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Das Waidwerk der Mutter

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27.11.2020
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Das Waidwerk der Mutter

Der Zug kam zu spät. Einem der Passagiere wurde schlecht, weswegen der Lokführer mitten in der Strecke anhalten musste. Dies hieß auch, dass es zu einer Verspätung meinerseits kam.
Seit dem Jahr 1916 war ich als Lehrerin in einem Waisenhaus tätig. Durch den Weltkrieg hatten viele Kinder ihre Eltern verloren, also entschied ich mich meine pädagogischen Fähigkeiten dort auszuüben. Wegen der Krise suchten alle verzweifelt Arbeitskräfte, weswegen ich trotz weniger Berufserfahrung aufgenommen wurde.
Zur der Zeit, war der Krieg seit zwei Jahren vorüber. Es wäre anmaßend zu meinen, dass es den Bürgern damals gut ging. Für uns im Waisenhaus hatte sich nicht viel geändert, außer dass wir immer mehr an Platzmangel litten.
Ich mochte die Arbeit, auch wenn sie verdammt anstrengend in Erinnerung blieb. Das Einzige was mich so störte, war der Weg dorthin. Das Haus lag außerhalb meiner Stadt, im angrenzenden Wald. So musste ich um sechs losfahren, wodurch es mir schwerfiel auszuschlafen.
Die Fahrt mit dem Zug dauerte mehr als eine Stunde. Als ich ausstieg fiel mir auf, dass die Bänke recht nass waren, ebenso die Bäume. Hier hatte es vor kurzem geregnet, allem Anschein nach. Ein sehr dichter Nebel bedeckte diesen Ort dazu. Sah man hier allerdings oft.
Früher fiel es mir dadurch schwer mich zu orientieren, mit der Zeit gewöhnte man sich jedoch daran.
Mich machte es nervös, dass ich gerade keine Uhr mit bei hatte. Sie lag wohl zuhause. Der Unterricht konnte vielleicht schon begonnen haben.
Im Lauf bin ich ein paar Mal in die Pfützen getreten, von denen es nach einem Regen immer viel hier gab. In meinem Kleid ist so etwas unbequem. Sportlich war ich, zugegeben, nie. Mir stieg die Wut hoch, auch wenn nicht mehr viel Ausdauer vorhanden war.
Endlich kam das Haus allmählich zum Vorschein. Es wirkte alt, doch auf eigene Art interessant. Das Gebäude fiel auf mit dieser Größe. Die schwarzen Wände wirkten irgendwie unheimlich, aber auch anziehend. Man hatte auf ihnen Muster und Porträts der Personen eingemeißelt, die dieses Waisenhaus einst gründeten. Freundlich wirkten sie nicht.
Durch den Haupteingang lief ich die Korridore hindurch zur Treppe. Diese waren lang und die Blicke der Gesichter auf den Bildern schienen mir heute auffällig.
„Sie kommen ja spät”, hörte ich unser Hausmädchen reden. „Ich habe den Kindern den Raum schon mal geöffnet”.
„Danke, Frau Wagner”, kam von mir als Antwort.
Drinnen war es wieder mal laut. Die Kinder in meiner Klasse waren im Durchschnitt acht, neun Jahre alt. Sie redeten miteinander und machten Blödsinn. Ein übliches Benehmen also.
Als sie mich sahen, wurde es ruhig.
„Guten Morgen, Frau Mayer”, begrüßten die Kleinen mich im Chor.
Während der Stunde passierte nichts Besonderes, wir machten mit denselben Aufgaben weiter, wie letztes Mal. Auffällig wirkte allerdings ein Mädchen, dass erst vor kurzem zu uns gezogen war.
Ihr Name ist Ida, sie hatte ihre Eltern ebenfalls im Krieg verloren und lebte seit daher bei ihrem großen Bruder, der Mitglied einer politischen Untergrundbewegung war. Vor nicht allzu langer Zeit wurde dieser ermordet aufgefunden. Der Täter wurde nicht gefasst, aber man ging davon aus, dass es jemand aus der Opposition sein musste.
Das Kind war sehr still und dadurch, dass sie auch für ihr Alter recht klein wirkte, leicht zu übersehen. Vom Aussehen her konnte man jedoch große Unterschiede zu den anderen erkennen. Ihr langes, bis zur Brust hängendes Haar hatte einen schwarzen Farbton, der viel dunkler schien als bei den Menschen, die in diesem Umkreis lebten. Ebenso ihre stark blasse Haut und diese großen Augenringe. Die Augenfarbe ebenso schwarz.
Sie war gerade wieder dabei, etwas zu malen. Ich näherte mich langsam, um zu sehen, was genau. Dies war in jeder Stunde der Fall. Es lag nie in ihrem Interesse am Unterricht teilzunehmen, weswegen man ihre Aufmerksamkeit wecken musste. Die Woche davor hatte ich noch ein Auge zu gedrückt, damit das Mädchen sich ruhig an das neue Umfeld gewöhnen konnte.
Der Tod des Bruders musste sie auch getroffen haben. Wunderlicherweise sah man bei ihr keine Trauer, nur pure Emotionslosigkeit. Vielleicht hatten die beiden kein gutes Verhältnis zueinander gehegt? Oder war es eine Verdrängung? Wurde sie womöglich so hart erzogen? Solche Kinder sah man ab und zu.
Ich habe schon öfters versucht den Kontakt aufzubauen, jedoch ohne Erfolg. Nach der Frage, was sie da so oft malte, wirkte ihr Gesicht ängstlich, und das auch vor den anderen.
„Ida, warum schreibst du nicht?”
Eine Antwort kam nicht. Sie packte das Bild schnellstmöglich weg und begann sich der Aufgabe zu widmen. Dabei zitterten ihre Hände, die Augen weiter aufgespreizt. Ich versuchte einen Blick auf ihr kleines Werk zu werfen, jedoch war es zu schnell verschwunden.


Die Stunde war nun vorüber. Ich wollte gerade rausgehen, um etwas Luft zu schnappen, doch vor dem Ausgang fand mich meine Kollegin auf, die mir Bescheid gab, dass mich die Direktorin sucht. Hoffentlich nicht wegen meiner Verspätung...
Ihr Büro lag in der obersten Etage, davon gab es im Gebäude vier. Auf den Treppen sah ich wieder unsere Putzfrau, welche dabei war, die Kinder zu ermahnen, die dort rannten.
Aus den Fenstern wirkte der Himmel immer noch grau, doch nun waren auch Wolken zu sehen. Es wird wohl wieder regnen.
Die Tür der Direktorin befand sich genau in der Mitte des Korridors. Diese fiel stark auf durch das besonders dunkle Holz, dass aber einem auch rötlich schien, ähnlich wie Wein. Dazu eine goldfarbene Klinke. Wenn man es mit den anderen verglich, wirkte diese viel eleganter.
Als ich eintrat, saß sie vor ihrem Schreibtisch. Meine Chefin, Frau Krause, war dabei irgendwelche Papiere zu lesen und trug wie gewöhnlich ihre alte Lesebrille, die so aussah, als würde es nur noch eine Berührung brauchen, um zu zerfallen. Die Direktorin selbst war auch nicht mehr die Jüngste.
„Ich habe eben nach ihnen rumgefragt”, sprach sie plötzlich, ohne mich anzusehen.
„Mir wurde es gerade mitgeteilt. Tut mir leid heute verspätet aufgetaucht zu sein...”
„Nicht allzu schlimm. Passiert ja sehr selten. Ich wollte nicht deswegen mit ihnen sprechen.”
„Sondern?”, fragte Ich verwundert.
„Vielleicht haben Sie es noch nicht mitgekriegt, aber einer unserer Kollegen hat letztens gekündigt. Sein Zimmer steht nun frei, also gäbe es jetzt wieder Platz. Hätten Sie Interesse einzuziehen?” - nun bekam ich den Blick von ihr.
Ich war etwas zu aufgewühlt, um gleich eine Antwort zu geben.
„Es wäre praktisch, da ihr Weg hierher so weit ist. Ebenso könnten Sie auch bei uns in der Kantine essen. Was sagen Sie dazu?”
„Bin am überlegen.” - Warum dachte ich noch nach? Das Angebot klang perfekt.
„Sie müssen bedenken, dass es demnächst zu einer Isolation des Waisenhauses kommt… Wir hatten diese Jahre Glück, dass die Grippe in unser Dorf nebenan nicht eintrat, weil dort auch kaum jemand lebt. Ebenso gab es wenige Opfer aus ihrer Stadt.” - Frau Krause stand auf und bewegte sich näher zu mir.
„Da hatten wir mit ihnen eine Ausnahme gemacht und Sie eingestellt. Nun wurden aber auch in diesen Kreisen kranke gemeldet. Wir können es nicht riskieren. Es wird eine Ausgangsperre geben”.
Ah ja, die spanische Grippe. Als ob der Krieg nicht ausgereicht hätte. Die Tode schienen nicht aufzuhören, aber an so einem Ort wie diesem, bekam man nicht viel mit von der Außenwelt. Wobei es auch Gerüchte gab, dass es sogar von der Presse verheimlicht wurde, während der Kriegszeit.
„Nun gut, ich hole mir meine Sachen und zieh hier morgen ein”.
Ich wohnte bei einer Freundin von mir. Es ergab sich nie die Gelegenheit auszuziehen, aber nun war sie verheiratet und brauchte mehr Platz. Das Angebot kam jetzt also sehr gelegen.
„Ausgezeichnet! Dann erwarte ich Sie Morgen”.
Im Grunde hätte man mich auch zwingen können einzuziehen, wenn es nicht zu einer Kündigung kommen sollte. Doch wie ich meine Chefin kannte, mochte sie so etwas nicht.
Frau Krause versuchte eher ihre Mitmenschen zu überzeugen, sodass diese das Gefühl bekamen nicht gezwungen zu sein, obwohl das trotzdem der Fall war. Die Kinder mochten sie tatsächlich.


Der nächste Morgen verlief ruhiger. Ich hatte mich den Abend davor von meiner Freundin verabschiedet. Wir beiden fanden es traurig, da wir schon einander gewöhnt waren. Nun konnte ihr Mann einziehen.
Viel Gepäck war nicht mit bei. Man musste mir das Zimmer nicht zeigen bei meiner Ankunft, da ich das Gebäude gut genug kannte.
Nach Arbeitsschluss traf ich unseren Gärtner.
„Guten Tag, Cornell”, begrüßte ich ihn.
„Hallo, sind nicht Sie die Lehrerin des Mädchens, dass letztens hier einzog? Ida war glaube ich ihr Name …"
„Ja, ist etwas passiert?”
„Nun, einer der Jungs hat sich ihr gegenüber sehr mies verhalten. So ein kleiner, blonder...auch aus Ihrer Klasse.”
„Ich denke, dass ich verstehe, wen Sie meinen.” Das konnte Ludolf gewesen sein, ein Problemschüler von uns. Er machte sich gerne über andere lustig und ging manchmal damit echt weit.
„Der Junge hat ihre Mütze geklaut und diese dann in die Pfütze geschmissen, dann trampelte er darauf noch rum."
„Wie reagierte Ida darauf?”
„Sie hatte Angst vor ihm und konnte nichts machen. Als ich auf sie zukam, rannte er schon weg.”
„Danke, ich werde das klären. Wo ist sie jetzt?”
„Immer noch im Hinterhof.”
Dieser befand sich von hier aus um die Ecke.
Malend saß Ida auf den Stufen, die zum Hintereingang führten. Selbst wirkte sie nicht irgendwie traurig wegen dem Vorfall. Die nasse Mütze lag neben ihr.
„Geht es dir gut? Mir wurde soeben erzählt was passiert ist.” Ich hatte das Gefühl, dass dieses Kind mich ignoriert, doch dann erklang ihre zitternde Stimme: „Alles so wie immer.”
„Ich werde mir den Jungen vorknöpfen, du musst keine Angst haben.”
Darauf kam keine Antwort. Sie machte mit ihren Kritzeleien weiter.
„Darf ich sehen, was du so gemalt hast?”, fragte ich vorsichtig.
Man spürte ihre Scheu, doch Ida schien sich zu bewältigen. Nun war das Heft in meinen Händen.
Ich entdeckte dort Bilder von einem Mädchen und einem Jungen.
Sie schienen miteinander zu spielen. Man sah auch andere Kinder, diese wirkten allerdings nicht so glücklich wie die beiden. Eher sogar traurig.
„Wer sind denn diese zwei hier?” Ich versuchte fröhlicher zu wirken. Das Mädchen vertraut mir wohl jetzt etwas mehr.
„Das bin ich und mein Freund.”
„Ach ja? Lebt er auch hier? Oder kennst du ihn von früher?” Mich würde es wundern, man sah sie immer allein.
„Er wohnt auch in diesem Haus, doch weiß es keiner. Er zeigt sich nicht gerne.”
„Wie heißt er denn? Ich müsste ihn schon kennen, als Lehrerin.”
„Können Sie nicht, er versteckt sich vor allen und spielt nur mit mir. Sein Name ist Reno.”
Verstehe, ein imaginärer Freund. Ida musste sich wohl sehr einsam fühlen. Aber was für ein Bild sah ich auf der letzten Seite? Die beiden waren darauf nun ängstlich. Über ihnen sah man eine große Figur, doch schwer zu erkennen.
„Was passiert hier?”
„Das hier oben, ist die Mutter von Reno. Er hat Angst vor ihr. Und ich ehrlich gesagt auch… Ein Monster, meinte er...”
In meinen Augen war hier nichts Monströses.
„Und das soll seine Mutter sein?”
Daraufhin verschloss sie sich wieder.


In meinem Zimmer war nun alles fertig. Bei mir bedurfte es Zeit, um mich daran zu gewöhnen nun hier zu leben. Draußen wütete ein Regen, wie vorhergesehen. Störend war das nicht, und so bin ich eingeschlafen.

Mitten in der Nacht weckte mich etwas. Man hörte nicht mehr wie die Regentropfen auf mein Fenster fielen. Im Raum wirkte eine sehr ruhige Atmosphäre, doch es kam mir so vor, als wäre da ein Geräusch. Was für eins, blieb vorerst unklar.
Mit der Zeit wurde es lauter. Wie lange dies dauerte, konnte ich nicht verstehen und mein Körper erstarrte.
Es war ein Summen, begleitet von einer unangenehmen Vibration. Letztendlich wurde es so laut, dass mich ein Zittern packte. Wer oder was gab so etwas von sich?
Meine Kraft verschwand. Selbst wenn ich den Mut gehabt hätte aufzustehen, um mich umzusehen, würde mich mein Organismus verraten. Der Blick von mir hing an der Wand, wie festgeklebt.
Morgens erfassten mich starke Kopfschmerzen. Wie ein Traum wirkte dieses Ereignis nicht. Sogar mein Bett fühlte sich nass an, wegen dem Schweiß. Doch mich beschäftigte die Frage, woher der Ton kam. Das Fenster blieb nachts immer zu, also war es unwahrscheinlich, dass dieses Geräusch von draußen stammt, bei dieser Lautstärke und Intensivität.
Nun, bald würde meine Arbeit beginnen. Mir machte das alles zwar zu schaffen, aber ich konnte mich nicht ablenken lassen.
Fertig für den Tag ging es nach unten zur Kantine. Alle waren wach und frühstückten.
Die Lehrerinnen haben einen eigenen Tisch, aber bevor ich mich zu ihnen setzen konnte, musste meine Klasse geprüft werden. Da die kleineren Kinder mehr dazu geneigt sind Probleme zu verursachen, stehen ihre direkt neben uns.
Sie sahen noch sehr müde aus, genau wie ich. Der Zettel, auf dem die Namen eingetragen waren, lag bereits vor mir. Zuerst war zu prüfen, ob überhaupt alle erschienen.
Nun musste ich feststellen, dass ein Schüler fehlte. Es war Ludolf, was auch nicht wunderlich war, nach dem was gestern passierte. Jedoch hatte dieser noch nie Angst gehabt sich blicken zu lassen, egal wie schlimm seine Taten waren.
Im nächsten Moment zuckte mein Körper. Unser Hausmädchen, Frau Wagner, rannte schreiend zu uns. Daraufhin stand Frau Krause auf und bewegte sich ihr entgegen.
„Warum schreien Sie so? Ist etwas passiert?”
„Ihr müsst mitkommen!” Daraufhin folgten wir ihr, gemeinsam mit den anderen. Sie war geschockt und konnte nicht richtig reden. Ich bekam dadurch Angst.
Frau Wagner führte uns zur Jungen-Toilette. Da gab es noch Hoffnung, dass sich jemand dort wieder nur einen Streich erlaubt hat. Allerdings war die Putzkraft des Hauses an so etwas gewöhnt, sie hätte deswegen nicht so eine Panik verursacht.
Wir gingen rein. Jemand machte dabei das Licht an und hustete.
Unter unseren Füssen war eine dunkle Flüssigkeit. Es schien wie Blut, vermischt mit Dreck. Solche Spuren sah man auch am Waschbecken und Spiegel. In dem nächsten Zimmer trat ein abstoßender Gestank hervor. Das Bild von dort, werde ich lange nicht vergessen können.
Ludolf lag tot auf dem Boden. Tiefe Schnittwunden waren am Bauch zu sehen. Mehr schockierte jedoch dieses tiefe Loch in der Brust. Sein Herz wurde entfernt. Die Pfütze aus seinem Blut, bedeckte einen großen Teil vom Boden des Raums. Seine Augen waren noch geöffnet, sie sahen uns direkt an.
Auf der Wand bemerkte ich plötzlich ein komisches Muster. Lauter Kreise, nebeneinander gerichtet. Aus ihnen wurden viele Linien nach oben und unten gezogen, wenn auch nicht akkurat. Der Täter musste es eilig gehabt haben. Doch wozu machte man so etwas? Dazu noch mit seinem Blut?
Frau Wagner fing an zu weinen. Mich überwältigte meine Übelkeit.


Die Direktorin gab uns allen Frei nach diesem Schock. Die Kinder wurden vorerst in ihre Zimmer geschickt, natürlich beaufsichtigt.

Unter uns lief ein Mörder herum. Dabei hatte man das Gefühl einander zu kennen und vertrauen zu können.
Wir schickten nach Hilfe. Wegen der Spanischen Grippe war es riskant jemanden von außerhalb reinzulassen, jedoch sah unsere Chefin den Notfall ein.
Die Ermittler waren nun angekommen. Sie versperrten den Tatort und untersuchten die Leiche. Ein anderer Teil dieser, befragte das Personal. Als ich dran war, kam das Gefühl der Unsicherheit. Die Blicke von ihnen durchbohrten mich.
Im Zimmer angekommen, legte ich mich gleich hin und versank in meinen Gedanken. Ohne es zu merken, überwältigte mich der Schlaf.
Diese Nacht ging es wieder los. Ich wachte auf, sehr verschwitzt. Die Ruhe machte mich wahnsinnig, komischerweise. Dann kam der erste Laut, der so verstörend war, dass ich in das Kissen biss.
Dieses Geräusch war anders als damals. Kein Summen, sondern ein scharfes Kratzen. Es kam von oben.
Ich hätte aufstehen und mich beschweren gehen sollen, fand jedoch wieder nicht den Mut. Langsam holten mich die Kopfschmerzen wieder ein.
Morgens waren sie immer noch da. Es war sehr kühl draußen, aber das half mir etwas. Im Hof standen die Ermittler, mit meinen Kollegen. Sie wirkten aufgewühlt.
Es hatte auch einen Grund. Noch ein Kind wurde ermordet, wie ich nun sah. Dieses Mal war es ein Mädchen, aus einer höheren Klasse, doch getötet auf gleiche Weise. Die Schnittwunden am Bauch und das fehlende Herz, wie bei Ludolf. Anders als bei ihm jedoch, saß ihr Körper beim Baum. Ihr Blick war auf die Erde gerichtet. Man erkannte es nicht gleich, doch da war dasselbe Bild wie gestern. Ein trauriger Anblick. Die Ermittler beobachteten mich…
Der Unterricht wurde ganz eingestellt, was allerdings nicht hieß, dass wir nichts zu tun hätten. Wir verbrachten Zeit mit den Kindern in ihren Zimmern.
Im Flur tratschten die anderen über mich. Sie meinen, ich wäre verantwortlich für diese Taten. “Es ist verdächtig, dass die Morde losgingen, seitdem die Tante da hierhergezogen ist.” Nun, man konnte es verstehen. Das würde auch erklären, warum die Ermittler mich so stark beobachten. Sie scheinen seit unserem Gespräch diesen falschen Verdacht zu haben.
Es gab noch etwas zu klären. Ich musste erfahren, wer nachts diese Laute von sich gab. Über mir war die letzte Etage des Hauses, wo die Direktorin auch ihr Büro hat. Dort angekommen klopfte ich an die Tür des Zimmers, die schon sehr alt wirkte. Nichts passierte.
Alle Arbeiter müssten um diese Uhrzeit schon bei sich sein. Anscheinend ignorierte mich jemand.
Dann sah ich plötzlich Frau Krause neben mir stehen.
„Suchen Sie etwas?”
„Ja, ich höre nachts ständig Geräusche von diesem Zimmer. Ich wollte dieses Anliegen klären.”
„Hier wohnt aber niemand. Wir nutzen diesen Raum für unseren Kram, da im Keller nicht mehr so viel Platz ist.” Diese Worte haben mich geschockt.
„Es kann jedoch sein, dass jemand wieder vergessen hat das Fenster dort zu schließen und ein Waschbär durchgeklettert ist, der Krach macht. So einen Fall hatten wir schon mal. Wir könnten gleich nachsehen.”
Sie ging in ihr Büro, um die Schlüssel zu holen. Nachdem die Tür geöffnet wurde, gingen wir rein.
Im Zimmer war es dunkel, die Lampe war kaputt. Das Licht aus dem Flur reichte aber um zu erkennen, dass dort außer Kisten, Schränken und ein paar Schulbänken nichts war. Wegen dem Staub musste ich niesen.
„Nun, hier scheint nichts zu sein. Das Fenster ist auch zu. Die Geräusche müssen wohl von wo anders herkommen, Frau Mayer.”
Dabei hätte ich schwören können, dass diese Töne hier verursacht wurden.
In dieser Nacht war es absolut sicher, denn es passierte wieder. Mich riss ein Beben aus dem Schlaf. Als würde jemand über mir die Möbel verstellen. Vielleicht hat Frau Krause sich entschieden dort aufzuräumen, nach unserem Besuch. Um diese Uhrzeit? Blödsinn.
Was mir richtige Angst einjagte, waren die Geräusche danach. Wer auch immer dort oben war, er oder sie klopfte zu mir nach unten, dabei in einem sehr langsamen Rhythmus.
„Nein, ich muss jetzt wirklich hoch und wen auch immer ich dort treffe, dazu anhalten damit aufzuhören.” Doch ich fand die Kraft nicht.

Die Nacht verging wieder sehr anstrengend. Die Kopfschmerzen waren wieder da und ich merkte im Spiegel, dass meine Augenringe immer dunkler wurden. Mit der Zeit wirkte alles herum nur noch grau. Diese Tode waren so grausam, dass man sie nicht mehr aus den Gedanken bekam. Ständig verfolgten mich diese Bilder... Es waren noch Kinder.
Dazu meine Nachtgeschichten. Irgendwer beobachtete mich, seit meiner Ankunft. Ich überlegte bereits das Waisenhaus zu verlassen, doch die Kinder brauchten mich, gerade nach solchen Vorfällen. Sie hatten leider zu viel mitbekommen. An einem Ort, der ihnen als Zuflucht dienen sollte. Einige haben sich verändert seitdem.
Die meisten im Haus schliefen noch, nicht mal die Sonne war schon aufgegangen. Ich ging runter in den Garten, um etwas zu mir zu kommen. Plötzlich kamen komische Laute aus der Hütte in dem Cornell sein Werkzeug lagert.
Näher gekommen konnte man ihn auch dort, durch den Türspalt, erkennen. Der Gärtner wirkte eigenartig, darum musste ich einfach rein.
Er stand in einer gebeugten Pose vor mir, verschwitzt. In seinen Händen hielt er den Kopf eines reglosen Mädchens. Anhand ihrer Wunden war es klar, dass sie ein weiteres Opfer ist. An der Wand dasselbe Muster, mit Blut gezeichnet. Er verkehrte mit der Leiche Oral.
Mein Schrei war so laut, dass Cornell sich erschreckte und mich mit panischem Blick ansah. Draußen waren schon einige Arbeiter rausgekommen. Diese hörten mich und rannten zu uns. Als sie es sahen, waren alle geschockt für einen Moment. Dann wurden die Männer wütend und schlugen auf ihn ein, fluchend.
Er gab schnell nach und fiel zu Boden. Sein Hosenstall war immer noch offen. Bis Hilfe kam hielten sie ihn fest und als er verhaftet wurde, mit seinem stark blutenden Gesicht, schrie er:
„Ich habe sie nicht getötet! Glaubt mir!”
„Halt ja dein Maul! Sei froh noch zu leben, Bastard! Wir haben gesehen wo dein Ding war!”, schrie einer der Männer.
Cornell...der Gärtner, den ich fast jeden Morgen begrüßt habe. Nicht zu fassen, dass er zu so etwas fähig war. Als hätte man nur eine Maske von ihm gesehen.
Heißt das, dass nun alles vorbei ist? Man konnte froh darüber sein, aber dieses arme Mädchen...
Ich kannte sie nicht persönlich, da mein Aufgabenfeld nur bei den kleinen lag. Fast volljährig war die Arme, also hätte sie das Haus bald verlassen können. Wie auch bei den Kindern hatte man ihr das Leben geraubt, dass noch nicht mal richtig begann, und dazu noch erniedrigt. Cornell soll von mir aus verrotten.


In dieser Nacht hatte ich Angst zu Bett zu gehen. Vielleicht kam es mir aber wirklich nur vor, durch diese Ereignisse?
Liegend durchflogen meine Gedanken den Kopf. Ich blickte in einem Moment zur Tür und erstarrte.
Die Tür stand ein wenig offen. Mich beobachtete ein großes Auge.
Es blinzelte überhaupt nicht und änderte seine Größe ab und zu, ähnlich einem Herz, dass pulsierte. Die meiste Zeit regte sich das Ding jedoch nicht, wie ein Blick eines Krokodils. Im Zimmer war es sehr dunkel, doch das Auge war hell. Trotz all dem, auch irgendwie menschlich, aber das konnte nicht der Fall sein.
Das Wesen machte die Tür nun ganz auf. Ich konnte nicht mehr viel erkennen, außer seinen komischen Armen. Sie bewegten sich unnatürlich und erinnerten an Tentakeln, nur mit Händen, deren Finger sich in verschiedener Richtung bewegten und ihre Länge änderten. Mir fiel auch auf, dass dieses Wesen keinen Hals hatte. Es wirkte etwas wie eine Kugel und hatte mehrere Beine, wie bei einem Insekt.
Die Bewegungen verliefen schnell, außer dem Blick, der wie Stein blieb, wäre da nicht das Pulsieren. Dazu nahmen die Augen verschiedene Größen voneinander an. Trotzdem sah ich die schwarze Figur wie in einem Nebel.
Nachdem die Finger sich hin und her gebogen haben, zeigte einer von ihnen auf mich und wurde länger, dabei schaute die Kreatur mich weiter an. Danach entfernte sie sich.
Das Wesen drehte sich mit dem Rücken zu mir, ganz langsam. Das Gesicht schwamm, über seinen Körper, zum hinteren Teil des Kopfes. So trafen sich unsere Blicke wieder. Irgendetwas sagte mir, dass ich folgen musste.
Aufgestanden und die Lampe gezündet, überwältigte mich ein Zittern, aus Angst. Im Flur wartete das Ding auf mich. Als ich näher kam sprang es auf, von Wand zu Wand. Beim Landen ertönten glitschige Geräusche, ähnlich wie bei einem nassen Frosch. Seine Augen beobachteten mich weiterhin dabei.
Wir bewegten uns nun die Treppe immer weiter runter, bis zum Keller. Dort war überhaupt nichts mehr zu sehen und keiner würde etwas mitkriegen, falls etwas passieren sollte. Will es wirklich, dass ich ihm dahin folge?
Das Wesen sprang in die Finsternis. Zu sehen waren wieder nur die Augen, bis mein Lampenlicht kam. Es war wie eine Hypnose, sonst hätte ich mich so etwas nicht getraut. Meine Atmung verschnellerte sich, dazu Herzrasen.
Nun waren wir in einem großen Raum angekommen. Die Luft war kalt und etwas feucht.
Überall stand viel Zeug rum, schmutzig von Staub und Spinnennetzen. Ratten haben sich vor mir erschreckt.
Vorne war allerdings etwas mehr Platz, dort wartete es auf mich. Als ich mich hin tastete sprang das Wesen wieder auf und blieb hängen, auf einem Hacken. Ob dieser echt war, konnte man so nicht sagen. Wie die Figur, wirkte auch dieser verschwommen.
Dabei ging eine kleine Lampe an, die gerade ausreichte, um eine Wand mit gelblichem Licht zu beleuchten. Es flackerte allerdings. Dort sah ich wieder dasselbe Zeichen, wie bei den Mordopfern.
Es veränderte seine Körperform und wirkte letztendlich wie ein großer Mantel, wenn nicht seine “Tentakel” wären.
„Was bist du?”
„Ich bin nur ein weiteres Kind...unsere Mutter wird bald kommen...”
Seine Stimme klang, als würden mehrere Personen gleichzeitig sprechen.
„Warum hast du mich hierhergeführt? Willst du mich umbringen, wie die anderen Opfer?”
„Sie wird die Herzen einfordern...als Opfergabe...und ein lebendiges Kind...”
Dann fiel es mir auf. Einer der Kreise, in diesem Bild, das hier viel akkurater gezeichnet wurde, erinnerte einen Kopf mit langen Haaren. War das seine “Mutter?”
Ich erinnerte mich plötzlich an das eine Bild von Ida und dem was sie mir erzählte. Dieses Wesen musste Reno sein.
„Du meinst doch nicht...”
„Das Kind, dass mir half...alle einzusammeln.”
„So etwas würde sie nie tun!” Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das kleine Mädchen half diese Kinder zu töten, gar etwas aus deren Körpern rauszunehmen.
„Wieso sollte Ida dir helfen wollen?”
„Der tyrannische Bruder...er starb durch meine Hand...seither...war ich an ihrer Seite...”
„Du hast sie als Instrument ausgenutzt und dich als Freund ausgegeben.”
Es antwortete nicht.
„Warum hast du mich beobachtet?”
Daraufhin ging das Licht aus. Das meiner Lampe ebenso.
Ich musste mich durch den dunklen Keller raustasten. Reno war entweder verschwunden oder wartete, bis ich in eine Falle trat.

Zu meiner Erleichterung, auch wenn ich höllische Angst hatte, blieb alles ruhig. Die restliche Nacht passierte nichts.
Am nächsten Tag war es sehr laut unter meinem Fenster. Die Uhr zeigte, dass es fast Mittag war, doch ich lag noch im Bett. Erst durch diese Geräusche bekam ich meine Augen auf.
Ein Blick durch das Fenster und meine Müdigkeit war verschwunden. Vor dem Eingang sammelte sich ein großer Haufen von Menschen.
Die Leute wirkten panisch als ich rauskam. Nicht weit von mir stand Frau Krause, völlig durcheinander.
„Was ist passiert?”
„Es wurde noch ein Kind gefunden...nicht weit von hier, im Wald.”
„Dann war der Mörder doch nicht Cornell.”
„Sie wirken nicht besonders überrascht, Frau Mayer.”
„Was soll das heißen?”
„Egal...Ida ist verschwunden.”
„Was?!”
„Zuletzt sah man, wie sie den Zug in die Stadt nahm. Laut Zeugen trug sie einen stinkenden Beutel bei sich. Und wo waren Sie heute?”
„Beschuldigen Sie mich an all dem?!”
Frau Krause sah mich bloß traurig an.
Etwas weiter vorn suchten die Kommissare etwas. Ich musste mich heimlich aus dem Staub machen, ohne aufzufallen. Wahrscheinlich ist ihr Ziel meine Person.
Wenn Reno nicht log, will er Ida opfern. In ihrem Beutel scheinen die Herzen zu sein.
Ich bewegte mich mit Abstand zum Weg, versteckt durch die Bäume, zum Zug. Warum musste sie ausgerechnet in die Stadt? Mir blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen.
Mein Herzrasen hörte nicht mal beim Einstieg auf. Bald würde man meine Abwesenheit merken und mich suchen. Es mangelte ihnen zwar an Beweisen, doch hatte ich Bedenken, dass sie mir glauben würden. Vor allem nicht die Geschichte mit Ida und dem Wesen. Also würde es auch nichts bringen, gar ein Versuch zu wagen, mit ihnen darüber zu sprechen.
Angekommen rannte ich aus dem Zug. Wie so oft waren hier viele Leute unterwegs, doch etwas war anders. Mein Herz verspürte einen komischen Druck und es begann langsam zu regnen.
Ich vernahm Bewegungen auf den Gebäuden. Das betraf nicht nur die Dächer, auch auf Wänden und hinter den Fenstern. Durch das Wetter konnte ich sie immer deutlicher erkennen. Eine ganze Horde Figuren, die so aussahen wie Reno.
Mittlerweile erschienen diese auch auf den Straßen. Außer mir sah sie jedoch niemand. Die Wesen waren sehr aufgewühlt, als würden sie sich vorbereiten auf etwas. Oder versuchen zu fliehen...
Mich bemerkte keiner von diesen Wesen und mir schien auffällig, dass einige komische Behälter trugen, oder Beutel mit Kästen. Waren da auch Herzen drinnen? Diese Gruppe von ihnen bewegte sich in eine Richtung.
So folgte ich der Masse, bis zum Zentrum der Stadt. Sie sprangen hin und her und auch durch die Menschentrauben hindurch, wodurch mir der Weg schwerfiel, da sich die Sicht verschlimmerte. In einigen Momenten sah es so aus, als müsste ich durch schwarze Löcher gehen.
Nun waren wir angekommen. Alle versammelten sich vor der Bank oder flohen davon. Auf dem riesigen Haus schien Ida zu stehen und irgendwo in die Ferne zu schauen. Ich musste unbedingt da rauf.
Drinnen machten die Arbeiter Augen, als sie mich rennen sahen. Durch die Treppe gelang ich immer weiter nach oben, bis eine Leiter zum Vorschein kam, die auf das Dach führte. In diesem Moment schien mich niemand mehr zu sehen, und so stieg ich hinauf.
Verwundert, dass die Tür nicht verschlossen war, überraschten mich, oben angelangt, diese Wesen wieder. Wie eine Meute von Insekten sprangen oder krabbelten sie auf dem Gebäude herum.
Ida stand am Rand. So bewegte ich mich langsam zu ihr, um einen Schreck zu vermeiden. Zu schreien wäre auch sinnlos, aber wenn es gelingen würde näher zu kommen...

Doch kam es nicht dazu. Etwas veränderte sich. Der Druck auf meinem Herz wurde stärker. Diese Monster wurden noch unruhiger, und schon bald war klar warum.
Vor uns erschien ein Nebel, den sie sehr hastig mieden. Dort war etwas und genau davor hatten alle Angst.
Es kam mir so vor, als würde drinnen eine Menschenmenge nach Hilfe greifen. So viele Arme waren da, aber gehörten diese nur einer Kreatur, die sie bis zur Erde ausstreckte. Sah aus wie eine große Raupe, und schwebte durch die Luft, die man wegen ihrer Bewegungen zischen hörte. Es fiel auch auf, dass dieses Ungeheuer eine große menschliche Brust besaß, wie ebenso eine Vagina. Am Kopf waren lange schwarze Haare zu sehen.
Sie griff nach den kleinen dunklen Figuren und nahm diese näher zu sich. Ihre Brust stoß dabei eine Art Muttermilch heraus, die irgendwie anziehend auf sie wirkte, gegen ihren Willen. Womöglich allein schon wegen dieses Geruchs. Man sah, dass ihre Augen sich noch weiter vergrößerten als sonst, und die Wesen still wurden nach den ersten Schlücken davon.
Dann schoben sich die Brüste auseinander und zwischen ihnen war nun ein großes Maul zu sehen, dass die kleinen Monster verschlang, mit einem Bissen. Die Kreatur verkrampfte sich und aus ihrer Vagina kamen neue Wesen heraus. Das musste Reno mit “Mutter” meinen.
Einige von ihnen öffneten nun ihre Behälter und zeigten ihre Herzen, doch reichte ihr das wohl nicht und das Ungeheuer fraß ihre “Kinder” mit den Organen zusammen. Schrecklich sich vorzustellen, was mit all den Leuten passiert ist, denen sie einst gehörten. Ob das wohl auch Kinder waren? Durch die Opfergaben konnte die Mutter nun sogar mehr Nachwuchs zeugen.
Es bewegte sich immer mehr in unsere Richtung wodurch uns der Nebel miteingeschlossen hat. Die Kreatur guckte uns jetzt direkt an, so konnte ich das Gesicht erkennen. Große Augen, mit einem Blick, der noch schrecklicher wirkte als bei Reno und den anderen. Zwei schwarze Punkte sahen uns verspannt an. Ein Mund war nicht vorhanden und die Haut kreideweiß. Mit dieser Größe könnte sie das Gebäude unter uns leicht zerstören.
Ich erinnerte mich an das Muster, dass nicht weit von den Leichen immer zu sehen war. Es musste ein Bild dieses Ungeheuers sein, kein Zweifel. Die Kreise sollten zusammen eine Raupe darstellen und die Linien ihre Arme. An einem Ende waren es die Haare.
Ida trug weiterhin die Herzen bei sich. Das Monster öffnete wieder das Maul und wollte nach dem Mädchen greifen, als sich plötzlich einer ihrer Kinder einmischte.
Es entriss ihr den Beutel und guckte sie einen Moment lang an, dann folgte ein Sprung direkt in das Maul seiner Mutter. Daraufhin beachtete die Kreatur uns nicht mehr und schwebte Richtung Himmel, wo es hinter einem Loch verschwand, dass sich dort bildete.


Wir mussten zurück in das Waisenhaus. Ida erzählte mir auf dem Rückweg, dass es Reno war, der die Opfer umgebracht hat. Um weiterhin befreundet zu bleiben und Schutz von ihm zu bekommen, sollte sie die Herzen für ihn aufbewahren.
Ida war so verblendet, dass der Vorschlag sich freiwillig als Preis für sein Leben herzugeben, nicht verkehrt vorkam, da er ihr einziger Freund war. Das war wohl der Grund, warum die Kreatur die anderen trotzdem aß. Es wollte anscheinend auch ein lebendiges Kind.
Sie erzählte auch, dass es Reno war, der sich dennoch selbst geopfert hat, um sie zu retten.
Ich brachte das Kind wieder heim. Die Morde hörten auf und der Verdacht auf mich schien vorerst erloschen zu sein.
Trotzdem wagte ich nicht, jemanden von all dem zu erzählen. Für die Zukunft blieb es weiterhin ein Geheimnis. Jedoch kommt mir manchmal das Gefühl, als würde ich diese Wesen irgendwie noch spüren. Woher kam ihre Mutter?

 

Hallo @Nicolaj Becker

ob das jetzt mit 5400 Wörtern unbedingt eine Novelle sein muss, weiß ich nicht. Gibt hier jede Menge Geschichten mit um die oder über 5000 Wörtern, die als Kurzgeschichte gekennzeichnet sind.

Was mir beim Überfliegen außerdem noch aufgefallen ist:

seit 2 Jahren
Durchschnitt 8-9 Jahre alt
Zahlen bis 12 schreibt man in literarischen Werken i.d.R. aus.

“Sie kommen ja spät.”, hörte ich
“Guten Morgen, Frau Mayer.", begrüßten
Zunächst sind das merkwürdige Anführungszeichen.
Eine korrekte Variante ist u.a.: „Wort“

Dann stimmt die Interpunktion nicht.
Korrekt ist:
„Sie kommen ja spät”, hörte ich
„Guten Morgen, Frau Mayer", begrüßten (Da ist ja am Ende wieder ein ganz anderes Anführungszeichen reingerutscht ...)

Siehe auch hier.

“Sondern?”, fragte Ich verwundert.
Hier hast du die Zeichensetzung korrekt.
Ich --> ich

ihr Name…".
Name ...“ (Und kein Punkt dahinter)
Ohne Leerzeichen nur, wenn das Wort unvollstän...

Vielleicht möchtest du den Text auf diese Hinweise mal abklappern und korrigieren.

Wünsche dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Danke für deine Tipps, korrigiere ich heute. Ob das schon ein Novelle ist, war ich mir auch nicht sicher tatsächlich. Dir ebenso einen schönen Sonntag.

Gruß
Becker

 

Hallo @Nicolaj Becker,

weswegen ich trotz weniger Berufserfahrung aufgenommen wurde.
Unter "aufgenommen werden" verstehe ich, dass man einem Kreis beitritt oder Mitglied wird. Bei einer Arbeit finde ich "angenommen werden" treffender, es sei den die Protagonistin bekommt mit ihrer Stelle im Waisenhaus eine Unterkunft oder wird Teil einer Vereinigung, die das Waisenhaus betreibt.

Mir stieg die Wut hoch, auch wenn nicht mehr viel Ausdauer vorhanden war.
Verstehe ich nicht ganz. Es klingt, als wäre sie wütend auf die Pfützen, vielleicht auf ihr Kleid oder ihre Unsportlichkeit. Das klingt mir nach einer unausgeglichenen, leicht reizbaren Person, denn es macht keinen Sinn, auf die Pfützen wütend zu sein, über die sie keine Kontrolle hat, andererseits ist sie an ihrem Kleid und der Unsportlichkeit selbst schuld.
Dann scheint der Satz zu sagen, dass sie Ausdauer braucht, um wütend zu sein. Sie hat nur wenig Ausdauer und es ist überraschend, dass sie noch wütend werden kann. Aber man braucht doch nicht sportlich sein, um Gefühle zu empfinden?
Mir erschließt sich die Aussage im Zusammenhang nicht.

Das Gebäude fiel auf mit dieser Größe.
Das Gebäude ist, sofern ich verstanden habe, das einzige im Wald, von daher braucht es nicht mehr als da zu sein, um aufzufallen. Ich habe keine Vorstellung davon, wie bzw. welche Größe noch seinen Teil dazu beitragen sollte.

Die Kinder in meiner Klasse sind im Durchschnitt acht-neun Jahre alt.
Da die Geschichte im Past geschrieben, dies keine allgemeingültige Regel und gültig über den Zeitrahmen der Erzählung ist, sollte es auch in der Vergangenheit stehen.

Das Kind ist sehr still und dadurch, dass sie auch für ihr Alter recht klein wirkt
Hier springt die Geschichte auf einmal komplett ins Präsenz und auch an anderen Stellen springt der Text in den Zeiten herum. Also Kommando zurück. Entscheide dich erstmal für eine Zeitform.

damit das Mädchen sich ruhig an dem neuen Umfeld gewöhnen konnte.
an das Umfeld

Vielleicht hegten die beiden kein gutes Verhältnis zueinander?
Der Bruder ist tot, also "haben gehegt" bei Präsenz, "hatten gehegt" bei Past.

die Augen weiter aufgespreizt
Mir wurde kürzlich "geweitete Augen" angekreidet, obwohl ich das irgendwo gelesen hatte. Aber "aufgespreizt" klingt selbst für mich schmerzhaft.

doch vor dem Ausgang fand mich meine Kollegin auf
Habe ich noch nie gehört. Meinst du "fand mich meine Kollegin" oder "griff mich meine Kollegin auf"?

dass die Grippe in unser Dorf nebenan nicht eintrat
Ich habe noch nie gehört, dass eine Krankheit "eintritt", eher dass sie "auftritt".

da wir schon einander gewohnt waren
Das klingt für mich auch seltsam, wie eine Abwandlung von "da wir schon aneinander gewöhnt waren".

"Der Junge hat ihre Mütze geklaut un diese dann in die Pfütze geschmissen"
Vor der Klasse konfrontieren und ihn dazu zwingen, sich bei Ida zu entschuldigen, wäre meine Meinung.

"Ich werde mit den Jungen vorknöpfen, du musst keine Angst haben."
Ich höre in Idas Gedanken: "Dann wird er sich dafür an mir rächen, wenn wir alleine sind."

Man spürte ihre Scheu, doch Ida schien sich zu bewältigen.
Ida bewältigte die Scheu oder Ida riss sich zusammen? Man bewältigt eine Angst, aber nicht sich selbst.

Ich entdeckte dort Bilder von enem Mädchen und einem Jungen.
Sie schienen miteinander zu spielen.
Sie sagt, es wäre ein Freund, aber ich denke dabei an ihren Bruder.

Mitten in der Nacht erweckte mich etwas.
weckte

Im Raum wirkte eine sehr ruhige Atmosphäre
Im Raum herrscht eine Atmosphäre. Atmosphäre wirkt nicht, sie ist die Wirkung.

Wie lange dies dauerte, konnte ich nicht verstehen.
Eine Zeitdauer versteht man auch nicht, sondern nimmt sie wahr oder stellt sie fest.

Als hätte man mich aus der Spanne rausgerissen. Mein Körper erstarrte.
Für mich klingt der erste Satz nach einem Aufheben der Spanne, aber keine Ahnung, was das nun im Zusammenhang mit dem zweiten heißen soll.

Selbst wenn ich den Mut hätte aufzustehen, um mich umzusehen, würde mich mein Organismus verraten.
Das sagt aus, dass der Gedanke in der Luft steht, weniger entdeckt zu werden, wenn sie aufstehen würde. Macht keinen Sinn. Außerdem klingt das verraten durch den Organismus merkwürdig. Das wären eher die Lebenszeichen als der Organismus an sich.

Der Blick von mir ging an der Wand, wie festgeklebt. Als ich meine Augen öffnete,
Im ersten Satz müssten ihre Augen schon offen sein, damit sie die Wand sehen kann. Passt nicht zusammen.

Da die kleineren Kinder mehr dazu geneigt sind Probleme zu verursachen, stehen ihre direkt neben uns.
Hier muss ich mich geistig verrenken, um zu erschließen, dass "ihre" wohl auf die Lehrereinnen aus dem Satz davor zeigt und dass die anderen Lehrerinnen jüngere Kinder betreuen, als die Protagonstin. Und dass es aus irgendeinem Grund üblich ist, dass die kleinen Kinder neben den Lehrerinnen stehen, während alle anderen Kinder an Tischen sitzen. Wie kurios.

Im nächsten Moment zuckte mein Körper. Unsere Putzfrau, Frau Wagner, rannte schreien zu uns.
Ich dachte erst, die Prota hätte einen Anfall und die Putzfrau wollte sie auffangen.

Ludolf lag tot auf dem Boden. Tiefe Schnittwunden waren am Bauch zu sehen.
Ich wette, das war Ida.
Btw.: zum "abstoßenden Gestank" kann man bestimmt etwas Genaueres sagen. Er ist ja nicht lange tot, daher kann es ja nicht nach Verwesung riechen. Also entweder riecht es nach seinem Blut, oder wenn die Schnittwunden den Darm verletzt haben, riecht es vielleicht auch nach Kot oder Erbrochenem.

Auf der Wand bemerkte ich plötzlich ein komisches Muster. Lauter Kreise, nebeneinander gerichtet.
Ah, ein Fingerzeig auf eine gewisse Person, die uns als künstlerisch begabt vorgestellt worden ist.

Anders als bei ihm jedoch, saß ihr Körper beim Baum.
Ich hatte erwartet, da die Kinder alle auf ihre Zimmer geschickt wurden, man hätte den Toten in einem Zimmer gefunden, aber nein, die Aufsicht der Lehrer war wohl sehr nachlässig.

Die Ermittler beobachteten mich[ ]...
Im Flur tratschten die anderen über mich. Sie meinen, ich wäre verantwortlich für diese Taten.
Nur wegen dem Zeitpunkt ihres Einzugs? Das wäre ja lächerlich und gerade die Ermittler sollten es besser wissen. Es wurde nur gesagt, dass die Prota einen unsicheren Eindruck gemacht hat, aber das ist ja normal, wenn jemand in der Nähe ermordet wurde und man Angst haben muss, dass man selbst als nächstes dran sein könnte.
Ich erwarte, dass sie noch andere Anhaltspunkte haben.

gerade nach solchen Inzidenten.
Das klingt, wie die nicht-wirklich-übersetzte Form des Englischen incidents. Was spricht gegen das deutsche Wort "Vorfälle"?

Plötzlich kamen komische Laute aus der Hüt[t]e
Näher angekommen konnte man ihn auch dort

"Ich habe sie nicht getötet! Glaubt mir!"
Das ist so absurd, dass ich ihm glaube, allerdings war es in dem Fall eine dumme Entscheidung, sich an der Leiche zu vergehen anstatt den Fund zu melden.

Irgendetwas sagte mir, dass ich folgen musste.
Aufgestanden und die Lampe angezündet, überwältigte mich ein Zittern, aus Angst.
Die Prota hat es nicht geschafft, in der Nacht hochzugehen, und den Geräuschen nachzugehen. Das hätte da noch ein Mensch sein können, aber sie hatte zu sehr Angst. Aber hier folgt sie der albtraumhaften Kreatur. Das finde ich sehr konstruiert.

Meine Atmung verschnellerte sich, dazu Herzrasen.
beschleunigte

Es kam mir so vor, als würde im Nebel eine Menschenmenge nach Hilfe greifen. So viele Arme waren da, aber gehörten diese nur einer Kreatur, die sie bis zur Erde ausstreckte.
Hier stecken ein paar gute Ansätze drin, aber bei "nach Hilfe greifen" denke ich an Arme, die nach oben gerichtet sind und bei "bis zur Erde ausstreckte" nach unten. Ich bekomme kein einheitliches Bild zusammen.

Mir gefällt die Grundidee der Geschichte. Da steckt Potenzial in der Abgeschiedenheit durch die Grippe, die Morde an den Kindern und den Geräuschen in der Nacht. Auch hat mich die Geschichte gut unterhalten, wie all die Hinweise nach und nach ausgebreitet wurden. Aber stilistisch braucht die Geschichte noch Zuwendung.

Viele Grüße
Jellyfish

 

Nichts gegen Belehrungen/Kritik, Mr. @Jellyfish, doch besteht der Großteil deiner Aussagen aus Meinungen zu Satzbauten, welche du ganz nach deiner Farcon wiedergibst, und somit ohne allgemein geltende Ansichten von Ästhetik, die dem Schreiber hier möglicherweise noch helfen würden. Nebenbei fußen die paar Äußerungen von dir zur Grammatikkorrektur auf falsche Mutmaßungen, bis auf den Hinweis zur Zeitform, zu dem Satz mit den "geschlossenen Augen an der Wand" und dem Satz mit dem "Erstarren aus der Spanne heraus".

Zum Beispiel ist es sehr wohl mehr als in Ordnung "dem", statt "das" bei Umfeld zu nutzen, nicht nur kontextualbezogen;
Anderswo ist "hegten" das Präteritum und "hatten gehegt" das Perfekt -Sein Satz war korrekt;
Natürlich kann die Atmosphäre wirken und somit zum Beispiel das individuelle Befinden verändern;
"einander gewohnt" sein spricht das Vorhandensein der bereits erfolgten Gewöhnung an; und und und.

Insgesamt hast du den Schreiber durch dein Zutun vergeblich verunsichert, statt ihm wirklich eine Hilfe zu sein, falls dies wahrlich deine Intention war.

Ehre wem Ehre gebührt
Donnie

 

Hallo @Nicolaj Becker,
herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Laut Profil möchtest Du an Kurzgeschichte üben, da kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es eine sehr gute Idee ist.

Die ist ja kein Veröffentlichungsportal sondern eine Textwerkstatt, wir reden also ausschließlich über die Geschichten und versuchen gemeinsam besser zu werden. Und ganz ehrlich, so ein Auseinandernehmen des Textes, in der guten Absicht, dem oder der Autorin zu helfen, kostet richtig Mühe und Zeit, da ist so eine (sicherlich ritterlich gemeinte Reaktion des/der guten @LeftyTwoGuns eher hinderlich, denn es motiviert nicht zum kommentieren.

Ich liebe lange Texte, das hat mich angelockt, dennoch werde ich mich erst einmal auf ein paar grundsätzliche Fragen beschränken. Denn Details hat Dir @Jellyfish ja schon Unmengen aufgezeigt. Und ja, es ist oft nur ihre subjektive Meinung, aber halt eine Lesermeinung, daher sollte man sie nicht so wegwischen, ganz vieles davon würde ich sofort unterschreiben.

Das Weidwerk der Mutter
Den Titel finde ich gut, ich wurde neugierig, hatte eine Ahnung, aber Du hast nicht zuviel verraten, doch, der passt.
Generell hast Du Dir da einen spannenden Ort und größtenteils auch Plot ausgedacht, aber der Erzählstil macht es unglaublich schwierig zu lesen.
Daher meine erste und absolut nicht negativ gemeinte Frage: Ist Deutsch Deinen Muttersprache? Du hast eine sehr großen Wortschatz, aber oft werden Wörter nicht im richtigen/üblichen Kontext verwendet.

Einem der Passagiere wurde schlecht, weswegen der Lokführer mitten im Weg anhalten musste. Dies hieß auch, dass es zu einer Verspätung meinerseits kommt.
Hier als Beispiel. Ein Zug hält mitten auf der Strecke, nicht auf dem Weg.

Ich mag die Arbeit, auch wenn sie verdammt anstrengend ist. Das Einzige was mich so stört, ist der Weg dorthin. Das Haus liegt außerhalb meiner Stadt, im angrenzenden Wald. So muss ich um sechs losfahren, wodurch es mir recht schwerfällt, auszuschlafen.
Hier schreibst Du im Präsens. Eigentlich habe ich diesen Absatz aber kopiert, um zu zeigen, wo Du meiner Meinung nach aus der Erzählsprache fällst. Generell ist es ja in einem extrem altmodischen und geschwätzigen Ton erzählt, was zur erzählten Zeit passt und für mich durchaus einen Reiz hat. Aber das fetrmarkiert passt für mich nicht. Es gibt viele solche Beispiele.

Die Fahrt mit dem Zug dauerte mehr als eine Stunde. Als ich ausstieg fiel mir auf, dass die Bänke recht nass waren, ebenso die Bäume. Hier hatte es vor kurzem geregnet, allem Anschein nach. Ein sehr dichter Nebel bedeckte diesen Ort dazu. Sieht man hier allerdings oft.
Früher fiel es mir dadurch schwer mich zu orientieren, mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran.
Hier ist es Präteritum. Auch wenn Du Dich für eine ausschweifende und geschätzige Erzählerin entschieden hast, würde ich noch einmal auf unnötige Füllwörter achten. Ich mache sie hie rmal fett. Einfach mal rausnehmen und dann lesen, nur so als Versuch! "Man" ist unkonkret, hält mich als Leserin auf Abstand!

Generell war mir persönlich die Geschichte oft zu Detailverliebt, dadurch waren aber wiederum Fehler zu finden. Beispieil: an dem Tag, als sie zu spät kam, geht sie direkt ins Klassenzimmer. Als sie in der Schule wohnt, muss sie die Anwesenheit der Schüler prüfen.

Also nochmal, es geht nicht um meckern oder gar verreißen des Textes. Es geht nur ums zeigen, wo man ansetzen könnte, ihn zu verbessern. Und besser geht immer! Bei jedem von uns!
Viel Spaß beim bearbeiten, ich schaue gerne nochmal vorbei
Viele Grüße
greenwitch

 

Hallo @Jellyfish,

erstmal bedanke ich mich, dass du dir die Zeit genommen hast meine Arbeit zu lesen. Ich fand auch sehr angenehm deine Vermutungen zur Geschichte zu sehen, dass war nämlich mein Ziel gewesen. Ich wollte die Leser und Leserinnen zum grübeln bringen. In diesem Werk zumindest ein Bisschen, für das Erste.

Mit manch deiner Kommentare bin ich jedoch nicht einverstanden, aber es ist okay verschiedene Meinungen zu haben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hier stecken ein paar gute Ansätze drin, aber bei "nach Hilfe greifen" denke ich an Arme, die nach oben gerichtet sind und bei "bis zur Erde ausstreckte" nach unten. Ich bekomme kein einheitliches Bild zusammen.
Da man nicht weiß, was im Nebel ist, können die Arme genauso auch von anderen Richtungen nach Hilfe greifen.
Die Prota hat es nicht geschafft, in der Nacht hochzugehen, und den Geräuschen nachzugehen. Das hätte da noch ein Mensch sein können, aber sie hatte zu sehr Angst. Aber hier folgt sie der albtraumhaften Kreatur. Das finde ich sehr konstruiert.
Ich habe da irgendwo erwähnt, dass sie in einem hypnotischen Zustand war, oder etwas ähnlichem.
Näher angekommen konnte man ihn auch dort, durch den Türspalt, erkennen.
Stimme ich dir zu. Das mit der Hütte war auch ein Fehler.
Das klingt, wie die nicht-wirklich-übersetzte Form des Englischen incidents. Was spricht gegen das deutsche Wort "Vorfälle"?
Da hast du recht. Habe es mit dem russischen Wort verwechselt.

Nur wegen dem Zeitpunkt ihres Einzugs? Das wäre ja lächerlich und gerade die Ermittler sollten es besser wissen. Es wurde nur gesagt, dass die Prota einen unsicheren Eindruck gemacht hat, aber das ist ja normal, wenn jemand in der Nähe ermordet wurde und man Angst haben muss, dass man selbst als nächstes dran sein könnte.
Ich erwarte, dass sie noch andere Anhaltspunkte haben.
Hätte ich Erfahrung im Krimi Genre, hätte ich das besser aufgebaut. Doch hier kann diese Variante noch zu treffen. Die Geschichte spielt im Anfang des 20 Jahrundert, wo es in den Gesellschaften vieler Länder mehr Vorurteile gab, als es heute der Fall ist. Die Menschen hatten noch nicht solch Kenntnisse im Bereich Kriminologie, oder anderen Fächern, die mit solchen Problemen konfrontiert werden. Ich entschied mich das auszunutzen. Ermittler können auch heute Mist bauen. Habe auch bewusst den Begriff "Polizei" nicht verwendet, weil diese erst später gegründet wurde, wenn ich mich nicht irre.

Ich hatte erwartet, da die Kinder alle auf ihre Zimmer geschickt wurden, man hätte den Toten in einem Zimmer gefunden, aber nein, die Aufsicht der Lehrer war wohl sehr nachlässig.
Lehrer sind auch nur Menschen :)

Ah, ein Fingerzeig auf eine gewisse Person, die uns als künstlerisch begabt vorgestellt worden ist.
Diese Antwort hat mich umgehauen, denn ich habe an so einem Zusammenhang nicht mal selbst gedacht, als ich mir das ausdachte. Ich finde das toll.
Ich wette, das war Ida.
Btw.: zum "abstoßenden Gestank" kann man bestimmt etwas Genaueres sagen. Er ist ja nicht lange tot, daher kann es ja nicht nach Verwesung riechen. Also entweder riecht es nach seinem Blut, oder wenn die Schnittwunden den Darm verletzt haben, riecht es vielleicht auch nach Kot oder Erbrochenem.

Die Idee mit dem Kot und dem Erbrochenem, ist nicht schlecht. Blut konnte ich nicht schreiben, da es sich wiederholt hätte.

 

@Jellyfish

Hier muss ich mich geistig verrenken, um zu erschließen, dass "ihre" wohl auf die Lehrereinnen aus dem Satz davor zeigt und dass die anderen Lehrerinnen jüngere Kinder betreuen, als die Protagonstin. Und dass es aus irgendeinem Grund üblich ist, dass die kleinen Kinder neben den Lehrerinnen stehen, während alle anderen Kinder an Tischen sitzen. Wie kurios.
Gemeint waren die Tische der Kinder. Ich musste dabei an einer der Schulen denken, die ich selbst besuchte, als ich im Ausland lebte.

Im ersten Satz müssten ihre Augen schon offen sein, damit sie die Wand sehen kann. Passt nicht zusammen.
Stimmt, ich werde das korrigieren.

Das sagt aus, dass der Gedanke in der Luft steht, weniger entdeckt zu werden, wenn sie aufstehen würde. Macht keinen Sinn. Außerdem klingt das verraten durch den Organismus merkwürdig. Das wären eher die Lebenszeichen als der Organismus an sich.
Damit wird gemeint, dass ihr Organismus sie selbst verraten würde. Also körperliches Versagen.

Für mich klingt der erste Satz nach einem Aufheben der Spanne, aber keine Ahnung, was das nun im Zusammenhang mit dem zweiten heißen soll.
Ich verändere das.

Eine Zeitdauer versteht man auch nicht, sondern nimmt sie wahr oder stellt sie fest.

Hier geht es um das Zeitgefühl. Man kann verstehen, wie lange etwas dauert, doch muss das nicht heißen, dass man richtig liegt.

Im Raum herrscht eine Atmosphäre. Atmosphäre wirkt nicht, sie ist die Wirkung.

Da bin ich einer Meinung mit @LeftyTwoGuns

weckte
Sehe ich nicht als Problem, allerdings würde deine Variante besser klingen.

Ida bewältigte die Scheu oder Ida riss sich zusammen? Man bewältigt eine Angst, aber nicht sich selbst.
Ängste sind aber in unserem Kopf. Das es ist eher eine Frage, wie man es betrachtet, allerdings habe ich so eine Formulierung (wie im Text) schon sehr oft gehört.

Ich höre in Idas Gedanken: "Dann wird er sich dafür an mir rächen, wenn wir alleine sind."
So etwas passiert leider. Damals war es auch mit dem Mobbing härter, da es kaum als Thema aufgegriffen wurde.

Das klingt für mich auch seltsam, wie eine Abwandlung von "da wir schon aneinander gewöhnt waren".
Gewohnt und gewöhnt ist das Selbe. Die erste Variante finde ich aber besser, ist subjektiv.

an das Umfeld
den Artikel "das" habe ich schon benutzt in diesem Satz.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Jellyfish

Hier springt die Geschichte auf einmal komplett ins Präsenz und auch an anderen Stellen springt der Text in den Zeiten herum. Also Kommando zurück. Entscheide dich erstmal für eine Zeitform.
Hier gebe ich dir total Recht. Die Frage mit den Zeitformen, war für mich nicht einfach. Ursprünglich wollte ich in der Form der Gegenwart schreiben, merkte aber mit der Zeit, dass das für mich nichts ist. Ich werde das korrigieren, habe wohl so einiges übersehen dabei.

Ich habe noch nie gehört, dass eine Krankheit "eintritt", eher dass sie "auftritt".
Ich schon.

Habe ich noch nie gehört. Meinst du "fand mich meine Kollegin" oder "griff mich meine Kollegin auf"?
Ich schon. Vom Wort "auffinden". Den Satz habe ich aber auch oft gelesen.

Mir wurde kürzlich "geweitete Augen" angekreidet, obwohl ich das irgendwo gelesen hatte. Aber "aufgespreizt" klingt selbst für mich schmerzhaft.
Wird aber oft verwendet.

Das Gebäude ist, sofern ich verstanden habe, das einzige im Wald, von daher braucht es nicht mehr als da zu sein, um aufzufallen. Ich habe keine Vorstellung davon, wie bzw. welche Größe noch seinen Teil dazu beitragen sollte.
Ich schon, aber das ist wohl das Problem. Das Bild davon habe ja nur ich im Kopf. Hier wäre es wohl sogar besser gewesen, wenn ich in das Detail gegangen wäre. Ich muss lernen so etwas in Zukunft besser zu beschreiben.

Das Gebäude ist schwarz, also tarnt es sich leicht im Wald. Dazu die Größe der Bäume, die ich (leider) nicht angegeben habe. Wäre das Haus kleiner, hätte man es nicht so gut bemerkt. Dann liegt es wohl noch an mir selbst. Da ich selbst lange in einem Dorf lebte, neben Wälder und Bergen, ist so etwas für mich zu gewöhnlich. Heißt, ich hätte so ein Haus auch nicht groß beachtet. Also wollte und musste ich sogar dem Waisenhaus etwas majestätisches verleihen. Deswegen diese Beschreibung.

Das klingt mir nach einer unausgeglichenen, leicht reizbaren Person
Ja, fast so wie ich xD

Verstehe ich nicht ganz. Es klingt, als wäre sie wütend auf die Pfützen, vielleicht auf ihr Kleid oder ihre Unsportlichkeit. Das klingt mir nach einer unausgeglichenen, leicht reizbaren Person, denn es macht keinen Sinn, auf die Pfützen wütend zu sein, über die sie keine Kontrolle hat, andererseits ist sie an ihrem Kleid und der Unsportlichkeit selbst schuld.
Dann scheint der Satz zu sagen, dass sie Ausdauer braucht, um wütend zu sein. Sie hat nur wenig Ausdauer und es ist überraschend, dass sie noch wütend werden kann. Aber man braucht doch nicht sportlich sein, um Gefühle zu empfinden?
Mir erschließt sich die Aussage im Zusammenhang nicht.
Das kann sich bei den Menschen unterscheiden. Ich kenne es von mir so (und von anderen auch) dass ich nicht die Kraft habe mich groß über etwas aufzuregen, wenn ich ausgepowert bzw. keine Luft mehr habe. Vor allem nach dem Training.

Unter "aufgenommen werden" verstehe ich, dass man einem Kreis beitritt oder Mitglied wird. Bei einer Arbeit finde ich "angenommen werden" treffender, es sei den die Protagonistin bekommt mit ihrer Stelle im Waisenhaus eine Unterkunft oder wird Teil einer Vereinigung, die das Waisenhaus betreibt.
Ich dachte da nicht an die Stelle, sondern eher an das Kollektiv.


Danke noch mal für deine Zeit. Mir hat es dennoch geholfen.

Gruß
Becker

 

Hallo @greenwitch

auch bei dir bedanke ich mich für deine Zeit.

Den Titel finde ich gut, ich wurde neugierig, hatte eine Ahnung, aber Du hast nicht zuviel verraten, doch, der passt.
Generell hast Du Dir da einen spannenden Ort und größtenteils auch Plot ausgedacht, aber der Erzählstil macht es unglaublich schwierig zu lesen.
Daher meine erste und absolut nicht negativ gemeinte Frage: Ist Deutsch Deinen Muttersprache? Du hast eine sehr großen Wortschatz, aber oft werden Wörter nicht im richtigen/üblichen Kontext verwendet.
Deutsch und russisch sind beides meine Muttersprachen. Habe auch lange in Russland gelebt und dort meinen Schulabschluss bekommen. Den größten Teil meines Lebens aber hier verbracht. Mir wurde hier in Deutschland auch gesagt das mein Schreibstiel irgendwie an den russischen erinnert (was nicht heißt, dass da irgendetwas falsch war), weiß aber selbst nicht, woran man dies erkennt.


Hier als Beispiel. Ein Zug hält mitten auf der Strecke, nicht auf dem Weg.
Stimme ich zu.

an dem Tag, als sie zu spät kam, geht sie direkt ins Klassenzimmer. Als sie in der Schule wohnt, muss sie die Anwesenheit der Schüler prüfen.
Da ging es nicht um die Anwesenheit am Unterricht. Gibt auch Lehrer, die sich da ganz auf die Kollegen verlassen. Gerade wegen der Verspätung, hätte sie das ausgelassen haben können. An dem Morgen ging es um die Anwesenheit im Haus, was wichtiger war.

"Man" ist unkonkret, hält mich als Leserin auf Abstand!
Wieso? Sieht man doch oft. Was hätte ich hier als Alternative nehmen sollen? Es war auch keine konkrete Gruppe damit gemeint, sondern die Personen allgemein.

Einfach mal rausnehmen und dann lesen, nur so als Versuch!
Kann man, aber das ist nicht so meins. Das würde es schon zu einfach machen. Denke das hängt auch davon ab, wo man sich selbst bewegt. Ich bin z.b ein Fan von Lovecraft. Seine Arbeiten sind noch komplizierter, aber für mich persönlich angenehmer. Was die Modernen Werke angeht, will ich auf jeden Fall nicht behaupten, dass heute nur Mist rauskommt, aber ich finde es schade, wenn ich mir etwas von einem Bücherladen besorge und dann einen sehr leichten Text vor mir habe (was nicht heißt, dass ich es nicht lesen kann)

Wie @LeftyTwoGuns meinte, hat das eher mit der Ästhetik zu tun. Das ist wirklich Geschmack Sache.

Danke für dein Kommentar. Hoffe ich habe dich jetzt nicht davor verschreckt meine nächsten Werke zu lesen.

Gruß
Becker

 

Hallo @LeftyTwoGuns,

danke für deine Ansicht. Der Lerneffekt geht in beide Richtungen, daher habe ich mir meinen Kommentar nochmal angesehen und stehe nach wie vor dahinter.

Zum Beispiel ist es sehr wohl mehr als in Ordnung "dem", statt "das" bei Umfeld zu nutzen, nicht nur kontextualbezogen;
In dem Text wurde es als "sich an das Umfeld gewöhnen" verwendet.
Gewöhnen verlangt den Akkusativ. https://www.verben.de/verben/verwendungen/gewo3hnen.htm
"Umfeld" im Akkusativ steht mit "das" https://www.duden.de/deklination/substantive/Umfeld

Anderswo ist "hegten" das Präteritum und "hatten gehegt" das Perfekt -Sein Satz war korrekt;
Grammatisch ist der Satz korrekt, bedeutet aber was anderes. So spricht man von Lebenden:
Präsens: Ich hege ein gutes Verhältnis zu meinem Bruder.
Past: Ich hegte ein gutes Verhältnis.
In der Geschichte ist der Bruder verstorben und von Verstorbenen spricht man in der Vergangenheit. Daher:
Präsens: Mein Bruder ist verstorben. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander gehegt.
Past: Mein Bruder war verstorben. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander gehegt.

Das Deutsche ist merkwürdig darin, dass man Präteritum nur zum Erzählen von Geschichten verwendet, aber nicht für aktuelles Geschehen. Beispiel: Jemand wird angerufen und sagt "Ich koche gerade. Davor habe ich ein Buch gelesen." Wenn man darüber eine Geschichte schreibt: Ich kochte. Davor hatte ich ein Buch gelesen. Aber man sagt am Telefon nicht: "Ich koche gerade. Davor las ich ein Buch." Präsens als Erzählform entspricht der mündlichen Wiedergabe von dem, was gerade passiert.
Präteritum in der Geschichte an der Stelle würde funktionieren, wenn alles andere im Präsens steht und in dem Absatz ein vergangenes Ereignis erzählt wird, in dem der Bruder noch lebt, aber in dem Kontext der Textstelle ist er tot.

"einander gewohnt" sein spricht das Vorhandensein der bereits erfolgten Gewöhnung an;
Google gibt mir für "aneinander gewöhnt" über 3 mio Einträge. Bei "einander gewohnt" will es zu "gewöhnt" korrigieren. Wenn ich weiter nachfrage, bekomme ich als Treffer höchstens "wie wir es von einander gewohnt waren".
"einander gewohnt" in der Bedeutung ist keine gebräuchliche Formulierung.

Wenn du immer noch der Ansicht bist, meine Anmerkungen wären nicht berechtigt, würden mich Belege dazu sehr interessieren.

Hallo @Nicolaj Becker,

freut mich, dass ein paar meiner Anmerkungen geholfen haben. Hier noch eine kurze Ergänzung.

Das klingt für mich auch seltsam, wie eine Abwandlung von "da wir schon aneinander gewöhnt waren".
Gewohnt und gewöhnt ist das Selbe. Die erste Variante finde ich aber besser, ist subjektiv.
"Gewöhnt" ist das Partizip von "gewöhnen". https://www.dwds.de/wb/gewöhnen
"Gewohnt" ist ein Adjektiv. https://www.dwds.de/wb/gewohnt

an das Umfeld
den Artikel "das" habe ich schon benutzt in diesem Satz.
So funktioniert Grammatik nicht. Siehe die Erklärung dazu in meiner Antwort an LeftyTwoGuns.

Viele Grüße
Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Nicolaj Becker und @Jellyfish ,

ich finde auch, die Geschichte hat spannende Ansätze und einige schöne Bilder / Szenen, ich hoffe, ich komme demnächst dazu, einen richtigen Komm zu hinterlassen. Jedenfalls finde ich es sehr beeindruckend, in einer Fremdsprache Geschichten zu schreiben.

Vielleicht hegten die beiden kein gutes Verhältnis zueinander?
Hier gehe ich einen Schritt weiter und sage, das ist sogar eine falsche Kollokation: Ich hege einen Verdacht, aber ich habe (oder pflege - das wäre aber sehr formal, ggfs. antiquiert) ein gutes Verhältnis zu / mit jemandem.

Der Grund meines Reinschneiens war allerdings: Waidwerk, mit a nicht e.
Vielleicht hast du dabei ans Ausweiden gedacht, bei dem das e korrekt ist. Abgesehen davon hat der Titel mir auch gefallen. :)

Herzlichst,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jellyfish

Google gibt mir für "aneinander gewöhnt" über 3 mio Einträge. Bei "einander gewohnt" will es zu "gewöhnt" korrigieren. Wenn ich weiter nachfrage, bekomme ich als Treffer höchstens "wie wir es von einander gewohnt waren".
"einander gewohnt" in der Bedeutung ist keine gebräuchliche Formulierung.
"Gewöhnt" ist das Partizip von "gewöhnen". https://www.dwds.de/wb/gewöhnen
"Gewohnt" ist ein Adjektiv. https://www.dwds.de/wb/gewohnt
Das ist klar, aber warum muss in diesem Satz unbedingt ein Partizip stehen? Warum darf dort kein Adjektiv sein? Das meinte ich damit.

Ich habe "gewohnt" öfters gehört und gelesen. Als ich es im Internet suchte, kam ich auf andere Ergebnisse, auch zu Links von Seiten, mit diesem Thema.

https://www.sprachschule-aktiv-muenchen.de/gewoehnt-gewohnt/

Habe aber auch gelesen das dieses Wort veraltet sein soll, kommt mir bloß nicht so vor halt.

In dem Text wurde es als "sich an das Umfeld gewöhnen" verwendet.
Gewöhnen verlangt den Akkusativ. https://www.verben.de/verben/verwendungen/gewo3hnen.htm
"Umfeld" im Akkusativ steht mit "das" https://www.duden.de/deklination/substantive/Umfeld
Habe es jetzt verstanden. Korrigiere ich.

Das Deutsche ist merkwürdig darin, dass man Präteritum nur zum Erzählen von Geschichten verwendet, aber nicht für aktuelles Geschehen. Beispiel: Jemand wird angerufen und sagt "Ich koche gerade. Davor habe ich ein Buch gelesen." Wenn man darüber eine Geschichte schreibt: Ich kochte. Davor hatte ich ein Buch gelesen. Aber man sagt am Telefon nicht: "Ich koche gerade. Davor las ich ein Buch." Präsens als Erzählform entspricht der mündlichen Wiedergabe von dem, was gerade passiert.
Präteritum in der Geschichte an der Stelle würde funktionieren, wenn alles andere im Präsens steht und in dem Absatz ein vergangenes Ereignis erzählt wird, in dem der Bruder noch lebt, aber in dem Kontext der Textstelle ist er tot.
Habe das nicht ganz verstanden. Gibt es dazu eine Regel, die ich üben könnte? Warum darf ich nur im Präsens Präteritum benutzen? Wie hätte ich es sonst schreiben sollen? Das sie kein gutes Verhältnis zu einander hatten, ist nicht aktuell, da er tot ist.


Gruß
Becker

 

Hallo @Katla

danke für das Lesen.

Jedenfalls finde ich es sehr beeindruckend, in einer Fremdsprache Geschichten zu schreiben.
Warum Fremdsprache? Ich schrieb sie gleich auf deutsch.

Hier gehe ich einen Schritt weiter und sage, das ist sogar eine falsche Kollokation: Ich hege einen Verdacht, aber ich habe (oder pflege - das wäre aber sehr formal, ggfs. antiquiert) ein gutes Verhältnis zu / mit jemandem.

Das sicherste Mittel, ein freundschaftliches Verhältnis zu hegen und zu erhalten, finde ich darin, daß man sich wechselweise mitteile, was man tut. Denn die Menschen treffen viel mehr zusammen in dem, was sie tun, als in dem, was sie denken.
Johann Wolfgang von Goethe
- https://gutezitate.com/zitat/262471


Könnte schwören, dass ich solche Sätze auch früher gehört habe, aber vielleicht ist auch das veraltet.

Der Grund meines Reinplatzens war allerdings: Waidwerk, mit a nicht e.
Vielleicht hast du dabei ans Ausweiden gedacht, bei dem das e korrekt ist. Abgesehen davon hat der Titel mir auch gefallen. :)
Danke:) ich meinte allerdings das altdeutsche Wort für "Jagd". Da kann ich mich aber auch irren, jedoch habe ich es im Netz nur so gefunden.

Danke für deine Zeit

Gruß
Becker

 

Hallo @Nicolaj Becker ,

ah, ich dachte, Deutsch wäre nicht deine Muttersprache oder zumindest nicht deine erste, hab vllt. was in deinem Komm missinterpretiert.

Na, wenn der olle Goethe das sagt ... :) Für mich klang es äußerst skurril, aber dann muss es wohl gehen.

Allerdings

ich meinte allerdings das altdeutsche Wort für "Jagd"
meine ich das ja auch: Und da komme ich dann eben mit dem Duden: Waidwerk
;) Also ist der Titel falsch geschrieben.

Dir einen guten Rutsch, herzlichst,
Katla

 

Hallo @Nicolaj Becker,

"Gewöhnt" ist das Partizip von "gewöhnen". https://www.dwds.de/wb/gewöhnen
"Gewohnt" ist ein Adjektiv. https://www.dwds.de/wb/gewohnt
Das ist klar, aber warum muss in diesem Satz unbedingt ein Partizip stehen? Warum darf dort kein Adjektiv sein? Das meinte ich damit.
Das war meine Reaktion auf deine Äußerung, es wäre dasselbe, aber es sind zwei verschiedene Wörter.
Ein Adjektiv kann durchaus an der Stelle stehen. Man kann einander grün/spinnefeind/zugetan/nah sein.
"gewohnt", wie die Beispiele in dem von dir verlinkten Artikel zeigen, ist man an etwas. Man kann frühes Aufstehen gewohnt sein. "einander" ist ein Pronomen und kein Ding. Bin ich ihm gewohnt? Ist er mir gewohnt? Sowas sagt man nicht.


Das Deutsche ist merkwürdig darin, dass man Präteritum nur zum Erzählen von Geschichten verwendet, aber nicht für aktuelles Geschehen. Beispiel: Jemand wird angerufen und sagt "Ich koche gerade. Davor habe ich ein Buch gelesen." Wenn man darüber eine Geschichte schreibt: Ich kochte. Davor hatte ich ein Buch gelesen. Aber man sagt am Telefon nicht: "Ich koche gerade. Davor las ich ein Buch." Präsens als Erzählform entspricht der mündlichen Wiedergabe von dem, was gerade passiert.
Präteritum in der Geschichte an der Stelle würde funktionieren, wenn alles andere im Präsens steht und in dem Absatz ein vergangenes Ereignis erzählt wird, in dem der Bruder noch lebt, aber in dem Kontext der Textstelle ist er tot.
Habe das nicht ganz verstanden. Gibt es dazu eine Regel, die ich üben könnte? Warum darf ich nur im Präsens Präteritum benutzen? Wie hätte ich es sonst schreiben sollen? Das sie kein gutes Verhältnis zu einander hatten, ist nicht aktuell, da er tot ist.
Ich meine, wenn man mündlich berichtet, benutzt man das Präsens und wenn man dann über die Vergangenheit spricht, das Perfekt.
https://deutsch-coach.com/das-perfekt-die-gesprochene-vergangenheit/
Dasselbe gilt für Geschichten im Präsens. Hier ein Beispiel aus Die Tribute von Panem:
"Ich könnte täglich erschossen werden, weil ich gejagt habe". Nicht: weil ich jagte.
https://www.schnupperbuch.de/9783789132186/leseprobe

Mit dem zweiten Absatz meinte ich: Man kann einen kompletten Abschnitt im Präteritum und einen anderen Abschnitt im Präsens schreiben. Beispielsweise berichtet der Hauptcharakter im Präsens, was gerade passiert und erzählt dann in einem Rückblick im Präteritum die Ereignisse, die dazu geführt haben.

Dass man "nur im Präsens Präteritum benutzen darf" habe ich nicht gemeint, eher das Gegenteil.
"Wie du es sonst hättest schreiben sollen", abgesehen davon, dass das hier Anregungen sind, kein Muss und grundsätzlich kann ich mich auch irren :) schlage ich es analog zu meinen unteren Beispielen vor:
Wenn die ganze Geschichte im Präsens steht: Vielleicht haben die beiden kein gutes Verhältnis zueinander gehegt?
Wenn die ganze Geschichte im Präteritum steht: Vielleicht hatten die beiden kein gutes Verhältnis zueinander gehegt?


Btw.: Für mich klingt "ein Verhältnis hegen" in der Zusammenstellung vollkommen in Ordnung.

Viele Grüße
Jellyfish

 

Hallo @Jellyfish

"gewohnt", wie die Beispiele in dem von dir verlinkten Artikel zeigen, ist man an etwas. Man kann frühes Aufstehen gewohnt sein. "einander" ist ein Pronomen und kein Ding. Bin ich ihm gewohnt? Ist er mir gewohnt? Sowas sagt man nicht.
Achso

Dass man "nur im Präsens Präteritum benutzen darf" habe ich nicht gemeint, eher das Gegenteil.
"Wie du es sonst hättest schreiben sollen", abgesehen davon, dass das hier Anregungen sind, kein Muss und grundsätzlich kann ich mich auch irren :) schlage ich es analog zu meinen unteren Beispielen vor:
Wenn die ganze Geschichte im Präsens steht: Vielleicht haben die beiden kein gutes Verhältnis zueinander gehegt?
Wenn die ganze Geschichte im Präteritum steht: Vielleicht hatten die beiden kein gutes Verhältnis zueinander gehegt?
Btw.: Für mich klingt "ein Verhältnis hegen" in der Zusammenstellung vollkommen in Ordnung.
Glaube, dass ich es jetzt verstanden habe.

Danke und guten Rutsch

 

Hallo @Nicolaj Becker,

grundsätzlich finde ich das Timing ganz geschickt, jetzt mit einer Geschichte vor dem Hintergrund der Spanischen Grippe zu kommen, und dann aber nicht so ein historisches Ding, sondern verpackt in die Metaphorik einer Horrorstory. Das ist ja durchaus auch eine Leistung, den richtigen Zeitpunkt erkennen.

Ich habe die Geschichte in zwei Rutschen gelesen und muss zugeben, ein bisschen den Faden verloren zu haben. Eine krimiartige, durch die Blutrünstigkeit der Morde so in den Horror lehnende Story hatte ich in Erinnerung, und als ich weiterlas, war da so ein Lovecraftsches Gottmonster, da kam ich nicht mehr ganz mit, mag aber wie gesagt an meiner Art des Lesens gelegen haben.

Atmosphäre passte für mich, die Isolation durch die äußeren Umstände, das funktioniert.

Fallstricke gibt es immer en masse, wenn du eine Geschichte zum Beispiel in einer bestimmten Zeit ansiedelst, hier also 1919, wenn ich richtig aufgepasst habe. Das eine ist die Sprache, die kann schnell unpassend wirken, weil zu modern. Das andere ist Inhalt. Gleich mal was zur Unsportlichkeit.

Wenn du das Zeiten-Problem behebst, ist denke ich ein großer Teil der formalen Arbeit getan, das zieht sich ja wirklich durch die ganze Geschichte. Ansonsten habe ich noch ein paar Kleinigkeiten rausgeschrieben.

Am Anfang kommt irgendwas mit „Du bist aber sportlich“. Das halte ich für einen Anachronismus, wie diese eine Texas-Chainsaw-Fortsetzung, die in den Neunzigern spielt und die Leute haben Smartphones. Sport als Freizeitbeschäftigung, das hat sich da glaube ich maximal entwickelt, ich bin mir aber recht sicher, dass du den Satz so noch nicht gehört hast. In den westlichen Wohlstandsgesellschaften war Übergewicht durch zu viel und schlechte Nahrung bei zu wenig Bewegung einfach noch nicht das Problem, das ging ja erst so in den Achtzigern los, zuvorderst in den USA, wo sie die Kinositze verbreitert haben. Im Kopf dürften zwischen den großen Kriegen die meisten eher noch in der Zeit festgehangen haben, als Muskeln und Sonnenbräune ein „Makel“ der unteren Klassen war, weil die Leute halt auf dem Feld geschuftet haben. Was auf den Rippen haben zeigt dagegen, dass du’s zu etwas gebracht hast und dir was leisten kannst.

Es wirkte alt, doch auf eigene Art Interessant
interessant

Die schwarzen Wände wirkten irgendwie unheimlich, aber auch anziehend.
Solche Wertungen würde ich vermeiden. Wenn die dann auch so unspezifisch. „Irgendwie unheimlich“ heißt alles und nichts beziehungsweise für jeden etwas anderes.

Sie kommen ja spät”, hörte ich unsere Putzfrau
Das Hausmädchen oder sowas. In die Zeitmaschine gesetzt und 1919 fragen, wer ist denn hier die Putzfrau, da weiß erstmal keiner, was du meinst.

im Durchschnitt acht-neun Jahre alt
acht, neun

einer politischen Untergrundbewegung war. Vor nicht allzu langer Zeit wurde dieser ermordet aufgefunden. Der Täter wurde nicht gefasst, aber man geht davon aus, dass es jemand aus der Opposition sein musste konkret?
Wenn du an solchen Stellen spezifisch wirst, dem Kind einen Namen gibst, macht das die Geschichte greifbarer. Pans Labyrinth mal als Beispiel. Ich bin dann wirklich drin in der Zeit.

dass sie auch für ihr Alter recht klein wirkt, leicht zu übersehen
Sie wirkt klein (Vieles „wirkt“ in dieser Geschichte übrigens)? Ist aber groß? Wie soll das gehen? Und leicht zu übersehen, weil sie körperlich klein ist, das fand ich ein bisschen putzig.

Sie war gerade wieder dabei etwas zu malen. Ich näherte mich langsam, um zu sehen was genau.
Sie war gerade wieder dabei, etwas zu malen. Ich näherte mich langsam, um zu sehen, was genau.

Bin am überlegen.” - Warum denke Ich noch nach? Das Angebot klingt perfekt.
„Bin am überlegen“ ist heutige Umgangssprache. Das meinte mit Fallstricken. Ich klein.

Nun gut, ich hole mir meine Sachen und zieh hier morgen ein”.
„Nun gut, ich hole meine Sachen und ziehe morgen ein.“

Sie waren noch sehr müde, genau wie ich. Der Zettel, in dem die Namen eingetragen sind, lag bereits vor mir. Zuerst war zu prüfen, ob überhaupt alle erschienen.
Sie waren noch sehr müde, genau wie ich. Der Zettel, auf dem die Namen eingetragen waren, lag bereits vor mir. Zuerst war zu prüfen, ob überhaupt alle erschienen waren.

Auf der Wand bemerkte ich plötzlich ein komisches Muster. Lauter Kreise, nebeneinander gerichtet.
Was er von dem Muster zu halten hat, würde ich hier auch dem Leser überlassen.

Bemerkte etwas
Sie watet da ja durch ein ziemliches Massaker, da ist das irgendwie ein Understatement, dass sie etwas „bemerkt“.

Dann kam der erste Laut, der so verstörend war, dass ich in das Kissen biss.
Sowohl den Satz als auch das Bild, das ich vor Augen habe, finde ich persönlich jetzt eher lustig, und als comic relief hast du’s ja sicher nicht gemeint.

Allgemein sind mir die Morde und die Reaktionen der Umgebung darauf etwas zu locker, so „passiert halt“.

aus der Hüte
Hütte?

Er verkehrte mit der Leiche Oral.
o. Die Stelle saugt Atmosphäre aus der Geschichte. Warum so eine krasse Geschmacklosigkeit? Sex und Gewalt allein bringen keine Härte, genau wie Vulgärsprache. Und für Härte ist das hier sowieso die falsche Geschichte. Fällt für mich raus, muss nicht sein.

in diesem Bild, dass hier viel
das

Wenn Reno nicht log, will er Ida opfern. In ihrem Beutel scheinen die Herzen zu sein.
Vom Tempus abgesehen, sie reimt sich das hier alles sehr schnell zusammen. Zu schnell.

Es fehlten ihnen zwar an Beweisen,
mangelte an Beweisen

ein großer Nebel
Nebel ist dicht, kühl, feucht, hüllt die ganze Straße ein, aber unter „groß“ kann ich mir nichts vorstellen.

Sah aus wie eine große Raupe,
In einer anderen Geschichte okay, dieser verkürzte Satzbau, hier passt es stilistisch nicht - zu „neu“.

wegen diesem Geruch
dieses Geruchs

dieses merkwürdigen Ungeheuers
Merkwürdig. Da kommt das Grauen echt gar nicht rüber. Wenn überhaupt auf die Kacke hauen („Welch zyklopische Abscheulichkeit!“), aber auch hier würde ich plädieren für: „dieses Ungeheuers“. Du beschreibst es ja recht genau, das reicht doch.

mussten zurück in das Waisenhaus
Die Sprache in diesem ganzen Absatz mit dem Monster, und dann „wir mussten zurück“, nach diesem Erlebnis, als wären sie irgendwo was trinken gegangen - das ist mir alles etwas zu trocken, zu analytisch für die ungeheure Situation.


Ich würde dem Waisenhaus einen Namen geben, es spielt ja eine wichtige Rolle. Ist so dieser „Das Haus ist selbst eine Figur in der Geschichte“-Effekt.


Viele Grüße und guten Rutsch
JC

 

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