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Das Vermächtnis meiner Mutter

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17.03.2005
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Das Vermächtnis meiner Mutter

Ich weiß noch, dass es sehr heiß war, in dem Sommer, in dem meine Mutter starb.
Es war schon September, aber der Himmel war jeden Tag von einem strahlenden saphirblau, und die regungslose Luft flirrte über den gelben, vertrockneten Rasenflächen und den dürren Sträuchern.
Im Zimmer meiner Mutter war es dagegen kühl und dunkel. Ich hartte stundelang in dem nach alten Büchern riechenden Raum an ihrem Bett, und die Sonnenstrahlen beobachtete, die durch die brüchigen Rolladen brachen, und in denen die vielen Staubkörnchen herumtanzten, als würden sie die Veränderung, die bald eintreffen sollte spüren.
Warum ich Tag für Tag bei ihr blieb, ist mir unklar, denn geliebt habe ich meine Mutter nie. Zu lange hatte sie mich daran gehindert ein eigenes Leben zu führen, mich an sie gebunden. Sie hatte sich im vergangenen Winter eine Lungenentzündung geholt, und der Arzt meinte, dass sie sich wohl nie wieder richtig davon erholen würde. Vielleicht saß ich da, weil ich tief in meinem Inneren doch so etwas wie Liebe für sie empfand, vielleicht, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde wenn sie gestorben war, vielleicht aber auch einfach nur so. Ich würde mich von ihr befreien.
Am Tag ihrer Beerdigung war es kühl und stürmisch, so als wäre der Sommer mit meiner Mutter gestorben. Nachdem die wenigen Trauergäste gegangen waren, stand ich noch bis zum Einbruch der Dämmerung regungslos an ihrem Grab und starrte auf die frische, dunkle Erde. Schließlich lief ich durch die vertrauten Gassen unserer kleinen Vorstadt nach Hause, ständig schossen mir wirre Gedanken durch den Kopf. Ich dachte, man müsse sich als Waisenkind anders fühlen als vorher, verlorener oder verlassener vielleicht, und fast schämte ich mich, dass es nicht so war. Ich lief an den hell erleuchteten Häusern vorbei, am Kino mit den alten roten Sesseln, an der Eisdiele und am Cafe. Als ich die vielen Menschen sah, die in Gruppen oder paarweise plauderten oder unbekümmert lachten, fühlte ich mich auf einmal sehr einsam. Plötzlicher Hass gegen meine Mutter loderte in mir auf, als ich daran dachte, was sie mir all die Jahre verwehrt hatte. Aber damit würde jetzt Schluss sein, nach dieser Nacht wäre ich frei. Ich dachte an Urlaub, Lachen, Tanzcafes und Filme mit James Dean.
Ich bemerkte, dass ich mich davor drückte nach Hause zu gehen, und beschleunigte meinen Schritt. Je eher ich es hinter michb ringen würde, desto besser. Als ich unseren Garten durch dass eiserne Tor betrat, stockte mir der Atem: Die Tür, die über die Terrasse ins Wohnzimmer führte, sah aus als wäre sie aufgebrochen worden. Ich blieb stehen und lauschte , doch außer dem Rascheln der Bäume und dem entfernten Bellen eines Hundes war nichts zu hören. Aber die Tür... War jemand hier gewesen? Wurde etwas gestohlen? Ich ging durch den Garten, stieß die Tür auf und ging entschlossen hinein.

Stille umfing mich. Ich blieb stehen bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann schlich ich mich langsam durchs Wohnzimmer. Ich zuckte erschrocken zusammen, als der Fußboden laut unter meinen Füßen knarrte. Plötzlich hörte ich Geräusche. Im Zimmer über mir war etwas. Ich hörte ein Rumpeln, und eine gedämpfte Stimme flüsterte. Wer könnte das sein? Einen Moment dachte ich daran, das Haus so schnell wie möglich zu verlassen und Hilfe zu holen, doch dann entschloss ich mich dagegen. Wenn jemand hier eingedrungen war, um den Besitz einer frisch Verstorbenen zu plündern, dann wäre er längst wieder weg wenn ich zurückkäme. Hier in der Gegend wäre das nicht das erste Mal.
Unser Grundstück lag ein paar hundert Meter außerhalb und ziemlich abgeschieden, außerdem hatte uns keiner unserer Nachbarn sonderlich gemocht.
Eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, dachte ich während ich so langsam ich konnte die Treppe in den ersten Stock schlich, ich selbst konnte meine Mutter nicht ausstehen. Zwanzig Jahre meines Lebens war ich an sie gebunden, und wieder einmal verspürte ich den Drang dieses Haus und diesen Ort so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. Im oberen Stockwerk angekommen, lauschte ich erneut, doch dieses mal war nichts mehr zu hören. Langsam ging ich ins Zimmer meiner Mutter, das über unserem Wohnzimmer lag. Von hier waren die Geräusche gekommen, ganz sicher. Die Tür war nur angelehnt, und mit angehaltenem Atem lehnte ich mich vor und spähte durch den schmalen Spalt ins Zimmer. Es war leer. Ich seufzte. Ich war mir so sicher gewesen, aber wahrscheinlich hatte ich es mir doch nur eingebildet. Schließlich betrat ich das Zimmer ganz, und wich sofort wieder entsetzt zurück, als etwas mein Bein berührte. Ich seufzte erleichtert, als ich feststellte dass es nur der alte Kater meiner Mutter war, der von ihrem Bett gesprungen und zwischen meinen Beinen hindurchgelaufen war. Jetzt blickte ich mich um. Wo sollte ich anfangen?
Ziellos begann ich, Schubladen und Schränke zu durchwühlen. Alles was mir wertvoll vorkam, oder von Bedeutung zu sein schien, Papiere, Schmuck, Bargeld, häufte ich auf dem Bett an. Nach einer Stunde hielt ich erschöpft inne. Schließlich packte ich alles in einen Rucksack und brachte es nach draußen in unser altes Auto. Meine Koffer, die ich schon am Morgen gepackt hatte, lagen auf dem Rücksitz.
Ein letztes Mal betrat ich das Haus, ging ein letztes Mal durch alle Räume. Nein, ich würde nichts vermissen. In der Küche griff ich nach den Streichhölzern, die auf ihrem angestammten Platz lagen.
Als ich aus der Einfahrt auf die Landstraße abgebogen war, stand das obere Stockwerk bereits lichterloh in Flammen.

 

Hallo alle zusammen!
Hier handelt es sich um eine Schreibübung, zu der ich bestimmte Vorgaben hatte (Ich -Perspektive, Gefühle ausdrücken, bestimmte Wörter müssen vorkommen), die gestern innerhalb von 30 Minuten in der Schule entstand. Weil ich alles überarbeiten soll und morgen abgeben muss, würde ich mich über schnelle Antworten freuen.
Besonders wichtig ist mir der zweite Abschnitt (ab da wo der/die Protagonist/in das Haus betritt).

Danke und MfG

 

Hallo,

im Grunde hat S.H. recht. Es ist schade, dass es sich hier um eine Hausaufgabe handelt, um eine mal eben geschriebene Geschichte. Ich verwendet in der Regel mehr Zeit für die Überarbeitung meiner Texte, als für das Schreiben selbst.
Andererseits ist das hier auch nicht dein erster Text und du schreibst nicht nur für die Schule, oder?
Nun, ich möchte mich ja im Kritisieren üben und dein Text ist schön kurz, also versuche ich es mal:

Zitat: "Ich weiß noch, dass es sehr heiß war, in dem Sommer, in dem meine Mutter starb."

Nach diesem Satz würde ich einen Absatz oder vieelciht auch einen Doppelpunkt machen, um deutlich zu machen, dass jetzt die Erinnerungen an diesen Sommer folgen.

Zitat: "Ich erinnere mich, dass ich stundenlang ..."

Wenn du vorher deutlich gemacht hast, dass es sich um eine Erinnerung handelt, brauchst du hier nur noch weiter beschreiben: "Stundenlag harrte ich ..."

Zitat: "denn geliebt habe ich meine Mutter nie."

Warum nicht? Was ist vorgefallen? Eine kurze Begründung wäre hier schön, statt der Erklärung mit der Krankheit.

Zitat: "Ich weiß noch, dass ich dachte, man müsse sich als Waisenkind .."
hier erinnerst du wieder, bleib beim Beschreiben der Situation, dan ist der Leser näher dran am Geschehen.

Zitat: " .. fühlte ich mich [doch] auf einmal sehr einsam."


Zitat: "was sie mir all die Jahre verwehrt hatte."

Hier deutest du wieder nur kurz an, was damals geschehen iost. WElches Problem hatten die beiden?

Zitat: "Ich bemerkte, dass ich mich davor drückte nach Hause zu gehen, und beschleunigte meinen Schritt."

Warum wird sie schneller? Gibt es einen Grund dringend nach Hause zu gehen? Ist es nciht verständlich, dass sie eben das nciht macht? Also warum geht sie doch schneller?

Zitat:" Ich blieben stehen und lauschte , doch außer dem rascheln der Bäume ..."
Korrektur: Ich blieb stehen und lauschte, aber außer dem Rascheln der Bäume.."

Zitat: " stieß die Tür auf, und ging entschlossen hinein." brauchst hier kein Komma

Zitat: "Ich blieb stehen, bis sich meine Augen .." hier auch nicht

Zitat: "Plötzlich hörte ich etwas. Im Zimmer über mir war etwas."

dreifaches etwas mit dem nachfolgenden Satz

Zitat: "Hier in der Gegend wäre das nicht das erste Mal."
Es war nciht das erste Mal, dass das haus einer frisch verstorbenen geplündert wurde? Oder einfach nur nicht der erste Einbruch.

Zitat: "Unser Grundstück lag ein paar hundert Meter außerhalb, außerdem hatte uns keiner unserer Nachbarn sonderlich gemocht."

Was möchtest du hiermit sagen, der Satz steht etwas alleine da. Möchtest du damit begründen, warum der Einbrecher ungestört ist?

Den von S.H zitierten Satz spare ich mir. Frage nur wieder, warum konnte sie ihre Mutter nicht ausstehen? Dritte Andeutung ohne Begründung.


Zitat: "Im oberen Stockwerk angekommen, lauschte ich erneut, doch dieses mal war nichts mehr zu hören."

Das erste Komma kannst du weglassen und denke mal über das Wörtchen "doch" nach. Ich mag es nicht gerne, besonders deswegen nicht, weil ich es aus meinen Texten ständig streichen muss, wenn es sich da immer wieder einschleicht. ;).


Im Grunde denke ich, dass die meisten der kritisierten Sätze deine Lehrerin nicht besonders stören werden, aber du wolltest Kritik und ich wollte es mal besonders gründlcih machen. Ich überlasse es dir, wie viel Arbeit du in deinen Aufsatz steckst.

Die Aufgabe hast du sicher erfüllt, die Gefühle des Protagonisten werden deutlich und spannend ist das Ganze auch noch. Es mangelt jediglich an einer Begründung für diese Gefühle, wie ich dir in der genauen Kritik ja bereits dreimal gesagt habe.
Vielleicht fügst du auch noch ein paar Absätze ein, dan würde sich das Ganze ncoh besser lesen lassen.

Viel Erfolg und lass uns wissen, was deine Lehrerin dazu gesagt hat.
Liebe Grüsse
Komet

P.S: Kann mir bitte mal jemand erklären wie ich das mit den Zitaten machen muss. Ich bin noch neu hier. Danke

 

Hallo!

Hallo Komet!
Vielen Dank für deine Kritik, sie hat mir sehr geholfen, ich werde die Geschichte gleich sofort überarbeiten!

 

Hi Lady,

Weil ich alles überarbeiten soll und morgen abgeben muss, würde ich mich über schnelle Antworten freuen.

Aha...wir sollen also alle Arbeit für dich übernehmen? Wenn du unsicher im Ausdruck oder in der Form wärst, könnte ich mir vorstellen, zu helfen. Aber nicht, wenn du selber zu faul bist, solche Fehler zu suchen:


Im Zimmer meiner Mutter war es dagegen kühl und dunkel. Ich hartte stundelang in dem nach alten Büchern riechenden Raum an ihrem Bett, und die Sonnenstrahlen beobachtete, die durch die brüchigen Rolladen brachen, und in denen die vielen Staubkörnchen herumtanzten, als würden sie die Veränderung, die bald eintreffen sollte spüren.

Sorry, ich glaube, da musst du selber ran...

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo LadyAvalon,

deine Änderungen sind dir gelungen.
Ein kleiner Fehler ist mir noch aufgefallen:

Je eher ich es hinter michb ringen würde, desto besser.

Hier hast du das Leerzeichen falsch gesetzt, ist aber nur eine Kleinigkeit.

Die Geschichte liest sich sehr schön flüssig und die Emotionen kommen sehr gut rüber. :-)

Ganz klar ist mir deine Begründung warum sie ihre Mutter so sehr hasst, noch nicht geworden. Es ist dir wahrscheinlich nicht so wichtig bei dieser Geschichte, aber grundsätzlcih ist das Motiv für das Handeln eines Protagonisten sehr wichtig, um ihn überzeugend darzustellen. Trotzdem ist diese Episode sehr überzeugend dargestellt und ich will nicht auf dieser offenen Frage beharren, dir dies nur als Rat für die Zukunft geben.

Trotzdem würde ich dich bitten, deine Hausaufgaben in Zukunft selber zu machen, denn das ist ja kein Hausaufgabenforum.
Ich bin selber neu hier, wäre ich das nicht, hättest du vielleicht auch von mir keine Hilfe bekommen, ich bin hilfsbereit und deine Geschichte gefällt mir.
Allerdings bleibt es eine Hausaufgabe und wie ich schon sagte, deine Lehrerin wird auf anderes achten, als die Leute hier.
Das soll dich aber nicht davon abhalten hier Geschichten reinzustellen, die du in deiner Freizeit erstellt hast.


Gruss
Komet

 

Komet schrieb:
P.S: Kann mir bitte mal jemand erklären wie ich das mit den Zitaten machen muss. Ich bin noch neu hier. Danke
Du bist schon nah dran. Beachte noch, dass jeder sog. "Tag" (also nicht nur derjenige für das Zitieren) das folgende Format haben muss:

[BEFEHL] ... [/BEFEHL]


Wenn du also in deinem obigen Beitrag das, was du zitieren wolltest, gemäß diesem Muster quasi einrahmst, verwandelt die Forensoftware den entsprechend eingerahmten Abschnitt automatisch in das gewünschte Zitier-Format um (in diesem Fall). Probier das einfach mal aus.

 

LadyAvalon schrieb:
Weil ich alles überarbeiten soll und morgen abgeben muss, würde ich mich über schnelle Antworten freuen.
@all:
Was ist denn schon dabei, LadyAvalon hat ja nur gefragt und auch gesagt, daß sie sich freuen würde, wenn sie schnelle Antwort bekäme. Wer deswegen keine Lust hat, der soll's eben bleiben lassen.

@LadyAvalon:
Hat mich angesprochen, auch, wenn ich der Ansicht bin, daß es alles ein wenig zu viel ist für den kurzen Text. Interessant fand ich, daß ich schon von Anfang an den Eindruck hatte, mich irgendwo in der US-amerikanischen Provinz zu befinden, trotz "Vorstadt". Ganz deutlich dann: das Abbrennen des Hauses. Sollte wohl besser aus Holz sein und recht isoliert stehen. Erinnert mich an "What's eating Gilbert Grape".

Vielleicht denkst Du darüber nach, einen sehr umfangreichen Text daraus zu machen. Der dann auch die Fragen befriedigend beantwortet, die der Text aufwirft, und die Komet ja auch schon angesprochen hat.

Hier noch'n paar Fehler, teilweise tastaturbedingt:

  • Ich hartte stundelang in dem nach alten Büchern riechenden Raum an ihrem Bett, und die Sonnenstrahlen beobachtete - "harrte" "stundenlang"; der Anschlußsatz stimmt nicht.
  • als würden sie die Veränderung, die bald eintreffen sollte spüren. - "sollten, spüren"
  • dass ich mich davor drückte nach Hause zu gehen - "drückte, nach"
  • es hinter michb ringen - "mich bringen"
  • dachte ich während ich - "ich, während"
  • Alles was mir wertvoll vorkam - "Alles, was"

 

bitte Schluss mit Offtopic.

@S.H. : wenn Du dazu nix schreiben magst, versteh ich das, und niemand muss - vor allem wenns so "zweckgebunden" erscheint. Wer aber helfen mag, der darf das! Was ist es anderes, wenn Lady Avalon es ihrer sprachbegabten Mutter/älteren Geschwistern o.ä. zeigen würde? Dein zweites Posting kann ich allerdings so unterschreiben. :)

 

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