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De Bim und da Unfoi (Wienerisch)

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23.03.2005
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De Bim und da Unfoi (Wienerisch)

Bin i unlängst bei da Bim-Station gstondn. Jessas na, do hots an Bumpara
gmocht. Natirlich woar i a weng aufgschreckt und neigierig und hob
gschaut. Duat vuan, genau, wo de Bim ums Eck kumman soit, duat san zwoa
z'sommdunnat. I kennt net sog'n, wos passiert ist, wöl i woa in a Biachl
vatiaft. Und a, wonn mia des Szenario grod durch den goa laut'n Tuscha
ins Bewusstsein drängt hot, is mia des grundsätzlich wurscht, wos do
passiert is. Oba jetzt, wo i des waß, hoit i mi liaba wiada ons Biachl.

Long brauchts oba net, bis i scho de erst'n Sirenan hea. De
Zwetschk'nschleida, de do dazuagheat, is mit an Karacho an uns
vuabeibrettat - a Sani woas. I woß olladings net, warum ea so an Krawö
mocht, immahin is de Stoßn recht unbefoan und vun ana Seitn kummt eh ka
Kröwe mea vuabei. Meine Aug'n gengan mit dem Kronknwogn mit und wia ra
am Unfoi onkimmt siech i, dass hinter deara Havarie scho mei Bim steht.
So a Dreck, z'Fuaß geh is bei dea Distanz net drin, jetzt muaß i woatn.
Ah, und do kummt jo scho des, worauf i woat: A Botz'n Lkw schiaßt an uns
vuabei, a Blauliacht hot a a, oba außa dem lauteren Motor is a dezenta
untawegs wia sei Vuagänga. De Feiawea is's. Und desmoi konn i mi'm Blick
net foign, wö kleim dahinta kummt a scho da easte Kibara. Ea hot a vü
schmuckeres Auto - an schenan Ford - und lahn a uadantlich im Gas. De
Sirenan geht eam olladings ah net so wia beim Sani. Wäarend da Foara vom
Ford in de Bremsn happt foit ma auf, dass de Bim-Station doch recht voi
wurd'n is. So sicha olladings, dass de Leit olle auf'm D-Wogn woatn, bin
i mia oba net. Do stengans, de oidn Schastrummen, de feinen Damen da
Stodt, und köbben: "Schaut's eng des on..." und i denk ma no, wö mia in
dem Moment mei Großmuata eifoid, dass, egal wos kummt end't mit "Wia hom
jo nix g'hobt frira!" Und long hob i net woatn miaßn. Soboid de Oidn
aufhuastn kummt des imma. De gonz Oidn hängan gean no amoi on "Unter'm
Hitla hätt's des net geb'm!" Schau on, wia's motzn: D'Leit san jo ollewö
so hektisch und kennan übahaupt net aufpass'n. Kontrollian tuat's jo ah
kana mea. Ois wiad schlimma. Lauta Stuss hoit, wos oide Leit, de wos auf
se hoitn, so red'n.

Do steht a a klans Mensch mit ihra Muada. Se lahnt se gonz neigierig
vire, damit's a an guad'n Blick eahaschn konn. I red natialich von da
Muada, wö des Madl is vü mea an de vün Blauliachta intressiat. Des gibts
jo net! Jetzt bin i eh scho so miad, donn noch a so a Unfoi und de Leit
gengan mia a aufm Homma. Na, mia reichts, i geh jetzt z'Fuaß. Oda do
net? Na, i woat no a Wöl, vielleicht hob i jo Glick. I man, an'n Wickl
mit da Oidn wea i nimma auskumman, des is kloa. Oiso wat i no a poa
Minutal. Seng tua i leida nix von dem, wos vuan passiert. Najo, a weng,
es diafat net so schlimm gwesn sein. Dea Feiawea-Wogn is scho dabei, de
Vehikl vun da Stroßn zan raman. Seit's gscheppat hot san jetzt zwanzg
Minutn vargongan und i muaß mi imma no äagan, dass de Leit so bled san
und des a no so offn zagn. Und wia long dauert des no mit da Stroßnbohn?
Do woat i jo liaba aufm Eisstoß. Kam hob i des featigdocht, hot se auf
amoi de Bim in Bewegung gsetzt. Guat, des wa a wengal zu voaölig. Oba de
ane loss i foan, wö zwischen de Leit, de si bei da Station varsommet
hom, wü i in kan engan Raum eigspeat sei. I glaub de dritte hob i donn
gnumman. Wia i duat drinnan sitz und in meim Biachl les kummt ma auf
amoi a bleda Gedonke: I hob mi jetzt so vü üba'd Leit gäagat, dass ma
entgongan is, dass i daham woascheinlich genau's gleiche darzön wead wia
de ondan. I man, i weas sicha eawähnan und mei Frau wiad sicha frogn,
wos gwesn is. Und donn wiad ia de gleiche Gschicht auftischt wia den
Monnan von de oidn Weiba und dem Vota von dem oan Kind. Nur olle wean
des daham mit ana gewiss'n Begeisterung weitatrotschn, nua i wead sogn:
"Jessas, des woa a Drama!" Oiso, wea is jetz eigentlich da Gscheitare? I
moan i! Oba wea is da Glicklichare? Se!

A Wohnsinn, wonn i ma denk, dass i eigentlich bei meim Denkn nua an
Schritt weitagongan bin und me söbst in an unkomfortablen Zuastond
varsetzt hob damit? S is ois a weng a Schas. Najo, liaba deppat leb'm
ois unglicklich steam. Des nexte moi gaff i a!

 

Okay, das ist sicher keine weltbewegende Story, aber ich wollt einmal probieren wie das ist, wenn man eine nicht-hochdeutsche Sprache schriftlich anwendet ;)

 

hi le philipp und herzlich willkommen. :)

ois ollaerschts glei a Mundartgschicht, na do schaug hea ... guat beobocht auf jädn Foe, desselbe, wos Dei Protagonist zum Schluss draafkimmt hob ich aa denkt, er is kaum ondas ois wia de, dea do beschreibt. Dassa s nexte Moi aa gaffa werd, is a Grinsa. ;)
Ein Lob besonders, wie sauber Du den Dialekt durchgehalten hast, wirkt lebendig! Mir is des ja schon nach a por Zeilen vui zu anstrengend ...

schöne Grüße
Anne

 

Hi Maus und danke für die Lorbeeren ;)
Offen gesagt hab ich es auch nicht ganz durchgehalten, hehehe, ich hab die Geschichte von der ursprünglichen Fassund deutlich reduziert. Darum ist das Ende auch ein wenig verwirren (ganz zu schweigen von den kleinen Schreibfehlern im Text) aber das ist inhaltlich wirklich was, das mich an Menschen furchtbar aufregt. Eigentlich sollte noch vorkommen, wie die riesige Menschenmenge verzweifelt versucht, in die erste Straßenbahn einzusteigen, und so die Türen blockiert und nicht merkt, dass sie mit der nächsten Tramway nur eine Minute langsamer wären. Das war eigentlich meine ursprüngliche Inspiration.

Schon mal gesehen, wie Fahrgäste aus den Türen hängen und sich vergeblich an den Haltegriffen festklammern, um nicht hinauszufallen? Es gibt viele Leute die evolutionstechnisch beweisen können, dass der Mensch vom Affen abstammt, aber so ein Bild, wie ich es grade eben geschildert habe, zeigt, dass der Mensch im Grunde seines Herzens ein Affe ist. Nicht nur die in der Masse verlorengegangene Intelligenz, sondern sogar das Benehmen. Hätten diese Leute ein rotes langes Fell gehabt anstatt einer Kleidung, sie wären von Orang Utans im Tiergarten nicht zu unterscheiden gewesen.

Nur mit diesen Erkenntnissen fühle ich mich nicht besonders wohl, wie der Protagonist in meinem Stück auch betont. Ich würde oft lieber aus der Straßenbahn hängen und mich wundern, warum die Türen nicht zugehen, als draußen stehen zu müssen und mir zu denken, wie dämlich alle anderen bloß sind.

Puh, so viel wollt ich eigentlich jetzt nicht schreiben *ggg* sollt lieber mal die Fehler ausbessern.
lG an alle Leser ;)
Philipp

 

Seavas Philipp!

Ealichgsogt is des a ziemlich fade Gschicht, die Du do schüdast. Des is zwoa bei Mundartgschichtn oft so, oba daunn legt da Autor meistens vüü Weat auf die Sproch söwa, des mocht daunn den eigentlichn Reiz von soiche Gschichtn aus. Oba des is bei Deina Gschicht a nua so hoibat. Stönweis heat sa si bayrisch au, amoi woas kärntnarisch oda tirolarisch, wos-waß-i, Werbedeitsch („A Wohnsinn“) – von übaroi a bissl wos hoit.
Oba ois Beitrog zum multikulturellen Österreich kau ma´s daunn a wida net se´n, weu dafia san wieda zweng ausländische Ausdrück drin…:lol:

Maunche Wöata host so vafremdet, daß i erst hob rätseln miaßn, wie bei »köbben« zum Beispü (kennt a weda da Peter Wehle in „Sprechen Sie Wienerisch?“ oder „Die Wiener Gaunersprache“, no des Wöatabuach). Oba mia is eh kloa, daß´d „kepp(e)ln“ g´mant host.
A bissl zweng wiaklich typisch wienerische Stön san hoit drin, find i, Wöata wia z.B. „hudln“, oda stott „z'Fuaß geh is bei dea Distanz net drin“ gingat doch afoch „des wa´a gscheida Hatscha“. Vielleicht find´st jo no a poa so Stön, die ma no wienarischa mochn kennt´.

Tschau,
Susi :)

 

Hi Häferl!
Inhaltlich: Geb ich dir recht, wie ich ja auch selbst schon geschrieben hab.
Sprachlich: Ich glaub nicht, dass es sowas wie eine reine Wiener Sprache gibt, und wer - wie ich - regelmäßig mit der Straßenbahn fährt, wird das hören. "Sprechen Sie Wienerisch" steht auch bei mir im Regal, aber ich bezweifle, dass es eine schriftliche Form für Dialekte gibt (gäbe es die, brächten wir kein Hochdeutsch). Ich selbst hab noch niemanden getroffen, der nicht in vielen Punkten von diesem Regelwerk abweicht, d.h. von irgenwelchen anderen Einflüssen geprägt ist. Dein Beispiel "köbben" hab ich beispielsweise noch nie als "keppeln" gehört, es sei denn bei Schülern im beginnenden Teenager-Alter (aber dort wird ein ganz anderer Jargon verwendet ["und da hat er ang'fangen", "das is voll oag" etc.])
Ich selbst sprech einen Mischmasch aus fast allem, was es in dem Land gibt, und ich glaub, dass genau das typisch wienerisch ist. Schließlich werden gerade Dialekte von der Zeit geprägt. Alles in allem glaub ich, bei Dialekten auf ein Wörterbuch zurückzugreifen bringt nur dann was, wenn man das Phonetische nicht zu Papier bringen kann. Und selbst wenn, wird man (wie in oben genanntem "Sprechen Sie Wienerisch") schnell feststellen, dass viele Wörter nicht mehr in Gebrauch sind, bzw. noch gar nicht so alt sind. Übrigt bleibt nur ein harter Kern, der sich wenn überhaupt dann nur langsam verändert. Hmm, eigentlich hab ich dir jetzt in keinem Punkt wirklich widersprochen. :D

 

Hallo Philipp!

Klar kann man nicht rein nach "Sprechen Sie Wienerisch" schreiben oder reden, das würde schon sehr komisch wirken. Und so, wie in Simmering die Uhr um eine Minute vorgeht, verschiebt sich wahrscheinlich auch die Aussprache vom unilateralen Meidlinger L im Westen ("kepln") über die zweite Simmeringer Lautverschiebung vom Osten bis Transdanubien zum "köbben". Zuweilen hab ich ja auch schon ein »köwen« gehört, aber das war wohl mehr Favoritnerisch oder so. :D

Ich selbst sprech einen Mischmasch aus fast allem, was es in dem Land gibt
Ich will Dir ja auch nicht dreinreden, wie Du sprichst. Nur bin ich halt der Meinung, daß man als Autor ein bisserl bewußter an die Sache herangehen sollte (nicht muß, und es ist ja auch nur meine Meinung).
Das typische Wienerisch ist ja in sich selbst ein multikulturelles Gemisch, und genau deshalb finde ich es erhaltenswert. Ganz Europa, tote Sprachen und lebende, der Osten mit dem Westen und Juden mit Christen sind da vereint.
Daß sich andere Dialekte dazumischen, ist natürlich klar, bei mir kennt man auch das Oberösterreichische heraus.
Es geht mir eigentlich mehr um die gerade noch gebräuchlichen Ausdrücke, die verloren gehen, wenn man sie nicht verwendet. Dem entgegenzuwirken, das haben Autoren, Fernseh- und Radiosprecher, usw. in der Hand. Letztgenannte tun es leider nicht… Was dabei herauskommt, ist eben das: »["und da hat er ang'fangen", "das is voll oag" etc.]«

Aber wichtig ist natürlich vor allem der Spaß am Schreiben. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo le_philipp,

eine nette kleine Alltagsbeobachtung, die einzelne Menschen und ihr Verhalten lebendig werden lässt.
Und dann dieses Resümee:

„Najo, liaba deppat leb'm
ois unglicklich steam“.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

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