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Das tote Mädchen

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27.02.2009
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Das tote Mädchen

blinde Rache

Eine Frau sprang laut schreiend aus ihrem Wagen. Sterne standen strahlend und kalt am nächtlichen Himmel. Sie rannte über den Asphalt, in den Wald hinein und betete zu Gott, dass dieses Wesen sie nicht verfolgen würde. Sie lief über Stock und Wurzelwerk und durchbrach Wände aus Blattgrün und Dornenbüschen. Schnittwunden zeichneten Sie im Gesicht. Sie stolperte über eine aus dem Erdreich ragende Baumwurzel und stürzte. Und nach dem unheilvollen Geräusch ihres Fußknöchels zu schließen hatte sie ihn sich gebrochen. Leise wimmernd hielt sie sich die Bruchstelle. Der Wald war totenstill und man hörte nach einer Weile nur noch ihren Atem, der sich stockend durch ihre Lungen presste. Ihr langes schwarzes Haar, teils in dornigem Gebüsch verfangen, glänzte trübe unter dem Nachtgestirn. Sie starrte mit glasigem Blick zwischen kahlem Geäst hindurch und in die Nacht hinauf. Eine schwarze Gestalt beugte sich über ihren Körper.
Hände packten sie am Hals und schnürten ihr die Luft ab. Sie versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Verschwommen sah sie ein überlegenes Lächeln im undurchsichtigen Schatten aufblitzen, der ihre Sicht füllte. Nur wenige Sekunden dauerte ihr Ringen. Die Augen quollen ihr blutig aus den Höhlen, bevor sie röchelnd das Zeitliche segnete.


Der Wald auf beiden Seiten der Straße ist wie ein undurchdringbarer Schatten. Äste falten sich wie Finger ineinander oder zeigen bedrohlich auf jeden, der ihre Ruhe stört.

Ich sitze im Auto und schaue genervt und übermüdet auf die Cockpit-Uhr. Gleich zwei Uhr in der Nacht. Das monotone Trommeln der Regentropfen und das Quietschen der Scheibenwischer machen mich verrückt und schläfrig zugleich.
Seit gut zweieinhalb Stunden schon sitze ich in der Karre und halte verzweifelt Ausschau nach irgendwelchen Schildern, die mir sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin, dass gleich hinter der nächsten Abzweigung Zivilisation ihren Einzug hält. Jede Unebenheit, jedes verfluchte Steinchen unter den Rädern meines alten Coupés beißt mir inzwischen schmerzhaft ins Steißbein und nagt an meinem Rückgrat.
Trübe sehe ich die im Lichtkegel der Scheinwerfer eingefangenen Mittelstreifen vorbeiziehen. Endlos. Ich schalte das Radio ein und stelle es laut. Limp Bizkid, yeah Baby! Das ist meine Musik, und ich drehe noch ein bisschen lauter.
<Ooooooooooh yeah, come on! ... !!>
Der Song ist zu Ende und es läuft - keine Ahnung was läuft, aber es ist Scheiße!
Ich verliere die Geduld, als ich erneut auf die leuchtenden Ziffern sehe. Zwei Uhr zwanzig. „Verflucht!! Wann komme ich endlich aus dieser Scheiß-Gegend raus?!“
Wieso musste ich auch noch auf Sophie hören? Wäre ich doch bloß den Weg gefahren, von dem ich weiß, dass er mich sicher nach Hause bringt. Ich wurde überstimmt von ´nem Haufen Teenager! Herr Gott, war ich dumm! Meine Tochter wollte, dass ich ihre Freunde akzeptiere. Das war meine erste Hürde. - Und die ist ja wohl voll in die Hose gegangen! Da fahre ich sie schon ins " Prime Rose" und dann so was! Ehrlich, ich habe genug Arbeit am Hals. Es wird mal wieder Zeit für ein Gespräch. Sie kann unmöglich bei diesen Pennern bleiben. Die haben doch nur Alk und Rauch im Hirn! Mit dem Ziel vor Augen will ich mehr denn je raus aus diesem Wald. Vielleicht drehe ich einfach um. Wäre wohl das Beste. Aber anhalten möchte ich auch nicht. Nicht in dieser Gegend. Das Gefühl, beobachtet zu werden, macht sich plötzlich in mir breit - und das bei Tempo fünfundsechzig!
Hier ist doch weit und breit niemand, du Flasche! Ich überlege mir, wie es wäre, würde ich das Lenkrad bei voller Fahrt durchziehen und möglicherweise einen Überschlag riskieren. Eine Zigarette wäre jetzt genau das richtige. Ich greife in meine Hemdtasche hinein, ziehe eine raus und stecke sie mir in den Mund. Für jemanden, wie mich, der quasi im Auto lebt, ist das die praktischste Variante seinen Nikotinhunger zu stillen. „Feuerzeug, wo ist das Feuerzeug.“ Müsste auf dem Beifahrersitz liegen. „Hab’s!“ Nebst Krümeln von Knabberzeugs, Taschentuchfetzen und einer CD Hülle ertaste ich das Edelstück aus Chrom. Qualmsschwaden steigen mir in die Nase und umspielen sich vor meinen Augen, wie fließendes Gewebe zweier Körper. Gibt es etwas Formvollendeteres? Diese Frage stelle ich mir oft. Der erste Zug ist eine Offenbahrung. Er lässt mich zurückfallen. Entspannen. KRRRSCHHH ... ZUMP.
Das Radio fällt aus. Und der Schock fährt mir in die Glieder. Nervös drücke ich den Einschaltknopf. Nichts. "Fuck-" Das Wort wäre mir fast im Hals stecken geblieben, als ich eine Gestalt am Straßenrand erspähe. Ein Tier. Nein. Herr im Himmel! Das Blut schießt mir in die Beine und ich trete reflexartig die Bremse durch. Die Zigarette fällt mir in den Schoß und hinterlässt ein Brandloch auf meiner Jeans und ein schneidender Schmerz auf meinem Schenkel. Laut fluchend wische ich ihn zu Boden. Schnell drücke ich den Türknopf zu. Der Schweiß läuft mir aus den Poren. Ich weiß nicht, wieso ich gehalten habe. Es war mit Sicherheit nur Einbildung. Ganz bestimmt. Was hat ein Mensch hier auch mitten im Nirgendwo zu suchen? Um diese Zeit?
Langsam hebe ich die Hand, als könnten mich meine Bewegungen verraten, und stelle den Spiegel so, dass ich die Person sehen könnte, würde er keine Ausgeburt meiner Fantasie sein. Ein Gesicht sieht mich an. Beschattet ist es und nur Augenpaare sehe ich im Tristen Licht der Scheinwerfer aufleuchten. Stöhnend drehe ich mich um und sehe - nichts! Schwer atmend spähe ich hinter die Sitze. Ich weiß, jemand ist da. Es muss so sein!
Nichts. Niemand war da. „Gan -ganz ruhig... Verdammter, das kann doch nicht sein. I-ich habe sie GESEHEN!“ Mit zittrigen Fingern greife ich in das Türfach und ziehe den Flachmann zu mir. Ich muss mich beruhigen. Ich bin einfach übermüdet. Dann kommt mir ein anderer, ein erschreckender Gedanke in den Sinn, der gar nicht mal so abwegig ist. Vielleicht träume ich das alles. Bin eingeschlafen und vom Weg abgekommen. Was wäre, wenn ich gegen einen Baum gefahren bin und jetzt ohnmächtig im brennenden Wrack liege, jedweder Hilfe weit entfernt! Oder man hat mich gefunden. Vielleicht bin ich ja jetzt schon im Krankenhaus irgendeines Hinterweltler-Kaffs, wegen meiner schweren Verletzungen unter Narkose gestellt. Vielleicht. Andererseits; Das alles scheint mir viel zu real. Ich meine, allein das ich an diese Alternative denke, zeigt wie wach ich bin. Oder? Der Verschluss will sich unter meinen verschwitzten Händen nicht öffnen lassen, und ich werfe die Pulle, mehr ängstlich als zornig, in die Fußkuhle. Die Krawatte schnürt mir die Luft ab und ich versuche sie zu lockern. Es klappt nicht. Einmal mehr beweist sich mein Versagen im Krawattebinden als echtes Handikap im Alltag.
"Ich bin hier, Papa." Eine zarte, singende Stimme hallt mir ins Ohr und in den Wald hinein, der aus seinem Schlaf erwacht und zurück ruft.
Mein Herz setzt viele Sekunden lang aus, um gleich darauf explosionsartig Blut zu pumpen. Ein Mädchen, das war die Stimme eines jungen Mädchens! Ich kann es nicht glauben. Der Laut kam von draußen herein geweht. Hektisch blicke ich in alle Richtungen. Inzwischen hat sich der Regen gelegt, mehr nehme ich nicht war. Bebend packe ich den Türgriff und reiße das Auto auf. Bäume flüstern und rascheln unheilvoll, etwas tappst dicht und rasch vor meinen Füßen davon und laute Eulenrufe schallen in die nächtliche Wildnis. Der Mond scheint kaum merklich hinter einem dichten Wolkenteppich hervor. Vereinzelte Grasbüschel und Unkraut schlingen sich zäh um meine Fußknöchel als ich mich einige Schritte vom Auto entferne. Panisch lasse ich meinen Blick schweifen. Da kommt mir eine Idee. Das könnten auch illegale Einwanderer sein. Das Kind lockt Vorbeifahrende, während sich der übrige Klan in den Büschen versteckt hält, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Die alte Scheiße, wie man sie schon in vielen zweitklassigen Spielfilmen und Dokus verfolgen konnte. Dann sehe ich im roten Scheinwerferlicht meiner Heckleuchte eine Gestalt. Aus der Entfernung kann ich sie nur undeutlich erkennen. Ringsum erscheint mir der Wald, wie ein lauerndes Raubtier, das nur darauf wartet meinen Rücken zu sehen. Irgendwo da müssten die sich verkrochen haben.
Ich weiß nicht mehr was mich noch lenkt, ich weiß nur, dass meine Neugierde soeben überschattet wurde. Mein Taschenmesser habe im am Schlüsselbund befestigt und der steckt noch im Zündloch meines Coupés, drei Schritte weit fort. Wenn es ernst wird könnte ich in zwei Sekunden den Schlüssel rumdrehen und davon rauschen. Höchstens drei.
"Papa! Warum hast du das getan?" Mensch diese Stimme. Das ist doch Sophies Stimme! Aber das kann nicht sein. Meine Tochter ist im „Prime Rose“, gut hundert Kilometer weit hinter mir. Allmählich vergesse ich meine stürmischen Theorien.
"PAPA, DU MÖRDER!!!" Ich höre sie schluchzen und sehe, dass sie sich auf den Boden kauert. Das Mädchen braucht Hilfe!
"Ich ... ich bin nicht dein Papa", höre ich mich sagen. Nun, da mein Mund offen steht und ich die Sprache wieder gefunden habe, traue ich mir mehr zu.
"Hörst du, Kleines, ich bin nicht dein Vater! Aber was machst du hier? Ganz allein, mitten im Wald."
Am liebsten wäre ich zu ihr gelaufen und hätte sie getröstet. Sie in die Arme genommen und in die nächst beste Stadt gefahren. Doch die Angst hält mich zurück. Sie weint noch immer herzzerreißend und ungerührt.
"Wo ist meine Mama?! MAMA!!" Das bewegt mich gewaltig und ich renne auf sie zu. „Keine Sorge, ich bin da und helfe dir! Du musst keine Angst mehr ha … ben -“
Ich sehe diese Augen in ihrer beschatteten Gestalt aufleuchten. Nur die sehe ich.
Es sind die Augen, die ich im Rückspiegel gesehen habe. Ja, es war keine Einbildung! Kein Fantasiegebilde meiner müden, grauen Zellen. Ich war wohl soweit im Dämmerlicht, dass ich nicht bemerkte, wie sie ins Auto geschlüpft und wieder ausgebüxt ist. So muss es gewesen sein!
"Kihihihihi …" Ein kaltes, durchtriebenes Lachen durchdringt mich. Ich meine, es ist fühlbar kalt. Es ist so eisig, dass es mich schüttelt. Sie hört nicht auf zu Lachen und steigert sich in Hysterie.
Keuchend wische ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Mir wird schlecht und schwarz vor Augen. „Nein, was passiert hier?! Scheiße, ich sehe nichts mehr!“ Meine Stimme zittert. Ich kriege erneut panische Angst. Ist das eine Droge? Die verabreichen mir ´ne geruchlose Droge in Gasform! Jeden Moment erwarte ich, dass sie über mich herfallen. Mich umbringen und ausrauben. MICH UMBRINGEN!! Verzweifelt versuche ich mein Augenlicht wieder zu finden: Keine Nadel im Heuhaufen. Die Schwere der Finsternis erdrückt mich innerlich. Blind schlage ich um mich, doch niemand scheint auch nur in meine Nähe gekommen zu sein. Die warten bestimmt, bis sich die Droge vollends entfaltet hat. „WO SEIT IHR?! KOMMT HER, WENN IHR EUCH TRAUT!!“, schreie ich mich heiser.
Das Gelächter des Mädchens hört abrupt auf und augenblicklich verschwindet die Wirkung. Ich stehe noch immer an Ort und Stelle, die Scheinwerfer im Rücken. Aber das Mädchen ist verschwunden. Habe ich ihr und ihrer Sippschaft Angst einjagen können?
Ich falle wie gelähmt auf die Knie. Kalter Schweiß klebt und trieft. Ein böser Traum, mehr nicht.
Jäh fährt mir eine Hand an den Nacken und reißt mich brutal nach hinten. Eine kalte Hand, deren überlange Fingernägel sich in meinen Hals schneiden. Ein scharfer Schmerz lässt mich erbeben. Mir wird schwarz vor Augen und so spüre ich nur, wie sie ihre Wange an die meine presst. Ihre Haut fühlt sich rau und eingefallen an und doch weiß ich, dass sie kaum älter als zehn sein kann (Ihre Statur und Stimme sagen das zumindest). Stinkender Atem schlägt mir ins Gesicht. Eine andere Hand streichelt mir über die Brust. Dann fährt sie mir an den Hals und würgt mich. Die Starre setzt ein. Sterne explodieren vor meinen Augen und der Drang zu Atmen wird unerträglich. Reflexartig prügle ich um mich, schlage mit voller Wucht gegen ihre Seite und höre einige Rippen brechen. Doch anstatt sich vor Schmerzen aufzubäumen oder zusammenzubrechen hält sie mich weiter gepackt und drückt nur noch fester zu. „Wieso hast du mir wehgetan. Wieso hast du mich getötet.“ Ihre rauen Worte kamen völlig emotionslos über ihre Lippen. Ich konnte ihr Gesagtes nicht mehr zuordnen. . Irgendetwas, am Scheideweg zwischen Himmel und Erde sagt mir, Feuer würde helfen. Sie muss brennen. Ein Gedanke, wahrscheinlich aus den diversen Horrorstreifen, die ich mir leidenschaftlich gerne reinziehe. Ich habe keine Zeit über deren Glaubwürdigkeit zu philosophieren, denn ich weiß, dass ich in wenigen Sekunden ersticken werde. Ich packe krampfhaft und mit tauben Händen in meine Jeanstasche, reiße das Feuerzeug heraus und schlage den Deckel auf. Sofort lodert eine anderthalb Zentimeter hohe Flamme empor. Mit letzter Kraft drücke ich ihr das Feuer ins Gesicht, wo ich es zumindest vermutet habe, als ich noch drüber nachdenken konnte. Ein verirrter Gedanke, nicht mehr.
"AAAAAAAAARRR!!!" Ein gellender Schrei dröhnt mir in den Ohren. Der Schrei eines kleinen Mädchens. Sie lässt mich los und ich ziehe gewaltig Luft durch Nase und Mund, dass ich den Eindruck habe meine Lungen würden zerreißen. Sauerstoff durchströmt meinen Körper. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so lebendig gefühlt und zugleich näher am Abgrund, wie in diesem Moment. Was täte ich nur ohne dein Chromstück, meine kleine Sophie!
Allmählich lichtet sich mein Tunnelblick und ich drehe mich rasch um. Die Kleine winselt und hält sich das Gesicht. Dann richtet sie sich langsam auf und ich sehe ihre Züge zum ersten Mal deutlich vor mir. Eine graue, lederne, von tiefen Falten durchzogene Haut, glänzt aus schwarzen Haarstränen hervor. Ihre hervortretenden, liedlosen Augen, bestehen sichtlich nur aus schwarzen Pupillen, die in ihrer Tiefe selbst aus der nächtlichen Dunkelheit hervorstechen konnten. Kein Anzeichen einer Verbrennung lässt sich erkennen. Stattdessen sehe ich Knochen hervorschimmern. Blanker Knochen! Sie trägt ein zerschlissenes Kleid, was in einem anderen Leben vielleicht einmal recht hübsch ausgesehen hatte. Langsamen Schrittes geht sie auf mich zu, die Arme schützend angewinkelt und sie erinnert mich schmerzhaft an meine Tochter, wenn sie Mist gebaut hat. Ich muss meine Gefühle ignorieren. Ihr nur ins Gesicht sehen, das reicht schon um kein Ideal der Welt über meinen Selbsterhaltungstrieb zu stellen.
"Hilfe!" Sie fleht mich an, und mir steigen Tränen in die Augen.
Das Feuerzeug fest in der Hand, halte ich es ihr an das Kleid. Sofort tanzen Flammen auf.
"NEIN, NEEEIN, BITTE!! MAAMAAA!!!" Das Feuer umschließt sie und lässt nicht los. Sie wand und schrie sich die Seele aus dem Leib, als sie schließlich verstummte. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis das Feuer seinen Hunger gestillt hatte. Übrig bleibt ihr Skelett.

Wie versteinert stehe ich da. Ich sehe es vor meinen Füßen liegen. Der Schädel glänzt und ihr weit aufgerissener Unterkiefer spricht entsetzliches Leid. Gähnende Höhlen starren mich an. Undurchdringlich spiegeln sie das Pech der Hölle, welches, wie Tränen über das Gesicht zu fließen beginnt. Was habe ich getan? „Das kann doch alles nicht war sein!!“

Weiße Sonnenstrahlen lichten und ziehen den nächtlichen Wuchs des Waldes. Jedes noch so nichtige Glied gewinnt in seiner Farbentiefe und feinen Linienführung Geltung. Ein Anschein von Zartheit und Gebrechlichkeit liegt nun im Wesen der Wildnis. Der Keim reiner Schönheit.
Ich kann das erfrischende Plätschern eines kleinen Baches hören, ganz in meiner Nähe. Das Zirpen, Summen und Singen, und das Knistern und Rascheln der Äste und Blätter. Der Wind spielt mit meinem Haar und lässt meinen Mantel schlagen.

Polizeisirenen heulten laut auf. Dutzende Beamte durchkämmen den Wald und untersuchen den gesprungenen Asphalt.
„Wir müssen sie bitten, uns ins Präsidium zu begleiten, damit Sie Ihre Aussage machen können. Geht’s denn wieder?“
„Ja. Haben – haben Sie vielleicht etwas zu trinken?“ "Kein Problem." Die Frau gießt mir heißen Kaffee aus einer Thermoskanne ein. Zwei Pathologen (Zumindest glaube ich, dass sie es sind, so nah, wie sie sich an die Leiche trauen) diskutieren erregt über den Fund.
„Wie zum Teufel kann es sein, dass niemand ihren Leichnam bemerkt hat?“
„Diese Straße wird kaum befahren und hier in der Wildnis dauert der Verwesungsprozess nicht sonderlich lange an. Glauben Sie mir.“ Weitere schließen sich der Unterhaltung an. „Wissen wir schon wer das sein könnte? Hat man eine Vermisstenanzeige in dieser Gegend aufgestellt?“ „So weit ich weiß, wurde hier vor einem Jahr oder so ein junges Mädchen vermutet, das der eigene Vater getötet hatte. Erinnerst du dich noch an die Geschichte?“, rief meine Kaffeespenderin über mich hinweg. „Oh, ja. Ging durch alle Zeitungen. Nachdem ihr Vater sein Werk verrichtet hatte, ging er freiwillig ins Polizeipräsidium und gestand. Nach eigenen Angaben hatte er seine Frau und seine Tochter in diesen Wäldern ermordet. Wo genau sagte er natürlich nicht.“ „Ich weiß noch, wie wir uns den Arsch aufgerissen haben die zwei zu finden. Wochenlang haben wir gesucht; nichts, kann ich dir sagen. Nicht mal eine Hautschuppe, konnten wir finden.“ „Und da habt ihr einfach aufgegeben?“ Einige sahen mich mit aufgesetztem Mitgefühl an. Nur wenigen gelang es sich glaubhaft zu verkaufen. „Die Wälder hier sind riesig. Man hätte noch Monate suchen können und wäre noch immer zu keinem Ergebnis gekommen. Das Plato gänzlich zu durchkämmen ist unmöglich. Man bedenke, dass er die Leichen höchstwahrscheinlich verscharrt hatte. „Moment mal, das Kind wurde verbrannt! Und das vor wenigen Stunden. Aber das kann nicht sein!“ „Das Skelett … es ist warm!“ Sämtliche Köpfe drehten sich nun den beiden Männern zu. „Was sagen sie da?!“ Wie betäubt stehe ich in der Menge, und weiß nichts zu tun oder zu sagen. Der verrückte Gedanke, einfach abzuhauen schießt mir durch den Kopf. Glauben wird mir sowieso kein Mensch!
„Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“
Ein Mann steht hinter meinem Rücken und ich drehe mich zu ihm hin. `N Psychologe.
„Nein, können Sie nicht."
Er blickt mir verständnisvoll in die Augen.
„Versuchen Sie’s."

 

also wenn man sich hier einige "Kritiken" durchliest kriegt man ja echt Angst davor seine eigenen Geschichten zu veröffentlichen.

Überlegt doch mal, das diese Geschichte auch Zeit und Aufwand in Anspruch genommen hat, Kritik ist für mich, wenn man Verbesserungsvorschläge bringt und auf Fehler hinweist und nicht einfach nur sagt, dass die Geschichte Mist wäre.

Ich für meinen Teil, finde den Anfang der Geschichte recht gut, es ist alles sehr detailreich beschrieben.
Am Ende kapier ich die Geschichte nicht so ganz, aber das kann auch daran liegen das ich sie jetzt erst das erste Mal gelesen habe.
Aber ich finde die Geschichte total ok und spannend ist sie auch, jedenfalls am Anfang, irgendwie finde ich den Kampf ein bissel extrem, da kommt dann nicht mehr soviel Spannung auf. Aber soviel schlechte Kritik hat die Geschichte echt nicht verdient, meine Meinung! Die "Ich" Perspektive ist doch auch mal ganz schön, wird ja jetzt nicht so häufig verwendet.

Ich bitte das ihr meine Meinung respektiert, jeder hat ja bekanntlich einen anderen Geschmack.

 

Das Ende sollte ich wirklich etwas ausbauen. Viele Fragen stehen noch offen:
Wird man den Protagonisten Verhaften?
Wo ist der Leichnam der Mutter geblieben? Oder wo die zu Anfang Erwürgte?
"Der Kampf ist ein bisschen extrem", sagst du. Hast Recht. Er ist extrem. Vor allem Ihr Ende. Vielleicht sollte ich es etwas stutzen (Es ist vielleicht auch verwirrend, dass sie zu Anfang und zu Ende das hilflose Mädchen spielt, glaube ich)

Zum Schluss kann ich mich dir nur anschließen, wenn du schreibst, wie eine Kritik auszusehen hat. So in etwa habe ich es auch schnon formuliert, aber verstanden haben sie es als Verlangen meinerseits, nur Lobschreiben zu kassieren. Dann hat man den Eintrag sogar gelöscht! Naja, schluss damit.

Danke für die Kritik

Max

 
Zuletzt bearbeitet:

Hei Max,

ich möchte nicht wiederholen, was andere bereits sehr hart aber richtig über den Aufbau und die innere Logik Deiner Geschichte gesagt haben, sondern auf das einleitende Kapitel eingehen.

Ich beiße mich so an Deinem Intro fest, weil ich in den hier verwendeten Stil die größte Entwicklungsfähigkeit bei Dir sehe. Der langsame, psychologische Aufbau einer Rahmenhandlung (die Autofahrt etc.) scheint Dir nicht so viel Spaß zu machen, es wirkte auf mich etwas wie eine Pflichtübung.

Es ist vollkommen in Ordnung, im Horror reine Angst/Gewaltszenen zu bringen, ohne den Hintergrund des Geschehens zu erläutern, oder auf die Emotionen der Figuren einzugehen. Ich lese sowas sehr gern, aber damit es funktioniert, braucht es sehr große sprachliche Stilsicherheit, ein flottes Tempo – und ebenso ein bißchen Kenntnis, was im Körper dabei abläuft.

Daß die Figur Schürfwunden hat, ohne hingefallen zu sein, kann ich ja noch als Auslassung schlucken.

Und nach dem unheilvollen Geräusch ihres Fußknöchels zu schließen hatte sie ihn sich gebrochen.

Daß man sich den Knöchel gebrochen hat, merkt man vor allem daran, daß es wehtut, und nicht, daß man es krachen hört! Hier ist ein unvermittelter Wechsel aus der internen in die externe Perspektive. Starke Schmerzen reduzieren zudem radikal alle nach Außen gerichteten Sinne, d.h. das Sehen, Hören etc. wird beeinträchtigt, wenn nicht kurzzeitig ganz ausgeschaltet. Falls man es nicht selbst schon erlebt hat, kann man sowas recherchieren, z.B. bei Elaine Scarry: Der Körper im Schmerz, das erste Kapitel reicht völlig aus.

Ich als Leser steige bei diesem Punkt sofort schon mal aus - da nutzt auch das verspätete Wimmern der Verletzten nichts mehr - und muß erst wieder einen Zugang zu der Geschichte suchen. Wenn es dann so weiter geht, finde ich den im ungünstigsten Fall nicht mehr.

Das gleiche gilt für die Todesszene:

Nur wenige Sekunden dauerte ihr Ringen. Die Augen quollen ihr blutig aus den Höhlen, bevor sie röchelnd das Zeitliche segnete.

Falls sie gewürgt wird, und nicht das Genick gebrochen bekommt, geht das ein bißchen fix hier. (Damit meine ich nicht, Du solltest es länger beschreiben!). Warum sind die Augen blutig? Wenn Adern nach einiger Zeit platzen, tritt das Blut nicht heraus.
Auch wie lange jemand wie genau bei welcher Todesart zum Sterben braucht, läßt sich recherchieren. Wenn Du jetzt meinst, die Realität sei öde und tue hier nichts zur Sache, müßte man Deine detaillierte Beschreibung als reine Effekthascherei bezeichnen – was sehr schade wäre.

Für die meisten, die sich gern hier im Horror tummeln, gilt sicher auch, daß wir entsprechende Filme und Bücher genießen. Das gibt – ich nehme mich da gar nicht aus - oft eine trügerische Sicherheit, wir wüßten auch in der Realität etwas über Körperfunktionen bzw. deren Versagen. Unreflektiert eingesetzt macht das dann eine Beschreibung zwangsläufig oberflächlich und wirkt wie die Inhaltsangabe eines Films, den Du grad gesehen hast.

Reine Gewaltszenen brauchen außerdem einen schnellen, prägnanten Sprachrhythmus. Durch die unvermittelten Ausflüge in die Poetik (die auch nicht immer gelungen sind) bremst Du Dich selbst vollkommen aus. Und wenn Du einen Kontrast erreichen wolltest – Schönheit/Grausamkeit – hättest Du den Rest nicht in einer solchen Alltagssprache bringen dürfen.

Ich möchte Dir anraten, daß Du Dir für eine neue Geschichte / einfach zur Übung eine Szene nimmst, die Dich selbst interessiert, egal wie kurz sie sein mag. Bau nicht groß drumrum, sondern seziere die einzelnen Sätze nach dem Schreiben. Recherchiere über das, was Du schreibst, selbst wenn Du denkst, das sei nicht nötig. Und recherchiere bei facts, nicht bei fiction! Könnte mir vorstellen, daß Dich das auf einen guten Weg bringen könnte. ;)

Gutes Gelingen! Heippa, Katla

 

Hi Max,

Den Anfang fand ich gut. Da geht es gleich zur Sache.
Dann fällt die Geschichte leider ab. Mir sind da zu viele Selbstbetrachtungen drinnen, die Tempo raußnehmen.
Und dann ist da natürlich ein gewisses Logikproblem:
Einmal: warum bringt ein Vater sein Kind 100 Kilometer weit weg zu einer Disko?
Warum läßt er sich von ihren Freundn etwas einreden?
Warum brennt die Leiche so leicht? In der Nacht ist es doch kalt und die Leiche ist modrig?
Dazu kommt noch, dass es keinn Grnd gibt, warum er die Leiche findet. Es ist einfach Zufall.
Die Gescichte erinnert mich an ein B Movie. Das sollst du aber nicht als Kritik auffassen. Es kam eine gewisse Spannung bei mir auf, die du noch ausbauen könntest, wenn du die Geschichte weiter kürzt und überarbeitest.
Ich habe die anderen Kritiken gelesen und offensichtlich hast du schon einiges verbessert.
Der Kommentar von Joe Black ist natürlich unfaier, aber erstens: Das Feedback ist deutlich und das ist besser als kein Feedback und zweitens: Sowas muss man aushalten, wenn man ernsthaft Schriftsteller werden will.
Ich hatte selbst auch ein ähnliches Erlbnis und im Endeffekt half es mir.

Anbei noch einige Verbesserungsvorschläge im Detail:

Zuerst regt er sich auf, dass seine Tochter mit Typen zusammen ist, die nu Rauch und Alk im Hirn haben, dann nimmt er aber selber eine Zigarette.
Vermutlich meintest du, dass die dort kifften, dass müstest du dann aber klarer ausdrücken.

Ich greife in meine Hemdtasche hinein
greife in meine Hemdtasche

Inzwischen hat sich der Regen gelegt, mehr nehme ich nicht war.
;) wenn er es nicht wahr nimmt, dann brauchst du es auch nicht zu schreiben -> In der ich Perspektive wikt so etwas irritierend
"Hörst du, Kleines, ich bin nicht dein Vater! Aber was machst du hier? Ganz allein, mitten im Wald.
den letzten Teil würde ich streichen. Außerdem ist sie ja jetzt nicht mehr alleine ...
Nein, was passiert hier?! Scheiße, ich sehe nichts mehr!“ Meine Stimme zittert. Ich kriege erneut panische Angst. Ist das eine Droge? Die verabreichen mir ´ne geruchlose Droge in Gasform! Jeden Moment erwarte ich, dass sie über mich herfallen. Mich umbringen und ausrauben. MICH UMBRINGEN!!
hier und das fiel mir öfter auf, ist zu viel inneres Denken des Protagonisten im Spiel. Die ganzen Vermutungen bringen die Geschichte nicht weiter. Hier würde ich alles auf einen einzigen Satz zusammenkürzen.
Ihre rauen Worte kamen völlig emotionslos über ihre Lippen. Ich konnte ihr Gesagtes nicht mehr zuordnen. . Irgendetwas, am Scheideweg zwischen Himmel und Erde sagt mir, Feuer würde helfen.
hier ffallen 2 Sätze plötzlich in die Gegenwart.
Ein Gedanke, wahrscheinlich aus den diversen Horrorstreifen, die ich mir leidenschaftlich gerne reinziehe. Ich habe keine Zeit über deren Glaubwürdigkeit zu philosophieren, denn ich weiß, dass ich in wenigen Sekunden ersticken werde.
wieder diese inneren Monologe in höchster Not. Das paßt nicht dazu, dass sein Hirn in diesem Moment keinen Sauerstoff mehr hat und das er tot sein wid, wenn er nicht SOFORT dass Feuerzeug anmacht.
DasPlatogänzlich zu durchkämmen ist unmöglich.
Plateau
Man bedenke, dass er die Leichen höchstwahrscheinlich verscharrt hatte.
Durch das Man wirkt diese direkte Rede unglaubwürdig

Also, nochmal ran an die Geschichte und weiter überarbeiten

LG
Bernhard

PS: Für die Rechtschreibung empfehle ich den "Duden Korrektor":100 x besser als Winword Rechtschreibprüfung

 

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