Das seltene Glück
Sie waren nun auf den Tag genau seit 18 Monaten ein Pärchen. Zur Feier des Tages lud er seine Freundin auf ein Eis, in der zum Frühlingsanfang geöffneten Eisdiele, ein. Er mochte Sonja sehr, vielmehr liebte er sie, er war sogar fest davon überzeugt, denn er hat vorher keine richtig feste Beziehung erlebt, die man mit dieser vergleichen könnte. Er war keineswegs ein unattraktiver junger Mann, vielmehr waren es die Frauen bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr, die ihm nicht gefallen haben. Er war wählerisch, sowohl was das Optische, aber auch was das Charakterliche angeht, aber trotzdem alles andere als eingebildet. Er fühlte sich wohl in seiner Haut. Schwerwiegende Probleme plagten ihn im Moment auch nicht, was z. B. das Elternhaus, Geld oder die Schule betrifft. Er erfreute sich des Lebens, denn er wusste, dass es nicht immer so einfach sein werde wie jetzt. Auf dem Weg zur Eisdiele ahnte er jedoch noch nicht mit welcher faszinierend schönen Begegnung, aber auch gleichzeitig verzwickter Situation, er konfrontiert wird.
Christian kam extra fünfzehn Minuten früher, um die Bestellung aufzugeben, denn er wusste welches Eis Sonja gerne aß, denn sie aß immer das gleiche und versuchte nie ein Neues zu auszuprobieren. Er setze sich an den Tisch, nahm eine von seinen Marlboro raus und zündete sie an. Ein schöner Augenblick dachte er: Einfach gemütlich hier sitzen, eine rauchen, und auf seine Liebe warten, den Augenblick genießen.
So vertieft in seine Zigarette, als würde sie ihm seine ganze Konzentration rauben, überhörte er ein freundliches „Hi“, das eine Person, am Tisch hinter ihm sitzend, zu seiner Begrüßung, ausrief. Er zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette, beobachtete den Ventilator an der Decke, die völlig überarbeiteten Kellnerinnen wie sie Hin und Her rannten, die herumsitzenden Gäste. Sekunden später ein Weiteres „Hallo!“, diesmal etwas lauter und mit mehr Selbstbewusstsein. Rausgerissen aus seinem kleinen Traum, wedelte Christian seinen Kopf nach links und rechts, wusste nicht aus welcher Richtung das „Hallo“ kam und ob es überhaupt für ihn gedacht war. Schließlich drehte er sich um, wollte die Begrüßung, obwohl nicht sicher, dass sie für ihn war, erwidern, als ihm beim Anblick der Person kein einziges Wort, kein einziger Buchstabe des Alphabets in den Sinn kam. Er war durcheinander, wusste nichts, er wusste nicht wo er war, wann, und wer er selbst war, im Moment interessierte es ihn auch nicht. Bei einer Sache war er sich jedoch sicher, in diesem Moment könnte er Mike Tyson umhauen.
„Hi, ich bin Jenny!“
Er hat eigentlich gar nicht gehört, was sie zu ihm gesagt hat. So gesehen eine wirklich peinliche Situation. Was sie sich wohl gerade denkt, dachte er, wenn sie ihn so sieht und wie er auf sie starrt. Es ging ihm wirklich nichts besseres durch den Kopf als diese mickrige Kleinigkeit, warum auch nicht, denn das Wichtige hat er sich schon in der ersten Sekunde überlegt.
Er fühlte ein Tippen auf seiner Schulter. Sein Gefühl sagte ihm schon es sei Sonja, seine Freundin. Innerlich störte ihn die Ablenkung durch seine Freundin, er hätte gerne noch etwas länger in ihre braunen Augen gesehen und den Moment genossen. Instinktiv drehte er sich um, seine Freundin begrüßte ihn und erstaunlicherweise auch die Person hinter Christian, ein flüchtiges „Hallo“. Sofort fing sie an mit „Hi Schatz, wie geht’s dir so…“, „und was hast du heut so gemacht“. Sein Kopf war gesenkt, er hörte nicht zu, konnte nicht, wobei es eigentlich nichts mehr zu überlegen gab.
Er hatte sich schon entschieden.