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Den Blick geradeaus gerichtet
Er kürzte über den Friedhof ab, und bog vom linken Pfad aus in den Wald ein, der neben den Gräbern verlief.
Der Nebel von vorhin hatte sich zwischenzeitlich verzogen. Die aufgehende Sonne erhellte einen blauen Himmel, der vom baldigen Frühlingsbeginn kündete.
Nach wenigen Minuten tauchte vor ihm der verlassene Bauernhof auf. Der Weg zog eine Linkskurve, vorbei an halb zerfallenen Scheunen, und plötzlich endete der Wald.
Ein weites Feld erstreckte sich vor Richard, an dessem Ende er bereits das Firmengebäude ausmachen konnte.
Von der Idylle in Richtung Industriegebiet. Es faszinierte ihn jeden Tag aufs Neue, und wieder einmal freute er sich darüber, seinen Arbeitsplatz zu Fuß erreichen zu können.
Die Gegend war größtenteils ländlich. Nur wenige Unternehmen hatten sich auf dem kleinen Flecken angesiedelt, der so gar nicht hierher passte.
Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er noch genügend Zeit hatte. Gemächlich schlenderte er über den breiten Weg, zu dessen Seiten sich gefrorene Erde erstreckte.
Sobald der Wald hinter Richard lag, benötigte er knappe zehn Minuten, bis er auch das Feld hinter sich gelassen hatte.
Das zweistöckige Gebäude wuchs nur langsam in seinem Sichtfeld an. Ein schlichter Bau. Nicht besonders groß. Einige Büros, eine Telefonzentrale, und ein kleines Lager. Die Produktion befand sich im Ausland.
Als er die einzelnen Fenster erkennen konnte, bemerkte er auch, dass eines von ihnen offen stand. Eine Frau beugte sich daraus und wedelte aufgeregt mit den Armen herum.
Sandra.
Was wollte die denn bloß? Konnte sie ihn nicht ersteinmal in der Firma ankommen lassen?
Scheinbar nicht, dachte Richard sich, denn sein Handy klingelte, und als er es aus der Jackentasche zog, erkannte er auch sofort ihre Nummer auf dem Display.
Genervt, und jeglichem Zauber beraubt, den er noch Sekunden zuvor empfunden hatte, nahm er den Anruf an.
"Was ist denn?" - Sein Blick klebte noch immer auf der aus dem Fenster lehnenden Gestalt, die aufgrund des Mobiltelefons mittlerweile nur noch mit einem Arm wild umherschwenkte.
"Um Gottes Willen, hinter dir! Dreh dich nicht um. Lauf!"