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Der alten Kameraden freie Republik

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13.07.2006
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Der alten Kameraden freie Republik

Bin mir nicht ganz sicher, ob ich in dieser Rubrik richtig bin...urteilt selbst...

Der alten Kameraden freie Republik
Im Palast des Präsidenten der Republik San Cristobal gab es ein Atrium mit einem Rosengarten, in dessen Zentrum eine ovale Fläche aus schlichtem, hellem Verbundstein angelegt war.
Auf dieser Fläche stand ein runder Tisch aus dunklem Ebenholz, von sieben Hockern umringt.
Dies war der Tagungsort des Rates der Sieben, der eigentlichen cristobalischen Regierung.
Pepe Criado deckte in seit fast dreißig Jahren geübter Sorgfalt den Arbeitstisch.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen Herrn, der im Eingang zum Atrium stand und nachdenklich eine Münze mit dem eigenen Konterfei betrachtete.
Don Donaldo glich nicht mehr vollkommen den Standbildern, die man in der ganzen Republik finden konnte.
Der Ansatz des einst vollen, blonden Haares war merklich gen Kopfmitte gewandert. Das charismatische Leuchten der blauen Augen des Präsidenten war noch dasselbe wie vor dreißig Jahren, als er den blutigen Bürgerkrieg beendet hatte.
Das Gesicht aber war von tiefen Falten durchfurcht.
Don Donaldo sammelte sich und trat in das Atrium.
Im Vorübergehen klopfte er Criado auf die Schulter, dann nahm er Platz und begann, die ausgebreiteten Unterlagen zu studieren.
Im Eingang erschien eine riesige, aber gebeugte Gestalt mit einem wilden grauen Haarschopf.
Zwei junge Studenten stützten Professor Erudito.
Ächzend ließ sich der Gelehrte nieder und griff nach einem Glas, das der alte Diener wie immer mit frischer Ziegenmilch gefüllt hatte.
Die beiden jungen Helfer zogen sich respektvoll zurück.
„Donaldo“, brummte Pius und prostete Donaldo zu, der stumm nickte.
Eine andere Stimm klang vom Eingang her.
„Sei gegrüßt, Vater des Vaterlandes!“
Der drahtige, weißhaarige Mann in der schwarzen Uniform, der nun das Atrium betrat, zelebrierte solche Phrasen, weil es schlicht seiner Natur entsprach.
„Vito, alter Freund, setz dich einfach“, sprach Donaldo mit einem Kopfschütteln. Innenminister Vito gehorchte wortlos.
Ein Stimmengewirr erklang aus dem Haus. Criado wusste, dass nun Julio Piscator nahte, der Vorsitzende des Senats, dessen sonore Rednerstimme alles übertönte.
Umringt von einem Pulk hektischer Sekretäre erreichte der kleine, magere Senator mit dem ergrauten Lockenkopf das Atrium, schleuderte Anweisungen in alle Richtungen, um die umher schwirrenden Assistenten schließlich zu entlassen.
Piscator eilte mit ausgebreiteten Armen zum Tisch.
„Donaldo, mein Freund!“ Ein Schulterklopfen hier, ein anderes dort… „Liebe Freunde! Alte Kameraden!“
Criado wusste, dass damit die Runde für den heutigen Tag vervollständigt war.
General Paulo befehligte die Präsidialgarde im Dschungelkampf gegen die marxistischen Rebellen, und Außenminister Simplio bettelte zurzeit in Washington um Unterstützung. Beide waren unabkömmlich.
Der siebte Sitz hingegen war seit acht Jahren vakant, seit jenem unheilvollen Tage, da der beste Freund des Präsidenten, der Indio Pablo Verenez, bei einem Terroranschlag ein grausames Ende gefunden hatte.
Die rechte Terrorgruppe der Ultras hatte bestialisch unter den Ureinwohnern gewütet.
Der alte Diener näherte sich der Runde, um Getränke nachzuschenken.
Der Präsident saß aufrecht, die Hände auf dem Schoß gefaltet und lauschte dem auf ihn einredenden Senator.
„Der Senat ist ungehalten, Donaldo. Man unterdrücke die Indios, heißt es. Es sei Unrecht! Ja, so reden sie.“
„So wählt doch einen neuen Vertreter der Indios“, wandte Vito ein und nippte an seinem Wasser. „Schwatzt nicht, handelt!“
Der Professor lachte und verschluckte sich an seiner Milch.
„Blödsinn“, krächzte er hustend. „Analphabeten und Halbwüchsige. Wen soll man da wählen?“
„Es ist zum Verzweifeln“, lamentierte der Senator. „Die Menschen sind nicht reif für …“
Donaldo pochte kurz auf den Tisch, und das Gespräch verstummte.
„Das Problem ist ein anderes“, sagte er mit leiser, aber durchdringender Stimme. „Wir alle haben zusammen in der Freiheitsbewegung gekämpft. Diesen Platz aber…“ Er deutete auf den seit Jahren leeren Sitz am gegenüberliegenden Ende des Tisches. „…wird jemand einnehmen, der die alten Zeiten nicht erlebt hat, der einer anderen Generation angehört.
Unsere Furcht davor hält den Sitz vakant. Schluss damit!
Ich lasse das Wahlmännergremium zusammenrufen, um neue Senatoren zu wählen, und wenn es halbe Kinder sein werden. Sie haben sich das Recht dazu mit dem Blut ihrer Väter erkauft!“
Der Professor schnaubte. „Das ist sehr gut…“
„Genau“, bekräftigte der Senator. „Schön, dass du es selbst ansprichst.“
Der Präsident schaute erstaunt von einem der alten Gefährten zum anderen.
Piscator wedelte aufgeregt mit den Händen. „Donaldo, es ist Zeit an die nächste Generation zu denken. Und schau, du bist jetzt bald 60 Jahre alt und noch immer ledig… Ja, ich weiß, du bist mit dem Amt verheiratet und willst keiner Volksgruppe durch eine Ehe Vorteile verschaffen, aber…“
„Wenn es an der Zeit ist, wird das Volk meinen Nachfolger wählen“, donnerte der Präsident sichtlich ungehalten.
„Es wird keine Wahl geben“, klang Vitos monotone Stimme auf.
Der Präsident fuhr wütend herum. „Du fällst mir in den Rücken? Und damit der Verfassung? Warum wohl habe ich dich damals eingesetzt als Innenminister, als Oberbefehlshaber der Polizei? Zum Schutze unserer Freiheit!“
Der Minister zog ein Schriftstück aus seinem Anzug und breitete es vor dem Präsidenten aus.
„Im Einvernehmen mit dem Befehlshaber der Streitkräfte, dem Senat und den Staatsministern überreiche ich Euch eine von allen Anwesenden unterzeichnete Forderung zur künftigen Regelung Eurer Nachfolge.“
Der alte Diener Criado verschüttete vor Schreck zum ersten Male seit Jahren Wein, doch niemand beachtete ihn und den sich auf den Unterlagen ausbreitenden roten Rebensaft.
Der Präsident erbleichte und rang nach Worten, was Criado auch noch erlebt hatte.
„Donaldo“, sagte der Senator hastig.„Wir möchten dir nur vorschlagen, schon jetzt Nachfolger aufzubauen, damit es im Falle des Falles… keine Unruhen gibt.“
„Ohne erwartete Perspektive werden sich die Volksgruppen wieder die Schädel einschlagen“, bekräftigte Vito.
„Das ist Diktatur“, stöhnte Donaldo.
Der Professor stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Donaldo, mein Junge! Denk nach. Die Söhne deines Bruders! Sie sind von deinem Blute. Und das Volk wird eine Wahl haben… Einer von zweien… Es ist nur gut für die Menschen.“
Don Donaldo erhob sich, schritt von einem Rosenstock zum nächsten, betrachtete die Blüten und dachte nach.
Schließlich seufzte der Präsident, fasste seinen überraschten alten Diener bei den Schultern und blickte ihm tief in die Augen. „Alter Junge, gibt es eine Wahl?“
Criado hielt dem stahlblauen Blick stand. Er schluckte.
„Herr, die Leute haben Angst vor dem Neuen. Aber die Jungs tragen den Namen Donaldo…“
Der Präsident wandte sich dem wartenden Rat zu. „Ihr habt es gehört, Freunde, so soll es sein… Zum Schutze der Freiheit.“

Hinter einem mannshohen Strauch safrangelber Rosen drängten sich zwei kleine Gestalten.
Die eine war schlank, beinahe dürr. Blaue Augen lugten durch ein tief in die Stirn fallendes Gewirr ungekämmter dunkler Haare. „Wenn die weg sind, probier ich das aus. Ich wette Ebenholz ist nicht härter als anderes.“ In der Hand des Knaben blitzte ein Schnitzmesser.
Der zweite Junge war etwas kleiner, aber kräftiger. „Lass uns was essen. Das ist langweilig. Die reden, reden, reden. Ich will lieber Süßigkeiten.“

 

„Sei gegrüßt, Vater des Vaterlandes!“
Der drahtige, weißhaarige Mann in der schwarzen Uniform, der nun das Atrium betrat, zelebrierte solche Phrasen, weil es schlicht seiner Natur entsprach.

Hallo Udo W.,

allein schon an dieser Konstruktion vermeine ich zu spüren, dass Dir die Formulierungen Spaß machten – und trotz des an sich ernsten Themas fand ich Spaß beim Lesen. Gleichwohl fällt die Vielzahl m. E. nicht notwendiger Attribute – vor allem Adjektive – auf, die einer anderen, vor allem langatmigeren Erzählung als gerade einer Kurzgeschichte gut tun. Im folgenden werd ich drauf zurückkommen.

Ich weiß nicht, ob Panama mit seiner wechselvollen Geschichte Pate gestanden hat (es gibt dort eine Kleinstadt namens Cristobal, die mir aber nur deshalb bekannt ist, weil dort ein amerikanischer Stützpunkt ist und wegen der strategischen Lage auch bleiben wird), Kleists Haiti-Novelle schließe ich aus, denn zu dieser Zeit waren die Kariben lange schon ausgerottet und durch arbeitswillige Afrikaner ersetzt worden.

Sehen wir vom bereits erwähnten inflationären Gebrauch von Adjektiven ab, gefällt dieses Schlaglicht auf den engen Kreis um eines lateinamerikanischen Diktators nach dem Zerfall Großkolumbiens mit ironischem Ausgang.

Hier einige Beispiele zu dem kleinen Makel:

… ovale Fläche aus schlichtem, hellem Verbundstein …
und
… ein runder Tisch aus dunklem Ebenholz …
worinnen die Form des Tisches und die Zahl der Hocker, die Farbe des Holzes aber keine Bedeutung hat, insofern der Tisch sicherlich an die Tafelrunde Artus’ erinnern soll.
Dass die Hocker freilich den Tisch „umringen“ schreibt ihnen eine Qualität zu, die sie nicht haben – als wäre es der Wille der Hocker, so zu stehen. „Umgeben“ wäre ein angemessenerer Ausdruck.

…, der eigentlichen cristobalischen Regierung.
Was wäre die „uneigentliche“ Regierung? Zudem wäre das Attribut entbehrlich, denn wo sonst als nach San C. will uns der Autor entführen?

Der Ansatz des einst vollen, blonden Haares war merklich gen Kopfmitte gewandert.
Ist zwar eine schöne ironische Beschreibung, aber nicht unbedingt notwendig, wie hernach die „tiefen“ Furchen, pardon, Falten im Gesicht.

… charismatische Leuchten der blauen Augen …
Könnte eine Nachttischlampe (EU-konform, wir wollen ja nicht Recht brechen, natürlich Marke Sparmodell) charismatisch Leuchten?

… den blutigen Bürgerkrieg …
Nenn mir einen unblutigen Bürgerkrieg … (wenn doch, dann bitte aus Lateinamerika)

„Ohne erwartete Perspektive werden sich die Volksgruppen wieder die Schädel einschlagen“, bekräftigte Vito.
Nun ja, Don Vito mag so reden. Aber sind es nicht eher bestimmte Mitglieder von Volksgruppen, die wiederum anderen Mitgliedern anderer Volksgruppen und gelegentlich auch andern Mitgliedern der eigenen Volksgruppe aufs Haupt schlagen?

Gruß

Friedel

 

hallo udo,

gefällt mir gut deine (fast sarkastische) geschichte. einzig mit dem schluss bin ich nicht klar gekommen:

Hinter einem mannshohen Strauch safrangelber Rosen drängten sich zwei kleine Gestalten.
Die eine war schlank, beinahe dürr. Blaue Augen lugten durch ein tief in die Stirn fallendes Gewirr ungekämmter dunkler Haare. „Wenn die weg sind, probier ich das aus. Ich wette Ebenholz ist nicht härter als anderes.“ In der Hand des Knaben blitzte ein Schnitzmesser.
Der zweite Junge war etwas kleiner, aber kräftiger. „Lass uns was essen. Das ist langweilig. Die reden, reden, reden. Ich will lieber Süßigkeiten.“
stehe ich irgendwo auf dem schlauch??

herzliche grüße
ernst

 

Hallo Udo,

melde mich hiermit auch mal ungefragt zu Wort.
Es ist eine hoch komplexe Thematik, die du hier in einen kurzen Text quetschst. Darum wirken die Dialoge manchmal etwas holzschnittartig und gekünstelt, weil du zu viel Hintergrundinformationen einbauen musst. Aber mir fallen überzeugende und stimmige Dialoge selbst sehr schwer, ganz besonders in einer Kurzgeschichte.
Die Thematik finde ich sehr interessant (vll. inspiriert von Llosa oder Márquez?) und auch die Pointe mit den lauschenden Kindern gefällt mir sehr. Leider entgeht mir am Schluss irgendwie, welche Entscheidung jetzt überhaupt getroffen wird: werden Wahlen stattfinden oder nicht? Aber das ändert nichts am Gesamteindruck, dass die Geschichte schön konstruiert ist, eine interessante Grundidee hat und auch gut zu lesen ist.
Zur Kritik von Friedrichard: "Wir müssen nach der Schnur sprechen oder er sticht uns mit Silben zu Tode" ;-)

 

Zunächstmal danke ich für die teils sehr ausführlichen Reaktionen.

Friedel und Kata, Ihr hat mich durchschaut... ;-)
Wenn ich eine Kurzgeschichte schreibe, ist das Rsultat immer (ob ich will oder nicht) ein Bruchstück aus einem großen Mosaik...

Daher rührt vermutlich auch jene Vielzahl von Attributen bzw. Adjektiven, die v.a. Friedel als Makel empfindet. Allerdings sind einige dieser Friedel unnötig erscheinenden Attribute durchaus bewußt platziert worden.
Im Einzelnen...

Die Gestaltung des Versammlungsortes, einschließlich Form, Farbe und Material des Möbiliars, ist für die Geschichte von Bedeutung, soweit man die Geschichte nicht auf ihre offensichtliche Handlung reduzieren möchte.
Genauso bewußt gewählt ist das aktive Verb "umringen".
Ich kann Friedel nur zustimmen, die Story würde auch ohne diese verborgenen Bedeutungsebenen funktionieren, aber es wäre eine andere...

Was den unblutigen Bürgerkrieg anbelangt, so kann ich leider nicht auf den
cristobalischen Konflikt von 1877 hinweisen, da dieser nie stattfand...
Okay, Treffer, versenkt... ;-) Da hast Du mich erwischt.

Ebenso erwischt hast Du die "eigentliche Regierung", eine ungeschickte Wortwahl. Aber es ist eben nicht die offizielle Regierung von San Cristobal, die sich hier versammelt, sondern die informelle Regierung, die abseits der vordergründig regierenden Gremien faktisch die Entscheidungen trifft.

Das charismatische Leuchten einer Nachttischlampe ist mir auch noch nicht untergekommen. Das charismatische Leuchten von oder in Augen allerdings sehr wohl. Aber das ist eine andere Geschichte, die so gruselig und seltsam anmutet, das sie als Erzählung vermutlich unglaubwürdig wirkte, obschon tatsächlich geschehen.

Was die Aussage des Innenministers Vito bezüglich der Gewalt zwischen den diversen Volksgruppen betrifft, so tendiere ich stark in jene Richtung, die Du offenbar vertrittst. Aber wenn ich dem Herrn Vito unsere Meinung in den Mund gelegt hätte, hätte er - und damit ich als Autor - gelogen.

@Ernst Clemens: Deine offene Frage kann ich nur mit einem "Sieht so aus" beantworten ;-) Und mit folgendem Anschub...
Zwei Neffen, die als Nachfolger aufgebaut werden sollen. Zwei Knaben, die das Geschehen beobachten. Der eine möchte ausprobieren, ob er den ovalen Tisch aus Ebenholz beschädigen kann, der andere hat recht vordergründige Bedürfnisbefriedigung im Sinn...

@Kata: Tja, werden jetzt Wahlen stattfinden?
Die Frage läßt sich nur individuell beantworten. Die Antwort hängt davon ab, was man unter "Wahl" versteht. Sollten die alten Kameraden ihren Plan durchsetzen, so wird es nach Donaldos Abschied Wahlen geben. Doch die Kandidaten bzw. möglichen Gewinner werden von besagten alten Kameraden bereits fest gelegt.
Wobei die Frage offen bleibt, ob diese Kandidaten dereinst zur Verfügung stehen und dann auch so handeln werden, wie erwartet...

Eure Überlegungen zur realen und zur literarischen Vorlage für die Geschichte waren recht interessant. Aber Ihr liegt weit daneben.
Von Llosa habe ich nichts, von Marquez sehr viel gelesen, was der Grund sein kann, dass ich die Handlung nach Lateinamerika verlegt habe, wo man solches wohl auch erwartet.
In der ersten Version der Story war der Hintergrund das antike Rom am Übergang zur Kaiserzeit. Meine persönliche Assotiationskette hat ihren Anfang jedoch in meinen Erfahrungen in der hiesigen Politik...

 

Nix zu danken,

lieber Udo,

der Spaß an der Geschichte hat ja auch die (zugegeben) geringe Mühe mehr als aufgewogen. Es ist richtig von Dir abzuwägen, ob Du etwas von den Kommentaren annimmst, denn sieh sie (nein, ich bin nicht Sissi und auch nicht ZZTop) als Vorschläge an. Wichtig ist allein, dass DEINE Geschichte zunächst Dir selbst gefallen und in sich schlüssig sein soll. Einzig in grammatischen Dingen - es sei denn, einer wäre Luther (nenn ich, weil's gerade aktuell ist) und schüfe neue Wörter/Formulierungen - sollte der Hinweis unbedingt angenommen werden.

Ob wir Dich durchschaut haben - ich tu mal so als ob! Aber i. d. R. verrät, was und wie einer schreibt, auch einiges über ihn. Dass dieser Text hier ein Steinchen aus einem größeren Mosaik wird, macht mich neugierig ...

Inflationäre Verwendung empfind ich da als Makel, wo's zum Kitsch wird. Aber das ist die erzählte Geschichte mit Sicherheit nicht.

Ich kann Friedel nur zustimmen, die Story würde auch ohne diese verborgenen Bedeutungsebenen funktionieren, aber es wäre eine andere...
Ich hoffe, dass Geschichten und ihre Autoren nicht unbedingt "funktionieren" müssen und die sog. Wirklichkeit nur reproduzieren wie das Arbeitsleben heutzutage. Da tut Sand im Getriebe immer ganz gut ...

Das charismatische Leuchten einer Nachttischlampe ist mir auch noch nicht untergekommen.
Mir aber auch noch nicht im Auge eines Andern und mich selbst seh ich selten genug (evtl. beim Zähneputzen). Da wär ich erst recht neugierig auf die Geschichte ... Und wer löge nicht von uns, sind wir doch aller irgenwie Kreter - und sei's nur ein bisschen bei der Steuererklärung ...

Und was die Wahlen betrifft käme es wohl so aus, wie von der Kameradschaft geplant. Ich hätt übrigens als Vorlage auf die Nach-Perikles-Zeit in Athen getippt. Warum? Weil ich mich gerade eben dort wähnte ...

Gruß

Friedel

 

Dass dieser Text hier ein Steinchen aus einem größeren Mosaik wird, macht mich neugierig ...

Nun, indem ich schreibe, entwickelt sich unweigerlich in meinem Geist der Hintergrund der Geschichte und ihrer Figuren. Die gesamte Welt meiner Erfindungen gruppiert sich jedesmal neu...und das entzieht sich völlig meiner bewußten Kontrolle, es passiert automatisch.

Ich hoffe, dass Geschichten und ihre Autoren nicht unbedingt "funktionieren" müssen und die sog. Wirklichkeit nur reproduzieren wie das Arbeitsleben heutzutage.
Genau!

Mir aber auch noch nicht im Auge eines Andern und mich selbst seh ich selten genug (evtl. beim Zähneputzen). Da wär ich erst recht neugierig auf die Geschichte ...
Ich habe vor über fünfzehn Jahren einen Mann erlebt, der ohne Worte oder erkennbare Gesten, nur durch seinen Blick Menschen unter seinen Bann
brachte. Ich arbeitete damals in der Psychiatrie. Der Betreffende hielt sich für einen Gesandten Satans... es war eine doch recht blutige Angelegenheit...
Aber diese Geschichte möchte ich (noch?) nicht erzählen.

Und wer löge nicht von uns, sind wir doch aller irgenwie Kreter - und sei's nur ein bisschen bei der Steuererklärung ...
Wie meinst Du das in diesem Zusammenhang?

Und was die Wahlen betrifft käme es wohl so aus, wie von der Kameradschaft geplant.
Nun, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das klingt platt, trifft aber in der Regel zu. ;-)
In diesem Falle kommen die vorgesehenen Erben abhanden.
Die Idee, Donaldos nächste männliche Verwandte als Nachfolger aufzubauen, ist so wenig originell, dass auch andere darauf kommen könnten.
Und es gibt immer jemanden, der gerne Pläne vereitelt...

Ich hätt übrigens als Vorlage auf die Nach-Perikles-Zeit in Athen getippt. Warum? Weil ich mich gerade eben dort wähnte ...
Ja, passt auch. Nun, das Motiv ist vielleicht Ausdruck einer soziologischen oder historischen Gesetzmäßigkeit? Wer weiß...
Athen, Rom, Lateinamerika... solche Gespräche werden auch hier und heute geführt, solche Pläne werden auch jetzt und in Deutschland geschmiedet...
Nur sind es da nicht unbedingt die Söhne oder Neffen.

 

Zitat:
Und wer löge nicht von uns, sind wir doch aller irgenwie Kreter - und sei's nur ein bisschen bei der Steuererklärung ...
Wie meinst Du das in diesem Zusammenhang?

Auslöser dieser Feststellung,

lieber Udo,

ist der Satz

Aber wenn ich dem Herrn Vito unsere Meinung in den Mund gelegt hätte, hätte er - und damit ich als Autor - gelogen.

...

Jetzt brenn ich darauf, den Gesandten Satans kennenzulernen ...

Gruß

Friedel

 

Achso... den Punkt hatte ich gerade nicht parat... ;-)
Das habe ich jetzt von der Vielschichtigkeit...

Nein, es gibt Begebenheiten in meinem Leben, aus denen ich Erfahrung schöpfen konnte, die ich aber nicht literarische verarbeiten möchte. Nicht jetzt, vielleicht später.
Zum einen werden sich die Geschichten melden, sobald sie an der Reihe sind.
Zum anderen unterliege ich der Schweigepflicht, durch deren Verletzung ich auch Schaden anrichten könnte.

Mein Vater hatte ähnliche Erlebnisse, die er erst viel später in Geschichten fassen durfte. Nein, er ist kein Schriftsteller... ;-)
Ich stamme aus einer Familie, die ihre Geschichte und ihre Geschichten in mündlicher Überlieferung weiter trägt...
Einige Aspekte der Erlebnisse meines Vaters werden in zukünftigen Geschichten aufblitzen, das kann ich versprechen... :-)

 

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