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Der alte Löwe

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07.03.2020
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Der alte Löwe

Der alte Löwe lag zufrieden in der Sonne und döste vor sich hin. Sein Harem kümmerte sich um alles und das war gut so. Die Vorstellung, dass mächtigere Tiere kommen könnten, um ihn aus seinem Land zu vertreiben, war unsinnig. Eine Herde Flusspferde! Sollte der alte Aasgeier doch reden, was er wollte! Er schnatterte ohnehin ununterbrochen.


„Also ich würde ja nicht so ruhig in der Sonne liegen“, piepste ein Wüstenrennmäuschen vor der Schnauze des Löwen. „Die Flusspferde haben sich formiert und werden jetzt bald zum Wasserloch kommen.“


„Redest du mit mir?“, fragte der Löwe und öffnete verschlafen seine Katzenaugen.


„Ja, was glaubst du denn.“


„Du hast keine Angst vor mir?“


„Du frisst Gazellen, aber doch keine Mäuse“, kicherte das Tierchen. „Es geht um das Wasserloch, alter Mann“, setzte das Mäuschen fort. „Hast du mich verstanden?“


„Die Flusspferde werden es nicht wagen“, murmelte der Löwe bestimmt. „Mein Rudel ist stärker.“


„Nein, da muss ich dir widersprechen, mein Lieber. Die Flusspferde sind an Zahl überlegen. Meine Freunde und ich haben sie gezählt.“


„Wieso erzählst du mir das?“ Der Löwe streckte die Pfoten genüsslich weg. Die Sonne Afrikas schien warm auf sein helles Fell. Es war ein guter Tag und so sollte es bleiben. Die Löwinnen würden bald mit Futter zu ihm zurückkehren. Vielleicht mit einer leckeren saftigen Antilope.


„Weil meine Freunde und ich auch zum Wasserloch ziehen wollen und den Schutz deines Rudels wünschen. Genauso wie die Giraffen.“


„Hm, wieso sollten die Flusspferde das Wasserloch wollen? Sie haben einen Fluss“, überlegte der Löwe.


„Er ist ausgetrocknet, genauso wie viele Wasserstellen hier. Du hast in deinem Revier eines der Letzten, verstehst du es jetzt endlich?“


Der Löwe stand auf und wanderte gemächlich in den Schatten eines alten Baumes. „So so“, meinte er nur. „Ich will ja mal nicht so sein, wir könnten eigentlich all das friedlich lösen.“


„Du bist doch ein Löwe, der König der Tiere, ein Raubtier“, wunderte sich das Mäuschen.


„Der König, du sagst es, kleiner Freund. Wasser haben wir noch genügend. Wir können auch teilen.“


„Soll ich es den Flusspferden mitteilen?“


„Ich bitte dich darum“, erklärte der Löwe. Danach schloss er wieder die Augen. Wozu aufregen?

Die Zeit verging. Ruhe lag über der Savanne und die Mittagshitze. Die Löwinnen waren zurückgekehrt und lagen unter den Bäumen. Heute hatten sie kaum was gefangen. Sie würden am Abend wieder losziehen und auf die Jagd gehen.

„Sie kommen!“, piepste die Wüstenrennmaus aufgeregt. „Die Flusspferde glauben dir nicht!“


„Was sprichst du da, Kleine?“, fragte eine junge Löwin verschlafen.


„Spürst du es nicht? Der Boden vibriert.“


„Wacht auf!“, brüllte die Löwin sofort. „Die Flusspferde kommen!“


„Wieso?“, fragte ein Löwenkind und gähnte herzhaft.


„Sie wollen uns vertreiben“, raunt der alte Löwe.


„Aber warum denn? Seit Jahrzehnten gehört diese Wasserstelle unserem Rudel.“


„Es gibt kaum noch Regen“, wispert eine steinalte Löwin und sieht in den Himmel. „Die Wasserlöcher und Flussläufe trocknen aus. Alle haben Durst und fürchten um ihr Leben.“


„Ich bin bereit zu verhandeln und zu teilen“, sprach der Löwe und schüttelte die mächtige Mähne. „Wir haben noch genug.“


„Aber die Flusspferde, sie trampeln alles nieder und baden in unserem Wasser“, flüstert ein Löwenkind.


„Das machen Krokodile auch“, erwidert ein anderes. „Sei nicht so zimperlich.“


„Sie sind da!“, ruft ein Junglöwe aus. Er hat noch keine Mähne, doch in einem Jahr wird er fortziehen und sein eigenes Rudel gründen.


„Gut, bleibt hier. Ich versuche sie mal zur Vernunft zu bringen.“ Der alte Löwe erhob sich und trabte auf die Nilpferdherde zu.


„Halt!“, brüllte er, sodass man es durch die Savanne hören konnte.


„Zur Seite!“, rief ein Flusspferd. „Verschwinde mit deinem Rudel. Das ist jetzt unser Land.“


Der Löwe sah von einem zum anderen. Es waren an die dreißig Tiere. Tonnenschwer, wütend und ihnen bei weitem überlegen.


„Nein, dieses Land gehört uns allen“, bemerkte der Löwe.


„Das spricht ja der Richtige. Du beanspruchst es schon lange für dich und dein Rudel. Genauso wie das Wasserloch.“ Ein Flusspferd schüttelt sein mächtiges Haupt.


„Die Zeiten haben sich geändert und ich bin bereit zu teilen. Wir sind bereit zu teilen. Ihr könnt hierbleiben.“


Flüstern machte sich in der Flusspferdherde breit. Was sprach der Löwe da? Konnte man ihm trauen?


„Hört auf den Löwen!“, rief die Wüstenrennmaus. Sie stand auf zwei Beinen und glotzte die Tiere mit ihren dunklen Augen an.


„Wieso sollten wir ihm glauben? Er und die Seinigen sind unsere Feinde“, rief ein Flusspferd aus der Herde.


„Jeder kann sich ändern“, bemerkte ein altes Nilpferd und trat aus der Herde hervor. „Löwe, du wirkst nicht so, als würdest du uns in die Irre führen wollen oder eine List planen.“


„So ist es.“


„Zeig uns deine Wasserstelle, ob sie groß genug ist für uns alle“, forderte das alte Tier den Löwen auf.


„Kommt.“ Der Löwe schritt voraus, die Herde folgte ihm, auch sein Rudel und die Maus. Selbst der Aasgeier wurde neugierig.


„Wasser!“, quietschte ein Nilpferdjunges und stolperte in das Wasserloch.


„Vorsicht!“, rief eine Löwin. „Wir haben auch Krokodile.“


„Und Elefanten“, wisperte das alte Flusspferd. „Aber das wird kein Problem werden. Die Wasserstelle ist ja riesig.“


„Genug für uns alle“, erklärte der Löwe mit erhobenem Haupt. „Also seid ihr bereit für ein friedliches Miteinander?“


„Ja“, bemerkte das alte Nilpferd felsenfest.


„Aber das können wir doch nicht machen“, rief ein jüngeres männliches Tier.


„Doch. Im Frieden liegt die Kraft. Wir sind alle Tiere.“


„Raubtiere und Pflanzenfresser“, murmelte ein anderes Flusspferd kopfschüttelnd.


„Ja, schon, aber meine Rudel und ich fressen keine Flusspferde, keine Elefanten.“


„Keine Mäuse“, wisperte die kleine Wüstenrennmaus.


„Wir holen uns unsere Beute woanders“, erklärte eine Löwin. „Kranke schwache Tiere.“


Das alte Nilpferd nickte bedächtig. „Lasst uns einander helfen und füreinander da sein.“


Zustimmendes Geflüster. Ein Nilpferd nach dem anderen watete in das Wasser. Das Löwenrudel zog sich wieder unter seinen Baum zurück. Der alte Löwe gähnte, machte es sich bequem und schloss zufrieden die Augen.

 

Hallo @Kathi71, und Willkommen im Forum,
ich schreib mal mit, was mir beim Lesen auffällt:

Zunächst einmal sind da die vielen überflüssigen Leerzeilen, die durch die Übertragung aus deinem Textverarbeitungsprogramm an diesen Ort entstehen. Die solltest du streichen, das dient der Lesbarkeit, sonst wirkt der Text zerfasert.

„Es geht um das Wasserloch, alter Mann“
Dein Text kommt für mich bis hierhin als Fabel daher, Tieren werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben, dennoch bleiben es Tiere, deshalb stört mich das "alter Mann".

„Er ist ausgetrocknet, genauso wie viele Wasserstellen hier. Du hast in deinem Revier eines der Letzten, verstehst du es jetzt endlich?“
eine der letzten (Wasserstellen. Bezieht sich auf das Nomen im Satz vorher).

„Sie sind da!“, ruft ein Junglöwe aus. Er hat noch keine Mähne, doch in einem Jahr wird er fortziehen und sein eigenes Rudel gründen.
Diese prophetische Erklärung würde ich streichen, weil sie mich aus dem Text zieht.

Ich versuche sie mal zur Vernunft zu bringen.
Ich versuche mal, sie zur Vernunft zu bringen.

„Also(Komma) seid ihr bereit für ein friedliches Miteinander?“

„Ja“, bemerkte das alte Nilpferd felsenfest.
Das Adverb finde ich unpassend, weil es etwas behauptet. Zeig mir doch diese Überzeugung. Lass das alte Nilpferd (warum eigentlich nicht Flusspferd?) bspw. einmal aufstampfen, oder das Kinn heben.

Du hast einen interessanten, zeitgemäßen Konflikt erstellt: der Streit um ein knappes Gut, das durch Veränderungen der Umwelt noch knapper wird und Tiere zum Handeln zwingt. Da wäre vieles als Thematik möglich: Klimawandel und die Verwerfungen, die er auslöst, Gewohnheitsrecht und überkommene patriachale Strukturen, die nicht mehr funktionieren, der Kampf um ein Territorium zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen, etc.. Doch davon lese ich (leider) nichts, du löst auf in ein FF-Eierkuchen-Miteinander, die Jungen hören auf die weise Entscheidung der Alten und der Konflikt verpufft. Okay, du hast Märchen getaggt und als solches funktioniert das sicherlich auch, dennoch wäre bei der Exposition mehr drin gewesen. Ich würde mir wünschen, die Erkenntnis würde sich im Konflikt entwickeln, sich quasi aus dem Geschehen herausschälen, und nicht von den "Stammesältesten" als Ersticken des Konflikts beschlossen.
Die "Friedliche Koexistenz" ist als Appell sicherlich nett gemeint und auch honorig und vernunftsgemäß, doch mMn wider die menschliche Natur. Indianer und Siedler rauchen nicht abends zusammen am Feuer die Friedenspfeife und teilen sich Land und Büffel, sie schlagen sich wohl eher die Schädel ein. Und so frage ich mich, welche Message, welches neue Denkfutter bietet deine Fabel/Märchengeschichte dem Leser für die beschriebenen Probleme der Zeit an? Was gibt sie mir mit, das mich nachhaltig beschäftigt?

Peace, linktofink

 

Hallo @Kathi71

und herzlich willkommen hier.

Nur kurz zu Form: Mir passiert das immer, wenn ich direkt aus Word heraus den Text hier reinkopiere. Es hilft, vorher den Text ins Notepad zu kopieren und von da rauszukopieren, dann musst Du nicht mühseelig die einzelnen Zeilenumbrüche korrigieren.

Gruß
pantoholli

 

Hey @Kathi71

ich fande den Text nett zu lesen. Die Geschichte hatte keinen riesigen Spannungsbogen und die Tiere waren alle recht kooperativ. Für meinen Geschmack etwas zu kooperativ. Ich hätte mir noch irgendwas Unerwartetes gewünscht.
Die Aussage hinter dem Text find ich dennoch gut, sollten sich Menschen ein Beispiel dran nehmen.
Mir war es auch etwas zu viel Konversationen; hätte mir noch mehr drum herum gewünscht.
Wie auch immer.

Man liest sich!

Gruß aufdemWeg

 

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