Das Wiedersehen
Es war komisch für sie. Sie wusste nicht wirklich, was sie gleich erwarten würde. Dreizehn Jahre waren vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Gerade vor einer Woche hatte sie zum ersten Mal seit dieser langen Zeit mit ihm telefoniert. Seine Stimme gehört und sofort fing sie an zu weinen. Es war einfach seltsam.
Der Tag rückte immer näher. Ihr Freund war bei ihr. Ohne ihn hätte sie das nie geschafft, da war sie sich sicher. Ohne ihn hätte sie nie den Mut gehabt, ihren Vater anzurufen. Ohne ihn wäre sie jetzt nicht hier.
Der Zug kam an. Beide stiegen ein. Ihre Hände waren schweißnass. Sie fühlte ihr Herz bis zum Hals schlagen.
Eine Station musste sie nur mit dem Zug fahren, dann war sie da. Die Fahrt dauerte vielleicht fünfzehn Minuten, aber es kam ihr vor wie Stunden. Sie unterdrückte ihre Tränen. Sie wollte nicht vor allen Leuten im Zug anfangen zu weinen.
Endlich erreichte der Zug den Bahnhof. Ihre Schritte wurden so schnell, als ob sie sich auf einen Marathon vorbereiten würde. Und dann war er nicht mal pünktlich da. "Pünktlich war er schon früher nie.", erinnerte sich die junge Frau an ihren Vater und lächelte ihren Freund an.
Um ihre Nervosität zu beruhigen, rauchte sie eine Zigarette. Dann endlich näherte sich das Auto.
Als sie ihren Vater aussteigen sah, rannte sie wie von einer Tarantel gestochen auf ihn zu. Sie fing sofort an vor Freude zu weinen. Dann fielen sich die beiden in die Arme. "Du hast ganz schön zugenommen, Papa.", lächelte sie ihren Vater mit Tränen in den Augen an. "Du aber auch, mein Töchterchen!", lächelte er ebenfalls mit Tränen in den Augen zurück.
Nachdem die Tränen geflossen waren, und sich alle allmählich wieder beruhigt hatten, stiegen sie alle gemeinsam in das Auto und fuhren in den Wohnort des Vaters.
Bis sie ankamen, erzählten sie sich über ihre bisherigen Leben. Was sie beruflich machten, wie sie die Zeit erlebt hatten.
Dieses Wochenende wurde, da waren sich alle sicher, das wahrscheinlich emotionalste in ihrem Leben.