Was ist neu

Das Wiedersehen

Mitglied
Beitritt
21.09.2010
Beiträge
3

Das Wiedersehen

Es war komisch für sie. Sie wusste nicht wirklich, was sie gleich erwarten würde. Dreizehn Jahre waren vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Gerade vor einer Woche hatte sie zum ersten Mal seit dieser langen Zeit mit ihm telefoniert. Seine Stimme gehört und sofort fing sie an zu weinen. Es war einfach seltsam.
Der Tag rückte immer näher. Ihr Freund war bei ihr. Ohne ihn hätte sie das nie geschafft, da war sie sich sicher. Ohne ihn hätte sie nie den Mut gehabt, ihren Vater anzurufen. Ohne ihn wäre sie jetzt nicht hier.
Der Zug kam an. Beide stiegen ein. Ihre Hände waren schweißnass. Sie fühlte ihr Herz bis zum Hals schlagen.
Eine Station musste sie nur mit dem Zug fahren, dann war sie da. Die Fahrt dauerte vielleicht fünfzehn Minuten, aber es kam ihr vor wie Stunden. Sie unterdrückte ihre Tränen. Sie wollte nicht vor allen Leuten im Zug anfangen zu weinen.
Endlich erreichte der Zug den Bahnhof. Ihre Schritte wurden so schnell, als ob sie sich auf einen Marathon vorbereiten würde. Und dann war er nicht mal pünktlich da. "Pünktlich war er schon früher nie.", erinnerte sich die junge Frau an ihren Vater und lächelte ihren Freund an.
Um ihre Nervosität zu beruhigen, rauchte sie eine Zigarette. Dann endlich näherte sich das Auto.
Als sie ihren Vater aussteigen sah, rannte sie wie von einer Tarantel gestochen auf ihn zu. Sie fing sofort an vor Freude zu weinen. Dann fielen sich die beiden in die Arme. "Du hast ganz schön zugenommen, Papa.", lächelte sie ihren Vater mit Tränen in den Augen an. "Du aber auch, mein Töchterchen!", lächelte er ebenfalls mit Tränen in den Augen zurück.
Nachdem die Tränen geflossen waren, und sich alle allmählich wieder beruhigt hatten, stiegen sie alle gemeinsam in das Auto und fuhren in den Wohnort des Vaters.
Bis sie ankamen, erzählten sie sich über ihre bisherigen Leben. Was sie beruflich machten, wie sie die Zeit erlebt hatten.
Dieses Wochenende wurde, da waren sich alle sicher, das wahrscheinlich emotionalste in ihrem Leben.

 

Hi Vera.

Schicker Anfang und so sehr ich es der Protagonistin und ihrem Vater wünsche, der Geschichte fehlt es an Dramatik.
Anscheinend war die freundliche Begegnung nicht vorhersehbar, daher wären ein paar Hindernisse höchst Interessant.
Ein Scheitern des Wiedersehens gönne ich der Prot zwar nicht, hätte aber auch dieses lieber gelesen.
Ich fänd es schön, wenn daraus eine tiefere Geschichte werden würde. Mehr Profil, mehr Handlung, mehr Dramatik. Das ist mir persönlich zu einfach gewesen.

LG Tiltik

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Vera,

kurze Geschichten muessen intensiv sein. Ich denke Du koenntest da noch einiges nachlegen. Zum Beispiel sind "komisch" und "seltsam" keine besonders eindruecklichen Gefuehlsbeschreibungen. Die sagen eigentlich nur, dass der Erzaehler keine Worte hat, das auszudruecken, was gefuehlt wird. Auch Traenen bleiben als einziger Gefuehlsindikator blass. Und das ist ein bisschen wenig fuer den Leser. Vielleicht koenntest Du beschreiben, wie sich ihr Koerper anfuehlt, um ihre Gefuehle nachvollziebar zu machen. Moeglichst nicht mit Phrasen "ihre Knie wurden weich" "Herz schlaegt bis zum Hals", sondern auf neue Art. Was weiss ich, das Ohr am Telefonhoerer fuehlt sich ploetzlich riesig an, der Rest ihres Koerpers schrumpft dabei auf Ohrengroesse zusammen, sie spuert ihre Beine nicht mehr, was weiss ich.

Als sie ihren Vater aussteigen sah, rannte sie wie von einer Tarantel gestochen auf ihn zu.
Das ist auch so ne Phrase. Und hier passt sie doch nocht nicht einmal wirklich hin, wirkt unfreiwillig komisch. Wenn man von einer Tarantel gestochen wird, rennt man naemlich hauptsaechlich kopflos weg und nicht gezielt auf etwas zu.

Bis sie ankamen, erzählten sie sich über ihre bisherigen Leben. Was sie beruflich machten, wie sie die Zeit erlebt hatten.
Dieses Wochenende wurde, da waren sich alle sicher, das wahrscheinlich emotionalste in ihrem Leben.
Der Schluss ist sogar noch am schwaechsten. Das ist alles so vage und allgemein. Da kann ich keinen Fitzel der behaupteten Emotionalitaet spueren. Ich behaupte sogar, ein Text, in dem das Wort "emotional" vorkommt (ausser im Dialog womoeglich), kann gar nicht emotional wirken.

lg
fiz

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom