gut mißverstehen ...

Allerdings (das haben schon andere gesagt) ist die Szenerie etwas seicht. Pferde-Hof, Liebe auf den ersten Blick, das Muttersöhnchen im pastellfarbenen LaCoste-Pullover, die irritierte Schöne, die ihren Stolz nicht zähmen kann, die gutmütige Alte, der hinterherlaufende Liebhaber, die Erlösung am Ende. Wie Schwarzwaldklinik. Eigentlich ist es ein lesbarer Schlager. Die Mutter ist Hannelore Elsner, der Junge ist irgendeiner aus Big Brother bei seiner ersten Fernsehfilm-Rolle und das Mädchen - klar - Yvonne Catterfeld.

Dein Sinn fürs Drama leuchet aus den Sätzen heraus. Die Dialoge sind ziemlich gut. Es klingt gelegentlich wie ein Drehbuch (eine gute Soap!), vielleicht auch ein Theaterstück (Volksbühne). Vielleicht sind Kurzgeschichten ein ungeeignetes Genre für Deine Begabung? Ich meine das ernst: das offene Fenster wäre eine tolle Episode in einer Soap, und die Drehbuchtypen verdienen ein Schweinegeld, ... ...

Gruß, eco

 

Hallo Eco,

freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Ja, ich liebe es mit Dialogen zu arbeiten. Da hat es dann am Ende immer den Hang zu einem Theaterstück oder einem Drehbuch.
Aber ich glaube, so weit bin ich noch nicht, um so etwas anbieten zu können. Obwohl mir dein Lob zu meiner "Begabung" sehr geschmeichelt hat.

Andererseits weiß ich auch nicht, wie man an so eine Person vom Fernsehen herankommen sollte.
Fall du eine Quelle weißt, her damit! *smile*

Ich sehe im TV eigentlich solche Sendungen gar nicht. Die einzige ist die "Lindenstraße", an der ich irgendwann mal hängen geblieben bin. Vielleicht sollte ich doch mal "Unter uns" oder "Gute Zeiten Schlechte Zeiten" schauen. Da kann ich wohl noch ein bisschen was zum Thema "Dialog" lernen. Was meinst du?

Nochmals vielen Dank fürs Lesen und dein Lob und
viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,
ich hatte in Deinen Geschichten gestöbert und gleich die erste fand ich gelungen. Obwohl ich zugeben muss, bei den Dialogen gescrollt zu haben - waren mir schlichtweg zu viele. Ich stehe mehr auf Erzählungen und suche mir Bücher auch danach aus, dass nicht zuviel herumgeredet wird - daran wird es wohl liegen.

Am Anfang dachte ich auch: Ach, eine Liebesgeschichte, naja und so ... Dann aber fand ich die Pointe sehr gelungen, dass die Liebe auf das Pferd gemünzt war. Gute Idee, hat mir gefallen.

LG KaLima

 

Hallo KaLima,

ich bin untröstlich, dass ich erst heute auf deinen Beitrag antworte.
Dabei ist es doch eine positive Kritik, über die ich mich sehr gefreut habe.
Da sind wir beide etwas gegensätzlich gepolt, denn ich liebe Geschichten, in denen viel wörtliche Rede enthalten ist. Du wirst lachen, aber ich blättere erst ein Buch durch und schau nach, ob auch viel gequatscht wird, bevor ich es mir zum Lesen mitnehme.
Daher freut es mich besonders, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Viele Grüße
bambu

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom